Die Zahl der Besucher unseres Blogs ist von 294 im Jahre 2014 auf 9161 Ende 2024 stetig gewachsen. Dabei wurden im letzten Jahr 32 000 Seiten angeschaut. Im Jahr 2022, als die Maas Hochwasser fรผhrte, hatten wir sogar 39 000 Zugriffe. Diesen Erfolg hรคtten wir uns nie gedacht.
Zur Erinnerung und in Erwartung der in wenigen Tagen startenden neuen Saison hier ein paar Bilder von unseren Fahrten mit unserer LINSSEN YACHTS „New Classic Stundy 36 AC“ alias der VAGABOND.
Bevor wir den Hafen Arsenal in Paris verlassen, reservieren wir noch fรผr unsere Rรผckreise Ende Juni einen Platz fรผr 3 Tage. In den Sommermonaten sind die Liegeplรคtze gezรคhlt. Paris ist ein beliebtes Ziel und es gibt wenig verfรผgbare Plรคtze im Hafen. Deshalb mรผssen die dort „Ansรคssigen“ turnusmรครig fรผr jeweils 4 Wochen zwischen Juni und September den Hafen verlassen, um fรผr Passanten Anlegemรถglichkeiten zu schaffen.
Mit der Capitainerie vereinbaren wir, dass wir am Montag 5. Juni die Schleuse zur Seine um 8h15 benutzen wollen, um nach einer Woche unsere Weiterreise anzutreten. รber VHF 9 kรผndigen wir uns an und werden sofort zusammen mit BALU geschleust. Auf der Seine ist noch nicht viel Verkehr um diese Zeit. Nach einer knappen Stunden erreichen wir die Mรผndung der Marne.
Die Seine wird, wie es รผblich ist, in Oberlauf und Mittellauf aufgeteilt. In Frankreich ist es aber die Angewohnheit, von der Seine „Aval“ und „Amont“ zu reden. Dies bezieht sich auf die Lage zu Paris. Verwirrend erscheint einem daher auch der Ausdruck „Je monte ร Paris“, der im franzรถsischen Sprachgebrauch sich eingebรผrgert hat. So „steigt man zur Stadt Paris auf„, ob man seine Reise im Sรผden, Westen, Osten oder Norden von Frankreich beginnt.
Wir befinden uns jetzt auf der „Seine amont“ und fahren flussaufwรคrts in Richtung Sรผden.
Schleuse Port ร l’Anglais
Unser Plan ist es, in den nรคchsten Tagen bis zum Canal de Briare รผber den Loing vorzustossen.
Wie auch auf anderen schon erwรคhnten Strecken gibt es kaum oder gar keine brauchbaren Anlegemรถglichkeiten auf der Seine, mal abgesehen von ein paar Schleusen, wo es Poller im Oberwasser gibt. Diese kann man zum รbernachten nutzen, vorausgesetzt der Schleusenwรคrter erlaubt es.
Fรผr die 1. Etappe entscheiden wir uns, bis nach Melun zu fahren. 5 Schleusen liegen bis dorthin vor uns . Auf der Seine herrscht Berufsverkehr, der dem der Maas รคhnlich ist. So kann es vorkommen, dass es auch mal Wartezeiten gibt.
An mindestens 2 Schleusen gilt es besonders achtsam zu sein! Die grosse Kammer der Schleuse „Coudray“ wird sehr schnell gefรผllt!. Ein Warnschild weist den Freizeitschiffer darauf hin, NICHT weiter als das Warnschild festzumachen. Anders gesagt je weiter hinten um so besser. Die Schleuse „Vives Eaux“ besitzt Spundwรคnde. Um Schaden am Boot zu vermeiden, haben wir noch zusรคtzliche Fender angebracht.
Heute wird die Seine vor allem zum Transport von Sand, Gestein und Baumaterialien genutzt. Die alten Mรผhlen am Ufer zeugen noch von einer prachtvollen Vergangenheit.
Nach 16h kommen wir in Melun an. Von hier kommt der dort hergestellte Kรคse, le „Brie de Melun„. Bekannter ist allerdings der „Brie de Meaux„, von dem 30 mal mehr jedes Jahr hergestellt wird.
Melun
Am rechten Flussufer findet man hier Poller zum Anlegen und Stromanschlรผsse .
Der Platz ist sehr unruhig! Die hรคufig vorbeifahrenden Frachter verursachen starken Schwell! Die gezackte Kaimauer soll zwar die grossen Wellen etwas abschwรคchen, bewirken aber das Gegenteil. Von den am Ufer zurรผckgeworfenen kurzen Wellen werden wir krรคftig durchgeschรผttelt. Zusรคtzlich leistet die „Jugend“ auch noch bis spรคt in die Nacht ihren Beitrag, indem sie fรผr ausreichend Lรคrm sorgt….Der Platz ist wirklich nur im Notfall zu empfehlen.
An der letzten Schleuse „Vives eaux“ vor der Stadt hรคtte man sicherlich ruhiger liegen kรถnnen. Das werden wir vielleicht auf der Rรผckreise testen.
Melun
Die 2. Etappe fรผhrt uns am nรคchsten Tag nach Moret s/ Loing.
Zunรคchst gilt es, die Landschaft und die Ufer der Seine zu geniessen. War die Fahrt bis Melun noch sehr von der industriellen Umgebung um Paris geprรคgt, wird es jetzt lieblicher und ruhiger.
In der letzten Schleuse vor der Mรผndung des Loing, wird es dann noch einmal richtig eng. Ein Frachter und ein Schubschiff teilen sich die Schleuse mit uns. BALU bittet den Frachter, seine Schraube zu stoppen, was er zunรคchst einfach รผberhรถrt, bis die Schleusenwรคrterin einschreitet.
Bevor wir in den Loing einschwenken, machen wir noch einen Tankstopp am rechten Ufer in Saint Mammรจs. Hier mรผndet der Loing in die Seine.
Mรผndung Loing in die Seine
Der Diesel kostet dort etwas mehr als 2 โฌ, was uns zunรคchst etwas abschreckt! Einfach Wucher! An einer „normalen“ Tankstelle bezahlt man zurzeit in Frankreich gerade mal 1,75โฌ/l.
Wir fahren zusammen mit BALU den Loing 1km hoch. รhnlich wie in Conflans Saint Honorine liegen hier viele ehemalige ausrangierte Frachter, die teilweise bewohnt sind.
Loing
Vor der 1. Schleuse im Unterwasser des Kanals befindet sich ein schรถn gelegener Anleger mit Wasser, Strom und Sanitรคranlagen fรผr 11โฌ pro Nacht (1โฌ pro Meter).
Vorsicht ist geboten fรผr Schiffe mit mehr als 1,20m Tiefgang. BALU lรคuft kurzzeitig auf Grund. Unter unserem Schiff sind es noch knapp 30 cm….
Anlegestelle Moiret s/Loing
Nach den anstrengenden 2. Etappen geniessen wir nun die Ruhe. Wir bleiben 2 Tage.
Der Geschwindigkeitsmesser von BALU ist seit einigen Tagen blockiert. Das saubere Wasser in Stehhรถhe ist fast ideale Bedingung, um unter dem Rumpf nachzuschauen. Allerdings macht die geringe Hรถhe zwischen Grund und Rumpf es unmรถglich, gefahrlos komplett unter das Schiff zu tauchen. Mehrere Versuche sind notwendig.
Anleger Moiret s/ Loing (Foto Yvonne Villerius)
Dann ist der Geschwindigkeitsgeber wieder frei. Heute haben wir das Feierabend-Bier verdient.
Moniert s/ Loing
Die Stadt liegt wunderschรถn am Fluss. Fรผr einen Besuch und Rundgang durch die Gassen der Stadt und entlang des Flusses sollte man sich etwas Zeit nehmen. Es lohnt sich. Nicht umsonst, hat der Maler Alfred Sisley die schรถnen Perspektiven der Stadt in seinen Gemรคlden verewigt.
Moniert s/ Loing
Wir nutzen die Zeit unseres Aufenthaltes auch zum Austausch mit anderen Freizeitkapitรคnen. VNF verรถffentlicht Informationen รผber Wassermangel im Canal de Briare, unserem Ziel. Von den aus dem Kanal ankommenden Booten erfahren wir, dass ab der 3. Schleuse zunehmend Wasserpflanzen das Vorankommen erschweren.
All das sind Informationen, an die man sich inzwischen etwas gewรถhnt hat. Da wir die Strecke von Briare aus aber wieder zurรผckfahren mรผssen, und BALU noch zusรคtzlich Schwierigkeiten wegen der geringen Wassertiefe sieht, entschliessen wir gemeinsam unseren Weg zu รคndern!
Das neue Ziel heisst Yonne und die Stadt Auxerre. Die Yonne ist ein offener Fluss; dort gibt es noch etwas Frachtverkehr und somit weniger Wasserpflanzen. Wir hoffen auf unbeeintrรคchtigtes Vorankommen. Der Plan ist gefasst und Morgen geht es wieder zurรผck zur Seine in Richtung Yonne.
Als wir gegen 10h von der Seine kommend an der Schleuse nยฐ 7 „La Briche“ des Canal Saint Denis eintreffen, dauert es etwa 15 min. bis die Schleuse auf „grรผn“ schaltet. Vorab haben wir uns รผber Telefon angemeldet. Wir sind auf Bergfahrt.
Canal St. Denis (zu Berg) 1. Schleuse von der Seine kommend „La Briche nยฐ7“
Es gibt auf der ganzen Strecke des Kanals fรผr jede Schleuse 2 Kammern unterschiedlicher Grรถsse. Allerdings erfahren wir spรคter, dass einige kleine Kammern zurzeit ausser Betrieb sind.
Als wir nun in die erste grosse Kammer mit einem Hub von mehr als 4m einfahren, suchen wir Festmacher, oder gar Schwimmpoller, zunรคchst vergebens. Im Vorderteil der Kammer finden wir auf der Steuerbordseite auf etwas 2m Hรถhe einen Haken. Da VAGABOND als Erster einfรคhrt, kรถnnen wir ihn zu unserem Glรผck benutzen. Fรผr BALU gibt es nichts!!!. Fรผr dieses Boot bleibt nur Motor und Buck- und Heckstrahler.
Nur oben gibt es Poller am Rand der Kammern.
Dort erwarten uns zwei Angestellte (einer fรผr VAGABOND, einer fรผr BALU ;-)). Wir werden aufgefordert zur Registrierung ein Formular auszufรผllen. Ob wir die Reise als „Freizeitschiffer“ รผber die beiden Kanรคle bezahlen mรผssen, ist noch nicht ganz klar.
Diese Kanรคle werden nicht von VNF, sondern von der Stadt Paris verwaltet. Die beiden Angestellten klรคren uns nun รผber den hier angewendeten Schleusenprozess auf.
Alle Schleusen des Kanals besitzen die gleiche Konzeption (siehe Zeichnung). Zwischen den beiden Kammern, zentral gelegen, befindet sich die nicht mehr benutzte Bedienkabine und die Ventile zum Fรผllen oder Leeren der Kammern. Die Lage der grossen und kleinen Kammern, links oder rechts vom zentralen Teil kann wechseln. Bei der ersten Schleuse (nยฐ7), die wir nehmen liegt sie z.B. rechts (also auf Steuerbordseite).
Bei allen Schleusen des Canal Saint Denis wird das Wasser immer von der Mitte aus (zwischen den beiden Kammern) von unten in die jeweilige Kammer gepumpt.
Um Schwierigkeiten in der Kammer zu vermeiden, sollte man sich immer an der zentral gelegenen Mauer anlegen oder festmachen, falls dies mรถglich ist! Das einfliessende Wasser strรถmt zunรคchst unter dem Boot zur gegenรผberliegenden Mauer, wird dort zurรผckgespรผlt und drรผckt anschliessend das Schiff gegen die zentral gelegene Wand. Wenn man versehentlich auf der falschen Seite liegt, wird man von der Wand weggedrรผckt!
Dies kann gefรคhrlich werden. BALU hat einige Schwierigkeiten, die Kontrolle zu behalten. Da das Wasser von „unten“ und nicht von vorne einstrรถmt, spielt es auch keine Rolle, ob man sich vorne oder hinten in der Kammer befindet. Wichtig ist es, einen „Haken“ in der Wand zu finden!
Schleusen Canal Saint Denis
Unterwegs auf dem Kanal ruft uns ein Berufsschiffer รผber VHF Kanal 10 an. Er mรถchte wissen, „warum wir diesen „dreckigen“ Weg eingeschlagen haben?“
Die Frage ist durchaus berechtigt!!!
Die Schleusen sind nicht fรผr Freitzeitschiffe ausgestattet.
Es gibt kaum Festmacher, in den Kammern sind es oftmals Haken in der Schleusenwand. Man kann sich leicht daran „verfangen“.
Viel Abfall schwimmt im Wasser.
Der Weg fรผhrt durch die sogenannte „Banlieue„. Anders gesagt, der Kanal ist kein Platz zum Verweilen.
Es herrscht ziemlich viel Berufsverkehr; hier haben einige „Recycling Firmen ihre Werke.
Als wir aus der letzten Schleuse „Porte de Flandre“ nยฐ1 rausfahren, sind wir alle erleichtert.
Ganz anders der Canal Saint Martin, den man an der „Villette“ erreicht. Dort haben wir am Anleger zwei Plรคtze reserviert. Von Rueil-Malmaison bis hierhin, haben wir 5 anstrengende Stunden gebraucht.
Der Anleger ist gut ausgestattet und durch eine Tรผr gesichert. Zum รffnen der Tรผr und fรผr die sanitรคren Anlagen benรถtigt man einen „Passe„.
Wir nutzen den Rest des Tages zu einem Ausflug in den nahegelegenen Parc de la Villette.
Am nรคchsten Morgen melden wir uns wieder รผber Telefon (+33 1 43 41 39 32) beim Kontrollposten des Canal St. Martin an.
Vor uns, bis zum Hafen Arsenal liegen 8 Schleusen abwรคrts, zwei Drehbrรผcken und einen Tunnel. Die Schleusen sind jeweils in 2 Stufen angeordnet: 1 & 2, 3 & 4, 5 & 6, 7 & 8. Dadurch geht das Schleusen recht zรผgig voran. Die Schleusen werden ab 8h05 bedient. Es ist zu empfehlen, frรผh zu starten und am besten am Wochenende. Ab 9h30 wird der Kanal hรคufig von Passagierschiffen benutzt, die Vorfahrt haben.
Problemlos kommen wir voran. Gegen 9h30 erreichen wir die letzte Schleuse Ecluse du Temple nยฐ1 vor der Einfahrt in den Tunnel. Hier befindet sich auch der Kontroll-Posten.
Schon vor der Abfahrt haben wir unser Schiff auf die Fahrt durch den etwa 2 km langen Tunnel, genannt „la voรปte„, vorbereitet, Scheinwerfer angebracht, Cabrio runter gelegt und eine warme Weste bereit gelegt. Der Tunnel hat eine Durchfahrthรถhe von 4,27 m, ist beleuchtet und belรผftet. Sein Fahrwasser bietet genรผgend Platz. Die Einfahrt und Ausfahrt sind auf beiden Seiten etwa 1m enger. Kein Vergleich mit einem Tunnel wie den „de Ham“ bei Givet auf der Meuse!
Die maximal zugelassene Durchfahrtzeit ist auf 20 Minuten begrenzt ( etwa min. 6km/h).
Direkt nach der Einfahrt ist man begeistert. Der Eindruck ist รผberwรคltigend, absolut nicht bedrรคngend. Sehr schnell ist der Canal St. Denis vergessen. Wie so oft, gibt es die Belohnung zum Schluss!
Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel melden wir uns sofort im Hafen รผber VHF 9 an. VAGABOND bekommt Platz B124 zugewiesen. BALU liegt direkt gegenรผber auf der anderen Seite des Hafenbeckens, dort wo die grรถsseren Schiffe lรคngsseitig ihren Platz finden.
Hier bleiben wir 4 Tage.
Zusammenfassung:
Rueil-Malmaison > Villette : 22 km, 5h30, 7 Schleusen, eine Hebebrรผcke
Villette > Arsenal : 5 km, 2h, 8 Schleusen, zwei Drehbrรผcken
Man kann sich immer beschweren, kritisieren und fragen: warum so, wieso das, wann endlich, wo…..? Man kann sich aber auch darรผber freuen, dass die Impfkampagne langsam Fahrt aufnimmt und somit das Ende dieses Tunnels in Sicht kommt, auch wenn noch vieles im Ungewissen bleibt. Die Gesundheit aller hรคngt mehr denn je von der Vernunft des Einzelnen ab.
Was uns anbelangt, unsere Impftermine stehen fest!
2020 war die Lage zur gleichen Zeit noch nicht so klar. Erst am 30. Juni haben wir das Boot wieder ins Wasser gelassen. Mitte Juli ging es dann los, auch wenn wir wegen den Wegsperrungen nur bis in die Ardennen kamen. Trotzdem haben wir es voll genossen, unterwegs auf dem Wasser, zu Fuss oder mit dem Fahrrad.
Die Aussicht auf die baldige Impfung vereinfacht die Planung! Bis zum Saisonende bleiben somit noch etwa 4 – 5 Monate bis Oktober. Auch wenn die Infektionszahlen noch hoch sind, fangen einige Lรคnder an, รผber „รffnungen und Lockerungen“ nachzudenken. Somit kann man auch wieder ans Reisen denken. Das ist zur Zeit der Fall in den Niederlanden, Belgien und Frankreich. In Frankreich wird die 10 km Beschrรคnkung am 2. Mai aufgehoben und die „Terrassen“ รถffnen Mitte Mai.
Wie schon vormals erwรคhnt, wird es fรผr die grosse Deutschlandtour wohl trotzdem nicht mehr reichen. Wir wollen uns einfach Zeit nehmen fรผr diese Reise: beim Fahren, beim Besichtigen,… beim Verweilen.
Auch in Belgien , Frankreich und den Niederlanden bleiben uns noch ein paar „weisse Flecken“ und viel zu sehen:
Die Sambre und einige Kanรคle in Belgien mit ihren tollen Hebewerken z.B.
Die Kanรคle und Flรผsse sรผdlich von Paris bis zum Mittelmeer
Der Niederrhein in den Niederlanden รถstlich des Amsterdam-Rhein-Kanals
usw.
Im Sommer soll der Sambre-Oise-Kanalnach 15 Jahren wieder voll befahrbar sein. Soweit wir informiert sind, steht das genaue Datum noch nicht fest. Es handelt sich รผbrigens um ein Projekt, dass von verschiedenen Organisationen gefรถrdert wird, um den lokalen Tourismus (wieder) anzukurbeln. Man kann es nur wรผnschen und hoffen, dass es wie auf der belgischen Maas, zwischen Namur und der franzรถsischen Grenze, viele Besucher und Boote anlockt.
Der Ardennen-Kanal soll voraussichtlich im Mai wieder nach 2 Jahren Sperrung geรถffnet werden (AVIS A LA BATELLERIE Nยฐ FR/2020/03473). Die Schleusentreppe im Ardennenkanal mit ihren 26 Stufen auf 6 km sollte man schon mal bei schรถnem und schlechten Wetter befahren haben. 8 Stunden werden benรถtigt. Bei gutem Wetter sind die 8 Stunden aber kein Problem, da man genรผgend Zeit findet, um die schรถne Landschaft zu erleben. Anhalten ist รผbrigens nur auf halber Strecke nach Absprache mit VNF mรถglich.
!!! Noch ein Rat aus eigener (schlechter) Erfahrung: die รผbliche Durchfahrthรถhe von 3,50m ist auf dem Ardennen-Kanal nicht garantiert. Es sind eher 3,45m… Wir haben es einmal ohne vorsorglich gelegten Cabrio versucht….. Gleich in der ersten Schleuse nach Le Chesne blieben wir beim Ausfahren unter der Brรผcke hรคngen. Nach dem ersten รrger und dem รผblichen „Es hรคtte auch schlimmer kommen kรถnnen…, hat „Powertap“ dann fรผr den Rest der Reise sehr gute Dienste geleistet (siehe Bild).
Beschรคdigtes Cabrio (Halte Attigny)
Beide wieder zur Verfรผgung stehenden Alternativen, Sambre (sowie der Sambre-Oise-Kanal) und Ardennen-Kanal, geben wieder mehr Freiheit und Sicherheit. Das รถffnet wieder neue interessante Wege durch die Natur in Nordfrankreich. Auch wenn die Sambre in Belgien zum Teil durch eine, wenig attraktive Industrielandschaft fรผhrt.
Somit zeichnet sich auch unser Plan langsam ab:
Wie jede Saison lassen wir ein paar Tage verstreichen, nachdem wir unser Boot wieder in Besitz genommen haben, bevor wir „in See stechen„.
Zunรคchst gibt uns die Maas zwei Richtungen vor: nach Norden flussabwรคrts, also Niederlande und Deutschland, nach Sรผden nach Belgien und Frankreich.
Wenn die Corona-Beschrรคnkungen auch รผber den Sommer in den Niederlanden in Kraft bleiben sollten, kann man davon ausgehen, dass die Fahrsituation 2021 der von 2020 รคhnelt. Damals war wenig Bewegung, die Eigner blieben grossteils in ihren Heimathรคfen. Somit gab es wenig Platz fรผr Passanten. In diesem Falle werden wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach flussaufwรคrts auf der Maas bewegen.
Zunรคchst mal Richtung Sรผden! also und aus Gewohnheit im Uhrzeigersinn ๐ ๐
Paris (auf der Seine)
Die Sache mit dem Uhrzeigersinn ist nicht nur ein Spleen des Kapitรคns sondern hat auch einen praktischen Grund. Sieht man mal von Hochwasser ab, sind die Wasserstรคnde im Mai noch korrekt auf der Maas und recht problemlos zu befahren. Im Herbst fรผhrt im Osten Frankreichs der Wassermangel oft zu Beschrรคnkungen oder gar zur Schliessung der Kanรคle. Das Risiko dann irgendwo festzusitzen, ist dem entsprechend hรถher.
Mit anderen Worten: Im Frรผhjahr nach Sรผden รผber die Kanรคle im Osten. Die Rรผckreise im Herbst รผber die Wasserwege im Westen (Seine, Oise, Canal du Nord, Sambre…).
Zunรคchst auf der Maas von Maasbracht bis nach Namur.
Namur
In Namur angekommen, stellt sich spรคtestens die 1. Frage: Wie weit ist die Maas / Maas-Kanal befahrbar?
Vorlรคufiger Tรถrnplan 2021 // Stand April 2021 // Vagabond
Bis zur franzรถsischen Grenze oder weniger > je nach Lage, Abzweigung zur Sambre in Namur,
Bis Charleville-Mรฉziรจre > Abzweigung Ardennen-Kanal oder weiter
Bis Toul?
Wenn alles offen ist, werden wir zunรคchst weiter auf der Maas bleiben und nicht zur Sambre ausweichen.
Charleville-Mรฉziรจre
In Charleville-Mรฉziรจre, falls sich nichts geรคndert hat, muss dann die Enscheidung fallen (2. Frage) weiter nach Toul via Verdun oder zum dann hoffentlich geรถffneten Ardennen-Kanal?
!!! Da auf der Strecke bis Toul kaum Mรถglichkeiten bestehen Diesel zu bunkern, nutzen wir die Tankstelle von „Ardenne Nautisme“ in Pont ร Bar. Dazu muss man etwa 1 km in den Ardennen-Kanal reinfahren.
Ardennen-Kanal
Die Ardennenstrecke bietet zwei Optionen in Richtung Paris. Entweder bis zur l’Oise, d.h. Seine aufwรคrts von Westen kommend oder durch die Champagne via den L’Aisne-Marne-Kanal von Osten kommend zur Marne.
Sillery (Kanal L’Aisne-Marne)Lagny (Marne)
Beide Wege sind interessant aber sehr unterschiedlich. Da der „Rรผckweg“ aus oben genannten Grรผnden oft รผber die l’Oise und den Canal du Nord fรผhrt, ist wohl die Marne Strecke die 1. Wahl. Ausserdem ist der Ardennen-Kanal bis zur Abzweigung in Richtung Marne sehr ruhig und idyllisch. Die Champagne hat ihren Champagner,… Frachtverkehr ist hier auch geringer als auf der Seine und l’Oise im Westen.
Der Weg nach Toul lohnt sich auch, landschaftlich und geschichtlich. Er ist die erste Wahl, wenn man weiter in den Sรผden will.
Verdun (Liegeplatz am Kanal)
Man sollte auf jeden Fall in Verdun einen Stop einplanen. Der Liegeplatz ist zentral gelegen und alles Sehenswerte, ist zu Fuss oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Im Sommer sind die Plรคtze hier gefragt und gezรคhlt. „3er Pรคckchen sind dann keine Seltenheit.
Ab Verdun sind die Schleusen nicht mehr automatisiert. Sie werden noch von einem Schleusenwรคrter oder Wรคrterin bedient. Diese fahren dann von Schleuse zu Schleuse und erwarten das Schiff an der nรคchsten. Die Anzahl der manuel bedienten Schleusen nimmt von Jahr zu Jahr ab, da die Automatisierung schrittweise weiter ausgebaut wird.
Canal de la Meuse (Ex-Canal de l’Est)
Der Hafen von Toul ist sehr gut gelegen und gut gefรผhrt. Hier findet man auch in der Nรคhe eine Tankstelle. Kanister nicht vergessen! Das gilt รผbrigens fรผr ganz Frankreich. Die Zahl der Bootstankstellen hat sich in den letzten Jahren sehr stark verringert!
Falls man die Reise fรผr ein paar Tage unterbrechen will, liegt der Bahnhof in Sichtweite. Es lohnt sich auch mit Zug oder Bus in die naheliegende Stadt Nancy zu fahren. Wie so oft, sind Hรคfen auch wunderbare Kulissen fรผr romantische Hochzeitsfotos.
Hafen in Toul
In Toul (3. Frage) hat man jetzt die Qual der Wahl: nach Osten in Richtung zum Rhein durchs Elsass,
Hebewerk „Plan inclinรฉ“ in Azwiller
nach Sรผd-Osten in die Vogesen, nach Westen nach Paris oder weiter in den Sรผden durch die Bourgogne, warum nicht bis zum Mittelmeer!
Die Enscheidung hรคngt dann wie so oft von der verfรผgbaren Zeit und dem Zustand der jeweilen Wasserwege ab,… 2016 waren wir das letzte Mal in Toul.
Falls man sich entschieden hat bis nach St. Jean de Losne zu fahren, muss man dort (4. Frage) den Weg nach Paris wรคhlen: entweder durch die Bourgogne oder an der Loire entlang. In beiden Fรคllen erreicht man so etwa 80 – 100 km sรผdlich von Paris die Seine.
Hafen Arsenal (Paris)
Zur Planung ein paar Vergleiche (basierend auf unserer persรถnlichen Erfahrung und Fahrweise):
Maasbracht> Paris (via l’Oise) : 3 – 4 Wochen
Maasbracht > Toul : 3 Wochen
Toul > Strasbourg : 2 Wochen
Toul > St. Jean-de-Losne : 2 Wochen
Toul > Paris (via Marne) 3 Wochen
Toul > Paris (via St. Jean-de-Losne) : 6 Wochen
Als Beispiel kรถnnte man dann folgenden Tรถrn machen:
Maasbracht > Toul > St. Jean-de-Losne > Paris : 9 Wochen.
Noch haben wir die Qual der Wahl, die nahe Zukunft wird uns zeigen, was, wann, wie und wo passieren wird…
Falls wir dann nach Sรผden im Uhrzeigersinn fahren werden, wรคre es fรผr die Rรผckreise sicherlich schรถn, wenn dann die Sambre offen wรคre und wir uns fรผr diesen Weg entscheiden kรถnnten.
Hafen Cergy (L’Oise)L’Oise > Canal du Nord
Also …. die 5. Frage > Paris > Compiรจgne > zur Sambre statt รผber den Canal du Nord. Ab dann entweder weiter รผber die Sambre nach Namur und รผber die „klassische Variante“ (Maas) zurรผck nach Maasbracht oder รผber die belgischen Kanรคle nach Brรผssel und Maastricht auf Entdeckungstour.
Aber, manchmal stellen sich die Fragen einfach nicht, weil die aktuelle Lage einfach den Weg vorschreibt.
Da wir wieder vor Ende September in Maasbracht sein wollen, haben wir, wie schon erwรคhnt, unseren ursprรผnglichen Plan (schwarze Linie) geรคndert. Anstatt von Paris aus weiter nach Sรผden zu fahren, ziehen wir es vor, die Rรผckfahrt รผber den Nord-Westen Frankreichs und den Westen Belgiens anzutreten (orangefarbene Strecke).
Anders gesagt aus unserer Frankreich-Tour „Seine, Saรดne und Loire“ wird dieses Jahr zunรคchst : Maas, Marne, Seine, Oise.
Vom Hafen Arsenal aus soll es auf der Seine flussabwรคrts bis zur Mรผndung der Oise gehen. Von dort fรผhrt uns die Strecke zunรคchst die Oise flussaufwรคrts zur „Somme“. Die Oise sind wie schon 2014 gefahren, allerdings in Richtung Paris, von der Aisne kommend. Die Oise ist stark befahren und bindet Frankreich รผber den Canal du Nord an die groรen Hรคfen in Belgien und den Niederlande an. Sieht man mal von dem gut gefรผhrten Hafen in Cergy nahe der Oise Mรผndung ab, gibt es auf der Strecke wenig Hรคfen. Haltemรถglichkeiten bieten die Schleusen oder die Kais fรผr die Berufsschiffer. Man sollte aber auf jeden Fall das Festmachen mit den Schleusenwรคrtern oder Berufsfahrern absprechen. Besser ein Wort zu viel als zu wenig.
Unsere Planung ist seit Anfang der Reise etwas in Unordnung geraten. Da zeitlich nichts so ablรคuft wie wir es uns noch im Winter vorgestellt hatten, haben wir uns entschieden, einfach „noch ein paar Tage lรคnger“ in Paris zu bleiben und die Hafenatmosphรคre weiter auszukosten.
Frankreich steht bei der Fussball-WM im Halbfinale, der Nationalfeiertag liegt vor uns, Freunde aus Paris besuchen uns, Freunde im Hafen laden uns zum Tee ein…. Warum also schon weiterfahren? Heute Abend spielt Frankreich gegen Belgien um einen Platz im Finale. An der „Capitainerie“ wird fรผr die Unterstรผtzung der „Bleus“ (so nennen die Franzosen ihre „Mannschaft“) geworben: „Allez les Bleus„. Auch wir sind eingeladen, das Signalhorn zu benutzen. Je nach Stimmung kann es also recht lau werden heute Abend.
Zeit genug also, um im und um den Hafen weiter auf Foto „Pirsch“ zu gehen.
Wie in vielen Hรคfen leben auch in Paris Leute permanent auf ihrem Boot. Sie heissen hier „les rรฉsidents“. Boote bieten im allgemeinen weniger Platz und geben weniger Gestaltungsmรถglichkeiten als ein Haus mit Garten her, was jedoch dieย Hafenbewohner nicht daran hindert, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Das Ergebnis ist dann oft Geschmacksache. Hier eine kleine Auswahl. Der Leser kann sich hier sein eigenes Urteil bilden.
L’Arsenal liegt im alten Stadtzentrum, die Seine, der Place de la Bastille und das Marais-Viertel um den Place des Vosges sind ganz nah. Das Marais-Viertel besucht man am besten wรคhrend der Woche. Samstags und sonntags sind hier nur Touristen aus aller Welt unterwegs. Wie auch anderswo, haben hier inzwischen die „groรen“ Markengeschรคfte, die pittoresken Geschรคfte und Restaurants verdrรคngt.
Besonders an heiรen Tagen ist der Hafen und seine nรคhere Umgebung ein beliebtes Freizeitziel fรผr Pariser und Touristen.ย Auch wenn es hier tagsรผber ziemlich lebhaft zugeht, ist der Hafen nachts recht ruhig und sicher. Ab 20 Uhr ist der Zugang auf der Westseite nur fรผr Bootsbesitzer mรถglich. Die รถstliche Seite wir ab 22 Uhr geschlossen. Hier liegt das Hafenrestaurant und der Park.
Den Hafen L’Arsenal kann man รผber zwei Wege erreichen: entweder รผber den Canal St. Martin von Norden kommend, oder รผber die Seine.
Wir haben schon sehr frรผhzeitig im Mรคrz einen Liegeplatz im Hafen reserviert. Trotz des vergleichbar hohen Preises sind die Plรคtze in der Hochsaison gezรคhlt (Paris L’Arsenal ist fast doppelt so teuer wie Amsterdam’s Sixhaven).
Trotz der Grรถรe des Hafens, sind freie Liegeplรคtze hรคufig Mangelware, auch wenn ein Drittel der „Residents“ im Sommer den Hafen fรผr 3 Wochen verlassen muss, um den anreisenden „Touristen“ Platz zu machen.
Wir kommen flussabwรคrts auf der Seine gegen Mittag an. 10 Minuten bevor wir auf der Hรถhe des Hafens sind, rufen wir den Hafenmeister รผber UKW Kanal 9 an, und bitten ihn, die Schleuse fรผr uns vorzubereiten.
Zeitgerecht ย kommen wir an und fahren zunรคchst noch weiter stromabwรคrts, um dann gegen die Strรถmung zur Schleuse zu fahren. Nach der Schleusung weist uns der Hafenmeister รผber Funk unseren Platz zu, wo wir nun fรผr einige Wochen liegen werden.
Es ist schon ein seltsames Gefรผhl als „Tourist“ im Hafen der Stadt zu sein, in derer nรคchsten Nรคhe man lebt und arbeitet.
Der Hafen liegt im Zentrum der Stadt, direkt an der ย Bastille.ย Tagsรผber und am Wochenende geht es hier sehr lebhaft zu. Abends sind die Zugรคnge des Hafens verschlossen, der nahe liegende Park mit direktem Zugang schliesst um 22 Uhr. Dann wird es im Allgemeinen ruhiger, auch wenn das Nachtleben um den Hafen herum weitergeht.
Seitdem die Stadt die Uferstraรen im Zentrum fรผr den Verkehr gesperrt hat, sind die Kais ein beliebtes Ziel bei schรถnem Wetter fรผr die Pariser und die Touristenย . Aber auch im Hafen gibt es immer etwas zu sehen…
Den letzten Teil unserer Marne-Fahrt nach Paris (Port L’Arsenal) legen wir in 3 Etappen zurรผck. Es sind recht kurze Etappen, jeweils 2-3 Stunden Fahrtzeit.
Meaux > Lagny sur Marne
Lagny sur Marne > Nogent sur Marne
Nogent sur Marne > Paris.
Wir hatten geplant, zwei Tage in Meaux zu bleiben.
Meaux ist eine angenehme Kleinstadt mit historischem Kern. Einerseits ist es noch eine „Provinzstadt“, anderseits merkt man schon die Nรคhe zum Pariser Grossraum.
Leider ist der gut gelegene Anleger im Stadtzentrum zur Benutzung noch nicht freigegeben. Auch hier hat das Hochwasser im Februar groรe Schรคden angerichtet. Die Renovierungsarbeiten sollten zum Saisonstart im April abgeschlossen sein. Als wir dort ankommen, mรผssen wir feststellen, daร dies noch nicht der Fall ist. Fรผr Boote von 10 – 15m Lรคnge gibt es ingesamt 6-8 Liegeplรคtze. In den รผblichen Reisefรผhrern wird von 17 Plรคtzen gesprochen, was vรถllig รผbertrieben ist.
Die Stege haben zur Zeit weder Strom und Wasser noch einen Landzugang.ย Trotzdem wollen wir hier รผbernachten.
Das Anlegemanรถver erweist sich als sehr schwierig wegen der recht starken Strรถmung. Da die Stege quer zur Strรถmung liegen, werden die Boote entweder an den Steg gedrรผckt, oder davon weggetrieben. Schon vor vier Jahren, als wir hier zum ersten Mal anlegten, hatten wir รคhnliche Schwierigkeiten, welche unserem Boot die erste „Schramme“ zufรผhrten,…
Der 1. Steg ist zur Zeit nicht benutzbar, der 2. voll belegt und am 3. ist noch ein Platz frei auf der „wegtreibenden“ Seite. Ausserdem hat sich Einiges an Treibholz an den Stegen verfangen.ย Nur unter groรen Schwierigkeiten gelingt uns das Anlegen. Unsere Bug- und Heckstrahler erweisen sich wie sooft in solchen Situation als wirkungslos. Einer der am Nachbahrsteg liegenden Bootsbesitzer schaut uns zunรคchst amรผsiert zu. Erst als wir um Hilfe rufen, bemรผht er sich zu uns, um eine Leine in Empfang zu nehmen.
Da starker Regen angesagt ist und das Wasser, zu steigen beginnt, entschliessen wir uns schnell, am nรคchsten Morgen weiter zu fahren. Der Zugang zum Liegeplatz hat auรerdem eine Hรถhenbegrenzung von etwa 3,50m bei normalem Wasserstand. Bei schon leichtem Hochwasser kann man so sehr schnell zum Warten gezwungen werden.
Das an unserem Steg liegende Boot hat ein Brett zum Landgang bereitgestellt. Wir nutzen diese Gelegenheit zu einem Rundgang durch die Fussgรคngerzone und das historische Viertel der Kathedrale. Auch der dazugehรถrige Garten lohnt einen Besuch.
Am nรคchsten Morgen rufen wir um Punkt 8 Uhr die Schleuse an. Wir mรผssen einen Frachtkahn auf Bergfahrt abwarten, dann geht es direkt in den Canal de Meaux ร Chalifert. Die Durchfahrt dauert etwa eine Stunde und endet mit einer weiteren Schleuse, die uns wieder in die Marne fรผhrt. Die Strรถmung liegt nun etwa bei 4 km/h. So „gleiten“ wir nach Lagny und machen an der „Halte“ direkt auf der Marne fest.
Hier gibt est auf dem Schwimmsteg Wasser und Strom.ย Man kann kostenlos 48 Stunden liegen bleiben, jedoch Strom und Wasser sind kostenpflichtig. Man bezahlt im Verkehrsamt an der Brรผcke. Wir sind zunรคchst alleine, spรคter gesellt sich noch ein englisches Narrowboat und eine grรถรere niederlรคndischeย Yacht hinzu.
Da der Frachtverkehr gering ist, stรถrt er, trotz Schwell, wenig. Man sollte dennoch darauf achten , ein paar Fender mehr zu benutzen.
Lagny ist kleiner als Meaux, hat aber ebenfalls seinen eigenen Charme. Die Stadt hat in den letzten Jahren einiges getan, um ihr Bild zu verbessern. Der Starkregen, und die dadurch starke Strรถmung macht uns die Entscheidung leicht, mindestens 2 Tage hier zu verweilen, um abzuwarten. Eine Wetterbesserung ist fรผr die nรคchsten Tage angesagt. Am Nachmittag steigt das Wasser weiter.
Am nรคchsten Morgen haben wir keinen Landzugang mehr. Der Uferweg steht 20 cm unter Wasser. Wir hรถren, daร in Paris innerhalb weniger Stunden die Seine um 1,50m gestiegen ist. VNF limitiert das Navigieren auf der Seine im Stadtgebiet. Wir rufen regelmรคssig den Hochwasserstand ab, um die Entwicklung der nรคchsten Stunden mitverfolgen zu kรถnnen.
Am 2. Tag abends steigt das Wasser nicht mehr. In Paris, am Messpunkt Austerlitz beginnt, das Wasser zu fallen. Trotzdem warten wir bis zum nรคchsten Morgen ab, um รผber das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Morgens regnet es nicht mehr, der Wasserpegel ist leicht gefallen, allerdings ist die Strรถmung weiterhin stark. Wir entscheiden uns in Richtung Nogent sur Marne aufzubrechen. Um 8 Uhr passieren wir die Schleuse und biegen in den Canal de Chelles ein. Der Kanal ist etwa 8 km lang und verkรผrzt eine der vielen Marneschleifen. Auf halber Strecke kommen uns in dem recht engen Kanal zwei dicht aufeinander folgende Frachter entgegen. Vor allem der zweite bereitet uns einige Schwierigkeiten bei der Kreuzung im engen Kanal, da er breiter ist als die รผblichen hier verkehrenden Frachtschiffe und es auรerdem eilig hat.
Als wir gegen Mittag im Hafen von Nogent sur Marne ankommen, fahren wir zunรคchst bei immer noch starker Strรถmung die Tankstelle an. Sie funktioniert in Selbstbedienung. Bezahlt wird mit der Kreditkarte, wobei ein Tankvorgang auf 150โฌ beschrรคnkt ist. Der Hafenmeister weist uns anschliessend einen gรผnstig gelegenen und trotz Strรถmung einfach anzufahrenden Platz zu. Beim Festmachen werden wir von den „Anwohnern“ Hugo und Angelina freundlich empfangen.
Auch hier fragen wir uns, ob wir schon, wie geplant, am nรคchsten Morgen nach Paris aufbrechen sollen, oder ob wir in Nogentย warten, bis die Strรถmung wieder unter 3-4 km/h fรคllt.
Am nรคchsten Morgen hat die Sonne zwar Schwierigkeiten hinter den dicken Wolken hervorzukommen, aber ein kurzer Blick durchs Fenster auf die Marne genรผgt, um zu wissen, dass die Strรถmung deutlich geringer ist als am Vorabend.
Da wir einem guten Freund die Fahrt nach Paris versprochen haben, warten wir seine Ankunft ab. Um 10 Uhr fahren wir los.ย Nach kurzer Fahrt erreichen wir den ampelgesteuerten Tunnel von Saint Maur.ย Beim Nรคherkommen schaltet die Ampel auf grรผn. Die Durchfahrt ist problemlos. Der Tunnel ist groร und beleuchtet.ย Nach dem Tunnel mรผssen wir die Schleusung eines Frachters und einer grossen niederlรคndischen Yacht abwarten. Noch eine Schleuse in St. Maurice, dann sind wir schon auf der Seine.
Die Schleuse nehmen wir zusammen mit einem Konvoi von zwei Pรฉniches, einem englischen Narrowboat und einem Baggerschiff. Beim Herausfahren unterschรคtzt der Kapitรคn des Baggerschiffes den Wirbel der Schraube des Konvois und nรคhert sich unserem Boot unangenehm… Nur in letzter Sekunde gelingt es uns, Schlimmeres zu vermeiden. Das Baggerbot berรผhrt uns an unserem „Hartgummischutz“ nur leicht. Grรถรerer Schaden entsteht nicht.
Problemlos fahren wir anschliessend bei zunehmendem Frachtverkehr in Richtung Paris und Hafen auf der Seine fluรabwรคrts.
Genau vor einem Jahr haben wir unsere 1. Tour nach Frankreich gemacht. Zunรคchst geht es die Maas aufwรคrts und dann in den Adressen-Kanal. In Belgien gibt es einige nette Hรคfen wir hier bei Huy. Als wir dort waren, haben sich 4 Linssen-Yachts getroffen: Maria-Anna, Regina, Laguna und unsere Vagabond.
Etappe 1: Cergyย (Port de plaisance)ย > Parisย LโOise > Seine 8h โ 80 km โ 3 Schleusen
Hafen- Cergy
Der Hafen von Cergy ist sehr empfehlenswert. Ausstattung, Lage und Empfang sind insgesamt gut.
Zwischen Cergy und Paris gibt es nur wenige Haltemรถglichkeiten.
Cergy
Wir haben einen Stop in Rueil-Malmaison gemacht. Der Liegeplatz liegt schรถn, aber er ist ohne jeglichen Service. Um nach Paris zu fahren, gibt es 2 Mรถglichkeiten: รผber die Seine oder รผber den Canal St. Martin. Wir haben die Seine- Strecke bevorzugt.
รber die Seine geht es an der „Dรฉfense“ vorbei, mein Arbeitsplatz….
La Dรฉfense – Paris
Im Hafen „Arsenal“ gibt es im Sommer immer Plรคtze. Man kann sich natรผrlich auch voranmelden. Die Liegegebรผhren sind „parisgerecht“ und liegen bei 50 โฌ inklusiveย allem Service. Der Hafen ist nachts gesichert und bewacht. TIPP: es ist empfehlenswert sehr frรผh morgens nach Paris aufzubrechen, am besten wรคhrend der Woche. Ab 11Uhr morgens ist die Seine ย stark befahren, vor allem wegen der „Bateaux Mouches“. Morgens sind nur die Lastkรคhne unterwegs. Alle haben es eilig, nehmen sich die Vorfahrt und verursachen stรคrkere Wellen… Immer hinter sich schauen und an engen Stellen auf jeden Fall diesen Booten oder den Frachtkรคhnen absolute Vorfahrt gewรคhren.
L’Arsenal
Paris
Bateaux Mouches auf der Seine
Etappe 2: Paris ย > Reims Seine > Marne > Canalย latรฉralย ร la Marne >ย Canal de lโAisne ร la Marne 40h โ 240 km โ 38 Schleusen
Die Fahrt รผber die Marne ist schรถn, am Anfang in der Nรคhe von Paris und „am Ende“, in der Champagne ab Chateau-Thierry bis Condรฉ sur Marne. Liegeplรคtze gibt es wenige aber ihre Ausstattung ist korrekt.
Unsere Etappenziele warenย Nogent sur Marne, Lagny sur Marne, Meaux , Chateau-Thierry, Mareuil sur Ay und Condรฉ sur Marne. Unser Favorit war Mareuil sur Ay. Landschaftlich reizvoll ist die Strecke von Chateau-Thierry bis Epernay.
Meaux
Auf der Marne bei Epernay
TIPP: Vorsicht in der Schleuse von St. Maur. Sie ist hoch und mit Metallspundwรคnden versehen. Am besten die Fender horizontal anbringen! Treibstoff gibt es im Hafen von Nogent sur Marne. Er liegt zwar laut (in der Nรคhe der Autobahn), aber man isst sehr gut direkt im Hafen, der Empfang ist angenehm. Der Hafen ist nachts gesichert.
Nach Condรฉ sur Marne geht es in den canal l’Aisne ร la Marne. Als erstes muss man den Tunnel von Billy nehmen, er ist zwar recht lang (2,5 km) aber beleuchtet und belรผftet. Wir haben nicht in Reims รผbernachtet sondern in Sillery, ein guter Platz mit allem Service. TIPP: Falls ein Besuch von Reims auf dem Programm steht, fรคhrt man besser von Sillery mit dem Bus.
Attigny
Etappe 3: Reims >ย ย Maastricht Canal de lโAisne ร la Marne > Canal des Ardennes > Meuse > Canal Albert > Canal ย de Harcourt ร Visรฉ 65h โ 390 km โ 90 Schleusen
Nach Reims geht es in die Ardennen. Achtung es gibt kaum Anlegemรถglichkeiten zwischen Reims und Attigny. Wir haben inย Variscourt รผbernachtet. Dort gibt es einen ruhigen Liegeplatz. Allerdings ohne jeglichen Service. Ausserdem sind die Liegeplรคtze recht klein fรผr ย 3-6 Boote.
Unser letzte Haltestelle vor der Schleusenkette war Attigny, eine gute Mรถglichkeit die nรถtigen Einkรคufe zu machen.
Attigny
Man braucht etwa 6 Stunden bis Le Chesne.
Canal de la Meuse Schleuse 46
Die Schleusen sind fast alle automatisch gesteuert. 3 Systeme gibt es: Radar, Stab („Perche“), Funkfernbedienung (2 Varianten: mit und ohne Unterscheidung der Fahrtrichtung: Bergfahrt Blauer Knopf, Talfahrt Grรผner Knopf). TIPP: Immer die Telefonnummern des zustรคndigen Wartungs-Notdienst bereithalten. Es kommt vor, dass die Schleusen nicht funktionieren. Dann sollte man Hilfe anfordern, falls man nicht unnรถtig lang warten will…
In Pont-a-Bar haben wir wieder einen Tankstopp gemacht. Dort kann man auch etwas an Bootsausstattung kaufen, zum Beispiel Fender…
Anschliessend braucht man noch 3 Tage bis zur belgischen Grenze. Hier gibt es รผberall Liegeplรคtze, die recht gut ausgestattet sind.
Fumay an der Maas
Die Anzahl der Boote nimmt ebenfalls zu. Die Maas ist stรคrker befahren als der Ardennen Kanal. TIPP: An einen guten Scheinwerfer denken, der Tunnel von Ham ist eng, nicht sehr hoch und nicht beleuchtet.
Wegen eines Streiks der VNF Mitarbeiter der letzten Schleuse vor der belgischen Grenze, lagen wir 3 Tage in Givet fest.
Givet
Schleuse Les 4 Cheminรฉes – Gibet
Anschliessend ging die Reise im Konvoi weiter durch Belgien.
Auf der Maas in Belgien
Maastricht Marina – Pietersplas
Die schรถnste Strecke liegt zwischen der franzรถsischen Grenze und Namur. Ausserdem sind die Hรคfen recht gut ausgestattet. Wir haben allerdings Belgien recht schell durchfahren mit nur eine Stop in Dinant und Huy.
Die Strecke ab Namur ist sehr industrialisiert.
Von dort ging es direkt nach Maasbracht in die Maasbracht Marina (Ex. Pitersplas). Sehr guter Hafen!
Von Cergy bis Maasbracht haben wir 114 Motorstunden gebraucht. Wir sind am 31. Juli weggefahren und am 26. August angekommen nach 24 Reisetagen (abzรผglich 3 Streiktagen). Durchschnittlich sind wir 4 – 5 Stunden am Tag gefahren.TIPP:ย Es nutzt nicht viel schnell zu fahren Maasabwรคrts. Meistens wird man an den grossen Schleusen zum Warten gezwungen. Auf den Fall immer der Berufsschiffahrt Vorfahrt gewรคhren. Und Achtung auf die starken Strรถmungen und Turbulenzen, die entstehen, wenn die Frachtkรคhne in den Schleusen sich bewegen.
Grenzscheuse – Lanaye (B)
in der Schleuse Lanaye
Schleuse Grands-Malades bei Namur
An unserem Zielort angekommen installieren wir uns an unserem Liegeplatz. Von hier aus werden wir noch einige Tagestouren unternehmen. Die Tour 3-2014 geht dann langsam zu Ende.