2023 #14 Leinen los, Richtung Compiègne

Von Mai bis Juni haben wir die Maas, Sambre, Oise, Seine und Yonne befahren. Insgesamt 1000km.

Nach einer längeren „Sommerpause“ im Juli melden wir uns wieder zurück. Der Plan ist, über die Oise und den Canal du Nord in Richtung Zeeland zu fahren. Am letzten Juliwochenende gehen wir wieder aufs Boot. Wir finden es unversehrt vor. Nur der Regen hat ein paar Spuren hinterlassen, die aber schnell weggewischt sind.

Jetzt, Anfang August, ist das Wetter sehr wechselhaft. Wir starten von Cergy am 1. August und haben vor, in zwei Etappen zunächst nach Compiègne zu fahren.

Der Wetterbericht lässt für die nächsten Tage nicht viel Hoffnung. Vor allem der starke Wind beschäftigt uns.

Wie schon erwähnt sind gute (und sichere) Anlegestellen auf der Strecke selten. Zunächst sehen wir vor, auf halber Strecke im Oberwasser einer der sieben Schleusen zu übernachten. Dort müssten wir dann nach den Vorhersagen wohl 2 Tage ausharren. Obendrein ohne Landzugang (zumindest bei den infrage kommenden Schleusen auf halber Strecke). 93 km liegen zwischen Cergy und Compiègne.

Als wir gegen 18h30 an einem möglichen Übernachtungplatz ankommen, befragen wir den Schleusenwärter, ob es „machbar“ wäre bis Compiègne? Er ist sehr freundlich, und rät uns, es wegen des angesagten Sturms zu versuchen. Er verspricht, seinen Kollegen an der Schleuse „Venette“ anzurufen, um unsere Ankunft gegen 20h anzukündigen. Die letzten Schleusungen auf der Oise sind bis 20h möglich,… (Ausfahrt vor 20h30).

Also versuchen wir es! Nach fast 12h Fahrt wollen wir erschöpft aber zufrieden in Compiègne festmachen. Jedoch gilt es zunächst, einen Platz zu finden. Denn die bekannte Kai-Mauer ist voll! Wir sind nicht das einzige Schiff, das hier die nächsten Tage ausharren will.

Ein Australier winkt uns heran. Also „Doppelpack“! Was am Kai gar nicht so schlecht ist. So liegen wir trotz Wind und Wetter ruhig und sicher.

Am 3. August legt sich der Wind etwas, es bleibt aber sehr diesig und regnerisch. Kein Wetter für den Canal du Nord.

Bevor es losgeht, fahren wir noch ans andere Ufer zum Tanken. Als wir fertig sind und flussaufwärts losfahren, startet ein zweites Schiff in die gleiche Richtung. In der ersten Schleuse haben wir Gelegenheit kurz über unsere Pläne zu reden. Canal du Nord? Bei dem Wetter ? Nee! „Wir machen es gemütlich über die Sambre …“

10 Sekunden später haben wir unsere Meinung geändert. „Der Weg ist das Ziel“ . Also zurück zur Sambre. Nach der Schleuse „Belle Rive“ biegen wir in den Canal St. Quentin ein. Dieser kreuzt nach der Schleuse Tergnier n°32 in den Canal de la Sambre à l’Oise . Auf dem wir dann weiter in Richtung Osten fahren. Aber dazu mehr im nächsten Beitrag. Zunächst heisst es aber in Chauny zu übernachten. Dann geht es weiter zur Sambre.

2023 #13 Anlegestelle gesucht!?

Wie schon an anderer Stelle berichtet, sind die Anlegemöglichkeiten auf der Seine und Oise begrenzt.

Wir beschränken uns hier auf die Strecke zwischen Cergy (Mündung der Oise in die Seine) und Arsenal (Stadthafen Paris).

In Paris ist ausserhalb des Stadthafens Arsenal und der am Canal St. Martin liegenden Steganlage „La Villette“ das Festmachen und Übernachten grundsätzlich nicht erlaubt. Auf der Marne im Osten von Paris sieht es da schon besser aus. Dort gibt es einige gute Häfen und einfachere Anlegestellen.

Jeder der im Westen von Paris auf der Oise und der Seine unterwegs ist, stellt sich zwangsläufig immer wieder die gleiche Frage: Wo kann man übernachten?

Jetzt könnte man einwenden, dass in den bekannten Bootsführern auf verschiedene Häfen und Anlegemöglichkeiten aufmerksam gemacht wird, aber diese sind meistens nicht zugänglich, unbrauchbar für Schiffe über 8m Länge und bieten oft gerade mal Platz für ein Schiff.

Es sei erwähnt, dass auf der Oise der recht neu angelegte Hafen von Isle d’Adam eine gute Alternative zu Cergy bietet. Er liegt rund 20km flussaufwärts Richtung Compiègne.

Zwischen dem Hafen in Cergy und Arsenal liegen rund 80km und 4 Schleusen (wie schon berichtet, bietet der kürzere Weg über die Kanäle im Nord-Westen der Stadt keine echte Alternative). Je nach Strömung und Wartezeiten an den Schleusen ist das durchaus auf Talfahrt „machbar“.

Zu Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass es noch eine nette Haltestelle beim Restaurant Portobello in Herblay, ein Paar Kilometer von Conflans entfern gibt. Dort ist Platz für ein bis zwei Boote. Allerdings ist dieser Anleger nur für einen kurzen Aufenthalt zum Essen oder übernachten gedacht.  

Rueil-Malmaison // Quelle Google Maps 2023

Wir ziehen es vor, für diesen Weg zwei Etappen vorzusehen.

Auf etwa halber Strecke liegt die beliebte „Halte fluviale de Rueil-Malmaison„. Flussabwärts liegt sie 5km vor der Schleuse von Bougival, im Seine-Arm „Bras de Marly“. Am rechten Ufer, gegenüber der Anlegestelle liegt die Isle des impressionnistes. Sie hat einige bekannte Maler inspiriert, wie Monet ou Renoir.

Dort gibt es Platz für 3 Boote. Strom und Wasser sucht man allerdings vergebens. Es ist nicht überraschend, dass dieser Anleger trotz seiner spärlichen Ausstattung von Juni bis September stark gefragt ist. Einerseits ist er kostenlos und zudem liegt er sehr günstig.

Von hier aus, ist man mit der S-Bahn (RER A) in 15 Minuten im Zentrum von Paris. In der Nähe gibt es Restaurants und einige Geschäfte für den täglichen Bedarf.

Das Problem bleibt aber seine geringe Länge und Seltenheit. Seit neuem, hat sich hier auch noch ein Bootsführerschein-Unternehmen etabliert und belegt einen Teil des Stegs (auch wenn es offiziell heisst, dass man dort max. 48h bleiben darf,…) für seine Unterrichtsstunden!

Als wir Anfang Juni dort recht früh ankamen, hatten wir Glück, es gab genügend Platz. Jetzt Ende Juni sieht es hier aus wie in Lemmer (Friesland) an einem sonnigen Wochenende. 7 Schiffe haben sich heute hier eingefunden. Wie es scheint, schreckt einige der hohe Preis im Sommer von Arsenal ab.

Wenn man sich die anhaltende Beliebtheit der Bootsreise nach Paris ansieht, ist es nicht nachvollziehbar, wie wenig dafür getan wird!

Ein weiteres Beispiel bietet dazu der Bootsausrüster in Billancourt. Ein gutes Geschäft für jeglichen Bootsbedarf, nur anlegen kann man dort nicht,…

Paris ist zwar wie Berlin oder Amsterdam am Wasser gebaut, aber der Tourismus für Privatboote bleibt ein Waisenkind.

Besserung ist vorläufig nicht in Sicht. Gerechterweise muss allerdings gesagt werden, dass ein neuer Hafen im Westen von Paris an der Seine in Planung ist. Die geplante Anlage ähnelt dem Konzept des Hafens von Cergy. 2028 soll der Hafen fertig sein. Ob es dort viel Platz für grössere Schiffe geben wird, muss man dann sehen.

Saison 2023: Sambre, Yonne und Meer

Unsere Ziele 2023 haben wir in dem Beitrag „Der Plan reift“ vorgestellt. Dort hiess es, dass wir „über die Sambre nach Süden fahren“ wollen. Das „Endziel“ der 1. Reise sollte Paris werden. Den ersten Teil dieses Planes haben wir auch wie vorgesehen mit grossem Vergnügen durchgeführt. Auf der Sambre haben wir BALU getroffen.

Deren Plan war es, weiter nach Süden zunächst über die Seine in Richtung Loire zu fahren. Diese Idee hat uns gut gefallen, waren wir doch noch nie weiter als Paris „vorgedrungen“. Als wir dann gemeinsam den Loing erreichten, liessen uns die Informationen über Wasserstand und Wasserpflanzen, erneut den Plan ändern.

Die Yonne, ebenfalls ein Nebenfluss der Seine, bot eine gute Alternative. Auf nach Auxerre hiess es jetzt!. Auch dorthin wollten wir gerne hin, jetzt mit unserem eigenen Boot. Vor einigen Jahren hatten wir die Yonne und den Canal de Nivernais auf einem Mietboot kennengelernt.

Nach Auxerre sind wir dann mit dem Zug gefahren. Die Wartung einer Schleuse verzögerte sich, somit entschieden wir in Joigny umzukehren und den Weg zurück über die Seine nach Cergy anzutreten. Zunächst manchen wir aber noch einen zweiten Besuch in Paris. Dort verabschieden wir uns von BALU.

Von dort aus geht es dann weiter ab Ende Juli.

TOUR 1 : Von der Maas zur Yonne (Mai – Juni)

Maas > Sambre > Oise > Seine > Loing > Seine > Yonne

Quelle : GOOGLE Maps

Der ursprüngliche Plan
Auf der Maas nach Süden
Auf der Sambre (Unterlauf)
Auf der Sambre (Oberlauf Belgien)
Sambre > Oise I
Sambre > Oise II
Oise > Seine > Paris
Kanalfahrt zum Arsenal
Eindrücke aus Paris
Seine > Loing
Auf der Yonne


TOUR 2 : Von der Oise nach Zeeland und mehr (August – September)

Oise > Sambre > Brüssel-Charleroi-Kanal > Brüssel-Zee-Kanal > Rupel > Nette > Nette-Kanal > Albert-Kanal > Antwerpen Hafen > Schelde-Rhein-Kanal > Oosterschelde > Grevenlingen > Oosterschelde > Volkerak > Hollandsche Diep > Maas

Anleger im Westen von Paris gesucht
Leinen los, Richtung Compiège
Epilog zur Sambre
Von der Sambre nach Antwerpen
Von Antwerpen Richtung Grevelingen
Clap de fin de saison


Zusammenfassung:

1800 km, 270 Schleusen , 11 Hebe-Drehbrücken, 1 Tunnel

2023 #12 Unterwegs auf der Yonne

Nachdem wir unseren Plan aufgegeben haben nach Briare zu fahren , geht es zunächst zurück von dem Loing zur Seine. Gegen 10h30 nach 16 km erreichen wir die Mündung der Yonne.

Die Yonne ist aus mehreren Gründen ein interessantes Revier: der Fluss, die Landschaft, die Verbindungen mit den Kanälen und Flüssen Zentral-Frankreichs.

Zunächst zu den Schleusen: Da der Berufsverkehr hier schon stark abgenommen hat, wurde deren Infrastruktur nicht den modernen Anforderungen angepasst.

An allen Schleusen gibt es nur eine Kammer (wie es auch auf den meisten historischen Freycinet-Kanälen üblich ist). Das Besondere auf der Yonne sind die Formen und Ausstattungen der Schleusen-Kammern. Hier findet man

die folgenden Formen:

  • die übliche U-Form (senkrechte Kammerwände)
  • die V-Form (schräge Kammerwände)
  • die UV-Form (eine schräge und senkrechte Kammerwand)

die Ausstattungsvarianten:

  • Poller am Kammerrand
  • einen Schwimmsteg für ein Boot
  • zwei Schwimmstege für jeweils ein Boot
  • spezielle Festmacher für Frachter

Von der Seine kommend erreichen wir die erste Schleuse kurz nach 11h. Sie besitzt eine V-Form und Poller am Rande der Kammer. Da wir auf Bergfahrt sind, ist der obere Rand der Kammer allerdings ziemlich weit vom Boot entfernt. Wegen der schrägen Wände sollte man versuchen, sich möglichst in der Mitte der Kammer aufzuhalten, da nur dort zu Beginn der Schleusung die notwendige Wassertiefe vorhanden ist!

Hier die verschiedenen Varianten:

Grundsätzlich ist dieses VNF-Dokument sehr hilfreich. Dort erhält man alle wichtigen Informationen, wie z.B. Bedienzeiten der Schleusen, wichtige Telefonnummern, …

Quelle: VNF (Stand 2023)

Die Schleusen auf der Yonne sind in zwei Sektoren eingeteilt. Die Bedienzeiten sind unterschiedlich. Da im Unterlauf noch etwas Berufsverkehr vorkommt, öffnen die Schleusen dort um 8h. Ab der Schleuse n°5 befindet man sich im „touristischen Sektor„, dort wird ab 9h15 bedient. Die bekannten Bootsvermieter, Le Boat und Locaboat haben hier einige Basen.

Da brauchbare Anlegestellen rar sind, ist es ratsam, schon vor der Mittagspause (die Schleusen werden dann nicht bedient!) einen Anleger anzufahren. Die jeweiligen Bedienzeiten findet man im oben genannten Dokument (siehe Seite 53-54).

Was für die Schleusenbedienzeiten gilt, trifft auch für die VHF Benutzung zu. Ist noch Berufsverkehr vorhanden, wird der Kanal 69 noch genutzt und gehört.

ACHTUNG: die in den gebräuchlichen Revier- Führern angegebenen Telefonnummern sind meistens nicht mehr gültig. Die aktuellen Nummern findet man im oben genannten Dokument (siehe Seite 56-57).

Als wir losfahren, heisst unser Ziel und Endstation nun AUXERRE. Unterwegs erfahren wir dann, dass

  • eine der letzten Schleusen vor Auxerre wegen Wartungsarbeiten gesperrt ist. Sie sollte ab dem 23. März wieder in Betrieb sein. Jetzt soll es am 22. Juni soweit sein. Für uns, leider zu spät!
  • die Schleuse n°11 d’Epineau nur 3x am Tag bedient wird, um 11, 14 und 17h. Sie soll in schlechtem Zustand sein.

Fluss, Landschaft, Städte und Haltemöglichkeiten:

Die Fahrt bis Sens erweist sich zunächst als sehr angenehm. Es gibt (noch) genügend Wasser. Man sollte sich wenn möglich an den in den Führern angegebenen Fahrrinnen orientieren. Der Fluss ist teilweise schon recht versandet, es gibt Untiefen und manchmal auch überschwemmte Mauern.

Ab Sens ändert sich allerdings die Lage. Die Wassertiefe nimmt ab (manchmal nur 2,5m) und die Wasserpflanzen verbreiten sich auch hier,…. besonders befallen, ist die Strecke zwischen den Schleusen n°4 und n°7.

Unsere Absicht, so nah wie möglich an Auxerre ranzukommen, schwindet in Joigny. Hinzukommt, dass BALU seinen Steuerbordmotor nicht mehr starten kann. In Joigny bestätigt ein zu Rate gezogener Techniker aus Auxerre die Vermutung, dass der Anlassermotor ersetzt werden muss.

Wir entschliessen uns, mit dem Zug nach Auxerre zu fahren. Die Stadt ist eine Reise wert. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten. Da die Bahnhöfe sowohl in Joigny als auch in Auxerre etwas abseits liegen, entschliessen wir uns die Fahrräder mitzunehmen.

Auxerre ist mit Abstand die schönste Stadt an der Yonne.

Unser ausführlicher Stadtrundgang durch die Altstadt bestätigt uns, dass wir die richtige Entscheidung gefällt haben.

Es sei noch gesagt, dass der „Hafen“ von Auxerre seinen Namen nur bedingt verdient. Es gibt zwar dort zuverlässigen Service (der Austausch des Startermotors wurde schnellstmöglich durchgeführt), allerdings liegen alle Schiffe, oft im „Doppelpack“, einfach am Kai. Es gibt dort keine Schwimmstege, die den Hafen sicherlich aufwerten würden. Daher bedauern wir es nicht, dass wir es nicht mit dem Boot dorthin schaffen.

Auxerre: Stadt, Fluss, Hafen

Wir beschliessen, dass Joigny unsere Endstation ist und kehren am 15. Juni zurück nach Sens.

Als „halte fluviale„ist Sens mit seinem hochwassersicheren Schwimmsteg und seiner Versorgung mit Strom und Wasser ( alles kostenlos!) herausragend. Joigny (der Hafen der Charterfirma „Locaboat“) kann ebenfalls empfohlen werden.

Anleger in Sens

In Villeneuve s/Yonne stehen wir an der Kai-Mauer, an der man sich an Ringen und den Natursteinblöcken festmachen muss. Trotz dieser minimalen „Infrastruktur“ werden recht teure Gebühren für die Übernachtung , Strom (5€25!) und Wasser (auf das wir verzichten) verlangt.

Villeneuve s/Yonne

Erwähnenswert wäre noch Pont s/Yvonne. Dort findet man einen Schwimmsteg ohne jeglichen Service. Wenigstens ist er kostenlos und bietet Schutz bei eventuellem Hochwasser.

Pont s/ Yonne

Und zum Abschluss noch zwei gute Adressen für die Mittagspause:

  • Maison Trotoux in Sens (Essen direkt beim Metzger)
  • Poivre et Sel in Auxerre (französische Küche vom „marché„)

Zusammenfassung:

  • Loing > Yonne
    • Moret s/Loing > Pont s/ Yonne : 46km, 8h, 7 Schleusen
    • Pont s/ Yonne > Sens: 12km, 2h, 2 Schleusen
    • Sens > Villeneuve s/Yonne : 3h, 17km, 4 Schleusen
    • Villeneuve s/Yonne > Joigny: 4h, 18km, 3 Schleusen.

2023 #11 Auf dem Oberlauf der Seine zum Loing

Bevor wir den Hafen Arsenal in Paris verlassen, reservieren wir noch für unsere Rückreise Ende Juni einen Platz für 3 Tage. In den Sommermonaten sind die Liegeplätze gezählt. Paris ist ein beliebtes Ziel und es gibt wenig verfügbare Plätze im Hafen. Deshalb müssen die dort „Ansässigen“ turnusmäßig für jeweils 4 Wochen zwischen Juni und September den Hafen verlassen, um für Passanten Anlegemöglichkeiten zu schaffen.

Mit der Capitainerie vereinbaren wir, dass wir am Montag 5. Juni die Schleuse zur Seine um 8h15 benutzen wollen, um nach einer Woche unsere Weiterreise anzutreten. Über VHF 9 kündigen wir uns an und werden sofort zusammen mit BALU geschleust. Auf der Seine ist noch nicht viel Verkehr um diese Zeit. Nach einer knappen Stunden erreichen wir die Mündung der Marne.

Die Seine wird, wie es üblich ist, in Oberlauf und Mittellauf aufgeteilt. In Frankreich ist es aber die Angewohnheit, von der Seine „Aval“ und „Amont“ zu reden. Dies bezieht sich auf die Lage zu Paris. Verwirrend erscheint einem daher auch der Ausdruck „Je monte à Paris“, der im französischen Sprachgebrauch sich eingebürgert hat. So „steigt man zur Stadt Paris auf„, ob man seine Reise im Süden, Westen, Osten oder Norden von Frankreich beginnt.

Wir befinden uns jetzt auf der „Seine amont“ und fahren flussaufwärts in Richtung Süden.

Schleuse Port à l’Anglais

Unser Plan ist es, in den nächsten Tagen bis zum Canal de Briare über den Loing vorzustossen.

Wie auch auf anderen schon erwähnten Strecken gibt es kaum oder gar keine brauchbaren Anlegemöglichkeiten auf der Seine, mal abgesehen von ein paar Schleusen, wo es Poller im Oberwasser gibt. Diese kann man zum Übernachten nutzen, vorausgesetzt der Schleusenwärter erlaubt es.


Für die 1. Etappe entscheiden wir uns, bis nach Melun zu fahren. 5 Schleusen liegen bis dorthin vor uns . Auf der Seine herrscht Berufsverkehr, der dem der Maas ähnlich ist. So kann es vorkommen, dass es auch mal Wartezeiten gibt.

An mindestens 2 Schleusen gilt es besonders achtsam zu sein! Die grosse Kammer der Schleuse „Coudray“ wird sehr schnell gefüllt!. Ein Warnschild weist den Freizeitschiffer darauf hin, NICHT weiter als das Warnschild festzumachen. Anders gesagt je weiter hinten um so besser. Die Schleuse „Vives Eaux“ besitzt Spundwände. Um Schaden am Boot zu vermeiden, haben wir noch zusätzliche Fender angebracht.

Heute wird die Seine vor allem zum Transport von Sand, Gestein und Baumaterialien genutzt. Die alten Mühlen am Ufer zeugen noch von einer prachtvollen Vergangenheit.

Nach 16h kommen wir in Melun an. Von hier kommt der dort hergestellte Käse, le „Brie de Melun„. Bekannter ist allerdings der „Brie de Meaux„, von dem 30 mal mehr jedes Jahr hergestellt wird.

Melun

Am rechten Flussufer findet man hier Poller zum Anlegen und Stromanschlüsse .

Der Platz ist sehr unruhig! Die häufig vorbeifahrenden Frachter verursachen starken Schwell! Die gezackte Kaimauer soll zwar die grossen Wellen etwas abschwächen, bewirken aber das Gegenteil. Von den am Ufer zurückgeworfenen kurzen Wellen werden wir kräftig durchgeschüttelt. Zusätzlich leistet die „Jugend“ auch noch bis spät in die Nacht ihren Beitrag, indem sie für ausreichend Lärm sorgt….Der Platz ist wirklich nur im Notfall zu empfehlen.

An der letzten Schleuse „Vives eaux“ vor der Stadt hätte man sicherlich ruhiger liegen können. Das werden wir vielleicht auf der Rückreise testen.


Die 2. Etappe führt uns am nächsten Tag nach Moret s/ Loing.

Zunächst gilt es, die Landschaft und die Ufer der Seine zu geniessen. War die Fahrt bis Melun noch sehr von der industriellen Umgebung um Paris geprägt, wird es jetzt lieblicher und ruhiger.

In der letzten Schleuse vor der Mündung des Loing, wird es dann noch einmal richtig eng. Ein Frachter und ein Schubschiff teilen sich die Schleuse mit uns. BALU bittet den Frachter, seine Schraube zu stoppen, was er zunächst einfach überhört, bis die Schleusenwärterin einschreitet.

Bevor wir in den Loing einschwenken, machen wir noch einen Tankstopp am rechten Ufer in Saint Mammès. Hier mündet der Loing in die Seine.

Der Diesel kostet dort etwas mehr als 2 €, was uns zunächst etwas abschreckt! Einfach Wucher! An einer „normalen“ Tankstelle bezahlt man zurzeit in Frankreich gerade mal 1,75€/l.

Wir fahren zusammen mit BALU den Loing 1km hoch. Ähnlich wie in Conflans Saint Honorine liegen hier viele ehemalige ausrangierte Frachter, die teilweise bewohnt sind.

Loing

Vor der 1. Schleuse im Unterwasser des Kanals befindet sich ein schön gelegener Anleger mit Wasser, Strom und Sanitäranlagen für 11€ pro Nacht (1€ pro Meter).

Vorsicht ist geboten für Schiffe mit mehr als 1,20m Tiefgang. BALU läuft kurzzeitig auf Grund. Unter unserem Schiff sind es noch knapp 30 cm….

Nach den anstrengenden 2. Etappen geniessen wir nun die Ruhe. Wir bleiben 2 Tage.

Der Geschwindigkeitsmesser von BALU ist seit einigen Tagen blockiert. Das saubere Wasser in Stehhöhe ist fast ideale Bedingung, um unter dem Rumpf nachzuschauen. Allerdings macht die geringe Höhe zwischen Grund und Rumpf es unmöglich, gefahrlos komplett unter das Schiff zu tauchen. Mehrere Versuche sind notwendig.

Anleger Moiret s/ Loing (Foto Yvonne Villerius)

Dann ist der Geschwindigkeitsgeber wieder frei. Heute haben wir das Feierabend-Bier verdient.

Moniert s/ Loing

Die Stadt liegt wunderschön am Fluss. Für einen Besuch und Rundgang durch die Gassen der Stadt und entlang des Flusses sollte man sich etwas Zeit nehmen. Es lohnt sich. Nicht umsonst, hat der Maler Alfred Sisley die schönen Perspektiven der Stadt in seinen Gemälden verewigt.

Moniert s/ Loing

Wir nutzen die Zeit unseres Aufenthaltes auch zum Austausch mit anderen Freizeitkapitänen. VNF veröffentlicht Informationen über Wassermangel im Canal de Briare, unserem Ziel. Von den aus dem Kanal ankommenden Booten erfahren wir, dass ab der 3. Schleuse zunehmend Wasserpflanzen das Vorankommen erschweren.

All das sind Informationen, an die man sich inzwischen etwas gewöhnt hat. Da wir die Strecke von Briare aus aber wieder zurückfahren müssen, und BALU noch zusätzlich Schwierigkeiten wegen der geringen Wassertiefe sieht, entschliessen wir gemeinsam unseren Weg zu ändern!

Das neue Ziel heisst Yonne und die Stadt Auxerre. Die Yonne ist ein offener Fluss; dort gibt es noch etwas Frachtverkehr und somit weniger Wasserpflanzen. Wir hoffen auf unbeeinträchtigtes Vorankommen. Der Plan ist gefasst und Morgen geht es wieder zurück zur Seine in Richtung Yonne.


Zusammenfassung:

  • Paris > Melun: 52 km, 8h, 6 Schleusen
  • Melun > Moiret s/ Moing : 34 km, 4h30 (inklusive Tankstopp),
    2 Schleusen

2023 #10 Paris, Paris,…

Um es vorweg zu sagen. Wenn wir nicht mit dem Boot unterwegs sind, leben wir die meiste Zeit in einem Vorort im Westen von Paris. Die Stadt ist somit unser „Revier“. So steht es auch an VAGABOND’s Heck.

Wenn wir im Arsenal liegen, wird die Stadt für uns zu einem „Ausflugsziel“. Wir sind Touristen.

Jeder Bootsbesuch ist somit ein Anlass, die Stadt neu zu entdecken. Die Pariser Stadtverwaltung hat die letzten Jahre Vieles unternommen, um das Leben für Radfahrer zu vereinfachen und sicherer zu gestalten, was wir dieses Mal richtig geniessen.

Hier ein paar Eindrücke :

Wer weiss, was wo ist? …

2023 #9 Zum Arsenal über die Kanäle im Norden von Paris

Als wir gegen 10h von der Seine kommend an der Schleuse n° 7 „La Briche“ des Canal Saint Denis eintreffen, dauert es etwa 15 min. bis die Schleuse auf „grün“ schaltet. Vorab haben wir uns über Telefon angemeldet. Wir sind auf Bergfahrt.

Canal St. Denis (zu Berg) 1. Schleuse von der Seine kommend „La Briche n°7“

Es gibt auf der ganzen Strecke des Kanals für jede Schleuse 2 Kammern unterschiedlicher Grösse. Allerdings erfahren wir später, dass einige kleine Kammern zurzeit ausser Betrieb sind.

Als wir nun in die erste grosse Kammer mit einem Hub von mehr als 4m einfahren, suchen wir Festmacher, oder gar Schwimmpoller, zunächst vergebens. Im Vorderteil der Kammer finden wir auf der Steuerbordseite auf etwas 2m Höhe einen Haken. Da VAGABOND als Erster einfährt, können wir ihn zu unserem Glück benutzen. Für BALU gibt es nichts!!!. Für dieses Boot bleibt nur Motor und Buck- und Heckstrahler.

Nur oben gibt es Poller am Rand der Kammern.

Dort erwarten uns zwei Angestellte (einer für VAGABOND, einer für BALU ;-)). Wir werden aufgefordert zur Registrierung ein Formular auszufüllen. Ob wir die Reise als „Freizeitschiffer“ über die beiden Kanäle bezahlen müssen, ist noch nicht ganz klar.

Diese Kanäle werden nicht von VNF, sondern von der Stadt Paris verwaltet. Die beiden Angestellten klären uns nun über den hier angewendeten Schleusenprozess auf.

Alle Schleusen des Kanals besitzen die gleiche Konzeption (siehe Zeichnung). Zwischen den beiden Kammern, zentral gelegen, befindet sich die nicht mehr benutzte Bedienkabine und die Ventile zum Füllen oder Leeren der Kammern. Die Lage der grossen und kleinen Kammern, links oder rechts vom zentralen Teil kann wechseln. Bei der ersten Schleuse (n°7), die wir nehmen liegt sie z.B. rechts (also auf Steuerbordseite).

Bei allen Schleusen des Canal Saint Denis wird das Wasser immer von der Mitte aus (zwischen den beiden Kammern) von unten in die jeweilige Kammer gepumpt.

Um Schwierigkeiten in der Kammer zu vermeiden, sollte man sich immer an der zentral gelegenen Mauer anlegen oder festmachen, falls dies möglich ist! Das einfliessende Wasser strömt zunächst unter dem Boot zur gegenüberliegenden Mauer, wird dort zurückgespült und drückt anschliessend das Schiff gegen die zentral gelegene Wand. Wenn man versehentlich auf der falschen Seite liegt, wird man von der Wand weggedrückt!

Dies kann gefährlich werden. BALU hat einige Schwierigkeiten, die Kontrolle zu behalten. Da das Wasser von „unten“ und nicht von vorne einströmt, spielt es auch keine Rolle, ob man sich vorne oder hinten in der Kammer befindet. Wichtig ist es, einen „Haken“ in der Wand zu finden!

Unterwegs auf dem Kanal ruft uns ein Berufsschiffer über VHF Kanal 10 an. Er möchte wissen, „warum wir diesen „dreckigen“ Weg eingeschlagen haben?“

Die Frage ist durchaus berechtigt!!!

  • Die Schleusen sind nicht für Freitzeitschiffe ausgestattet.
  • Es gibt kaum Festmacher, in den Kammern sind es oftmals Haken in der Schleusenwand. Man kann sich leicht daran „verfangen“.
  • Viel Abfall schwimmt im Wasser.
  • Der Weg führt durch die sogenannte „Banlieue„. Anders gesagt, der Kanal ist kein Platz zum Verweilen.
  • Es herrscht ziemlich viel Berufsverkehr; hier haben einige „Recycling Firmen ihre Werke.

Als wir aus der letzten Schleuse „Porte de Flandre“ n°1 rausfahren, sind wir alle erleichtert.

Ganz anders der Canal Saint Martin, den man an der „Villette“ erreicht. Dort haben wir am Anleger zwei Plätze reserviert. Von Rueil-Malmaison bis hierhin, haben wir 5 anstrengende Stunden gebraucht.

Der Anleger ist gut ausgestattet und durch eine Tür gesichert. Zum Öffnen der Tür und für die sanitären Anlagen benötigt man einen „Passe„.

Wir nutzen den Rest des Tages zu einem Ausflug in den nahegelegenen Parc de la Villette.

Am nächsten Morgen melden wir uns wieder über Telefon (+33 1 43 41 39 32) beim Kontrollposten des Canal St. Martin an.

Vor uns, bis zum Hafen Arsenal liegen 8 Schleusen abwärts, zwei Drehbrücken und einen Tunnel. Die Schleusen sind jeweils in 2 Stufen angeordnet: 1 & 2, 3 & 4, 5 & 6, 7 & 8. Dadurch geht das Schleusen recht zügig voran. Die Schleusen werden ab 8h05 bedient. Es ist zu empfehlen, früh zu starten und am besten am Wochenende. Ab 9h30 wird der Kanal häufig von Passagierschiffen benutzt, die Vorfahrt haben.

Problemlos kommen wir voran. Gegen 9h30 erreichen wir die letzte Schleuse Ecluse du Temple n°1 vor der Einfahrt in den Tunnel. Hier befindet sich auch der Kontroll-Posten.

Schon vor der Abfahrt haben wir unser Schiff auf die Fahrt durch den etwa 2 km langen Tunnel, genannt „la voûte„, vorbereitet, Scheinwerfer angebracht, Cabrio runter gelegt und eine warme Weste bereit gelegt. Der Tunnel hat eine Durchfahrthöhe von 4,27 m, ist beleuchtet und belüftet. Sein Fahrwasser bietet genügend Platz. Die Einfahrt und Ausfahrt sind auf beiden Seiten etwa 1m enger. Kein Vergleich mit einem Tunnel wie den „de Ham“ bei Givet auf der Meuse!

Die maximal zugelassene Durchfahrtzeit ist auf 20 Minuten begrenzt ( etwa min. 6km/h).

Direkt nach der Einfahrt ist man begeistert. Der Eindruck ist überwältigend, absolut nicht bedrängend. Sehr schnell ist der Canal St. Denis vergessen. Wie so oft, gibt es die Belohnung zum Schluss!

Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel melden wir uns sofort im Hafen über VHF 9 an. VAGABOND bekommt Platz B124 zugewiesen. BALU liegt direkt gegenüber auf der anderen Seite des Hafenbeckens, dort wo die grösseren Schiffe längsseitig ihren Platz finden.

Hier bleiben wir 4 Tage.


Zusammenfassung:

  • Rueil-Malmaison > Villette : 22 km, 5h30, 7 Schleusen, eine Hebebrücke
  • Villette > Arsenal : 5 km, 2h, 8 Schleusen, zwei Drehbrücken

2023 #8 Oise, Seine et puis Paris

Viele Wege führen nicht nur nach Rom sondern auch nach Paris. Von Norden kommend über die Oise und dann die Seine, von Westen vom Meer kommend über die Seine, und von Osten über die Marne.

2014 und 2018 haben wir die Seine, Oise und Marne gewählt. Auch 2023 nähern wir uns auch zunächst über Oise und Seine, dann versuchen wir aber etwas Neues. Nämlich die beiden Kanäle, Canal Saint Denis und Canal Saint Martin, im Nord-Westen, die wir von der Seine aus erreichen. Aber kommen wir zunächst zurück zur l’Oise.


Die Oise ist für den Frachtverkehr ein wichtiger Fluss. Mit dem Canal du Nord , stellt er die Verbindung zwischen dem Pariser Becken und den grossen Häfen in Belgien und den Niederlanden her.

Somit trifft man hier häufiger auf Frachtkähne als auf den kleinen französischen Kanälen. Die Schleusen sind dem entsprechend dimensionniert. Alle Schleusen besitzen eine kleine und grosse Kammer. Der Hub ist recht mässig und überschreitet nie 3 m.

Die Oise erreichen wir, von der Sambre kommend, ein paar Kilometer nördlich von Compiègne. Auch die Aisne mündet hier in die Oise.

Compiègne ist eine sehenswerte Stadt. Allerdings sind hier, wie fast auf der gesamten Oise, die Anlegemöglichkeiten sehr begrenzt. Es gibt zwar einen kleinen Freizeithafen, den man aber zur Zeit nicht empfehlen kann. Geringe Wassertiefe, wenig freie Platz und kaum Wendemöglichkeiten für grössere Boote sind wenig einladend.

Compiègne Ufer der Oise

So legen wir wie üblich am linken Ufer an. Am Abend sind wir zu viert. Festmachen kann man nur an der Ufermauer, es gibt keine Poller oder Klampen . Aber bevor wir anlegen, halten wir noch am rechten Ufer bei Guerdin zum Tanken. Neben Treibstoff findet man hier so ziemlich alles, was man zum Bootsfahren brauchen kann. Die Leute sind sehr nett und hilfsbereit, kurz eine gute Adresse.

Boots-Ausstatter und Tankstelle Max Guerdin in Compiègne / rechtes Ufer der Oise

Von Compiègne nach Cergy, unsere letze Etappe auf der Oise, braucht man 2 Tage. Auf der rund 80 km langen Strecke findet man kaum brauchbare oder zu empfehlende Liegeplätze, auch wenn sich in letzter Zeit einiges tut.

Dieses Mal übernachten wir in Saint-Leu-d’Esserent (38km von Compiegne flussaufwärts). Dort gibt es eine „Halte“ für 2 – 3 Boote. Ausser Festmacher gibt es dort nichts, ausser einem „Besitzer“, der 12 € Liegegeld verlangt!!!.

Wir nutzen die Zeit und gehen in den Ort zum Essen. Dort finden wir ein nettes und gutes Hotel-Restaurant. Da wir nichts besonderes geplant haben, entscheiden wir uns für ein „Déjeuner entre amis“ mit der Crew von BALU.

Da es wenig gute Anleger gibt, kann man oft im Oberwasser der Schleusen ruhige Liegeplätze finden, z.B. an der Schleuse „Boran“. Als wird dort ankommen, ist der Kai allerdings schon voll. Arbeitschiffe sind dort geparkt. Wenn Platzvorhanden ist, und man dort übernachten will, sollte man vor ab den Schleusenwärter von seiner Absicht informieren.

Ein neuer Hafen ist in L’Isle d’Adam entstanden, die Einfahrt liegt direkt vor der Schleuse. Bis dort hin ist es aber, von Compiègne kommend zu weit, oder zu nah, wenn man von der Seine aus flussaufwärts unterwegs ist. Das gleiche gilt für einen recht langen Anleger in Pontoise.

Anleger in Pointoise

Schon vor Tagen, haben wir uns im Hafen von Cergy angemeldet. Dort findet BALU und VAGABOND nebeneinander für 3 Tage einen guten Platz. Wir kennen den Hafen und mögen ihn wegen seiner guten Ambiente und dem nahe gelegen grossen Freizeitpark. Um das Hafenbecken liegen einige Restaurants und Bars. Das stört uns aber wenig. Obwohl es tags über recht lebhaft zugeht, ist es nachts schnell ruhig.

Nach 3 Tagen brechen wir in Richtung Paris schon vor 8h auf. Auf der Seine „aval“ (d.h. oberhalb von Paris), ist die Situation vergleichbar mit der Oise.

Auf der Seine begehen wir jetzt auch grössere Passagierschiffe, die auf der Seine Richtung Rouen und Le Havre unterwegs sind.

Anleger sind rar und somit in den Sommermonaten sehr gefragt! Auf halber Strecke in Reuil-Malmaison gibt es einen gut gelegenen Steg. Er bittet Platz für maximal 4 Boote.

In nächster Nähe findet man alle wesentlichen Geschäfte und eine RER Station nach Paris. Für die Fahrt von Cergy bis hierher braucht man etwa 4 1/2 h. Es kann auch länger werden, da an der Schleuse Bougival zur Zeit nur eine Kammer bedient wird. Wir haben Glück und können mit einem Frachter und einem Passagierschiff teilen.

Wenn man über die Seine weiter nach Paris fährt (siehe 2014) sollte man von Reuil-Malmaison früh starten und am besten, nicht am Wochenende oder an Feiertagen. Dann ist auf der Seine sehr viel los. Eine grosse Anzahl von Passagierschiffen drehen dann ihre Runden im Eiltempo….

Diesmal soll es anders werden. Wir haben mit BALU vereinbart, dass wir die „Kanal-Strecke“ versuchen wollen.


Ziel in Paris ist natürlich der Hafen der Hafen Arsenal. Natürlich? Ja, Paris ist nicht Amsterdam oder Berlin. Hier gibt es nur einen Hafen in der Stadt und einen Anleger, der vom Hafen betreut wird, auf dem Canal St. Martin.

Wir starten wieder vor 8h, flussaufwärts Richtung Paris. Den Canal St. Denis erreicht man nach 2h Fahrt bei Saint Denis im Nord-Westen der Stadt. Schon am Vortag haben wir uns über Telefon (+33 1 40 35 63 21) angesagt. Die Benutzung des Kanals durch Freizeitboote ist sehr unüblich aber möglich. Die sieben Schleusen werden von einem zentralen Kontroll-Posten aus fernbedient (VHF 20).

Dazu aber mehr im nächsten Beitrag.


Zusammenfassung:

  • Compiègne > Saint-Leu-d’Esserent : 39 km, 5h, 4 Schleusen
  • Saint-Leu-d’Esserent > Cergy : 38 km, 4,5h, 3 Schleusen
  • Cergy > Rueil-Malmaison : 38 km, 4,2h, 1 Schleuse
  • Rueil-Malmaison > Saint Denis (Schleuse n° 7) : 16 km, 2 h

2023 #7 Von der Sambre zur l’Oise (Teil 2)

Im letzten Beitrag haben wir die „Bergstrecke“ von der belgisch-französischen Grenze bis zum Ort Etreux beschrieben. Am 20. Mai geht es weiter talwärts. Während der 5.Etappe erreichen wir nördlich von Compiègne die Oise.

Auch wenn hier die meisten Schleusen mit Fernbedienung aktiviert werden, begleiten uns auf diesem Teil die Schleusenwärter(innen) von VNF. Es gibt ein paar Hebe- und Drehbrücken zu bedienen. Das überlässt man noch nicht einem Automaten!

Unsere Schleusenwärter sind ausgesprochen nett, motiviert und hilfsbereit. Zum Muttertag gibt es sogar Blumen für die Mütter an Bord der beiden Schiffe BALU und VAGABOND.

Auf der ersten Etappe zwischen Etreux und Vadencourt liegen 19 Schleusen und 3 zu hebende Brücken. Auch wenn die Strecke recht kurz ist, brauchen wir dazu gute 6 Stunden.

Auf der kanalisierten Sambre liegen die Wehre und Schleusen nah beieinander. Da vor einer Woche hier noch Hochwasser war, ist der Wasserstand noch hoch. Wir sind auf Talfahrt, so stört die Strömung beim Ausfahren aus den Schleusen wenig.

Die Fahrt verläuft entspannt. Die Strecke stellt keine besonderen Anforderungen. Berufsverkehr trifft man kaum. Nur wenige Frachter verkehren hier (noch). Dies ändert sich aber auf der l’Oise und der Seine.

Erst 2021 wurde die gesamte Strecke von der Meuse in Namur bis zur Oise bei Pont L’Evèque wieder eröffnet. Die Hoffnung auf den Bootstourismus ist gross. Ohne den Willen der Regionalverwaltung zu Investitionen, wäre der Kanal wohl geschlossen geblieben. Neue Kanalbrücken waren nötig, um die Schiffbarkeit wieder herzustellen.

Auch hier ist die Landflucht gross, manche Orte wirken wie Potemkinsche Dörfer. Trotzdem, oder gerade weil es so ist, lohnt sich die Reise über die malerische Sambre. Der Weg ist geruhsam, und bildet eine gute Alternative zur Meuse (eventuell Ardennenkanal) und Marne nach Paris.

Es fehlt allerdings noch an gut ausgestatteten Liegeplätzen. Häfen wie Hautmont oder Chauny sind eine Ausnahme. Oft haben wir an einer Kai-Mauer gelegen.

In la Fère gibt es in 10 Minuten Entfernung vom Kai einen Supermarkt Leclerc und einen Lidl.

Die Stadt Chauny wurde im 1. Weltkrieg völlig zerstört. Im Anschluss wurde sie wieder vollständig, teils im Art Déco Stil, aufgebaut. Viele Gebäude, wie etwa das Rathaus oder der Bahnhof, zeugen noch von dieser prachtvollen Zeit. Damals wurden die Kanäle noch ausschliesslich für den Frachtverkehr gebraucht. Mit dem Niedergang der industriellen Blütezeit war auch dies zu Ende.

Wir nutzen die Zeit im kleinen, gemütlichen Clubhafen in Chauny zum Waschen und Ausruhen (BALU und VAGABOND crew).

2 Tage bleiben wir in Chauny. Der Hafen liegt am Stadtrand. Zum Besuch der Stadt benutzen wir unsere Fahrräder.


Zusammenfassung:

  • Teil 1: Bergstrecke (flussaufwärts von Belgien kommend)
    • Erqueliennes > Hautmont : 18 km, 3h, 3 Schleusen
    • Hautmont > Landrecies : 38 km, 5h30, 7 Schleusen
    • Landrecies > Etreux : 20 km, 3h, 3 Schleusen
  • Teil 2: Talstrecke
    • Etreux > Vadcourt: 13km, 6h, 19 Schleusen
    • Vadencourt > Ribemont : 19 km, 4h, 9 Schleusen
    • Ribemont > La Fère : 18 km, 3h, 8 Schleusen
    • La Fère > Chauny : 11 km, 2h, 4 Schleusen
    • Chauny > Compiègne : 40km, 6h, 4 Schleusen

2023 #6 Von der Sambre zur l’Oise (Teil 1)

Erst mal das Wesentliche zum französischen Teil. Der Weg führt :

  • 54 km über dieSambre (flussaufwärts)
  • 70 km über den Canal de la Sambre à l’Oise (flussaufwärts, dann flussabwärts)
  • 7 km über den Canal Saint Quentin (flussabwärts)
  • 32 km über den Canal latéral à l’Oise (flussabwärts)

und durch

  • 54 Schleusen
  • 5 Dreh- oder Hebebrücken.

Zum Teil werden die Schleusen mit Fernbedienung bedient, dort wo es bewegliche Brücken gibt, fährt ein Schleusenwärter mit.

Auf der ganzen Strecke haben wir Wasserpflanzen nur an 2 Stellen vorgefunden (bei Schleuse Pont d’Ors n°2, Schleusen Travercy n°34 und 35). Allerdings ist zu empfehlen, den Wasserfilter täglich zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reinigen.

Auf Zwei Dinge sollte man besonders acht geben:

  • Die Wassertiefe ist auf der ganzen Strecke bis zum Canal Saint Quentin recht gering. Manchmal bleiben nur 30cm unter dem Rumpf (wir haben einen Tiefgang von 1m). Solange es möglich ist, sollte man sich mittig in der Fahrrinne halten.
  • Die Durchfahrthöhe ist durchgehend über 3,70m. Allerdings ist an ein paar Brücken Vorsicht geboten! Da kann es schon mal etwas weniger sein, zumal zurzeit der Wasserstand noch recht hoch ist (die Schleusen laufen über). Da wir die Strecke zum ersten Mal befahren, haben wir zur Sicherheit das Cabrio abgebaut. Wir haben am Bug eine Messlatte zur Kontrolle befestigt. Achtung: An der Brücke hinter der Schleuse von Chauny wird es dann wirklich knapp….

TEIL 1: (Bergstrecke): Erquelinnes > Etreux

Wir verlassen den Hafen von Erquelinnes um 9h flussaufwärts. Am Vorabend haben wir VNF angerufen, um unsere Ankunft für den nächsten Tag anzukündigen. An der ersten französischen Schleuse wird die Fernbedienung für die automatischen Schleusen übergeben.

Als wir an der Schleuse ankommen, ist noch kein Schleusenwärter vor Ort. Dank der Videoüberwachung können wir nach ein paar Minuten einfahren. An dem Häuschen auf Steuerbordseite befindet sich ein „Briefkasten“, dem man die „Télécommande“ (siehe Bild) entnimmt. Allerdings liefert der Automat nur ein Exemplar. Da wir zu zweit mit BALU schleusen, aber nicht wissen, wie lange wir zusammen fahren werden, wollen wir eine weitere Fernbedienung. Da streikt aber der Automat!

Grenzschleuse Marpent n°9 / Foto Thomas te Stege

Nach ein paar weiteren Minuten kommt ein Angestellter von VNF, um uns zu helfen. Ein Telefongespräch mit dem Kommando-Posten genügt und der Automat „spuckt“ auch für uns eine Fernbedienung aus.

Das hier verwendete Modell unterscheidet sich sehr von den älteren, auf der Maas benutzten Exemplaren. Die Grundfunktionen zum Öffnen der Tore sind dieselben. Allerdings ersetzt ein Knopfdruck dieses Modells die übliche „Stange“, die gezogen werden muss, um den Schleusenvorgang einzuleiten (oder im Notfall zu stoppen). Zusätzlich ist es möglich im Bedarfsfall, mit dem Kontroll-Posten in Verbindung zu treten.

Die erste Haltemöglichkeit nach der Grenze bietet sich in Jeumont. Allerdings, leider wie sooft, sind die Strom- und Wasserstellen mutwillig beschädigt worden!!!

Halte Jeumont

Bis zur Schleuse Bois d’Abbaye (n°1), geht es weiter auf Bergfahrt. Der Weg führt uns durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Wir fahren durch schöne Natur, die uns immer wieder an die „Somme“ erinnert. Dann wieder geht es vorbei an Fabriken, ehemaligen Industriegebieten und dazugehörenden Wohnsiedlungen.

Die erste Etappe endet im modernen Hafen in Hautmont. Passanten legen am Aussensteg an. Der Hafen bietet den üblichen Service. Strom und Wasser werden separat abgerechnet. Wir nutzen unseren Aufenthalt für ein paar Einkäufe. Am Marktplatz finden wir ein gut besuchtes Bistro, „La Paix„, was uns Lust auf einen „Plat du jour“ gibt.

Hautmont Bistro La Paix

Die Hafenmeisterin weist uns darauf hin, dass sich ganz in der Nähe, etwa 1 km flussaufwärts, eine neue Bootstankstelle befindet. Hier ist auch das Überwintern in der Halle möglich. Da unser Treibstoff noch bis Compiègne reicht, nutzen wir die Gelegenheit nicht. Es ist aber gut zu wissen, da Bootstankstellen in Frankreich immer seltener werden.

Die Sambre wird hier immer kurvenreicher und enger. Auch auf die Durchfahrthöhe sollte man immer wieder achten. Die Angaben in den Karten beziehen sich auf Referenz-Werte der Wasserstände!

Die 2. Etappe führt uns nach Landrecies. Vor uns liegen 38km und 6 Schleusen. Wir geniessen das schöne Wetter. Weiterhin fahren wir mit BALU. Inzwischen haben wir unseren Rhythmus gefunden, so können wir alle Schleusen gemeinsam nehmen. Entlang der Sambre fehlt es, wie auch an der Meuse und in den Ardennen, nicht an Anglern. Vorsicht ist geboten!

Nach 5 1/2 Stunden Fahrt treffen wir in Landrecies sein. Dort gibt es 2 neue Anleger. Der Anleger vor der Schleuse (im Unterwasser) ist noch nicht vollständig fertiggestellt. Also nehmen wir noch die Schleuse Landrecies (n°3). Da der 2. Steg direkt vor dem Wehr liegt, legen wir rückwärts fahrend (gegen die Strömung) an. Die Übernachtung ist kostenlos, inklusive Strom. Der Wasseranschluss ist wohl noch nicht funktionstüchtig…

Nicht weit von Landrelies entfernt, mit dem Fahrrad gut zu erreichen, liegt die Stadt Maroilles. Wer sich für französischen Käse interessiert, der kennt, und liebt vielleicht, den gleichnamigen Käse.

Leider ist Feiertag, Christi Himmelfahrt! und als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass alle Käse-Hersteller ihr Geschäft und ihre Anlagen geschlossen haben. Es rettet uns ein Geschäft mit regionalen Produkten, das natürlich auch den hiesigen Käse anbietet.

Die 3. und letzte Etappe auf der Sambre führt uns nach Etreux.

Anleger in Etreux.

Es ist die letzte Station „zu Berg„. Am morgigen Tag geht es auf Talfahrt bis zur Seine. Aber bevor es soweit ist, füllen wir noch unseren Kühlschrank beim nahegelegenen „Carrefour City“ auf und genehmigen uns einen „Plat du jour“ in der Bar „Le Lever du jour„. Wer einfache französische Küche mag, der wird hier nicht enttäuscht.

Als wir vom Essen zurückkommen, zeigt und Thomas eine Angelleine, die sich an seinem Schiff unterwegs verfangen hat.

Thomas Kapitän BALU