Wenn man mit dem Boot nach Amsterdam kommt und in einem der Stadthäfen festmachen will, hat man grundsätzlich 6 Möglichkeiten, je nachdem aus welcher Richtung man kommt:
Westen > Noordzeekanaal
Osten > Ijmeer
Norden > Nordhollandsch Kanaal
Süd-Osten > Amsterdam-Rijnkanaal
Süd > Ringvaart van de Haarlemmermeerpolder (Doorvaartroute A, Wateralmanak 2, Seite 43ff)
Süd > Amstel (Doorvaartroute B)
Die beiden Südstrecken (5 und 6) führen direkt durch die Stadt. Es gelten hier besondere Bedingungen in Hinblick auf Durchfahrthöhe, Breite und Öffnungszeiten. Die Route 5 wird von Segelbooten benutzt, die nachts im Konvoi fahren. Schneller und einfacher geht es über die Routen 1 bis 4. Von Haarlem kommend, nehmen wir den Noordzeekanaal.
Im Vergleich zu Dordrecht, Nijmegen oder Rotterdam ist die Fahrt über die IJ recht problemlos trotz permanentem Passagier, Fracht- und Fährverkehr. Hinzu kommen natürlich auch die vielen Segelboote und Motoryachten, die wie wir, sich einen Besuch in Amsterdam nicht entgehen lassen.
Es liegt wohl an der fehlenden Strömung, dass alles hier etwas geruhsamer und rücksichtsvoller abläuft. Vielleicht aber auch daran, dass es auf der IJ keine Wassertaxis und HighSpeed-Fähren gibt, die zusätzlich für viel Schwell sorgen.
In der Stadt selbst, auf den Grachten, ist da schon mehr Gedränge 🙂 oder sollte man Chaos sagen?
Im Hafen kann es auch eng werden, vor allem im Sommer in der Hochsaison.
Für die 70 km von Weesp bis zum Waal sollte man sich 2-3 Tage vornehmen.
Weesp > Maarssen : 5,9h
Maarssen > Gorinchem : 5,9h
Die Fahrt über die Vecht ist sehr schön und abwechslungsreich. Die von beweglichen Brücken und Mühlen geprägte Landschaft wird heute ganz vom Wassertourismus eingenommen.
An der Vecht
Auch wenn die Zahl „richtiger“ Häfen begrenzt ist, gibt es an der Vecht überall Gelegenheit anzulegen. Achtung: nicht zu lange warten, die Plätze sind gefragt. Es sit ratsam früh am Nachmittag festzumachen und von der Landschaft zu profitieren.
Bei OudemeerAuf der Vecht
In Overmeer gibt es nette Anlegeplätze in der Nähe des Campingplatzes. Anschliessend fahren wir durch den sehr schönen Ort Vreeland. Zwischen Breukelen und Maarssen sieht man die aus Reiseführern bekannten historischen Amsterdamer „Stadthäuser“.
Alte und moderne Häuser wechseln sich ab und prägen das Bild der Landschaft.
Nach 30 km und 6 Stunden Fahrt machen wir in Maarssen direkt an der Vecht fest. Wegen der vielen Brücken dauert die Fahrt recht lange.
Einige Plätze haben Stromanschluss. Aber Achtung: der Strompreis hängt hier von der Bootslänge ab, und das macht ihn teuer! Die Übernachtung hat uns 16,35€ gekostet (statt 10,85€ ohne Strom). In Maarssen gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten.
Blick auf Maarssen vom unserem Liegeplatz ausMaarssen
Da wir Utrecht auf der Hinfahrt schon besichtigt haben, fahren wir über den Amsterdam-Rijn-Kanal in Richtung Gorinchem. Wie schon erwähnt, ist dieser Kanal sehr stark befahren und es gilt höchste Vorsicht. Wenn man von der Vecht südlich von Maarssen in den Kanal einbiegt, sollte man sich auf VHF 61 ansagen, um hilfreiche Informationen über die Positionen der nahenden Frachtschiffe zu erhalten.
Amsterdam-Rijn-KanalMerewede-Kanal
Anschließend geht es wesentlich ruhiger auf dem Merwede-Kanal und Lek weiter.
An der Schleuse von Lianen ist viel Betrieb.
Es ist etwas eintönig,was durch das schlechte Wetter noch betont wird. An der Schleuse von Vreeswijk sind grössere Wartezeiten möglich. Auf unserer Rückreise haben wir jedoch Glück und alles verläuft reibungslos.
Koninginnen Schleuse
Nach 45km und 6 Stunden Fahrt legen wir im Hafen WSV Merwede an, der im Vorhafen direkt am Waal liegt.
Hafen Merwede
Malerischer liegt man im Linge Hafen im historischen Zentrum, allerdings muss man auf die Höhenbeschränkungen achten, um dort hin zu gelangen.
Linge Hafen in Gorinchem
Wegen des starken Windes (5-6 Beaufort) und starken Regens bleiben wir 2 Tage in Gorinchem. Die Stadt lohnt einen Besuch.
Dann gilt es den Waal in Richtung Maas zu überqueren. VORSICHT ist geboten! Zwischen Gorichem und Woudrichem verkehren auch einige Fähren,die den Waal kreuzen. Für die 2,5 km muss der Überfahrt sollte man 30 Minuten rechnen. Am bestens morgens und bei guter Sicht. Man sollte nicht zögern den UKW Sprechfunk zu benutzen.
80 km und 2 Tage braucht man von Gouda nach Weesp an der Vecht:
Gouda > Woerden : 5,6 h
Woerden > Weesp: 7,1 h
Eigentlich wollten wir nach Leiden und Harlem fahren. Aber ein Kranunfall macht die Durchfahrt von Alpen a/d Rijn unmöglich. Daher fahren wir über die Gouwe nur bis Alpen a/d Rijn und dann über den Oude Rijn in Richtung Werden. Diese Strecke ist Teil der „Stehenden Mastroute“. Die Hebebrücken haben eine maximale Durchfahrtshöhe von 25m.
Hebebrücke Boskoop
Die Strecke ist landschaftlich nicht besonders interessant. Industrie und Landwirtschaft wechseln sich ab.
Container-Hafen in AlpenHier bezahlt
In der Kleinstadt Woerden, einer ehemaligen Festung ist vom historischen Kern wenig geblieben. Im Zentrum liegt der Binnenhafen.
Wir übernachten im netten und schön gelegenen Vereinshafen „de Greft“, der etwa 10 Fahrrad-Minuten vom Zentrum entfernt.
Hafen in Woerden
Hier an diesem schmalen und ruhigen Fluss findet man auch handbetriebene Fähren für Fussgänger und Fahrradfahrer. Achtung ist geboten bei der Anfahrt. Sie sind ausserdem in den Karten markiert.
Fähre bei Woerden auf der Grecht
Über die Grecht, Kromme Mijdrecht und Amstel geht es in Richtung Amsterdam. Die Wassertiefe der Grecht beträgt nur 1,70m. Ab der Kromme Mijdrecht nimmt sie zu. Der Weg führt durch eine schöne liebliche Naturlandschaft. Sie wird erst „städtisch“, wenn man sich Amsterdam nähert.
Landschaft an der GrechtUithoornAmstel bei Amsterdam
In Uithoorn gibt es schöne Anlegemöglichkeiten. Ursprünglich sollte dieser Ort unser Tagesziel sein, aber wegen der alle 5 Jahre stattfindenden Hafen- und Schiffsveranstaltung „SAIL“ und dem damit verbundenen starken Betrieb entscheiden wir weiterzufahren.
„Sail 2015“ Teilnehmer
Von Amsterdam aus geht es über über den Trekvaart direkt nach Weesp. Direkt aus der Schleuse kommend muss man den Amsterdam-Rijn-Kanal überqueren. Hier ist Achtung geboten! Die Stadt Weesp bietet sehr schöne Liegeplätze an der Gracht, in verschiedenen Häfen oder auf 3x24h Liegeplätzen auf der Vecht. Da es hier sehr schön ist und die Plätze begehrt sind, sollte man nicht zögern, den ersten freien Liegeplatz zu nehmen.
WeespWindmühlen bei Weesp an der VechtWochenendstimmung auf der Vecht
Da wir zögern, bleibt uns nur noch ein ruhiger Platz in freier Natur auf der Vecht übrig, der sich bis zum Abend als nicht so ruhig erweist, weil um uns herum rege Ferienstimmung herrscht.
Die Vecht bei Weesp
Hier an der Vechta sind Natur und Zivilisation sehr nahe. Die Kühe erinnern uns im Morgenlicht, dass wir weiter fahren wollen.
Über die Vecht geht es dann langsam zurück zur Maas, unserer nächsten Etappe.