Schnell oder schön ? Oder beides? Ruhig und beschaulich oder bewegt…
Alle Wege führen nach Maasbracht, möchte man sagen!
Die Saison geht zu Ende.
Noch sind wir in Amsterdam im Sixhaven und werden versuchen (dieses Jahr), recht „zügig“ zu unserem Hafen in Maasbracht zurückzukehren. Wir sind in Maastricht Anfang Oktober verabredet und Mitte Oktober soll das Boot aus dem Wasser kommen. Dann geht es bis April 2020 in die Halle.
Mehrere Möglichkeiten bieten sich an, um die 230 -260km bis nach Maasbracht zurückzulegen. Hier drei der vielen Fahrvarianten :
- Rot – (Rot gestrichelt): Vecht > MerewedeKanaal > Waal >Andels. Maas > Maas (> Zuid-Willemsvaart)
- Blau – Gelb – Rot: Amsterdam-Rhein-Kanal > Waal > Sint Andries Kanal > Maas
- Blau – Rot: Amsterdam-Rhein-Kanal > Niederrhein > PannerdensKanal > Waal > Maas-Waal-Kanal > Maas
Rot gestrichelt : Variante Zuid-Willemsvaart
Rot: Vecht > Merewedekanal > Waal >Andels. Maas > Maas (> Zuid-Willemsvaart)
Diese Variante ist wohl die schönste, langsamste und gemütlichste. Allerdings kennen wir diese Strecke schon (zu) gut. Wenn man sich, wie wir es gewöhnlich tun, Zeit lässt, braucht man etwa 10 Tage.
Gelb: Amsterdam-Rhein-Kanal > Waal > Sint Andries Kanal > Maas
Dieser Weg ist sicherlich der schnellste, aber auch ungemütlichste. Zunächst ist die gelbe Strecke mit der Blauen identisch. Bis zur Maas ist der Frachtverkehr im Allgemeinen sehr drückend und es heisst, wachsam zu sein! Frachtschiffe fahren meist doppelt so schnell wie wir, zumal auf Talfahrt. Es gilt also vor allem, auf den von hinten kommenden Verkehr zu achten. Falls spezielle Freizeitbojen ausgelegt sind, sollte man auf jeden Fall diese Fahrrinne bevorzugen. 5-6 Tage sollten genügen.
Blau: Amsterdam-Rhein-Kanal > Niederrhein > PannerdensKanal > Waal > Maas-Waal-Kanal > Maas
Man verlässt den Amsterdam-Rhein-Kanal an der Kreuzung mit dem Niederrhein. Bis zum Waal muss man jetzt flussaufwärts fahren. Das stellt auf dem Niederrhein kein größeres Problem dar, da der Fluß kanalisiert ist und die Strömung durch Schleusen geregelt wird (außer bei Hochwasser). Auf dem PannerdensKanal bekommt man dann aber, etwa 1/3 der Rhein-Strömung zu spüren. Bei unserer ersten Fahrt vor 2 Jahren auf dieser Strecke flußabwärts zur IJssel, hatten wir etwa 6 km/h Strömung. Die Strecke ist allerdings nicht sehr lange. Trotzdem muss man, vereinfacht gesagt, die Fahrzeit hier mit 2 multiplizieren.
Für uns liegt das Interesse dieser Route in der Tatsache, dass der Niederrhein einer der wenigen grösseren Wasserwege in den Niederlanden ist, den wir noch nicht kennen…. Wir kennen hingegen den Lek, den wir gerne befahren.
Zunächst entscheiden wir uns diese Strecke zu fahren, zumal ein uns bekanntes Boot zur gleichen Zeit von Amsterdam nach Maastricht über die gleiche Strecke aufbricht. Aber dann kommt es doch anders: Es wird die Rot, Blau, Gelb, Rot, Rot gestrichelte Strecke.
Für die nächsten 2 Tage ist sommerliches Wetter angesagt. So wählen wir zunächst die Vecht und profitieren vom schönen Wetter und der schönen Umgebung, bevor es dann möglichst schnell zurück zum Hafen gehen soll.
- Amsterdam > Vecht via Markermeer (Weesp) // 3,2mh – 24km // mh := Motorstunden
- Vecht (Weesp) > Vecht (Maarssen) // 3mh – 29km
- Vecht (Maarssen) > Amsterdam-Rhein-Kanal > Niederrhein (Wijk bij Duurstede) // 4,5mh – 32km
- Niederrhein (Wijk bij Duurstede) > Amsterdam-Rhein-Kanal > Waal > Maas (s’Hertogenbosch) // 5,2mh – 39km
- Maas (s’Hertogenbosch) > Zuid-Willemsvaart (Aarle-Rixtel) // 7mh – 48km
- Zuid-Willemsvaart (Aarle-Rixtel) > Kanal Wessem-Nederwert > Maas (Maasbracht) // 7,7mh – 51km
Samstags geht es dann los. Somit fahren wir vom Sixhafen aus über das Makermeer zur Vecht. Nach 3 Stunden kommen wir in Muiden an, fahren weiter nach Weesp, in der Hoffnung einen schönen Stellplatz im Zentrum am Kai zu finden. Als wir dort ankommen, finden wir noch einen freien Platz. Es ist das erste Mal, dass wir hier festmachen. Wir sind schon mehrere Male die Vecht „rauf und runter“ gefahren, aber bisher haben wir hier noch nie halt gemacht. Es lohnt sich auf jeden Fall. Sonntags fahren wir weiter bis nach Maarssen, wo wir wieder vor der ersten Brücke anlegen. Inzwischen hat auch hier der aanUit.ner Service den Hafenmeister „ersetzt“. Wie überall, stellen wir fest, dass die Liegepreise 2019 spürbar hochgegangen sind!
Von Maarssen geht es am nächsten Tag weiter über den Amsterdam-Rijn-Kanaal nach Wijk bij Duurstede zum Passantenhafen. Der Hafen liegt eigentlich schön am Fluss. Allerdings ist die Anlage insgesamt nicht sehr einladend. Es gibt nur 2 recht kurze Schwimmstege und nur einer davon ist mit Strom und einem Wasseranschluss ausgestattet. Der Hafenmeister kommt gegen 19h, um 16€ abzukassieren: an unserem Steg gibt es weder Wasser noch Strom. In einem Anhänger sind eine Dusche und eine Toilette untergebracht. Den Code um sie zu benutzen, wurde uns nicht vermittelt. Auch hier finden wir den Preis wie vor 2 Jahren in Schoonhoven übertrieben.
Um 8h30 brechen wir über den Amsterdam-Rhein-Kanal in Richtung Waal auf. Das Verkehrsaufkommen ist mässig, der Kanal ist breit, es gibt keine Strömung. Die Fahrt verläuft problemlos. Gegen 10h melden wir uns auf VHF Kanal 68 bei der Verkehrszentrale für den Waal „Zu Tal“ an. Sobald wir den Stichkanal verlassen und auf den Waal einmünden, werden wir von der Strömung erfasst und nehmen Fahrt auf. Unsere üblichen 9km/h verwandeln sich in Sekunden in 15km/h „SOG“. Es sind knappe 13 km bis zum Verbindungskanal zur Maas. Die St. Andries Sluis erreichen wir nach 1h. Wir haben Glück, die Schleuse steht bereit und 30 Minuten später sind wir wieder in „heimischem“ Gewässer nach unserem 3- monatigen 2. Törn über die Randmeeren.
Kurz vor 13h machen wir im Hafen von s’Hertogenbosch fest, wo wir 2 Tage bleiben. Dieses Mal liegen wir nicht „hinter der Drehbrücke“ sondern hinter der „Hebebrücke“. Dieser Teil ist nicht gesichert, aber sehr ruhig gelegen. Es gibt Wasser und Strom. Vom Kai aus sind es nur ein paar Meter bis zum Clubhaus mit Dusche etc. Bis zum Bahnhof sind es 12′ zu Fuss.
Als wir schon früh am Morgen gegen 7h30 zur Weiterfahrt von s’Hertogenbosch aufbrechen, wird unser Elan schon an der Schleuse Engelen gestoppt. Der Schleusenwärter informiert uns, dass die Schleuse ausnahmsweise erst ab 9h bedient wird. So warten wir mit 3 anderen Yachten, bis gehen 9h30 ein Frachtschiff als erstes in die Schleuse einfahren darf. Wegen der niedriegen Wasserstände werden überall die Anzahl der Schleusungen begrenzt. Nach 1h biegen wir in den Maximakanal ein. Wie ein Wunder werden wir direkt geschleust und so geht es auch reibungslos zügig voran bis zur Schleuse n°4. Dort endet das schnelle Vorankommen zunächst, als wir in der Schleuse für 1h30 wegen eines technischen Problems blockiert sind. Es wird uns mitgeteilt, dass die Kommunikation zwischen Verkehrszentrale und der Schleuse unterbrochen ist.
Dann geht es wieder reibunglslos weiter bis zu unserem Etappenziel in Aarle-Rixtel, einer der wenigen ruhigen Liegeplätze am Kanal. Dort scheint der Herbst schon eingebrochen zu sein. Während der Saison sind nämlich die Plätze hier gezählt. Wenn man von Maasbracht nach Tilburg oder s’Hertogenbosch unterwegs ist, macht man hier nach 5h Fahrt gerne Etappe.
Der letzte Tag unsere Reise verläuft ebenfalls problemlos. Wir nehmen alle Schleusen mit einem Frachter. Auch wenn er wegen seines beschränkten Tiefgangs langsam fahren muss, kommen wir zügig voran und erreichen unseren Hafen in Maasbracht nach 50km gehen 16h00. Für das kommende Wochenende ist Wind und Regen angesagt. Gute Bedingungen, um schon mal mit dem Saubermachen im Boot anzufangen… Die nächste Saison ist ja schon fast in Sicht.
Wir brauchen 6 Tage für diesen Weg (223km in 31h // 37km/d – 5h/d).