2023 #16 von der Sambre nach Antwerpen

Von der Sambre aus führt der Weg nach Antwerpen über den Canal Charleroi-Bruxelles. Ab Brüssel geht er in den Zeekanaal-Bruxelles über. Bei Willebroek hat man dann zwei Möglichkeiten für die weitere Reise:

  • weiter über den Kanal zur Rupel, die in die Zeeschelde mündet.
  • direkt zur Rupel. Von dort aus bieten sich dann wieder zwei mögliche Wege an:
    • Zeeschelde > Antwerpen
    • Beneden Nete > Netekanal > Albertkanal > Antwerpen.

Wir haben uns für die letztere Variante entschieden. Sicherlich die gemütlichere Lösung. Die Reise dauert zwar einen Tag länger, allerdings ist die Rupel und Nete trotz Gezeiten einfacher zu befahren. Hier findet man kaum Berufsverkehr und die Fahrt im Gezeitenwasser dauert gerade mal 1h20 (Strömung bei etwa 3 km/h) von Schleuse Klein Willebroek nach Duffel.

Skizze : Gewässer Sambre > Antwerpen

Unsere erste Etappe führt uns von Thuin nach Seneffe (43 km, 9 Schleusen). Bemerkenswert ist zunächst die Schleuse Monceau s/ Sambre. Von der Hinfahrt schon wissen wir, dass es in den Wänden keine Festmacher gibt. Der Schleusenhub beträgt 5m. Unsere Leinen sind 10m lang. Das reicht auf keinen Fall. Zwei Lösungen:

  • Verknüpfung zweier Leinen (so kann man sie um den Poller legen)
  • Schleusenwärter macht die Leinen am Poller fest, und wirft sie nach der Schleusung runter (wir sind auf Talfahrt).

Die Fahrt führt uns zügig weiter nach Seneffe, wo wir im Clubhafen festmachen. Die Strecke bei Charleroi haben wir schon an anderer Stelle mehrmals erwähnt.

Am nächsten Tag legen wir schon recht früh los, da wir uns einen Abstecher zu den historischen Aufzügen des historischen „Canal du Centre“ vorgenommen haben. Wir wollen die 4 Aufzüge zu Tal befahren und anschliessend den modernen Aufzug von Strépy-Thieu hochfahren. Als wir uns über Telefon am ersten Aufzug melden, müssen wir leider erfahren, dass zurzeit nur 3 der 4 Aufzüge benutzt werden können…. Nach kurzer Überlegung wenden wir und fahren zurück zum Canal Charleroi-Bruxelles.

Zur Entschädigung steht jetzt der Schrägaufzug, der „Plan incliné de Ronquières“ auf dem Programm. Vielleicht ist der Aufzug von Strépy noch beeindruckender, aber auch hier muss man die Ingenieur-Kunst loben. Hier werden 68m auf 1,5km in rund 30′ überbrückt. 10 Schleusungen mit dem auf dem Kanal üblichen Hub von 7 Schleusen würden da wesentlich länger dauern….

Nach etwa 1h Wartezeit (zur Zeit wird nur eine „Wanne“ benutzt) werden wir zusammen mit einem Frachter und Freitzeitboot „geschleust“ oder wie sagt man da?!.

Gegen 13h legen wir im Yacht-Hafen von Ittre im Oberwasser der gleichnamigen Schleuse an. Es scheint uns, dass Passanten zwar gern gesehen sind, aber hier wohl seltener anlegen.

Die nächste Etappe führt uns nach Brüssel. Sieht man mal von der Durchfahrt von Brüssel ab, gefällt uns der Kanal recht gut. Es gibt nur wenig Berufsverkehr, an manchen Stellen fühlt man sich wie auf einem offenen Fluss. Bemerkenswert sind einige historische Bauwerke und moderne „Streetart-Malereien“.

7 Schleusen liegen vor uns. Sie gleichen sich alle. Ausser der Schleuse von Ittre, die mit 14 m Hub aus der Reihe fällt.

Ittre n°5

Wenn man sich dann Brüssel nähert, versteht man besser den schlechten Ruf dieser Strecke.

Bezüglich des Hafens möchten wir nur einen guten Freund zitieren: das einzig „Königliche“ am Hafen ist sein Namen. Zur Ehrenrettung muss gesagt werden, dass der Hafenmeister äusserst zuvorkommend und freundlich ist. Ausserdem gebührt dem Restaurant im Clubhaus Lob. Die Preise sind gehoben, wir wurden aber nicht enttäuscht.

Am nächsten Tag fahren wir bei diesigem und regnerischem Wetter nach Willebroek, wo wir nach 3h vor der Schleuse festmachen.

Ein niederländisches Segelboot, hat hier ebenfalls angelegt. Wie wir wollen sie am nächsten Tag nach Lier fahren. Nun haben wir Zeit, zusammen die Gezeitentabelle von Antwerpen zu studieren.

Am 19. August ist Ebbe um 9h18 in Antwerpen. Dann steigt das Wasser wieder bis um 15h22. In Willebroek steigt das Wasser 3h nach der Ebbe wieder.

Wir nutzen die Zeit zum Brotkauf in der am anderen Ufer liegenden Stadt Boom, die wir mit einer kostenlosen Fähre erreichen.

Da wir mit auflaufendem Wasser flussaufwärts fahren wollen, nehmen wir am nächsten Tag um 12h30 die Schleuse, die wir um 12h50 verlassen (Antwerpen LW +3,5h). Nach 1h20 kommen wir an der Schleuse Duffel bei einer Strömung von etwa 2 – 3km/h an.

Zu spät nach Niedrigwasser, sollte man die Fahrt wegen der Durchfahrthöhen unter den Brücken nicht beginnen. Bei Hochwasser sind es bei der „Baanbrug Duffel“ nur noch etwa 3,50m. Zu früh, ist auch nicht zu empfehlen, da die Einfahrt zur Schleuse Duffel bei Niedrigwasser nicht möglich ist.

Wir übernachten am Passantensteg in Lier. Von hier ist die Stadt, dessen Besuch sich immer lohnt, in ein paar Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen.

Die Weiterfahrt nach Antwerpen ins Willemdok bedarf auch etwas Planung. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, um zum Yachthafen zu gelangen, über die Schelde oder den Albertkanal. Wie schon berichtet, haben wir die Strecke über den Kanal gewählt. Es sei noch erwähnt, dass in Antwerpen eine sogenannte FD-Erkennungsnummer und ein AIS-Sender am Schiff vorgeschrieben sind.

Wir starten kurz nach 11h in Lier. Die Siberiaschleuse, die zum Willemdok führt, wird nachmittags von 15h45 – bis 18h bedient. 2 Schleusen liegen auf der 32 km langen Strecke.

Es sei noch angemerkt, dass wir in der Schleuse Wijnegem unsere Leinen verlängern müssen. Dort wo wir stehen, vor dem Frachter Wilani , direkt an der vorderen Tür, gibt es keine Poller in den Wänden.

Unsere Rechnung geht auf! Um 15h40 erreichen wir die Brücke, die wir mit 2 Freizeitschiffen passieren.

Drei Tage werden wir hier verweilen. Zeit, um neue „Ecken“ in der Stadt zu erkunden. Willemdok ist immer ein guter Platz.

Zusammenfassung:

  • Thuin > Seneffe : 43km, 7h, 9 Schleusen
  • Seneffe > Ittre: 25km, 5h, Plan incliné
  • Ittre > Brüssel: 30km, 5h, 7 Schleusen
  • Brüssel > Willebroek: 13km, 3h, 1 Schleuse, m. Hebebrücken
  • Willebroek > Lier: 14km, 2h30, 2 Schleusen
  • Lier > Antwerpen: 32km, 5h, 2 Schleusen, 2 Hebebrücken.

2023 #5 Bis zur französischen Grenze

Landelies > Thuin

Wir bleiben 2 Tage in Landelies. Zeit genug, um die nähere Umgebung etwas zu erkunden. Der Ort an sich hat wenig zu bieten.

Immerhin findet man dort eine Apotheke und ein Café.

Yacht Club Haute Sambre

Wer, wie wir, ein paar Einkäufe machen möchte, muss den „Col de Landelies“ nach Montigny-le-Tilleul hochgehen oder fahren. Der Pass ist zwar mit 177 m nicht besonders hoch aber recht steil und eher was für durchtrainierte Radfahrer oder Fussgänger.

Ganz in der Nähe liegt die ehemalige Abtei von Aulne (Abbaye d’Aulne). Der Ausflug dorthin lohnt sich. Der Weg führt an der Sambre entlang. Mit dem Fahrrad braucht man etwa eine Viertel Stunde.

Die noch bestehenden Strukturen der ehemaligen Bauwerke sind recht beeindruckend. Zum Abschluss unserer Besichtigung wollen wir uns noch in der Taverne ein dort gebrautes, typisches belgisches, Bier gönnen. Doch leider verdunkelt sich der Himmel, es sieht nach Gewitter und Regen aus,… somit treten wir die Rückfahrt ohne Bier an.

Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, befragen wir noch die Schleusenwärter nach den Fahrbedingungen auf der weiteren Strecke. VNF hat vor 2 Tagen die Sambre auf französischer Seite wegen Hochwasser bis auf weiteres gesperrt (AvisBat 2023/02916).

Sicherlich ist die Fliessgeschwindigkeit wegen der letzten Regentage höher als üblich (etwa 3km/h), aber auf belgischer Seite scheint dies nicht sonderlich zu beunruhigen. Ganz im Gegenteil, am Vorabend unserer Abreise hat sich der Wasserstand wieder um etwa 50 cm gesenkt. Damit er etwa auf gleichem Niveau gehalten werden kann, schliessen die Schleusenwärter das Wehr wieder teilweise, um den Durchfluss bei 30 Kubikmeter/sec. zu stabilisieren.

Wehr Landelies

Am 13. Mai brechen wir nach Thuin auf. Wir haben Zeit und geniessen bei gemütlicher Fahrt die Landschaft. Vier Schleusen liegen vor uns. Die Schleusen werden ab 9h00 bedient. Ein Anruf bei der ersten Schleuse genügt. Das weitere besorgen, die Schleusenwärter für uns. So kommt man zügig voran.

Sambre Schleuse Grand Courant n° 6

Die vorletzte Schleuse trägt den Namen „Starke Strömung“. Davon merken wir nichts.

Allerdings würde der Name für die nächste Schleuse n°5 Thuin schon eher passen!“ Denn dort ist die Situation untypisch verglichen mit den 3 kleinen Schleusen, die wir schon hinter uns haben.

Sambre Schleuse Thuin n°5

Hier gibt es nämlich 2 Umleitungen mit 2 versetzten Wehren. Auf dem Bild sieht man das kleine Wehr direkt links neben der Schleuse. Hier ist die Strömung besonders stark.

Darüber hinaus gibt es noch eine beachtliche Querströmung zur Schleuse. Wir fahren zunächst vorsichtig ran, halten uns Backbord, müssen dann aber kräftig Gas geben und fahren mit Schwung in die Schleuse ein. Hier zeigt sich der Vorteil eines recht schmalen Rumpfes! Die Schleusen weisen eine Breite von etwa 5,10m auf. Unser Rumpf ist 3,50m breit, hinzukommt noch der Durchmesser der Fender (2 x 30 cm), somit 50 cm auf beiden Seiten.

In Thuin angekommen, machen wir am Schwimmsteg hinter der 2. Brücke (für Fussgänger) fest. Dort ist Platz für 6 – 8 Schiffe. Der Liegeplatz ist zurzeit kostenlos. Als wir den Landstrom an dem neuen Verteiller anschliessen, müssen wir zunächst feststellen, dass kein Strom verfügbar ist.

Aber ein paar Anrufe genügen und eine sehr hilfsbereite Mitarbeiterin des „Office de tourisme“ macht es möglich! Obwohl es Wochenende ist, findet sie einen kompetenten Elektriker, der den Anschluss in kurzer Zeit sicherstellt.

Der Anleger liegt im Zentrum der „Unterstadt“.

Thuin öffentlicher Anleger am rechten Ufer

Da wir hier gut liegen, entschliessen wir uns, hier abzuwarten, bis die Sperrung auf französischer Seite aufgehoben ist (NB: am Montag, 15. Mai, wird die Sperrung von VNF aufgehoben).

In der Stadt Thuin findet jedes Jahr ein bedeutendes Folklore – Ereignis statt, die Marche de Saint Roch. Das Fest wird zwar erst am 3. Maiwochenende begangen, aber eine Woche vorher heisst es für das grosse Ereignis trainieren. Inzwischen gehört die Veranstaltung zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Schon dieser Samstag gibt einen Vorgeschmack darauf, was die Besucher am nächsten Wochenende erleben werden. Wie zu erwarten ist der Bierkonsum hoch, und die Trommler beweisen ihr Durchhaltevermögen bis spät in die Nacht, oder besser früh in den Morgen…

In Thuin befindet sich auch ein kleines Museum für Strassenbahnen, ein Verkehrsmittel, das man hier wiederentdecken. Wem es Spass macht, der kann auch eine Fahrt durch den Ort buchen.

Nach dem Besuch setzen wir unseren Spaziergang fort. Es empfiehlt sich übrigens eine kleine Broschüre am „Office de Tourisme“ in der Oberstadt zu kaufen. Darin werden mehrere thematische Rundwege durch die Stadt vorgeschlagen. Sehr empfehlenswert ist das Panorama, das man in der „Oberstadt“ in alle Richtungen geniesst.

Zum Abschluss muss es dann noch zu einem kleinen Muskeltraining reichen.

Ein Besuch im Turm und Wahrzeichen der Stadt darf da einfach nicht fehlen. Der Aufstieg geht über eine moderne Treppe im Inneren des Turms. Oben angelangt hat man durch 4 Fenster eine schöne Sicht in die vier Himmelsrichtungen.

Nachdem VNF Entwarnung gegeben hat, wird es Morgen weitergehen, wahrscheinlich unsere letzte Etappe vor der französischen Grenze. Drei Schiffe liegen inzwischen am Steg. Ein 130 Jahre alter Kahn und eine Linssen Grand Sturdy 430AC. Alle Schiffe passen nicht in die Schleusen, so werden wir wohl zeitversetzt starten. Den Schleusenwärter der 1. Schleuse haben wir schon mal vorsichtshalber von unserer morgigen Ankunft informiert.

BALU (die 430er AC) und wir legen kurz vor 9h00 ab. Der Weg ist jetzt schon sehr kurvenreich. Er führt uns durch eine liebliche Landschaft.

An den 4 Schleusen legt Thomas, der Kapitän der BALU, kräftig Hand an.

Thomas // BALU

Kurz nach 12h machen wir im Hafen fest.


STATISTIK :

Landelies > Thuin: 10km / 2,5h / 4 Schleusen
Thuin > Erquelinnes : 16 km / 3,5h / 4 Schleusen