Landelies > Thuin
Wir bleiben 2 Tage in Landelies. Zeit genug, um die nähere Umgebung etwas zu erkunden. Der Ort an sich hat wenig zu bieten.
Immerhin findet man dort eine Apotheke und ein Café.


Wer, wie wir, ein paar Einkäufe machen möchte, muss den „Col de Landelies“ nach Montigny-le-Tilleul hochgehen oder fahren. Der Pass ist zwar mit 177 m nicht besonders hoch aber recht steil und eher was für durchtrainierte Radfahrer oder Fussgänger.
Ganz in der Nähe liegt die ehemalige Abtei von Aulne (Abbaye d’Aulne). Der Ausflug dorthin lohnt sich. Der Weg führt an der Sambre entlang. Mit dem Fahrrad braucht man etwa eine Viertel Stunde.



Die noch bestehenden Strukturen der ehemaligen Bauwerke sind recht beeindruckend. Zum Abschluss unserer Besichtigung wollen wir uns noch in der Taverne ein dort gebrautes, typisches belgisches, Bier gönnen. Doch leider verdunkelt sich der Himmel, es sieht nach Gewitter und Regen aus,… somit treten wir die Rückfahrt ohne Bier an.
Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, befragen wir noch die Schleusenwärter nach den Fahrbedingungen auf der weiteren Strecke. VNF hat vor 2 Tagen die Sambre auf französischer Seite wegen Hochwasser bis auf weiteres gesperrt (AvisBat 2023/02916).
Sicherlich ist die Fliessgeschwindigkeit wegen der letzten Regentage höher als üblich (etwa 3km/h), aber auf belgischer Seite scheint dies nicht sonderlich zu beunruhigen. Ganz im Gegenteil, am Vorabend unserer Abreise hat sich der Wasserstand wieder um etwa 50 cm gesenkt. Damit er etwa auf gleichem Niveau gehalten werden kann, schliessen die Schleusenwärter das Wehr wieder teilweise, um den Durchfluss bei 30 Kubikmeter/sec. zu stabilisieren.

Am 13. Mai brechen wir nach Thuin auf. Wir haben Zeit und geniessen bei gemütlicher Fahrt die Landschaft. Vier Schleusen liegen vor uns. Die Schleusen werden ab 9h00 bedient. Ein Anruf bei der ersten Schleuse genügt. Das weitere besorgen, die Schleusenwärter für uns. So kommt man zügig voran.

Die vorletzte Schleuse trägt den Namen „Starke Strömung“. Davon merken wir nichts.
Allerdings würde der Name für die nächste Schleuse n°5 Thuin schon eher passen!“ Denn dort ist die Situation untypisch verglichen mit den 3 kleinen Schleusen, die wir schon hinter uns haben.

Hier gibt es nämlich 2 Umleitungen mit 2 versetzten Wehren. Auf dem Bild sieht man das kleine Wehr direkt links neben der Schleuse. Hier ist die Strömung besonders stark.
Darüber hinaus gibt es noch eine beachtliche Querströmung zur Schleuse. Wir fahren zunächst vorsichtig ran, halten uns Backbord, müssen dann aber kräftig Gas geben und fahren mit Schwung in die Schleuse ein. Hier zeigt sich der Vorteil eines recht schmalen Rumpfes! Die Schleusen weisen eine Breite von etwa 5,10m auf. Unser Rumpf ist 3,50m breit, hinzukommt noch der Durchmesser der Fender (2 x 30 cm), somit 50 cm auf beiden Seiten.
In Thuin angekommen, machen wir am Schwimmsteg hinter der 2. Brücke (für Fussgänger) fest. Dort ist Platz für 6 – 8 Schiffe. Der Liegeplatz ist zurzeit kostenlos. Als wir den Landstrom an dem neuen Verteiller anschliessen, müssen wir zunächst feststellen, dass kein Strom verfügbar ist.
Aber ein paar Anrufe genügen und eine sehr hilfsbereite Mitarbeiterin des „Office de tourisme“ macht es möglich! Obwohl es Wochenende ist, findet sie einen kompetenten Elektriker, der den Anschluss in kurzer Zeit sicherstellt.
Der Anleger liegt im Zentrum der „Unterstadt“.

Da wir hier gut liegen, entschliessen wir uns, hier abzuwarten, bis die Sperrung auf französischer Seite aufgehoben ist (NB: am Montag, 15. Mai, wird die Sperrung von VNF aufgehoben).
In der Stadt Thuin findet jedes Jahr ein bedeutendes Folklore – Ereignis statt, die Marche de Saint Roch. Das Fest wird zwar erst am 3. Maiwochenende begangen, aber eine Woche vorher heisst es für das grosse Ereignis trainieren. Inzwischen gehört die Veranstaltung zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.






Schon dieser Samstag gibt einen Vorgeschmack darauf, was die Besucher am nächsten Wochenende erleben werden. Wie zu erwarten ist der Bierkonsum hoch, und die Trommler beweisen ihr Durchhaltevermögen bis spät in die Nacht, oder besser früh in den Morgen…
In Thuin befindet sich auch ein kleines Museum für Strassenbahnen, ein Verkehrsmittel, das man hier wiederentdecken. Wem es Spass macht, der kann auch eine Fahrt durch den Ort buchen.


Nach dem Besuch setzen wir unseren Spaziergang fort. Es empfiehlt sich übrigens eine kleine Broschüre am „Office de Tourisme“ in der Oberstadt zu kaufen. Darin werden mehrere thematische Rundwege durch die Stadt vorgeschlagen. Sehr empfehlenswert ist das Panorama, das man in der „Oberstadt“ in alle Richtungen geniesst.



Zum Abschluss muss es dann noch zu einem kleinen Muskeltraining reichen.
Ein Besuch im Turm und Wahrzeichen der Stadt darf da einfach nicht fehlen. Der Aufstieg geht über eine moderne Treppe im Inneren des Turms. Oben angelangt hat man durch 4 Fenster eine schöne Sicht in die vier Himmelsrichtungen.


Nachdem VNF Entwarnung gegeben hat, wird es Morgen weitergehen, wahrscheinlich unsere letzte Etappe vor der französischen Grenze. Drei Schiffe liegen inzwischen am Steg. Ein 130 Jahre alter Kahn und eine Linssen Grand Sturdy 430AC. Alle Schiffe passen nicht in die Schleusen, so werden wir wohl zeitversetzt starten. Den Schleusenwärter der 1. Schleuse haben wir schon mal vorsichtshalber von unserer morgigen Ankunft informiert.
BALU (die 430er AC) und wir legen kurz vor 9h00 ab. Der Weg ist jetzt schon sehr kurvenreich. Er führt uns durch eine liebliche Landschaft.

An den 4 Schleusen legt Thomas, der Kapitän der BALU, kräftig Hand an.

Kurz nach 12h machen wir im Hafen fest.


STATISTIK :
Landelies > Thuin: 10km / 2,5h / 4 Schleusen
Thuin > Erquelinnes : 16 km / 3,5h / 4 Schleusen
Hallo Christine und Siggi, kennt ihr das Buch von R.L.Stevenson
https://robert-louis-stevenson.org/?works_post_type=an-inland-voyage-1878
Die gleiche Route wie euch.
Grüße
Guy