2021 #15 Information zum Hochwasser auf der Meuse und Ardennen

Obwohl wir mit 12 Schiffen in Charleville-Mézières schon seit dem 15. Juli festliegen, erreichten uns verlässliche Informationen von Seiten VNF zunächst nur spärlich.

VNF Charleville-Mézières

So entschliessen wir uns, VNF einen Besuch abzustatten. Bei einem kurzen Gespräch mit einem verantwortlichen und verständigen Beamten, können wir unseren Missmut über die unzureichende Kommunikation zum Ausdruck bringen. Viele der festliegenden Boote kommen aus dem Norden. Für sie ist es besonders schwierig, an verständliche Aussagen ranzukommen.

Auf unser Verlangen, wird uns am Ende des Gesprächs ein Besuch am Steg für den nächsten Tag in Aussicht gestellt. Gerade weil hier auf der französischen Meuse fast nur noch Freizeitschiffer unterwegs sind, ist gute Kommunikation wichtig. Denn nur so, kann Vertrauen gesichert werden….

VNF hält Wort, und kommt zum Steg. Zusätzlich wird am 23. die hier bereitgestellte „Note d’information“ (im vollen Wortlaut) zur Verfügung gestellt.

Hier das Wesentliche: Stand 28.7.2021

1./ Die Meuse bleibt bis mindestens Mittwoch 27. Juli geschlossen zwischen Revin und Troussey. Dann wird erneut die Situation überprüft. Die Zeit ist notwendig, um den Kanal zu reinigen, da das Hochwasser sehr viel Treibgut angeschwämmt hat.

Bestätigung der teilweisen Öffnung ab dem 28.7. Vollständige Öffnung voraussichtlich ab 2. August

2./ Der Canal des Ardennen bleibt bis auf weiteres geschlossen (VNF geht von mindestens 2 – 3 Wochen aus, ohne Garantien geben zu können). Somit fällt für uns auch der Plan B weg!

Bestätigung der teilweisen Öffnung ab dem 29.7. Vollständige Öffnung voraussichtlich ab Mitte August

„La messe est dite“

2021 #14 Nadelöhr n°3

Nun liegen wir seit dem 15. Juli in Charleville-Mézière am Aussensteg des Hafens. Im Gegensatz zu 2020 sind wir dieses Jahr nicht alleine.

Das liegt weniger an einer neu entdeckten Attraktivität der Stadt als am Hochwasser, das uns alle überrascht hat! Inzwischen ähnelt die Situation der von 2018. Damals waren wir hier 4 Wochen blockiert, nachdem das Frühjahrshochwasser den Schleusenkanal in Mézière versandet hatte. Hoffen wir, dass es dieses Mal nicht so lange dauern wird!!! Wie damals empfangen wir nur „häppchenweise“ ein paar Informationen über den Zustand des Flussbettes, der Schleusen und Brücken. So heisst es (aus offiziöser Quelle bei VNF), dass Ende der Woche die Navigation wieder möglich sei. Zur Zeit sind auf jeden Fall der gesamte Canal de la Meuse und der Canal des Ardennen gesperrt „bis auf Weiteres„.

Das lokale VNF Gebäude liegt am Kanal, nicht unweit vom Hafen. Um genaueres zu erfahren, gehen wir dort hin. Wir erfahren, dass am nächsten Tag eine Sitzung dort stattfindet und über die nächsten Schritte beraten werden soll.

So wie es aussieht, bleibt der Ardennenkanal noch für 2 – 3 Wochen geschlossen. Der Canal de la Meuse wird wohl in den nächsten Tagen geöffnet werden. Das Entfernen der Algen ist dann die Priorität.

Wie so oft, wenn aus irgendwelchen Gründen das Weiterfahren nicht möglich ist, führt dies zu einer natürlichen Solidarität unter den Bootsfahrern. Die Zeit des Wartens ist auch ein Moment des Kennenlernes!

Zur Zeit liegen hier 6 niederländische, 1 deutsches und 5 französische Boote Alle hoffen, dass die Weiterreise bald wieder möglich ist, in welche Richtung auch immer: Süden, Westen oder Norden. Die Überschwemmungen haben inzwischen auch die Marne, die Seine und die Aisne erreicht. Was das für uns bedeutet, ist noch unklar.

Niederländisches Schiff mit Blick auf das historische Stadtzentrum.

Selbst wenn der Wasserstand wieder auf ein normales Niveau zurückgegangen ist, ist die Flussgeschwindigkeit noch hoch (am 21. Juli 3 x normale Geschwindigkeit).

Es ist schwierig genauere Informationen von VNF zu erhalten. Es heisst, dass zur Zeit die Schleusen und Brücken gereinigt und überprüft werden. Dies „soll noch bis zum Wochenende dauern“. Wir hatten vor einem Tag Besuch von 2 VNF Angestellten. Ihre Aufgabe war es, die Anzahl der existierenden Stromanschlüsse zu ermitteln. An Wasser und Strom mangelt es hier nicht, stehen doch pro Schiff mindestens 2 Anschlüsse zur Verfügung….

Um die Wartezeit zu überbrücken, beschäftigt sich jeder auf seine Art mit Arbeiten am Boot, Lesen, Ausflügen in die Stadt, in die Umgebung oder mit dem Rad auf der „Voie verte“ entlang der Meuse.

Kanal zur Schleuse „Mézière“ in Charleville-Mézière
Schleuse von Joigny (n° 44)
Musée d’Ardenne
Charleville-Mézière
Meuse bei Moncy s/ Meuse

2021 #13 Zunächst nach Charleville-Mézière

Von Givet aus geht es über Fumay zunächst nach Revin, wo wir ein paar Tage bleiben. Wie schon oft gesagt, ist diese Anlegestelle besonders zu empfehlen. Der Empfang ist sehr nett und hilfsbereit. Die gesamte Anlage ist gepflegt und sehr sauber. Es ist vielleicht der angenehmste „Hafen“ an der französischen Maas. Nur hier findet man noch ein paar ausländische Schiffe, die den Service und die Anlage zu schätzen wissen.

Fumay // Revin

Der Nordosten von Frankreich war früher eine durch die stahlverarbeitende Industrie reiche Region. Das Kanalsystem zeugt noch heute von dieser glorreichen Vergangenheit im Norden und Osten Frankreichs. Allerdings ist dies nun Geschichte. Die Region ist verarmt, die Jugend zieht weg und die Städte machen einen traurigen Eindruck. Was bleibt ist die wunderschöne Landschaft.

Auch wenn heute Anstrengungen gemacht werden, um den „grünen“ Tourismus zu verstärken, der Eindruck einer alleingelassenen Gegend wird leider jedes Jahr deutlicher.

Fumay

Vor unserer Weiterfahrt erkundigen wir uns im Hafen von Revin über die Situation auf der Meuse und deren Kanal sowie dem Ardennenkanal.

Die von VNF zur Verfügung gestellten Informationen sind recht vage. An einigen Stellen im Canal de la Meuse wird auf die Präsenz von Wasserpflanzen hingewiesen. Bezüglich des Ardennenkanals gibt es keinen diesbezüglichen Hinweis.

Einige Bootsbesitzer sind bis Mouzon in Richtung Toul gekommen, haben es dann aber aufgegeben und fahren jetzt wieder in Richtung Norden. Andere waren im Ardennenkanal blockiert. Schleusentore öffnen oder schliessen nicht wegen der „Algen“.

Wir entschliessen uns in Richtung Charleville aufzubrechen. An eine direkte Umkehr wollen wir (noch) nicht denken,…

Wir übernachten in Monthermé. Auch hier herrscht gähnende Leere. Selbst 2020 war hier mehr los! Seit ein paar Tagen regnet es ohne Unterbrechung.

Monthermé

Bei Starkregen brechen wir früh am nächsten Morgen nach Süden auf. Ziel soll Lumes sein. Die Strömung nimmt sehr schnell zu. Viele Äste und ganze Baumstämme kommen uns entgegen.

Unterwegs erfahren wir, dass der Wasserstand schnell steigt. Hochwasser ist angesagt. Die Navigation wird unterbrochen auf der gesamten französischen Maas.

Die letzten noch fahrenden Boote versuchen, den Schwimmsteg in Charleville-Mézière zu erreichen. Als wir dort ankommen bleibt nur noch eine Lücke. Allerdings behindern tiefhängende Äste den freien Blick auf den Steg. Die Strömung beträgt jetzt schon 6 – 7 km/h (am folgenden Tag steigt sie auf etwa 10km/h). Es bleibt uns keine Wahl (der Zugang zum Hafenbecken ist auf 3m (!) begrenzt. Zur Zeit sind es nur noch 2,30m….

Nur mit grossen Schwierigkeiten gelingt es uns, das Boot festzumachen. Dabei reissen wir einen grösseren Ast ab. Dieser versperrt uns die Sicht. Unter grossem Krachen kommt das Boot zum Stehen.

Am nächsten Tag erfahren wir, dass die Sperrungen mindestens 4 – 5 Tage dauern werden. Schon 2018 standen wir hier 4 Wochen nach Hochwasserschäden. Hoffen wir, dass es diesmal nicht solange dauern wird.

Aber das gibt uns jetzt Zeit nachzudenken, wie es weitergehen soll:

  • Weiter auf der kanalisierten Maas (Meuse) nach Toul > eher nicht
  • Über den Ardennenkanal durch die Champagne nach Paris
  • Über den Ardennenkanal zur Sambre
  • Umkehren wie 2020 ? Eher nicht.

Zum Schluss noch ein Wort zum „Hafen“ in Charleville-Mézière. Grundsätzlich ist es ein schöner Hafen in guter Lage. Die Höhenbegrenzung führt dazu, dass Durchreisende das Hafenbecken meiden und am Aussensteg festmachen. Die Installationen vergammeln seit ein paar Jahren. Es ist nicht ganz klar, wer die Verantwortung hat. Die Gebühren werden am naheliegenden Campingplatz bezahlt oder auch nicht…. Als wir beim Bezahlen daruf hinweisen, dass der Steg in sehr schlechtem Zustand ist, und das seit mindestens 2 Jahren, erhalten wir als Antwort ein: „Da gehe ich nie hin,… ich werde das dann mal melden… „

Anscheinend besteht nur noch wenig Interesse am Bootstourismus.

2018 #23 Auf der Schelde nach Antwerpen

Die Schelde ist ein Gezeitenfluß. Die Tiede bei Antwerpen beträgt etwa 6m. Von Gent nach Antwerpen sind es rund 80km. Auf den ersten 30 km gibt es keine Anlegemöglichkeiten. Hier ist die Schelde noch recht schmal und sehr kurvenreich. Die Innenkurven sind meist versandet und man muß mit Berufsverkehr rechnen, so steht es in den Navigationsführern.

Aber zunächst heißt es mal die Reise vorbereiten. Seit unserem Saisonstart Anfang Mai lief unser Motor gute 300h. VOLVO-PENTA empfiehlt den Impeller alle 200h oder einmal pro Jahr, am Anfang der Saison, zu wechseln. Es ist also an der Zeit den den Impeller zu ersetzen, was wir noch im Hafen von Gent tun. Nach 30 Minuten läuft die Machine wieder in gewohnter Art.
Jetzt heißt es zunächst einmal die Gezeitentabelle zu studieren, um den optimalen Abfahrtszeitpunkt zu wählen.

Gezeiten

Unsere übliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 9-10km/h oder bei 1600 – 1800 Motorumdrehungen/min. Ohne Gezeiten müssen wir also mit einer Fahrzeit von 8 Stunden rechnen, vorausgesetzt man will den Weg auf einmal hinter sich bringen.
Aus der Gezeitentabelle erfahren wir, daß an unserem geplanten Reisetag um 6h33 Hochwasser in Antwerpen ist. 3h30 braucht es bis zur Gezeitenschleuse in Gent. Dann ist dort der Hochwasserpegel bei 4,83m. Wenn wir also von der zurücklaufenden Flut voll profitieren wollen, müssen wir gegen 10h00 losfahren (allerdings dauert es etwa 1 Stunde bis die Strömung beim Rückfluss spürbar wird. Um 13h30 ist wieder Niedrigwasser in Antwerpen und die nächste Flute beginnt schon. Anders ausgedrückt, um ausschließlich von der Flut profitieren zu können, müsste man in Antwerpen vor 13h30 ankommen, also nach 3 ein halb Fahrstunden mit mehr als 22km/h Geschwindigkeit,… was in unserem Fall nicht realistisch erscheint. So muß man sich darauf einstellen, jeweils einen Teil der Strecke mit und gegen die Strömung zu fahren…
Der Hafenmeister weist uns darauf hin, dass wir mit einer maximalen Strömungsgeschwindigkeit von 5 – 6km/h rechnen können oder auch müssen. Er empfiehlt uns, um 8h vom Hafen loszufahren. So kommen wir gegen 9h an der Gezeitenschleuse Merelbeke an. Die Anzeige an der Schleuse zeigt an, dass das Wasser noch am Steigen ist, was durch einen grünen nach oben zeigenden Pfeil angezeigt wird. Der Pegelstand wird mit 3,83m angegeben. Erwartungsgemäß ist es noch eine Stunde bis zum maximalen Pegel.
Um kurz nach 9 fahren wir gemeinsam mit einer anderen Yacht aus der Schleuse aus und bekommen recht schnell, eine Gegenströmung von 4 – 5 km/h zu spüren. Nach einer Stunde Fahrt bei effektiven 5 – 6 km/h haben wir den Scheitelpunkt überschritten. Zunächst stabilisiert sich die Geschwindigkeit bei etwa 10 km/h. So fahren wir fast strömungsfrei eine Stunde, bis dann schrittweise die Strömung immer deutlicher wird und sich bei 4 – 5 km/h einpendelt, so dass wir  gute 3 Stunden bei 14 – 15km/h in Richtung Antwerpen fahren.
Die Strömung bekommt man leider auch auf eine zweite Art deutlich zu spüren. Mit der Hochwasserwelle schwimmen uns  sehr viel Holz, Abfall und sonstige Gegenstände  entgegen. Auf den ersten 20km gleicht unsere Fahrt eher einem Slalom. Obwohl wir sehr aufpassen, können wir nicht immer ausweichen. Irgendwann kracht es dann auch kräftig. Was wir da berührt haben, bleibt allerdings unklar. Wir sind wohl mit ein paar Kratzern davon gekommen.

2018-358

Gegen 14h30, nach etwa 50km beginnt sich unsere Fahrt wieder zu verlangsamen. Der Pegel hat sich auch schon deutlich verringert.

 

30 Minuten später bekommen wir wieder die volle Gegenströmung zu spüren. Es sind jetzt noch 15km bis zum Hafen. Inzwischen wird auch der Frachtverkehr dichter.

 

Gegen 16h30 erreichen wir die Kattendijkbrug mit Schleuse, vor der  schon 2 andere Boote auf der Schelde kreuzen. Direkt davor  gibt es absolut keine Festmachmöglichkeiten. Über Funk wird uns eine Wartezeit von 30 – 40 angegeben. Es bleibt uns nichts anderes übrig als Warteschleifen zu fahren, wobei man nah an der Schleuse bleiben sollte. Leider ist man gleichzeitig  dem starken Berufsverkehr ausgeliefert. Um in die Schleuse einfahren zu können, muß zunächst eine bewegliche Brücke einer recht stark befahrenen Straße bedient werden. Über Funk werden wir aufgefordert, so schnell wie möglich einzufahren, aber 2 sich kreuzende Frachtkähne hindern uns am schnellen Einfahren. Als wir endlich wieder am Schleusenkanal ankommen, schaltet die Ampel schon wieder auf Rot. Über Funk bitten wir noch einfahren zu dürfen, was uns mit der Aufforderung „Vite, Vite VAGABOND“ erlaubt wird.

Nach dem Schleusen erfahren wir, daß die „Londenbrug“ (das letzte „Hindernis“ vor dem Hafen) gegen 18h15 bedient wird. Der Schleusenwärter empfiehlt uns die Wartezeit in der Schleuse zu überbrücken. Gegen 18h10 kommt Bewegung auf und wir hören die Klingel der Brücke, die den Hebeprozess ankündigt. Mit uns wollen noch 8 – 10 Boote einen Platz im Hafen.

 

Als wir um 18h30 endlich den Motor nach fast 11 Stunden abstellen, ist uns noch nicht bewußt, daß uns der Hafenmeister einen der schönsten Liegeplätze im Hafen zugewiesen hat.

Geschafft!!! ça y est!!