2022 #18 Randmeren, diesmal von Osten kommend

2019 hatten wir die Randmeren zum ersten Mal besucht. Die Landschaft und die ehemaligen Fischerdörfer und Städte gefielen uns sehr gut und sind uns in guter Erinnerung geblieben.

Beim Besuch in einer Botter-Werft verweilen wir vor einer alten Karte. Sie zeigt die Situation vor dem Deichabschluss (1932). Man kann sich heute nur schwer vorstellen, dass Urk eine Insel war und die Fischerorte an den Randmeren am offenen Meer lagen. Daher ist es nur verständlich, dass die Leute hier die Traditionen noch sehr pflegen.

Der Ausdruck „Randmeren“ ist eigentlich ein Sammelbegriff. Jeder Teilabschnitt trägt einen eigenen Namen. Dieser findet sich auch in den Kennungen der Betonnung (fettgedruckt). Insgesamt werden 6 Wassergebiete unterschieden (von Ost nach West) :

  • Ketelhaven > Harderwijk : Veluvemeer VM
  • Harderwijk > Ermelo : Wolderwijk WW
  • Ermelo > Nijerk : Nuidernauw NN
  • Nijkerk > Spakenburg : Njkerkernauw NK
  • Spakenburk > Huizen : Eemmeer EM
  • Huizen > Naarden : Gooimeer GM

Damals waren wir im August von Amsterdam kommend dort in Richtung Friesland unterwegs. Diesmal kommen wir von Osten, haben morgens die Sonne im Rücken und sind wieder auf dem Weg nach Amsterdam. Es ist wieder August, also Hochsaison. Es mag an der Pandemie liegen, es kommt uns vor, als ob die Anzahl der Schiffe sich vervielfacht hat. Die Situation ist mit 2019 nicht zu vergleichen.

Wir verlassen den Ketelhaven gegen 8h00. Wir haben die Randmeren noch nicht erreicht, schon werden wir eingeholt und überholt. An den beiden Schleusen, die heute auf unserem Weg liegen, sammeln sich immer mehr Schiffe auf beiden Seiten.

Als wir die zweite Schleuse verlassen, es sind noch gut 30′ bis Elburg, beginnt ein regelrechtes Rennen um die „besten Plätze“. Gasgeben heisst jetzt die Devise. Einige vergessen dabei die guten alten Seemannssitten.


Unser erstes Ziel ist die Hansestadt Elburg, die wir sehr mögen.

Wie zu erwarten, ist in Elburg schon einiges los. So wählen wir den ersten freien Platz am Steg im Hafenkanal und versuchen erst gar nicht bis zum 500m entfernten alten Hafen weiterzufahren, um dort im Doppel- oder Triplepack zu liegen. Zudem ist heute „Markttag“. Die Stadt wimmelt nur so von Sommergästen. Das schöne Wetter hat nicht nur die Bootsfahrer angelockt.

Elbrug // Gemeinde Hafen

Dass die Stadt weiterhin eine grosse Anziehungskraft ausübt, ist leicht verständlich. Sie bietet diese typische Atmosphäre, die allen diesen ehemaligen Hafenstädten innewohnt. Das ursprüngliche Stadtbild ist vollständig erhalten. Sicherlich kann man die heutigen Städte nicht mit den ursprünglichen Fischerdörfern vergleichen. Der Tourismus hat definitiv den Fischfang ersetzt.

Wie bei unserem letzten Aufenthalt lassen wir uns einen Besuch im Nationalen Orgelmuseum nicht nehmen. Sehenswert sind auch das Jüdische- und das Stadtmuseum. Jedes erinnert auf seine Art an die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner: ob es sich um das Leben, die Vertreibung und die Vernichtung der Juden oder die frühere Geschichte der Stadt handelt, als sie noch am Zuiderzee lag, und vor allem vom Fischfang lebte. Das jüdische Museum befindet sich in der ehemaligen Synagoge. Das Stadtmuseum ist in einem früheren Kloster untergebracht.

Auch wenn wir die Stadt jetzt gut kennen, wird uns die Zeit nicht langweilig. Immer wieder gibt es, etwas zu entdecken. Man braucht nur die Hauptachsen mit ihren Geschäften und Restaurants zu verlassen und schon fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.


Nach Elburg führt uns die Fahrt nach Harderwijk.

Seit 2019 hat sich die Stadt stark verändert. Vor allem das Hafenviertel und die Umgebung um das Delfinarium wurde umgestaltet und neu angelegt. Ferienhäuser mit Bootsgarage entstanden am Kanal zum Stadthafen.

Es herrscht Hochbetrieb. Mehr als in Elburg gleicht der Hafenbereich jetzt einer Feriensiedlung.

Der Zugang zu einem der zwei Becken des Stadthafens erfolgt jeweils über eine von 3 Hebebrücken (siehe Skizze). Jede Brücke hat eine andere Bedienungszeit (8h-20h in der Hauptsaison):

  • (A) Waterfrontbrug : Alle 60′ „Volle Stunde“: 8h, 9h, 10h,…
  • (B) Delfinarium: Alle 30′ : 8h30, 9h00, 9h30,…
  • (C) Vischpoortbrug: Alle 30′ : 8h45, 9h15, 9h45,…
Harderwijk // Skizze Stadt-Hafen > Anfahrt

Am schönsten und ruhigsten liegt man im Becken hinter der Waterfrontbrug. Dort befindet sich auch der neue Havenkantoor (1) inklusive Waschräume. Als wir ankommen, sind dort alle Plätze schon belegt. Die Delfinariumbrug (B) wird gerade gehoben. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren zum anderen Hafenbecken in Richtung Vischpoort Brücke (C). Auch hier liegen die Boote schon zu einem erheblichen Teil im Doppelpack. Trotzdem finden noch ein kleines „Loch“, den letzten freien Platz. Das Anlegen verlangt diesmal Millimeterarbeit. Es ist windstill , wir nehmen uns Zeit. Nach einigem Hin- und Her und der Hilfe des Eigners vor unserem Bug liegen wir nun sicher in der Lücke (siehe Bild).

Die Liegeplätze und die Stromanschlüsse sind numeriert (siehe Bild: Platz 64022). Bezahlen kann man mit der App aanUIT.net. Wem das nicht gefällt, kann es auch im Hafenbüro oder direkt am Steg beim Hafenmeister erledigen. Nach Bezahlung des Liegeplatzes mit der App erhält man via SMS und Email einen Zugangscode für die Sanitärräume und Müll (der Zugangscode ist natürlich auch beim Hafenmeister erhältlich). Ein zweites Sanitärgebäude (2) befindet sich auf der Seite des Delfinarium. Wie das Hafenbüro so sind die hier gelegenen Sanitäranlagen neu. Allerdings sind sie nicht unbedingt für den aktuellen Ansturm in den Sommermonaten dimensioniert. Morgens früh vor 8h hält sich der Andrang in Grenzen.

In Elburg war der sommerliche Trubel im wesentlichen auf das historische Stadtzentrum beschränkt. Hier in Harderwijk sorgt das nahegelegene Delfinarium für einen permanenten Touristenstrom im Hafen.

Das lebhafte Geschehen nimmt abends sehr schnell ab. Sobald die Restaurants an der Hafekade schliessen, wird es auch hier ruhig.

Wir nutzen die Zeit zu einer Radtour nach Flevoland auf die nördliche Seite der Randmeren, hier Wolderwijk. Auf dem Hinweg geht es über die Autobahnbrücke (N302), für den Rückweg nehmen wir die Fähre in Zeewolde.

HINWEIS: Knotenpunkte zum Radfahren (im Gegenuhrzeigersinn): 82 > 11 > 29 23 > 22 > 21 > Fähre > 07 > 09 > 82

Wie alle Städte in Flevoland wirkt auch Zeewolde recht neu, auf dem Reissbrett geplant.

Ermelo // Fähre Zeewolde

Am zweiten Tag besuchen wir das Stadtmuseum, das wir schon von unsere ersten Reise kennen. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass die Zeit des Corona-Lockdown sinnvoll für einen komplette Erneuerung genutzt wurde. Auf sehr orgineller und spielerische Weise wird nun die jüngere Geschichte der Stadt dargestellt. Es beeindruckt uns immer wieder mit welcher Kreativität heute versucht wir Museen „einladender“ und für breitere Bevölkerungsschichten zu gestalten. Schon deswegen lohnt sich ein Rundgang. Für uns, die wir die nIederländische Sprache nicht beherrschen, sind die Animationen in Niederländisch, nur ansatzweise zu verstehen.

Harderwijk // Museum

Am nächsten Tag geht es weiter nach Spakenburg. Wir verlassen den Hafen mit 4 Schiffen um 8h. Nach 1h30 erreichen wir die Schleuse Nijkerk. Dort herrscht grosses Gedränge. Der Schleusenwärter kommt zur Schleusenkammer, um etwas Ordnung zu schaffen. Nach 30′ verlassen wir mit neun Schiffen die Schleuse.

Spakenburg errreichen wir gegen 11 h. Als wir im Hafen anrufen, empfiehlt man uns, direkt im Hafenkanal einen Platz zu suchen.

Dort finden wir am westlichen Kai einen Liegeplatz mit direktem Blick aufs Wasser. Zum Stadtzentrum sind es nur ein paar hundert Meter. Die Plätze auf der gegenüberliegenden Seite haben den Nachteil, dass der Weg zur Stadt wesentlich länger ist. Wer dort festmacht und vorhat länger zu bleiben, legt sich so bald es möglich ist auf die andere Seite.

Spakenburg // Westpier

Reges Treiben herrscht in der Stadt. Wir erfahren, dass das 50igste Jubiläum der „Spakenburger Tage“ bevorsteht. Der historische Hafen ist regelrecht vollgestopft mit den traditionnellen Fischerbooten, den sogenannten „Botter„. Traditionnelle Kleidung, Fischerboote, Musikanten werden in 2 Tagen das Stadtbild prägen. Bis dahin ist es noch Zeit, gemütlich die Stadt zu geniessen. So machen wir noch einen kleinen Abstecher ins Museum für Traditionnelle Kleidung. Wir stellen uns die Frage, wie lange diese Traditionen noch gepflegt werden. Ausser dem Interesse oder Willen dazu, setzen sie handwerkliche Kenntnisse und viel Fingerfertigkeit voraus, die heute kaum noch jemand besitzt, geschweige denn, erlernen möchte.


Der Weg führt uns weiter nach Huizen. Es ist unser erster Besuch. Nachdem wir die Fahrrinne verlassen haben, fahren wir vorbei am Yachthafen ‚t Huizerhoofd zum Gemeentehaven. Dort finden wir einen Platz an der Hafenkade. Als wir ankommen ist noch für 5 – 8 Boote Platz. Strom und Wasser wird über die App aaUIT.net bezahhlt, die Liegegebühren mit Hilfe der App i-Marina abgerechnet. Die Strom- und Wasseranschlüsse an der Kade werden nur während der Hauptsaison aktiviert.

Das Interesse an der Stadt beschränkt sich für uns auf das „Hafen- Viertel“. Das eigentliche Zentrum liegt gut einen Kilometer landeinwärts. Es hat nicht den Charme von Elburg oder Spakenburg. Warum sich ein Aufenthalt hier dennoch lohnt, erfahren wir bei einer Radtour in die nahegelegene Heidelanschaft : Goois Natuurreservaat Limitische heide und Nieuw Bussumerheide .

HINWEIS: Radweg : Knotenpunkte im Gegenuhrzeigersinn : 77 > 78 > 79 > 80 > 77.


Nach zwei Tagen fahren wir zum Yachthafen Naarden, den wir schon von unserer ersten Reise her kennen. Dort haben wir für eine Woche einen Liegeplatz gebucht. Wir erwarten Besuch mit einem Kleinkind. Der Hafen bietet jeden denkbaren Service. So ist er als Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Randmeren, zum Markermeer, zur Vecht oder auch Amsterdam gut geeignet.

Zunächst gilt es jetzt das Boot „kinderfreundlich“ zu machen. Dazu bringen wir ein Netz an der Reling an. In Naarden bleiben wir eine Woche.


Zusammenfassung:

  • Ketelhaven > Elburg : 19 km, 2,3 Mst.
  • Elburg > Harderwijk : 21 km, 2,4 Mstd.
  • Harderwijk > Spakenburg : 23 km, 3,1 Mstd.
  • Spakenburg > Huizen : 12 km, 1,5 Mstd.
  • Huizen > Naarden : 10 km , 1,3Mstd.

2022 #17 Abstecher nach Kampen

Schon früh verlassen wir Blokzijl, Richtung Vollenhove und fahren über das“Zwartemeer“ zum „Ketelmeer„, wo wir im Haven Stichting Ketelmeer am Passantensteiger festmachen.

Ketelhaven

Wie sich schnell herausstellt, sind wir trotz der frühen Tageszeit nicht alleine unterwegs.

Unser Weg führt uns am Sturmflut- Sperrwehr bei Ramspol vorbei. Es ist das weltweit grösste aufblasbare Wehr dieser Art. Wenn ein Sturm aus Nordwest das Wasser des Ketelmeers ins Zwartemeer drückt und der Wasserspiegel auf NAP + 0,5m steigt, wird das Wehr innerhalb einer Stunde geschlossen. Dazu werden die Schläuche je zur Hälfte mit Luft und Wasser gefüllt. Als wir das Wehr passieren, ist es eher ruhig. Kaum Wind, kaum Wellen. Auch hier zeigt sich, die Kompetenz der Niederländer im Wassermanagement. Allen voran die Hochschule in Delft.

Ramspol am Ketelmeer

Kampen

Vom schön gelegenen, gepflegten und nett geführten Ketelhaven aus machen wir einen Abstecher nach Kampen, der letzten Hansestadt an der IJssel, die wir noch nicht besucht haben.

Vom Ketelhaven bis zur Stadt brauchen wir mit dem Boot 1h30. In Kampen gibt es mehrere Häfen. Wir suchen uns den Buitenhaven aus, den wir gegen 10h erreichen. Zunächst fahren wir in den „Neuen„. Dort ist zwar noch Platz, aber der Ort gefällt uns weniger. Kurz entschlossen, gehts zu dem „Alten“. Der „Alte“ wurde vor ein paar Jahren wieder in Betrieb genommen. Die dortige Infrastruktur ist moderner als im „Neuen“.

Der Hafenmeister empfängt uns auf dem Steg. Er stellt sich mit „Arnold“ vor. Was wir später erst verstehen, rufen die meisten (Alle?) Schiffer, die in den alten Hafen wollen, während der Hochsaison dort vorher an, um ihre Ankunft anzukündigen. Auch uns frägt Arnold, „Heb je gebeld voor een plek in de „Oude Haven„. Non, Nein, No ….

Mmmmh,…. er schaut etwas verwirrt auf unsere Landesflagge Bleu, Blanc, Rouge…. (von links nach rechts) und nicht Rood, Wit, Blauw (von oben nach unten…). Ahh, jetzt versucht er es nochmal auf Deutsch (er ist 200%iger Bayern München Fan, wie sich noch herausstellen wird). Zwei Dinge haben uns wohl erlaubt, einen schönen Platz dort zugewiesen zu bekommen:

  • 1./ die französische Flagge, er hatte wohl keine Lust uns die „Regeln“ zu erklären, dass man anrufen muss (soll),…
  • 2./ wir sagen, dass wir mindestens 2 Tage bleiben werden.

So war die Sache schnell erledigt. Bei unserer Ankunft sind noch 3 Plätze frei, der Hafen ist nicht sehr gross. Eine Stunde später ist der Hafen voll gepackt.

Er liegt direkt im Stadtzentrum an der Haupteinkaufsstrasse. Er bietet den üblichen Service inklusive Waschmaschine. Allerdings ist zu bedauern, dass Strom, Wasser und Dusche extra mit Münzen zu bezahlen sind. Pro Tag muss man (2 bis 4) x 0,50€ für Strom einplanen. Dusche gibt es für 1€.

Vor einigen Jahren, auf der Durchreise mit unserem Campingbus, hatten wir einen kurzen Stop in Kampen gemacht. Damals hat die Stadt keinen sonderlich guten Eindruck bei uns hinterlassen. Diesmal wollen wir es etwas genauer wissen. Während unseres Aufenthalts regnet es fast unaufhörlich. Wegen der anhaltenden Trockenperiode ist das zwar eine gute Nachricht, hilft allerdings wenig, um unseren ersten Eindruck der Stadt zu verbessern.

Für eine Stadt, die auch vom Tourismus lebt, finden wir sie etwas „traurig“ und nicht sehr einladend.

Gerechterweise sollte man aber auch sagen, dass Sonntag und Montag im Allgemeinen nicht die lebhaftesten Tage der Woche sind. So können wir auch das Stadtmuseum nicht besuchen…

Über das Reevediep soll es dann zu unserer nächsten Etappe in den Randmeren gehen. Davon rät uns der Hafenmeister ab. Es gibt dort mehrere feststehende Brücken mit einer theoretischen Durchfahrthöhe von 3,62m. Wenn wir unseren Mast legen und vorsichtig sind, wäre dies machbar. Aber der Hafenmeister weist auch auf die schwankenden Wasserstände dort hin.

Also fahren wir kurzentschlossen wieder zum Ketelhaven.

Auf dem Weg dorthin werden wir wieder Zeuge eines typischen niederländischen Schauspiels: die Autobahnbrücke, die die IJssel an ihrer Mündung überspannt, wird für ein Segelschiff gehoben. Nach einigen Minuten hat sich eine kilometerlange Schlange auf beiden Seiten der Brücke gebildet. Für uns Pariser ist die entspannte Ruhe solcher Szenen einfach unvorstellbar und immer wieder ein bemerkenswerter Moment.

Da wir festgestellt haben, dass auch hier, und nicht nur in Friesland, sehr viele Schiffe unterwegs sind und zusätzlich schon ab 11h einen Stellplatz anpeilen, denken wir, dass der erneute Stop dort sinnvoll ist.

Wir nutzen unseren Aufenthalt zu einem Abstecher noch Dronten, die nahegelegene Stadt im Hinterland. Eine Retortenstadt. Sie wurde 1958 auf dem Reissbrett für 15000 Einwohner geplant. Heute leben dort mehr als 40000 Menschen. Erst Anfang der 70er Jahre erhielt sie ihren Namen. Bei den meisten Städten, die auf unserem Weg liegen und die wir besuchen, handelt es sich um alte Handelsstädte mit einer langen Tradition. Hier in der Provinz Flevoland ist alles (fast) neu. Auch wenn man die Hintergründe kennt, hinterlässt die Stadt einen seltsamen, sterilen Eindruck. Wir fragen uns: könnten wir hier leben?

2019 #19 Über die Randmeeren

Wir verlassen Amsterdam am Morgen gegen 9h00 in Richtung Osten. Bis zur Grachteneinfahrt, die zur Amstel führt, begleitet uns noch TIGER 1, Freunde aus Australien. Auch sie verlassen heute Amsterdam und brechen in Richtung Gouda auf. Wir bleiben auf der IJ und fahren weiter östlich in Richtung Schleuse.

Um von Amsterdam kommend, nach Friesland zu gelangen,  stehen einem vier Möglichkeiten zur Verfügung:

  1. Über das Markermeer und IJseelmeer, an der Ostküste Nordhollands nördlich fahrend bis Enkhuizen und dann nach Stavoren übersetzen (diesen Weg haben wir 2017 in der entgegengesetzten Richtung genommen; bei geringem Wind (2 – 3 bft) eine schöne Erfahrung. Die Strecke ist etwas mehr als 20km lang.)
  2. Über das Markermeer und das Ijsselmeer,  nordöstlich an Flevoland vorbei in Richtung Urk
  3. Über die Randmeeren (an den alten Fischer- und HanseStädten vorbei)
  4. Über die Vecht oder den Amsterdam-Rijn-Kanal, den Niederrijn stromaufwärts und die IJssel stromabwärts (die IJssel sind wir vom Waal kommend 2017 stromabwärts gefahren; eine schöne Erfahrung)

rrem

Schon vor der Abfahrt, haben wir uns für die Randmeeren entschieden, da wir diese Strecke noch nicht kennen und weil sie auch windgeschützter ist.

Hier findet man  auch noch ein paar niederländische „Hanse-Städte„, aus der Zeit als das IJseelmeer noch die Zuiderzee war: Harderwijk und Elburg. Schon im 12. Jahrhundert wußte man, daß Handel und Offenheit in die richtige Richtung weisst… Weiss und Rot findet man noch heute in vielen Stadtwappen (Flaggen) der früheren Hansestädte.

Flagge der Gemeinde Elburg Elburg Résultat de recherche d'images pour "hamburg fAHNE"HamburgGdansk flag.svg Danzig

nor

Gegen 10h erreichen wir die Oranje-(Schutz)Schleuse. Ein Pfeil weist die „Sportboote“ zur Nordseite. Es ist erheblicher Andrang. Erst als die Schleuse mit Sportbooten „vollgepackt“ ist, beginnt der Schleusenvorgang. Nach der Ausfahrt orientieren wir uns zunächst in Richtung Hauptfahrrinne nach Nord-Osten, bevor wir in die Fahrrinne in Richtung Randmeeren an der Boije P8 nach Südosten abbiegen. Wir fahren an der Abzweigung nach Muiden an der Vecht vorbei. Die grosse Hollandse Brug wird schon sichtbar. Nach 3 Stunden machen wir im großen Yachthafen von Naarden fest. Der Hafen bietet ausser den üblichen Serviceleistungen einen Kran, ein Wassersportgeschäft und ein Restaruant, in dem wir abends essen. Für Passanten ist ein langer Steg an der Westseite des Hafens vorgesehen.

2019 Tour2-62

Naarden ist eine alte Festungsstadt. Die Festungsanlagen sind noch alle erhalten. Mit dem Fahrrad ist die etwa 1,5km weit entfernte Stadt problemlos zu erreichen. Ein kurzer Ausflug lohnt sich.

2019 Tour2-61

Beim Besuch des alten Rathauses erfahren wir, dass viele Niederländer hierher kommen, um zu heiraten. Angeblich werden in dem alten „Hochzeitssaal“ mehrere hundert Trauungen jährlich vorgenommen.

2019 Tour2-63

Am nächsten Tag fahren wir wieder früh los. Es ist Ferienzeit und die Liegeplätze sind heiß begehrt.

Schon früh verlassen wir den Hafen, an der Boje GM58 orientieren wir uns Richtung Osten.

2019 Tour2-65

Bei sehr diesiger Sicht fahren wir nach Spakenburg, wo wir gegen 11h eintreffen. Als wir noch im Hafenkanal sind, ruft uns schon der Hafenmeister zu, „wir sollen bis zum Museumshafen vorfahren. Dort wären gerade Plätze frei geworden…“ 

Im ehemaligen Fischerhafen machen wir am Kai zwischen schönen alten „Botter-Booten“ fest.

2019 Tour2-66

Das Stadtmuseum bietet einen interessanten Einblick in die Geschichte der Stadt, als diese noch von der Fischerei lebte. Die Stadt lebt heute vor allem vom Tourismus.

Von Spakenburg führt uns der Weg nach Harderwijk. Es regnet und ist recht windig (4bft). Trotzdem sind viele Sportboote schon früh in beide Richtungen unterwegs.  Als wir an der Schutzschleuse „Nijkerker Sluis“ gegen 9h ankommen, müssen wir etwas warten, bis genug Boote auf beiden Seiten zum Schleusen bereit sind.

2019 Tour2-76

Die Stadt Harderwijk ist seit ein paar Jahren im Umbruch. Der gesamte Hafenbereich wird umstrukturiert, um dem zunehmenden Touristenansturm gewachsen zu sein. Das hier befindliche „Delfinarium“ zieht außer den Bootsfahrern viele Familien an.

Wir liegen am Ende des Hafenkanals gegenüber vom Stadthaus, wo auch der Hafenkantor untergebracht ist. Auf dieser Seite gibt es weder Strom noch Wasser. Die Duschen befinden sich im Stadthaus.

Am nächsten Morgen legen wir uns um, auf die gegenüberliegende Seite. Dort bekommen wir Strom und Wasser. Die Stadt bietet mehrere Hafenbecken. Es ist Hochsaison und obwohl wir noch vormittags ankommen, liegen schon einige Boote im „Doppelpack“.

 

Wir nutzen den Aufenthalt, nicht nur um unseren Kühlschrank wieder aufzufüllen sondern auch um etwas „Kultur“ zu machen,… Somit besuchen wir das Stadtmuseum und  das Museum des noch lebenden niederländischen Malers Marius van Dokkum.

Im Gegensatz zu Spakenburg bietet nur noch ein kleiner Teil des Hafens einen Einblick in die Geschichte der Fischerei und des Fischhandels. Oder sollte man eher sagen, es sind die Fischverkaufskioske, die die Nähe zum Wasser und den Fischfang noch lebhaft halten.

2019 Tour2-84

Die Hafenbrücke wird ab 8h morgens bis abends um 20h bedient. Kurz nach 8 brechen wir  in Richtung Elburg auf, wo wir das Wochenende verbringen wollen, weil viel Wind angesagt ist.

2019 Tour2-85

Wir kommen nach knapp 2 Stunden Fahrt dort gegen 10h30 an.

2019 Tour2-97

Wir finden noch einen Platz am Kai. Wir bleiben aber nicht lange allein. Schon am frühen Nachmittag liegen alle Boote im Doppel- oder Dreifach-Pack,….

2019 Tour2-100

Die Stadt ist sehr sehenswert -„klein aber fein“- was die Touristen natürlich ansieht. Das Stadtbild ist authentischer geblieben als Harderwijk. Dies liegt zum einen am Hafen mit seinem Museum, an der komplett erhaltenen Festungsstruktur, und zum anderen  an den vielen Geschäften, die nicht nur Souvenirs verkaufen.

Zur Besichtigung laden ein:  das nationale Orgelmuseum, der kleine Kräutergarten, die Botterwerft und die jüdische Synagoge. Erwähnenswert ist auch der älteste noch funktionierende Seilmacher der Niederlande. Während der Woche kann man seiner Arbeit zuschauen.

 

Nach 3 Tagen verlassen wir Elburg und brechen nach Ketelhaven auf. Unsere letzte Station auf dieser Etappe über die „Randmeeren“.

Wir verlassen Elburg gegen 8h30 bei mässigem Wind und guter Sicht. Zur Zeit wird eine neue Schleuse etwa 8km weiter östlich gebaut. Der Verkehr wird steuerbords an der im bau befindlichen neuen Schleuse vorbeigeführt. Obwohl hier die Geschwindigkeit auf 6km/h beschränkt ist, müssen 2 Sportyachten zeigen, dass sie auch mit 12 oder mehr die Engstelle passieren können. Nach 1 km erreichen wir die Schleuse gehen 9h30, wo wir die Raser wieder einholen.

Der weitere Weg führt vorbei an schön und ruhig gelegenen Naturliegeplätze.

2019 Tour2-101

Gegen 10h30 machen wir im gutgeführten Yachthafen Ketelmeer fest. Die Nähe zur offenen See spürt man hier sofort. Motorboote sind Seltenheit.

 

Das Wetter bleibt wohl instabil die nächsten Tage. Wir werden also unsere Weiterfahrt darauf einstellen. Ziel ist es zunächst über das IJsselmeer nach Urk zu fahren.