Als wir gegen 10h von der Seine kommend an der Schleuse n° 7 „La Briche“ des Canal Saint Denis eintreffen, dauert es etwa 15 min. bis die Schleuse auf „grün“ schaltet. Vorab haben wir uns über Telefon angemeldet. Wir sind auf Bergfahrt.
Es gibt auf der ganzen Strecke des Kanals für jede Schleuse 2 Kammern unterschiedlicher Grösse. Allerdings erfahren wir später, dass einige kleine Kammern zurzeit ausser Betrieb sind.
Als wir nun in die erste grosse Kammer mit einem Hub von mehr als 4m einfahren, suchen wir Festmacher, oder gar Schwimmpoller, zunächst vergebens. Im Vorderteil der Kammer finden wir auf der Steuerbordseite auf etwas 2m Höhe einen Haken. Da VAGABOND als Erster einfährt, können wir ihn zu unserem Glück benutzen. Für BALU gibt es nichts!!!. Für dieses Boot bleibt nur Motor und Buck- und Heckstrahler.
Nur oben gibt es Poller am Rand der Kammern.
Dort erwarten uns zwei Angestellte (einer für VAGABOND, einer für BALU ;-)). Wir werden aufgefordert zur Registrierung ein Formular auszufüllen. Ob wir die Reise als „Freizeitschiffer“ über die beiden Kanäle bezahlen müssen, ist noch nicht ganz klar.
Diese Kanäle werden nicht von VNF, sondern von der Stadt Paris verwaltet. Die beiden Angestellten klären uns nun über den hier angewendeten Schleusenprozess auf.
Alle Schleusen des Kanals besitzen die gleiche Konzeption (siehe Zeichnung). Zwischen den beiden Kammern, zentral gelegen, befindet sich die nicht mehr benutzte Bedienkabine und die Ventile zum Füllen oder Leeren der Kammern. Die Lage der grossen und kleinen Kammern, links oder rechts vom zentralen Teil kann wechseln. Bei der ersten Schleuse (n°7), die wir nehmen liegt sie z.B. rechts (also auf Steuerbordseite).
Bei allen Schleusen des Canal Saint Denis wird das Wasser immer von der Mitte aus (zwischen den beiden Kammern) von unten in die jeweilige Kammer gepumpt.
Um Schwierigkeiten in der Kammer zu vermeiden, sollte man sich immer an der zentral gelegenen Mauer anlegen oder festmachen, falls dies möglich ist! Das einfliessende Wasser strömt zunächst unter dem Boot zur gegenüberliegenden Mauer, wird dort zurückgespült und drückt anschliessend das Schiff gegen die zentral gelegene Wand. Wenn man versehentlich auf der falschen Seite liegt, wird man von der Wand weggedrückt!
Dies kann gefährlich werden. BALU hat einige Schwierigkeiten, die Kontrolle zu behalten. Da das Wasser von „unten“ und nicht von vorne einströmt, spielt es auch keine Rolle, ob man sich vorne oder hinten in der Kammer befindet. Wichtig ist es, einen „Haken“ in der Wand zu finden!
Unterwegs auf dem Kanal ruft uns ein Berufsschiffer über VHF Kanal 10 an. Er möchte wissen, „warum wir diesen „dreckigen“ Weg eingeschlagen haben?“
Die Frage ist durchaus berechtigt!!!
- Die Schleusen sind nicht für Freitzeitschiffe ausgestattet.
- Es gibt kaum Festmacher, in den Kammern sind es oftmals Haken in der Schleusenwand. Man kann sich leicht daran „verfangen“.
- Viel Abfall schwimmt im Wasser.
- Der Weg führt durch die sogenannte „Banlieue„. Anders gesagt, der Kanal ist kein Platz zum Verweilen.
- Es herrscht ziemlich viel Berufsverkehr; hier haben einige „Recycling Firmen ihre Werke.
Als wir aus der letzten Schleuse „Porte de Flandre“ n°1 rausfahren, sind wir alle erleichtert.
Ganz anders der Canal Saint Martin, den man an der „Villette“ erreicht. Dort haben wir am Anleger zwei Plätze reserviert. Von Rueil-Malmaison bis hierhin, haben wir 5 anstrengende Stunden gebraucht.
Der Anleger ist gut ausgestattet und durch eine Tür gesichert. Zum Öffnen der Tür und für die sanitären Anlagen benötigt man einen „Passe„.
Wir nutzen den Rest des Tages zu einem Ausflug in den nahegelegenen Parc de la Villette.
Am nächsten Morgen melden wir uns wieder über Telefon (+33 1 43 41 39 32) beim Kontrollposten des Canal St. Martin an.
Vor uns, bis zum Hafen Arsenal liegen 8 Schleusen abwärts, zwei Drehbrücken und einen Tunnel. Die Schleusen sind jeweils in 2 Stufen angeordnet: 1 & 2, 3 & 4, 5 & 6, 7 & 8. Dadurch geht das Schleusen recht zügig voran. Die Schleusen werden ab 8h05 bedient. Es ist zu empfehlen, früh zu starten und am besten am Wochenende. Ab 9h30 wird der Kanal häufig von Passagierschiffen benutzt, die Vorfahrt haben.
Problemlos kommen wir voran. Gegen 9h30 erreichen wir die letzte Schleuse Ecluse du Temple n°1 vor der Einfahrt in den Tunnel. Hier befindet sich auch der Kontroll-Posten.
Schon vor der Abfahrt haben wir unser Schiff auf die Fahrt durch den etwa 2 km langen Tunnel, genannt „la voûte„, vorbereitet, Scheinwerfer angebracht, Cabrio runter gelegt und eine warme Weste bereit gelegt. Der Tunnel hat eine Durchfahrthöhe von 4,27 m, ist beleuchtet und belüftet. Sein Fahrwasser bietet genügend Platz. Die Einfahrt und Ausfahrt sind auf beiden Seiten etwa 1m enger. Kein Vergleich mit einem Tunnel wie den „de Ham“ bei Givet auf der Meuse!
Die maximal zugelassene Durchfahrtzeit ist auf 20 Minuten begrenzt ( etwa min. 6km/h).
Direkt nach der Einfahrt ist man begeistert. Der Eindruck ist überwältigend, absolut nicht bedrängend. Sehr schnell ist der Canal St. Denis vergessen. Wie so oft, gibt es die Belohnung zum Schluss!
Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel melden wir uns sofort im Hafen über VHF 9 an. VAGABOND bekommt Platz B124 zugewiesen. BALU liegt direkt gegenüber auf der anderen Seite des Hafenbeckens, dort wo die grösseren Schiffe längsseitig ihren Platz finden.
Hier bleiben wir 4 Tage.
Zusammenfassung:
- Rueil-Malmaison > Villette : 22 km, 5h30, 7 Schleusen, eine Hebebrücke
- Villette > Arsenal : 5 km, 2h, 8 Schleusen, zwei Drehbrücken