2023 # 17 Von Antwerpen Richtung Grevelingen

Von Antwerpen aus kommt man nach Zeeland über die Westerschelde oder über den Rhein-Schelde-Kanal. Wir wählen den Weg über den Kanal. Bei der Fahrt durch den Hafen gilt es einige Regeln zu beachten. Die Strecke zwischen der Siberiabrug und dem Rhein-Schelde-Kanal ist in 3 Sektoren eingeteilt:

  • 1/ Sektor WELL (Kai 100 – 415): Ansage auf VHF 20 / Kanal 62: Hören
    • Name des Bootes: VAGABOND
    • FD-Nummer des Bootes „11 22 33
    • Anzahl der Personen an Bord : 2
  • 2/ Sektor DONK (Kai 415 – Lillobrug) : Ansage auf VHF 22
  • 3/ Sektor POLDER (Kai 415 – Rhein-Schelde-Kanal): Ansage auf VHF 2

Wir starten um 8h20. Die Londonbrug wird um 8h30 gehoben, die Siberiabrug um 9h00. Im Konvoi fahren wir mit 6 Freizeitschiffen in Richtung Rhein-Schelde-Kanal. Unter ihnen eine niederländische Yacht mit Namen Vagebond, was anfangs etwas zur Verwirrung führt. Da wir aber kein Niederländisch sprechen, sondern in Französisch mit der Hafenüberwachung reden, ist das Problem schnell gelöst. Ausserdem hilft natürlich die AIS-Erkennung und die FD-Nummer.

Nach 2 Stunden Fahrt erreichen wir den Kanal. Der Kanal ist sehr breit. Trotz des hohen Verkehrsaufkommens verläuft die Fahrt bis zur Schleuse Kreekracksluis recht ruhig.

Geschleust werden wir mit 4 Frachtern in der 320m langen Schleusenkammer. Wir stehen direkt hinter einem Frachter, der während des gesamten Vorgangs seine Schraube laufen lässt.

Eine Stunde später, finden wir im netten Club-Hafen WSV Kogge in Tholen am Passantensteg „Sandettie“ wieder, eine Linssen-Yacht, die wir von Charleville-Mezière her kennen. Der Hafen von Tholes bietet viel Platz. Wir waren aber nur zu zweit am Passantensteg. Ein Rundgang durch das Städten lohnt sich. Direkt am Hafen liegen ein paar Cafés und Restaurants.

Tholen

Gegen 8h30 legen wir am nächsten Morgen los. Es ist noch sehr diesig. Wir müssen wachsam sein. Sobald wir auf dem Kanal sind, spüren wir den starken Berufsverkehr. Vor allem Tankschiffe sind unterwegs. Der blaue Kegel signalisiert entflammbare Ladung.

Trotzdem kommen wir bis zur Kramer-Schleuse gut voran. Wir sind nicht die einzigen, die in Richtung Oosterschelde unterwegs sind. Alle wartenden Schiffe können ohne Verzug geschleust werden.

Anders sieht es dann aus an der Grevelingen-Schleuse. Hier müssen wir über eine Stunde warten. Da der Wartesteg vor der Schleuse schon vollgepackt ist, als wir ankommen, drehen wir ein paar Runden.

Zumindest ein Kapitän in der Warteschlange wacht peinlich darauf, dass ihn keiner überholt. Als wir auf gleicher Höhe im Wind treiben, bekommen wir „die gelbe Karte“ gezeigt.

Als die Wartezeit dann endlich vorüber ist, lassen wir ihnen höflich den Vortritt.

Um kurz vor 13h legen wir im Club-Hafen WSV BRU am Aussensteg an, wo wir zwei Tage lang das Hafen- und Schleusenkino geniessen.

WSV BRU // Bruinisse

Zusammenfassung:

  • Antwerpen > Tholen: 39km, 5h, 1 Schleusen
  • Tholen > Bruinisse: 29km, 3h30, 2 Schleusen.

2023 #16 von der Sambre nach Antwerpen

Von der Sambre aus führt der Weg nach Antwerpen über den Canal Charleroi-Bruxelles. Ab Brüssel geht er in den Zeekanaal-Bruxelles über. Bei Willebroek hat man dann zwei Möglichkeiten für die weitere Reise:

  • weiter über den Kanal zur Rupel, die in die Zeeschelde mündet.
  • direkt zur Rupel. Von dort aus bieten sich dann wieder zwei mögliche Wege an:
    • Zeeschelde > Antwerpen
    • Beneden Nete > Netekanal > Albertkanal > Antwerpen.

Wir haben uns für die letztere Variante entschieden. Sicherlich die gemütlichere Lösung. Die Reise dauert zwar einen Tag länger, allerdings ist die Rupel und Nete trotz Gezeiten einfacher zu befahren. Hier findet man kaum Berufsverkehr und die Fahrt im Gezeitenwasser dauert gerade mal 1h20 (Strömung bei etwa 3 km/h) von Schleuse Klein Willebroek nach Duffel.

Skizze : Gewässer Sambre > Antwerpen

Unsere erste Etappe führt uns von Thuin nach Seneffe (43 km, 9 Schleusen). Bemerkenswert ist zunächst die Schleuse Monceau s/ Sambre. Von der Hinfahrt schon wissen wir, dass es in den Wänden keine Festmacher gibt. Der Schleusenhub beträgt 5m. Unsere Leinen sind 10m lang. Das reicht auf keinen Fall. Zwei Lösungen:

  • Verknüpfung zweier Leinen (so kann man sie um den Poller legen)
  • Schleusenwärter macht die Leinen am Poller fest, und wirft sie nach der Schleusung runter (wir sind auf Talfahrt).

Die Fahrt führt uns zügig weiter nach Seneffe, wo wir im Clubhafen festmachen. Die Strecke bei Charleroi haben wir schon an anderer Stelle mehrmals erwähnt.

Am nächsten Tag legen wir schon recht früh los, da wir uns einen Abstecher zu den historischen Aufzügen des historischen „Canal du Centre“ vorgenommen haben. Wir wollen die 4 Aufzüge zu Tal befahren und anschliessend den modernen Aufzug von Strépy-Thieu hochfahren. Als wir uns über Telefon am ersten Aufzug melden, müssen wir leider erfahren, dass zurzeit nur 3 der 4 Aufzüge benutzt werden können…. Nach kurzer Überlegung wenden wir und fahren zurück zum Canal Charleroi-Bruxelles.

Zur Entschädigung steht jetzt der Schrägaufzug, der „Plan incliné de Ronquières“ auf dem Programm. Vielleicht ist der Aufzug von Strépy noch beeindruckender, aber auch hier muss man die Ingenieur-Kunst loben. Hier werden 68m auf 1,5km in rund 30′ überbrückt. 10 Schleusungen mit dem auf dem Kanal üblichen Hub von 7 Schleusen würden da wesentlich länger dauern….

Nach etwa 1h Wartezeit (zur Zeit wird nur eine „Wanne“ benutzt) werden wir zusammen mit einem Frachter und Freitzeitboot „geschleust“ oder wie sagt man da?!.

Gegen 13h legen wir im Yacht-Hafen von Ittre im Oberwasser der gleichnamigen Schleuse an. Es scheint uns, dass Passanten zwar gern gesehen sind, aber hier wohl seltener anlegen.

Die nächste Etappe führt uns nach Brüssel. Sieht man mal von der Durchfahrt von Brüssel ab, gefällt uns der Kanal recht gut. Es gibt nur wenig Berufsverkehr, an manchen Stellen fühlt man sich wie auf einem offenen Fluss. Bemerkenswert sind einige historische Bauwerke und moderne „Streetart-Malereien“.

7 Schleusen liegen vor uns. Sie gleichen sich alle. Ausser der Schleuse von Ittre, die mit 14 m Hub aus der Reihe fällt.

Ittre n°5

Wenn man sich dann Brüssel nähert, versteht man besser den schlechten Ruf dieser Strecke.

Bezüglich des Hafens möchten wir nur einen guten Freund zitieren: das einzig „Königliche“ am Hafen ist sein Namen. Zur Ehrenrettung muss gesagt werden, dass der Hafenmeister äusserst zuvorkommend und freundlich ist. Ausserdem gebührt dem Restaurant im Clubhaus Lob. Die Preise sind gehoben, wir wurden aber nicht enttäuscht.

Am nächsten Tag fahren wir bei diesigem und regnerischem Wetter nach Willebroek, wo wir nach 3h vor der Schleuse festmachen.

Ein niederländisches Segelboot, hat hier ebenfalls angelegt. Wie wir wollen sie am nächsten Tag nach Lier fahren. Nun haben wir Zeit, zusammen die Gezeitentabelle von Antwerpen zu studieren.

Am 19. August ist Ebbe um 9h18 in Antwerpen. Dann steigt das Wasser wieder bis um 15h22. In Willebroek steigt das Wasser 3h nach der Ebbe wieder.

Wir nutzen die Zeit zum Brotkauf in der am anderen Ufer liegenden Stadt Boom, die wir mit einer kostenlosen Fähre erreichen.

Da wir mit auflaufendem Wasser flussaufwärts fahren wollen, nehmen wir am nächsten Tag um 12h30 die Schleuse, die wir um 12h50 verlassen (Antwerpen LW +3,5h). Nach 1h20 kommen wir an der Schleuse Duffel bei einer Strömung von etwa 2 – 3km/h an.

Zu spät nach Niedrigwasser, sollte man die Fahrt wegen der Durchfahrthöhen unter den Brücken nicht beginnen. Bei Hochwasser sind es bei der „Baanbrug Duffel“ nur noch etwa 3,50m. Zu früh, ist auch nicht zu empfehlen, da die Einfahrt zur Schleuse Duffel bei Niedrigwasser nicht möglich ist.

Wir übernachten am Passantensteg in Lier. Von hier ist die Stadt, dessen Besuch sich immer lohnt, in ein paar Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen.

Die Weiterfahrt nach Antwerpen ins Willemdok bedarf auch etwas Planung. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, um zum Yachthafen zu gelangen, über die Schelde oder den Albertkanal. Wie schon berichtet, haben wir die Strecke über den Kanal gewählt. Es sei noch erwähnt, dass in Antwerpen eine sogenannte FD-Erkennungsnummer und ein AIS-Sender am Schiff vorgeschrieben sind.

Wir starten kurz nach 11h in Lier. Die Siberiaschleuse, die zum Willemdok führt, wird nachmittags von 15h45 – bis 18h bedient. 2 Schleusen liegen auf der 32 km langen Strecke.

Es sei noch angemerkt, dass wir in der Schleuse Wijnegem unsere Leinen verlängern müssen. Dort wo wir stehen, vor dem Frachter Wilani , direkt an der vorderen Tür, gibt es keine Poller in den Wänden.

Unsere Rechnung geht auf! Um 15h40 erreichen wir die Brücke, die wir mit 2 Freizeitschiffen passieren.

Drei Tage werden wir hier verweilen. Zeit, um neue „Ecken“ in der Stadt zu erkunden. Willemdok ist immer ein guter Platz.

Zusammenfassung:

  • Thuin > Seneffe : 43km, 7h, 9 Schleusen
  • Seneffe > Ittre: 25km, 5h, Plan incliné
  • Ittre > Brüssel: 30km, 5h, 7 Schleusen
  • Brüssel > Willebroek: 13km, 3h, 1 Schleuse, m. Hebebrücken
  • Willebroek > Lier: 14km, 2h30, 2 Schleusen
  • Lier > Antwerpen: 32km, 5h, 2 Schleusen, 2 Hebebrücken.

2018 #23 Auf der Schelde nach Antwerpen

Die Schelde ist ein Gezeitenfluß. Die Tiede bei Antwerpen beträgt etwa 6m. Von Gent nach Antwerpen sind es rund 80km. Auf den ersten 30 km gibt es keine Anlegemöglichkeiten. Hier ist die Schelde noch recht schmal und sehr kurvenreich. Die Innenkurven sind meist versandet und man muß mit Berufsverkehr rechnen, so steht es in den Navigationsführern.

Aber zunächst heißt es mal die Reise vorbereiten. Seit unserem Saisonstart Anfang Mai lief unser Motor gute 300h. VOLVO-PENTA empfiehlt den Impeller alle 200h oder einmal pro Jahr, am Anfang der Saison, zu wechseln. Es ist also an der Zeit den den Impeller zu ersetzen, was wir noch im Hafen von Gent tun. Nach 30 Minuten läuft die Machine wieder in gewohnter Art.
Jetzt heißt es zunächst einmal die Gezeitentabelle zu studieren, um den optimalen Abfahrtszeitpunkt zu wählen.

Gezeiten

Unsere übliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 9-10km/h oder bei 1600 – 1800 Motorumdrehungen/min. Ohne Gezeiten müssen wir also mit einer Fahrzeit von 8 Stunden rechnen, vorausgesetzt man will den Weg auf einmal hinter sich bringen.
Aus der Gezeitentabelle erfahren wir, daß an unserem geplanten Reisetag um 6h33 Hochwasser in Antwerpen ist. 3h30 braucht es bis zur Gezeitenschleuse in Gent. Dann ist dort der Hochwasserpegel bei 4,83m. Wenn wir also von der zurücklaufenden Flut voll profitieren wollen, müssen wir gegen 10h00 losfahren (allerdings dauert es etwa 1 Stunde bis die Strömung beim Rückfluss spürbar wird. Um 13h30 ist wieder Niedrigwasser in Antwerpen und die nächste Flute beginnt schon. Anders ausgedrückt, um ausschließlich von der Flut profitieren zu können, müsste man in Antwerpen vor 13h30 ankommen, also nach 3 ein halb Fahrstunden mit mehr als 22km/h Geschwindigkeit,… was in unserem Fall nicht realistisch erscheint. So muß man sich darauf einstellen, jeweils einen Teil der Strecke mit und gegen die Strömung zu fahren…
Der Hafenmeister weist uns darauf hin, dass wir mit einer maximalen Strömungsgeschwindigkeit von 5 – 6km/h rechnen können oder auch müssen. Er empfiehlt uns, um 8h vom Hafen loszufahren. So kommen wir gegen 9h an der Gezeitenschleuse Merelbeke an. Die Anzeige an der Schleuse zeigt an, dass das Wasser noch am Steigen ist, was durch einen grünen nach oben zeigenden Pfeil angezeigt wird. Der Pegelstand wird mit 3,83m angegeben. Erwartungsgemäß ist es noch eine Stunde bis zum maximalen Pegel.
Um kurz nach 9 fahren wir gemeinsam mit einer anderen Yacht aus der Schleuse aus und bekommen recht schnell, eine Gegenströmung von 4 – 5 km/h zu spüren. Nach einer Stunde Fahrt bei effektiven 5 – 6 km/h haben wir den Scheitelpunkt überschritten. Zunächst stabilisiert sich die Geschwindigkeit bei etwa 10 km/h. So fahren wir fast strömungsfrei eine Stunde, bis dann schrittweise die Strömung immer deutlicher wird und sich bei 4 – 5 km/h einpendelt, so dass wir  gute 3 Stunden bei 14 – 15km/h in Richtung Antwerpen fahren.
Die Strömung bekommt man leider auch auf eine zweite Art deutlich zu spüren. Mit der Hochwasserwelle schwimmen uns  sehr viel Holz, Abfall und sonstige Gegenstände  entgegen. Auf den ersten 20km gleicht unsere Fahrt eher einem Slalom. Obwohl wir sehr aufpassen, können wir nicht immer ausweichen. Irgendwann kracht es dann auch kräftig. Was wir da berührt haben, bleibt allerdings unklar. Wir sind wohl mit ein paar Kratzern davon gekommen.

2018-358

Gegen 14h30, nach etwa 50km beginnt sich unsere Fahrt wieder zu verlangsamen. Der Pegel hat sich auch schon deutlich verringert.

 

30 Minuten später bekommen wir wieder die volle Gegenströmung zu spüren. Es sind jetzt noch 15km bis zum Hafen. Inzwischen wird auch der Frachtverkehr dichter.

 

Gegen 16h30 erreichen wir die Kattendijkbrug mit Schleuse, vor der  schon 2 andere Boote auf der Schelde kreuzen. Direkt davor  gibt es absolut keine Festmachmöglichkeiten. Über Funk wird uns eine Wartezeit von 30 – 40 angegeben. Es bleibt uns nichts anderes übrig als Warteschleifen zu fahren, wobei man nah an der Schleuse bleiben sollte. Leider ist man gleichzeitig  dem starken Berufsverkehr ausgeliefert. Um in die Schleuse einfahren zu können, muß zunächst eine bewegliche Brücke einer recht stark befahrenen Straße bedient werden. Über Funk werden wir aufgefordert, so schnell wie möglich einzufahren, aber 2 sich kreuzende Frachtkähne hindern uns am schnellen Einfahren. Als wir endlich wieder am Schleusenkanal ankommen, schaltet die Ampel schon wieder auf Rot. Über Funk bitten wir noch einfahren zu dürfen, was uns mit der Aufforderung „Vite, Vite VAGABOND“ erlaubt wird.

Nach dem Schleusen erfahren wir, daß die „Londenbrug“ (das letzte „Hindernis“ vor dem Hafen) gegen 18h15 bedient wird. Der Schleusenwärter empfiehlt uns die Wartezeit in der Schleuse zu überbrücken. Gegen 18h10 kommt Bewegung auf und wir hören die Klingel der Brücke, die den Hebeprozess ankündigt. Mit uns wollen noch 8 – 10 Boote einen Platz im Hafen.

 

Als wir um 18h30 endlich den Motor nach fast 11 Stunden abstellen, ist uns noch nicht bewußt, daß uns der Hafenmeister einen der schönsten Liegeplätze im Hafen zugewiesen hat.

Geschafft!!! ça y est!!