2022 #15 Harlingen am Waddenzee, Makkum am IJsselmeer.

Von Leeuwarden kommend geht es weiter zunächst nach Franeker. Der Weg dorthin bietet nichts besonderes. Die Strecke wird von Berufsschiffern genutzt, die den Weg über das Watten- und IJsselmeer der Strecke durch Friesland via den Prinses-Margerita-Kanal bevorzugen.

Franeker lohnt den Besuch. Als wir ankommen, finden wir ohne Schwierigkeiten einen schattigen Platz.

Franeker // Passantenhafen

Die nächsten Tage wird es sehr heiss, selbst im Norden der Niederlande. Wir bleiben 2 Tage, Zeit um das Martena-Museum zu besuchen und das einzigartige Planetarium anzuschauen. Beim üblichen Stadtrundgang kommen wir auch am „Korendragershuisje“ (Kornträgerhäuschen) vorbei.

Bevor wir weiterfahren, wollen wir noch unseren Schwarzwassertank abpumpen. Dies ist angeblich in den Niederlanden Pflicht . Vor allem in Friesland soll darauf geachtet werden. Nach unserer Erfahrung ist Heuchelei eher üblich. Weiterhin wird vielerorts das Abwasser in die Flüsse, Seen und Kanäle abgeleitet. Bezüglich der Abpumpstationen muss man sagen, dass ihre Anzahl tatsächlich stark zugenommen hat. Allerdings ist deren Benutzung den Bootsfahrern nicht immer leicht gemacht. Entweder ist der Zugang versperrt, schwer zugänglich, die Pumpe unter Verschluss oder der Anschluss ist „gerade kaputt gegangen...“

Wir haben schon jede Situation erlebt!

In Franeker ist die Station abgesperrt. Wir bitten also den Hafenmeister uns die Pumpe aufzuschliessen. Vorher versichert er sich, dass wir die Pumpe für Schwarzwasser benutzen und nicht, um die Bilge zu reinigen. An diese Variante hatten wir noch nicht gedacht! Der Zeitpunkt ist günstig, da gerade keine Schiffe den Zugang versperren, was am Vorabend der Fall war. Am Ende fragt der Hafenmeister uns dann noch besorgt: „Hat es denn geklappt ?“ :-)))

Für die Weiterreise nach Harlingen, empfiehlt uns ein Segler, den ruhigen, nah am Stadtzentrum gelegenen, Klubhafen HWSV. Unser Plan war ursprünglich, in den gezeitenabhängigen „Noorderhaven“ zu fahren.

Harlingen // Noorderhaven

Im HWSV angekommen, bereuen wir unsere Wahl absolut nicht! Tatsächlich liegt der Hafen in einer netten Umgebung. Die sanitären Einrichtungen sind gepflegt.

Harlingen // HWSV
Harlingen // Franekerpoort (heutiger Hafen der Wassersportvereinigung Harlingen

Harlingen lebt von und mit seinen Häfen. Der Noorder- und Zuiderhaven sind die Anziehungspunkte der Stadt. Etwas nördlich liegt der moderne Fischereihafen.

Einen Besuch ist das Gemeinde-Museum „het Hannemahuis“ wert, dort wird die Beziehung der Stadt zum Wasser liebevoll gezeigt. Anders als Emden, dessen Hafen vor allem ein Umschlagsort von Rohstoffen ist, lebt Harlingen in erster Linie vom Tourismus , wie dem Fährdienst zu den Inseln und der braunen Flotte, sowie dem Fischfang. Gerade erst ging die „Tall Ships Race“, ein grosses Treffen historischer Schiffe, zu Ende.

In den folgenden Tagen wollen wir über die Waddenzee zum IJsselmeer nach Makkum. Das Wetter ist zunächst sehr wechselhaft. Regen und Wind lässt uns zögern und abwarten. Somit geniessen wir noch etwas die frische Meeresluft. Nach 3 Tagen verbessert sich die Lage langsam. Die Sonne scheint wieder und der Wind bläst mit einer leichten Brise (3 (4)) bft.

Auf Anraten der Hafenmeisterin finden wir im Internet eine gezeitenabhängige Strömungskarte für Harlingen.

Da wir idealerweise mit der ablaufenden Gezeitenströmung fahren wollen, suchen wir uns ein günstiges Zeitfenster aus. Hochwasser ist am 23.07.2022 in Harlingen um 5:37h und um 18:04h. 3 Stunden nach Hochwasser ist die Strömung gut. Das Schema zeigt, dass sie zunächst recht schwach ist, um dann in Richtung Lorentzschleuse stärker zu werden. Nach 4h30 kehrt sie sich dann wieder um. Somit ist die Sache klar. 8:30 wäre ein guter Moment, um den Harlinger Aussenhafen zu verlassen.

Am Abreisetag erweist sich die Hafenmeisterin als sehr hilfsbereit. Die Franekerpoort-Brücke wird normalerweise erst ab 9h gehoben. Sie schlägt vor, eine Ausnahme zu machen. Pünktlich um 8h hebt sie für uns und 3 andere Schiffe die Brücke. Bis zur grossen Seeschleuse sind es nur 2 – 3 Minuten. Dort haben wir anschliessend etwas Wartezeit. Da der Wasserstand recht gut ist, dauert die Schleusung nur ein paar Minuten.

Gegen 8h30 verlassen wir, wie geplant, den Aussenhafen.

Marine Traffic // „Screenshot“ VAGABOND

Aus dem Noorderhaven gesellen sich nun auch ein paar Segelboote zu uns. Einige schlagen die Route nach Terschelling ein, andere, wie wir, die Richtung IJsselmeer über das „Boontjes“. Das Wetter ist gut. Die Sicht ausgezeichnet.

Wie uns die Strömungskarte gezeigt hat, ist die Strömung des ablaufenden Wassers zunächst gering (1km/h). Nach etwa 5 km spürt man sie schon deutlicher, nun liegt sie bei 3 – 4km/h.

Ab der Boje BO28 ist auf die Fischernetze zu achten. Sie liegen recht nah an der Fahrrinne.

Nach 1h erreichen wir die Kardinalboje „Nord“. Die Lorentzschleuse ist nun nicht mehr weit.

Kornwederzand // Lorentzschleuse

Nach Absprache mit dem Schleusenwärter legen wir den Mast. So können wir direkt zur kleinen Schleuse vorfahren, ohne dass die Autobahnbrücken gehoben werden müssen.

Jetzt sind wir wieder auf dem IJsselmeer. Diesmal ist es sehr ruhig. Nur ungern erinnern wir uns an unseren Tripp nach Urk. Damals waren die Bedingungen wesentlich schlechter, um nicht zu sagen, etwas riskant. Wir folgen der Betonnung und erreichen Makkum 20′ später.

Makkum // Schutzschleuse

Da wir zunächst wieder ins Binnenland wollen, entscheiden wir uns für den Gemeindehafen „Binnen„. Nach der Schleusung finden wir einen ruhigen Platz unweit vom Zentrum „an der Wiese„. Eine Empfehlung der Schleusenwärterin. Dort bleiben wir für eine Nacht.

HINWEIS: Die Schleuse hat eine maximale Tiefe von 1,65m.

Zusammenfassung:

  • Leeuwarden > Franeker : 16km, 2h30Mstd.
  • Franeker > Harlingen : 13km, 1h40Mstd.
  • Harlingen > Makkum : 19km, 3h00Mstd.

2022 # 12 Emden aller-retour

Wie schon der Titel sagt, wird es nur eine kurze Reise nach Norddeutschland, genauer gesagt nach Emden in Ostfriesland .

Als wir von Groningen in Richtung Ems und Dortmund-Ems-Kanal über die kleinen Kanäle aufbrechen wollen, erfahren wir über die Wasserweg- Informationen, dass dies zur Zeit wegen Reparaturarbeiten einer Schleuse „auf absehbare Zeit“ nicht möglich ist. HINWEIS: Inzwischen ist die Sperrung wieder aufgehoben.

Also entscheiden wir uns, nicht länger zu warten und brechen nach Delfzijl auf. Wie von Geisterhand werden die Brücken geöffnet.

Der Berufsverkehr kommt uns heute meist entgegen. Nachdem wir an der Seeschleuse nach wenigen Minuten in der kleinen Kammer mit 2 Sportbooten aus Deutschland geschleust werden, fahren wir in den Aussenhafen, den wir gegen 13h erreichen. HINWEIS: Im Hafenkanal ist das Mithören des VHF Kanals 3 (neben dem üblichen Betriebskanal VHF10) auch für Sportboote empfohlen.

Es ist allerdings sinnlos zu versuchen, die Hafenmeisterin über den angegebenen Funkkanal 66 zu kontaktieren. Sie hat überhaupt kein Funkgerät! Telefonieren geht da schon besser, direkter,…

Wir legen uns an den den Längssteg, der für Boote ab 11m Länge vorgesehen ist. Am Abend sonnen sich hier 4 Linssen Yachten (siehe Bild).

Delfzijl // Aussenhafen / Neptunus

Der Hafen besitzt das Prädikat „königlich„. Das heisst für uns, dass dort der französische „Pavillion“ als Begrüssungsgeste gesetzt ist. Die Tradition wird gewahrt. Erfreut bedanken wir uns bei der Hafenmeisterin Samantha.

Die Stadt Delfzijl bietet nichts besonderes (für unseren Geschmack). Sie lebt einerseits vom Transit der Tanker, die zwischen Deutschland und den Niederlanden verkehren und einem lokalen Reeder, der Überseetank- und Fährschiffe betreibt.

Beeindruckend sind die Dämme zum Schutz der Stadt.

Hier am Dollart ist das Wasser sehr verschlickt. Fische und Vögel haben es schwer. Ein gross angelegtes Naturschutzprogramm soll helfen, dass in dieser industriellen Umgebung die Natur wieder zu Worte kommt.

Dollard // Von Delfzijl in Richtung Emden

Das Wetter ist eher schlecht, so auch die Aussichten für die folgende Woche mit Wind und Regen. Der Wind ist mit 4 – 6 Bft schon recht stark. Für die nächsten Tage ist kaum Besserung angesagt. Allerdings soll es am nächsten Tag zwischen 11h und 13h etwas ruhiger werden.

Da wir vorhaben zunächst in Richtung Mittellandkanal zu fahren, erkundigen wir uns im Hafen über die besten Etappen. Wegen des wechselhaften Wetters fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus.

Somit ändern wir unseren Plan. Jedoch wollen wir auf einen Abstecher nach Emden nicht verzichten.

Ein Boot aus Neuss am Rhein ist in ähnlicher Situation. Wir entscheiden gemeinsam, am nächsten Tag den Dollart zu überqueren und zunächst in Emden auf Besserung zu warten.

Wie sieht es aus mit Wind und Tiede? Bekannter Weise muss man im Ems-Delta mit starker Strömung, Berufsschiffern und Fährbetrieb rechnen.

Dollart // Delfzijl > Emden

Niedrigwasser haben wir um 11h20 am nächsten Tag. Ein erfahrener Skipper aus Delfzijl rät uns nach Niedrigwasser 2h zu warten. Bei gutem Wind von Westen wären so die Bedingungen für die Überfahrt gut. Das Boot aus Neuss will unbedingt die Schleuse in Emden um 13h nehmen. Sportboote werden an der Nessellander Schleuse jede volle Stunde geschleust. Bei „geraden“ Uhrzeiten von Binnen nach Buten. Bei „ungeraden“ Uhrzeiten von Buten nach Binnen. Die nächste Schleusung wäre somit um 15h.

Daher möchte unser „Begleitboot“ schon um 11h los, um sicherzugehen, dass wir die Schleuse um 13h passieren. Wir willigen ein, noch vor dem Beginn des auflaufenden Wassers loszufahren. Mit unserem Verdränger kommen wir daher nicht in den Genuss des Gezeitenstroms, sondern merken noch eine leichte Strömung der Ems… Gegen 12h30 nehmen wir endlich etwas Fahrt auf (+2km/h), aber es scheint zu spät, um noch rechtzeitig an der Schleuse anzukommen. Gegen 12h45 informiert uns unser „Begleiter“ über Funk, dass er versucht, noch rechtzeitig an der Schleuse zu sein. So gibt er mit seinem „Halbverdränger“ Gas. Später wird er uns von seinen 380PS erzählen.

Nicht nur, dass er die Schleuse noch rechtzeitig erreicht, es gelingt ihm auch, den Schleusenwärter zu überzeugen, doch bitte auf 75PS Verdränger VAGABOND zu warten. Es klappt!

Gegen 14h legen wir zusammen am südlichen Ufer im historischen Binnenhafen an. Unser „Begleiter“ freut sich sehr über die Flasche Champagner, die wir ihm zum Dank überreichen.

Emden

Wir bleiben 2 Nächte. Zeit genug, um über die Weiterreise nachzudenken.

Es mag am schlechten Wetter liegen, dass die Stadt uns nicht besonders anspricht.

Wir nutzen die Zeit, um der Kunsthalle einen Besuch abzustatten. Henri Nannen gab den Anstoss zu diesem Museum. Viele Werke aus seinem Nachlass sind dort ausgestellt. Ausserdem beherbergt das Museum eine lehrreiche und überaus interessante Ausstellung über die Provenienzforschung.

Da sich das Wetter nicht grundsätzlich bessert und wir eh zeitlich etwas unter Druck geraten sind, entscheiden wir uns schweren Herzens, auf einen längeren Aufenthalt in Norddeutschland zu verzichten.

Am nächsten Tag geht es zurück über den Dollart in Richtung Groningen. Hochwasser ist für 7h20 angesagt. Bis 10h weht der Wind mit 3Btf aus Nordwest. Dann frischt er auf mit Böen bis 6 BFt. Wir versuchen die Seeschleuse um 9h zu nehmen. Der Schleusenwärter weist darauf hin, dass von Binnen nach Buten, die nächste Schleusung für Sportboote um 10h angesagt ist. Trotzdem rät er uns, die Eisenbahnbrücke am alten Binnenhafen um 8h55 öffnen zu lassen. HINWEIS: Die Brücke wird auf Anfrage jede volle Stunde (xxh55) gehoben. Falls es dann um 9h möglich ist, mit Berufsschiffern zu schleusen, wären wir dann gegen 9h30 schon auf dem Dollart. So machen wir es und es klappt.

Als wir den Vorhafen verlassen, müssen wir feststellen, dass sich das Wetter gegenüber der Vorhersage verschlechtert hat. Es regnet, die Sicht ist schlecht und der Wind weht schon mit 4 Bft. Sofort bekommen wir die starke Strömung zu spüren. Obwohl wir im Wasser nur mit 8 – 9 km/h bei 1600 Umdrehungen fahren, gleiten wir mit 15 km/h flussabwärts.

Skizze Dollard

HINWEIS: Von Delfzijl > Emden : bei auflaufendem Wasser / Niedrigwasser in Delfzijl + 2h // Emden > Delfzijl : bei ablaufendem Wasser / Hochwasser in Emden + 1h

Die Fahrt auf dem offenen Wasser dauert nur 70′, allerdings „bewegte“ Minuten!! Mit dem Fernglas halten wir die Wendeboje im Auge. Ein uns entgegenkommendes Hochseeschiff hindert uns, frühzeitig mit der Strömung in Richtung Einfahrt zum Delfzijler Hafenkanal abzubiegen. Somit kommen wir etwas zu weit ab, müssen gegen den Strom anfahren. Die vom Wind aufgestauten Wellen haben wir nun auf der Steuerbordseite, was unser Boot zum Rollen bringt. Die letzten 2km bis zur Einfahrt werden etwas unangenehm.

Im Hafen angekommen, entscheiden wir uns, dort nur zu tanken und fahren anschliessend weiter. Wir denken, dass wir bei dem miesen Wetter besser in Groningen aufgehoben sind. Dort wartet ja noch das Groningen Museum auf unseren Besuch.

Delfzijl // Seeschleuse / Aussen

Um 12h45 verlassen wir die kleine Kammer der Seeschleuse und erreichen Groningen um 16h. Am Steg B hat Christa,die Hafenmeisterin für uns einen Platz an der Kade vorgesehen.

Nach einem aufregenden Tag sind wir wieder in bekannter und entspannter Umgebung.

Zusammenfassung:

  • Groningen > Delfzijl : 29km / 3,8Mh
  • Delfzijl > Emden : 20 km / 2,9Mh
  • Emden > Groningen : 48km / 6,6Mh (inklusive Tankstop im Aussenhafen Delfzijl)

2018 #24 Im und um dem Hafen Willemdok

Napoleon haben wir das Willemdok zu verdanken. Um dort hin zu kommen, ist nicht sehr einfach. 4 Möglichkeiten stehen einem zur Verfügung. Alle sind recht anspruchsvoll und haben ihre Schwierigkeiten:

  1. Die Schelde, vom Meer kommend im Westen
  2. Die Rhein-Schelde Verbindung, die den Hafen mit Rotterdam verbindet im Norden
  3. Den Albertkanal, von der Maas kommend im Osten
  4. Die Boven-Schelde vom Süden kommend

Aber es lohnt sich, die Mühe zu machen. Man entdeckt eine weltoffene moderne Stadt im Wandel.

Seitdem hier der Yachthafen im Willemdok entstanden ist, hat sich dieses Stadtviertel stark zu seinem Vorteil verändert. Der ursprüngliche Hafen wurde irgendwann zu klein. Heute liegt der Handelshafen nördlicher, außerhalb der Stadt. Dann war dieses Viertel lange Zeit sich selbst überlassen.

Heute findet man hier luxuriöse Wohnungen, um das Hafenbecken haben sich viele Restaurants angesiedelt und nicht zuletzt ist das Museum aan de Stroom „MAS“ ein Anziehungspunkt geworden. Das kleine Restaurant „Sil’eau“ am Napoleonkai gefällt uns besonders gut zum „lunchen“.

Der Hafen ist sehr gut geführt, gut gesichert und bietet alle Serviceleistungen inklusive Kraftstoff. Selbst der Preis hält sich Grenzen,… vor allem wenn man ihn mit Arsenal in Paris vergleicht. Erstaunlich ist übrigens auch die Ruhe, nicht nur im Vergleich mit Paris.

 

2018 #23 Auf der Schelde nach Antwerpen

Die Schelde ist ein Gezeitenfluß. Die Tiede bei Antwerpen beträgt etwa 6m. Von Gent nach Antwerpen sind es rund 80km. Auf den ersten 30 km gibt es keine Anlegemöglichkeiten. Hier ist die Schelde noch recht schmal und sehr kurvenreich. Die Innenkurven sind meist versandet und man muß mit Berufsverkehr rechnen, so steht es in den Navigationsführern.

Aber zunächst heißt es mal die Reise vorbereiten. Seit unserem Saisonstart Anfang Mai lief unser Motor gute 300h. VOLVO-PENTA empfiehlt den Impeller alle 200h oder einmal pro Jahr, am Anfang der Saison, zu wechseln. Es ist also an der Zeit den den Impeller zu ersetzen, was wir noch im Hafen von Gent tun. Nach 30 Minuten läuft die Machine wieder in gewohnter Art.
Jetzt heißt es zunächst einmal die Gezeitentabelle zu studieren, um den optimalen Abfahrtszeitpunkt zu wählen.

Gezeiten

Unsere übliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 9-10km/h oder bei 1600 – 1800 Motorumdrehungen/min. Ohne Gezeiten müssen wir also mit einer Fahrzeit von 8 Stunden rechnen, vorausgesetzt man will den Weg auf einmal hinter sich bringen.
Aus der Gezeitentabelle erfahren wir, daß an unserem geplanten Reisetag um 6h33 Hochwasser in Antwerpen ist. 3h30 braucht es bis zur Gezeitenschleuse in Gent. Dann ist dort der Hochwasserpegel bei 4,83m. Wenn wir also von der zurücklaufenden Flut voll profitieren wollen, müssen wir gegen 10h00 losfahren (allerdings dauert es etwa 1 Stunde bis die Strömung beim Rückfluss spürbar wird. Um 13h30 ist wieder Niedrigwasser in Antwerpen und die nächste Flute beginnt schon. Anders ausgedrückt, um ausschließlich von der Flut profitieren zu können, müsste man in Antwerpen vor 13h30 ankommen, also nach 3 ein halb Fahrstunden mit mehr als 22km/h Geschwindigkeit,… was in unserem Fall nicht realistisch erscheint. So muß man sich darauf einstellen, jeweils einen Teil der Strecke mit und gegen die Strömung zu fahren…
Der Hafenmeister weist uns darauf hin, dass wir mit einer maximalen Strömungsgeschwindigkeit von 5 – 6km/h rechnen können oder auch müssen. Er empfiehlt uns, um 8h vom Hafen loszufahren. So kommen wir gegen 9h an der Gezeitenschleuse Merelbeke an. Die Anzeige an der Schleuse zeigt an, dass das Wasser noch am Steigen ist, was durch einen grünen nach oben zeigenden Pfeil angezeigt wird. Der Pegelstand wird mit 3,83m angegeben. Erwartungsgemäß ist es noch eine Stunde bis zum maximalen Pegel.
Um kurz nach 9 fahren wir gemeinsam mit einer anderen Yacht aus der Schleuse aus und bekommen recht schnell, eine Gegenströmung von 4 – 5 km/h zu spüren. Nach einer Stunde Fahrt bei effektiven 5 – 6 km/h haben wir den Scheitelpunkt überschritten. Zunächst stabilisiert sich die Geschwindigkeit bei etwa 10 km/h. So fahren wir fast strömungsfrei eine Stunde, bis dann schrittweise die Strömung immer deutlicher wird und sich bei 4 – 5 km/h einpendelt, so dass wir  gute 3 Stunden bei 14 – 15km/h in Richtung Antwerpen fahren.
Die Strömung bekommt man leider auch auf eine zweite Art deutlich zu spüren. Mit der Hochwasserwelle schwimmen uns  sehr viel Holz, Abfall und sonstige Gegenstände  entgegen. Auf den ersten 20km gleicht unsere Fahrt eher einem Slalom. Obwohl wir sehr aufpassen, können wir nicht immer ausweichen. Irgendwann kracht es dann auch kräftig. Was wir da berührt haben, bleibt allerdings unklar. Wir sind wohl mit ein paar Kratzern davon gekommen.

2018-358

Gegen 14h30, nach etwa 50km beginnt sich unsere Fahrt wieder zu verlangsamen. Der Pegel hat sich auch schon deutlich verringert.

 

30 Minuten später bekommen wir wieder die volle Gegenströmung zu spüren. Es sind jetzt noch 15km bis zum Hafen. Inzwischen wird auch der Frachtverkehr dichter.

 

Gegen 16h30 erreichen wir die Kattendijkbrug mit Schleuse, vor der  schon 2 andere Boote auf der Schelde kreuzen. Direkt davor  gibt es absolut keine Festmachmöglichkeiten. Über Funk wird uns eine Wartezeit von 30 – 40 angegeben. Es bleibt uns nichts anderes übrig als Warteschleifen zu fahren, wobei man nah an der Schleuse bleiben sollte. Leider ist man gleichzeitig  dem starken Berufsverkehr ausgeliefert. Um in die Schleuse einfahren zu können, muß zunächst eine bewegliche Brücke einer recht stark befahrenen Straße bedient werden. Über Funk werden wir aufgefordert, so schnell wie möglich einzufahren, aber 2 sich kreuzende Frachtkähne hindern uns am schnellen Einfahren. Als wir endlich wieder am Schleusenkanal ankommen, schaltet die Ampel schon wieder auf Rot. Über Funk bitten wir noch einfahren zu dürfen, was uns mit der Aufforderung „Vite, Vite VAGABOND“ erlaubt wird.

Nach dem Schleusen erfahren wir, daß die „Londenbrug“ (das letzte „Hindernis“ vor dem Hafen) gegen 18h15 bedient wird. Der Schleusenwärter empfiehlt uns die Wartezeit in der Schleuse zu überbrücken. Gegen 18h10 kommt Bewegung auf und wir hören die Klingel der Brücke, die den Hebeprozess ankündigt. Mit uns wollen noch 8 – 10 Boote einen Platz im Hafen.

 

Als wir um 18h30 endlich den Motor nach fast 11 Stunden abstellen, ist uns noch nicht bewußt, daß uns der Hafenmeister einen der schönsten Liegeplätze im Hafen zugewiesen hat.

Geschafft!!! ça y est!!