2023 #6 Von der Sambre zur l’Oise (Teil 1)

Erst mal das Wesentliche zum französischen Teil. Der Weg führt :

  • 54 km über dieSambre (flussaufwärts)
  • 70 km über den Canal de la Sambre à l’Oise (flussaufwärts, dann flussabwärts)
  • 7 km über den Canal Saint Quentin (flussabwärts)
  • 32 km über den Canal latéral à l’Oise (flussabwärts)

und durch

  • 54 Schleusen
  • 5 Dreh- oder Hebebrücken.

Zum Teil werden die Schleusen mit Fernbedienung bedient, dort wo es bewegliche Brücken gibt, fährt ein Schleusenwärter mit.

Auf der ganzen Strecke haben wir Wasserpflanzen nur an 2 Stellen vorgefunden (bei Schleuse Pont d’Ors n°2, Schleusen Travercy n°34 und 35). Allerdings ist zu empfehlen, den Wasserfilter täglich zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reinigen.

Auf Zwei Dinge sollte man besonders acht geben:

  • Die Wassertiefe ist auf der ganzen Strecke bis zum Canal Saint Quentin recht gering. Manchmal bleiben nur 30cm unter dem Rumpf (wir haben einen Tiefgang von 1m). Solange es möglich ist, sollte man sich mittig in der Fahrrinne halten.
  • Die Durchfahrthöhe ist durchgehend über 3,70m. Allerdings ist an ein paar Brücken Vorsicht geboten! Da kann es schon mal etwas weniger sein, zumal zurzeit der Wasserstand noch recht hoch ist (die Schleusen laufen über). Da wir die Strecke zum ersten Mal befahren, haben wir zur Sicherheit das Cabrio abgebaut. Wir haben am Bug eine Messlatte zur Kontrolle befestigt. Achtung: An der Brücke hinter der Schleuse von Chauny wird es dann wirklich knapp….

TEIL 1: (Bergstrecke): Erquelinnes > Etreux

Wir verlassen den Hafen von Erquelinnes um 9h flussaufwärts. Am Vorabend haben wir VNF angerufen, um unsere Ankunft für den nächsten Tag anzukündigen. An der ersten französischen Schleuse wird die Fernbedienung für die automatischen Schleusen übergeben.

Als wir an der Schleuse ankommen, ist noch kein Schleusenwärter vor Ort. Dank der Videoüberwachung können wir nach ein paar Minuten einfahren. An dem Häuschen auf Steuerbordseite befindet sich ein „Briefkasten“, dem man die „Télécommande“ (siehe Bild) entnimmt. Allerdings liefert der Automat nur ein Exemplar. Da wir zu zweit mit BALU schleusen, aber nicht wissen, wie lange wir zusammen fahren werden, wollen wir eine weitere Fernbedienung. Da streikt aber der Automat!

Grenzschleuse Marpent n°9 / Foto Thomas te Stege

Nach ein paar weiteren Minuten kommt ein Angestellter von VNF, um uns zu helfen. Ein Telefongespräch mit dem Kommando-Posten genügt und der Automat „spuckt“ auch für uns eine Fernbedienung aus.

Das hier verwendete Modell unterscheidet sich sehr von den älteren, auf der Maas benutzten Exemplaren. Die Grundfunktionen zum Öffnen der Tore sind dieselben. Allerdings ersetzt ein Knopfdruck dieses Modells die übliche „Stange“, die gezogen werden muss, um den Schleusenvorgang einzuleiten (oder im Notfall zu stoppen). Zusätzlich ist es möglich im Bedarfsfall, mit dem Kontroll-Posten in Verbindung zu treten.

Die erste Haltemöglichkeit nach der Grenze bietet sich in Jeumont. Allerdings, leider wie sooft, sind die Strom- und Wasserstellen mutwillig beschädigt worden!!!

Halte Jeumont

Bis zur Schleuse Bois d’Abbaye (n°1), geht es weiter auf Bergfahrt. Der Weg führt uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Wir fahren durch schöne Natur, die uns immer wieder an die „Somme“ erinnert. Dann wieder geht es vorbei an Fabriken, ehemaligen Industriegebieten und dazugehörenden Wohnsiedlungen.

Die erste Etappe endet im modernen Hafen in Hautmont. Passanten legen am Aussensteg an. Der Hafen bietet den üblichen Service. Strom und Wasser werden separat abgerechnet. Wir nutzen unseren Aufenthalt für ein paar Einkäufe. Am Marktplatz finden wir ein gut besuchtes Bistro, „La Paix„, was uns Lust auf einen „Plat du jour“ gibt.

Hautmont Bistro La Paix

Die Hafenmeisterin weist uns darauf hin, dass sich ganz in der Nähe, etwa 1 km flussaufwärts, eine neue Bootstankstelle befindet. Hier ist auch das Überwintern in der Halle möglich. Da unser Treibstoff noch bis Compiègne reicht, nutzen wir die Gelegenheit nicht. Es ist aber gut zu wissen, da Bootstankstellen in Frankreich immer seltener werden.

Die Sambre wird hier immer kurvenreicher und enger. Auch auf die Durchfahrthöhe sollte man immer wieder achten. Die Angaben in den Karten beziehen sich auf Referenz-Werte der Wasserstände!

Die 2. Etappe führt uns nach Landrecies. Vor uns liegen 38km und 6 Schleusen. Wir geniessen das schöne Wetter. Weiterhin fahren wir mit BALU. Inzwischen haben wir unseren Rhythmus gefunden, so können wir alle Schleusen gemeinsam nehmen. Entlang der Sambre fehlt es, wie auch an der Meuse und in den Ardennen, nicht an Anglern. Vorsicht ist geboten!

Nach 5 1/2 Stunden Fahrt treffen wir in Landrecies sein. Dort gibt es 2 neue Anleger. Der Anleger vor der Schleuse (im Unterwasser) ist noch nicht vollständig fertiggestellt. Also nehmen wir noch die Schleuse Landrecies (n°3). Da der 2. Steg direkt vor dem Wehr liegt, legen wir rückwärts fahrend (gegen die Strömung) an. Die Übernachtung ist kostenlos, inklusive Strom. Der Wasseranschluss ist wohl noch nicht funktionstüchtig…

Nicht weit von Landrelies entfernt, mit dem Fahrrad gut zu erreichen, liegt die Stadt Maroilles. Wer sich für französischen Käse interessiert, der kennt, und liebt vielleicht, den gleichnamigen Käse.

Leider ist Feiertag, Christi Himmelfahrt! und als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass alle Käse-Hersteller ihr Geschäft und ihre Anlagen geschlossen haben. Es rettet uns ein Geschäft mit regionalen Produkten, das natürlich auch den hiesigen Käse anbietet.

Die 3. und letzte Etappe auf der Sambre führt uns nach Etreux.

Anleger in Etreux.

Es ist die letzte Station „zu Berg„. Am morgigen Tag geht es auf Talfahrt bis zur Seine. Aber bevor es soweit ist, füllen wir noch unseren Kühlschrank beim nahegelegenen „Carrefour City“ auf und genehmigen uns einen „Plat du jour“ in der Bar „Le Lever du jour„. Wer einfache französische Küche mag, der wird hier nicht enttäuscht.

Als wir vom Essen zurückkommen, zeigt und Thomas eine Angelleine, die sich an seinem Schiff unterwegs verfangen hat.

Thomas Kapitän BALU

2023 #5 Bis zur französischen Grenze

Landelies > Thuin

Wir bleiben 2 Tage in Landelies. Zeit genug, um die nähere Umgebung etwas zu erkunden. Der Ort an sich hat wenig zu bieten.

Immerhin findet man dort eine Apotheke und ein Café.

Yacht Club Haute Sambre

Wer, wie wir, ein paar Einkäufe machen möchte, muss den „Col de Landelies“ nach Montigny-le-Tilleul hochgehen oder fahren. Der Pass ist zwar mit 177 m nicht besonders hoch aber recht steil und eher was für durchtrainierte Radfahrer oder Fussgänger.

Ganz in der Nähe liegt die ehemalige Abtei von Aulne (Abbaye d’Aulne). Der Ausflug dorthin lohnt sich. Der Weg führt an der Sambre entlang. Mit dem Fahrrad braucht man etwa eine Viertel Stunde.

Die noch bestehenden Strukturen der ehemaligen Bauwerke sind recht beeindruckend. Zum Abschluss unserer Besichtigung wollen wir uns noch in der Taverne ein dort gebrautes, typisches belgisches, Bier gönnen. Doch leider verdunkelt sich der Himmel, es sieht nach Gewitter und Regen aus,… somit treten wir die Rückfahrt ohne Bier an.

Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, befragen wir noch die Schleusenwärter nach den Fahrbedingungen auf der weiteren Strecke. VNF hat vor 2 Tagen die Sambre auf französischer Seite wegen Hochwasser bis auf weiteres gesperrt (AvisBat 2023/02916).

Sicherlich ist die Fliessgeschwindigkeit wegen der letzten Regentage höher als üblich (etwa 3km/h), aber auf belgischer Seite scheint dies nicht sonderlich zu beunruhigen. Ganz im Gegenteil, am Vorabend unserer Abreise hat sich der Wasserstand wieder um etwa 50 cm gesenkt. Damit er etwa auf gleichem Niveau gehalten werden kann, schliessen die Schleusenwärter das Wehr wieder teilweise, um den Durchfluss bei 30 Kubikmeter/sec. zu stabilisieren.

Wehr Landelies

Am 13. Mai brechen wir nach Thuin auf. Wir haben Zeit und geniessen bei gemütlicher Fahrt die Landschaft. Vier Schleusen liegen vor uns. Die Schleusen werden ab 9h00 bedient. Ein Anruf bei der ersten Schleuse genügt. Das weitere besorgen, die Schleusenwärter für uns. So kommt man zügig voran.

Sambre Schleuse Grand Courant n° 6

Die vorletzte Schleuse trägt den Namen „Starke Strömung“. Davon merken wir nichts.

Allerdings würde der Name für die nächste Schleuse n°5 Thuin schon eher passen!“ Denn dort ist die Situation untypisch verglichen mit den 3 kleinen Schleusen, die wir schon hinter uns haben.

Sambre Schleuse Thuin n°5

Hier gibt es nämlich 2 Umleitungen mit 2 versetzten Wehren. Auf dem Bild sieht man das kleine Wehr direkt links neben der Schleuse. Hier ist die Strömung besonders stark.

Darüber hinaus gibt es noch eine beachtliche Querströmung zur Schleuse. Wir fahren zunächst vorsichtig ran, halten uns Backbord, müssen dann aber kräftig Gas geben und fahren mit Schwung in die Schleuse ein. Hier zeigt sich der Vorteil eines recht schmalen Rumpfes! Die Schleusen weisen eine Breite von etwa 5,10m auf. Unser Rumpf ist 3,50m breit, hinzukommt noch der Durchmesser der Fender (2 x 30 cm), somit 50 cm auf beiden Seiten.

In Thuin angekommen, machen wir am Schwimmsteg hinter der 2. Brücke (für Fussgänger) fest. Dort ist Platz für 6 – 8 Schiffe. Der Liegeplatz ist zurzeit kostenlos. Als wir den Landstrom an dem neuen Verteiller anschliessen, müssen wir zunächst feststellen, dass kein Strom verfügbar ist.

Aber ein paar Anrufe genügen und eine sehr hilfsbereite Mitarbeiterin des „Office de tourisme“ macht es möglich! Obwohl es Wochenende ist, findet sie einen kompetenten Elektriker, der den Anschluss in kurzer Zeit sicherstellt.

Der Anleger liegt im Zentrum der „Unterstadt“.

Thuin öffentlicher Anleger am rechten Ufer

Da wir hier gut liegen, entschliessen wir uns, hier abzuwarten, bis die Sperrung auf französischer Seite aufgehoben ist (NB: am Montag, 15. Mai, wird die Sperrung von VNF aufgehoben).

In der Stadt Thuin findet jedes Jahr ein bedeutendes Folklore – Ereignis statt, die Marche de Saint Roch. Das Fest wird zwar erst am 3. Maiwochenende begangen, aber eine Woche vorher heisst es für das grosse Ereignis trainieren. Inzwischen gehört die Veranstaltung zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Schon dieser Samstag gibt einen Vorgeschmack darauf, was die Besucher am nächsten Wochenende erleben werden. Wie zu erwarten ist der Bierkonsum hoch, und die Trommler beweisen ihr Durchhaltevermögen bis spät in die Nacht, oder besser früh in den Morgen…

In Thuin befindet sich auch ein kleines Museum für Strassenbahnen, ein Verkehrsmittel, das man hier wiederentdecken. Wem es Spass macht, der kann auch eine Fahrt durch den Ort buchen.

Nach dem Besuch setzen wir unseren Spaziergang fort. Es empfiehlt sich übrigens eine kleine Broschüre am „Office de Tourisme“ in der Oberstadt zu kaufen. Darin werden mehrere thematische Rundwege durch die Stadt vorgeschlagen. Sehr empfehlenswert ist das Panorama, das man in der „Oberstadt“ in alle Richtungen geniesst.

Zum Abschluss muss es dann noch zu einem kleinen Muskeltraining reichen.

Ein Besuch im Turm und Wahrzeichen der Stadt darf da einfach nicht fehlen. Der Aufstieg geht über eine moderne Treppe im Inneren des Turms. Oben angelangt hat man durch 4 Fenster eine schöne Sicht in die vier Himmelsrichtungen.

Nachdem VNF Entwarnung gegeben hat, wird es Morgen weitergehen, wahrscheinlich unsere letzte Etappe vor der französischen Grenze. Drei Schiffe liegen inzwischen am Steg. Ein 130 Jahre alter Kahn und eine Linssen Grand Sturdy 430AC. Alle Schiffe passen nicht in die Schleusen, so werden wir wohl zeitversetzt starten. Den Schleusenwärter der 1. Schleuse haben wir schon mal vorsichtshalber von unserer morgigen Ankunft informiert.

BALU (die 430er AC) und wir legen kurz vor 9h00 ab. Der Weg ist jetzt schon sehr kurvenreich. Er führt uns durch eine liebliche Landschaft.

An den 4 Schleusen legt Thomas, der Kapitän der BALU, kräftig Hand an.

Thomas // BALU

Kurz nach 12h machen wir im Hafen fest.


STATISTIK :

Landelies > Thuin: 10km / 2,5h / 4 Schleusen
Thuin > Erquelinnes : 16 km / 3,5h / 4 Schleusen


2023 #4 Unterwegs auf der unteren Sambre

Wie schon erwähnt haben wir 2021 den Unterlauf der Sambre zwischen Charleroi und Namur flussabwärts kennengelernt. Diese Saison soll es weiter nach Frankreich gehen.

Es regnet seit einigen Tagen. Die Erinnerungen an das Hochwasser im Sommer 2021 sind noch recht wach. Am 10. Mai legen wir um 8h45 in Namur ab. Zunächst wollen wir die Strömung testen, um sicherzustellen, dass wir weiterfahren können. Zu unserer Überraschung liegt die Strömung nur bei 1 km/h.

Namur > Auverlais

Es gibt kaum Anlegemöglichkeiten zwischen Namur und Charleroi. Die Schleusen auf dieser Strecke sind für Frachter bis 110m gebaut. Die Kammern haben eine Dimension von 111,9 x 12,5 m. Nur die Schleuse von Auvelais ist etwas grösser. Sie misst 136 x 12,5m. Da hier im Allgemeinen ein recht reger Berufsverkehr herrscht, kann nur ein Frachtschiff (oder mehrere Freizeitboote) geschleust werden. Ausserdem gilt auch hier, dass Berufschiffer absoluten Vorrang haben.

Bei den ersten drei Schleusen haben wir Glück und müssen nicht lange warten, bis wir geschleust werden. Es ist hilfreich sich recht früh über Funk anzumelden und je nach Situation seine Geschwindigkeit anzupassen. 3 Stunden brauchen wir für die Strecke der ersten drei Schleusen.

Inzwischen ist Mittagszeit. Es liegen noch 5 Schleusen vor uns bis zum Yacht-Hafen von Landelies. Also grob geschätzt noch mindestens 5 – 6 Stunden, wenn wir den Rhythmus beibehalten können. Je mehr wir vorankommen, um so stärker wird die Strömung. Jetzt liegt sie bei 2,5 km/h.

Als wir an der Schleuse von Auvelais ankommen, fährt gerade ein 110m Frachtkahn ein. Zunächst verharren wir in ausreichender Entfernung vor dem Schleusenkanal im Unterwasser.

Der Schleusenwärter weist den Berufsfahrer an, uns Platz zu machen. Jetzt fahren wir langsam vor und warten im Schleusenkanal ab. Noch bevor wir die Schleusenkammer erreichen, gibt der Frachter noch einmal richtig Gas, um sich zu platzieren, …

Jetzt passiert genau das, was man schon öfters in Videos oder auf Youtube sehen konnte!

Die dadurch hervorgerufenen Turbulenzen bringen uns in grosse Schwierigkeiten. Unser Boot stellt sich zunächst quer zum Kanal und beginnt abzudriften. Es gelingt uns durch eine 180° Wendung den Schleusenkanal wieder flussabwärts zu verlassen. So schaffen wir es, das Schiff wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann wenden wir erneut um 180° in Richtung Schleuse. So warten wir ab, bis sich das Wasser vollständig beruhigt hat. Auch die Schraube des Frachters steht jetzt still!

Vielleicht taucht irgendwann mal eine Video auch von uns auf…. Von solchen Szenen hört man ja öfter. Man glaubt’s erst, wenn es einem selbst passiert. Murphy gilt auch beim Bootsfahren, hier vielleicht sogar mehr als sonstwo!

Das Bild oben zeigt den 15m breiten Schleusen-Kanal. Es wurde später aufgenommen. Wir wollten uns die Situation wieder vor Augen führen. Mit gelegtem Mast misst unser VAGABOND rund 12,5m. Zum Wenden und Manövrieren bleibt kaum Platz.

Nach diesem Stress entschliessen wir, nicht mehr weiter zu fahren. Es wäre auch sicherlich zeitlich sehr eng geworden, wie der folgende Tag zeigen wird.

Im Oberwasser der Schleuse Auvelais liegt man recht ruhig am Kai. Auf Anfrage empfiehlt uns der Schleusenwärter, mindestens 500 m Abstand zur Schleuse zu wahren.

Da die Schleusen hier nachts nicht bedient werden, herrscht zwischen 19h00 und 6h00 völlige Ruhe, welche wir auch nach diesem Adrenalin-Tag verdient haben.

Auvelais > Landelies

Am nächsten Morgen starten wir vor 8h. Alle Schleusen bis Charleroi nehmen wir alleine. Hinter Auvelais beginnt der industrielle Grossraum von Charleroi. Nun wechseln sich Chemiewerke, verfallene Industrieanlagen und neue Recyclingbetriebe ab.

Wer zur schönen idyllischen Sambre will und von der Maas her kommt, muss hier halt durch. Es wird deutlich, wie aus einer ehemals blühenden, reichen Stahl-, Kohle- und Glasindustrie-Region, ein strukturell schwächere Gegend werden konnte (verglichen mit Flandern und Brüssel).

Die Fahrt durch Charleroi ist trotzdem eine Reise wert, oder gerade auch deshalb. Es soll uns daran erinnern, wie schnell es gehen kann,… denken wir nur an die Umbrüche, die uns gerade in Europa bevorstehen.

Bei der Einfahrt in die Stadt sagt man sich am besten beim Schleusenwärter der Schleuse Marcinelle an. Er steuert den Verkehr über den engen und kurvenreichen Fahrweg. Zwischen der Schleuse Montignies s/ Sambre und Marcinelle gilt Linksverkehr.

Sehr eng wird es dann vor der Schleuse Marcinelle… Die Schleuse liegt auf Backbord am rechten Ufer.

3 1/2 Stunden haben wir für den Weg bis hierher gebraucht. Direkt hinter der Schleuse befindet sich die Abzweigung zum Kanal nach Brüssel oder zum „Canal du Centre“.

Wir fahren weiter auf der Sambre durch eine Gegend, die man heute als „Lost places“ bezeichnen würde.

Als wir uns der letzten grossen Schleuse Monceau nähern, sehen wir, dass gerade ein Frachter „rückwärts“ in die Schleuse einfährt! Dass auf der Sambre einem manchmal Frachtschiffe im Rückwärtsgang begegnen, wussten wir und haben es auch schon selbst bei Floriffoux 2021 erlebt. Aber, dass wir es jetzt ganz nah miterleben, und dann noch inbeim Schleusen, hat uns noch gefehlt.

Die Schleuse misst 115 x 12 m. Der Frachtkahn ist 80 m lang, also sollte es klappen. Vermerkt sei noch, dass diese Schleuse mit 4,90 m recht hoch ist. Was an sich kein Problem darstellt, aber hier gibt es keine Festmacher an den Kammerwänden.

Der Schleusenwärter „angelt“ die Leinen und legt sie um die Poller.

Die Schleusung verläuft problemlos. Wie geht es jetzt weiter?

Wir müssen eine ganze Weile hinter dem Bug (!) des Frachters bleiben. Überholen ist hier wegen der Enge und Kurven kaum möglich, ausserdem sollte man einen Berufschiffer nicht behindern.

Der Frachter bewegt sich sehr vorsichtig mit etwa 3km/h.

Sein Ziel ist ein Kalksteinbruch in 2 km Entfernung. Inzwischen beträgt die Strömung 3 km/h.

Als wir dann nach 40 Minuten an ihm vorbeifahren können, bedankt der Berufschiffer sich bei uns, weil wir ihn beim Manövrieren nicht behindert haben.

Bevor wir am Hafen Landelies ankommen, nehmen wir noch eine kleine Schleuse. Jetzt entsprechen die Schleusen etwa dem fanzösischen Freycinet-Format.

Nun sind wir im „Freizeit“-Teil der Sambre angekommen. Ab jetzt werden die Schleusen manuell von Schleusenwärtern bedient.

Schleuse Landelies

Von der Schleuse bis zum Hafen sind es nur ein paar 100 m. Zunächst geht es weiter flussabwärts, dann biegt man auf Backbord in den Flussarm zum Wehr. Anlegemöglichkeiten gibt es am rechten Ufer.

Hafen Landelies (vom Wehr flussabwärts aus gesehen)

Die Industrie liegt hinter uns, wir können in den Entspannungs-Modus umschalten.


Statistik

Namur > Auverlais: 30km / 4,4h / 4 Schleusen
Auverlais > Landelies : 38km / 6,3k / 5 Schleusen

2023 #3 Die Maas aufwärts nach Süden

Bevor es auf grosse Fahrt geht, bleiben wir noch ein paar Tage in Maasbracht und Umgebung. Wir nehmen uns die Zeit für ein paar Einkäufe, ein paar Runden mit dem Boot und Spaziergänge in der Natur und den schönen kleinen Orten in der Nähe.

Aber zunächst heisst es nochmal putzen. Das Boot kam vor 2 Wochen ins Wasser. Dementsprechend sieht es auch aus ;-).

Am 3. Mai soll es losgehen in Richtung Süden. Diese Strecke kennen wir gut von unseren Bootsaisons nach Frankreich und Belgien 2014, 2016, 2018, 2020 und 2021.

Zunächst wird uns die Fahrt nach Namur führen. Wie schon erwähnt, wollen wir dort über die Weiterfahrt entscheiden: Sambre oder Ardennen.


Maasbracht > Maastricht:

Diesmal wählen wir das „Bassin“. Als wir uns der Stadt nähern, rufen wir den Schleusenwärter an. In 10′ sei er an der Schleuse, bestätigt er uns.

Für Frankreich, wo auf den meisten Kanälen eine Höhenbegrenzung von ungefähr 3,50m besteht, haben wir einen Messstab am Bug des Bootes befestigt. Jetzt wird er eine sinnvolle Hilfe sein. Die Einfahrt zum Hafen ist durch eine Brücke auf etwa 3,60m Durchfahrthöhe begrenzt. Je nach Wasserstand kann es auch mal weniger sein,… Auf der Steuerbordseite (zu Tal) der Kammer befindet sich ebenfalls eine hilfreiche Höhenmarkierung (siehe Bild).

Auch beim Herausfahren sollte man vorsichtig sein. Der Wasserstand im Hafenbecken kann sich wegen der Schleusungen tagsüber verändern. Also besser etwas Sicherheitsabstand vorsehen oder „einfach“ das Cabrio ablegen (das gilt natürlich nicht für SEDAN Freunde).

Schleuse 20 Maastricht Einfahrt t’Bassin

In Maastricht bleiben wir 3 Tagen im t’Bassin. Für Strom braucht man die „Service-Karte“. Falls man noch keine besitzt, kann man sie im Hafen am Automaten kaufen und aufladen. Wir verbrauchen etwa 2kW/Tag für etwa 3 – 4€. Die Übernachtung kostet jetzt für 2 Personen und unser Boot (11m) 19,25€

Für die nächsten Tage ist Regen angesagt. So profitieren wir noch vom recht sommerlichen Wetter bevor es weiter nach Lüttich geht.

Maastrich > Lüttich:

Zur unserer Zufriedenheit stellen wir fest, dass an der Schleuse von LANAYE die 3. kleinere Kammer wieder in Betrieb ist. Dort lernen wir die Crew von SK206 aus Sneek kennen. Auch sie ist Richtung Paris unterwegs. Sie begleitet uns bis Namur, von wo sie am 9. Mai nach Dinant weiterreist. Sie haben vor, den Ardennen-Kanal zu befahren. Die verfügbaren Informationen sind wie so oft recht vage. Wir vereinbaren unsere Erfahrungen und Informationen über den Ardennen-Kanal auszutauschen.

Im „Port de Yacht“ ist erstaunlich viel Platz. Wie auch 2021 ist kein Hafenmeister aufzufinden. Das Hafenbüro scheint verwaist, auch wenn ein paar Kontrolleuchten rötlich im Dunkeln flackern. Echt bedauerlich! Der Hafen liegt zentral. Der Bahnhof mit guten Verbindungen nach Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ist zu Fuss zu erreichen.

Das Wetter hat sich auch verschlechtert und lädt nicht gerade zu einem längeren Aufenthalt ein. Trotzdem lassen wir uns einen Stadtbummel nicht entgehen.

Lüttich > Huy > Namur:

Die Strecke bis Huy erinnert an frühere Zeiten. Alte Industrieanlagen werden „rückgebaut“ oder einfach abgerissen. Wie an anderen Orten, hat hier Kohle und Stahl einst eine bedeutende Rolle gespielt.

In Huy bleiben wir auch nur einen Tag, obwohl wir hier häufig etwas länger verweilen. Das Restaurant hat seit 2021 einen neuen Besitzer. Das Ambiente ist jünger und die Küche spanisch angehaucht. Wir erhalten den letzten Tisch an diesem Sonntag.

SK206 im Oberwasser der Schleuse Andenne

Am nächsten Tag geht es recht zügig bis nach Namur. Bei den beiden Schleusungen haben wir Glück, so dass wir fast reibungslos an unserem Ziel ankommen.

Wie gesagt „fast“,….

Grundsätzlich kann man in Namur an zwei Stellen anlegen, entweder am linken Ufer an der Kai-Mauer oder auf der anderen Seite im Hafen an den Schwimmstegen. Wer nur einen Tag bleiben will, sollte die Kai-Mauer ansteuern. Das Anlegen ist problemlos. An manchen Stellen fehlen allerdings ein paar Festmacher.

Für die schönere Sicht bietet sich der Hafen von Jambes, direkt gegenüber gelegen, an.

Namur

Je nach Jahreszeit und Strömung kann das Anlegen hier etwas problematischer sein. Der Hafen liegt auf der Talseite des Flusses nur 300 m vom Wehr der Schleuse „La Plante“ entfernt.

Schema SG 2023 Anfahrt gegen die Strömung Hafen Namur (Jambes)

Wenn man „Zu Berg“ unterwegs ist, empfiehlt es sich, zunächst die Stärke der Strömung abzuschätzen. Im Zweifelsfalle ist die Kaimauer immer die einfachere Wahl!

Jeder hat natürlich seine eigene Technik.Was hier geschrieben ist, soll nur als Tipp verstanden werden und auf keinen Fall als allgemeingültige Anleitung betrachtet werden!!

So fahren wir zunächst weiter stromaufwärts in Richtung Wehr und drehen auf halber Länge des Hafens. Man muss zügig in die Box einfahren. Dabei zielt man den Steg steuerbordseitig an. Sobald man in der Box ist, lässt man sich an den Steg auf der Backbordseite treiben. Dann gilt es, das Boot schnell unter Kontrolle zu bekommen, bevor es wieder von der Strömung erfasst wird,…..

Wenn dann das Wetter stimmt, geniesst man die wunderbare Aussicht auf die Zitadelle und die Brücke nach Jambes.


Ein paar Zahlen

Maasbracht > Maastricht: 41km / 6h / 3 Schleusen
Maastricht > Lüttich : 29km / 5h / 1 Schleuse
Lüttich > Huy : 37km / 5h / 2 Schleusen
Huy > Namur : 34km / 5h / 2 Schleusen

2023 #2 Der Plan reift

Grosse Pläne hatten wir für diese Saison nicht gemacht.

Jeden Winter kommen immer wieder Ziele wie „mal wieder Paris… über die Maas und Ardennen,…“ oder „aber dieses Jahr endlich mal Berlin…“ ins Gespräch.

Diese Pläne haben wir aus verschiedenen Gründen in den letzten 4 Jahre fallen gelassen oder aufgeben müssen: Wassermangel, Algen, Wegsperrungen, Hochwasser, und nicht zuletzt andere Prioritäten….

Auch dieses Jahr haben sich ein paar „Termine“ für den Sommer in den Vordergrund gedrängt. So wird es im Juli einen Landurlaub geben für Hobby und Familie.

Unser Saisonstart ist für Ende April vorgesehen. Bis dahin ist noch einiges zuhause zu erledigen, nicht zuletzt die jährliche Steuererklärung. Die üblichen Einkäufe sind schon getätigt. Wir nehmen immer weniger oder besser gesagt Gezielteres mit. Nur noch Spezifisches aus der Heimat, was wir sonst nirgends oder nur schwer finden. Man hat so seine Gewohnheiten! Die Reisebibliothek steht schon seit Wochen bereit.

Für das Bootsfahren bleiben uns noch 4 Monate. In dieser Zeit lässt sich noch einiges unternehmen.

  • Von Mai – Juni (1) soll es nach Süden gehen (unser VAGABOND überwintert in Maasbracht).
  • für die 2. Tour im August und September denken wir an den Westen der Niederlande.

Bevor es dieses Jahr „richtig“ auf Tour geht, werden wir uns auf jeden Fall etwas Zeit lassen und in Maasbracht und Umgebung ein paar Runden drehen. 2022 hatten wir aus Eile den Fehler gemacht, direkt nach der Ankunft los zu starten. Das hat uns einiges an Ärger und (unnötigen) Kosten beschert.

Törn 1: Französische Sambre

Die Sambre entspringt in Nordfrankfreich und mündet in Namur in die Maas. 2021 waren wir schon mal auf der Sambre unterwegs. Allerdings nur auf der belgischen Seite zwischen Charleroi und Namur.

Seit 3 Jahren ist die Sambre wieder vollständig befahrbar. Somit könnte diese Tour auch „Belgien – Nordfrankreich“ heissen. Die französische Sambre ist „Neuland“ für uns.

Seit 2022 gibt es jetzt auch einen Führer der „Edition du Breil„. Dieser Verlag hat sich auf die französischen Reviere spezialisiert.

Wie genau die Befahrbarkeit der französischen Flüsse und Kanäle im Allgemeinen im Norden und Nord-Osten dieses Jahr aussieht, wissen wir noch nicht. Bisher wurden keine grösseren Behinderungen oder gar Sperrungen angekündigt. Wie immer verfolgen wir die „Avis à la batellerie“ von VNF und auch einige Facebook-Gruppen, die regelmässig über ihre Erfahrungen berichten.

In welcher Richtung wir die Tour angehen (im Uhrzeigersinn oder in Gegenrichtung), steht noch nicht fest.

Zunächst wollen wir von Maasbracht ausgehend die Maas bis Namur hochfahren. Dort werden wir entscheiden, ob wir die Sambre hochfahren oder weiter auf der Maas nach Frankreich schippern. Die Entscheidung hängt vor allem von den Fahrbedingungen auf der französischen Maas (Meuse) und dem Ardennen-Kanal ab. 2020 und 2021 haben wir es nicht weiter geschafft als Charleville-Mézière : Hochwasser, Wasserpflanzen, Niedrigwasser ….

„Endziel“ soll Paris sein. Nach 2014, 2016 und 2018 wäre es unser 4. Aufenthalt in der Stadt. Was auch immer kommen wird, 2024 werden wir auf keinen Fall den Versuch unternehmen dort hinzufahren. Es ist das „Olympia-Jahr“! Die Stadt wird überlaufen sein und die so schon recht teuren Liegeplätze nochmal einen Preisaufschlag bekommen.

Auf dem Ardennen-Kanal waren wir zum letzten Mal 2018 unterwegs, nur einige Tage vor seiner 3-jährigen Sperrung. Bei einem Unwetter wurde eine Schleuse damals völlig zerstört.

Bezüglich der Fahrbedingungen, ist es am Sichersten, Paris über die Oise zu erreichen. Wie auch auf der Seine, herrscht dort noch reger Berufsverkehr. Zur Oise gelangt man in unserem Falle entweder von Norden, z.B. über die Sambre von Namur kommend, oder von Osten über den Ardennen-Kanal und die Aisne.

Wo wir dann zur Sommerpause unser Boot lassen, steht noch nicht fest. Bisher sehen wir da 3 Möglichkeiten:

  • Wir fahren bis nach Paris zum Arsenal oder lassen das Boot in Cergy.
  • Wir bleiben eher im Norden und fahren ins Richtung Zeeland.
  • Wir fahren zum Heimathafen zurück.

Törn 2: Zeeland

Für die zweite Tour haben wir uns, abhängig von unsrem Liegeplatz Ende Juni, ein paar Alternativen überlegt.

2019 waren wir zum ersten Mal in Zeeland unterwegs. Es war unsere erste Erfahrung in „salziger“ Umgebung. Im Wesentlichen haben wir den Volkerak und das Grevelinger Meer besucht. Es hat uns gut gefallen. Damals waren wir zu Saisonbeginn dort. Im Sommer 2023 müssen wir sicherlich mit mehr Betrieb rechnen.

Diesmal werden wir uns aber mehr Zeit lassen und etwas weiter nach Süden vorstossen. Oosterschelde, Westerschelde,.. Das sind Reviere, die wir noch nicht kennen. Sicherlich sind sie etwas anspruchsvoller: Tiede, Wind, Berufsververkehr, Betonnung, teilweise offenes Meer etc.

Die Saison starten wir mit einem Kilometerstand von 13 000 km und 1900 Motorstd. oder 7km/h im Durchschnitt.

Nach letztem Stand werden wir am 3. Mai aufbrechen. Bis dahin gilt es, noch ein paar Testrunden zu fahren.

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Zunächst gilt es aber, die verfügbaren Informationen aufmerksam zu studieren:

Nachsatz: Frage an Chat GPT

Zum Spass haben wir dann noch mal schnell ChatGPT befragt: Wie fährt man am besten mit dem Boot von Maasbracht nach Paris. Hier die Antwort:

Eine Bootsfahrt von Maasbracht nach Paris ist eine großartige Idee und kann eine wunderbare Möglichkeit sein, die Wasserstraßen Europas zu erkunden. Die Reise führt Sie durch einige der schönsten Gegenden der Niederlande und Frankreichs.Je nach Ihren Vorlieben und der Größe Ihres Bootes können Sie verschiedene Routen wählen. Eine beliebte Variante ist, der Maas von Maasbracht aus nach Süden zu folgen, durch Belgien und nach Frankreich, wo sie in die Seine übergeht und direkt nach Paris führt.Auf dem Weg dorthin kommen Sie durch malerische Dörfer, historische Städte und atemberaubende Naturlandschaften. Zu den Höhepunkten der Reise gehören die mittelalterliche Stadt Dinant in Belgien, das Weinland der Champagne in Frankreich und die berühmte Lichterstadt Paris.Um diese Route zu befahren, müssen Sie sorgfältig planen und dabei die Größe und die Möglichkeiten Ihres Bootes sowie alle erforderlichen Genehmigungen und Vorschriften berücksichtigen. Sie sollten auch in Erwägung ziehen, einen örtlichen Reiseführer zu engagieren oder sich einer Segelgruppe anzuschließen, um sicherzustellen, dass Sie das Beste aus Ihrer Reise machen und auf dem Wasser sicher bleiben.Ein Segeltörn von Maasbracht nach Paris kann ein unvergessliches Erlebnis sein, das Sie durch einige der schönsten und geschichtsträchtigsten Gegenden Europas führt.

2023 #1 Frohes Neues Boots-Jahr

Die VAGABOND Crew wüscht allen unseren treuen Lesern ein Frohes gesundes Neues und Bootsvolles Jahr.

Hoffen wir, dass die Fahrbedingungen 2023 gut sein werden:

  • nicht zuwenig oder zuviel Wasser,
  • nicht zuwenig Sonne oder zuviel Hitze
  • (das gilt für unse Motorbootfahrer) nicht zuviel Wind….
  • immer eine Handbreite unter dem Kiel.

Auch 2022 habt Ihr viel zum Erfolg unseres Blogs beigetragen. Vielen Dank für die wervollen Kommentare und interessanten Fragen.

Insgesamt ist unsere Webseite mehr als 38 000 (+42%) mal von über 10 000 (+44%) Besuchern angeklickt worden. Dieser Erfolg ermutigt uns weiter zu machen!

Wie zu erwarten, waren es vor allem unsere deutschsprachigen Leser aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, die den grössten Anteil darstellen. Aber auch die Niederlande und Frankreich stellen einen grossen Teil der Besucher.

Wie schon seit langem besteht weiterhin grosses Interesse an Maas – Mosel – Saar. Eine Reise, die in den letzten Jahren immer schwieriger geworden ist, wegen dem Zustand des französischen Nordöstlichen Kanalnetztes: Wasserstand, Wasserpflanzen, Sperrungen…

Auch 2023 werden wir versuchen über den Zustand der französischen Wasserwege zu informieren.

Unsere Belgien-Rundfahrt von 2021 fand wieder viele Leser. Natürlich galt das grösste Interesse der letzten Saison durch die Niederlande nach Norddeutschland. Etwa 1/3 aller Aufrufe waren ihr gewidmet.

2018 waren wir zum letzen Jahr in unserer Heimat, in Paris. Vielleicht gibt es dieses Jahr ein Wiedersehen.

Wir freuen uns jetzt schon, Eure Reise-Pläne für die neue Saison zu lesen.

2022 #21 noch ein paar Tage in Amsterdam

Zum Abschluss unserer Bootsreisen in den Niederlanden waren wir schon 2017 und 2019 zu Besuch in Amsterdam.

So ist es auch dieses Mal.

Von der Buiten-IJ kommend, haben wir die Oranje-Schleusen hinter uns gelassen. Wir fahren den Sixhaven an, in der Hoffnung dort einen Platz zu finden. Es ist immer noch Hochsaison und der Hafen erfreut sich noch seiner grossen Beliebtheit.

Amsterdam bietet dem Bootsfahrer einige Möglichkeiten. An Häfen fehlt es nicht. Wir bevorzugen den Sixhaven. Wir waren auch schon mehrmals in der Marina Amsterdam in der Nähe der NDSM Pier – Fähre. Auch wenn die Marina Amsterdam mit seinem Restaurant „Loetje Amsterdam aan ‚t IJ“ an Service mehr bietet, liegt sie doch etwas abseits. Für längere Aufenthalte ist dieser Hafen sicherlich eine gute Wahl. Aber es sind gerade das ständige Kommen und Gehen, sowie die Ambiente des Sixhaven, die uns immer wieder dorthin zieht. Im Gegensatz zur Marina Amsterdam, ist der Sixhaven vor allem ein Passantenhafen.

Als wir dort einlaufen, werden wir zunächst vom Hafenmeister darauf hingewiesen, dass „es besser gewesen wäre, wenn wir kurz vor der Ankunf angerufen hätten,…wie es auf dem Schild an der Hafeneinfahrt steht,…„. Trotzdem reagiert er sehr freundlich.

Nach kurzer Überlegung weist er uns einen ruhigen Platz am C-Steg zu. Da wir etwa 10 Tage dort verweilen werden, sind wir mit seiner Wahl voll zufrieden. Am Steg liegen vor allem Segelschiffe mit ~ 11m Länge und 4m Breite.

Einiges hat sich geändert seit unserem letzten Aufenthalt 2019.

Der Bezahlautomat und die Service-Karte wurden durch die App. i-Marina ersetzt. An jedem Liegeplatz befindet sich am Steg ein QR-Code zum Abscannen. Damit ist die Reservierung und Bezahlung schnell erledigt. Wem dies zu modern ist, der kann im Hafenkantoor immer noch mit Kredit – oder Bankkarte bezahlen. Im Preis ist der Liegeplatz, Wasser, Strom und die Benutzung des Sanitärbereichs enthalten. HINWEIS: Der Strom ist auf 1300 W begrenzt, was für manche Schiffe ein Problem sein kann (z.B. Backofen, Waschmaschine, Induktionskochplatten,…).

Auch der Wäschetrockner und die Waschmaschine werden jetzt über eine spezielle App. appWash (von Miele) gesteuert.

Was uns dieses Jahr besonders auffällt , ist die grosse Anzahl an Segelbooten. Ob es an der Jahreszeit liegt? Schätzungsweise 80% der Besucher sind Segler, darunter auch viele gecharterte Schiffe. Neben einigen deutschen und niederländischen Booten, überrascht der grosse Anteil nordischer Flaggen: Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark,…

Wir unternehmen ein paar Ausflüge in die Stadt. Oder sollte man sagen „an der Stadt vorbei“!. Die Hauptachsen der Stadt, ausgehend vom Zentralbahnhof, ersticken regelrecht vor Touristen. Die Anziehungskraft scheint während der Nach-Corona-Zeit noch grösser geworden zu sein. Nur wenige Orte in der Innenstadt entkommen dem Trubel auf den Strassen und Kanälen.

Dazu zählen ein paar Museen, die nicht unbedingt auf den „normierten Besucherprogrammen“ stehen, wie das Tropenmuseum und das Architektur-Museum „Het Ship„, die wir dieses Mal aufsuchen. Der Name „Das Schiff“ lässt nicht direkt erkennen, dass es sich hier um Architektur der „Amsterdamer Schule“ handelt“. Erst beim Besuch wird der Zusammenhang deutlich.

Dem Tropenmuseum haben wir zum ersten Mal 2019 einen Besuch abgestattet. Da dort immer wieder interessante Wanderausstellungen zu sehen sind, lohnt es dort vorbeizuschauen. Zur Zeit beherbergt es beispielsweise unter anderem eine Ausstellung über die Skaverei und eine Serie von Fotos, die den World Press Award erhalten haben.

Tropenmuseum // Amsterdam

Das wechselhafte Wetter hält uns nicht von einer kleinen Radtour nach Durgerdam, einem kleinen ruhigen Vorort, ab. Denn nicht nur die Kanäle der Stadt sind sehenswert! Nur ein paar Kilometer vom Sixhaven entfernt, im Osten an der Buiten-IJ gelegen, erinnert das Strassendorf mit seinen kleinen ehemaligen Fischerhäuschen an eine längst vergangene Zeit. Die Leute, die hier wohnen, bevorzugen sichtlich eine ländliche Atmosphäre, weit ab vom Lärm der Stadt. Die vielen Wäscheleinen setzen ein bewusstes Signal!

Direkt am Damm liegt auch der kleine Club-Hafen. Wohl eine nette Adresse, wenn man vom Markermeer kommend zur Stadt will.

Zum Abschluss unseres Aufenthalts noch ein paar Bilder, die vom ständigen Treiben zeugen.

Mit diesen Eindrücken verlassen wir die Stadt am 9. September und brechen auf in Richtung Winterlager. Da wir dieses Jahr die Saison früher beenden wollen, wählen wir einen recht schnellen, dafür allerdings anstrengenden Weg über den sehr befahrenen Amsterdam-Rijn-Kanal. Dort begegnen uns nicht nur Frachter und einige schnelle Sportboote sondern auch Mietboote. Zwei davon haben sichtlich Probleme, da sie von Rijkswaterstaat abgeschleppt und in Sicherheit gebracht werden müssen. Der Weg führt uns weiter über den Merwedekanal, den Waal, die Afgedamde Maas und die Maas.

Ursprünglich hatten wir 8 – 10 Tage für die Rückreise eingeplant. Diesmal soll es schneller sein. Wir verlängern unsere Tagesetappen um 2 – 3 Stunden. Nach 5 Tage sind wir wieder in Maasbracht.

Was wir im nächsten Jahr unternehmen werden, ist noch offen. Natürlich haben wir während der Rückfahrt schon Pläne geschmiedet. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt heisst es, unsere Reise nach Hong-Kong vorzubreiten! 3 Jahre sind es her, dass wir unsere Famile dort zum letzten Mal gesehen haben.

Zusammenfassung:

  • Amsterdam > Vianen : 53km, 7,1 Mstd.
  • Vianen > Heusden : 43 km, 5,4 Mstd.
  • Heusden > Linden : 64 km , 7,4 Mstd.
  • Lingen > Venlo : 58 km, 6,4 Mstd.
  • Venlo > Maasbracht :46 km, 6 Mstd.

2022 #20 Verbrauch, Geschwindigkeit und mehr

Anfang September haben wir einen kurzen „Break“ gemacht. Wir waren ein paar Tage im „Süden“. Da ergab sich die Möglichkeit mal bei einer „Gleittour“ mit 30 kn mitzufahren.

Verglichen mit unserer üblichen Reisegeschwindigkeit von 10 km/h (5,4 kn) ist das natürlich ein gewaltiger Unterschied. Da kommt irgendwann die Frage des Dieselverbrauchs auf den Tisch. Heisst 5x schneller auch 5x mehr „Sprit“?

Der Vergleich hinkt natürlich. Kommen wir also zu unserem Stahlverränger zurück. Wie sieht es denn da aus?

Die aktuellen Dieselpreise laden gerade dazu ein, sich ein paar Gedanken zu diesem Thema zu machen.

Verdränger sind keine Gleiter. Das Bauprinzip setzt der Physik in Sachen Geschwindigkeit Grenzen. Die theoretische Höchstgeschwindigkeit (bei akzeptablem Energieaufwand) hängt in erster Näherung bei einem Verdränger von der Länge der „Wasserlinie“ des Schiffes ab. Mit einer einfachen Faustformel kann man diese Geschwindigkeit schnell errechnen. In unserem Fall liegt sie bei 14,5 km/h. Dies ist wohlgemerkt ein theoretischer Wert. In der Praxis liegt die Höchstgeschwindigkeit bei unserem Schiff deutlich niedriger, eher bei 12 km/h. Sie hängt natürlich auch von anderen Parametern ab: Beladung, Wind, Strömung,…

Unser VAGABOND ist mit einem Volvo-Penta D2-75 Motor ausgestattet, 11,10m lang und verdrängt 10 500 kg Wasser (im Leerzustand). Aus den technischen Daten des Herstellers Volvo-Penta gehen die jeweiligen drehzahlabhängigen Verbrauchsdaten hervor.

Schema Verbrauch / Geschwindigkeit (Verbrauchsdaten nach Datenblatt Volvo-Peta)

Nehmen wir ein konkretes Beispiel:
Unsere typische Reisegeschwindigkeit (im Wasser, und nicht SOG) liegt bei 10 km/h (5,4 kn). Wie man dem Schema entnehmen kann, ergibt dies einen Verbrauch von 3 l/h. Unser Durchschnittsverbrauch über einen längeren Zeitraum liegt bei 2,8 l/h.

Erhöht man die Geschwindigkeit um nur 1 km/h verdoppelt sich der Verbrauch. Bei 12 km/h sind es schon mindestens 9 l/h…

Um es anders auszudrücken:

  • + 1 km/h (+10%) = nach 40km / Tag ist man eine halbe Stunde schneller am Ziel für die doppelten Kosten.
  • + 2 km/h (+20%) = dreifache Kosten

Am Ende ist es (für uns) aber nicht nur eine Frage der (exponentiellen) Kosten.

Auch der Geräuschpegel spielt für uns eine grosse Rolle. Bei 1800 T/min läuft der Motor recht ruhig. Auf längeren Fahrten bei 2100 T/min erscheint uns das Motorgeräuch und die aufkommenden Vibrationen eher störend, wobei wir meistens „oben“ auf dem Achterdeck sitzen. Dort tritt bei 10 km/h eher das Fliessgeräusch des Wassers in den Vordergrund.

Bald gibt es Neues aus Amsterdam.

2022 #19 Muiden, Wasserpflanzen und mehr

Für eine Woche haben wir einen festen Liegeplatz in Naarden gebucht. Wir haben Besuch.

Von Naarden aus unternehmen wir kleine Tagesfahrten auf die Randmeren. So machen wir einen Abstecher nach Huizen zum „Lunch“. Das Restaurant liegt direkt an der Kade des Passantenhafens.

Passantenhafen Huizen

Obwohl es auf Ende August zugeht, ist auf den Randmeren noch sehr viel los. Vor allem am Wochenende. Auch im Hafen ist Einiges in Bewegung, auch Jetskis drehen jetzt ihre Runden. Im Gegensatz zu Passantenhäfen bleibt es hier während der Woche allerdings eher ruhig. Der Rummel konzentriert sich aufs Wochenende. Die Nähe zu Amsterdam spielt dabei wohl auch eine Rolle.

Ein Besuch der ehemaligen Festungstadt Naarden steht auf dem Besuchsprogramm. Ein Rundweg führt uns um die ganze Stadt und gibt so einen guten Eindruck der Anlage. Die heute noch bestehenden Festungsanlagen stammen aus dem 17. Jahrhundert.

Naarden Festungsanlage

Nach 7 Tagen brechen wir nach Muiden auf. Zunächst bleiben wir in der Fahrrinne. Vor der Fahrt haben wir uns über die Lage der Wasserpflanzen informiert. Seit 2019 hat der Befall stark zugenommen. Damals war vor allem die Küstenregion um die Stadt Hoorn stark betroffen. Um sich ein genaueres Bild zu machen, ist die Application waterplanten.nu sehr hilfreich.

Waterplanten.nu // Screen shot // unsere Route

Allerdings stehen uns 2 Dinge im Weg, die uns von der empfohlenen Route abkommen lassen:

  • Vor Muiden läuft eine Segelregatta mit historischen Segelschiffen. Dies erschwert das Einhalten einer geraden Linie
  • Ein Fischerboot hat grossflächig Netze ausgelegt. Wir wollen das Risiko nicht eingehen, durch die Fangzone zu fahren.

Sobald wir uns von der vorgesehenen Route entfernen, geraten wir in ein stark mit Wasserpflanzen befallenes Gebiet. Die Geschwindigkeit des Bootes nimmt schnell ab, die Schraube vibriert stark. Den Rest kennt jeder der schon mal in den letzten Jahren auf französischen Kanälen oder auf dem nördlichen Markermeer unterwegs war.

Bevor wir Muiden erreichen, versuchen wir mehrmals die Schraube von den Wasserpflanzen zu befreien. Im Hafenkanal gelingt es uns, die restlichen, um die Welle festgefahrenen, Äste und Zweige zu lösen. Wir wählen den Jachthaven Stichting Muiden.

Wegen der Regatta gibt es kaum freie Plätze bei der „Kon. Ned. Zeil & Roeivereniging„. Mit beiden Häfen haben wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht.

Nachdem uns unser Besuch verlassen hat, starten wir am nächsten Tag um 8h30 in Richtung Amsterdam. Zunächst vorbei an den alten Segelschiffen der Regatta, die noch im Hafen liegen.

Muiden

Es ist Sonntagmorgen. Die Regatta ist zu Ende. Die Fischernetze wurden in der Zwischenzeit eingezogen. Somit können wir die empfohlene Route einschlagen.

Skizze Markermeer // Wasserpflanzen // Route

Zunächst bleiben wir im Hafenkanal bis zur roten Boje M2. Dann biegen wir nach Osten ab in Richtung der Fahrrinne zu den Randmeren. Mit dem Fernglas suchen wir am Horizont die Bojen dieses Fahrwassers. Da die Sonne am Morgen noch sehr tief am Himmel steht, brauchen wir etwas Zeit bis wir die Bojen orten können. Hilfreich erweist sich hier wieder einmal der „Plotter“. Er hilft uns vor allem auf offenem Wasser und bei unübersichtlichen Situationen.

Die Route ist zunächst nicht betonnt und führt durch recht tiefes Fahrwasser. Da inzwischen keine Fischernetze in Sicht sind und kein Fischerboot hier kreuzt, ist diese Route recht sicher und wie sich herausstellt, frei von Wasserpflanzen. Zwischen den Bojen IJM14 und IJM16 biegen wir nach Backbord ab und folgen der Fahrrinne. Inzwischen hat der Wind aus Süd-Westen kräftig aufgefrischt . Die Wellen kommen jetzt von der Seite, was das Boot etwas zum Rollen bringt. Inzwischen sehen wir solche Umstände gelassener. Was nicht bedeuten soll, dass man auf offenem Wasser diese Gegebenheiten auf die leichte Schulter nehmen sollte. Nach einer Stunde erreichen wir die Fahrrinne Amsterdam <> Lelystad. Jetzt kommen die Wellen von vorne, was die Fahrt ruhiger werden lässt.

Kurz nach 10h erreichen wir die Orange Schleusen.

Orange Schleusen // Nordkammer // Wartesteg „Buiten“

Sportboote werden in der „Nord“-Schleuse geschleust. Als wir die Kammer erreichen, fahren gerade eine beachtliche Anzahl von Segelschiffen heraus in Richtung Markermeer. Bis zum Siwhafven brauchen wir noch eine Stunde. Da wir nicht angerufen haben, (was zu empfehlen ist!) kommt uns der Hafenmeister entgegengelaufen, um uns einen „passenden“ Platz zuzuweisen. Wie immer ist viel Bewegung im Hafen. Was uns diesmal überrascht ist die deutliche Überzahl der Segelyachten. Die ankommenden Motorboote sind meistens gechartert. Zum Thema „Chartern“ noch eine kurze Bemerkung: Es ist völlig unverständlich, dass die Chartergesellschaften ihren Kunden nicht ein Minimum an Einweisung zu geben scheinen. Der Umgang mit den Festmachern, den Leinen und Klampen, steht wohl eindeutig nicht auf dem Programm.

2022 #18 Randmeren, diesmal von Osten kommend

2019 hatten wir die Randmeren zum ersten Mal besucht. Die Landschaft und die ehemaligen Fischerdörfer und Städte gefielen uns sehr gut und sind uns in guter Erinnerung geblieben.

Beim Besuch in einer Botter-Werft verweilen wir vor einer alten Karte. Sie zeigt die Situation vor dem Deichabschluss (1932). Man kann sich heute nur schwer vorstellen, dass Urk eine Insel war und die Fischerorte an den Randmeren am offenen Meer lagen. Daher ist es nur verständlich, dass die Leute hier die Traditionen noch sehr pflegen.

Der Ausdruck „Randmeren“ ist eigentlich ein Sammelbegriff. Jeder Teilabschnitt trägt einen eigenen Namen. Dieser findet sich auch in den Kennungen der Betonnung (fettgedruckt). Insgesamt werden 6 Wassergebiete unterschieden (von Ost nach West) :

  • Ketelhaven > Harderwijk : Veluvemeer VM
  • Harderwijk > Ermelo : Wolderwijk WW
  • Ermelo > Nijerk : Nuidernauw NN
  • Nijkerk > Spakenburg : Njkerkernauw NK
  • Spakenburk > Huizen : Eemmeer EM
  • Huizen > Naarden : Gooimeer GM

Damals waren wir im August von Amsterdam kommend dort in Richtung Friesland unterwegs. Diesmal kommen wir von Osten, haben morgens die Sonne im Rücken und sind wieder auf dem Weg nach Amsterdam. Es ist wieder August, also Hochsaison. Es mag an der Pandemie liegen, es kommt uns vor, als ob die Anzahl der Schiffe sich vervielfacht hat. Die Situation ist mit 2019 nicht zu vergleichen.

Wir verlassen den Ketelhaven gegen 8h00. Wir haben die Randmeren noch nicht erreicht, schon werden wir eingeholt und überholt. An den beiden Schleusen, die heute auf unserem Weg liegen, sammeln sich immer mehr Schiffe auf beiden Seiten.

Als wir die zweite Schleuse verlassen, es sind noch gut 30′ bis Elburg, beginnt ein regelrechtes Rennen um die „besten Plätze“. Gasgeben heisst jetzt die Devise. Einige vergessen dabei die guten alten Seemannssitten.


Unser erstes Ziel ist die Hansestadt Elburg, die wir sehr mögen.

Wie zu erwarten, ist in Elburg schon einiges los. So wählen wir den ersten freien Platz am Steg im Hafenkanal und versuchen erst gar nicht bis zum 500m entfernten alten Hafen weiterzufahren, um dort im Doppel- oder Triplepack zu liegen. Zudem ist heute „Markttag“. Die Stadt wimmelt nur so von Sommergästen. Das schöne Wetter hat nicht nur die Bootsfahrer angelockt.

Elbrug // Gemeinde Hafen

Dass die Stadt weiterhin eine grosse Anziehungskraft ausübt, ist leicht verständlich. Sie bietet diese typische Atmosphäre, die allen diesen ehemaligen Hafenstädten innewohnt. Das ursprüngliche Stadtbild ist vollständig erhalten. Sicherlich kann man die heutigen Städte nicht mit den ursprünglichen Fischerdörfern vergleichen. Der Tourismus hat definitiv den Fischfang ersetzt.

Wie bei unserem letzten Aufenthalt lassen wir uns einen Besuch im Nationalen Orgelmuseum nicht nehmen. Sehenswert sind auch das Jüdische- und das Stadtmuseum. Jedes erinnert auf seine Art an die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner: ob es sich um das Leben, die Vertreibung und die Vernichtung der Juden oder die frühere Geschichte der Stadt handelt, als sie noch am Zuiderzee lag, und vor allem vom Fischfang lebte. Das jüdische Museum befindet sich in der ehemaligen Synagoge. Das Stadtmuseum ist in einem früheren Kloster untergebracht.

Auch wenn wir die Stadt jetzt gut kennen, wird uns die Zeit nicht langweilig. Immer wieder gibt es, etwas zu entdecken. Man braucht nur die Hauptachsen mit ihren Geschäften und Restaurants zu verlassen und schon fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.


Nach Elburg führt uns die Fahrt nach Harderwijk.

Seit 2019 hat sich die Stadt stark verändert. Vor allem das Hafenviertel und die Umgebung um das Delfinarium wurde umgestaltet und neu angelegt. Ferienhäuser mit Bootsgarage entstanden am Kanal zum Stadthafen.

Es herrscht Hochbetrieb. Mehr als in Elburg gleicht der Hafenbereich jetzt einer Feriensiedlung.

Der Zugang zu einem der zwei Becken des Stadthafens erfolgt jeweils über eine von 3 Hebebrücken (siehe Skizze). Jede Brücke hat eine andere Bedienungszeit (8h-20h in der Hauptsaison):

  • (A) Waterfrontbrug : Alle 60′ „Volle Stunde“: 8h, 9h, 10h,…
  • (B) Delfinarium: Alle 30′ : 8h30, 9h00, 9h30,…
  • (C) Vischpoortbrug: Alle 30′ : 8h45, 9h15, 9h45,…
Harderwijk // Skizze Stadt-Hafen > Anfahrt

Am schönsten und ruhigsten liegt man im Becken hinter der Waterfrontbrug. Dort befindet sich auch der neue Havenkantoor (1) inklusive Waschräume. Als wir ankommen, sind dort alle Plätze schon belegt. Die Delfinariumbrug (B) wird gerade gehoben. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren zum anderen Hafenbecken in Richtung Vischpoort Brücke (C). Auch hier liegen die Boote schon zu einem erheblichen Teil im Doppelpack. Trotzdem finden noch ein kleines „Loch“, den letzten freien Platz. Das Anlegen verlangt diesmal Millimeterarbeit. Es ist windstill , wir nehmen uns Zeit. Nach einigem Hin- und Her und der Hilfe des Eigners vor unserem Bug liegen wir nun sicher in der Lücke (siehe Bild).

Die Liegeplätze und die Stromanschlüsse sind numeriert (siehe Bild: Platz 64022). Bezahlen kann man mit der App aanUIT.net. Wem das nicht gefällt, kann es auch im Hafenbüro oder direkt am Steg beim Hafenmeister erledigen. Nach Bezahlung des Liegeplatzes mit der App erhält man via SMS und Email einen Zugangscode für die Sanitärräume und Müll (der Zugangscode ist natürlich auch beim Hafenmeister erhältlich). Ein zweites Sanitärgebäude (2) befindet sich auf der Seite des Delfinarium. Wie das Hafenbüro so sind die hier gelegenen Sanitäranlagen neu. Allerdings sind sie nicht unbedingt für den aktuellen Ansturm in den Sommermonaten dimensioniert. Morgens früh vor 8h hält sich der Andrang in Grenzen.

In Elburg war der sommerliche Trubel im wesentlichen auf das historische Stadtzentrum beschränkt. Hier in Harderwijk sorgt das nahegelegene Delfinarium für einen permanenten Touristenstrom im Hafen.

Das lebhafte Geschehen nimmt abends sehr schnell ab. Sobald die Restaurants an der Hafekade schliessen, wird es auch hier ruhig.

Wir nutzen die Zeit zu einer Radtour nach Flevoland auf die nördliche Seite der Randmeren, hier Wolderwijk. Auf dem Hinweg geht es über die Autobahnbrücke (N302), für den Rückweg nehmen wir die Fähre in Zeewolde.

HINWEIS: Knotenpunkte zum Radfahren (im Gegenuhrzeigersinn): 82 > 11 > 29 23 > 22 > 21 > Fähre > 07 > 09 > 82

Wie alle Städte in Flevoland wirkt auch Zeewolde recht neu, auf dem Reissbrett geplant.

Ermelo // Fähre Zeewolde

Am zweiten Tag besuchen wir das Stadtmuseum, das wir schon von unsere ersten Reise kennen. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass die Zeit des Corona-Lockdown sinnvoll für einen komplette Erneuerung genutzt wurde. Auf sehr orgineller und spielerische Weise wird nun die jüngere Geschichte der Stadt dargestellt. Es beeindruckt uns immer wieder mit welcher Kreativität heute versucht wir Museen „einladender“ und für breitere Bevölkerungsschichten zu gestalten. Schon deswegen lohnt sich ein Rundgang. Für uns, die wir die nIederländische Sprache nicht beherrschen, sind die Animationen in Niederländisch, nur ansatzweise zu verstehen.

Harderwijk // Museum

Am nächsten Tag geht es weiter nach Spakenburg. Wir verlassen den Hafen mit 4 Schiffen um 8h. Nach 1h30 erreichen wir die Schleuse Nijkerk. Dort herrscht grosses Gedränge. Der Schleusenwärter kommt zur Schleusenkammer, um etwas Ordnung zu schaffen. Nach 30′ verlassen wir mit neun Schiffen die Schleuse.

Spakenburg errreichen wir gegen 11 h. Als wir im Hafen anrufen, empfiehlt man uns, direkt im Hafenkanal einen Platz zu suchen.

Dort finden wir am westlichen Kai einen Liegeplatz mit direktem Blick aufs Wasser. Zum Stadtzentrum sind es nur ein paar hundert Meter. Die Plätze auf der gegenüberliegenden Seite haben den Nachteil, dass der Weg zur Stadt wesentlich länger ist. Wer dort festmacht und vorhat länger zu bleiben, legt sich so bald es möglich ist auf die andere Seite.

Spakenburg // Westpier

Reges Treiben herrscht in der Stadt. Wir erfahren, dass das 50igste Jubiläum der „Spakenburger Tage“ bevorsteht. Der historische Hafen ist regelrecht vollgestopft mit den traditionnellen Fischerbooten, den sogenannten „Botter„. Traditionnelle Kleidung, Fischerboote, Musikanten werden in 2 Tagen das Stadtbild prägen. Bis dahin ist es noch Zeit, gemütlich die Stadt zu geniessen. So machen wir noch einen kleinen Abstecher ins Museum für Traditionnelle Kleidung. Wir stellen uns die Frage, wie lange diese Traditionen noch gepflegt werden. Ausser dem Interesse oder Willen dazu, setzen sie handwerkliche Kenntnisse und viel Fingerfertigkeit voraus, die heute kaum noch jemand besitzt, geschweige denn, erlernen möchte.


Der Weg führt uns weiter nach Huizen. Es ist unser erster Besuch. Nachdem wir die Fahrrinne verlassen haben, fahren wir vorbei am Yachthafen ‚t Huizerhoofd zum Gemeentehaven. Dort finden wir einen Platz an der Hafenkade. Als wir ankommen ist noch für 5 – 8 Boote Platz. Strom und Wasser wird über die App aaUIT.net bezahhlt, die Liegegebühren mit Hilfe der App i-Marina abgerechnet. Die Strom- und Wasseranschlüsse an der Kade werden nur während der Hauptsaison aktiviert.

Das Interesse an der Stadt beschränkt sich für uns auf das „Hafen- Viertel“. Das eigentliche Zentrum liegt gut einen Kilometer landeinwärts. Es hat nicht den Charme von Elburg oder Spakenburg. Warum sich ein Aufenthalt hier dennoch lohnt, erfahren wir bei einer Radtour in die nahegelegene Heidelanschaft : Goois Natuurreservaat Limitische heide und Nieuw Bussumerheide .

HINWEIS: Radweg : Knotenpunkte im Gegenuhrzeigersinn : 77 > 78 > 79 > 80 > 77.


Nach zwei Tagen fahren wir zum Yachthafen Naarden, den wir schon von unserer ersten Reise her kennen. Dort haben wir für eine Woche einen Liegeplatz gebucht. Wir erwarten Besuch mit einem Kleinkind. Der Hafen bietet jeden denkbaren Service. So ist er als Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Randmeren, zum Markermeer, zur Vecht oder auch Amsterdam gut geeignet.

Zunächst gilt es jetzt das Boot „kinderfreundlich“ zu machen. Dazu bringen wir ein Netz an der Reling an. In Naarden bleiben wir eine Woche.


Zusammenfassung:

  • Ketelhaven > Elburg : 19 km, 2,3 Mst.
  • Elburg > Harderwijk : 21 km, 2,4 Mstd.
  • Harderwijk > Spakenburg : 23 km, 3,1 Mstd.
  • Spakenburg > Huizen : 12 km, 1,5 Mstd.
  • Huizen > Naarden : 10 km , 1,3Mstd.