2019 #19 Über die Randmeeren

Wir verlassen Amsterdam am Morgen gegen 9h00 in Richtung Osten. Bis zur Grachteneinfahrt, die zur Amstel führt, begleitet uns noch TIGER 1, Freunde aus Australien. Auch sie verlassen heute Amsterdam und brechen in Richtung Gouda auf. Wir bleiben auf der IJ und fahren weiter östlich in Richtung Schleuse.

Um von Amsterdam kommend, nach Friesland zu gelangen,  stehen einem vier Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Über das Markermeer und IJseelmeer, an der Ostküste Nordhollands nördlich fahrend bis Enkhuizen und dann nach Stavoren übersetzen (diesen Weg haben wir 2017 in der entgegengesetzten Richtung genommen; bei geringem Wind (2 – 3 bft) eine schöne Erfahrung. Die Strecke ist etwas mehr als 20km lang.)
  2. Über das Markermeer und das Ijsselmeer,  nordöstlich an Flevoland vorbei in Richtung Urk
  3. Über die Randmeeren (an den alten Fischer- und HanseStädten vorbei)
  4. Über die Vecht oder den Amsterdam-Rijn-Kanal, den Niederrijn stromaufwärts und die IJssel stromabwärts (die IJssel sind wir vom Waal kommend 2017 stromabwärts gefahren; eine schöne Erfahrung)

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Schon vor der Abfahrt, haben wir uns für die Randmeeren entschieden, da wir diese Strecke noch nicht kennen und weil sie auch windgeschützter ist.

Hier findet man  auch noch ein paar niederländische „Hanse-Städte„, aus der Zeit als das IJseelmeer noch die Zuiderzee war: Harderwijk und Elburg. Schon im 12. Jahrhundert wußte man, daß Handel und Offenheit in die richtige Richtung weisst… Weiss und Rot findet man noch heute in vielen Stadtwappen (Flaggen) der früheren Hansestädte.

Flagge der Gemeinde Elburg Elburg Résultat de recherche d'images pour "hamburg fAHNE"HamburgGdansk flag.svg Danzig

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Gegen 10h erreichen wir die Oranje-(Schutz)Schleuse. Ein Pfeil weist die „Sportboote“ zur Nordseite. Es ist erheblicher Andrang. Erst als die Schleuse mit Sportbooten „vollgepackt“ ist, beginnt der Schleusenvorgang. Nach der Ausfahrt orientieren wir uns zunächst in Richtung Hauptfahrrinne nach Nord-Osten, bevor wir in die Fahrrinne in Richtung Randmeeren an der Boije P8 nach Südosten abbiegen. Wir fahren an der Abzweigung nach Muiden an der Vecht vorbei. Die grosse Hollandse Brug wird schon sichtbar. Nach 3 Stunden machen wir im großen Yachthafen von Naarden fest. Der Hafen bietet ausser den üblichen Serviceleistungen einen Kran, ein Wassersportgeschäft und ein Restaruant, in dem wir abends essen. Für Passanten ist ein langer Steg an der Westseite des Hafens vorgesehen.

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Naarden ist eine alte Festungsstadt. Die Festungsanlagen sind noch alle erhalten. Mit dem Fahrrad ist die etwa 1,5km weit entfernte Stadt problemlos zu erreichen. Ein kurzer Ausflug lohnt sich.

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Beim Besuch des alten Rathauses erfahren wir, dass viele Niederländer hierher kommen, um zu heiraten. Angeblich werden in dem alten „Hochzeitssaal“ mehrere hundert Trauungen jährlich vorgenommen.

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Am nächsten Tag fahren wir wieder früh los. Es ist Ferienzeit und die Liegeplätze sind heiß begehrt.

Schon früh verlassen wir den Hafen, an der Boje GM58 orientieren wir uns Richtung Osten.

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Bei sehr diesiger Sicht fahren wir nach Spakenburg, wo wir gegen 11h eintreffen. Als wir noch im Hafenkanal sind, ruft uns schon der Hafenmeister zu, „wir sollen bis zum Museumshafen vorfahren. Dort wären gerade Plätze frei geworden…“ 

Im ehemaligen Fischerhafen machen wir am Kai zwischen schönen alten „Botter-Booten“ fest.

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Das Stadtmuseum bietet einen interessanten Einblick in die Geschichte der Stadt, als diese noch von der Fischerei lebte. Die Stadt lebt heute vor allem vom Tourismus.

Von Spakenburg führt uns der Weg nach Harderwijk. Es regnet und ist recht windig (4bft). Trotzdem sind viele Sportboote schon früh in beide Richtungen unterwegs.  Als wir an der Schutzschleuse „Nijkerker Sluis“ gegen 9h ankommen, müssen wir etwas warten, bis genug Boote auf beiden Seiten zum Schleusen bereit sind.

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Die Stadt Harderwijk ist seit ein paar Jahren im Umbruch. Der gesamte Hafenbereich wird umstrukturiert, um dem zunehmenden Touristenansturm gewachsen zu sein. Das hier befindliche „Delfinarium“ zieht außer den Bootsfahrern viele Familien an.

Wir liegen am Ende des Hafenkanals gegenüber vom Stadthaus, wo auch der Hafenkantor untergebracht ist. Auf dieser Seite gibt es weder Strom noch Wasser. Die Duschen befinden sich im Stadthaus.

Am nächsten Morgen legen wir uns um, auf die gegenüberliegende Seite. Dort bekommen wir Strom und Wasser. Die Stadt bietet mehrere Hafenbecken. Es ist Hochsaison und obwohl wir noch vormittags ankommen, liegen schon einige Boote im „Doppelpack“.

 

Wir nutzen den Aufenthalt, nicht nur um unseren Kühlschrank wieder aufzufüllen sondern auch um etwas „Kultur“ zu machen,… Somit besuchen wir das Stadtmuseum und  das Museum des noch lebenden niederländischen Malers Marius van Dokkum.

Im Gegensatz zu Spakenburg bietet nur noch ein kleiner Teil des Hafens einen Einblick in die Geschichte der Fischerei und des Fischhandels. Oder sollte man eher sagen, es sind die Fischverkaufskioske, die die Nähe zum Wasser und den Fischfang noch lebhaft halten.

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Die Hafenbrücke wird ab 8h morgens bis abends um 20h bedient. Kurz nach 8 brechen wir  in Richtung Elburg auf, wo wir das Wochenende verbringen wollen, weil viel Wind angesagt ist.

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Wir kommen nach knapp 2 Stunden Fahrt dort gegen 10h30 an.

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Wir finden noch einen Platz am Kai. Wir bleiben aber nicht lange allein. Schon am frühen Nachmittag liegen alle Boote im Doppel- oder Dreifach-Pack,….

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Die Stadt ist sehr sehenswert -„klein aber fein“- was die Touristen natürlich ansieht. Das Stadtbild ist authentischer geblieben als Harderwijk. Dies liegt zum einen am Hafen mit seinem Museum, an der komplett erhaltenen Festungsstruktur, und zum anderen  an den vielen Geschäften, die nicht nur Souvenirs verkaufen.

Zur Besichtigung laden ein:  das nationale Orgelmuseum, der kleine Kräutergarten, die Botterwerft und die jüdische Synagoge. Erwähnenswert ist auch der älteste noch funktionierende Seilmacher der Niederlande. Während der Woche kann man seiner Arbeit zuschauen.

 

Nach 3 Tagen verlassen wir Elburg und brechen nach Ketelhaven auf. Unsere letzte Station auf dieser Etappe über die „Randmeeren“.

Wir verlassen Elburg gegen 8h30 bei mässigem Wind und guter Sicht. Zur Zeit wird eine neue Schleuse etwa 8km weiter östlich gebaut. Der Verkehr wird steuerbords an der im bau befindlichen neuen Schleuse vorbeigeführt. Obwohl hier die Geschwindigkeit auf 6km/h beschränkt ist, müssen 2 Sportyachten zeigen, dass sie auch mit 12 oder mehr die Engstelle passieren können. Nach 1 km erreichen wir die Schleuse gehen 9h30, wo wir die Raser wieder einholen.

Der weitere Weg führt vorbei an schön und ruhig gelegenen Naturliegeplätze.

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Gegen 10h30 machen wir im gutgeführten Yachthafen Ketelmeer fest. Die Nähe zur offenen See spürt man hier sofort. Motorboote sind Seltenheit.

 

Das Wetter bleibt wohl instabil die nächsten Tage. Wir werden also unsere Weiterfahrt darauf einstellen. Ziel ist es zunächst über das IJsselmeer nach Urk zu fahren.

 

2019 #18 Die weltoffene Stadt

Toleranz und Offenheit gehören zur Hafenstadt Amsterdam  wie die Grachten, die das Bild der Stadt prägen. So ist es kein Wunder, daß die Anfang August stattfindende  Gay Pride ein enormes Echo in der Bevölkerung findet. Die Kanäle der Stadt bieten eine ausgezeichnete Kulisse für dieses Ereignis. Es ist auch ein Fest der guten Laune. Überall wehen die Regenbogenfahnen, ob Kneipe, Museum, Kirche oder Boot im Hafen.

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Tage zuvor beginnen die Vorbereitungen, vor allem das Schmücken der Boote. In der Amsterdam Marina haben die Ärzte und die Polizei Quartier bezogen, um ihr Boot vorzubereiten.

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Die Parade über die Prinzengracht beginnt um 13h. Die teilnehmenden Boote versammeln sich vor dem Start im Osten auf der IJ an der Einfahrt zum Marinehaven, der zur Prinzengracht führt.

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Schon früh sind alle Brücken und Kais besetzt. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Mehr als 20 Boote nehmen an der Parade teil. Musik und gute Laune begleiten die Boote durch die Stadt.

 

 

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2019 #16 Auf dem Weg nach Amsterdam

Schon 2017 sind wir von Rotterdam über Leiden nach Amsterdam gefahren. Schon damals hat uns diese einfach zu befahrende Etappe sehr gefallen. Auf dem Weg liegen außerdem die Städte Delft, Den Haag (Abstecher) und Harleem.  Nur sonntags ist die Fahrt nicht möglich, da eine niedrige Brücke nicht bedient wird (Hogebrug n°643).

Wenn man in Rotterdam die Nieuwe Maas verläßt und in Richting Delft abbiegt, begegnet man wenig Berufsverkehr bis zur Schleuse zum Nordseekanal. Die wenigen Frachter fahren noch bis Leiden und biegen dann meist in Richtung Alphen am Rijn ab.

Erwähnenswert ist die Tatsache, daß es zwischen Rotterdam und Amsterdam in den Städten keine größeren Häfen gibt. In Delft und Haarlem liegt man am Kai. In Leiden gibt es teilweise recht enge Boxen. Wer es ruhiger mag, sollte zu den Kaager Plassen fahren. Dort liegt man entweder in der Natur oder in diversen Klubhäfen.

Mitte Juli 2019 ist es sehr heiß . Die Temperaturen steigen auf über 30°C. An manchen Tagen sogar auf 38°C im Schatten. Diese hohen Temperaturen machen auch den beweglichen Brücken zu schaffen.  Zwischen Delft und Leiden müssen wir mehrmals warten, bis die Probleme gelöst werden. Das Servicepersonal ist sehr schnell vor Ort, somit kommen wir doch recht zügig voran. Eine Brücke vor Haarlem kann aber nicht gehoben werden (Schouwbroekerbrug n°592). Für die Segler bedeutet dies umkehren oder warten,… bis die Temperaturen wieder fallen.

Wir haben Glück, selbst ungehoben bleibt eine Durchfahrtshöhe von 4,30m. Nur der Mast wird gelegt. Dann sind wir mitten in der Stadt. Wie 2017,  finden wir einen Platz vor Brücke n°3.

Kunst und Handel spielen hier eine besondere Rolle seit langer Zeit.  In jeder Stadt gibt es Museen, die die reiche Geschichte vom „Goldenen Zeitalter“ bis heute dokumentieren. Auch dieses Mal Gelegenheit also, sich ein wenig Zeit zu lassen.


Fahrinformationen:

Rotterdam > Delft >> Passantenhaven: 18km – 2,9h (Achtung: sonntags wird eine Brücke nicht bedient)
Delft > Leiden >> Passantenhaven : 23km – 4,3h (Wartezeit wegen defekter Brücken, große Hitze 38°C)
Leiden > Kaager Plassen >> Natur : 8km – 1,6h
Kaager Plassen > Haarlem >> Passantenhaven : 24km – 3,5h
Haarlem > Amsterdam City Marina : 20km – 2,3h

 

 

2017 #18 In Richtung Süden

Nach einem längeren Aufenthalt in Amsterdam ist es nun Zeit, unsere Rückreise nach Maasbracht anzutreten. Aber zunächst heisst es, Amsterdam in Richtung Süden zu verlassen. Vom Sixhaven aus fahren wir zunächst westwärts vorbei an den Fähren, Ausflugsbooten und Frachtschiffen zum Westerkanaal, wo wir uns über VHF 22 anmelden. Wie schon im Beitrag „Mit dem Boot nach Amsterdam“ beschrieben, gibt es mehrere Möglichkeiten.

Wir wollten es nun durch die Stadt versuchen in Richtung „Nieuwe Meer“, nachdem wir die Wege über Haarlem und die Vecht schon gefahren sind.

Diese Strecke wird nachts als „Stehende Mastroute“ von den Segelbooten bevorzugt, die dann ab 23h im Konvoi durch die Stadt geschleust werden.

Es geht aber auch tagsüber zu bestimmten Zeiten, wenn der Straßenverkehr nicht zu stark ist, morgens ab 9h. Unterwegs, an einer Brücke wartend, treffen wir auf ein „Staubsaugerboot“. Amsterdam ist eine der meistbesuchten Städte Europas, das hat seinen Preis….

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Es ist immer wieder bewundernswert, dass es in den Niederlanden als normal erscheint, wie man sowohl Zug-, Tram- und Straßenverkehr mit einem Boot aufhalten kann, was auf der Durchfahrt durch Amsterdam eben unvermeidbar ist.

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Wir fahren  durch schöne, ruhigere Wohnviertel im Westen der Stadt in Richtung Schipol.

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Jedoch erinnert  einen der Flugzeuglärm sofort, dass man noch in der Nähe einer Großstadt ist.

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An Schipol vorbei, fahren wir über Alphen a/d Rijn nach Gouda, wo wir gegen 18h30 nach 8 Stunden ankommen. Es ist eine geruhsame Strecke, auch wenn die Fahrt recht lange dauert, weil  wir an mehreren Brücken warten müssen. Eine große Etappe ist es allemal mit 55km.

Am nächsten Morgen wollen wir weiter Richtung Linge, zunächst über die Holländische IJssel.  Allerdings klärt uns der Hafenmeister darüber auf, daß die direkte Strecke durch die Stadt nicht möglich ist, da die Maalegatssluis  renoviert wird. Also fahren wir zurück zum Gouwekanaal und nehmen dort zunächst die Julianaschleuse, bevor wir in die Holländische IJssel einbiegen. Im Moment ist Ebbe, also fahren wir gegen  die Strömung und das zurücklaufende Wasser an.

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2015 sind wir die Holländische IJssel flussabwärts gefahren.

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Ab der Schutzschleuse „Waaierschutsluis“ geht es gezeitenfrei flußaufwärts . Wir übernachten im gepflegten Jachthafen Marnemonde bei IJsselstein. Die Fahrt dorthin ist jetzt im September  sehr geruhsam, nicht nur wegen der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 4,5 km/h. Wir treffen nur noch auf wenige Schiffe. Es ist eine der schönsten Wege über die niederländischen Flüssen und Kanäle.

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2017 #14 Wohnen in Amsterdam

Denkt man an Amsterdam , so kommen einem als erstes die Grachten, der Rotlichtbezirk, die Coffeeshops und das Rijksmuseum in den Sinn. Kommt man dann als Besucher nach  Amsterdam, dann fallen einem vor allem die vielen Touristen auf. Deren Anzahl von Jahr zu Jahr zunimmt. Auf einen Einwohner kommen im Durchschnitt 20 Touristen!

Vom ausrangierten Schiff, über Container, ehemalige Lagerhäuser, Hausboote und Kloster, alles wird zum Wohnen und Vermieten genutzt. Da die Preise recht hoch sind, und seit es Internet Plattformen einem leicht machen, Kurzzeit-Vermieter zu werden, nutzen viele Amsterdamer diese Gelegenheit,…. zum lukrativen Nebenverdienst.

 

Was den Bootstourismus anbelangt muss man sagen, dass, im direkten Vergleich mit Paris die Hafengebühren eher niedrig ausfallen. Der Sixhaven ist vor kurzem renoviert worden. Moderne Stege und ein komfortables Waschhaus bieten guten Service. Man kann ihn jetzt nicht nur wegen seiner guten Lage empfehlen.

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