2019 #7 Spaziergang in Willemstad

Gerne halten wir in Willemstad. Unser Freund Aad hat uns so oft von dieser Stadt an der Kreuzung von Volkerak und Hollands Diep erzählt. Die Lage gab der Stadt  schon früh eine große strategische Bedeutung. Im heutigen Europa ist sie eher eine sehenswerte Stadt an einer wichtigen Handelsstraße.

Bei der Ankunft (mit dem Boot) erhält man vom freundlichen Havenmeister einen Plan der Festung mit einem Vorschlag für einen Rundgang. Die Zeit sollte man sich nehmen zu einem Spaziergang durch die Stadt und um die Festung bevor es weiter geht nach Zeeland, Rotterdam oder zur Maas. Am Innenhafen gibt es außerdem einen gutsortierten Bootsshop.

 

2019 #6 Zeeland

Nachdem wir mehrere Tage in Willemstad verbracht haben, brechen wir in Richtung Zeeland auf. Da wir es nicht eilig haben, sehen wir kleinere Tagesetappen vor. Für die nächsten Tage ist eine Wetterbesserung vorhergesagt, auch der Wind soll nur mäßig wehen (2-3bft).

rrem

1 // Unsere erste Etappe führt uns nach Oude Tonge auf  dem nördliche Ufer des Volkerak (Willemstad > Oude Tonge : 1,9h).

Der Ort liegt am Ende eines längeren Kanals. Der Klubhafen hat ein neues gut ausgestattetes Klubhaus. In dem ruhigen Ort gibt es mehrere Restaurants und Geschäfte.

2019-11

 

2 // Es geht weiter zum Grevelingermeer. Aber zunächst müssen wir die Krammerschleuse nehmen, um in die Osterschelde zu gelangen. Als wir ankommen steht die Backbord-Jachtschleuse  schon offen und ist für unsere Schleusung vorbereitet.

2019-12

Während der Schleusung  findet gleichzeitig der Süß/Salzwasseraustausch statt. Ab jetzt sind wir im Salzwasser. Unser Bootsexperte hatte uns versichert, dass für wenige Tage die Anoden nicht getauscht werden müssen und wir problemlos eine Woche bleiben können.  Es dauert nur 30′ von hier zur Schleuse am Zugang zum Grevelingermeer. Auch hier haben wir Glück, ohne zu warten geht es in die Schleuse und 10′ später sind wir im gezeitenlosen Grevelingermeer.

Da alles so schnell geht, ändern wir unseren Plan. Statt direkt in Bruinisse festzumachen, fahren wir auf die Nordseite nach Herkingen (Oude Tonge > Herkingen :  2,3h).  Wir machen im WSV fest, der über ein  neues, modernes und sehr gut ausgestattetes Hafengebäude verfügt. Als Motoryacht sind wir hier eine Ausnahme. Und wenn dann noch ein Boot aus Paris auftaucht, wird die  Tricolore gehisst. Welch freundlicher Empfang!

2019-13

Der Ort gibt allerdings zu dieser Jahreszeit wenig her, selbst die Restaurants sind geschlossen. Ausser einem kleinen Supermarkt ist nur ein sehr gut sortierter Bootsausstatter offen. Wir nutzen das schöne, frische Wetter zu einem langen Spaziergang auf dem Damm in Richtung Nord-Westen.

2019-14

Es ist noch sehr ruhig zu dieser Jahreszeit hier.

2019-15

Wenn man die Parkplätze überall sieht und die Anzahl der Segelboote betrachtet, kann man sich vorstellen, wie es hier im Sommer zugehen muß. Zeeland ist Urlaubsziel: Schwimmen, Segeln, Tauchen.

3 // Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, um nach Brouwershafen zu fahren. Nach der Ausfahrt aus dem Kanal, halten wir uns zunächst an die grünen Bojen. Während der Überfahrt begegnen uns Segler, Fischerboote und Möwen.

Ohne Schwierigkeiten erreichen wir unser Ziel nach 2,5h.

An der Einfahrt zum Ort Brouwershaven befindet sich eine Schutzschleuse, die gleichzeitig als Hafenbüro dient. Dort muss man sich anmelden und bekommt einen Platz zugewiesen. 2 Möglichkeiten bieten sich: direkt hinter der Schleuse im neuen Hafen oder weiter hinten im alten Stadthafen. Wir wählen den Kai im Ort. Der Hafen besitzt den üblichen Service, sowie eine Tankstelle.

2019-16

Brouwershaven hat einen schönen Ortskern und die Kirche lohnt einen Besuch, allein schon wegen des Dachstuhls.

2019-17

Nachmittags kämpfen wir mit den Rädern gegen den Wind über den Brouwersdamm am Kitesurfer-Paradies vorbei bis  nach Port Zeeland.

2019-18

4 // Am nächsten Morgen brechen wir wieder früh  in Richtung Osten auf. Da der  Wind etwas stärker weht, sind auch schon ein paar Segler unterwegs.

2019-19

 

Nach 2h legen wir am Kopfsteg des WSV Bru an. Der Hafen liegt direkt im Schleusenbereich neben  dem großen, bestens ausgestatteten Yachthafen Bruinisse. Ob man einfache gemütliche Klubhäfen oder luxuriöse Yachthäfen ansteuert, ist Geschmacksache.

Hier bleiben wir 2 Tage. Mit dem Bus fahren wir nach Zierikzee. Aber davon bald mehr.

2019-20


Willemstad > Oude Tonge : 1,9h
Oude Tonge > Herkingen :  2,3h
Herkingen > Brouwershaven : 2,5h
Brouwershaven > Bruinisse : 2,0h

 

2019 #5 Über das Hollandsch Diep

Nachdem wir abends die Karte  studiert haben, starten wir am nächsten Morgen gegen 9h in Drimmeln. Aber zunächst  lassen wir noch den Tank auffüllen. Dies senkt den Schwerpunkt, was bei schlechten Fahrbedingungen hilfreich ist und verkleinert das Risiko, dass der Tankinhalt zu stark aufgewirbelt wird…. und dadurch den Dieselfilter verstopft.

Für die Überfahrt nach Willemstad rechnen wir etwa 3h bis 3h30. Die Bedingungen sind nicht ideal: es ist kalt, es regnet, die Sicht ist etwas beschränkt, aber noch ausreichend (mindestens 6 km). Nur der geringe Wind (2 – 3 bft) ist von Vorteil.

Nach einer Stunde erreichen wir die Mündung von Amer (= Maas) und Merwerde ( = Waal). Die beiden Brücken für Zug und Auto sind in Sicht. Ab jetzt gilt es, aufmerksam den Frachtverkehr im Auge zu behalten und auf den Sprechfunk zu achten. Wir entscheiden uns, zunächst auf der Nordseite zu bleiben und orientieren uns an den roten Bojen und nehmen Kurs auf die für „Sport“ reservierte nördliche Brückendurchfahrt.

rrem

Kurz vor der Kreuzung mit dem Dordtse Kil werden wir über VHF10 von einem Frachter angerufen. Von der Amer kommend, möchte er nach Rotterdam. Wir bestätigen unsere Fahrt zu verlangsamen, lassen ihn überholen, um in den Dordtse Kil einbiegen zu können.  Als er an uns vorbei ist, bedankt er sich und empfiehlt uns die in Richtung Volkerak fahrenden und von Norden kommenden zwei Containerschiffe abzuwarten.

Gesagt, getan! Wir warten auch diese beiden ab, und orientieren uns nun an der für Sportboote vorgesehenen nördlichen Nebenfahrrinne der durch rot und grün markierten Hauptfahrrinne.  Indem wir uns an den „Recreatie“-Bojen orientieren (rot-weiß) setzen wir unsere Fahrt fort. Da Willemstad am Südufer liegt, gilt es irgendwann, die Hauptfahrrinne zu kreuzen, um so, anschliessend sicher in der südlich gelegenen grün-grünweißen Nebenfahrrinne zum Hafen zugelangen.

Wärend wir Ausschau halten, um einen günstigen Moment abzuwarten, kommt ein Polizeiboot mit hoher Geschwindigkeit in der Hauptfahrrinne entgegen. Trotz einer Entfernung von mindestens 500m bringt es unser Boot kräftig ins Rollen. Obwohl wir alle Türen und Schubladen gesichert haben, fliegt alles was nicht „niet und nagelfest“ ist im Boot herum.  Nach einem guten Schub  Adrenalin und Kurskorrektur bringen wir das Boot wieder unter Kontrolle.

Der Verkehr ist sehr drückend. Wir müssen 6 Frachter abwarten bis wir zum Kreuzen ansetzen. Es gilt vor allem die von hinten ankommenden Boote im Auge zu behalten. Normalerweise fahren wir mit 9km/h (SOG).  Jetzt muss es schneller gehen. Also geben wir Gas, um uns schnellstmöglich die Hauptfahrrinne  verlassen zu können.

Beim Kreuzen ist extreme Vorsicht geboten!

Als wir die südliche Nebenfahrrinne erreichen, atmen wir auf. Der wunderschöne Anblick von Willemstad läßt einen schnell den Stress vergessen.

2019-2

Zum Schluss noch ein paar praktische Hinweise:

Sicherheit „first“!!!

  • Eindeutige Fahrmanöver
  • Radarspiegel setzen // Navigationslichter an
  • Falls vorhanden AIS im Auge halten
  • Schwimmwesten bereitlegen oder (besser noch) anlegen
  • Funk aufmerksam verfolgen und falls notwenig mit Frachtern (oder RWS oder Polizei Verbindung aufnehmen (idealerweise 2 Kanäle abhören: VHF 10 und die Blockkanäle 7 und 71)
  • Fernglas ständig benutzen (vorne und noch mehr hinten)
  • Alle beweglichen Gegenstände wegpacken, Schränke, Tisch und Schubladen verrNach einem guten Schub Adreiegeln
  • Vor der Abfahrt Motorraum überprüfen : Wasserfilter, Keilriemen, …

2019-3

 

 

2019 #4 s’Hertogenbosch und Umgebung

Es ist nicht das erste Mal, dass wir nach s’Hertogenbosch kommen. Wir mögen diese gemütliche und lebhafte Stadt in Nordbrabant.

Da wir etwas Zeit haben, profitieren wir etwas ausführlicher von der Stadt. s’Hertogenbosch bietet für fast jeden Geschmack etwas: Einkauf, Kultur (jung und alt), Restaurants, Ambiente,…

Dieses Mal nehmen wir uns die Zeit, um das Hironymus Bosch Art Center, das Nordbrabant Museum und das Design Museum zu besuchen.

 

Weniger lohnt ein Abstecher in die am Waal gelegene Stadt Zaltbommel, die man mit dem Zug  in ein paar Minuten erreicht. Vom Bahnhof bis zur Stadt sind es dann noch 10-15 Minuten zufuss.  Wir fahren Montagmorgens dorthin und vergessen ganz, dass die Geschäfte erst um 13h öffnen… und die historischen Gebäude geschlossen sind. So bleibt nur ein Spaziergang um die alte Festung mit Blick auf den Stadthafen am Waal.

 

2019 #3 Leukermeer und Umgebung

Wie im letzten Beitrag erwähnt, fahren wir ohne „Stop“ in Venlo direkt zum Leukermeer.

Im Club-Hafen „T’Leuken“ machen wir am Passantensteg fest. Dort liegt man sehr gut, mit schöner Sicht aufs Wasser und  der Abendsonne auf dem Achterdeck (https://vagabond4you.com/liegeplaetze/niederlande/).

2019-11

Das Hafenrestaurant ist zur Zeit wegen Umbauarbeiten und Besitzerwechsel geschlossen.

Das Leukermeer und die umliegende Dünenlandschaft laden zu ausgiebigen Spaziergängen ein.

2019-22

Seit unserem letzten Besuch sind einige Arbeiten unternommen worden, um die Wege und ihre Beschilderung  zu verbessern und auch für Behinderte besser zugänglich zu machen.

2019-12

Für einen Spaziergang um das Leukermeer muss man etwa eine Stunde ansetzen.

2019-13

Dies ist auch die Gelegenheit, das Besucherzentrum der ehemaligen Schleuse zu besichtigen. Die Schleuse verbindet das Leukermeer mit dem Reindersmeer. Wie an vielen Stellen an der Maas wurde auch hier über 20 Jahre Kies abgebaut. Zwischen 1971 und 2001 passierten über 20 000 Kiesfrachter die Schleuse. Sie ist jetzt funktionslos, aber erinnert an die Geschichte der Landschaft.

2019-16

Heute gehört die Gegend zu den niederländischen Nationalparks .  Die sich dort befindenden Dünen ziehen erstaunlich viele Besucher an, die die nach Jahreszeit wechselnde Heidelandschaft genießen.

Eine  kleine, handbetriebene Fähre erlaubt das Reindersmeer zu überqueren und so die Wanderung um diesen See zu verkürzen.

2019-21

 

2019 #2 Bevor es richtig losgeht

… Bevor es richtig losgeht mit dem „Bootsfahren“, nutzen wir unsere ersten Tage nach der Ankunft im Hafen, um noch etwas von der Natur und direkten Umgebung zu profitieren.

Limburg , durch die Maas, ihre Baggerseen und somit durch den Wassersport bekannt, lädt auch  zu längeren Spaziergängen durch die Natur ein: diesmal auf der Maasinsel in und um Stevensweert, einer alten Festungsstadt.

 

Mit dem Boot geht es am nächsten Tag  in Richtung s’Hertogenbosch los. Wir planen die Strecke in 5 Tagen zurückzulegen.  Als Etappen sehen wir dieses Mal Venlo, Well, Cuijk und Maasbommel vor. Da es in den nächsten Tag wieder kalt, regnerisch und windig werden soll, werden wir unsere Etappen anpassen. Bis Venlo sind es je nach Schleusenzeiten 5 Stunden. Der sympathische und gut geführte Vereinshafen bietet jeden Service (Restaurant, Diesel etc.).  Er liegt aber leider in der Nähe eines Container Terminals und der Autobahn. Noch in Fahrlaune fahren wir an Venlo vorbei und zielen die nächste Etappe  Well, am Leukkermeer an. Bis dorthin sind es dann noch 2 1/2 Stunden…

2019-72019-8

2019 #1 Saisonstart

Im April, meistens gegen Ostern ist es dann wieder soweit. Unser VAGABOND ist seit ein paar Tagen wieder im Wasser und wartet auf seine Besatzung. Wie am Ende jeder Saison und spätestens am Anfang der neuen Saison fragt man sich: Wo soll es eigentlich dieses Mal hingehen. Ursprünglich gingen unsere Pläne in Richtung Deutschland: Berlin, Mecklenburg zum Beispiel.  Aus zeitlichen Gründen haben wir dann unseren Plan im Frühjahr geändert.

2014 > Belgien // Frankreich: Marne – Seine – Oise
2015 > Niederlande : Maas – Vecht
2016 > Belgien // Frankreich // Deutschland:  Maas – Mosel – Saar
2017 > Niederlande : Waal – Ijssel – Lek
2018 > Belgien // Frankreich : Seine – Somme – Schelde
2019 > NIEDERLANDE

Wie immer fangen wir mit der Maas an und werden flußabwärts in Richtung Mündung fahren. Je nach Wind, Wetter und Laune vielleicht bis nach Zeeland zum Grevelingermeer.  Das ist der Plan für die Tour #1.

Capture d’écran 2019-04-20 à 14.54.28

Heusden

2018 #28 Eine kleine Bilanz

Dieser Blog ist unseren Bootsreisen mit VAGABOND gewidmet.  Wir sind seit 2014 in den Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden „binnen“ unterwegs, auf Flüssen, Kanälen und Seen.

Wenn man unterwegs ist,  gibt es viel zu sehen und zu erleben, oder besser gesagt „zu erfahren“ (!), apprendre  (französisch: wörtlich mitnehmen), leren (niederländisch): auf dem Wasser und auf Land. Land und Leute,…

Als wir mit dem Bootfahren anfingen, ging es uns zunächst um eine neue Sicht,… vom Wasser aus. Schnell merkten wir, dass diese Art zu Reisen, uns vor allem ermöglicht hat,  interessante Menschen kennen zu lernen und neue Freundschaften zu schliessen. Die „Bootsgemeinschaft“ ist sehr polyglott. Auch wenn wir „nur“ in Europa schippern, unsere Bekannten und Freunde kommen aus Australien, Grossbritannien, Neuseeland, Südafrika, USA,…  natürlich auch aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden.

Die vielen Eindrücke geraten meistens schnell in Vergessenheit. Oft behält man nur die besonderen Momente, schöne oder schwierige, Freude oder Schwierigkeiten.

Was uns dieses Jahr besonders gefallen hat, war die Landschaft der Somme, die Marne und Champagner Region, aber auch die Städte Gent und Antwerpen. Gent ist eine alte Stadt, die wegen der vielen Studenten sehr jung und lebhaft ist. Antwerpen ist sehr aktive und reiche Stadt, die von ihrem Welthafen lebt.  Der Aufenthalt im Yacht Hafen ist äusserst angenehm.

Wie bei jedem Törn gibt es auch ein paar negative Erlebnisse oder schwierige Situationen. Hierzu zählen dieses Mal 2 Schleusenerlebniss, in Amiens (Schleuse wird versehendlich entleert…) und auf dem Canal du Nord (Schleusentor wird beim Einfahren versehendlich geschlossen…), und zwei Erlebnisse mit vorbeifahrenden Schiffen (auf der Schelde mit einem Hochseetanker und auf dem Albertkanal mit einem Sppedboat!

Fotografieren ist mein Hobby.  Jede Reise ist anders, auch wenn man oft den gleichen Kanal befährt, man sieht und erlebt immer wieder etwas neues.

2018 war ein besonderes Jahr. Als wir losmachten in Maasbracht, hatten wir geplant in Richtung Lyon aufzubrechen. Aber schon in Maastricht wurde unser Begeisterung gebremst. Die Maas (Meuse) war in Frankreich gesperrt wegen der schweren Schäden der Hochwasser im Winter. Als wir dann endlich in Paris mit vier Wochen Verspätung ankamen, fehlte es in vielen Kanälen an Wasser.  So hatten wir dieses Jahr Zeit uns „Zeit zu lassen“ in Belgien auf und an der Meuse. Die Landschaft ist wunderschön. Die besondere Lage hat dazugeführt, dass hier viele Befestigungen angelegt wurden. Heute geben sie nicht nur einen Einblick in die bewegte Geschichte dieser Region, sondern erlauben auch wunderbare Ausblicke über das Maastal.

So handelten wir nach der Devise: „Man weiss wann man wegfährt, aber nicht wann man ankommt,… „. Anstatt,  „Seine – Saône – Rhône“, heisst unser diesjähriges Fotobuch nun „Seine -Somme – Schelde„. 

cof

„Chat Lune“ und „Tiger“ oder andere gutbekannte Boote sind uns wieder begegnet. Es war wie immer eine Bereicherung.  So haben wir es nicht bedauert, an manchen Orten etwas länger auszuhalten; nicht nur in einer schönen Umgebung sondern auch und vor allem in guter Gesellschaft mit Guy, Marlène, Bruce, Lorette und vielen Anderen.

2018 war auch ein trauriges Jahr. Wir haben einen guten Freund verloren. Aad war einer der ersten, der uns half und immer mit guten Ratschlägen zur Seite stand. Als wir zum letzten Male vor seinem Tode ihn bei sich zu Hause besuchte, schenkte er uns eine Gewässerkarte von Berlin. Stolz und mit Wehmut zeigte er uns sein Fotoalbum einer seiner vielen Reisen mit „COMPLICE„.


2014: Frankreich

2015: Niederlande

2016:  Deutschland

2017:  Niederlande

2018: Frankreich – Belgien

 

2018 # 27 Bilder einer Reise

Jetzt wo wir wieder in unserem Hafen angekommen sind, und obwohl die Saison noch nicht zu Ende ist, haben wir Zeit, die Bilder, die wir unterwegs gemacht haben, anzuschauen.  Beim Fotografieren steht nicht das Boot im Mittelpunkt unseres Interesses sondern Land und Leute. Auf dem Wasser mit dem Boot, an Land zu Fuß und mit dem Rad. Anders als mit dem Auto, erlebt man die Umwelt direkter und intensiver.

Was bleibt, sind Momentaufnahmen, an die man sich erinnert.

Limburg, die Ardennen, die Champagne, Paris, die Somme und Picardie, Gent, Antwerpen, Turnhout, Dessel, Hasselt,…

2018 #26 Von Antwerpen in Richtung Maasbracht

Um von Antwerpen nach Maasbracht zu fahren, hat man mehrere Möglichkeiten:

  1. über die Schelde-Mündung
  2. über die Schelde – Rhein Verbindung und dann die Maas flußaufwärts
  3. über den Albert-Kanal nach Maastricht
  4. über den Dessel-Turnhout-Schoten Kanal

Um zum Ziel zu kommen, gibt es dann je nach Startpunkt  3 Möglichkeiten:

  1. Von Norden kommend über die Maas
  2. Von Westen kommend über den Zuid-Willemsvaart und den Wessem-Nederweert Kanal
  3. Von Süden über den Julianakanal

Antwerpen-Maasbracht

Bevor wir losfahren, fragen wir  noch bei unserem sehr erfahrenen Freund Aad nach der „besten“ Wahl. Wir sind mit ihm einverstanden. Wir haben Zeit und wollen die kleinen Kanäle im Nord-Osten Flanderns kennenlernen. Somit entscheiden wir uns für den Dessel-Turnhout-Schoten Kanal.

Um kurz vor 10, machen wir uns startklar wie auch einige andere Boote und warten auf das Signal zur Öffnung der Londenbrug.

2018-470

Anschließend müssen wir noch die Hebung der Sibiriabrug abwarten und können dann  auf dem Albertkanal in Richtung Osten fahren. Beim Verlassen des Hafenbereichs über den Albertkanal muß man sich über VHF 20 „abmelden“.  Was wir zunächst nicht tun, da wir denken, dies sei nur für Frachtschiffe notwendig. Nach 1 Stunde kommen wir an der Abzweigung zum Dessel-Turnhout-Schoten Kanal an und bitten über VHF 20 (wie es in unserer Karte angegeben ist) um das  Einfahren in die erste Schleuse. Die Funkzentrale fragt uns sogleich, wo wir genau sind, verlangt die FD-Nummer und weist und freundlich darauf hin, daß wir uns abmelden müssen. Was damit getan ist. Allerdings für das Schleusen brauchen wir etwas Zeit, bis wir verstehen, dass dies nur über das  Telefon möglich ist. Die Schleusen und Brücken werden auf diesem Kanal von Mitarbeitern des Kanalbetreibers bedient. Zum Ende des Kanals hin wird die Bedienung  wieder über Funk angefragt (VHF 20,…).

2018-472

Die Strecke führt zunächst an Industrie vorbei. Viele „Recycling-Firmen“ haben sich hier angesiedelt. Man findet aber auch noch bekannte Ziegelfabriken, wie Wienerberger.

2018-477Nach Osten hin geht die Landschaft langsam in Agrarland und Heide über.

2018-476

Der Kanal besitzt sehr viele Wendebecken. Viele von ihnen werden heute als Hafen genutzt.

2018-474Es sind meistens recht gut ausgestattete Klubhäfen mit einer netten Ambiente. Wir halten in Schoten, Brecht und Turnhout und im Hafen Aventura (Zilvermeer) in Dessel an der Kreuzung der Kanäle Dessel-Turnhout-Schloten / Bocholt-Herentals / Dessel-Kwaadmechelen. Der Hafen Aventura liegt in einem See. Er ist sehr gut ausgestattet, besitzt ein Restaurant und eine Tankstelle.

Turnhout ist DIE Stadt der Spielkarten. Hier werden seit Jahrhunderten Spielkarten gedruckt und heute noch ist hier der Hauptsitz der Firma Cartamundi. So kommt es, dass die Stadt auch das „Nationale Spielkartenmuseum“ beherbergt.  Wir nutzen unsere Zeit zu einem Besuch, der sich lohnt. Das nette Personal zeigt uns mit Stolz die alten Druckmaschinen. Zum Abschluss unseres Besuchs wird uns sogar die noch funktionstüchtige Dampfmaschine vorgeführt. Angetrieben wird sie allerdings nicht mehr mit Feuer und Dampf. Aber die mechanischen Teile und Schwungräder bewegen sich wie in alten Zeiten.

2018-480

Auf dem Rückweg zum Boot erlauben wir uns einen kleinen Umweg. Auch hier wie in vielen Städten lohnt der Besuch des Begijnenhof. Vielleicht einer der schönsten, die wir besuchen konnten auf unserer Reise!!

2018-481.jpg

2018-483

Nachdem wir den Dessel-Turnhout-Schotenkanal verlassen haben und im Hafen Aventura an der Kreuzung der verschiedenen Kanäle übernachtet haben, entscheiden wir uns für den Albertkanal   in Richtung Maastricht. Bevor wir den Hafen verlassen, machen wir noch einen Abstecher mit den Rädern zum Kloster in Postel.

2018-489

Am nächsten Morgen brechen wir, bei schlechtem Wetter, in Richtung Hasselt auf.  Wie erwartet ist auf dem Albertkanal viel Verkehr. An einigen Brücken ist der Kanal recht eng. Wir versuchen die Frachtschiffe bei diesen Verengungen zu kreuzen.  Die Frachtschiffe fahren hier nicht so schnell wie auf dem Rhein oder auf dem Amsterdam-Rhein-Kanal und stellen keine besonderen Schwierigkeiten dar.

Allerdings gibt es auf dem Kanal einige Schnellfahrstrecken. Auch wenn man vorsichtig ist, ist man den schnell fahrenden Booten ausgeliefert. So werden wir von einem „Speedboot“ überholt, zunächst verlangsamt es seine Geschwindigkeit. Aber als es gerade auf unserer Höhe ist, gibt es wieder Gas. Wir kämpfen gute 5 Minuten, um das Boot wieder zu stabilisieren und unter Kontrolle zu bringen. Letztendlich sorgt das uns überholende Frachtschiff für eine relative Wasserberuhigung. Der Frachter bricht die hohen Wellen und Turbulenzen des Schnellbootes.

2018-495

Als wir in Hasselt festmachen, sind wir erleichtert. Die Fahrt war anstrengend. Im netten Stadthafen angekommen, erklärt uns der Hafenmeister, dass wir beim Festmachen, darauf achten müssen, dass das Boot „Bewegungsfreiheit“ braucht. Der Hafen besitzt keine Schwimmstege. Der durch die Frachtschiffe und Schleusen hervorgerufene Schwell führt zu Pegelschwankungen bis zu 80cm. Nach dieser ersten Überraschung erfahren wir, dass die Schleusen auf diesem sehr befahrenen Kanal sonntags nicht bedient werden. Also buchen wir gleich für 2 Tage und nutzen die Zeit zu einem Besuch im Japanischen Garten. Auch wenn es nicht die Zeit der Kirschblüten ist, der Besuch lohnt auf jeden Fall,…

2018-497

2018-501.jpg

Am nächsten Morgen gegen 8h brechen wir trotz starken Windes und leichtem Regen in Richtung Maastricht auf. Direkt ab Hasselt folgen 3 Schleusen in kurzem Abstand.  Wie zu erwarten, ist der Frachtverkehr während der Woche auf diesem Kanal besonders stark. Die jeweils 3 Schleusen (2 kleine Kammern und 1 große) sind stark gefragt. Alle besitzen die gleichen Dimensionen und Ausstattungen. Wir schleusen mit 3 niederländischen Kähnen.

2018-5042018-505

Dann folgt eine lange Kanalstrecke, die abwechselnd durch Industrie-, aber auch Naturlandschaft führt. Der an den Schleusen sehr dichte Verkehr verläuft sich recht schnell und wir fahren mehrere Kilometer  ganz allein durch die Natur über den sehr breiten Kanal.

Gegen 15h machen wir in der Maastricht Marina fest. Die Saison nähert sich so ihrem Ende. Hier sind wir Ende April losgefahren. Nun schließt sich der Kreis nach 1500 km durch Frankreich und Belgien.

2018-506

Antwerpen > Maastricht: 150 km / 24 Motorstunden / 7 Tage