2024 #4 Richtung Zwolle

Lek > Niederrhein > IJssel > Zwolle-IJssel-Kanal

Am 3. Mai starten wir zusammen mit BALU. Das Wetter an diesem Morgen lädt eher zum Verharren ein. Es ist sehr windig (4-5 Bft.) und es regnet in Strömen.

Nachdem wir die „Grote Sluis“ hinter uns haben, spüren wir sogleich eine recht starke Gegenströmung auf dem Lek. Wir wollen flussaufwärts zur IJssel.

Die Schleuse Hagestein erreichen wir nach einer Stunde. Wir haben Glück. Ein Frachter überholt uns kurz vor der Schleuse und wir können mit ihm in die Kammer einfahren.

Die Wehre auf dem Lek und Niederrhein gefallen uns gut. Sie sind schon von weitem als Landmarken sichtbar. Ihre Architektur finden wir einzigartig. Sie erinnert an Riesenspinnen oder an Gestalten, die man aus Science-Fiction Filmen kennt.

Nach 3h30 erreichen wir unser Tagesziel, die Stadt Wijk bij Duurstede. Auf geht’s zu einem Stadtrundgang! Wir sind überrascht, über die belebten Strassen und über die Anzahl der netten Geschäfte im historischen Zentrum. Amazon scheint hier noch nicht den Einzelhandel aus den Städten gedrängt zu haben.

Unser üblicher Abendspaziergang führt uns zum „Kastell„, das am Stadtrand liegt und für festliche Anlässe wie Hochzeiten odere andere Events genutzt wird.

Für den nächsten Tag haben wir uns die Stadt Arnheim als Ziel gesetzt. Bis dorthin, brauchen wir 6h30. Auf dem Weg liegen zwei Schleusen. Im Oberwasser, nahe der Schleusen, kommt man auf den ersten Kilometern etwas zügiger voran, da die Strömung hier etwas schwächer ist.

Wir besuchen die geschichtsträchtige Stadt zum ersten Mal. Unser Plan, zwei Tage zu bleiben, wird jedoch schnell zerschlagen, da der Hafen nicht sehr einladend ist.

Uns wird ein Platz für ein Schiff am äussersten Steg zugewiesen, so dass wir im „Doppelpack“ liegen müssen. Aufgrund der direkten Nähe zum Niederrhein stellt sich der Platz als sehr unruhig heraus und das Festmachen wegen der starken Strömung ist auch nicht so einfach.

Da der Hafen etwas ausserhalb liegt, kramen wir unsere „OV-Chipkaarts“ aus und nehmen den Bus Richtung Stadtzentrum. Die Haltestelle „Haven“ befindet sich, wie der Name sagt, in direkter Nähe. Die Einkaufsstrassen im Zentrum sind an diesem Samstag Menschen überfüllt.

Die Abfahrt am nächsten Morgen hätte uns fast eine „schöne“ Schramme gekostet!

Vom Vortage ist uns die starke Querströmung bewusst. Wir müssen rückwärts starten (1). Glücklicherweise hilft uns die Crew von Balu, unser Boot auf Abstand zu halten (2). Wie sooft erweisen sich unsere Bug- und Heckstrahler als zu schwach: Wind, Strömung, etc. und es hilft nur der Motor und das Steuerrad , um schnell loszukommen. In letzter Sekunde rettet uns unserer Kugelfender davor, dass wir uns an Balu’s Anker eine deftige Schramme einholen.

Bis zur IJssel sind es nur knappe 4 Kilometer. Bei 5 km/h Gegenströmung bis zur Mündung hin, kommen wir nur sehr langsam voran.

Auf der IJssel, welche Freude, geht es dann mit der Strömung zügig voran. Schon nach 2 Stunden erreichen wir den Passantenhafen in der Hansestadt Doesburg. Wir mögen diese Gegend sehr: die Landschaft, den Fluss und die Hanse-Städte, die noch heute vom Glanz der alten Zeiten zeugen.

Wie in vielen Passantenhäfen wird hier Strom, Wasser, Müll etc. mit der „Service-Karte“ beglichen. Die Übernachtung zahlt man an einem Automaten. Der Hafenmeister kommt nachmittags vorbei und schaut nach dem Rechten.

Die Stadt ist immer einen Besuch wert.

Diesmal haben wir besonderes Glück bei unseren Besichtigungszielen!

  • ein altes Foto-Geschäft (unter anderem mit alten Leicas und russischen Kopien),
  • das Lalique Museum,
  • das Spiel auf einer schönen elektro-pneumatischen Orgel in der Martinikirche. Wir dürfen sogar dem Organisten bei der „Arbeit“ zusehen.
  • zum Abschluss noch eine Foto-Ausstellung.

Leider ist das „Senf-Museum“ an diesem Tag geschlossen .

Bei frischem aber schönem Sonnenwetter geht es weiter nach Zutphen.

Die Strömung ist weiterhin stark. Daher entschliessen wir uns, nicht im historischen Stadthafen anzulegen, dessen Kaimauer wegen des leichten Hochwassers sogar unter Wasser steht, sondern im neuen Noordhaven, etwas ausserhalb des Zentrums.

Wir waren schon mehrmals in dieser netten und schönen Stadt. Trotzdem gibt es immer Neues zu entdecken und Altes zu schätzen. Wie z.B. die Bibliothek in einer früheren Kirche.

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Deventer. Der Fluss ist hier kurvenreich, so dass Vorsicht geboten ist. Oft wird die Blaue Tafel gezeigt.

Kurze Zeit nachdem wir den Hafen verlassen, ruft uns Thomas über VHF77 an. Ein Polizeiboot nähert sich mit hoher Geschwindigkeit. Jetzt gilt es schnell zu reagieren. Wir wenden um 180°, damit das Polizeiboot uns entgegen kommt. So wollen wir den Einfluss der enormen Wellen verringern. Die Polizei ist nett zu uns. Als sie sich uns nähern, drosseln sie bei der Vorbeifahrt die Geschwindigkeit. Der gut ausgestattete Hafen liegt nördlich der Stadt. Zur Stadt kommt man am besten mit dem Rad.

Wir besuchen das sehenswerte Rathaus. 2264 Personen haben ihre Fingerabdrücke für die Fassaden gegeben. Die Abdrücke wurden in Aluminium gegossen. Sie dekorieren nun alle Wände, innen und aussen. Das Stadtmuseum im Gebäude der früheren Waage gibt einen interessanten Einblick in die Geschichte der Stadt, geprägt von Kriegen und Handel.

Zum Abschluss gönnen wir uns noch bei schönstem Maiwetter einen „Café liegois„.

Am nächsten Morgen brechen wir nach Zwolle, der Hauptstadt der Provinz OverIJssel, auf.

Wir kennen die Stadt zwar, kommen aber mit dem Boot zum ersten Mal hierher. Man erreicht sie von der IJssel aus über den Zwolle-IJssel-Kanal. Mehrere Hebebrücken liegen auf dem Weg. Für grosse und „hohe“ Boote gibt es spezielle Plätze auf der linken Seite des Hafens und auf Steuerbord hinter der Fussgängerbrücke Fingerstege für Boote unserer Grösse. Achtung, je nach Wasserstand kann es eng werden. Wie auf dem Bild zu sehen ist, sind die Stege leider sehr kurz.

Auch hier, wie in den Häfen Doesburg und Zutphen wird die Benutzung mit der App aanUit.net gesteuert (Liegegeld, Strom und Wasser). Der Supermarkt „Albert Hijn“ liegt direkt gegenüber am anderen Ufer.

Wir bleiben mehrere Tage in Zwolle. Zeit genug, die Stadt genauer zu erkunden: Wochenmärkte, Museen, Plätze, historische Bauten, Stadtkanäle. Die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum ist sehr zu empfehlen.


Zusammenfassung:

Vianen > Wijk bij Dursteede : 29km, 3h30, 2 Schleusen
Wijk bij Dursteede > Arnheim : 59km, 6h30, 2 Schleusen
Arneheim > Doesburg : 17km, 2h
Doesburg > Zutphen : 16km, 2h
Zutphen > Deventer : 13km, 1h30
Deventer > Zwolle : 29km, 4h, 1 Schleuse, 3 Brücken

2024 #3 Auf los geht’s los

Maasbracht – Vianen

Unser Boot kam am 18. April ins Wasser.

Als wir am 23. ankommen, finden wir es am Kran-Steg. Dort soll es auch bis zur geplanten Abfahrt am Freitag bleiben. Wir werden die 3 Tage zum Bunkern und für eine Testfahrt nutzen. Denn die muss sein, wie uns unsere Erfahrung 2022 gelehrt hat!

Wir fahren Richtung Thorn. In der Saison ist dort am Anleger, kaum Platz zu finden. Jetzt im April, bei frostigen Temperaturen, sieht das schon anders aus. Wir sind alleine hier. Wir profitieren davon und machen einen kleinen Stadtrundgang durch die schönen Gassen.

Am 26. geht es dann los, zunächst über den Zuid-Willemsvaart in Richtung Nord-Westen. Unsere erste Etappe soll Verghel sein. Es wird eine lange Tagesetappe. Wir kommen dort 9 Stunden später an.

Wir haben bisher noch nicht in dieser Stadt gehalten. Schon mehrmals hat man uns empfohlen, dort eine Etappe einzulegen. Der Halt lohnt sich! Der kleine Club-Hafen ist gut ausgestattet und liegt ganz in der Nähe der „NordKade“. In alten Industrieanlagen ist dort ein sehenswertes Einkaufs- und Kulturzentrum entstanden.

Der nächste Tag führt uns nach s’Hertogenbosch. Für Sonntag ist Wind angesagt. Daher entschliessen wir uns, in dieser schönen Stadt eine kleine Pause einzulegen. 2019 waren wir zum letzten Mal dort.

Als wir ankommen, finden wir zunächst keinen freien Liegeplatz. Der Hafenmeister weist uns an, im „Doppelpack“ anzulegen. Der grosse Andrang erklärt sich sogleich.

Dieses Mal fällt unser Besuch auf den „Koniginendag“ (oh Entschuldigung, man muss ja jetzt „Konigsdag“ sagen.) Scheinbar haben sich die Niederländer, mit denen wir ins Gespräch kommen, immer noch nicht an die Veränderung im Königshaus gewöhnt. Es ist Samstag. Die Geschäfte sind geschlossen. Der Tag gilt dem Feiern. Überall begegnen uns „orangefarbene“ T-Sirts, Hüte, Brillen und sonstig verkleidete Gestalten. Musik ist an jeder Strassenecke zu hören.

Nach 2 Nächten verlassen wir die Stadt und fahren weiter in Richtung Waal. Als wir in Woudrichem ankommen, entscheiden wir uns dort zu übernachten und die Überfahrt am nächsten Morgen anzugehen.

Wir hoffen im historischen Hafen festmachen zu können und haben Glück. Hier ist es noch ruhig.

Natürlich führt uns ein Spaziergang zum Waal. Es ist erstaunlich wenig Verkehr an diesem Nachmittag. Als wir dann kurz vor Sonnenuntergang wieder ans Ufer gehen, erleben wir eine lustige Szene. Man hat den Eindruck, dass ein kleines Ruderboot mit einem Frachter um die Wette gegen die Strömung ankämpft.

Auch für unsere Überfahrt am nächsten Morgen haben wir Glück. Nur zwei Frachter und eine Fähre begegnen uns, während der 20 minütigen Fahrt. Wir legen im Aussenhafen am Merwede-Kanal an.

Unser Plan ist es am nächsten Morgen, zunächst die Stadt Gorinchem zu umfahren, und dann von der Linge her in den Lingehafen zu fahren. Die Durchfahrthöhe der ersten Brücke wird mit 3,60m angegeben. Wenn das stimmt, würde es für uns bei gelegtem Mast gerade reichen.

Somit versuchen wir es. Zunächst bringen wir am Bug unsere Messlatte an. Diese erweist sich bei Frankreich-Reisen nicht nur als hilfreich sondern absolut notwenig (die allgemeinen Durchfahrthöhen liegen dort bei 3,70m, oft aber auch weniger, z.B. im Ardennen-Kanal).

Wir fahren langsam ran, aber der Wasserstand ist einfach zu hoch! Unsere Latte berührt die Brücke. Also „Marche arrière“ heisst es!!!

Und jetzt ? Entweder einen Abstecher zur Linge oder direkt nach Vianen? Dort sind wir für die nächsten Tage verabredet mit „BALU“ und seiner Besatzung. Bis nach Vianen sind es noch 3 – 4 Stunden. Auf dem Merwede-Kanal gibt es einige bewegliche Brücken und eine Eisenbahnbrücke. Je nach Verkehr kann es schon länger dauern.

Wir haben Glück und kommen kurz vor Öffnung der Eisenbahnbrücke dort an und haben nur 10 Minuten Wartezeit.

So erreichen wir den Passantenhafen in Vianen zur Mittagszeit. Der Hafen ist fast leer. Neue zusätzliche Stege wurden installiert. Als Etappe liegt der Hafen sehr günstig. In nur 100 m Entfernung findet man die üblichen Supermärkte „Albert Hijn“ und „Jumbo“.


Zusammenfassung:

Anfahrt: 26. April

Maas, Zuidwillemvaart, Afgedamde Maas, Waal, Merwede-Kanal

Maasbracht > Veghel : 9h, 62km
Veghel > s’Hertogenbosch : 6h, 33km
s’Hertogenbosch > Woudrichem: 4,5h, 30km
Woudrichel > Gorinchem : 3 km, 20′
Gorinchem > Vianen : 3,5h, 23km

2024 #2 Jetzt steht der Plan

In unserem letzten Beitrag, dem ersten für dieses Jahr 2024, hatten wir die möglichen Optionen für unsere Reise in Richtung Berlin beschrieben.

Ausdrücklich möchten wir uns noch bei unseren treuen Lesern für die vielen guten Ratschläge und Empfehlungen bedanken.

Wir werden aller Wahrscheinlichkeit die „Nordroute“ [C] über den Dollart nehmen. Dann wollen wir zunächst im Norden bleiben und nach Bremen fahren. Anschließend ist die Weser aufwärts und der Mittellandkanal geplant.

Da die Schleuse Grave auf der Maas zur Zeit wegen Bauarbeiten gesperrt ist, müssen wir noch entscheiden, wie wie zum Niederrhein kommen. Der beschriebene Weg (1), (5) und (7) fällt somit aus.

Als Alternative hatten wir im ersten Bericht zunächst die Strecke (6) und (7) (also über den Zuid-Willemsvaart) oder (1), (2), (4) und (8) (also über den Maas-Waal-Kanal und den Waal zur IJssel angedacht.

Groningen – Oosthaven

Ein aufmerksamer Leser hatte uns anschließend darauf aufmerksam gemacht, dass es auch möglich ist, über die Maas (1) (2) zum Waal zu fahren. Von dort aus geht es dann den Waal allerdings zunächst flussabwärts bis zum Amsterdam-Rhein-Kanal und von dort zum Niederrhein (11).

Gemütlicher, aber auch langweiliger ist die Strecke (6)… die Variante (11) ist halt schneller, dafür aber etwas anstrengender wegen des drückenden Berufsverkehr.

Dollart

Am 18. April kommt das Boot ins Wasser. Es bleiben noch ein paar Tage zur Vorbereitung. Der Zeitplan steht. Mitte Mai wollen wir auf der IJssel sein. Dann geht es weiter durch Friesland. Aber dazu mehr, wenn wir wieder auf unserem Schiff sind. Bis dahin sind es ja jetzt nur noch ein paar Tage.

2024 #1 Die ersten Überlegungen

Wie schon Ende 2023 berichtet, steht das grobe Ziel fest. Dieses Jahr, zum 10 jährigen Boots-Jubiläum soll es auch dabei bleiben. Es wird nach Deutschland gehen, nach Nord- und Mitteldeutschland. Genauer gesagt, wollen wir zur Region Berlin-Brandenburg. Inzwischen haben wir die Gewohnheit, im Sommer eine Unterbrechung zu machen. Dann geht es für zwei bis drei Wochen nach Hause. Dort warten andere „Beschäftigungen„…

Wie genau wir die erste Tour, von Mitte April bis Mitte Juni, gestalten, haben wir noch nicht entschieden.


Wie jedes Jahr starten wir von Maasbracht in Limburg, unserem Winterlager.

Soll es direkt und auf dem schnellsten Weg nach Berlin gehen? Oder sollen wir erst die Norddeutsche Küstenlandschaft erkunden? Oldenburg, Bremen, der Küstenkanal, die Hunte ,… „On verra bien„, sagt man bei uns.

Zunächst heisst es, die verschiedenen Wege anzuschauen. Drei mögliche „Grenzübergänge“ ziehen wir in Betracht:

  • den Rhein bei Emmerich [A] , die „Südroute
  • den Dortmund-Ems-Kanal via den Haren-Rüenbrock-Kanal [B] , die „mittlere Route
  • den Dollard zur Ems bei Groningen [C] , die „Nordroute

VAGABOND 2024 Tour 1 Anreise Niederlande

Inzwischen ist es ja üblich geworden, bei solchen „Wegfragen“ ein Navigationsprogramm zu verwenden. „Boatrouting“ oder „Waterkaarten“ sind da gute Beispiele. Diese Anwendungsprogramme auf Handy, iPad oder PC nehmen einem zwar die Arbeit grossteils ab, rauben einem aber auch ein wenig den Spass bei der Planung . Oder?

Wir bleiben bei der Planung noch bei der „alten“ Methode, setzen aufs Gehirn und lassen den Prozessor und seine Algorithmen mal bei Seite. Wichtiger als das „Tool“ sind wohl die Kriterien nach denen man seinen Weg auswählt:

Soll es schnell gehen und möchte man schnell am Ziel sein? Oder will man sich Zeit lassen, um von der Landschaft und / oder schönen Liegeplätzen zu profitieren ? Will man einfach eine neue Umgebung entdecken, oder sucht man einfach nur die Abwechslung ? „Die Maas kennen wir jetzt …„.
Das Wetter oder die Wassersituation kann auch eine wichtigen Rolle bei der Suche nach der richtigen Entscheidung spielen. Natürlich gehen auch Wegsperrungen oder Behinderungen in die Planung ein. Es gibt sicherlich noch viele andere Parameter, die man in die Entscheidung einbeziehen kann. Oder ganz anders,… man fährt einfach los. Auch das soll es geben ;-). Änderungen muss man immer in Kauf nehmen. Das gehört nun mal dazu.


VAGABOND Tour 1 Niederlande Weg-Optionen:
  • [A] Südliche Route: Der schnellste Weg (bis zur Grenze) nach Nord-Deutschland führt über den Rhein/Waal (Strecke [A]). Wenn Berufsverkehr, eventuel schlechtes Wetter und mitunter starke Strömung keine Schwierigkeiten darstellen, ist dieser Weg eine gute Lösung. Von Maasbracht ausgehend, kann man den Mittelland-Kanal in 3 – 4 Tagen erreichen. Somit heisst der Weg (1) > (2) > (3): Maas > Maas-Rhein-Kanal > Rhein etc.
  • [B] oder [C] Mittlere oder nördliche Route: Diese Strecken führen über Friesland. Zunächst gilt es hier zwischen der Maas (1) und dem Zuid-Willemsvaart-Kanal (6) wählen.
    • Der Weg über Maas (1), Rhein (2) und Pannerden-Kanal (4) ist auch in diesem Fall sicherlich der kürzeste, stellt aber wie im vorher beschriebenen Fall, die gleichen Anforderungen, bevor man die Ijssel erreicht.
    • Wer es etwas „gemütlicher“ angehen kann oder will, die Maas zusätzlich gut kennt und zunächst zügig voran kommen möchte, wird sich für den Zuid-Willemsvaart (6) entscheiden. In unserem Falle sind es wohl die kürzere Dauer, die wir auf dieser ersten Etappe suchen.
    • Spätestens in ’s Herzogenbosch ist man dann wieder auf der Maas. Von dort gehts dann weiter in Richung Niederrhein (7) zur Ijssel.
    • Weiter geht es über die Ijssel (8) flussabwärts nach Friesland.
    • Jetzt gilt es zu entscheiden, ob man über die Nord-Route [C] oder über die mittlere Strecke [B] will. Die Entscheidung hängt jetzt im Wesentlichen von dem weiteren Plan der Fahrt in Deustchland ab.
      • [B] Mittlere Route :Will man jetzt auf kürzestem Weg zum Mittelland-Kanal über den Dortmund-Ems-Kanal, dann sind die kleinen Torf-Kanäle in Friesland (9) die erste Wahl.
      • [C] Nördliche Route : Oder möchte man zunächst etwa den Städten Bremen und Oldenburg einen Besuch abstatten. Dann bittet sich der Küstenkanal und die Hunte an ? Somit heisst es, den Dollard zu überqueren. Von dort aus geht es weiter über die Ems (10).
Dollart // Delfzijl > Emden

Und jetzt ? Was steht jetzt, Ende Januar schon fest ?

  • Die Strecke [A] wird es nach heutigem Stand wohl nicht
  • Ob es der „Grenzübergang[B] oder [C] wird, ist noch offen.
  • Fest steht allerdings, dass wir (6), (7) und (8) wählen werden, um nach Friesland im Frühjahr zu kommen. Dafür rechnen wir 12 Tage. Nach 2022 wird es unsere zweite Reise über den Niederrhein sein. Gern sind wir auch auf der Ijssel unterwegs.

An dieser Stelle möchten wir uns bei unseren treuen Lesern und Bootsfreunden für die vielen netten und guten Vorschläge und Informationen bedanken, die uns bei der Vorbereitung eine grosse Hilfe sind.

Der Plan wird noch ein paar Wochen reifen. Aus Erfahrung wissen wir, dass es besser ist, die „Wunschziele“ am Anfang der Reise anzufahren. Auf der Rückreise bleibt meistens wenig Zeit für einen „Schlenker“. Entscheidend wird auch sein, wo wir die „Sommerpause“ einlegen wollen/können. Dort brauchen wir einen Liegeplatz, wo unser Boot 3 – 4 Wochen ruhig und sicher liegen kann.


UPDATE 03.02.2024:

Ein fleissiger und netter Leser unseres Blogs hat uns auf eine Alternative aufmerksam gemacht, die wir einfach „übersehen“ hatten. Sicherlich weil der Waal nicht unseren bevorzugten Hobby-Skipper Revieren gehört,… zumindest noch nicht. Aber nach 10 Jahren Bootserfahrung ist es Zeit, mal Neues zu erkunden!

Daher ist der Vorschlag absolut erwähnenswert. Er läd zu erneutem Nachdenken ein. Der weiter oben geschriebene Satz „Fest steht allerdings, dass wir (6), (7) und (8) wählen werden, um nach Friesland im Frühjahr zu kommen.“ kommt somit etwas ins Wanken ;-).

VAGABOND 2024 Tour 1 NL Alternative 11

Um von Maasbracht aus zum Niederrhein (7) zu kommen, gibt es zu den beiden erörterten Routen (6) oder (1)+(5) noch die Alternative (1)+(11). 

In diesem Fall bleibt man flussabwärts auf der Maas, nimmt dann bei Mook den Maas-Waal-Kanal, fährt den Waal ebenfalls flussabwärts und nimmt den Amsterdam-Rhein-Kanal bei km913 Richtung Niederrhein.

2017 Tour 1-10
unterwegs auf dem Waal, allerdings „zu Berg“

Diese Strecke ist zwar etwas anstrengender als der oben erwähnte Weg über den Zuid-Willemsvaart, aber wohl schöner und schneller. Diese Variante hat für uns auch den Vorteil, dass zumindest die Waal Strecke „Neuland“ ist.

2023 #20 2024, was nun ?

Wie jedes Jahr denken wir zum Jahresende schon mal an die nächste Boots-Saison, auch wenn von genauer Planung nicht die Rede sein kann.

Wie so oft, sagen wir uns, dass „die nächste Saison dort oder dorthin gehen soll…“ . Am Ende kommt es dann oft anders!

So haben wir in den letzten Jahren mehrmals an dieser Stelle unseren Wunsch geäussert, Richtung Berlin zu fahren. 

Für 2024 haben wir es uns diesmal fest vorgenommen!

Vor genau 10 Jahren begann unsere BootserFAHRung im April 2014 mit der von Linssen-Yachts organisierten „Ostertour“ . Die erste grosse Reise führte uns damals „nach Hause„. Wäre da nicht die Sache mit der Mehrwertsteuer gewesen, hätten wir uns sicherlich nicht zu einer so weiten Reise gewagt… Wir hatten keinerlei Fachkenntnisse!! Wir wussten nichts. Jeder gute Rat, den wir damals von netten „Mitstreitern“ bekamen, war willkommen. Das war auch der Anfang dieses Blogs! Er wird inzwischen jeden Monat von fast 1000 Bootsfreunden besucht. Es besteht also weiterhin Bedarf am Erfahrungsaustausch. Das ist sein Hauptzweck. Damals wie heute sind wir über jede nützliche und hilfreiche Information froh!

Nun zur Saison 2024.

QUELLE: Google maps 2023

Wir wollen also nach Berlin, vielleicht auch etwas weiter. Viele unserer Leser sind sicherlich dort schon mal mit dem Schiff hingefahren.

Es wäre sehr nett, wenn Ihr eure Erfahrungen hier teilen könntet. Vielleicht habt Ihr auch ein paar Tipps für uns.

Wie immer starten wir auf der Maas. Da wir keine grosse Lust haben den Rhein zu Berg zu befahren, denken wir an die Alternative über die kleinen Kanäle in Friesland nach Deutschland zu kommen. Ab dann ist der Weg über den Mittellandkanal recht klar.

Aber wo halten ? Was ist sehenswert ? Auf was muss man achten Welche Häfen sind besonders empfehlenswert ? …

Wir haben schon oft gelesen, dass der Hafen von Potsdam sich gut als „Basislager“ eignet. Mit grosser Wahrscheinlichkeit werden wir im Hochsommer 2 – 3 Wochen unser Boot verlassen. VAGABOND ist zwar wichtig aber nicht das einzige, was uns auf Trab hält ;-).

Paris – Canal Saint Martin

Zum Schluss möchten wir allen unseren treuen Lesern ein paar ruhige Festtage zum Jahresende wünschen.

2023 #19 2023 in Bildern

Heutzutage ist man ja daran gewöhnt sich seine Fotos, und vor allem die Reiseerinnerungen, am Bildschirm anzuschauen. Häufig sind die Bilder auf dem Handy gespeichert, manchmal werden sie auch auf den üblichen sozialen Netzwerken publiziert. So auch wir! mit vagabond4you auf Instragram z.B.

Vor allem aber berichten wir ausführlich auf unserem Reiseblog von unseren Fahrten : https://vagabond4you.com/fotogalerie/ . Dort haben wir auch eine Fotogalerie eingerichtet. Hier findet man für jede Saison seit 2014 eine kleine Auswahl an Bildern, die ein paar Eindrücke von der Reise vermitteln (sollen). Hier die Galerie von diesem Jahr https://vagabond4you.com/saison-2023/.

Die Plattformen, Instagram und Facebook, haben wir auch dieses Jahr wieder benutzt. Möglicherweise, zum letzten Mal. Gerade versucht META für Facebook und Instagram, uns davon zu überzeugen, die neuen kostenpflichtigen Abonnements zu nehmen. Es ist gut möglich, dass unsere Präsenz dort schnell verkümmert.

Auch wenn das Teilen von Bildern heute meistens „digital“ abläuft, halten wir weiterhin am Papier fest!

Nichts geht über das Blättern in einem schönen Buch,….

Ausserdem, wer kann schon sicher sein, ob die digitalen Medien in ein paar Jahren noch lesbar oder zugänglich sind. Datenformate wie JPG oder auch PDF können irgendwann von anderen abgelöst werden, Speichermedien veralten (auf jeden Fall schneller als Papier).

Also bleiben wir beim Papier.

Ja, Ja,… es ist richtig, dass auch Papier nicht gratis ist! Aber es hat den Vorteil der grösseren Beständigkeit. Von der Haptik ganz zu schweigen.

2023 #18 Clap de fin de saison

Wir bleiben eine Woche im Grevelingen Meer. Unsere Kinder und Enkel sind auf Besuch. Ferienzeit!

Den Plan länger in Zeeland zu bleiben, geben wir aus Zeitgründen auf. Wir entscheiden uns, die Rückreise früher anzugehen. Es gibt einiges zu tun, zuhause und sonstwo. Bootsfahren ist wichtig, aber nicht alles. Zeeland läuft uns nicht weg. Eigentlich schade, denn jetzt wo die Schulferien zu Ende gehen, wird es auch hier ruhiger und entspannter. Vielleicht steht dann Zeeland 2025 wieder auf dem Programm….

Wir fahren weiter in Richtung Maasbracht. Die Stationen sind wie sooft dieselben: Willemstad, Heusden, Maasbommel, Leukermeer,…

Wegen des starken Regens bleiben wir 2 Tage in T’Leuken. Dass wir nicht wie üblich in Linden (Cuijk) oder Mook gehalten haben, ist für uns ein Glück! Denn morgens erfahren wir, dass das Wehr der Schleuse Grave beschädigt wurde und somit die Regulierung des Wasserstandes nicht mehr gewährleistet werden kann. RWS hat entschieden, die Maas zwischen der Schleuse Sambeek und Grave ab dem 1. September zu schliessen (zunächst auf unbestimmte Zeit…).

Auch Venlo lassen wir dieses Jahr aus. Wir übernachten im kleinen Hafen von Hanssum. Bis nach Maasbracht ist es nun nicht mehr weit.

Wir werden zum Saisonende noch ein paar Tage in Maasbracht bleiben. Die Meteorologen verkünden für die nächste Zeit noch sommerliche Tage. Also nichts überstürzen, auch wenn die Heimat ruft. Jetzt heisst es das Boot für die Winterpause vorzubereiten. Grosse Arbeiten sehen wir nicht vor. Reparaturen fallen dieses Jahr nicht an.

Zusammenfassung:

Bruinisse > Brouwershaven: 16km, 2h
Brouwershaven > Bruinisse : 16km, 2h
Bruinisse > Willemstad: 26km, 5h, 3 Schleusen
Willemstad > Heusden: 53km, 5h30
Heusden > Maasbommel: 37km, 5h30, 1 Schleuse
Maasbommel > Leukermeer: 59km, 6h30, 1 Schleuse
Leukermeer > Hansum: 50km, 6h, 1 Schleuse
Hansum > Maasbracht:

2023 # 17 Von Antwerpen Richtung Grevelingen

Von Antwerpen aus kommt man nach Zeeland über die Westerschelde oder über den Rhein-Schelde-Kanal. Wir wählen den Weg über den Kanal. Bei der Fahrt durch den Hafen gilt es einige Regeln zu beachten. Die Strecke zwischen der Siberiabrug und dem Rhein-Schelde-Kanal ist in 3 Sektoren eingeteilt:

  • 1/ Sektor WELL (Kai 100 – 415): Ansage auf VHF 20 / Kanal 62: Hören
    • Name des Bootes: VAGABOND
    • FD-Nummer des Bootes „11 22 33
    • Anzahl der Personen an Bord : 2
  • 2/ Sektor DONK (Kai 415 – Lillobrug) : Ansage auf VHF 22
  • 3/ Sektor POLDER (Kai 415 – Rhein-Schelde-Kanal): Ansage auf VHF 2

Wir starten um 8h20. Die Londonbrug wird um 8h30 gehoben, die Siberiabrug um 9h00. Im Konvoi fahren wir mit 6 Freizeitschiffen in Richtung Rhein-Schelde-Kanal. Unter ihnen eine niederländische Yacht mit Namen Vagebond, was anfangs etwas zur Verwirrung führt. Da wir aber kein Niederländisch sprechen, sondern in Französisch mit der Hafenüberwachung reden, ist das Problem schnell gelöst. Ausserdem hilft natürlich die AIS-Erkennung und die FD-Nummer.

Nach 2 Stunden Fahrt erreichen wir den Kanal. Der Kanal ist sehr breit. Trotz des hohen Verkehrsaufkommens verläuft die Fahrt bis zur Schleuse Kreekracksluis recht ruhig.

Geschleust werden wir mit 4 Frachtern in der 320m langen Schleusenkammer. Wir stehen direkt hinter einem Frachter, der während des gesamten Vorgangs seine Schraube laufen lässt.

Eine Stunde später, finden wir im netten Club-Hafen WSV Kogge in Tholen am Passantensteg „Sandettie“ wieder, eine Linssen-Yacht, die wir von Charleville-Mezière her kennen. Der Hafen von Tholes bietet viel Platz. Wir waren aber nur zu zweit am Passantensteg. Ein Rundgang durch das Städten lohnt sich. Direkt am Hafen liegen ein paar Cafés und Restaurants.

Tholen

Gegen 8h30 legen wir am nächsten Morgen los. Es ist noch sehr diesig. Wir müssen wachsam sein. Sobald wir auf dem Kanal sind, spüren wir den starken Berufsverkehr. Vor allem Tankschiffe sind unterwegs. Der blaue Kegel signalisiert entflammbare Ladung.

Trotzdem kommen wir bis zur Kramer-Schleuse gut voran. Wir sind nicht die einzigen, die in Richtung Oosterschelde unterwegs sind. Alle wartenden Schiffe können ohne Verzug geschleust werden.

Anders sieht es dann aus an der Grevelingen-Schleuse. Hier müssen wir über eine Stunde warten. Da der Wartesteg vor der Schleuse schon vollgepackt ist, als wir ankommen, drehen wir ein paar Runden.

Zumindest ein Kapitän in der Warteschlange wacht peinlich darauf, dass ihn keiner überholt. Als wir auf gleicher Höhe im Wind treiben, bekommen wir „die gelbe Karte“ gezeigt.

Als die Wartezeit dann endlich vorüber ist, lassen wir ihnen höflich den Vortritt.

Um kurz vor 13h legen wir im Club-Hafen WSV BRU am Aussensteg an, wo wir zwei Tage lang das Hafen- und Schleusenkino geniessen.

WSV BRU // Bruinisse

Zusammenfassung:

  • Antwerpen > Tholen: 39km, 5h, 1 Schleusen
  • Tholen > Bruinisse: 29km, 3h30, 2 Schleusen.

2023 #16 von der Sambre nach Antwerpen

Von der Sambre aus führt der Weg nach Antwerpen über den Canal Charleroi-Bruxelles. Ab Brüssel geht er in den Zeekanaal-Bruxelles über. Bei Willebroek hat man dann zwei Möglichkeiten für die weitere Reise:

  • weiter über den Kanal zur Rupel, die in die Zeeschelde mündet.
  • direkt zur Rupel. Von dort aus bieten sich dann wieder zwei mögliche Wege an:
    • Zeeschelde > Antwerpen
    • Beneden Nete > Netekanal > Albertkanal > Antwerpen.

Wir haben uns für die letztere Variante entschieden. Sicherlich die gemütlichere Lösung. Die Reise dauert zwar einen Tag länger, allerdings ist die Rupel und Nete trotz Gezeiten einfacher zu befahren. Hier findet man kaum Berufsverkehr und die Fahrt im Gezeitenwasser dauert gerade mal 1h20 (Strömung bei etwa 3 km/h) von Schleuse Klein Willebroek nach Duffel.

Skizze : Gewässer Sambre > Antwerpen

Unsere erste Etappe führt uns von Thuin nach Seneffe (43 km, 9 Schleusen). Bemerkenswert ist zunächst die Schleuse Monceau s/ Sambre. Von der Hinfahrt schon wissen wir, dass es in den Wänden keine Festmacher gibt. Der Schleusenhub beträgt 5m. Unsere Leinen sind 10m lang. Das reicht auf keinen Fall. Zwei Lösungen:

  • Verknüpfung zweier Leinen (so kann man sie um den Poller legen)
  • Schleusenwärter macht die Leinen am Poller fest, und wirft sie nach der Schleusung runter (wir sind auf Talfahrt).

Die Fahrt führt uns zügig weiter nach Seneffe, wo wir im Clubhafen festmachen. Die Strecke bei Charleroi haben wir schon an anderer Stelle mehrmals erwähnt.

Am nächsten Tag legen wir schon recht früh los, da wir uns einen Abstecher zu den historischen Aufzügen des historischen „Canal du Centre“ vorgenommen haben. Wir wollen die 4 Aufzüge zu Tal befahren und anschliessend den modernen Aufzug von Strépy-Thieu hochfahren. Als wir uns über Telefon am ersten Aufzug melden, müssen wir leider erfahren, dass zurzeit nur 3 der 4 Aufzüge benutzt werden können…. Nach kurzer Überlegung wenden wir und fahren zurück zum Canal Charleroi-Bruxelles.

Zur Entschädigung steht jetzt der Schrägaufzug, der „Plan incliné de Ronquières“ auf dem Programm. Vielleicht ist der Aufzug von Strépy noch beeindruckender, aber auch hier muss man die Ingenieur-Kunst loben. Hier werden 68m auf 1,5km in rund 30′ überbrückt. 10 Schleusungen mit dem auf dem Kanal üblichen Hub von 7 Schleusen würden da wesentlich länger dauern….

Nach etwa 1h Wartezeit (zur Zeit wird nur eine „Wanne“ benutzt) werden wir zusammen mit einem Frachter und Freitzeitboot „geschleust“ oder wie sagt man da?!.

Gegen 13h legen wir im Yacht-Hafen von Ittre im Oberwasser der gleichnamigen Schleuse an. Es scheint uns, dass Passanten zwar gern gesehen sind, aber hier wohl seltener anlegen.

Die nächste Etappe führt uns nach Brüssel. Sieht man mal von der Durchfahrt von Brüssel ab, gefällt uns der Kanal recht gut. Es gibt nur wenig Berufsverkehr, an manchen Stellen fühlt man sich wie auf einem offenen Fluss. Bemerkenswert sind einige historische Bauwerke und moderne „Streetart-Malereien“.

7 Schleusen liegen vor uns. Sie gleichen sich alle. Ausser der Schleuse von Ittre, die mit 14 m Hub aus der Reihe fällt.

Ittre n°5

Wenn man sich dann Brüssel nähert, versteht man besser den schlechten Ruf dieser Strecke.

Bezüglich des Hafens möchten wir nur einen guten Freund zitieren: das einzig „Königliche“ am Hafen ist sein Namen. Zur Ehrenrettung muss gesagt werden, dass der Hafenmeister äusserst zuvorkommend und freundlich ist. Ausserdem gebührt dem Restaurant im Clubhaus Lob. Die Preise sind gehoben, wir wurden aber nicht enttäuscht.

Am nächsten Tag fahren wir bei diesigem und regnerischem Wetter nach Willebroek, wo wir nach 3h vor der Schleuse festmachen.

Ein niederländisches Segelboot, hat hier ebenfalls angelegt. Wie wir wollen sie am nächsten Tag nach Lier fahren. Nun haben wir Zeit, zusammen die Gezeitentabelle von Antwerpen zu studieren.

Am 19. August ist Ebbe um 9h18 in Antwerpen. Dann steigt das Wasser wieder bis um 15h22. In Willebroek steigt das Wasser 3h nach der Ebbe wieder.

Wir nutzen die Zeit zum Brotkauf in der am anderen Ufer liegenden Stadt Boom, die wir mit einer kostenlosen Fähre erreichen.

Da wir mit auflaufendem Wasser flussaufwärts fahren wollen, nehmen wir am nächsten Tag um 12h30 die Schleuse, die wir um 12h50 verlassen (Antwerpen LW +3,5h). Nach 1h20 kommen wir an der Schleuse Duffel bei einer Strömung von etwa 2 – 3km/h an.

Zu spät nach Niedrigwasser, sollte man die Fahrt wegen der Durchfahrthöhen unter den Brücken nicht beginnen. Bei Hochwasser sind es bei der „Baanbrug Duffel“ nur noch etwa 3,50m. Zu früh, ist auch nicht zu empfehlen, da die Einfahrt zur Schleuse Duffel bei Niedrigwasser nicht möglich ist.

Wir übernachten am Passantensteg in Lier. Von hier ist die Stadt, dessen Besuch sich immer lohnt, in ein paar Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen.

Die Weiterfahrt nach Antwerpen ins Willemdok bedarf auch etwas Planung. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, um zum Yachthafen zu gelangen, über die Schelde oder den Albertkanal. Wie schon berichtet, haben wir die Strecke über den Kanal gewählt. Es sei noch erwähnt, dass in Antwerpen eine sogenannte FD-Erkennungsnummer und ein AIS-Sender am Schiff vorgeschrieben sind.

Wir starten kurz nach 11h in Lier. Die Siberiaschleuse, die zum Willemdok führt, wird nachmittags von 15h45 – bis 18h bedient. 2 Schleusen liegen auf der 32 km langen Strecke.

Es sei noch angemerkt, dass wir in der Schleuse Wijnegem unsere Leinen verlängern müssen. Dort wo wir stehen, vor dem Frachter Wilani , direkt an der vorderen Tür, gibt es keine Poller in den Wänden.

Unsere Rechnung geht auf! Um 15h40 erreichen wir die Brücke, die wir mit 2 Freizeitschiffen passieren.

Drei Tage werden wir hier verweilen. Zeit, um neue „Ecken“ in der Stadt zu erkunden. Willemdok ist immer ein guter Platz.

Zusammenfassung:

  • Thuin > Seneffe : 43km, 7h, 9 Schleusen
  • Seneffe > Ittre: 25km, 5h, Plan incliné
  • Ittre > Brüssel: 30km, 5h, 7 Schleusen
  • Brüssel > Willebroek: 13km, 3h, 1 Schleuse, m. Hebebrücken
  • Willebroek > Lier: 14km, 2h30, 2 Schleusen
  • Lier > Antwerpen: 32km, 5h, 2 Schleusen, 2 Hebebrücken.

2023 #15 Epilog zur Sambre

Die Sambre haben wir 2021 teilweise und nun 2023 vollständig in beide Richtungen befahren. Zeit also für eine Bilanz. Bis 2021 war die Sambre auf französischer Seite 15 Jahre lang nicht mehr befahrbar. Also ein recht „junges“ Revier.

Schleusen

Auf 300km verteilt, zwischen Namur und Compiègne, gilt es 80 Schleusen und einige Hebe- und Drehbrücken zu überwinden.

Berufsverkehr trifft man im wesentlichen auf der belgischen Seite auf der unteren Sambre, zwischen Namur und Charleroi. Der Berufsverkehr beschränkt sich in Frankreich auf den Canal St. Quentin und einige Kilometer auf dem Canal de l’Oise à la Sambre.

Die restliche Strecke beidseitig der Grenze ist ausschließlich dem Bootstourismus gewidmet.

Für die Schleusen findet man (zurzeit) unterschiedliche Bedienvorgänge :

  • Bedienzentrale und Kommunikation über VHF
  • Schleusenwärter
  • Fernbedienung
    • nur zum Öffnen der Türen , Bedienung mit Hilfe einer grünen Stange an der Kammerwand
    • zum Öffnen der Türen und zum Starten der Schleusung (diese Methode wird auf französischer Seite weiter ausgebaut)

Es ist anzumerken, dass es in vielen der kleineren Schleusen kaum (oder keine) Festmacher in den Wänden gibt. Dies ist vor allem störend bei tieferen Schleusen mit „Stangen-Bedienung“. Man muss dann hochklettern, um die Leine festzulegen. Wenn sich dann noch die Leiter auf der gegenüberliegenden Seite der Stange befindet, wird es umständlich , das Boot festzumachen und gleichzeitig die Schleusung zu starten. Zum Glück werden einige tiefere Schleusen noch von hilfreichen Schleusenwärtern bedient.

Liegeplätze

Auf belgischer Seite gibt es einige nette Häfen und ausreichend Stege zum Übernachten. Teilweise handelt es sich um Schwimmstege.

Gut liegt man in Erquelinnes, Thuin und Landelies.

Diese sollte man bei regnerischem Wetter bevorzugen. Die Sambre kann schnell anschwellen. Als wir z.B. im Mai unterwegs waren, war die Sambre auf französischer Seite für die Navigation wegen Hochwasser für einige Tage gesperrt.

Gut ausgestattete Häfen findet man auf französischer Seite nur in Chauny und in Hautmont. Da dieser Streckenteil jahrelange vernachlässigt war, ist es nicht überraschend, dass gute Infrastrukturen noch sehr begrenzt zu finden sind. Die Schleusenwärter sind allerdings sehr hilfreich und geben gute Tipps. Allerdings muss man oft auf Strom und Frischwasser verzichten.

Oberwasser der Schleuse Ténelles (im Parkverbot)

Gute Anlegemöglichkeiten mit Strom und Wasser findet man in Etreux und Landrecies, Berlaimont. Wer den französischen Käse „Maroilles“ mag (man kann ihn nur lieben oder hassen!), der sollte hier eine Rast einlegen. Mit dem Fahrrad ist der Ort in 30′ erreichbar.

Landschaft

Wenn man einen Vergleich wagen darf, die Landschaft erinnert an die Somme und die Ardennen, sowohl von Landwirtschaft als auch von Industrie geprägt.

Allerdings wie sooft in Grenzgebieten, machen die Orte und Städte eher einen traurigen Eindruck. Vieles verfällt, die Geschäfte in den Orten wurden durch grosse Supermärkte in der Peripherie ersetzt. Dieser Eindruck wird im Sommer noch verstärkt!. Denn auch wenn offiziell der Tourismus Priorität n°1 ist, macht die Bevölkerung im Juli – August Ferien. Somit sind auch die wenigen, noch existierenden traditionellen Restaurants wegen „Fermeture annuelle“ weitgehend geschlossen!

In einem früheren Beitrag haben wir schon auf die Industrielandschaft um die Stadt Charleroi berichtet. Für den Fotografen gibt es dort interessante Motive. Hier sieht man wie aus der ehemaligen Stahlindustrie eine neue „Recycling-Industrie“ entstanden ist. Nicht unbedingt schön, aber sehr sinnvoll.

Fahrbedingungen:

Die obere Sambre und ihre Kanäle sind leicht und problemlos zu befahren. Vorsicht gilt allerdings auf der von Berufsfahrern stark befahrenen Strecke zwischen Namur und Charleroi.

Probleme kann es geben bei Booten mit grösserem Tiefgang. Es gibt Stellen, wo wir nur 20 cm Kielfreiheit hatten. Dies trifft vor allem im Ober- und Unterwasser der Schleusen zu, dort wo die Sambre die Kanalstrecken kreuzt. Da wir nur 1m Tiefgang haben, hatten wir keine Schwierigkeiten. Einige Bootsbesitzer haben uns berichtet, dass sie mehrmals den Grund berührt haben. Der Grund ist wohl meist sandig, somit kommt es zu keinen grösseren Schäden.

Da inzwischen die „Maas-Strecke“ in Frankreich oft nicht oder nur teilweise befahrbar ist, bietet die Sambre eine gute Alternative für Frankreich-Törns.