2021 #7 Ca y est!.. presque

Man kann sich immer beschweren, kritisieren und fragen: warum so, wieso das, wann endlich, wo…..? Man kann sich aber auch darüber freuen, dass die Impfkampagne langsam Fahrt aufnimmt und somit das Ende dieses Tunnels in Sicht kommt, auch wenn noch vieles im Ungewissen bleibt. Die Gesundheit aller hängt mehr denn je von der Vernunft des Einzelnen ab.

Was uns anbelangt, unsere Impftermine stehen fest!

2020 war die Lage zur gleichen Zeit noch nicht so klar. Erst am 30. Juni haben wir das Boot wieder ins Wasser gelassen. Mitte Juli ging es dann los, auch wenn wir wegen den Wegsperrungen nur bis in die Ardennen kamen. Trotzdem haben wir es voll genossen, unterwegs auf dem Wasser, zu Fuss oder mit dem Fahrrad.

Die Aussicht auf die baldige Impfung vereinfacht die Planung! Bis zum Saisonende bleiben somit noch etwa 4 – 5 Monate bis Oktober. Auch wenn die Infektionszahlen noch hoch sind, fangen einige Länder an, über „Öffnungen und Lockerungen“ nachzudenken. Somit kann man auch wieder ans Reisen denken. Das ist zur Zeit der Fall in den Niederlanden, Belgien und Frankreich. In Frankreich wird die 10 km Beschränkung am 2. Mai aufgehoben und die „Terrassen“ öffnen Mitte Mai.

Wie schon vormals erwähnt, wird es für die grosse Deutschlandtour wohl trotzdem nicht mehr reichen. Wir wollen uns einfach Zeit nehmen für diese Reise: beim Fahren, beim Besichtigen,… beim Verweilen.

Auch in Belgien , Frankreich und den Niederlanden bleiben uns noch ein paar „weisse Flecken“ und viel zu sehen:

  • Die Sambre und einige Kanäle in Belgien mit ihren tollen Hebewerken z.B.
  • Die Kanäle und Flüsse südlich von Paris bis zum Mittelmeer
  • Der Niederrhein in den Niederlanden östlich des Amsterdam-Rhein-Kanals
  • usw.

Im Sommer soll der Sambre-Oise-Kanal nach 15 Jahren wieder voll befahrbar sein. Soweit wir informiert sind, steht das genaue Datum noch nicht fest. Es handelt sich übrigens um ein Projekt, dass von verschiedenen Organisationen gefördert wird, um den lokalen Tourismus (wieder) anzukurbeln. Man kann es nur wünschen und hoffen, dass es wie auf der belgischen Maas, zwischen Namur und der französischen Grenze, viele Besucher und Boote anlockt.

Der Ardennen-Kanal soll voraussichtlich im Mai wieder nach 2 Jahren Sperrung geöffnet werden (AVIS A LA BATELLERIE N° FR/2020/03473). Die Schleusentreppe im Ardennenkanal mit ihren 26 Stufen auf 6 km sollte man schon mal bei schönem und schlechten Wetter befahren haben. 8 Stunden werden benötigt. Bei gutem Wetter sind die 8 Stunden aber kein Problem, da man genügend Zeit findet, um die schöne Landschaft zu erleben. Anhalten ist übrigens nur auf halber Strecke nach Absprache mit VNF möglich.

!!! Noch ein Rat aus eigener (schlechter) Erfahrung: die übliche Durchfahrthöhe von 3,50m ist auf dem Ardennen-Kanal nicht garantiert. Es sind eher 3,45m… Wir haben es einmal ohne vorsorglich gelegten Cabrio versucht….. Gleich in der ersten Schleuse nach Le Chesne blieben wir beim Ausfahren unter der Brücke hängen. Nach dem ersten Ärger und dem üblichen „Es hätte auch schlimmer kommen können…, hat „Powertap“ dann für den Rest der Reise sehr gute Dienste geleistet (siehe Bild).

Beschädigtes Cabrio (Halte Attigny)

Beide wieder zur Verfügung stehenden Alternativen, Sambre (sowie der Sambre-Oise-Kanal) und Ardennen-Kanal, geben wieder mehr Freiheit und Sicherheit. Das öffnet wieder neue interessante Wege durch die Natur in Nordfrankreich. Auch wenn die Sambre in Belgien zum Teil durch eine, wenig attraktive Industrielandschaft führt.

Somit zeichnet sich auch unser Plan langsam ab:

Wie jede Saison lassen wir ein paar Tage verstreichen, nachdem wir unser Boot wieder in Besitz genommen haben, bevor wir „in See stechen„.

Zunächst gibt uns die Maas zwei Richtungen vor: nach Norden flussabwärts, also Niederlande und Deutschland, nach Süden nach Belgien und Frankreich.

Wenn die Corona-Beschränkungen auch über den Sommer in den Niederlanden in Kraft bleiben sollten, kann man davon ausgehen, dass die Fahrsituation 2021 der von 2020 ähnelt. Damals war wenig Bewegung, die Eigner blieben grossteils in ihren Heimathäfen. Somit gab es wenig Platz für Passanten. In diesem Falle werden wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach flussaufwärts auf der Maas bewegen.

Zunächst mal Richtung Süden! also und aus Gewohnheit im Uhrzeigersinn 🙂 🙂

Paris (auf der Seine)

Die Sache mit dem Uhrzeigersinn ist nicht nur ein Spleen des Kapitäns sondern hat auch einen praktischen Grund. Sieht man mal von Hochwasser ab, sind die Wasserstände im Mai noch korrekt auf der Maas und recht problemlos zu befahren. Im Herbst führt im Osten Frankreichs der Wassermangel oft zu Beschränkungen oder gar zur Schliessung der Kanäle. Das Risiko dann irgendwo festzusitzen, ist dem entsprechend höher.

Mit anderen Worten: Im Frühjahr nach Süden über die Kanäle im Osten. Die Rückreise im Herbst über die Wasserwege im Westen (Seine, Oise, Canal du Nord, Sambre…).

Zunächst auf der Maas von Maasbracht bis nach Namur.

Namur

In Namur angekommen, stellt sich spätestens die 1. Frage: Wie weit ist die Maas / Maas-Kanal befahrbar?

Vorläufiger Törnplan 2021 // Stand April 2021 // Vagabond
  • Bis zur französischen Grenze oder weniger > je nach Lage, Abzweigung zur Sambre in Namur,
  • Bis Charleville-Mézière > Abzweigung Ardennen-Kanal oder weiter
  • Bis Toul?

Wenn alles offen ist, werden wir zunächst weiter auf der Maas bleiben und nicht zur Sambre ausweichen.

Charleville-Mézière

In Charleville-Mézière, falls sich nichts geändert hat, muss dann die Enscheidung fallen (2. Frage) weiter nach Toul via Verdun oder zum dann hoffentlich geöffneten Ardennen-Kanal?

!!! Da auf der Strecke bis Toul kaum Möglichkeiten bestehen Diesel zu bunkern, nutzen wir die Tankstelle von „Ardenne Nautisme“ in Pont à Bar. Dazu muss man etwa 1 km in den Ardennen-Kanal reinfahren.

Ardennen-Kanal

Die Ardennenstrecke bietet zwei Optionen in Richtung Paris. Entweder bis zur l’Oise, d.h. Seine aufwärts von Westen kommend oder durch die Champagne via den L’Aisne-Marne-Kanal von Osten kommend zur Marne.

Sillery (Kanal L’Aisne-Marne)

Lagny (Marne)

Beide Wege sind interessant aber sehr unterschiedlich. Da der „Rückweg“ aus oben genannten Gründen oft über die l’Oise und den Canal du Nord führt, ist wohl die Marne Strecke die 1. Wahl. Ausserdem ist der Ardennen-Kanal bis zur Abzweigung in Richtung Marne sehr ruhig und idyllisch. Die Champagne hat ihren Champagner,… Frachtverkehr ist hier auch geringer als auf der Seine und l’Oise im Westen.

Der Weg nach Toul lohnt sich auch, landschaftlich und geschichtlich. Er ist die erste Wahl, wenn man weiter in den Süden will.

Verdun (Liegeplatz am Kanal)

Man sollte auf jeden Fall in Verdun einen Stop einplanen. Der Liegeplatz ist zentral gelegen und alles Sehenswerte, ist zu Fuss oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Im Sommer sind die Plätze hier gefragt und gezählt. „3er Päckchen sind dann keine Seltenheit.

Ab Verdun sind die Schleusen nicht mehr automatisiert. Sie werden noch von einem Schleusenwärter oder Wärterin bedient. Diese fahren dann von Schleuse zu Schleuse und erwarten das Schiff an der nächsten. Die Anzahl der manuel bedienten Schleusen nimmt von Jahr zu Jahr ab, da die Automatisierung schrittweise weiter ausgebaut wird.

Canal de la Meuse (Ex-Canal de l’Est)

Der Hafen von Toul ist sehr gut gelegen und gut geführt. Hier findet man auch in der Nähe eine Tankstelle. Kanister nicht vergessen! Das gilt übrigens für ganz Frankreich. Die Zahl der Bootstankstellen hat sich in den letzten Jahren sehr stark verringert!

Falls man die Reise für ein paar Tage unterbrechen will, liegt der Bahnhof in Sichtweite. Es lohnt sich auch mit Zug oder Bus in die naheliegende Stadt Nancy zu fahren. Wie so oft, sind Häfen auch wunderbare Kulissen für romantische Hochzeitsfotos.

Hafen in Toul

In Toul (3. Frage) hat man jetzt die Qual der Wahl: nach Osten in Richtung zum Rhein durchs Elsass,

Hebewerk „Plan incliné“ in Azwiller

nach Süd-Osten in die Vogesen, nach Westen nach Paris oder weiter in den Süden durch die Bourgogne, warum nicht bis zum Mittelmeer!

Die Enscheidung hängt dann wie so oft von der verfügbaren Zeit und dem Zustand der jeweilen Wasserwege ab,… 2016 waren wir das letzte Mal in Toul.

Falls man sich entschieden hat bis nach St. Jean de Losne zu fahren, muss man dort (4. Frage) den Weg nach Paris wählen: entweder durch die Bourgogne oder an der Loire entlang. In beiden Fällen erreicht man so etwa 80 – 100 km südlich von Paris die Seine.

Hafen Arsenal (Paris)

Zur Planung ein paar Vergleiche (basierend auf unserer persönlichen Erfahrung und Fahrweise):

  • Maasbracht> Paris (via l’Oise) : 3 – 4 Wochen
  • Maasbracht > Toul : 3 Wochen
  • Toul > Strasbourg : 2 Wochen
  • Toul > St. Jean-de-Losne : 2 Wochen
  • Toul > Paris (via Marne) 3 Wochen
  • Toul > Paris (via St. Jean-de-Losne) : 6 Wochen

Als Beispiel könnte man dann folgenden Törn machen:

Maasbracht > Toul > St. Jean-de-Losne > Paris : 9 Wochen.

Noch haben wir die Qual der Wahl, die nahe Zukunft wird uns zeigen, was, wann, wie und wo passieren wird…

Falls wir dann nach Süden im Uhrzeigersinn fahren werden, wäre es für die Rückreise sicherlich schön, wenn dann die Sambre offen wäre und wir uns für diesen Weg entscheiden könnten.

Hafen Cergy (L’Oise)
L’Oise > Canal du Nord

Also …. die 5. Frage > Paris > Compiègne > zur Sambre statt über den Canal du Nord. Ab dann entweder weiter über die Sambre nach Namur und über die „klassische Variante“ (Maas) zurück nach Maasbracht oder über die belgischen Kanäle nach Brüssel und Maastricht auf Entdeckungstour.

Aber, manchmal stellen sich die Fragen einfach nicht, weil die aktuelle Lage einfach den Weg vorschreibt.

2018 #10 Auf dem Ardennen-Kanal

Hinter Le Chesne, von der Maas (La Meuse) kommend, beginnt die Talfahrt über die Schleusen-Treppe des Ardennen-Kanals. Kurz nach 8 Uhr brechen wir auf. Von Le Chesne aus braucht man bis zur ersten Schleuse ungefähr 30 Minuten. Die Schleusen werden hier von 7 bis 19 Uhr bedient. Die 26 Schleusen sind in Kette geschaltet. Zwischen der Schleuse 19 und 18 gibt es eine Möglichkeit, die Reise zu unterbrechen. Falls man dies tut, sollte man VNF  informieren, da die automatische Steuerung unterbrochen wird. Hier ist Platz für  3 – 4 Boote.

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Besser ist es  bis Attigny zu fahren. Es ist eine Tagesfahrt durch eine idyllische Landschaft.

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Wie die meisten Kanäle in Frankreich wurde auch der Ardennen-Kanal nach „Freycinet-Maß gebaut. Aber das ist schon eine Weile her!  Zwischen Le Chesne und Berry en Bac, ist Vorsicht geboten mit der Durchfahrthöhe von 3,50m. Sie wird an manchen Schleusen und Brücken NICHT respektiert.  Bei der Ausfahrt aus Schleuse n°1 berühren wir mit unserem Cabrio ein runterhängendes Rohr und beschädigen es dabei.  Auch wenn es zu spät ist, legen wir das Cabrio und fahren weiter,.. was bleibt einem auch anderes übrig.

Als wir vor vier Jahren durch die Ardennen gefahren sind, hat uns noch ein erfahrener Freund vorher gewarnt. Dieses Mal waren wir zu zuversichtlich!! Erfahrene „Frankreich-Kanal-Fahrer“ erkennt man übrigens an einer Stange am Bug. Wir zählen im Juni 2018 noch nicht dazu! Diese, meist aus Glasfaser bestehende Messlatte, dient zur Höhenangabe und ermöglicht ein Bremsmanöver bevor es zu spät ist,…

Gegen 14h30 kommen wir am schattigen Anleger in Attigny an. Dort reparieren wir unser Cabrio notdürftig mit „Powertape„. Die Wunderwaffe, seit unserer ersten Reise zur Ostern 2014 mit 13 anderen Linssen Yachten. Hier liegt man ruhig und kann sich nach dem langen Tag entspannen. Der Anleger ist kostenfrei, Wasser ist gratis. Strom gibt es keinen.

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Da der Kanal nur noch selten von Frachtschiffen im oberen Teil benutzt wird, ist er stark mit Wasserpflanzen bewachsen. Den Wasserfilter sollte man daher mindestens täglich überprüfen und notfalls reinigen.

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Wir fahren früh von Attigny los, um von der morgendlichen Frische zu profitieren. Wir fahren weiterhin ohne Cabrio. Als wir in Rethel ankommen, ist es noch recht früh und wir entschliessen uns zunächst bis nach Asfeld weiterzufahren.

Ein Freund hat uns den Besuch der dortigen Kirche „Saint Didier“ empfohlen. Ein „Must-see“ Erlebnis, wie er sagt.

Auf dem Weg dorthin sollte man seinen Fotoapparat bereithalten. Die Schleuse n°10 „Acy-Romance“ ist ebenfalls sehenswert.  Ein Tag voller Überraschungen,…

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Gegen 14 Uhr legen wir vor der Brücke an. Dort ist Platz für 3 Boote.

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Wenn man dann vom Anleger aus an den hier überall zu findenden Silos vorbei in den Ort geht, sucht man nach dieser „Kirche“. Da wir zunächst nichts sehen, fragen wir nach. Unsere Frage wird zunächst mit einem höflichen Lächeln beantwortet, dann zeigt man uns grob die Richtung. Nach 200m verschlägt uns der Anblick fast den Atem. Ja, sowas hier „auf dem flachen Land“. Es ist wirklich ein „Must-see“ Erlebnis! So eine Kirche gibt es wohl selten.

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Auch wenn sich der Besuch der Kirche  lohnt,  überzeugt uns Asfeld zur Übernachtung nicht. Bis Variscourt sind es noch 2 Stunden. Nach kurzer Überlegung  entschliessen wir bis dorthin zu fahren. Dort gibt es einen ruhig und schattig gelegenen einfachen Anleger für  4 Boote.

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