2021 #25 Vorbei an Charleroi nach Namur

Wir haben schon viel gehört von diesem Teil der Sambre. Vor allem in Revin sind im Sommer oft Belgier aus Mons oder von der Sambre. Sie kennen diesen Weg genau. Wenn man dann nachfragt, lautet die kurze Antwort: „Fahrt schnell an Charleroi vorbei…“ Vor dieser Stadt wird immer wieder gewarnt, vergleichbar mit Creil an der l’Oise: „nur nicht halten…“.

Bei genauerer Betrachtung gilt zunächst Folgendes zu notieren:

  • die Strecke ist sehr kurvenreich und teilweise unübersichtlich
  • die Sambre ist eine wichtige Verbindung für den Frachtverkehr zwischen der Meuse/Maas und dem Nord-Westen Belgiens
  • zwischen Seneffe am Canal Charleroi-Bruxelles im Westen und Namur an der Meuse gibt es keinen Hafen und nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten

Wir entscheiden uns, den Weg in einer Etappe zurückzulegen. Es gilt, 10 Schleusen in Talfahrt zu überwinden. 3 auf dem Kanal und 7 auf der Sambre.

Für die 48 km werden wir rund 11 Stunden brauchen.

Somit brechen wir schon früh, kurz nach 7h auf. Noch ist es ruhig auf dem Wasser.

Canal Charleroi-Bruxelles bei Seneffe

Gegen 11h erreichen wir die Sambre im Westen von Charleroi. Der Berufsverkehr hat stark zugenommen. Die Kohle -und Stahlindustrie wurde grösstenteils durch Chemie und Recycling Unternehmen ersetzt.

Schleuse Marcinelle

Grüne oder rote Pfeile weisen beim Zusammenfluss des Kanals und der Sambre auf Gegenverkehr hin. Hier gilt es aufzupassen! Es geht sehr eng zu.

Zusätzlich muss man berücksichtigen, dass zwischen den Schleusen Montignies s/ Sambre und Roselies Linksverkehr vorgeschrieben ist! An den Brücken und Schleusentoren wird darauf aufmerksam gemacht.

Schleuse Roselies

Ab der Schleuse Roselies öffnet sich das Tal etwas, auch wenn die Sambre kurvenreich bleibt. Jetzt wechselt die Industrielandschaft mit landschaftlich schönerem Umfeld ab.

Man kann abschliessend sagen, dass nur Charleroi eine Durststrecke ist, die allerdings nach knapp einer Stunde vergessen ist.

Wer den Weg in 2 Etappen zurücklegen will, dem bleiben insgesamt 4 Haltemöglichkeiten:

  • Halte bei Auvelais (hier sind wir nach ~ 6,5h)
  • Oberwasser der Schleuse Auvelais (hier sind wir nach ~ 7h)
  • Oberwasser der Schleuse Mornimont (hier sind wir nach ~8h30)
  • Halte bei Florifoux in der Nähe der Abtei von Floreffe (hier sind wir nach ~9h)

An den Schleusen liegt man wahrscheinlich am besten. Dort fahren die Frachter mit geringer Geschwindigkeit. Ausserdem ist dort der Landzugang sichergestellt.

Noch etwas kann auf der Sambre überraschen!!

Wie schon erwähnt ist die Sambre auf der gesamten Strecke nicht sehr breit. An einigen Stellen gibt es spezielle Umkehrbecken. Trotzdem fahren einige grosse 110m Frachter von Namur kommend die Sambre rückwärts zu Berg!!! Hier kann der UKW Kanal 10 und ein gutes Fernglas sich als sehr hilfsreich erweisen.

Rückwärts fahrender Frachter (kein Linksverkehr!)

Gegen 17h kommt die Abtei von Floreffe in Sicht. Wenn man Zeit hat, kann man hier am Steg einen Stopp machen und die Abtei besichtigen.

Wir fahren vorbei, weiter nach Namur, wo wir gegen 18h ermüdet aber zufrieden an der Kaimauer festmachen. Gerade rechtzeitig zum Feierabendbier!

2021 #24 Der Aufzug

Von Mons aus geht es weiter auf dem Canal du Centre.

Hier befinden sich einige bemerkenswerte Hebewerke: der Aufzug von Strepy-Thieu und die 4 historischen Aufzüge. Auf dem Weg nach Brüssel gibt es dann noch den Schrägaufzug von Ronquières.

Belgien hat vor rund 20 Jahren massiv in die Wasserstrassen-Infrastruktur investiert, um den armen Süd-Osten (Wallonien) an den reichen Norden-Westen (Flandern) und die Niederlande anzuschliessen.

Canal du Centre beim Hebewerg

Da wir Ende August in Maasbracht sein wollen, beschränken wir uns auf das moderne Hebewerk. Es überwindet über 70m in einem einzigen „Schleusengang“ und besitzt 2 Wannen.

Als wir ankommen, wartet schon ein kleinerer Frachter und eine englische „Peniche“. Wir sind auf Bergfahrt. Die Stadt Mons (die Berge) liegt in der Nähe ;-).

Aufzug von Strepy-Thieu im Unterwasser

Da wir über eine M.E.T. für Wallonien verfügen, gibt es für uns keine weiteren Formalitäten. Unser Vagabond „ist im System…“ wie uns der zuständige Operateur sagt. Wir folgen seinen Anweisungen und machen uns auf Steuerbordseite fest, „nicht zu fest…“, wie er uns lehrt, da beim Öffnen auf der Bergseite möglicherweise ein Wasserausgleich mit dem Kanalwasser stattfindet. Wir merken allerdings nichts davon, vielleicht weil das Oberwasser auf gleichem Niveau ist.

Anders als bei einer normalen Schleuse kommt es zu keinem grösseren Wasserausgleich: Entleeren oder Füllen. Somit läuft der Vorgang sehr ruhig und zügig ab. Nur der starke Wind stört an diesem grauen Tag etwas die Idylle.

System zum Ausgleichen der Kabelspannung

Wer Zeit hat und sich ein wenig für Technik interessiert, sollte auch das im Gebäude angelegte kleine Museum besuchen. Wer noch mehr Zeit hat, sollte die „Runde drehen“: Modernes Hebewerk + die historischen Werke.

1. Historischer Aufzug

Dies empfiehlt sich besonders, bei einer Reise von Charleroi über einen kleinen Umweg zum Canal du Centre nach Brüssel. Man beginnt auf Talfahrt mit den 4 historischen Hebewerken und fährt anschliessend zu Berg Richtung Charleroi-Brüssel-Kanal.

Nachdem wir das Hebewerk unter Staunen verlassen haben, fahren wir weiter in Richtung Osten zu unserem Etappenziel, dem Hafen von Seneffe. Er liegt in einer ruhigen Umgebung und ist gut ausgestattet. Leider ist die Zahl der Besucherplätze sehr beschränkt. Da es die einzige ruhige Übernachtungsmöglichkeit zwischen Charleroi und Namur ist, sind die Plätze hier gefragt. Dazu aber im nächsten Beitrag mehr.

Hafen von Seneffe