2022 #18 Randmeren, diesmal von Osten kommend

2019 hatten wir die Randmeren zum ersten Mal besucht. Die Landschaft und die ehemaligen Fischerdörfer und Städte gefielen uns sehr gut und sind uns in guter Erinnerung geblieben.

Beim Besuch in einer Botter-Werft verweilen wir vor einer alten Karte. Sie zeigt die Situation vor dem Deichabschluss (1932). Man kann sich heute nur schwer vorstellen, dass Urk eine Insel war und die Fischerorte an den Randmeren am offenen Meer lagen. Daher ist es nur verständlich, dass die Leute hier die Traditionen noch sehr pflegen.

Der Ausdruck „Randmeren“ ist eigentlich ein Sammelbegriff. Jeder Teilabschnitt trägt einen eigenen Namen. Dieser findet sich auch in den Kennungen der Betonnung (fettgedruckt). Insgesamt werden 6 Wassergebiete unterschieden (von Ost nach West) :

  • Ketelhaven > Harderwijk : Veluvemeer VM
  • Harderwijk > Ermelo : Wolderwijk WW
  • Ermelo > Nijerk : Nuidernauw NN
  • Nijkerk > Spakenburg : Njkerkernauw NK
  • Spakenburk > Huizen : Eemmeer EM
  • Huizen > Naarden : Gooimeer GM

Damals waren wir im August von Amsterdam kommend dort in Richtung Friesland unterwegs. Diesmal kommen wir von Osten, haben morgens die Sonne im Rücken und sind wieder auf dem Weg nach Amsterdam. Es ist wieder August, also Hochsaison. Es mag an der Pandemie liegen, es kommt uns vor, als ob die Anzahl der Schiffe sich vervielfacht hat. Die Situation ist mit 2019 nicht zu vergleichen.

Wir verlassen den Ketelhaven gegen 8h00. Wir haben die Randmeren noch nicht erreicht, schon werden wir eingeholt und überholt. An den beiden Schleusen, die heute auf unserem Weg liegen, sammeln sich immer mehr Schiffe auf beiden Seiten.

Als wir die zweite Schleuse verlassen, es sind noch gut 30′ bis Elburg, beginnt ein regelrechtes Rennen um die „besten Plätze“. Gasgeben heisst jetzt die Devise. Einige vergessen dabei die guten alten Seemannssitten.


Unser erstes Ziel ist die Hansestadt Elburg, die wir sehr mögen.

Wie zu erwarten, ist in Elburg schon einiges los. So wählen wir den ersten freien Platz am Steg im Hafenkanal und versuchen erst gar nicht bis zum 500m entfernten alten Hafen weiterzufahren, um dort im Doppel- oder Triplepack zu liegen. Zudem ist heute „Markttag“. Die Stadt wimmelt nur so von Sommergästen. Das schöne Wetter hat nicht nur die Bootsfahrer angelockt.

Elbrug // Gemeinde Hafen

Dass die Stadt weiterhin eine grosse Anziehungskraft ausübt, ist leicht verständlich. Sie bietet diese typische Atmosphäre, die allen diesen ehemaligen Hafenstädten innewohnt. Das ursprüngliche Stadtbild ist vollständig erhalten. Sicherlich kann man die heutigen Städte nicht mit den ursprünglichen Fischerdörfern vergleichen. Der Tourismus hat definitiv den Fischfang ersetzt.

Wie bei unserem letzten Aufenthalt lassen wir uns einen Besuch im Nationalen Orgelmuseum nicht nehmen. Sehenswert sind auch das Jüdische- und das Stadtmuseum. Jedes erinnert auf seine Art an die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner: ob es sich um das Leben, die Vertreibung und die Vernichtung der Juden oder die frühere Geschichte der Stadt handelt, als sie noch am Zuiderzee lag, und vor allem vom Fischfang lebte. Das jüdische Museum befindet sich in der ehemaligen Synagoge. Das Stadtmuseum ist in einem früheren Kloster untergebracht.

Auch wenn wir die Stadt jetzt gut kennen, wird uns die Zeit nicht langweilig. Immer wieder gibt es, etwas zu entdecken. Man braucht nur die Hauptachsen mit ihren Geschäften und Restaurants zu verlassen und schon fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.


Nach Elburg führt uns die Fahrt nach Harderwijk.

Seit 2019 hat sich die Stadt stark verändert. Vor allem das Hafenviertel und die Umgebung um das Delfinarium wurde umgestaltet und neu angelegt. Ferienhäuser mit Bootsgarage entstanden am Kanal zum Stadthafen.

Es herrscht Hochbetrieb. Mehr als in Elburg gleicht der Hafenbereich jetzt einer Feriensiedlung.

Der Zugang zu einem der zwei Becken des Stadthafens erfolgt jeweils über eine von 3 Hebebrücken (siehe Skizze). Jede Brücke hat eine andere Bedienungszeit (8h-20h in der Hauptsaison):

  • (A) Waterfrontbrug : Alle 60′ „Volle Stunde“: 8h, 9h, 10h,…
  • (B) Delfinarium: Alle 30′ : 8h30, 9h00, 9h30,…
  • (C) Vischpoortbrug: Alle 30′ : 8h45, 9h15, 9h45,…
Harderwijk // Skizze Stadt-Hafen > Anfahrt

Am schönsten und ruhigsten liegt man im Becken hinter der Waterfrontbrug. Dort befindet sich auch der neue Havenkantoor (1) inklusive Waschräume. Als wir ankommen, sind dort alle Plätze schon belegt. Die Delfinariumbrug (B) wird gerade gehoben. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren zum anderen Hafenbecken in Richtung Vischpoort Brücke (C). Auch hier liegen die Boote schon zu einem erheblichen Teil im Doppelpack. Trotzdem finden noch ein kleines „Loch“, den letzten freien Platz. Das Anlegen verlangt diesmal Millimeterarbeit. Es ist windstill , wir nehmen uns Zeit. Nach einigem Hin- und Her und der Hilfe des Eigners vor unserem Bug liegen wir nun sicher in der Lücke (siehe Bild).

Die Liegeplätze und die Stromanschlüsse sind numeriert (siehe Bild: Platz 64022). Bezahlen kann man mit der App aanUIT.net. Wem das nicht gefällt, kann es auch im Hafenbüro oder direkt am Steg beim Hafenmeister erledigen. Nach Bezahlung des Liegeplatzes mit der App erhält man via SMS und Email einen Zugangscode für die Sanitärräume und Müll (der Zugangscode ist natürlich auch beim Hafenmeister erhältlich). Ein zweites Sanitärgebäude (2) befindet sich auf der Seite des Delfinarium. Wie das Hafenbüro so sind die hier gelegenen Sanitäranlagen neu. Allerdings sind sie nicht unbedingt für den aktuellen Ansturm in den Sommermonaten dimensioniert. Morgens früh vor 8h hält sich der Andrang in Grenzen.

In Elburg war der sommerliche Trubel im wesentlichen auf das historische Stadtzentrum beschränkt. Hier in Harderwijk sorgt das nahegelegene Delfinarium für einen permanenten Touristenstrom im Hafen.

Das lebhafte Geschehen nimmt abends sehr schnell ab. Sobald die Restaurants an der Hafekade schliessen, wird es auch hier ruhig.

Wir nutzen die Zeit zu einer Radtour nach Flevoland auf die nördliche Seite der Randmeren, hier Wolderwijk. Auf dem Hinweg geht es über die Autobahnbrücke (N302), für den Rückweg nehmen wir die Fähre in Zeewolde.

HINWEIS: Knotenpunkte zum Radfahren (im Gegenuhrzeigersinn): 82 > 11 > 29 23 > 22 > 21 > Fähre > 07 > 09 > 82

Wie alle Städte in Flevoland wirkt auch Zeewolde recht neu, auf dem Reissbrett geplant.

Ermelo // Fähre Zeewolde

Am zweiten Tag besuchen wir das Stadtmuseum, das wir schon von unsere ersten Reise kennen. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass die Zeit des Corona-Lockdown sinnvoll für einen komplette Erneuerung genutzt wurde. Auf sehr orgineller und spielerische Weise wird nun die jüngere Geschichte der Stadt dargestellt. Es beeindruckt uns immer wieder mit welcher Kreativität heute versucht wir Museen „einladender“ und für breitere Bevölkerungsschichten zu gestalten. Schon deswegen lohnt sich ein Rundgang. Für uns, die wir die nIederländische Sprache nicht beherrschen, sind die Animationen in Niederländisch, nur ansatzweise zu verstehen.

Harderwijk // Museum

Am nächsten Tag geht es weiter nach Spakenburg. Wir verlassen den Hafen mit 4 Schiffen um 8h. Nach 1h30 erreichen wir die Schleuse Nijkerk. Dort herrscht grosses Gedränge. Der Schleusenwärter kommt zur Schleusenkammer, um etwas Ordnung zu schaffen. Nach 30′ verlassen wir mit neun Schiffen die Schleuse.

Spakenburg errreichen wir gegen 11 h. Als wir im Hafen anrufen, empfiehlt man uns, direkt im Hafenkanal einen Platz zu suchen.

Dort finden wir am westlichen Kai einen Liegeplatz mit direktem Blick aufs Wasser. Zum Stadtzentrum sind es nur ein paar hundert Meter. Die Plätze auf der gegenüberliegenden Seite haben den Nachteil, dass der Weg zur Stadt wesentlich länger ist. Wer dort festmacht und vorhat länger zu bleiben, legt sich so bald es möglich ist auf die andere Seite.

Spakenburg // Westpier

Reges Treiben herrscht in der Stadt. Wir erfahren, dass das 50igste Jubiläum der „Spakenburger Tage“ bevorsteht. Der historische Hafen ist regelrecht vollgestopft mit den traditionnellen Fischerbooten, den sogenannten „Botter„. Traditionnelle Kleidung, Fischerboote, Musikanten werden in 2 Tagen das Stadtbild prägen. Bis dahin ist es noch Zeit, gemütlich die Stadt zu geniessen. So machen wir noch einen kleinen Abstecher ins Museum für Traditionnelle Kleidung. Wir stellen uns die Frage, wie lange diese Traditionen noch gepflegt werden. Ausser dem Interesse oder Willen dazu, setzen sie handwerkliche Kenntnisse und viel Fingerfertigkeit voraus, die heute kaum noch jemand besitzt, geschweige denn, erlernen möchte.


Der Weg führt uns weiter nach Huizen. Es ist unser erster Besuch. Nachdem wir die Fahrrinne verlassen haben, fahren wir vorbei am Yachthafen ‚t Huizerhoofd zum Gemeentehaven. Dort finden wir einen Platz an der Hafenkade. Als wir ankommen ist noch für 5 – 8 Boote Platz. Strom und Wasser wird über die App aaUIT.net bezahhlt, die Liegegebühren mit Hilfe der App i-Marina abgerechnet. Die Strom- und Wasseranschlüsse an der Kade werden nur während der Hauptsaison aktiviert.

Das Interesse an der Stadt beschränkt sich für uns auf das „Hafen- Viertel“. Das eigentliche Zentrum liegt gut einen Kilometer landeinwärts. Es hat nicht den Charme von Elburg oder Spakenburg. Warum sich ein Aufenthalt hier dennoch lohnt, erfahren wir bei einer Radtour in die nahegelegene Heidelanschaft : Goois Natuurreservaat Limitische heide und Nieuw Bussumerheide .

HINWEIS: Radweg : Knotenpunkte im Gegenuhrzeigersinn : 77 > 78 > 79 > 80 > 77.


Nach zwei Tagen fahren wir zum Yachthafen Naarden, den wir schon von unserer ersten Reise her kennen. Dort haben wir für eine Woche einen Liegeplatz gebucht. Wir erwarten Besuch mit einem Kleinkind. Der Hafen bietet jeden denkbaren Service. So ist er als Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Randmeren, zum Markermeer, zur Vecht oder auch Amsterdam gut geeignet.

Zunächst gilt es jetzt das Boot „kinderfreundlich“ zu machen. Dazu bringen wir ein Netz an der Reling an. In Naarden bleiben wir eine Woche.


Zusammenfassung:

  • Ketelhaven > Elburg : 19 km, 2,3 Mst.
  • Elburg > Harderwijk : 21 km, 2,4 Mstd.
  • Harderwijk > Spakenburg : 23 km, 3,1 Mstd.
  • Spakenburg > Huizen : 12 km, 1,5 Mstd.
  • Huizen > Naarden : 10 km , 1,3Mstd.

2022 #17 Abstecher nach Kampen

Schon früh verlassen wir Blokzijl, Richtung Vollenhove und fahren über das“Zwartemeer“ zum „Ketelmeer„, wo wir im Haven Stichting Ketelmeer am Passantensteiger festmachen.

Ketelhaven

Wie sich schnell herausstellt, sind wir trotz der frühen Tageszeit nicht alleine unterwegs.

Unser Weg führt uns am Sturmflut- Sperrwehr bei Ramspol vorbei. Es ist das weltweit grösste aufblasbare Wehr dieser Art. Wenn ein Sturm aus Nordwest das Wasser des Ketelmeers ins Zwartemeer drückt und der Wasserspiegel auf NAP + 0,5m steigt, wird das Wehr innerhalb einer Stunde geschlossen. Dazu werden die Schläuche je zur Hälfte mit Luft und Wasser gefüllt. Als wir das Wehr passieren, ist es eher ruhig. Kaum Wind, kaum Wellen. Auch hier zeigt sich, die Kompetenz der Niederländer im Wassermanagement. Allen voran die Hochschule in Delft.

Ramspol am Ketelmeer

Kampen

Vom schön gelegenen, gepflegten und nett geführten Ketelhaven aus machen wir einen Abstecher nach Kampen, der letzten Hansestadt an der IJssel, die wir noch nicht besucht haben.

Vom Ketelhaven bis zur Stadt brauchen wir mit dem Boot 1h30. In Kampen gibt es mehrere Häfen. Wir suchen uns den Buitenhaven aus, den wir gegen 10h erreichen. Zunächst fahren wir in den „Neuen„. Dort ist zwar noch Platz, aber der Ort gefällt uns weniger. Kurz entschlossen, gehts zu dem „Alten“. Der „Alte“ wurde vor ein paar Jahren wieder in Betrieb genommen. Die dortige Infrastruktur ist moderner als im „Neuen“.

Der Hafenmeister empfängt uns auf dem Steg. Er stellt sich mit „Arnold“ vor. Was wir später erst verstehen, rufen die meisten (Alle?) Schiffer, die in den alten Hafen wollen, während der Hochsaison dort vorher an, um ihre Ankunft anzukündigen. Auch uns frägt Arnold, „Heb je gebeld voor een plek in de „Oude Haven„. Non, Nein, No ….

Mmmmh,…. er schaut etwas verwirrt auf unsere Landesflagge Bleu, Blanc, Rouge…. (von links nach rechts) und nicht Rood, Wit, Blauw (von oben nach unten…). Ahh, jetzt versucht er es nochmal auf Deutsch (er ist 200%iger Bayern München Fan, wie sich noch herausstellen wird). Zwei Dinge haben uns wohl erlaubt, einen schönen Platz dort zugewiesen zu bekommen:

  • 1./ die französische Flagge, er hatte wohl keine Lust uns die „Regeln“ zu erklären, dass man anrufen muss (soll),…
  • 2./ wir sagen, dass wir mindestens 2 Tage bleiben werden.

So war die Sache schnell erledigt. Bei unserer Ankunft sind noch 3 Plätze frei, der Hafen ist nicht sehr gross. Eine Stunde später ist der Hafen voll gepackt.

Er liegt direkt im Stadtzentrum an der Haupteinkaufsstrasse. Er bietet den üblichen Service inklusive Waschmaschine. Allerdings ist zu bedauern, dass Strom, Wasser und Dusche extra mit Münzen zu bezahlen sind. Pro Tag muss man (2 bis 4) x 0,50€ für Strom einplanen. Dusche gibt es für 1€.

Vor einigen Jahren, auf der Durchreise mit unserem Campingbus, hatten wir einen kurzen Stop in Kampen gemacht. Damals hat die Stadt keinen sonderlich guten Eindruck bei uns hinterlassen. Diesmal wollen wir es etwas genauer wissen. Während unseres Aufenthalts regnet es fast unaufhörlich. Wegen der anhaltenden Trockenperiode ist das zwar eine gute Nachricht, hilft allerdings wenig, um unseren ersten Eindruck der Stadt zu verbessern.

Für eine Stadt, die auch vom Tourismus lebt, finden wir sie etwas „traurig“ und nicht sehr einladend.

Gerechterweise sollte man aber auch sagen, dass Sonntag und Montag im Allgemeinen nicht die lebhaftesten Tage der Woche sind. So können wir auch das Stadtmuseum nicht besuchen…

Über das Reevediep soll es dann zu unserer nächsten Etappe in den Randmeren gehen. Davon rät uns der Hafenmeister ab. Es gibt dort mehrere feststehende Brücken mit einer theoretischen Durchfahrthöhe von 3,62m. Wenn wir unseren Mast legen und vorsichtig sind, wäre dies machbar. Aber der Hafenmeister weist auch auf die schwankenden Wasserstände dort hin.

Also fahren wir kurzentschlossen wieder zum Ketelhaven.

Auf dem Weg dorthin werden wir wieder Zeuge eines typischen niederländischen Schauspiels: die Autobahnbrücke, die die IJssel an ihrer Mündung überspannt, wird für ein Segelschiff gehoben. Nach einigen Minuten hat sich eine kilometerlange Schlange auf beiden Seiten der Brücke gebildet. Für uns Pariser ist die entspannte Ruhe solcher Szenen einfach unvorstellbar und immer wieder ein bemerkenswerter Moment.

Da wir festgestellt haben, dass auch hier, und nicht nur in Friesland, sehr viele Schiffe unterwegs sind und zusätzlich schon ab 11h einen Stellplatz anpeilen, denken wir, dass der erneute Stop dort sinnvoll ist.

Wir nutzen unseren Aufenthalt zu einem Abstecher noch Dronten, die nahegelegene Stadt im Hinterland. Eine Retortenstadt. Sie wurde 1958 auf dem Reissbrett für 15000 Einwohner geplant. Heute leben dort mehr als 40000 Menschen. Erst Anfang der 70er Jahre erhielt sie ihren Namen. Bei den meisten Städten, die auf unserem Weg liegen und die wir besuchen, handelt es sich um alte Handelsstädte mit einer langen Tradition. Hier in der Provinz Flevoland ist alles (fast) neu. Auch wenn man die Hintergründe kennt, hinterlässt die Stadt einen seltsamen, sterilen Eindruck. Wir fragen uns: könnten wir hier leben?

2022 #16 Abschied von Friesland

Als wir Im Juni Richtung Norden durch Friesland fuhren, waren wie immer am Ende der Vorsaison zwar schon mehr Boote unterwegs als die übliche „graue Flotte“, aber überall war noch genügend Platz.

Dies hat sich seit Mitte Juli stark geändert. So haben wir es bisher nur vom „Hörensagen“ gekannt. Die Anzahl der Schiffe, die unterwegs ist, ist schier unermesslich. Auf manchen Kanälen fühlt man sich fast wie zuhause,…. auf dem „Périphérique“ zur Stosszeit!

Ist das nur ein Corona-Effekt, wie man ihn bei den Camping-Bussen feststellen kann? Tatsache ist, dass Charteryachten omnipresent sind, vor allem in den Urlaubsbrennpunkten in und um Grou oder Sneek. Wir haben den Eindruck, dass seit 2017 die Flotten sich stark vergrössert haben. Freunde und Bekannte hatten uns schon gewarnt. Jetzt wissen wir aus eigener Erfahrung, dass wir Friesland im Hochsommer in Zukunft umfahren werden.

Von nun an versuchen wir uns langsam mit kurzen Etappen in Richtung Süden vorzuarbeiten. So kommen wir meistens gegen Mittag an unserem Zielort an. Um diese Zeit findet man immer noch ein Plätzchen. Wir starten so früh wie möglich (die meisten Brücken werden erst ab 9h00 bedient).

So fahren wir in 4 Etappen in Richtung OverIJssel.

Bolsward hatten wir schon 2017 besucht. Damals sind wir von Stavoren mit dem Bus dorthin gefahren.

Bolsward // Rathaus

Der Passantenhafen von Bolsward liegt an der Stadtgracht. Um dort hinzugelangen, muss eine Autobahnbrücke gehoben werden (Durchfahrthöhe 2,80m). Auf einem Schild glauben wir zu verstehen, dass die Brücke nur für Segelboote gehoben wird,…. Als wir frustiert schon unsere Absicht in den Passantenhafen einzufahren aufgeben , schaltet die Ampel auf Rot-Grün, obwohl weit und breit kein Segler in Sicht ist. Also los! Minuten später finden wir genügend freie Plätze. Dies wird sich im Laufe des Tages stark ändern. Nach 16h gibt es keine freien Plätze mehr.

Wir liegen, von Süden kommend auf der östlichen Hälfte des Stadtkanals. Für die Abrechnung des Liegegeldes kann man die App i-Marina benutzen. Dazu befindet sich an der Kade für jeden Platz ein QR-Code.

HINWEIS: Die App wird auch von den Häfen in Kampen, Ketelhaven, Zwartewater und Urk genutzt. Falls die App nicht benutzt wird, kassiert der Hafenmeister abends am Boot ab.

HINWEIS: Im Westen gibt es übrigens eine Tankstelle, die auch Boote bedient.

Im Hafen gibt es 2 Sanitärgebäude, jeweils auf der West-und Ostseite. Die Anlagen sind nicht auf dem neusten Stand, bieten aber das wesentliche.

Der übliche Stadtrundgang führt uns auch zur Broerekerk. Einen Brand zerstörte im Jahre 1980 den Dachstuhl. Dieser wurde durch eine moderne Glaskonstruktion ersetzt. Siehe auch das Beitragsbild. Bis zum 13. August kann man dort eine 7m grosse Erdkugel bewundern. Sie zeigt die Erde wie man sie vom Mond aus sieht. (NASA Bild).

Der Weg führt uns weiter zur „kleinsten Stadt“ der Niederlande Sloten. Dieses Mal wollen wir auf jeden Fall hier halten. Bisher kennen wir diesen Ort nur, als Brücke mit Durchfahrtgebühren. Wir erreichen Sloten gegen 11h30 und finden nahe an der Brücke einen schattigen Liegeplatz.

Sloten

Der moderne Mühlenbetrieb und vielleicht auch der nahegelegene Yachthafen trüben vielleicht etwas den idyllischen Eindruck. Für einen längeren Aufenthalt lohnt sich der Ort unserer Meinung nach nicht.

Weiter geht es nach Ossenzijl. Den Ort erreichen wir kurz nach der Mittagspause der Brücke im Ortszentrum. Vor und hinter dem Ort gibt es kilometerlange Anlegemöglichkeiten. Wenn man auf Strom und Wasser verzichtet, ist das eine gute Wahl. Sofort nach der Mittagspause legen wir ab und fahren zur Brücke. Wir hätten besser etwas gewartet,… Wir sind nicht die Einzigen, die den Ort in beide Richtungen zu dieser Uhrzeit durchfahren (wollen). An der Wegkreuzung der Kanäle in Richtung Blokzijl und Steinwijk kommt es fast zu einem Verkehrschaos.

So entschliessen wir uns, 200m ausserhalb des Ortes direkt am Nationalpark festzumachen, der unbedingt einen Besuch wert ist. Als wir ankommen liegen schon mindestens 20 Schiffe. Es ist ein sehr ruhiger Platz. Natur pur!

Hier in Ossenzijl werden wir daran erinnert, dass die ganze Region nicht nur vom Wassertourismus, sondern auch von intensiver Landwirtschaft lebt. Daran erinnern zurzeit die umgedrehten Nationalflaggen der Bauernproteste wie auch die intensive Viehwirtschaft. Alles das gibt zu bedenken.

Friesland liegt nun hinter uns. Wir sind in der Provinz OverIJssel angelangt. Was sofort ins Auge sticht, ist die verbesserte Wasserqualität. Sah man in Friesland kaum mehr als 20cm in die Tiefe sind es hier eher 1m! (Nördlich von Dokkum ist das Wasser ebenfalls sauberer).

Wir starten schon früh, um rechtzeitig an der ersten Brücke zu sein. Bevor wir allerdings loslegen, werden wir noch mit einem schönen Sonnenaufgang und etwas Tiefnebel geweckt.

Ossenzijl um 5h45

Leider müssen wir feststellen, dass andere Bootseigner etwas schlauer waren, und sich rechtzeitig informiert haben. Die Brücken werden jetzt hier in OverIJssel schon ab 8h (teilweise sogar ab 6h) gehoben.

Der Bootsverkehr hat zwar im allgemeinen etwas abgenommen, aber je mehr wir uns Blokzijl nähern, um so dichter wird er wieder. An der Schleuse angekommen, müssen wir erst eine Schleusung abwarten, bevor wir mit 4 anderen Schiffen an der Reihe sind.

Gegen 11h30 verlassen wir die Schleuse und legen an. Zwei Stunden später ist der Hafen „voll“.

Zusammenfassung:

  • Makkum > Bolsward : 9km, 1,7 Mstd.
  • Bolsward > Sloten : 23 km, 2,8Mstd.
  • Sloten > Ossenzijl : 24km, 4Mstd.
  • Ossenzijl > Bokzijl : 29km, 3Mst.

2022 #15 Harlingen am Waddenzee, Makkum am IJsselmeer.

Von Leeuwarden kommend geht es weiter zunächst nach Franeker. Der Weg dorthin bietet nichts besonderes. Die Strecke wird von Berufsschiffern genutzt, die den Weg über das Watten- und IJsselmeer der Strecke durch Friesland via den Prinses-Margerita-Kanal bevorzugen.

Franeker lohnt den Besuch. Als wir ankommen, finden wir ohne Schwierigkeiten einen schattigen Platz.

Franeker // Passantenhafen

Die nächsten Tage wird es sehr heiss, selbst im Norden der Niederlande. Wir bleiben 2 Tage, Zeit um das Martena-Museum zu besuchen und das einzigartige Planetarium anzuschauen. Beim üblichen Stadtrundgang kommen wir auch am „Korendragershuisje“ (Kornträgerhäuschen) vorbei.

Bevor wir weiterfahren, wollen wir noch unseren Schwarzwassertank abpumpen. Dies ist angeblich in den Niederlanden Pflicht . Vor allem in Friesland soll darauf geachtet werden. Nach unserer Erfahrung ist Heuchelei eher üblich. Weiterhin wird vielerorts das Abwasser in die Flüsse, Seen und Kanäle abgeleitet. Bezüglich der Abpumpstationen muss man sagen, dass ihre Anzahl tatsächlich stark zugenommen hat. Allerdings ist deren Benutzung den Bootsfahrern nicht immer leicht gemacht. Entweder ist der Zugang versperrt, schwer zugänglich, die Pumpe unter Verschluss oder der Anschluss ist „gerade kaputt gegangen...“

Wir haben schon jede Situation erlebt!

In Franeker ist die Station abgesperrt. Wir bitten also den Hafenmeister uns die Pumpe aufzuschliessen. Vorher versichert er sich, dass wir die Pumpe für Schwarzwasser benutzen und nicht, um die Bilge zu reinigen. An diese Variante hatten wir noch nicht gedacht! Der Zeitpunkt ist günstig, da gerade keine Schiffe den Zugang versperren, was am Vorabend der Fall war. Am Ende fragt der Hafenmeister uns dann noch besorgt: „Hat es denn geklappt ?“ :-)))

Für die Weiterreise nach Harlingen, empfiehlt uns ein Segler, den ruhigen, nah am Stadtzentrum gelegenen, Klubhafen HWSV. Unser Plan war ursprünglich, in den gezeitenabhängigen „Noorderhaven“ zu fahren.

Harlingen // Noorderhaven

Im HWSV angekommen, bereuen wir unsere Wahl absolut nicht! Tatsächlich liegt der Hafen in einer netten Umgebung. Die sanitären Einrichtungen sind gepflegt.

Harlingen // HWSV
Harlingen // Franekerpoort (heutiger Hafen der Wassersportvereinigung Harlingen

Harlingen lebt von und mit seinen Häfen. Der Noorder- und Zuiderhaven sind die Anziehungspunkte der Stadt. Etwas nördlich liegt der moderne Fischereihafen.

Einen Besuch ist das Gemeinde-Museum „het Hannemahuis“ wert, dort wird die Beziehung der Stadt zum Wasser liebevoll gezeigt. Anders als Emden, dessen Hafen vor allem ein Umschlagsort von Rohstoffen ist, lebt Harlingen in erster Linie vom Tourismus , wie dem Fährdienst zu den Inseln und der braunen Flotte, sowie dem Fischfang. Gerade erst ging die „Tall Ships Race“, ein grosses Treffen historischer Schiffe, zu Ende.

In den folgenden Tagen wollen wir über die Waddenzee zum IJsselmeer nach Makkum. Das Wetter ist zunächst sehr wechselhaft. Regen und Wind lässt uns zögern und abwarten. Somit geniessen wir noch etwas die frische Meeresluft. Nach 3 Tagen verbessert sich die Lage langsam. Die Sonne scheint wieder und der Wind bläst mit einer leichten Brise (3 (4)) bft.

Auf Anraten der Hafenmeisterin finden wir im Internet eine gezeitenabhängige Strömungskarte für Harlingen.

Da wir idealerweise mit der ablaufenden Gezeitenströmung fahren wollen, suchen wir uns ein günstiges Zeitfenster aus. Hochwasser ist am 23.07.2022 in Harlingen um 5:37h und um 18:04h. 3 Stunden nach Hochwasser ist die Strömung gut. Das Schema zeigt, dass sie zunächst recht schwach ist, um dann in Richtung Lorentzschleuse stärker zu werden. Nach 4h30 kehrt sie sich dann wieder um. Somit ist die Sache klar. 8:30 wäre ein guter Moment, um den Harlinger Aussenhafen zu verlassen.

Am Abreisetag erweist sich die Hafenmeisterin als sehr hilfsbereit. Die Franekerpoort-Brücke wird normalerweise erst ab 9h gehoben. Sie schlägt vor, eine Ausnahme zu machen. Pünktlich um 8h hebt sie für uns und 3 andere Schiffe die Brücke. Bis zur grossen Seeschleuse sind es nur 2 – 3 Minuten. Dort haben wir anschliessend etwas Wartezeit. Da der Wasserstand recht gut ist, dauert die Schleusung nur ein paar Minuten.

Gegen 8h30 verlassen wir, wie geplant, den Aussenhafen.

Marine Traffic // „Screenshot“ VAGABOND

Aus dem Noorderhaven gesellen sich nun auch ein paar Segelboote zu uns. Einige schlagen die Route nach Terschelling ein, andere, wie wir, die Richtung IJsselmeer über das „Boontjes“. Das Wetter ist gut. Die Sicht ausgezeichnet.

Wie uns die Strömungskarte gezeigt hat, ist die Strömung des ablaufenden Wassers zunächst gering (1km/h). Nach etwa 5 km spürt man sie schon deutlicher, nun liegt sie bei 3 – 4km/h.

Ab der Boje BO28 ist auf die Fischernetze zu achten. Sie liegen recht nah an der Fahrrinne.

Nach 1h erreichen wir die Kardinalboje „Nord“. Die Lorentzschleuse ist nun nicht mehr weit.

Kornwederzand // Lorentzschleuse

Nach Absprache mit dem Schleusenwärter legen wir den Mast. So können wir direkt zur kleinen Schleuse vorfahren, ohne dass die Autobahnbrücken gehoben werden müssen.

Jetzt sind wir wieder auf dem IJsselmeer. Diesmal ist es sehr ruhig. Nur ungern erinnern wir uns an unseren Tripp nach Urk. Damals waren die Bedingungen wesentlich schlechter, um nicht zu sagen, etwas riskant. Wir folgen der Betonnung und erreichen Makkum 20′ später.

Makkum // Schutzschleuse

Da wir zunächst wieder ins Binnenland wollen, entscheiden wir uns für den Gemeindehafen „Binnen„. Nach der Schleusung finden wir einen ruhigen Platz unweit vom Zentrum „an der Wiese„. Eine Empfehlung der Schleusenwärterin. Dort bleiben wir für eine Nacht.

HINWEIS: Die Schleuse hat eine maximale Tiefe von 1,65m.

Zusammenfassung:

  • Leeuwarden > Franeker : 16km, 2h30Mstd.
  • Franeker > Harlingen : 13km, 1h40Mstd.
  • Harlingen > Makkum : 19km, 3h00Mstd.

2022 # 14 Lauwersoog und „Meer“

Um 8h30 brechen wir von Groningen in Richtung ZoutKamp auf. Für die Fahrt durch die Stadt hätten wir bis 9h30 warten müssen, da die Brücken erst dann gehoben werden. Wir legen den Mast und können so die zwei Brücken in Richtung Oostersluis passieren.

HINWEIS: 3,80m Durchfahrthöhe.

Dort müssen wir etwas warten. Erst eine Stunde später verlassen wir die Schleuse mit zwei Berufsschiffern und einer Yacht. Nun geht es weiter durch die schöne und beschauliche Polderlandschaft des Rietdiep.

Ob Maler des 19. Jahrhunderts oder Fotograf von heute, die Landschaft begeistert immer noch.

Gegen 12h30 erreichen wir die Schutzschleuse Lammerburen.

In Zoutkamp kommen wir um 13h30 an.

Zoutkamp

Wir gehen sogleich zum Fischhandel zum „Lunchen“. Zu unserer grossen Enttäuschung müssen wir feststellen, dass das Geschäft montags geschlossen ist.

Am nächsten Tag wollen wir weiter zum Wattenmeer. Der Weg dorthin ist nicht sehr weit. Er führt im wesentlichen über das offene Wasser des Nationalparks, das Lauwermeer.

Die Wettervorhersage meldet Wind ab 14h. Somit fahren wir schon früh los, und erreichen den Binnenhafen in Lauwersoog nach 2 Stunden Fahrt. Die Fahrt über das Lauwersmeer stellt bei ruhigem Wasser keine besonderen Anforderungen. Allerdings ist eine Karte (oder Plotter) unerlässlich. Die befahrbahren Abschnitte sind zwar gut betonnt, da aber mehrere verschiedenen Fahrrinnen existieren, kann es leicht verwirrend werden.

Der Hafen ist sehr gut ausgestattet. Motoryachten sind eher selten. Nur einige 100m entfernt, gibt es einen Supermarkt.

Hafen Lauwersoog

Die Umgebung gefällt uns. Wir buchen für 2 Nächte. Mit der Fähre wollen wir noch zur naheliegenden Insel Schiermonnikoog. Auch wenn die Überfahrt mit dem eigenen Schiff möglich ist, bevorzugen wir die Fähre. Der Hafen von Schiermonnikoog ist, bei Ebbe nicht zu erreichen. So müssten wir 2 Tage auf der Insel bleiben, um ein günstiges Zeitfenster zu finden.

Aber zunächst stehen auf dem Programm die üblichen „Kibbelings“. Auch wenn es in Zoutkamp nicht geklappt hat, hier im Aussenhafen, hat man die Wahl.

AM nächsten Morgen nehmen wir um 9h30 die Fähre. Die Tickets haben wir am Vorabend im Internet gekauft und heruntergeladen (28,50€/Person und Fahrrad). Die Überfahrt mit der Fähre dauert 45 Minuten. Als wir ankommen, sind wir froh, dass wir unsere Fahrräder mitgenommen haben. Das Fährterminal liegt gute 3 km vom Dorf weg. Die Rückfahrt steht für 16h30 an. Somit haben wir Zeit uns die Insel in Ruhe anzuschauen.

Wenn man das Dorf verlässt, und sich etwas in der Umgebung umsieht, gibt es Einiges zu entdecken.

Nach 2 ausgefüllten Tagen geht es zunächst zurück nach Dokkum und Leeuwarden.

In Dokkum bleiben wir nur einen Tag, Zeit um ein paar Einkäufe zu machen und den Kühlschrank wieder zu füllen.

Diesmal liegen wir auf der Südseite, somit haben wir eine bessere Sicht auf die Mühlen.

Inzwischen haben überall die Sommerferien angefangen. Dies merkt man deutlich, die Anzahl der Boote hat deutlich zugenommen.

So fahren wir im Konvoi nach Leeuwarden, wo wir wie gewohnt am Kanal zur Mittagszeit anlegen. Auch dort ist wesentlich mehr los. Zusätzlich ist Wochenende und ein Stadtfest ist angesagt…. Die sommerlich-fröhliche Stimmung spürt man in der ganzen Stadt.

Wir nutzen die 2 Tage, die wir dort bleiben zu einem Besuch im Friesenmuseum, dem ehemaligen Gefängnis und einem ehemaligen Tante Emma Laden, den man noch besichtigen kann.

Zusammenfassung:

  • Groningen > Zoutkamp : 35km , 4,7Mh, 2 Schleusen
  • Zoutkamp > Lauwersoog : 15km, 2Mh
  • Lauwersoog > Dokkum: 26km, 3,6Mh
  • Dokkum > Leeuwarden : 25km, 3,3Mh

2022 # 13 Groningen, die Zugabe

Diesmal bleiben wir 3 Tage in Groningen. Zeit für etwas „Kultur“ und Entspannung.

Bei unserem ersten Besuch beeindruckte uns vor allem das „Forum„. Während eines Spaziergangs entlang der Stadtkanäle stiessen wir auf den ruhigen, sehenswerten „Prinsentuin„. Bemerkenswert fanden wir auch das historische Bahnhofsgebäude. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, eine Runde mit den Rädern entlang der Stadtkanäle mit den alten Lagerhäusern zu drehen. Dies führte uns auch zum grosszügigen Stadtpark.

Für diesen zweiten Aufenthalt nehmen wir uns drei Dinge vor:

  • das Groningen Museum
  • das Wallhouse #2
  • den Rietdiep Hafen

1./ Zunächst zum Groningen Museum:

Ein MUSS von innen und aussen. Wir gehen rechtzeitig vom Hafen los, um zur Öffnung um 10h im Museum zu sein (15′ Fussweg). Dank unseres „Museum-Pass“ brauchen wir nicht zum Ticketverkauf, sondern können direkt zu den Ausstellungen.

Wir fangen mit „KLEUR!“ an. Es geht um die Nutzung der „Farben“ in der Kunst. Auf amüsante Weise wird gezeigt wie Farben benutzt/genutzt werden und wie sie auf uns wirken.

In diesem aussergewöhnlichen Rahmen gibt es weiterhin, eine Sonderausstellung zur 350 Jahrfeier der Verteidigung der Stadt, die Gemäldesammlung des Museums und eine Keramikausstellung in der Designabteilung zu sehen.

2./ Am nächsten Tag fahren wir mit unseren Rädern zum nahegelegenen Paterswoldsemeer. Dort finden wir das „Wallhouse #2„. Man kann es samstags und sonntags besichtigen. Übrigens kostenfrei. Das aussergwöhnliche Gebäude wurde 1973 von John Quentin Hejduk entworfen und erst 2001 im Rahmen einer Ausstellung gebaut. Heute gehört es zum Groningen Museum. Hier konnte der Architekt seiner Kreativität freien Lauf lassen. Zum Wohnen ist das Haus eher nicht gedacht. Was es mit der Wand auf sich hat, erfährt man dann beim Besuch… 😉

3./ Bevor wir die Stadt verlassen, fahren wir noch mit den Rädern zu dem im Nord-Westen gelegenen Rietdiep-Hafen.

Den Hafen gibt es noch nicht lange. Er befindet sich in einem Neubaugebiet am Stadtrand am Rietdiep und ist über eine Schleuse zu erreichen. Mit dem Fahrrad erreicht man ihn vom Zentrum aus in 20′. Obwohl er recht weit vom Stadtzentrum entfernt liegt, ist er nicht ohne Interesse. Man findet in direkter Nähe einen Supermarkt und ein paar Geschäfte fürs „Wesentliche“. Ausserdem gibt es seit kurzem eine Bootstankstelle. Besonders für Durchreisende, auf dem Weg nach oder von Deutschland, bietet sich der Hafen an.

Wer die Stadt näher kennenlernen will, der wird wohl den Oosterhafen bevorzugen.

Wir sind auf jeden Fall gut dort aufgehoben. Für uns zählt nun der Hafen zu der Kategorie „Wir kommen gerne wieder„.

Hafenmeisterin Christa beim abendlichen Flaggen Einholen // Groningen // Oosterhaven.

Nach 3 Tagen heisst es weiterziehen.

Nicht nur für uns nimmt die Hafenmeisterin Christa jeden Abend die Flaggen rein.

Christa // „Havenmeester van het jaar! 2019″ // Groningen

2022 # 12 Emden aller-retour

Wie schon der Titel sagt, wird es nur eine kurze Reise nach Norddeutschland, genauer gesagt nach Emden in Ostfriesland .

Als wir von Groningen in Richtung Ems und Dortmund-Ems-Kanal über die kleinen Kanäle aufbrechen wollen, erfahren wir über die Wasserweg- Informationen, dass dies zur Zeit wegen Reparaturarbeiten einer Schleuse „auf absehbare Zeit“ nicht möglich ist. HINWEIS: Inzwischen ist die Sperrung wieder aufgehoben.

Also entscheiden wir uns, nicht länger zu warten und brechen nach Delfzijl auf. Wie von Geisterhand werden die Brücken geöffnet.

Der Berufsverkehr kommt uns heute meist entgegen. Nachdem wir an der Seeschleuse nach wenigen Minuten in der kleinen Kammer mit 2 Sportbooten aus Deutschland geschleust werden, fahren wir in den Aussenhafen, den wir gegen 13h erreichen. HINWEIS: Im Hafenkanal ist das Mithören des VHF Kanals 3 (neben dem üblichen Betriebskanal VHF10) auch für Sportboote empfohlen.

Es ist allerdings sinnlos zu versuchen, die Hafenmeisterin über den angegebenen Funkkanal 66 zu kontaktieren. Sie hat überhaupt kein Funkgerät! Telefonieren geht da schon besser, direkter,…

Wir legen uns an den den Längssteg, der für Boote ab 11m Länge vorgesehen ist. Am Abend sonnen sich hier 4 Linssen Yachten (siehe Bild).

Delfzijl // Aussenhafen / Neptunus

Der Hafen besitzt das Prädikat „königlich„. Das heisst für uns, dass dort der französische „Pavillion“ als Begrüssungsgeste gesetzt ist. Die Tradition wird gewahrt. Erfreut bedanken wir uns bei der Hafenmeisterin Samantha.

Die Stadt Delfzijl bietet nichts besonderes (für unseren Geschmack). Sie lebt einerseits vom Transit der Tanker, die zwischen Deutschland und den Niederlanden verkehren und einem lokalen Reeder, der Überseetank- und Fährschiffe betreibt.

Beeindruckend sind die Dämme zum Schutz der Stadt.

Hier am Dollart ist das Wasser sehr verschlickt. Fische und Vögel haben es schwer. Ein gross angelegtes Naturschutzprogramm soll helfen, dass in dieser industriellen Umgebung die Natur wieder zu Worte kommt.

Dollard // Von Delfzijl in Richtung Emden

Das Wetter ist eher schlecht, so auch die Aussichten für die folgende Woche mit Wind und Regen. Der Wind ist mit 4 – 6 Bft schon recht stark. Für die nächsten Tage ist kaum Besserung angesagt. Allerdings soll es am nächsten Tag zwischen 11h und 13h etwas ruhiger werden.

Da wir vorhaben zunächst in Richtung Mittellandkanal zu fahren, erkundigen wir uns im Hafen über die besten Etappen. Wegen des wechselhaften Wetters fallen die Antworten sehr unterschiedlich aus.

Somit ändern wir unseren Plan. Jedoch wollen wir auf einen Abstecher nach Emden nicht verzichten.

Ein Boot aus Neuss am Rhein ist in ähnlicher Situation. Wir entscheiden gemeinsam, am nächsten Tag den Dollart zu überqueren und zunächst in Emden auf Besserung zu warten.

Wie sieht es aus mit Wind und Tiede? Bekannter Weise muss man im Ems-Delta mit starker Strömung, Berufsschiffern und Fährbetrieb rechnen.

Dollart // Delfzijl > Emden

Niedrigwasser haben wir um 11h20 am nächsten Tag. Ein erfahrener Skipper aus Delfzijl rät uns nach Niedrigwasser 2h zu warten. Bei gutem Wind von Westen wären so die Bedingungen für die Überfahrt gut. Das Boot aus Neuss will unbedingt die Schleuse in Emden um 13h nehmen. Sportboote werden an der Nessellander Schleuse jede volle Stunde geschleust. Bei „geraden“ Uhrzeiten von Binnen nach Buten. Bei „ungeraden“ Uhrzeiten von Buten nach Binnen. Die nächste Schleusung wäre somit um 15h.

Daher möchte unser „Begleitboot“ schon um 11h los, um sicherzugehen, dass wir die Schleuse um 13h passieren. Wir willigen ein, noch vor dem Beginn des auflaufenden Wassers loszufahren. Mit unserem Verdränger kommen wir daher nicht in den Genuss des Gezeitenstroms, sondern merken noch eine leichte Strömung der Ems… Gegen 12h30 nehmen wir endlich etwas Fahrt auf (+2km/h), aber es scheint zu spät, um noch rechtzeitig an der Schleuse anzukommen. Gegen 12h45 informiert uns unser „Begleiter“ über Funk, dass er versucht, noch rechtzeitig an der Schleuse zu sein. So gibt er mit seinem „Halbverdränger“ Gas. Später wird er uns von seinen 380PS erzählen.

Nicht nur, dass er die Schleuse noch rechtzeitig erreicht, es gelingt ihm auch, den Schleusenwärter zu überzeugen, doch bitte auf 75PS Verdränger VAGABOND zu warten. Es klappt!

Gegen 14h legen wir zusammen am südlichen Ufer im historischen Binnenhafen an. Unser „Begleiter“ freut sich sehr über die Flasche Champagner, die wir ihm zum Dank überreichen.

Emden

Wir bleiben 2 Nächte. Zeit genug, um über die Weiterreise nachzudenken.

Es mag am schlechten Wetter liegen, dass die Stadt uns nicht besonders anspricht.

Wir nutzen die Zeit, um der Kunsthalle einen Besuch abzustatten. Henri Nannen gab den Anstoss zu diesem Museum. Viele Werke aus seinem Nachlass sind dort ausgestellt. Ausserdem beherbergt das Museum eine lehrreiche und überaus interessante Ausstellung über die Provenienzforschung.

Da sich das Wetter nicht grundsätzlich bessert und wir eh zeitlich etwas unter Druck geraten sind, entscheiden wir uns schweren Herzens, auf einen längeren Aufenthalt in Norddeutschland zu verzichten.

Am nächsten Tag geht es zurück über den Dollart in Richtung Groningen. Hochwasser ist für 7h20 angesagt. Bis 10h weht der Wind mit 3Btf aus Nordwest. Dann frischt er auf mit Böen bis 6 BFt. Wir versuchen die Seeschleuse um 9h zu nehmen. Der Schleusenwärter weist darauf hin, dass von Binnen nach Buten, die nächste Schleusung für Sportboote um 10h angesagt ist. Trotzdem rät er uns, die Eisenbahnbrücke am alten Binnenhafen um 8h55 öffnen zu lassen. HINWEIS: Die Brücke wird auf Anfrage jede volle Stunde (xxh55) gehoben. Falls es dann um 9h möglich ist, mit Berufsschiffern zu schleusen, wären wir dann gegen 9h30 schon auf dem Dollart. So machen wir es und es klappt.

Als wir den Vorhafen verlassen, müssen wir feststellen, dass sich das Wetter gegenüber der Vorhersage verschlechtert hat. Es regnet, die Sicht ist schlecht und der Wind weht schon mit 4 Bft. Sofort bekommen wir die starke Strömung zu spüren. Obwohl wir im Wasser nur mit 8 – 9 km/h bei 1600 Umdrehungen fahren, gleiten wir mit 15 km/h flussabwärts.

Skizze Dollard

HINWEIS: Von Delfzijl > Emden : bei auflaufendem Wasser / Niedrigwasser in Delfzijl + 2h // Emden > Delfzijl : bei ablaufendem Wasser / Hochwasser in Emden + 1h

Die Fahrt auf dem offenen Wasser dauert nur 70′, allerdings „bewegte“ Minuten!! Mit dem Fernglas halten wir die Wendeboje im Auge. Ein uns entgegenkommendes Hochseeschiff hindert uns, frühzeitig mit der Strömung in Richtung Einfahrt zum Delfzijler Hafenkanal abzubiegen. Somit kommen wir etwas zu weit ab, müssen gegen den Strom anfahren. Die vom Wind aufgestauten Wellen haben wir nun auf der Steuerbordseite, was unser Boot zum Rollen bringt. Die letzten 2km bis zur Einfahrt werden etwas unangenehm.

Im Hafen angekommen, entscheiden wir uns, dort nur zu tanken und fahren anschliessend weiter. Wir denken, dass wir bei dem miesen Wetter besser in Groningen aufgehoben sind. Dort wartet ja noch das Groningen Museum auf unseren Besuch.

Delfzijl // Seeschleuse / Aussen

Um 12h45 verlassen wir die kleine Kammer der Seeschleuse und erreichen Groningen um 16h. Am Steg B hat Christa,die Hafenmeisterin für uns einen Platz an der Kade vorgesehen.

Nach einem aufregenden Tag sind wir wieder in bekannter und entspannter Umgebung.

Zusammenfassung:

  • Groningen > Delfzijl : 29km / 3,8Mh
  • Delfzijl > Emden : 20 km / 2,9Mh
  • Emden > Groningen : 48km / 6,6Mh (inklusive Tankstop im Aussenhafen Delfzijl)

2022 #11 Besuch in Groningen

Wir liegen im Oosterhaven.

Groningen // Oosterhaven

Wie der Name schon sagt, findet man ihn im Osten der Stadt. Auf den ersten Blick erscheint seine Lage etwas abseits. Dies ist nicht der Fall. Der Bahnhof ist zufuss in 15 Minuten zu erreichen, das Zentrum ganz nah. Der Hafen besitzt ein gut sortiertes Bootsausstattungsgeschäft. Der Empfang ist gut. Die Sanitäranlagen sind nicht auf dem neusten Stand aber sauber und komplett (inklusive Waschmaschine, Münzen gibt es dazu im Geschäft). Wer auf dem Weg nach Deutschland unterwegs ist, der ist hier gut aufgehoben.

In Groningen bleiben wir ein paar Tage. Wir nutzen die Zeit , um die Stadt kennenzulernen. Es ist unser erster Besuch.

Zufällig stossen wir nach ein paar hundert Metern auf das „Forum„.

Groningen // Forum

Zunächst wissen wir nicht, um was es sich dabei handelt. Der massive Neubau im historischen Zentrum überrascht und weckt bei uns sofort Interesse. Das Gebäude ist, sagen wir es vorsichtig, „imposant“. Von aussen, wirkt es sehr massiv, wie ein riesiger Granitblock. Von innen, offen und luftig. Man kann es auch anders formulieren: Von aussen „anziehend“ wegen der Masse, von innen „einladend“ wegen der hier herrschenden Offenheit! Sehr empfehlenswert!!

Groningen // Forum

Wir lassen es uns nicht nehmen, auf die Dachterrasse zu fahren. Am Empfang in der Eingangshalle empfiehlt man uns die Rolltreppen und nicht den Aufzug zu nehmen. So erhalten wir tatsächlich den besseren Eindruck von der Architektur aber auch von den verschiedenen Kultur,- Bildungs – und Informationseinrichtungen. Vom Dach aus haben wir einen optimalen Rundumausblick auf die Stadt und ihrer näheren Umgebung.

Unser Spaziergang führt uns weiter zum Prinsentuin, einem kleinen, ruhigen Renaissance Garten. Dort sollte man sich auf jeden Fall auch die aussergewöhnliche Sonnenuhr anschauen.

Auf der Uhr befindet sich ein Spruch in Latein : Tempus Præteritum Nihil Futurum Incertum Præsens Instabile Cave Ne Perdas Hoc Tuum. Er hat heute, mehr denn je, seine Richtigkeit!

Unseren ersten Rundgang beenden wir mit einem Besuch im Bahnhof.

Auf dem Weg dorthin stossen wir durch Zufall auf eine Handwerkswerkstatt besonderer Art. Hier werden Freizeitkurse angeboten, um Werkstoffe wie Holz und Metall oder auch Geräte und Maschinen näher kennenzulernen: Basteln, Reparieren, Verstehen…

Bahnhöfe sind oft das „Aushängeschild“ einer Stadt. Es sind Orte der Begegnung, sie zeugen vom Reichtum oder der Bedeutung der jeweiligen Stadt. Als Beispiele kommen uns spontan die Bahnhöfe von Antwerpen, Lüttich, Berlin und London in den Sinn. Ob neu oder alt, alle sind sie sehenswert. Wegen ihrer Architektur und Atmosphäre.

Am nächsten Morgen nehmen wir unsere Räder, und drehen eine Tour entlang der Kanäle, vorbei an alten Speicherhäuser, die vom früheren regen Handel zeugen.

Nach unserer kleinen Runde, ruhen wir uns ganz in der Nähe des Hafens am Kanal aus. Dort gibt es eine nette Bar mit Aussicht auf die ehemaligen Speicherhäuser.

Jetzt fehlt noch ein Besuch im Groninger Museum. Der futuristische Bau von 1994 ist sicherlich Geschmackssache. Die auffällige bunte Konstruktion lässt einen nicht unberührt.

Museum Groningen

Uns lockt er eher an und erweckt Interesse. Für Architekturfotografen gibt es hier viele Blickwinkel zu entdecken und festzuhalten.

Den Besuch im Museum heben wir uns für die nächste Reise nach Groningen auf, vorausgesetzt es ist nicht wieder Montag, sein Ruhetag! Da das Wetter wieder etwas instabiler wird, entscheiden wir weiterzufahren in Richtung Delfzijl. Wenn wir den Dollart überqueren wollen, muss das Wetter stimmen.

Also entscheiden wir uns zu einem letzten Spaziergang durch die Stadt.

2022 #10 Auf nach Groningen

Bei unserer ersten Reise nach Friesland 2017 haben wir uns im wesentlichen auf die Seenplatten um Sneek, Grou und Stavoren konzentriert. Wir hatten es uns aber nicht nehmen lassen, auch einen kurzen Abstecher nach Dokkum zu machen.

Dieses Mal soll es ja weiter in Richtung Norddeutschland gehen. Daher wollen wir sowohl zügig vorankommen, als auch Neues im Nord-Osten der Niederlande entdecken.

Somit wählen wir die in der Skizze gezeigte Route. Einige Wege sind neu für uns. Andere kann man kaum umgehen, ohne grosse Umwege zu fahren.

Friesland 2022

Über die Strecke Vollenhove nach Lemmer (1) haben wir schon an anderer Stelle berichtet.

Von Lemmer aus geht es in 6 gemütlichen Tagesetappen nach Groningen. Die für uns neuen Wege sind auf der Skizze schwarz hervorgehoben. In Lemmer, Leeuwarden und Dokkum bleiben wir jeweils 2 Tage. In Groningen länger.

In Lemmer wie auch im Umland werden die Brücken morgens ab 9h00 bedient. Man glaubt in Frankreich zu sein,….

So scheint in Lemmer noch alles verschlafen, bis dann (endlich) die nah gelegene Turmuhr 9 mal schlägt. Jetzt kommt Bewegung auf, es ist wohl das allgemeine Startsignal. Einige Boote lassen ihre Motoren an, und fahren zügig zur nächsten Brücke, um eine gute „Startposition“ zu haben. Auch wir machen uns bereit. So finden wir uns mit 6 Yachten und Segelschiffen vor der ersten Brücke (in Richtung Prinses Margeriet Kanal).

Sloten

Bei schönstem Wetter und mässigem Wind führt uns die Reise über Sloten und Woudsend direkt nach Workum (2). Dort machen wir im Hafen „De Liefde“ gegen 13h fest. Die meisten Passanten haben einen Platz im voraus reserviert, wohlwissend dass ihre Anzahl beschränkt ist. Wir haben dennoch Glück. Im Hafen gibt es ein Wassersportartikelgeschäft. Ausserdem besitzt er eine Tankstelle für Diesel und GTL.

HINWEIS: Wer der vielen Brücken nicht müde ist, kann auch weiter ins Stadtzentrum zum Passantenplatz fahren. Dort gibt es noch viele freie Plätze. Das Liegegeld wird dort mit der App „aanUit.net“ beglichen.

Workum Passantenhafen

Bei unserem Stadtbummel stossen wir zufällig auf die Schiffswerft Van Klink, welche sich auf die Renovierung alter Holzschiffe spezialisiert hat.

Wer sich für traditionnelle Holzarbeiten und Schreinerei interessiert, der sollte sich die Zeit nehmen und mal reinschauen. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass in den Niederlanden Tradition gepflegt wird und somit diese Handwerksbetriebe weiterhin aktiv sein können!

Es geht weiter nach Grou (3). Wir wählen den Weg, der an Bolsward vorbeiführt. 2017 hatten wir die Stadt mit dem Bus von Stavoren kommend besucht. Diesmal fahren wir südlich an ihr vorbei. Der Weg führt uns durch typische friesische Kanal- und Graslandschaften, bevor wir Sneek zur Mittagszeit erreichen. Die Stadt durchqueren wir zügig. Über den Prinses Margeriet Kanal geht es weiter. Wie zu erwarten, treffen wir hier auf Berufsverkehr, der allerdings nicht sehr drückend ist. Der „Kanal“ ist breit, es gibt keine Strömung und das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite.

Gegen 14h erreichen wir Grou. Dort legen wir im Hafen „Vereniging Grouwster Watersport“ der Stadt an.

HINWEIS: Die Liegeplätze an den Stegen sind hier nach Grösse der Boote sortiert von A ( = klein) bis H ( = gross). Am jeweiligen Kopfsteg befindet sich ein Schild mit der für diesen Anleger bestimmten Bootsdimenstionen. In unserem Fall ist es der Steg C, bestimmt für 12x4m. Anscheinend soll man sich beim Hafenmeister melden, bevor man an einen bestimmten Platz anpeilt. Die Plätze werden dann zugewiesen.

Wir dürfen allerdings unseren Platz behalten 😉

Ähnlich wie Sneek ist auch Grou ein beliebtes Wassersportzentrum. Obwohl wir noch Mitte Juni in der Vorsaison sind, hat man den Eindruck, dass die Yachtcharter Vermietungen schon auf Hochtouren laufen. Die meisten Boote an unserem Steg sind gemietet. Uns gegenüber liegt eine grössere Yacht, gemietet von etwa 8 jungen Männern. Es dauert nicht lange bis der erste von ihnen, nicht mehr sicher auf seinen Beinen steht. Auch wenn sie etwas zu tief ins Glas schauen, endet der Abend bei guter Laune.

Bevor wir weiterfahren, wollen wir noch unseren Abwassertank entleeren. Wir hatten das schon in Vollenhove versucht. Dort war der Anschlussstutzen unbrauchbar. Hier sieht er auch nicht mehr sehr frisch aus, aber mit ein wenig Mühe schaffen wir es, ihn anzusetzen.

Die Fahrt führt uns weiter nach Leeuwarden (4). Wir wählen die gemütlichere Route über die kleinen Kanäle. Beim Ort Wergea (Warga) gibt es zwei Fahrwege:

  • entweder man nimmt die Umgehung. Sie ist mit „Stehende Mastroute“ ausgewiesen,
  • oder man wählt die Strecke durch den Ort über die Wergeaster Feart. Am Ortseingang weist ein Schild darauf hin, dass nur „kleinere“ Schiffe (15x4m max.), diesen Weg wählen sollten.

Wir sind neugierig und folgen einer Yacht, die den gleichen Plan hat.

Wenig später müssen wir feststellen, dass es sich um eine völlig unerfahrene Crew handelt. Vor der geschlossenen Brücke etwas in Panik geraten, manövrieren sie ungeschickt. Dabei rammen sie die Uferbefestigung und beschädigen den Schiffsrumpf.

HINWEIS: Um es kurz zu sagen, die Umgehung ist eindeutig der problemloserer Weg! Wir hatten Glück, dass uns kein Schiff entgegen kam. Es ist übrigens überraschend, dass keine Fahrrichtung vorgeschrieben ist. Man kann sowohl von Norden als auch von Süden kommend in den Stadtkanal einfahren. Ein Schild weist lediglich darauf hin, dass eine Bootsgrösse von 15x4m nicht überschritten werden soll. Selbst das erscheint uns leicht übertrieben.

Als wir das letzte Mal in Leeuwarden (4) waren, erschien uns die Stadt „kalt“ und wenig einladend. Dieses Mal sollte es anders sein! Damals war wohl das schlechte Wetter und die frühere Jahreszeit an unserer Einschätzung schuld.

Als wir noch recht früh ankommen, ist es noch recht ruhig am Kanal, der als Passantenhafen zwischen zwei Brücken liegt . Somit ist es morgens und abends ruhig auf dem Wasser. Bei dem schönen Wetter bleiben wir allerdings nicht lange alleine. Schon am frühen Nachmittag sind kaum noch Plätze auf der Stadtseite (in Richtung Dokkum am linken Ufer) zu haben. Die schattigen Uferwiesen sind auch als Treffpunkt zum Picknicken sehr gefragt. Es herrscht Ferienatmosphäre. Wir entscheiden uns, zwei Tage in der Stadt zu bleiben, um sie besser kennenzulernen.

Beim VVV (Touristeninformation) erkundigen wir uns über die sehenswerten Aspekte der (Provinzhaupt) Stadt. Dort empfielt man uns unter anderem auch eine Statdtführung. Wir nehmen das Angebot dieses Mal gerne an und reservieren unsere Plätze im Internet. Die Führung wird übrigens auch in Deutsch und Englisch angeboten. Sie führt uns durch die schönen historischen Viertel der Stadt. Dabei werden wir auf die winzigen „Miniaturkunstwerke“ aufmerksam gemacht, die an verschiedenen Orten der Stadt versteckt sind.

Wir besuchen ebenfalls das Keramikmuseum. Dort befindet sich, ausser einer bedeutenden Keramiksammlung, auch das Geburtshaus des Künstlers M.C. Escher. Im Keller des Museum gibt es einen Raum dessen Wände im Stile „Escher“ bemalt wurden. Allein deshalb lohnt der Besuch. Für Escher Fans, ein MUSS! Abends werden wir dann noch auf dem Vorplatz des Olde Hove („schiefen Turms) mit einem Fanfaren Konzert belohnt . Man mag diese Musik nicht besonders lieben, aber allein schon wegen der Choreographie war der Besuch es wert.

Der Weg führt uns weiter nach Dokkum (5). Die Landschaft erinnert an die Holländische IJssel.

Burdaard

Weil wir Dokkum schon kennen, wollen wir nur einen Tag dort verweilen. Allerdings sind starker Wind und Böen für den nächsten Tag angesagt. Da die Brücken erst ab 9h bedient werden, gehen wir es am nächsten Morgen gemütlich an. Der Wind ist schon recht stark. Wir sind nicht die Einzigen, die sich die Frage der Weiterfahrt stellen. Da es bis 10h ruhig bleibt und ein Nachbar uns sagt, dass er aus den gleichen Gründen in Dokkum bleibt, ist auch unsere Entscheidung gefallen.

Dokkum ist immer wieder eine Reise wert. Auf den ersten Blick erstaunt die Anzahl und Vielfalt der Geschäfte. Man sieht, dass die Stadt viel besucht wird.

Das Wetter bleibt den ganzen Tag wechselhaft, was dem „Fotografen“ das Leben leichter macht. Die Stadt lädt eh schon zum Fotografieren ein. Heute macht es besonders Spass.

Dieses Bild muss sein

Zum perfekten Foto gehört es natürlich dazu, direkt unter einer der beiden Mühlen anzulegen. Für unseren nächsten Besuch werden wir uns allerdings auf das andere Ufer legen. Dort hat man eindeutig den besseren Ausblick…. auf die Mühlen.

HINWEIS: Es sei noch vermerkt, dass vor der Stadt (von Leeuwarden kommend) am linken Ufer ein Warnschild (3 rot leuchtende Lampen, im Falle der Warnung) darauf hinweist, dass der Dokkumer Diep geflutet oder gespült wird. Es kann dann zu verstärter Strömung und Wasserstandsschwankungen kommen ( – 30 cm). Dies ist beim Anlegen zu beachten.

Ab jetzt „betreten“ wir Neuland. Bisher sind wir nicht weiter als Dokkum gereist. Von hier aus geht es weiter in Richtung Groningen. Zunächst führt der Weg durch eine schöne ruhige Agrarlandschaft. Dann geht es weiter „fast“ über das Wattenmeer, den Nationalpark (seit 2003) das Lauwersmeer. Dieses Wassergebiet wurde 1969 vom Wattenmeer durch eine Deich abgetrennt. Da die Wassertiefe gering ist, ist es empfehlenswert die Betonnung gut zu beachten.

Zoutcamp

Wir verlassen dieses Gebiet nach 1h30 und erreichen die Schutzschleuse von Zoutkamp (6), wo wir im Passantenhafen sofort einen schönen Platz finden.

Zoutkamp

Ausser dem Hafen gibt es in dem Ort nicht viel zu sehen. Zoutkamp war früher, bevor der Deich gebaut wurde, ein wichtiger Hafen und Umschlagplatz für Garnellen und Nordseefische. Auch wenn der Hafen möglicherweise an Bedeutung verloren, lebt die Stadt immer noch vom Fisch (heute auch Ale), aber natürlich auch vom Tourismus.

Wir lassen es uns nicht nehmen, direkt beim Fischhändler zu essen. Alles was in der Region gefisch wird, ob Süss oder Salzwasser, gibt es dort zu kaufen oder zu verzehren „vor Ort“.

Erwähnenswert sind noch die Sanitäranlagen des Passantenhafens. Sie befinden sich etwas 200m abseits vom Hafen und sind in den Deich integriert. Von Weitem kann man sie mit einer Schleuse verwechseln (links auf dem Bild).

Passantenhafen Zoutkamp / Sanitärgebäude

Am nächsten Morgen brechen wir schon früh auf. Die erste Brücke / Schutzschleuse erreichen wir nach etwa 1h. Nach Karte soll sie meistens offen stehen. Diesmal ist es nicht so. Wir melden uns über Funk. Der Wärter meldet sich sofort, und bittet um etwas Geduld.

Als wir uns Groningen (7) nähern, müssen wir entscheiden, ob wir weiter über den Rietdiep oder den Van Starkenborgh Kanal zum Hafen fahren. Wir wählen den Oosterhaven. Sicherlich ist der Weg durch die Stadt schöner.

HINWEIS: Allerdings sollte man berücksichtigen, dass die Brücken in der Stadt zwischen 15h30 und 18h00 nicht gehoben werden (am Wochenende nur bis 16h).

Somit entscheiden wir uns für den „geraden“ Weg über den von Berufsschiffern benutzten Kanal und die Ostersluis. Als wir dort ankommen, haben wir Glück. Die Schleuse ist bereit und ein zweites Sportboot wird mit uns geschleust. Dann gilt es noch zwei Brücken zu durchqueren, und wir sind schon am Ziel.

Vorher haben wir mit der Hafenmeisterin einen Platz vereinbart. Da wir ein paar Tage bleiben, hat sie uns einen ruhigen Platz zugewiesen.

Oosterhaven in Groningen.

Mehr aus Groningen demnächst.

2022 #9 An Lemmer kommt man nicht vorbei

Wer Friesland besucht, der macht auch in Lemmer halt. Hier beginnt oder endet der Prinses Margeriet Kanaal, eine wichtige Verbindungstrecke für die Frachtschifffahrt zwischen Amsterdam und der Emsmündung.

Um nach Lemmer von der IJssel kommend zu gelangen, gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten:

  • über das IJsselmeer
  • über den eben erwähnten Kanal
  • oder über die Kanäle in OberIJssel und Flevoland von Vollenhove kommend. Diese Strecke wählen wir dieses Mal.

Zunächst führt uns der Weg über das Zwolsche Diep, das Zwarte Meer und zuletzt das Kadoelermeer nach Vollenhove.

Zwolsche Diep

Für uns ist es der dritte Besuch. Auch für dieses Städtchen lohnt sich der Besuch.

Wir machen an der Kade fest und brechen sogleich zu einem Bummel auf.

Die Plätze entlang der Kade sind in der Hochsaison für längere Boote reserviert. Die sonstigen Liegeplätze für Passanten an den Schwimmstegen sind mit einem grossen weissen Pfeil auf blauem Untergrund markiert.

Wir profitieren vom schönen Wetter und fahren mit den Rädern im „Gegen-Uhrzeigersinn“ unter Benutzung der Knotenpunkte: 73, 74, 44, 43, 31, 23 nach Blokzijl. Die Stadt liegt dieses Jahr nicht auf unserer Route nach Lemmer.

Nach unserem „Lunch“ an der Schleuse machen wir noch einen Rundgang ums Hafenbecken, bevor es mit dem Rad zurück nach Vollenhove geht.

Die Anziehungskraft dieses Ortes scheint ungebrochen. Auch wenn es noch ein paar Plätze dort gibt, liegt man in Vollenhove doch bedeutend ruhiger.

Am nächsten Morgen fahren wir Richtung Voorstersluis, um über die Zwolse Vaart und Lemstervaart nach Lemmer zu gelangen.

In Flevoland werden die meisten Brücken und Schleusen über eine zenrale Leitstelle bedient. Dies geht über einen Telefonservice. An der Schleuse steht zwar noch ein Schild für einen VNF Kanal, aber anscheinend wird dieser nicht mehr gehört, zumindest für die direkte Bedienung der Schleusen und Brücken.

Zur Bedienung muss man eine Telefonnummer anwählen. Leider existiert die Menu-Führung (zur Zeit) nur in Niederländisch. Es gilt also genau hinzuhören.

Das Menu ist im Grunde logisch und einfach aufgebaut. Zunächst entscheidet man, ob man vor einer Brücke oder Schleuse steht. Im Falle einer Schleuse gibt man am Schluss seine Position an: „Boven“ (oben) oder „Beneden“ (unten). Also wo man steht, nicht wo man hin will. Auf Flüssen, mit einer eindeutigen Flussrichtung, gibt man im Gegensatz dazu die Richtung an. „Zu Berg“, Zu Tal“. (Wo will ich hin). Analog dazu wäre hier (Wo bin ich) Ich bin „Unten“, ich bin „Oben“. Dies gilt zu berücksichtigen.

Im Unterwasser der Schleuse Voorstersluis

Es sei übrigens bei dieser Gelegenheit erwähnt, dass in Friesland für die Anmeldung zum Brückenheben die Technik sich fortlaufend weiterentwickelt. Dabei handelt es sich nicht nur um Automatisierung sondern inzwischen auch um Digitalisierung. Aber es gibt noch etliche von Brückenwärtern bediente Brücken. Manchmal kann man sich auch per Klingelknopf am Wartesteg anmelden oder über eine VHF Verbindung. Neuerdings ist bei manchen Brücken, vor allem in touristischen Gegenden, die Anmeldung auch über die „App“ Watersport möglich.

Kurz vor 13h erreichen wir die Friesesluis.

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Friese Sluis

Nach der Schleusung fahren wir zur naheliegenden historischen Lemstersluis, die über die Oude Sluisbrug zum ehemaligen „Dok“ führt. Zügig werden wir zusammen mit einem Segelboot geschleust.

Es ist heute ein beliebter Passantenliegeplatz mitten im Stadtzentrum. Das Dok ist von Geschäften und Restaurants umgeben. Das Liegegeld bezahlt man an einem der beiden Automaten, die jeweils an der Oude Sluis Brücke und an der Flevo Brücke zu finden sind. Strom und Wasser werden unabhängig von der Übernachtungsgebühr mit der „Service-Karte“ bezahlt.

Hier geht es immer lebhaft zu. Wer die grosse Seeschleuse Prinses Margeriet vermeiden will, muss hier durch. Somit liegt man tagsüber nicht sonderlich ruhig. Wer es ruhiger haben will, muss weiter zu den Yachthäfen fahren, die am Stadtrand liegen. Trotz Vorsaison liegen wir ab dem späten Nachmittag im Doppelpack. Es sind vor allem Segler, die noch spät vom IJsselmeer kommend einen Platz suchen, bevor die Brücken nach 20h nicht mehr bedient werden.

Abends wird es dann nach 22h schnell ruhig.

Wir entscheiden uns zwei Tage hier zu bleiben. In der Nähe der Stadt, etwas nördlich gelegen in Tacozijl, liegt die historische Pumpstation Wouda Gemaal, die von der Unesco 1998 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Trotz ihrer 100 Jahre alten Technik ist sie immer noch in Betrieb. Für Technik- oder Architekturinteressierte ein absolutes Muss! Leider können wir die Station und das dazugehörende Informationszentrum nicht besichtigen, da es von Sonntag bis einschliesslich Dienstag für Besucher nicht geöffnet ist. So können wir uns die Anlage nur von Aussen ansehen.

Zusammenfassung:

Vollenhove > Lemmer : 8h20 – 13h45 / 32km / 5,3 Mh.