2018 #13 Auf der Marne nach Paris

Den letzten Teil unserer Marne-Fahrt nach Paris (Port L’Arsenal) legen wir in 3 Etappen zurück. Es sind recht kurze Etappen, jeweils 2-3 Stunden Fahrtzeit.

Meaux > Lagny sur Marne
Lagny sur Marne > Nogent sur Marne
Nogent sur Marne > Paris.

Wir hatten geplant, zwei Tage in Meaux zu bleiben.

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Meaux ist eine angenehme Kleinstadt mit historischem Kern. Einerseits ist es noch eine „Provinzstadt“, anderseits merkt man schon die Nähe zum Pariser Grossraum.

Leider ist der gut gelegene Anleger im Stadtzentrum zur Benutzung noch nicht freigegeben. Auch hier hat das Hochwasser im Februar große Schäden angerichtet. Die Renovierungsarbeiten sollten zum Saisonstart im April abgeschlossen sein. Als wir dort ankommen, müssen wir feststellen, daß dies noch nicht der Fall ist. Für Boote von 10 – 15m Länge gibt es ingesamt 6-8 Liegeplätze. In den üblichen Reiseführern wird von 17 Plätzen gesprochen, was völlig übertrieben ist.

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Die Stege haben zur Zeit weder Strom und Wasser noch einen Landzugang.  Trotzdem wollen wir hier übernachten.

Das Anlegemanöver erweist sich als sehr schwierig wegen der recht starken Strömung. Da die Stege quer zur Strömung liegen, werden die Boote entweder an den Steg gedrückt, oder davon weggetrieben. Schon vor vier Jahren, als wir hier zum ersten Mal anlegten, hatten wir ähnliche Schwierigkeiten, welche unserem Boot die erste „Schramme“ zuführten,…

Der 1. Steg ist zur Zeit nicht benutzbar, der 2. voll belegt und am 3. ist noch ein Platz frei auf der „wegtreibenden“ Seite. Ausserdem hat sich Einiges an Treibholz an den Stegen verfangen.  Nur unter großen Schwierigkeiten gelingt uns das Anlegen. Unsere Bug- und Heckstrahler erweisen sich wie sooft in solchen Situation als wirkungslos. Einer der am Nachbahrsteg liegenden Bootsbesitzer schaut uns zunächst amüsiert zu. Erst als wir um Hilfe rufen, bemüht er sich zu uns, um eine Leine in Empfang zu nehmen.

Da starker Regen angesagt ist und das Wasser, zu steigen beginnt, entschliessen wir uns schnell, am nächsten Morgen weiter zu fahren. Der Zugang zum Liegeplatz hat außerdem eine Höhenbegrenzung von etwa 3,50m bei normalem Wasserstand. Bei schon leichtem Hochwasser kann man so sehr schnell zum Warten gezwungen werden.

Das an unserem Steg liegende Boot hat ein Brett zum Landgang bereitgestellt. Wir nutzen diese Gelegenheit zu einem Rundgang durch die Fussgängerzone und das historische Viertel der Kathedrale. Auch der dazugehörige Garten lohnt einen Besuch.

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Am nächsten Morgen rufen wir um Punkt 8 Uhr die Schleuse an. Wir müssen einen Frachtkahn auf Bergfahrt abwarten, dann geht es direkt in den Canal de Meaux à Chalifert. Die Durchfahrt dauert etwa eine Stunde und endet mit einer weiteren Schleuse, die uns wieder in die Marne führt. Die Strömung liegt nun etwa bei 4 km/h. So „gleiten“ wir nach Lagny und machen an der „Halte“ direkt auf der Marne fest.

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Hier gibt est auf dem Schwimmsteg Wasser und Strom.  Man kann kostenlos 48 Stunden liegen bleiben, jedoch Strom und Wasser sind kostenpflichtig. Man bezahlt im Verkehrsamt an der Brücke. Wir sind zunächst alleine, später gesellt sich noch ein englisches Narrowboat und eine größere niederländische  Yacht hinzu.

Da der Frachtverkehr gering ist, stört er, trotz Schwell, wenig. Man sollte dennoch darauf achten , ein paar Fender mehr zu benutzen.

Lagny ist kleiner als Meaux, hat aber ebenfalls seinen eigenen Charme. Die Stadt hat in den letzten Jahren einiges getan, um ihr Bild zu verbessern. Der Starkregen, und die dadurch starke Strömung macht uns die Entscheidung leicht, mindestens 2 Tage hier zu verweilen, um abzuwarten. Eine Wetterbesserung ist für die nächsten Tage angesagt. Am Nachmittag steigt das Wasser weiter.

Am nächsten Morgen haben wir keinen Landzugang mehr. Der Uferweg steht 20 cm unter Wasser. Wir hören, daß in Paris innerhalb weniger Stunden die Seine um 1,50m gestiegen ist. VNF limitiert das Navigieren auf der Seine im Stadtgebiet. Wir rufen regelmässig den Hochwasserstand ab, um die Entwicklung der nächsten Stunden mitverfolgen zu können.

Am 2. Tag abends steigt das Wasser nicht mehr. In Paris, am Messpunkt Austerlitz beginnt, das Wasser zu fallen. Trotzdem warten wir bis zum nächsten Morgen ab, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

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Morgens regnet es nicht mehr, der Wasserpegel ist leicht gefallen, allerdings ist die Strömung weiterhin stark. Wir entscheiden uns in Richtung Nogent sur Marne aufzubrechen. Um 8 Uhr passieren wir die Schleuse und biegen in den Canal de Chelles ein. Der Kanal ist etwa 8 km lang und verkürzt eine der vielen Marneschleifen. Auf halber Strecke kommen uns in dem recht engen Kanal zwei dicht aufeinander folgende Frachter entgegen. Vor allem der zweite bereitet uns einige Schwierigkeiten bei der Kreuzung im engen Kanal, da er breiter ist als die üblichen hier verkehrenden Frachtschiffe und es außerdem eilig hat.

Als wir gegen Mittag im Hafen von Nogent sur Marne ankommen, fahren wir zunächst bei immer noch starker Strömung die Tankstelle an. Sie funktioniert in Selbstbedienung. Bezahlt wird mit der Kreditkarte, wobei ein Tankvorgang auf 150€ beschränkt ist. Der Hafenmeister weist uns anschliessend einen günstig gelegenen und trotz Strömung einfach anzufahrenden Platz zu. Beim Festmachen werden wir von den „Anwohnern“ Hugo und Angelina freundlich empfangen.

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Auch hier fragen wir uns, ob wir schon, wie geplant, am nächsten Morgen nach Paris aufbrechen sollen, oder ob wir in Nogent  warten, bis die Strömung wieder unter 3-4 km/h fällt.

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Am nächsten Morgen hat die Sonne zwar Schwierigkeiten hinter den dicken Wolken hervorzukommen, aber ein kurzer Blick durchs Fenster auf die Marne genügt, um zu wissen, dass die Strömung deutlich geringer ist als am Vorabend.

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Da wir einem guten Freund die Fahrt nach Paris versprochen haben, warten wir seine Ankunft ab. Um 10 Uhr fahren wir los.  Nach kurzer Fahrt erreichen wir den ampelgesteuerten Tunnel von Saint Maur.  Beim Näherkommen schaltet die Ampel auf grün. Die Durchfahrt ist problemlos. Der Tunnel ist groß und beleuchtet.  Nach dem Tunnel müssen wir die Schleusung eines Frachters und einer grossen niederländischen Yacht abwarten. Noch eine Schleuse in St. Maurice, dann sind wir schon auf der Seine.

Die Schleuse nehmen wir zusammen mit einem Konvoi von zwei Péniches, einem englischen Narrowboat und einem Baggerschiff. Beim Herausfahren unterschätzt der Kapitän des Baggerschiffes den Wirbel der Schraube des Konvois und nähert sich unserem Boot unangenehm… Nur in letzter Sekunde gelingt es uns, Schlimmeres zu vermeiden. Das Baggerbot berührt uns an unserem „Hartgummischutz“ nur leicht. Größerer Schaden entsteht nicht.

Problemlos fahren wir anschliessend bei zunehmendem Frachtverkehr in Richtung Paris und Hafen auf der Seine flußabwärts.

 

 

2018 #12 Auf der Marne

Wir sehen für die Marne 5 Reiseetappen vor:

Mareuil sur Ay > Dormans: 5h
Dormans > La Ferté sous Jouarre: 7h
La Ferté sous Jouarre > Meaux : 5h30′

Meaux > Lagny sur Marne : 2h30′
Lagny sur Marne > Nogent sur Marne

Man könnte den Weg auch in 3 unterschiedliche Abschnitte einteilen: die Champagner-Gegend (Mareuil sur Ay – Dormans), den landwirtschaftlich geprägten mittleren Abschnitt und das Mündungsgebiet im Großraum Paris (ab Meaux). Wir finden den 1. Teil am Schönsten. Über die Strecke von Meaux nach Paris berichten wir später.

Bevor wir die Champagne verlassen, suchen  wir noch in Mareuil sur Ay und Dormans zwei Winzer auf, um „vor Ort“ Champagner zu kaufen. In Mareuil sur Ay gibt es über 20 verschiedene Champagner-Erzeuger. Da wir keine Kenner sind, fragen wir einfach im Bistro um die Ecke mal nach. Dort empfiehlt man uns Philippe Benard, gerade mal 200m vom Anleger entfernt.  Nachdem Philippe Benard uns den Herstellungsprozess und die Unterschiede der einzelnen Produkte im Einzelnen erklärt, entscheiden wir uns.

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Die Weiterfahrt führt uns nach Dormans durch ein liebliches und offenes Marne Tal.

Die Schleusen auf der Marne sind breiter als das übliche Mass von etwa 5m. Drei davon haben schräge Wände. Zur Schleusung machen wir jeweils an  einem Schwimmsteg fest. Bei größeren Jachten ( circa 15m) ist beim Anlegen Vorsicht geboten.

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Wenn man Zeit hat, sollte man den Abschnitt zwischen Mareuil sur Ay und Dormans nicht im Eiltempo „abhaken“.  Häufig findet man kleine und einfache Stege, die Platz für 1 – 3 Boote bieten. Sie bieten keinerlei zusätzlichen Service, sind aber für einen kurzen Zwischenstop bestens geeignet. Sie liegen oft im Ort oder in der Nähe eines Restaurants.

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Von Dormans geht es zunächst in Richtung Chateau-Thierry. Als wir 2014 flussaufwärts gefahren sind, hatten wir hier an der Kaimauer übernachtet. Jetzt ist diese von „Dauerparkern“ belegt.

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Es wurde ein Schwimmsteg etwa 200m flussabwärts installiert.

2018-97Dort gibt es Strom und Wasser. Es ist Platz für 3 Boote. Da wir stromabwärts gut voran kommen, fahren wir bis La Ferté sous Jourre weiter. Eigentlich gibt es dort einen schön gelegenen ruhigen Anleger mit Strom und Wasser (kostenfrei!) für etwa 8 Boote.

Der Anleger ist noch von den Hochwasserschäden im Januar gezeichnet. Eine ähnliche Situation erwartet uns am nächsten Tag in Meaux. Dort sind die Arbeiten zur Wiedereröffnung noch im Gange. Landgang ist für uns nur möglich, weil ein niederländisches Boot glücklicherweise ein Brett dabei hat.

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Hier ist die Landschaft weniger offen, bei dem schwülen diesigen Wetter könnte man auch irgendwo in den Tropen unterwegs sein.

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