2025 #24 Ausklang

Im letzten Beitrag haben wir uns für die Strömungsverhältnisse im Rhein-Maas-Delta interessiert.

Jetzt geht’s in Richtung Winterlager. Die Fahrt über die Maas erweist sich immer wieder als schöner Anfang oder Ende der Saison auch wenn wir inzwischen so ziemlich jeden Baum am Ufer kennen.

Es gibt natürlich zwei Möglichkeiten die „Heimreise“ anzugehen: schnell (man kennt ja schon alles) oder gemütlich (es gibt immer noch etwas zu entdecken).

Wir gehen es diesmal sehr gemütlich an.

  • Dordrecht > Heusden
    Heusden > Maasbommel
    Maasbommel > Katwijk
    Katwijk > Mook
    Mook > Venlo
    Venlo > Roermond
    Roermond > Maasbracht.

Da wir schon öfter in unseren Beiträgen über die Fahrt und die Etappen an der Maas berichtet haben, wollen wir heute darauf im einzelnen nicht eingehen.

Bilder sagen oft mehr sagen als viele Worte,….

Neu ist dieses Jahr nur die Etappe Mook, genauer Mokerplas. Da waren wir schon länger nicht mehr. Bootsfreunde hatten uns daran erinnert, dass nicht nur die Häfen dort gut ausgestattet sind, sondern, dass auch die Umgebung und Landschaft zu einem Besuch einladen. Gesagt getan. So nutzen wir unseren Aufenthalt zu ein paar Fahrradtouren. Wie immer ist das Knotenpunktsystem ein guter und praktischer Wegweiser.

Eine Fahrt zur sehenswerten kleinen Stadt Gennep endete dann leider mit einem Fahrradunfall. Besser gesagt mit einem Zusammenstoss zweier Räder. Glücklicherweise blieb es im wesentlichen bei Materialschäden und eine Geschichte für französische und niederländische Versicherungen.

Jetzt heisst es packen, und nach Hause fahren.

Was ansonsten bleibt sind die vielen Eindrücke. Wie jedes Jahr wird es auch wieder ein Fotobuch geben. Aber da muss der Interessierte leider noch etwas Geduld haben.

Als Vorgeschmack gibt es ja schon die Galerie der diesjährigen Saison.

Bis bald!

2025 #23 Gewässer um Dordrecht

Wir haben schon zweimal in früheren Jahren über unsere Reisen nach Dordrecht berichtet: 2017 und 2019

Unser Interesse gilt dieses Mal der besonderen geographischen Situation und deren Einfluss auf das Bootsfahren.

Dordrecht ist von Wasser umgeben und liegt mitten im Rhein-Maas-Delta. Auch wenn man es kaum wahrnimmt, die Stadt liegt auf einer Insel.

Im Osten der Stadt spaltet sich der Waal in den Boven- und Nieuwe Merwede auf. Im Westen fliesst die Oude Maas, die im Süden in den Dordtse Kil und im Norden in den Noord übergeht. Hinzu kommen in Betracht der Lek (Niederrhein) im Norden, die Maas (Amer, Bergische Maas) und der Hollands Diep im Süden.

Für die Berufsschifffahrt ist die Stadt ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt nach Antwerpen, Rotterdam, der Nordsee und dem Rhein. Der Verkehr wird hier von einer Verkehrszentrale überwacht und gesteuert. Auch für Sportboote ist es empfehlenswert, sich über Funk zu identifizieren, um Gefahrensituationen zu vermeiden.

Wer hier als Freizeitkapitän unterwegs ist, sollte zwei Dinge besonders im Auge behalten: den Fracht- und Fährverkehr und die Strömungsverhältnisse, die hier herrschen. Diverse Flussströmungen und Gezeitenstrom addieren sich hier.

Beide sollten in Betracht gezogen werden, wenn man seine Fahrzeiten optimieren möchte.

Insgesamt stellt der Waal den grössten Anteil der abfliessenden „Wassermassen“ dar. Vereinfacht gesagt fliessen 40% über die Boven Merwerde und 60% über die Nieuwe Merwerde. 3/4 des Wassers der Boven Merwede fliessen in Richtung Rotterdam über den Noord ab. Das restliche Viertel flïesst zur Oude-Maas und zum Dordtse Kil, wobei zu berücksichtigen ist, dass ein Teil des Wassers des Nieuwe Merwerde und der Maas über den Dordtse Kil und Oude-Maas abfliesst. Dieser Anteil hängt stark von den Wasserständen ab. Wenn bei Niedrigwasser die Wehre im Haringvliet geschlossen sind, erhöht sich dieser Anteil.

Um die Sache noch etwas interessanter zu gestalten, darf man den Einfluss des Mondes nicht unterschätzen. Der Gezeitenstrom reicht bis weit ins Hinterland.

Tide und Abfahrtzeiten von Dordrecht (ohne Gewähr)

Am 1.September ist Hochwasser an der Küste (Messpunkt Hoek van Holland) um 9:22h. Die Flutwelle erreicht Dordrecht nach fast 2h um 11:07h. Bis die Welle dann Keizersveer an der Maas erreicht vergehen noch weitere 3h.

Unser Ziel ist es also, die Flutwelle (ablaufend zunächst und dann auflaufend) für unsere Reise optimal zu nutzen. Zunächst gilt es, von Dordrecht über Oude Maas und Dordtse Kil zum Hollandsch Diep zu gelangen.

Hier nutzen wir das ablaufende Wasser.

Am Vortag hatten wir unsere Einschätzungen mit den Informationen des „Schwarzen Brettes“ im Hafen verglichen. Streng nach der Devise „Doppelt genäht, hält besser“. Dort werden für die jeweiligen Fahrtrichtungen (> Noord, > Oude Maas, > Spui und > Dordtse Kil) Empfehlungen zu den günstigsten Abfahrtzeiten gegeben.

Angewandt auf uns, ergibt das am 1. September ein Zeitfenster von 10h bis 14h.

Da dies schon recht spät ist, verlassen wir den Hafen um 10h (also noch vor Hochwasser). Bevor wir auf die Oude Maas rausfahren, werfen wir schnell noch einen Blick auf den Plotter. Einer der berüchtigten Schubverbände „Veerhaven“ ist glücklicher Weise schon rund einen Kilometer weiter entfernt.

Wir fahren im Konvoi mir EPSILON, welche die Verkehrszentrale per Funk über unsere gemeinsame Fahrtrichtung informiert. Bis zur Einfahrt in den Dorsdte Kil fahren wir mit unserer üblichen Reisegewindigkeit. „SOG“ und Geschwindigkeit im Wasser liegen bei 10km/h.

Nach einer guten halben Stunde nehmen wir deutlich Fahrt auf. Bis zur Einfahrt ins Hollands Diep kommen wir jetzt mit 14km/h voran. Wir werden „gezogen„.

Dann verlangsamt sich die Fahrt für eine kurze Zeit. Hier, am Kreuzungspunkt von Hollands Diep, Dordtse Kil, Amer und Nieuwe Merwerde, treffen ablaufendes Wasser und auflaufendes Wasser aufeinander. Das merkt man auch daran, dass trotz mässigem Wind und geringem Berufsverkehr das Wasser sehr unruhig und aufgewühlt ist.

Sobald wir auf der Amer, später Bergsche Maas sind, spüren wir jetzt das auflaufende Wasser. Wir werden „geschoben„. Da der Höchststand bei Keizerveer erst 3 Stunden nach Dordrecht (um 13:48h) erreicht wird, trägt uns die Flutwelle fast bis nach Heusden, wo wir um 14h30 festmachen.

2025 #22 Festungsstädte und Brielle

Als wir in Willemstad spazierengehen, fällt uns auf, dass wir uns wieder mal in einer historischen Festungsstadt befinden. Im Nordwesten von Europa gibt es davon ja Einige. Ob Ludwig XIV, die Spanier, Napoleon, die Flamen, die Holländer, die Friesen oder die Deutschen, zu jeder Zeit wurden Städte befestigt oder Städte als Festungen gegründet.

Letzteres ist zum Beispiel der Fall in der Geburtsstadt des Autors. Die an der Saar gelegene Stadt Saarlouis wurde auf Louis XIV‘ Geheiss im Jahre 1680 von Vauban in einer Sumpflandschaft an der Saar förmlich aus dem Boden gestampft. Es sei nebenbei bemerkt, dass Saarlouis die einzige Stadt Deutschlands ist, die auf Veranlassung des französischen Königs erbaut wurde. Im Laufe seiner Geschichte hat die Stadt mehrmals ihre Flagge gewechselt. Das letzte Mal 1957.

Die militärische Baukunst Vauban’s hat Schule gemacht. So findet man heute noch in einigen Städten Überreste solcher Festungen. Selbst die Namen von Teilen der Festungsanlagen wurden übernommen: Revelin, Bastion, Casemate etc.

Zurück zu unserer Reise.

Beeindruckt von den Festungsanlagen in Hellevoetsluis, entschliessen wir uns, einen Abstecher nach Brielle zu machen. Die Städte Tholen, Bergen op Zoom, Veere, Willemstad und Hellevoetsluis liegen nun schon hinter uns. Heusden dieses Jahr noch vor uns.

Der Weg nach Brielle führt über die Oude Maas und den Scheepvaartkanaal zum Brielse Meer, eine Freizeitoase im Südwesten der Grossstadt Rotterdam. Wenn man nicht genau hinschaut, kann man die Einfahrt zur Stadt verpassen. Wir finden einen Platz in der Gracht vor der „Brug in Brielle„. Dort bleiben wir drei Tage, Zeit genug um die Festungsanlagen zu erkunden.

Im Rathaus gibt ein Modell einen guten Überblick über die Stadt.

Die folgenden Bildbeispiele stammen aus Hellevoetsluis, Brielle und Heusden.

Man könnte die Tour in Richtung Nordosten der Niederlande erweitern. Denn auch dort gibt es schöne befestigte Städte zu besuchen, so die Hanse-Städte an der IJssel und die gut erhaltene Festung Naarden. Vielleicht eine Idee für eine „Festungstour“ mit dem Boot durch die Niederlande.

2025 #21 SAIL 2025, wir auch!

Die Geschichte von Sale oder Sail haben wir ja schon im Beitrag 2025 #19 erwähnt,… Das war 2015, als wir von Gouda nach Weesp fuhren.

Nach 10 Jahren war dann die Zeit auch für uns reif. Wir wollen SAIL 2025 in Amsterdam miterleben. Dabei sein, ist alles! Dieses Mal (noch) zu Fuss, …

Bilder sagen manchmal mehr als lange Texte. Sie haben ihre eigene universelle Sprache.

Hier eine Auswahl. Nein, mit Sommerschlussverkauf hat das nichts zu tun ;-).

2025 #20 Das Spui rauf oder runter?

Das Spui !

Wikipedia lehrt uns, dass wir das Spui schreiben sollen. Was wohl darauf hindeutet, dass es nicht als „richtiger“ Fluss betrachtet werden soll.

Das Gewässer zweigt bei Oud-Bijerland von der Oude Maas ab und endet im Haringvliet. Seine Strömungsrichtung hängt von den Gezeiten an der Nordseeküste ab.  „Das Wasser fließt, je nach Ebbe oder Flut, in Richtung Haringvliet oder Oude Maas“ (Quelle: Wikipedia).

Aber wie soll man den Satz verstehen? Bei Ebbe Richtung Haringvliet ? Bei Flut Richtung Oud-Bijerland?

Für erfahrene Kapitäne ist das natürlich alles selbstverständlich. Das Rhein-Maas-Delta stellt eine etwas komplexere geographische Situation dar, als zum Beispiel die Schelde oder die Seine. Oude Maas, Nieuwe Maas, Noord, Dordsche Kil, …

Nach guter Ingenieur-Manier, versuchen wir uns, die Sache vereinfacht vorzustellen. Also summieren wir einfach die Flussströmung der Oude Maas mit dem ablaufenden Wasser bei Ebbe. (Hochwasser > Niedrigwasser).

In unserem Fall ( > Ebbe) fliesst das Wasser der Spui Richtung Oude Maas. Das ist zumindest unsere Annahme.

Was heisst das nun konkret:

  • Ziel ist Oud-Bijerland am Spui
  • Wir fahren nach Hochwasser in Hellevoetsluis los und wollen vor Niedrigwasser in Oud-Bijerland ankommen.
  • 20km liegen zwischen beiden Orten.
  • Unsere gewöhnliche Geschwindigkeit im Wasser liegt bei 10km/h.

Erfahrene Kapitäne hatten uns gewarnt, dass die Strömung „recht stark sein kann„. Jetzt wollen wir wissen, ob unsere Annahme richtig ist!

Als wir ins Spui einbiegen, erhöht sich unsere Geschwindigkeit schlagartig. Wir werden förmlich angezogen.

Wir haben es heute nicht eilig und reduzieren die Drehzahl des Motors auf Leerlaufniveau!

Nach 1h30 kommen wir an der Schutzschleuse von Oud-Bijerland an. Unsere Annahmen haben sich also bestätigt!


Wer es genauer wissen will:

  • Hoek van Holland (18. August 2025) Referenz-Wasserstand:
    • HW: 4h16
    • LW: 10h51
  • Oud-Bijerland:
    • HW: HvH +1h35 => 5h51
    • LW: HvH + 2h00 = >12h51
  • Die Strömung ist im allgemeinen am stärksten 2-3h nach Hochwasser oder vor Niedrigwasser (in unserem Falle zwischen 9 und 11h).
  • Wir starten um 8h30 und machen im gemütlichen Hafen von Old-Bijerland gegen 11h fest.
  • Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Gesamtstrecke lag bei etwa 14km/h.

2025 #19 Von der Oosterschelde zum Haringvliet

Für den Rückweg vom Veerse Meer zur Oosterschelde sehen wir nur eine Etappe in Wolphaarthsdijk vor. Dort lagen wir auch schon auf dem Hinweg. Der Hafenmeister weist uns die gleiche Box am D-Steg zu. Das Festmachen gelingt dieses Mal besser. Man spürt kaum Wind und wir haben unsere Fahrräder schon vorsorglich am Wartesteg von der Badeplattform entfernt.

Grüne Strecke = beschriebene Strecke in diesem Beitrag (6)-(10); Rote Strecke (0)-(5) = siehe Beitrag 2025 #18

Am nächsten Morgen starten wir gegen 9h. Bis zur Zandkreeksluis brauchen wir etwa 30 Minuten. Als wir dort ankommen, warten schon 3 Boote in der Schleuse.

Bei bestem Wetter und guter Strömung fahren wir auf direktem Weg entlang der schönen Zeelandbrücke nach Zierikzee. Dort haben wir vorsorglich einen Liegeplatz im WSV ZIERIKZEE direkt hinter der Schutzschleuse reserviert.

Wir bevorzugen diesen ruhig(er)en Hafen. Er wurde uns von unserem Freund Thom empfohlen. Von dort aus bis zum Stadtzentrum sind es mit dem Fahrrad nur ein paar Minuten. Die Liegeplätze in der Stadt sind immer sehr gefragt. Doppelpack ist dort Standard, zumindest im Hochsommer.

Ganz so ruhig war es dann doch nicht, zumindest für eine kurze Zeit . Während unseres Aufenthaltes geriet im Hafen ein Segelboot in Brand, der die Feuerwehr, die Seenotretter und die Polizei mobilisierte.

Wir bleiben hier drei Tage und nutzen das schöne und ruhige Wetter zu Ausflügen in die Umgebung.

Warum gerade Zierikzee in ganz Zeeland „the place to be“ sein soll, verstehen wir nicht ganz . Natürlich sollte man den Ort besuchen, aber andere Städte „bieten“ mindestens genauso viel. Aber das ist wohl auch eine Frage der Interessen, die man so hat.

Vielleicht liegt es an den noch aktiven Muschel-Fischern, die täglich ein und auslaufen. Wer sich näher für die Geschichte der Stadt und der Umgebung interessiert, sollte dem Museum im alten Stadhuis einen Besuch abstatten. Wer es bis zur oberen Etage schafft, der wird mit der Sicht auf den handwerklich, aussergewöhnlich kunstvollen Dachstuhl belohnt.

Die Fahrt nach Sint Annaland erweist sich als ziemlich „holprig“. Auf den auffrischenden Wind sind wir vorbereitet. Jedoch überholt uns in der Nähe von Stavenisse eine grössere, rasende Yacht unverschämt nahe. Dem Kapitän geht es wohl darum, uns zu zeigen, dass Plastik-Gleiter im Wasser schneller sein können als Stahl-Verdränger. Uns dabei kräftig durchzuschütteln, scheint ihm schnurzegal. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir auch noch nicht, dass unser Tisch einen Salto machen kann.

Nach 2h30 Fahrt erreichen wir den grossen und sehr gut ausgestatteten Hafen in Sint Annaland. Der Ort lebt vom Sommertourismus. Wir bleiben dort nur eine Nacht. Zeit genug, um ein paar Einkäufe im nahegelegen Supermarkt und Bootsshop zu tätigen.

Als nächste Etappe auf unserem Weg zum Haringsvliet wählen wir Willemstad. Stadt und Hafen kennen wir gut. Schon öfter haben wir hier ein paar Tage verweilt: 2017, 2019, 2023

Aber zunächst geht es an Bruinisse vorbei, denn das Grevelinger Meer lassen wir dieses mal „links liegen“. Wir fahren mit der Strömung und kommen gut voran.

In der Krammerjachtensluis warten schon einige Boote. Wir fahren als Letzte ein.

25 Minuten später verlassen wir die Schleuse. Gegen 12h30 erreichen wir die Volkerakschleuse.

Den Hafenmeister in Willemstad hatten wir am Vortage informiert, dass wir Willemstad voraussichtlich gehen 13-14h erreichen werden.

Als wir an der Schleuse ankommen, sehen wir, dass sich im Vorhafen schon eine grosse Anzahl von Motor- und Segelyachten angesammelt hat. Geduld ist angesagt.

Erst beim dritten Schleusengang nach 2 Stunden sind wir dabei. Den Hafen erreichen wir kurz vor 16h.

Auch dieses Mal ist das Hafenbecken in der Stadt überfüllt. Wir liegen wie immer ausserhalb der Festungsmauer.

Wie schon so oft führt uns der erste Spaziergang zum Wassersportgeschäft am Hafen. Dort stellen wir leider fest, dass auch dieser gut sortierte Laden schliesst.

Nach 3 Tagen verlassen wir früh am Morgen Willemstad und nehmen Cap auf Hellevoetsluis. Da es unser erster Besuch ist, befragen wir unseren Freund Thom nach einem Liegeplatz. Er empfiehlt uns die Marina Hellevoetsluis, die, wie wir erfahren, angeblich keine Passanten mehr aufnimmt. So versuchen wir, einen Platz im Gemeente Hafen zu finden. Aber dort ist kein freier Liegeplatz in Sicht. Wie wir später erfahren, war am Vortag ein Hafen- und Stadtfest.

So entscheiden wir uns für die Marina Cape Helius. Dort wird uns ein schöner langer Steg zugewiesen. „Epsilon“, gute Bekannte aus unserem Winterhafen in Maasbracht liegen am gleichen Steg. Dies gibt uns die Gelegenheit unsere letzten Reiseerfahrungen auszutauschen.

Der Hafen liegt ausserhalb der Festungsstadt. Die Innenstadt erreicht man in wenigen Minuten mit dem Fahrrad. Wir nutzen unseren Aufenthalt zu einem Rundgang über die Festungsanlagen, zu einem Besuch im Trockendock und einer Radtour nach Stellendam über das Deltageul-Sperrwerk.

Während unseres Aufenthaltes in Willemstad, haben uns Bekannte von ihrem Plan erzählt, nach Amsterdam zur Sail zu fahren…. Obwohl dies bei uns absolut nicht auf dem Programm stand, fahren wir kurz entschlossen von Hellevoetsluis per Rad, Bus und Bahn nach Amsterdam.

Als wir 2015 in den Niederlanden unterwegs waren, hatten uns viele Leute von der „SAIL“ in Amsterdam berichtet. Damals fragten wir uns, was es da so Tolles und Billiges zu kaufen gibt. Erst später erkannten wir unseren Fehler: nicht „SALE“ sondern SAIL. Ha, Ha,…


ZUSAMMENFASSUNG (34-38):

  • Middelburg > Wolpaartsdijk: 19km, 1 Schleuse, 2Mh
  • Wolpaartsdijk > Zierikzee: 16km, 1 Schleuse, 2Mh
  • Zierikzee > St. Annnaland: 21km, 2,5Mh
  • St.Annaland > Willemstad: 32km, 2 Schleusen, 4,1Mh
  • Willemstad > Heelvoetsluis: 25km, 3Mh

2025 # 18 Von Antwerpen nach Middelburg

Wer von Antwerpen aus nach Middelburg fahren will, dem stehen zwei Wege zur Verfügung:

  • Der direkte Weg über die Schelde und Westerschelde
  • Die Alternative über Rijn-Schelde-Kanal, Oosterschelde und das Veersemeer.

Wie man auf dem Schema sehen kann, entscheiden wir uns für die längere Strecke. Vor allem das schlechte Wetter (Regen, Wind, geringere Fernsicht) der nächsten Tage beeinflusst unsere Wahl.

Wir verlassen im Konvoi das Willemdok gegen 8h30 zur Öffnungszeit der Londonburg. Die Freigabe zur Ausfahrt aus dem Asiadok erhalten wir rund eine Stunde später via VHF 5 (siehe Beitrag #17).

Dann geht es zügig durch die drei Sektoren des Hafens. Mehrmals werden wir über Funk auf mögliche Gefahren fahrender oder kreuzender Schiffe und Frachter hingewiesen. Um 11h15 melden wir uns am der Nordlandbrug ab, jetzt geht es weiter zur Kreekraksluis und anschliessend zum Hafen in Tholen, den wir gehen 14h erreichen. Wir kennen das ehemalige Festungsstädtchen Tholen und den Hafen schon von früheren Reisen. Der ursprüngliche strategische Charakter für Bootsfahrer ist geblieben, denn der Hafen ist ein guter Ausgangspunkt zur Oosterschelde und eine Etappe zwischen dem Hollandsche Diep und Antwerpen.

Das alte Hafenbecken ist zurzeit für lange Boote (über 16m) reserviert, somit bekommen wir eine Box zugewiesen.

Wegen des weiterhin schlechten Wetters, empfiehlt uns die hilfreiche Hafenmeisterin, auf bessere Fahrbedingungen auf der Oosterschelde zu warten. Damit meint sie vor allem Tide, Strömung und Wind. Denn regnen wird es noch ein paar weitere Tage.

Wir nutzen die Zeit zu einer Fahrt mit dem Bus nach Bergen op Zoom.

In der Innenstadt herrscht ein lebhaftes Treiben, es ist Markttag. Wir suchen die Ruhe im Markiezenhof, dessen Besuch sich lohnt.

Zwei Tage später nutzen wir das fallende Wasser (3 h vor Niedrigwasser) bei mässigem Querwind von Norden, um nach Westen aufzubrechen. Zunächst geht es zur Bergsediepsluis, wo wie nach 30 Minuten ankommen. Die Schleuse misst 34m. Der Schleusenwärter weist uns an bis zum vorderen Tor vorzufahren, damit noch zwei weitere Motoryachten mitgeschleust werden können. Nach einigem Gerangel entscheidet das letzte Boot sich zurückzuziehen.

Wie erwartet, weht eine leichte Brise aus Nord-Westen auf der Oosterschelde , die kleine Querwellen erzeugt. Diese bringen uns leicht zum Schaukeln. Die Tideströmung des fallenden Wassers geben uns noch zusätzlich 2km/h Schwung. Auf halber Strecke entscheiden wir nicht nach Yerseke, sondern direkt nach Wemeldinge zu fahren. Die Distanz der mehr im Westen liegenden Stadt ist zwar grösser, aber wegen der betonnten Fahrrinde, ist der Weg kürzer. Ausserdem erwartet uns im UPS-Servicepunkt am Hafen von Wemeldinge ein wichtiges Päckchen ;-).

Wir bekommen im Binnenhafen eine Box zugewiesen. Mit unserem Motorboot kommt man sich hier fast wie ein Exote vor ;-). Die Oosterschelde ist vor allem ein Segelrevier, in dem viele belgische Wasserfreunde unterwegs sind und ihren festen Liegeplatz haben.

In Wemeldinge gibt es ausser dem Hafen nicht viel zu sehen. Der Hafen besitzt zwei Becken. Wir liegen im ruhigen „Binnenhafen“ hinter der alten Schleuse, die offen steht.

Mit dem Bus unternehmen wir eine Tagesfahrt nach Yerseke. Die Bushaltestelle liegt ganz in der Nähe des Hafens.

Yerseke zieht viele Touristen wegen der Muscheln- und Austern-Zucht an. Im Restaurant hat man dann die Wahl zwischen niederländischen, irischen und französischen Austern aus Oléron. Natürlich probieren wir die „Lokalen“.

Auch hier gilt das Gleiche wie für Wemeldinge, sieht man mal vom Hafenbereich und den nahegelegenen Austernzuchtbecken ab, bietet der Ort nicht sehr viel.

In Goes hoffen wir nun das zu finden, was wir an den Niederlanden besonders mögen, die kleinen, gemütlichen, gepflegten Städtchen.

Für die nur 10km von Wimeldinge bis Goes brauchen wir 2 Stunden.

Nach einer kurzen Wartezeit an der Schleuse Goes Sas führt uns der Weg weiter direkt zur Stadt. Allerdings liegen noch 3 Brücken auf, oder besser, im Weg! Zwei der Brücken werden einmal pro Stunde gehoben.

An der Ringbrug müssen wir die Öffnung um 11h abwarten. Einige Boote nutzen die Wartezeit zum Einkauf im nahegelegen Supermarkt Albert Hijn.

Dann geht es im Wechselbetrieb im Konvoi zum Hafen. Vorfahrt haben die rausfahrenden Schiffe. Je nach Tageszeit können es eine ganze Menge sein.

Das kleine Hafenbecken liegt mitten in der netten lebhaften Stadt, ganz in der Nähe des Marktplatzes. Abends ist er wahrlich „vollgepackt“. Dreierpacks sind am Längssteg die Regel.

Wir haben Glück, wir liegen am Längssteg an einer Engstelle. Selbst für Doppelpack reicht hier der Platz nicht. Da es uns gut gefällt, bleiben wir ein paar Tage in Goes und nutzen die Zeit zum Besuch des Stadtmuseums und einer Fahrt mit dem Zug nach Middelburg.

Unser nächstes Ziel ist das Veersemeer. Um 8h45 legen wir los, wie auch beim Ankommen in Goes geht es jetzt im Konvoi aus dem Hafen. Wir bemühen uns nicht sonderlich zu den ersten zu zählen, die den Hafen verlassen. Die Ringbrug wird um Punkt 9h gehoben. Wie sich an der Schleuse Goes Sas später zeigt, wäre es besser gewesen zu den ersten Booten zu gehören, sofern man es eilig hat. Als wir dort ankommen, ist die Schleuse schon voll belegt und wir müssen einen weiteren Schleusenzyklus abwarten, bevor uns der Weg über die Oosterschelde westwärts zur Zandkreeksluis führt. Diese erreichen wir gegen halb zwölf.

Auf dem Veersemeer sind wir nicht alleine.

Eine halbe Stunde später machen wir in der Box „Delta 14“ im sehr gut ausgestatteten Hafen WSV Wolphaartsdijk fest. Zum Festmachen am Steg dienen hier Ringe,… Beim Rückwärts-Einfahren ist das vor allem bei Wind eine Herausforderung. Einerseits will man langsam und vorsichtig in die Box reinfahren, anderseits muss man an die Ringe auf dem Steg kommen,… Der Wind erschwert die Aufgabe. Ein netter Segler am Steg eilt zur Hilfe. Jetzt geht alles ganz schnell. Das ist auch gut so, denn der Wind legt kräftig zu.

Ein Hafen in der Natur ist zur Abwechslung auch ganz nett. Alles wesentliche zum Bootsfahren findet man hier, nicht zuletzt eine Waschmaschine 😉

Nachdem sich das Wetter verbessert hat, führt uns der Weg weiter zur Stadt Veere, die im Westen des Veersemeers und am Kanaal door Walcheren nach Middelburg und Vlissingen gelegen ist.

Wir erreichen den kleinen engen Stadthafen gegen 11h. Als wir einfahren wird gerade ein passgenauer Platz am Steg frei. Um uns herum liegen die Yachten schon im Doppelpack. Der Hafenmeister empfiehlt, rückwärts ins Hafenbecken zu fahren. Zum Ende hin , gibt es kaum Möglichkeiten zu wenden.

Wir entscheiden uns sofort, mehrere Tage hier zu verweilen. Allein der Hafen lädt schon dazu ein. Zum Buchen des Platzes (inklusiv Strom und Wasser) dient die App i-Marine. Man kann allerdings auch direkt beim Hafenmeister buchen. Im Preis sind Wasser und Strom enthalten.

Als wir nach dem ersten Rundgang durch den Ort wieder im Hafen ankommen, sehen wir, dass wir inzwischen im Dreifach-Pack liegen. Das gehört hier wohl dazu, zumindest in der Hochsaison.

Grundsätzlich muss man sagen, dass wir bisher auf der ganzen Reise über die Oosterschelde immer einen Liegeplatz gefunden haben. Natürlich ist es empfehlenswert, sich vorher beim jeweilen Hafenmeister frühzeitig anzukündigen, auch wenn Reservieren oft nicht immer möglich ist und es keine Platzgarantie gibt.

Ausser dem sehr gefragten Hafen, hat die kleine Stadt und ihre Umgebung noch einiges zu bieten. Sie lädt zum Bummeln und ausgedehnten Spaziergängen und Radtouren ein.

So nutzen wir die Zeit auch zu einer Tour zum 9km langen Oosterschelde Sperrwerk, welches vor Sturmfluten schützen soll. Die Wehre werden nur bei Sturmflutgefahr geschlossen. Somit herrscht auf der Oosterschelde weiterhin Ebbe und Flut. Ursprünglich sollte auch die Oosterschelde eingedeicht werden. Das hätte aber das gesamte Ökosystem massiv beeinflusst.

Nach drei Tagen verlassen wir Veere und brechen nach Middelburg auf.

Zum Hafen gehören mehrere Becken, die über Brücken zu bestimmten Zeiten zugänglich sind. Wir finden Platz am Steg am Hafeneingang vor den Brücken und ganz in der Nähe des Bootsausstatters, wo wir auch tanken. Hier liegen wir ruhig und sind nicht auf die Hebezeiten der Brücken angewiesen.

Wir nutzen unseren dortigen Aufenthalt zu einem Abstecher mit den Rädern nach Vlissingen. So sehen wir die Westerschelde , und in gewisser Weise auch den Ausgangspunkt, wo unsere Reise zum Veersemeer hätte beginnen können.

Besonders gefallen hat uns das MuZEEum. Sehr empfehlenswert, wenn man sich für die marine Geschichte Zeelands näher interessiert.

Natürlich lohnt auch ein Spaziergang an der „Wasserfront“. Dort kann man das ständige Kommen und Gehen der Fähren, Lotsenboote und Frachter bestaunen.

Jetzt heisst es umkehren und die Rückreise nordwärts anzutreten.


ZUSAMMENFASSUNG (28 – 33) :

  • 28 Antwerpen > Tholen : 38km, 1 Schleuse, mehrere Brücken, 5,8Mh
  • Tholen > Wemeldinge : 16km, 1 Schleuse, 2,4Mh
  • Wimeldinge > Goes : 14km, 1 Schleuse, 3 Brücken, 1,9h
  • Goes > Wolphaartsdijk : 15km, 2 Schleusen, 3 Brücken, 2,6Mh
  • Wolphaartsdijk > Veere : 14km, 1,6Mh
  • Veerse > Middelburg : 6km, 1,3Mh

2025 #17 zum Willemdok

Viele Wege führen nach Rom„. Diese Weisheit gilt auch in gewisser Weise für die Fahrt zum Hafen Willemdok in Antwerpen. In letzter Zeit konnte man viel Falsches im Internet über die Zufahrt zum Hafen lesen.

Wie es zurzeit damit bestellt ist, wollen wir uns jetzt mal genauer ansehen.

Zur Veranschaulichung unterscheiden wir zwei Niveaus:

  • Die Anreise nach Antwerpen
  • Der Zugang zum Hafen

Die Anreise

Grundsätzlich führen 3 Wasserwege nach Antwerpen.

  1. Die Schelde
    – Westen: flussaufwärts von der Westerschelde kommend
    – Süden: flussabwärts von Gent kommend
  2. Der Rijn-Schelde Kanal von Norden kommend (Volkerak)
  3. Der Albert-Kanal von Osten kommend (Maas)


Vor der Fahrt ist es sinnvoll, sich über die aktuellen Verkehrsbedingungen zu informieren :


Schematische Darstellung: Zufahrt zum Hafen Willemdok

Die Schelde (I)
– flussabwärts von Gent kommend

Üblich ist der Weg zum Hafen von der Schelde kommend durch die tiedenabhängige Katteldijkschleuse (1). Diese ist aber bis auf Weiteres wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Wenn sie funktionstüchtig ist, wird sie nur zu bestimmten Zeiten bedient. https://www.jachthavenantwerpen.be/kattendijksluis/. Es empfiehlt sich immer einen Tag vor der Fahrt dort anzurufen.

– flussaufwärts von der Westerschelde kommend (3). In diesem Falle führt der Weg über die Boudewijnssluis und anschliessend zunächst durch den Hafen von Antwerpen (siehe Beschreibung via Rijn-Schelde-Kanal (II).

Der Rijn-Schelde-Kanal (II)

Die Durchfahrt durch den Hafen ist reglementiert [egal ob man von der Schelde (I), dem Rijn-Schelde-Kanal (II) oder Albert-Kanal (III) kommt].

Wenn man sich an diese Regeln hält und aufmerksam ist, dürfte die Fahrt kein Hindernis sein, vorausgesetzt das Boot besitzt eine FD-Nummer und ist mit AIS ausgestattet. Die FD-Nummer kann vom Hafen Willemdok ausgestellt werden.

Sektor Donk

An der Noordland Brücke meldet man sich auf VHF 2 für den Sektor Polder an:

  • Schiffname
  • Schifftyp
  • FD-Nummer
  • Anzahl der Personen an Bord
  • Ziel

Den Sektor Polder verlässt man wieder an der Lillo Brücke. Dort meldet man sich über VHF 2 von Polder ab und meldet sich anschliessend auf VHF 22 für den Sektor Donk an.

Vom Sektor Donk verabschiedet man sich auf VHF 22 bei der Vorbeifahrt der Ladekais 240 (Backbord) – 415 (Steuerbord). Für Weel meldet man sich auf VHF 62 an. Man verlässt den Sektor nach dem Ameriakdok, der zum Albert-Kanal führt.

Der Albert-Kanal (III)

Hier gelten Fahrbeschränkungen bis voraussichtlich 2030 wegen eines Tunnelbaus unter der Schelde. Die Fahrrinne des Kanals im Hafenbereich ist in der Breite stark eingeschränkt. Deshalb wurde ein Einbahnverkehr im Wechselbetrieb West-Ost eingerichtet. Diese Beschränkungen haben auch dazu geführt, dass die Zufahrt zum Yachthafen verlegt wurde (Siehe Zugang). Wenn man sich dem Baustellenbereich nähert (ob von Westen oder Osten) muss man sich über VHF 5 (Passage-Plannung) anmelden und die üblichen Informationen angeben. Die Fahrtrichtung ändert sich alle 3/4h. Man fährt dann im Konvoi. Mit Wartezeiten muss gerechnet werden.

Der Zugang

Zurzeit steht nur der Zugang (2′) (via Asiadok) zur Verfügung.

  • Der Zugang von der Schelde (1) kommend (via Katteldijksluis) ist gesperrt wegen Bauarbeiten
  • Der Zugang (2) über die Siberiabrug ist gesperrt wegen des Tunnelbaus im Albertkanal. Deshalb wurde der Zugang nach Asiadok über die Luikbrug (2′)verlegt.

Die Luikbrug steht wegen der Bauarbeiten offen. Wann man vom Albertkanal einfahren (oder vom Asiadok ausfahren) darf, wird vom Passage-Planner bestimmt. Längere Wartezeiten sind einzuplanen. Man sollte sich auf jeden Fall frühzeitig über die Verkehrssituation informieren!

Vom Asiadok geht es dann zum Houtdok. Die Asiaburg steht offen. Das Houtdok verlässt man über die Mexicobrug (VHF 69). Geöffnet wird die Brücke, wenn es der Strassenverkehr erlaubt. In Stosszeiten kann es zu Wartezeiten kommen.

Von dort gelangt man ins Katteldijkdok (welches, falls keine Sperrungen vorlägen würden auch über (1) und (2) zu erreichen wären).

Ausfahrt aus Willemdok – Londonbrug

Zum Hafen steht nur noch die Londonbrug (VHF 69) im Weg. Die Brücke wird je nach Tageszeit alle 1h30′ bis 3h gehoben.

Wenn die Brücke gehoben wird, kommt der Hafenmeister mit einem kleinen Schlauchboot zu jedem wartenden Boot zur Einweisung.

Der Weg aus dem Hafen gelingt auf die gleiche Weise.

2025 #16 Tour 2 Cap Den Helder

Mitte Juli soll es wieder los gehen. Dann ist die Sommerpause für uns beendet. Gestartet wird in Antwerpen. Von dort aus geht es in Richtung Norden.

Auch dieses Mal werden wir die Westerschelde vermeiden. Schon vor zwei Jahren hatten wir die Alternative „Rhein-Schelde-Kanal“ bevorzugt.

Wie so oft halten wir uns an den Spruch: „Wenn man zwei schlechte Lösungen hat, wählt man die Bekannte„.

Das gilt auch hier !

Es gibt sicherlich gemütlichere Etappen, aber wenigstens muss man hier nur auf die vielen Frachter und Tanker achten. Strömung und Sandbänke bleiben uns erspart.

Erstes Ziel wird Zeeland sein. Dort kennen wir nur den Volkerak und das Grevelingermeer.

Die Zeit ist also reif für die Oosterschelde und das Haringsvliet. Der Hochsommer ist wahrscheinlich nicht die beste Zeit, um dieses Revier näher kennenzulernen. Für ein „Böotchen“ wird wohl am Ende eines Steges ein Plätzchen sein, und wenn das Wetter stimmt, bleibt ja da auch noch der Anker.

Vorschläge für Zeeland sind hier sehr willkommen!

Die Strecke bis Alkmaar kennen wir schon aus dem Jahr 2017, nur was noch nördlicher liegt, ist Neuland für uns.

Wie es dann anschliessend weitergehen soll, werden wir dann genauer im August uns überlegen.

2025 #15 Von Nieuwpoort nach Antwerpen

Kanaal Plassendale-Nieuwpoort – Kanaal Gent-Oostende – Ringvaart – Lys – Boven Zeeschelde – Zeekanaal Brussel-Schelde – Ruppel – Beneden Nete – Netekanaal – Albertkanaal

Wir verlassen Nieuwpoort, nachdem die „Gehfähigkeit“ des Kapitäns sich verbessert hat. Unser „Sommerziel“ Antwerpen soll noch vor Ende Juni erreicht werden.

Brügge

Auf dem Weg zum Passantenhafen „Coupure“ in Brügge gilt es, einige Hebe- oder Drehbrücken und drei Schleusen zu überwinden. Auf dem Weg dorthin begleiten uns fünf Freizeitschiffe und ein Frachter.

Auf den Kanalstrecken überholen uns unentwegt Fahrrad-Teams. Hier bewahrheitet sich: Belgien ist eine Radfahrnation.

Bis zur Schleuse „Dammepoort“ im Nord-Westen von Brügge kommen wir gut voran.

Die Schleuse „Dammepoort“ besitzt eine ungewöhnliche Form aufgrund ihrer gebogenen Wände. Dem Frachter wird die lang gebogene Steuerbordseite zugeteilt. Die 5 Yachten müssen an der gegenüberliegenden Seite im Halbrund anlegen. Festmachen ist hier ein grosses Wort! Es gibt ein paar Ösen und Seile. Wir haben einen ungünstigen Platz erwischt. Da die Wand nicht genügend Raum für alle lässt, bieten wir einer englischen Crew an, sich an uns ranzulegen. Mit einiger Mühe können wir die zwei Boote während des Schleusenvorgangs stabilisieren.

Die Durchfahrt oder besser gesagt Umfahrung von Brügge erweist sich als ein „Nadelöhr“. Der Kanal ist eng mit einigen Brücken und der Frachtverkehr kann recht stark sein, so dass es an der Dammepoort-Schleuse zu Stau kommen kann.

Die Brücke zum Passantenhafen wird vom Hafenmeister bedient. Auch wenn es dazu einen VHF Kanal gibt, ist es besser ihn direkt telefonisch zu erreichen. Der Hafenmeister ist sehr hilfsbereit und kümmert sich um jedes ankommende Boot.

In der Nähe der Brücke befindet sich im Kanal ein Wartesteg ohne Landzugang, der mitunter als „Liegeplatz“ genutzt wird, wenn die Brücke zum Hafen defekt ist, was während unseres Aufenthalts vorkam.

seit letztem Jahr besitzt der Hafen ein neues, gut ausgestattetes Sanitätsgebäude.

Auf einer alten Stadtkarte lässt sich gut ersehen, woher der Name des Hafens „Coupure“ (z.D.: Unterbrechung, Durchstich) seinen Ursprung hat. Der Kanal wurde erst im 18. Jahrhundert gebaut, um die Verbindung von Brügge mit Gent zu verbessern.

Es ist unser zweiter Besuch mit dem Boot in der Stadt. Wegen der eingeschränkten Beweglichkeit geniessen wir mehr die Ruhe im Hafen als die Hektik der Stadt. Es ist bemerkenswert, die Bilder von 2021 mit denen von heute zu vergleichen. Auch hier hat der Massentourismus eingeschlagen!

Gent

Nach vier Tagen machen wir uns auf den Weg nach Gent. Wir werden von drei Charterbooten begleitet.

Der Kanal bleibt am Anfang eine Weile sehr eng. Hier ist Vorsicht geboten! Entgegenkommende Frachter sind mehr daran interessiert, die Schleuse „Dammepoort“ zügig zu erreichen, als auf „Freitzeitschiffer“ besondere Rücksicht zu nehmen. Auch diesmal wird es für uns einen kurzen Moment eng!

Dann steht nichts mehr im Weg und wir erreichen den Passantenhafen in Gent nach fünf Stunden Fahrt. Der nette Hafenmeister in Brügge hatte seinem Kollegen in Gent unsere Ankunft angekündigt. So finden wir einen gutgelegen Platz am Längssteg.

Auch wenn die beiden Städte sich historisch ähneln, wirken sie doch sehr unterschiedlich auf uns. Um es auf den Punkt zu bringen, kann man dem Hafenmeister rechtgeben, wenn er sagt: „Brügge lebt am Tag, Gent während der Nacht„. In Brügge fallen vor allem die vielen Touristen auf, in Gent sind es Studenten.

Wir nutzen unsere Zeit zu zwei Museumsbesuchen. Das Designmuseum ist leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. So haben wir Zeit, um das MSK (Museum der Schönen Künste) zweimal aufzusuchen. Eine Sonderausstellung des Zeichners Jules de Bruycker erweckt unser besonderes Interesse. Aber auch ein kleines Museum, das sich mit dem Alltagsleben, den Bräuchen und Gewohnheiten beschäftigt, hat uns gut gefallen.

Antwerpen

Wie immer, wenn man von Gent nach Antwerpen (oder umgekehrt) fahren will, muss man sich vor der Abreise über die Fahrbedingungen auf der Schelde informieren: Tidenhub, Seeschleusen-Bedienzeiten etc.

Da wir auf Talfahrt sind, brauchen wir ablaufendes Wasser, somit Hochwasser bei der Abfahrt. Die Hochwasserzeiten liegen Ende Juni dieses Jahr am Nachmittag, was eine direkte Fahrt bis Antwerpen zum Hafen Willemdok erschwert. 2018 hatten wir Hochwasser um 6h30 in Gent.

Ein Anruf an der Schleuse Kattendijk in Antwerpen erledigt diese Frage allerdings sehr schnell! Die Schleuse ist seit gestern ausser Betrieb. Die Reparatur wird voraussichtlich eine Woche in Anspruch nehmen. Warten wäre riskant, also entschliessen wir uns zur Alternative über die Ruppel und Nete: also Schelde zu Tal, Ruppel und Nete zu Berg.

Jetzt gilt es noch die Zwischenstopps festzulegen. Im offenen Gezeitengewässer mit zusätzlicher Flussströmung zu übernachten, macht uns keinen besonderen Spass. Wir entscheiden uns für eine erste Etappe von Gent zum ruhigen Hafen von Willembroek am Zeekanaal Brussel-Schelde.

Wir sehen die Abfahrt für den 21. Juni vor. Hochwasser in Melle wird für 15h12 erwartet. Von der Seeschleuse Merelbeke nach Melle sind es noch etwa 4 km.

An der Seeschleuse Wintam ist Niedrigwasser um 18h37. Bis dorthin sind es rund 70km.

Um sicherzustellen, dass wir Wintam erreichen, bevor wieder starker Gegenstrom einsetzt, nehmen wir die Schleuse Merelbeke eine gute Stunde vor Hochwasser.

Wir verlassen den Hafen um 12h45 und erreichen die Schleuse Merelbeke gegen 13h30. Als wie ankommen, steht die Backbordschleuse schon bereit.

Wir verlassen die Schleuse gegen 14h und fahren so etwa eine Stunde noch gegen die abnehmende Gegenströmung. Unsere Reisegeschwindigkeit liegt jetzt bei etwa 7km/h (SOG). Unsere übliche Geschwindigkeit im Wasser liegt bei etwa 10 km/h (1800 U).

Nach 1h30 nehmen wir Fahrt auf. Dendermonde erreichen wir nach drei Stunden, die Geschwindigkeit hat sich zwischen 13 und 15km eingependelt. An der Schleuse Wintam kommen wir gegen 19h nach 5 Stunden Fahrt an. Von der seit einer halben Stunde einsetzenden Gegenströmung merken wir noch nichts. Jetzt entspricht die „Geschwindigkeit über Grund“ unserer üblichen Fahrgeschwindigkeit im Wasser, etwa 9-10 km/h.

Die Schleuse verlassen wir um 20h und erreichen den kleinen Hafen in Willebroek eine Stunde später, wo wir einen Platz direkt vor der Klein- Willebroek Schleuse finden.

Am nächsten Tag beginnt das Rechnen für die zweite Etappe schon während des Frühstücks. Jetzt geht es zu Berg, also starten wir mit auflaufendem Wasser. Niedrigwasser in Boom haben wir um 8h. Wegen der zwei niedrigen Brücken auf der Beneden Nete gilt es, weder zu früh noch zu spät zu starten. 2 Stunden nach Niedrigwasser in Boom (etwa 3h nach Antwerpen!) ist ein guter Wert. Die Schleusenwärter sowohl in Willebroek als auch in Duffel bestätigen unsere Einschätzung. Die Schleuse Willebroek wird an unserem Fahrtag ab 10h bedient, an der Schleuse Duffel haben wir 1h30 später genügend Wasser (unter dem Kiel).

Vom Passantenhafen Lier trennen uns nur noch eine Viertelstunde.

Als wir dort ankommen, finden wir am Steg die ANNE-MARIA, eine der drei von LINSSEN-YACHTS gebauten „New Classic Sturdy 36 AC„. Welch ein Zufall!!! Dies gab uns Gelegenheit zu einem angeregten und netten Erfahrungsaustausch mit den Besitzern aus Duisburg.

Hier bleiben wir eine Nacht, bevor es weitergeht Richtung Antwerpen.

Die Zufahrt zum Hafen Willemdok in Antwerpen über den Albertkanaal wird wegen des Baus eines Tunnels unter der Schelde im Hafengebiet stark beeinträchtigt. Der Weg zum Hafen wurde wegen der Bauarbeiten verlegt. Man fährt jetzt nicht mehr durch die „Siberiabrug“ zum Katteldijk-Dok sondern über die Luikbrug, Asiabrug und Mexicobrug.

Der Verkehr auf dem Albertkanal zum Hafengebiet wird im Wechselverkehr abgewickelt. Alle 3/4h wechselt die Fahrtrichtung im Konvoi (West > Ost; Ost> West). Wir melden uns auf VNF Kanal 5 mit Angabe der vorgesehenen Informationen an: Bootsname, FD-Nummer, Anzahl der Personen an Bord.

Wir haben Glück und können mit dem Frachter Nadia die Engstelle passieren. Anschliessend geht es direkt zur Luikbrug, die schon geöffnet wurde.

Leider erreichen wir die Londonbrug 15 Minuten zu spät, um noch die mögliche Hebung um 12h45 ausnutzen zu können.

So machen wir im Katteldijkdok fest, essen zu Mittag und warten mit drei anderen Booten auf die nächste Hebung um 14h. Ein paar Minuten später werden wir von Hafenmeister Dirk im Schlauchboot zu unserem Platz begleitet. (Siehe Bild).


ZUSAMMENFASSUNG:

23./ Nieuwpoort > Brügge: 42km, 3 Schleusen, einige Brücken, 6,3Mh
24./ Brügge > Gent: 45km, 5,4Mh
25./ Gent > Willebroek: 76 km, 1 Schleuse, 8Mh
26./ Willebroek > Lier: 14km, 2 Schleusen, 1,8Mh
27./ Lier > Antwerpen: 33km, 2 Schleusen, Brücken, 4,4Mh