2021 #19 Ein neues Ziel: Richtung Brügge

Da es schon Anfang August ist und wir noch nicht viel „Neues“ dieses Jahr gesehen und erlebt haben, entschliessen wir uns zu grösseren Tagesetappen. Unser Ziel ist es recht schnell nach Brügge zu gelangen und dort einige Tage zu bleiben.

Wir starten vor 9h. Der Albertkanal verbindet Antwerpen mit der Maas (Richtung Lüttich) und dem Rhein via die niederländische Maas. Der Kanal wurde vor einigen Jahren verbreitert, um dem ständig wachsenden Verkehr gerecht zu werden. Allerdings gibt es noch viele ältere Brücken aus der Zeit vor der Verbreiterung. Hier gilt es aufzupassen, wenn ein Berufsschiff sich nähert.

Nach etwa 1h erreichen wir die Einfahrt zum Briegden-Neerharen-Kanal, der die Verbindung zum Zuid-Willemsvaart herstellt. Zwei relativ kleine Schleusen sind zu überwinden. Allerdings sind sie mit 8 m recht hoch. Zum Festmachen dient ein Kabel auf der Backbordseite der Schleuse. Sie befindet sich auf halber Länge der Schleuse. Sie ist nicht direkt zu sehen, da sie erst nach etwa 1m Fall sichtbar wird. Der hilfsbereite Schleusenwärter zeigt die Stelle genau. Die Schleusung geht ungewöhnlich schnell und ruhig.

Bis zu unserem Etappenziel Neerpelt gibt es nichts Sonderliches zu berichten. Der Passantenhafen bietet Strom. Abgesehen von 2 englischen Booten sind wir die einizigen Besucher. Die naheliegende Stadt bietet viele Einkaufsmöglichkeiten. Für uns, Gelegenheit den Kühlschrank aufzufrischen.

Passantenhafen Neerpelt

Der nächste Tag soll uns bis nach Emblem auf dem Netekanal führen. Auf dem ruhigen Bocholt-Herental-Kanal kreuzt man kaum Berufsverkehr. Die 9 Schleusen (52x7m) werden von 4 Schleusenwärtern bedient.

Schleuse Lommel (Bocholt-Herstal-Kanal)

Wir profitieren von der Nähe des Hafens „Aventura“ auf dem Dessel-Kwaadmechelen-Kanal, um Diesel zu bunkern.

Gegen 16h erreichen wir wieder den Albert-Kanal. Nach einer guten Stunde melden wir uns an der Schleuse Viersel an. Sie führt zum Nete-Kanal. Der Schleusenwärter überprüft zunächst, ob wir die in Flandern notwendige Mautgebühr entrichet haben. Seit 2020 gibt es keine „Vignette“ mehr. Der Kauf via Internet ist digitalisiert. Dem Boot und Besitzer wird eine „Permis de navigation“ für die jeweilig gekaufte Dauer zugewiesen. Es handelt sich um eine Nummer. In unserem Falle 17415.

Bocholt-Herental-Kanal

Nachdem alles überprüft und für OK erklärt wurden, werden wir geschleust. Als die Schleusentore sich öffnen, sehen wir starke Strudel und Strömungen, von beiden Seiten zur Mitte hin. Wir peilen die Mitte an und geben Gas! Wir werden recht stark durchgeschüttelt. Im Hafen werden wir aufgeklärt. Wegen der starken Regenfälle muss das überflüssige Wasser im Albertkanal abgeführt werden. Und dies geschieht in Richtung Meer via die Schelde.

Bei recht starken Wind machen wir im netten kleinen Clubhafen von Emblem, unweit der Stadt Lier, fest. Hier bleiben wir 2 Tage. Zeit zum Radeln und dem lohnenswerten Besuch der Stadt. Zeit auch, um sich auf die Fahrt auf dem Gezeitenfluss Schelde vorzubereiten.

Hafen Emblem

Lire

Noch ein paar Zahlen:

Kanne > Neerpelt : 7h30h / 56km / 2 Schleusen
Neerpelt > Emblem : 10h / 67km / 9 Schleusen / 1 Tankstop im Hafen Avenura
Emblem > Lier : 0,7h

2021 #18 Ziellos nach Norden

Am 31. Juli wurde die Navigation auf der Meuse und Maas wieder komplett freigegeben.

Unseren ursprünglichen Plan über die Vogesen in Richtung Lyon zu fahren, haben wir längst aufgegeben (1).

Plannung 2021

Unser Plan B war, über den Canal des Ardennes in Richtung Paris zu fahren. Aus Zeitgründen hatten wir uns dann entschlossen, nicht mehr nach Paris sondern „direkt“ zur Sambre aufzubrechen. Von dort aus sollte es dann flussabwärts über Belgien zurück ins Winterlager (2).

Daraus wurde dann auch nichts, weil der im Frühjahr wieder eröffnete Ardennenkanal, nach den Hochwasserschäden und des Algenbefalls erst Anfang August nur bis nach Attigny geöffnet werden sollte. Die Durchfahrt bis zur l’Aisne und Sambre sollte dann wieder ab Mitte August möglich sein, …nach VNF Angaben frühstens ab dem 9!! . An 2 Stellen kam es durch das Hochwasser zu Ufereinbrüchen. Diese Wahl hätte unsere Wartezeit um mindestens 2 weitere Wochen verlängert (NB: am 15. August haben wir immer noch keine gesicherte Information über die Wiedereröffnung).

So brechen wir am 31. Juli (wie die vielen Boote, die mit uns in Charleville-Mézières in Warteposition waren, wieder nach Norden auf: zunächst Richtung Namur (3).

Dort treffen wir am 2. August ein, nachdem wir in Revin, Vireux und Dinant jeweils Etappe gemacht haben.

Diesmal übernachten wir an der Kaimauer. Auch hier hat das Hochwasser seine Spuren hinterlassen. Einige Festmacher sind aus ihrer Verankerung gebrochen.

Es regnet weiterhin ohne Unterbrechung bis am nächsten Morgen. Die Strömung der Meuse ist immer noch stark.

Da wir dieses Jahr unbedingt zur Sambre wollen, denken wir, von Namur ausgehend, flussaufwärts über die Sambre in Richung Frankreich zu fahren (NB: Die Sambre ist seit dem 1. Juli nach 15 Jahren wieder vollständig befahrbar).

Schon recht früh um 8h legen wir an der Kaimauer in Namur ab, und brechen gemeinsam mit dem niederländischen Boot „COFELICA“ zur Sambre auf.

Als wir von der Meuse kommend in die Flussmündung der Sambre einbiegen, bekommen wir eine ungewöhnlich starke Gegenströmung zu spüren. Unsere Geschwingigkeit sinkt auf 4 – 5km/h. Es regnet wieder stärker.

Die Sambre ist normalerweise ein eher ruhiges und schmales Flüsschen. Trotzdem ist sie eine wichtige Verbindung für die Berufschifffahrt zum industriellen Zentrum um Charleroi.

Gegen 9h ruft uns „COFELICA“, ein ehemaliger Berufschiffer, über Funk auf Kanal 77 an, um nachzufragen, ob „wir es für sinnvoll halten unter diesen Bedingungen die Reise fortzusetzen„.

Man muss hinzufügen, dass auf der kurvenreichen Strecke nur ein bis zwei Haltemöglichkeiten existieren. Es gibt keine Häfen. Die Gegend gilt als „unsicher“. Um an Charleroi „vorbeizukommen“ braucht man unter normalen Bedingungen mehr als 5 Stunden.

Wären wir alleine gewesen, hätten wir schon früher umgekehrt. Somit war die Entscheidung schnell gefällt . RÜCKZUG NACH NORDEN! aber zunächst noch ohne Ziel.

Die Angst vor neuem Hochwasser treibt uns soweit wie möglich nun die Meuse flussabwärts.

Wir steuern Huy an, unsere übliche Etappe zwischen Namur und Lüttich. Zwischenzeitlich, seit der Schleuse Andenne, gesellt sich auch „EVA“ (ein belgisches Boot) zu unserer kleinen Gruppe. Als COFELICA und EVA an Huy vorbeifahren, schliessen wir uns frag -und fast willenslos an und fahren weiter.

So geht es bis zur belgisch-niederländische Grenze. Wegen der Hochwasserschäden ist der Hafen in Lüttich für Besucher gesperrt.

Nun heisst es zu entscheiden. Weiter auf der Maas und zurück nach Maasbracht und Ende! oder zum Albertkanal in Richtung Antwerpen. Unsere beiden Begleiter biegen in den Albertkanal ein, wir folgen (4).

Ohne eine genaue Vorstellung, wie es weitergehen soll, machen wir im kleinen aber guten Hafen „Kanne“, etwa 2km, nach der Abbiegung nach Antwerpen, fest.

Dort finden wir auch „EVA“ wieder. Die Crew von EVA ist sehr hilfsbereit. Sie sind aus der Gegend von Brügge und helfen uns bei unserer Entscheidung. „COFELICA“ hat es weitergetrieben,…

Der Hafen ist abgeschlossen und besitzt den üblichen Service. Das Restaurant am Platz ist gut besucht.

Hafen Kanne

In Kanne ruhen wir uns 2 Tage aus. Zur Stadt Maastricht ist es ein Katzensprung mit dem Rad. Der Weg ist zwar etwas länger zum Zentrum, verglichen mit dem Hafen Maastricht Marina in Pietersplas, aber schöner, ruhiger und gut zu befahren.

Brücke bei Kanne, Richtung Maastricht

Das neue Ziel steht nun fest : die historischen Städte in Flandern: Gent, Brügge,… Antwerpen werden wir wohl auslassen aus Zeitmangel. 2018 waren wir dort.

Albert – Kanal mit Sicht auf den Hafen Kanne

Nach 2 Tagen brechen wir über die kleinen Kanäle in Richtung Westen auf.

Zunächst noch ein paar Zahlen:

Charleville-Mézières > Revin : 5h / 20km / 7 Schleusen
Revin > Vireux : 3h30 / 20km / 6 Schleusen / 1 Tunnel
Vireux > Dinant : 5h / 30km / 7 Schleusen / 1 Tunnel
Dinant > Namur : 4h30 / 27km / 6 Schleusen
Namur > Kanne : 11h / 74km / 4 Schleusen

2018 #24 Im und um dem Hafen Willemdok

Napoleon haben wir das Willemdok zu verdanken. Um dort hin zu kommen, ist nicht sehr einfach. 4 Möglichkeiten stehen einem zur Verfügung. Alle sind recht anspruchsvoll und haben ihre Schwierigkeiten:

  1. Die Schelde, vom Meer kommend im Westen
  2. Die Rhein-Schelde Verbindung, die den Hafen mit Rotterdam verbindet im Norden
  3. Den Albertkanal, von der Maas kommend im Osten
  4. Die Boven-Schelde vom Süden kommend

Aber es lohnt sich, die Mühe zu machen. Man entdeckt eine weltoffene moderne Stadt im Wandel.

Seitdem hier der Yachthafen im Willemdok entstanden ist, hat sich dieses Stadtviertel stark zu seinem Vorteil verändert. Der ursprüngliche Hafen wurde irgendwann zu klein. Heute liegt der Handelshafen nördlicher, außerhalb der Stadt. Dann war dieses Viertel lange Zeit sich selbst überlassen.

Heute findet man hier luxuriöse Wohnungen, um das Hafenbecken haben sich viele Restaurants angesiedelt und nicht zuletzt ist das Museum aan de Stroom „MAS“ ein Anziehungspunkt geworden. Das kleine Restaurant „Sil’eau“ am Napoleonkai gefällt uns besonders gut zum „lunchen“.

Der Hafen ist sehr gut geführt, gut gesichert und bietet alle Serviceleistungen inklusive Kraftstoff. Selbst der Preis hält sich Grenzen,… vor allem wenn man ihn mit Arsenal in Paris vergleicht. Erstaunlich ist übrigens auch die Ruhe, nicht nur im Vergleich mit Paris.