2023 #14 Leinen los, Richtung Compiègne

Von Mai bis Juni haben wir die Maas, Sambre, Oise, Seine und Yonne befahren. Insgesamt 1000km.

Nach einer längeren „Sommerpause“ im Juli melden wir uns wieder zurück. Der Plan ist, über die Oise und den Canal du Nord in Richtung Zeeland zu fahren. Am letzten Juliwochenende gehen wir wieder aufs Boot. Wir finden es unversehrt vor. Nur der Regen hat ein paar Spuren hinterlassen, die aber schnell weggewischt sind.

Jetzt, Anfang August, ist das Wetter sehr wechselhaft. Wir starten von Cergy am 1. August und haben vor, in zwei Etappen zunächst nach Compiègne zu fahren.

Der Wetterbericht lässt für die nächsten Tage nicht viel Hoffnung. Vor allem der starke Wind beschäftigt uns.

Wie schon erwähnt sind gute (und sichere) Anlegestellen auf der Strecke selten. Zunächst sehen wir vor, auf halber Strecke im Oberwasser einer der sieben Schleusen zu übernachten. Dort müssten wir dann nach den Vorhersagen wohl 2 Tage ausharren. Obendrein ohne Landzugang (zumindest bei den infrage kommenden Schleusen auf halber Strecke). 93 km liegen zwischen Cergy und Compiègne.

Als wir gegen 18h30 an einem möglichen Übernachtungplatz ankommen, befragen wir den Schleusenwärter, ob es „machbar“ wäre bis Compiègne? Er ist sehr freundlich, und rät uns, es wegen des angesagten Sturms zu versuchen. Er verspricht, seinen Kollegen an der Schleuse „Venette“ anzurufen, um unsere Ankunft gegen 20h anzukündigen. Die letzten Schleusungen auf der Oise sind bis 20h möglich,… (Ausfahrt vor 20h30).

Also versuchen wir es! Nach fast 12h Fahrt wollen wir erschöpft aber zufrieden in Compiègne festmachen. Jedoch gilt es zunächst, einen Platz zu finden. Denn die bekannte Kai-Mauer ist voll! Wir sind nicht das einzige Schiff, das hier die nächsten Tage ausharren will.

Ein Australier winkt uns heran. Also „Doppelpack“! Was am Kai gar nicht so schlecht ist. So liegen wir trotz Wind und Wetter ruhig und sicher.

Am 3. August legt sich der Wind etwas, es bleibt aber sehr diesig und regnerisch. Kein Wetter für den Canal du Nord.

Bevor es losgeht, fahren wir noch ans andere Ufer zum Tanken. Als wir fertig sind und flussaufwärts losfahren, startet ein zweites Schiff in die gleiche Richtung. In der ersten Schleuse haben wir Gelegenheit kurz über unsere Pläne zu reden. Canal du Nord? Bei dem Wetter ? Nee! „Wir machen es gemütlich über die Sambre …“

10 Sekunden später haben wir unsere Meinung geändert. „Der Weg ist das Ziel“ . Also zurück zur Sambre. Nach der Schleuse „Belle Rive“ biegen wir in den Canal St. Quentin ein. Dieser kreuzt nach der Schleuse Tergnier n°32 in den Canal de la Sambre à l’Oise . Auf dem wir dann weiter in Richtung Osten fahren. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag. Zunächst heisst es aber in Chauny zu übernachten. Dann geht es weiter zur Sambre.

2023 #7 Von der Sambre zur l’Oise (Teil 2)

Im letzten Beitrag haben wir die „Bergstrecke“ von der belgisch-französischen Grenze bis zum Ort Etreux beschrieben. Am 20. Mai geht es weiter talwärts. Während der 5.Etappe erreichen wir nördlich von Compiègne die Oise.

Auch wenn hier die meisten Schleusen mit Fernbedienung aktiviert werden, begleiten uns auf diesem Teil die Schleusenwärter(innen) von VNF. Es gibt ein paar Hebe- und Drehbrücken zu bedienen. Das überlässt man noch nicht einem Automaten!

Unsere Schleusenwärter sind ausgesprochen nett, motiviert und hilfsbereit. Zum Muttertag gibt es sogar Blumen für die Mütter an Bord der beiden Schiffe BALU und VAGABOND.

Auf der ersten Etappe zwischen Etreux und Vadencourt liegen 19 Schleusen und 3 zu hebende Brücken. Auch wenn die Strecke recht kurz ist, brauchen wir dazu gute 6 Stunden.

Auf der kanalisierten Sambre liegen die Wehre und Schleusen nah beieinander. Da vor einer Woche hier noch Hochwasser war, ist der Wasserstand noch hoch. Wir sind auf Talfahrt, so stört die Strömung beim Ausfahren aus den Schleusen wenig.

Die Fahrt verläuft entspannt. Die Strecke stellt keine besonderen Anforderungen. Berufsverkehr trifft man kaum. Nur wenige Frachter verkehren hier (noch). Dies ändert sich aber auf der l’Oise und der Seine.

Erst 2021 wurde die gesamte Strecke von der Meuse in Namur bis zur Oise bei Pont L’Evèque wieder eröffnet. Die Hoffnung auf den Bootstourismus ist gross. Ohne den Willen der Regionalverwaltung zu Investitionen, wäre der Kanal wohl geschlossen geblieben. Neue Kanalbrücken waren nötig, um die Schiffbarkeit wieder herzustellen.

Auch hier ist die Landflucht gross, manche Orte wirken wie Potemkinsche Dörfer. Trotzdem, oder gerade weil es so ist, lohnt sich die Reise über die malerische Sambre. Der Weg ist geruhsam, und bildet eine gute Alternative zur Meuse (eventuell Ardennenkanal) und Marne nach Paris.

Es fehlt allerdings noch an gut ausgestatteten Liegeplätzen. Häfen wie Hautmont oder Chauny sind eine Ausnahme. Oft haben wir an einer Kai-Mauer gelegen.

In la Fère gibt es in 10 Minuten Entfernung vom Kai einen Supermarkt Leclerc und einen Lidl.

Die Stadt Chauny wurde im 1. Weltkrieg völlig zerstört. Im Anschluss wurde sie wieder vollständig, teils im Art Déco Stil, aufgebaut. Viele Gebäude, wie etwa das Rathaus oder der Bahnhof, zeugen noch von dieser prachtvollen Zeit. Damals wurden die Kanäle noch ausschliesslich für den Frachtverkehr gebraucht. Mit dem Niedergang der industriellen Blütezeit war auch dies zu Ende.

Wir nutzen die Zeit im kleinen, gemütlichen Clubhafen in Chauny zum Waschen und Ausruhen (BALU und VAGABOND crew).

2 Tage bleiben wir in Chauny. Der Hafen liegt am Stadtrand. Zum Besuch der Stadt benutzen wir unsere Fahrräder.


Zusammenfassung:

  • Teil 1: Bergstrecke (flussaufwärts von Belgien kommend)
    • Erqueliennes > Hautmont : 18 km, 3h, 3 Schleusen
    • Hautmont > Landrecies : 38 km, 5h30, 7 Schleusen
    • Landrecies > Etreux : 20 km, 3h, 3 Schleusen
  • Teil 2: Talstrecke
    • Etreux > Vadcourt: 13km, 6h, 19 Schleusen
    • Vadencourt > Ribemont : 19 km, 4h, 9 Schleusen
    • Ribemont > La Fère : 18 km, 3h, 8 Schleusen
    • La Fère > Chauny : 11 km, 2h, 4 Schleusen
    • Chauny > Compiègne : 40km, 6h, 4 Schleusen

2018 #18 Zur Somme

Die Strecke von 160 km von Cergy bis Peronne legt man in etwa 4 Tagesetappen zurück (23 Motorstunden).

Ein Tunnel und 15 Schleusen sind zu überwinden. Die Oise und der Canal latéral de l’Oise sind mit Doppelschleusen ausgestattet. Die kleine Kammer wird meistens für die Sportboote benutzt.

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Auf dem Canal du Nord gibt es nur Schleusen mit einer einzigen Kammer. Zudem haben diese Schleusen ein ungewöhnliches Maß (91 m × 5,70 m). Somit sind sie nur unwesentlich breiter als die Freycinet-Schleusen, allerdings mehr als doppelt so lang.  Daher findet man hier häufig Schubverbände, die die Kammer voll auslasten.

2018-187.jpgDie meisten Schleusen haben einen Hub von  etwa 6m  und sind mit „Guillotine-Toren“ versehen. Als wir in Pont L’Evèque als zweites Boot zusammen mit einem anderen Sportboot in die Schleuse einfahren wollen, beginnt das Schleusentor sich vor uns zu senken!!! Wir bremsen das Boot mit aller Kraft ab und fahren rückwärts  aus dem Torbereich der Schleuse. Als wir den Schleusenwärter über Funk anrufen, um zu verstehen, warum wir nicht einfahren „dürfen“, entschuldigt er sich nur mit den Worten: „Er habe uns übersehen,…

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Häfen gibt es auf der ganzen Strecke wenig: Cergy, Compiègne und Peronne.  Da die Häfen in Compiègne und Peronne wenig freie Plätze bieten,  ist man häufig auf einfache Kais angewiesen. Gut und ruhig liegt man auch im Oberwasser einiger Schleusen mit einer zentrale Insel, wie zum Beispiel die Schleuse in Boran sur Oise. Dort hatten wir 2014 Station gemacht.

Dieses Jahr machen wir  fest: am Anleger von St. Leu (Strom und Wasser für 12 €) , an der Kaimauer in Compiègne, wo wir gegenüber auch bei Guerdin tanken, an einer Kaimauer auf dem Canal du Nord (PK75) und im Hafen von Peronne (Strom und Wasser für 16€). Von Peronne bis zur ersten Schleuse in der Somme sind es noch 10 km.