Wir verlassen den Hafen Kraaijenbergse Plassen in Linden um 8:30 bei diesigem Wetter, nachdem wir zu unserer Sicherheit, die Schwimmwesten bereitgelegt haben und noch einmal alle Verhaltensregeln für den Notfall durchgesprochen haben.
Als wir losfahren, regnet es nicht, der Wind ist mit 3 Beaufort mäßig und es ist immer noch sehr frisch.
Auch wenn Frachtschiffe die ganze Woche rund um die Uhr fahren, haben wir uns den Sonntag ausgewählt, mit der Hoffnung doch etwas weniger Verkehr auf dem Rhein vorzufinden.
Zunächst geht es also von der Maas kommend auf den Maas-Waal-Kanal. Dort ist es unerwartet ruhig,… Sollte unser Plan stimmen, … 600 Frachtkähne überschreiten die deutsch-niederländische Grenze täglich,…
Nach 2 Stunden Fahrt erreichen wir die Schleuse zum Waal (Rhein) bei Nijmegen. Nach Ausfahrt der Schleuse trennen uns nur noch hundert Meter vom Waal. Auf der rechten Seite kann man an der Kreuzung die Verkehrszentrale Nijmengen sehen. Dort melden wir uns auf VHF 4 an: « Vagabond von Maas kommend, zu Berg auf Waal, Richtung Ijssel ».
Die Verkehrszentrale empfiehlt uns den zu Berg fahrenden Kohlenkahn abzuwarten. Die zu Tal fahrenden Kähne sind etwa 2 km entfernt, nähern sich aber schnell.
Sobald der Verkehr es uns erlaubt, fahren wir zur rechten Flussseite, wo eine spezielle Fahrrinne für Sportboote durch Bojen gekennzeichnet ist.
Zunächst bleiben wir auf der rechten Flussseite. Auf der Innenkurve ist die Strömung geringer.
Die 18 km lange Strecke zwischen Nijmengen und der Einfahrt zur Gelderschen Ijssel ist recht kurvenreich. Die Strömung bei Nijmengen ist eher stark. Bei unserer Fahrt erreicht sie 8km/h unter den Brücken. Die große Strömung und der dichte Berufsverkehr führen hier zu sehr bewegtem Wasser.
Bei der nächsten Kurve nach etwa 6 km wechseln wir die Seite, hier ist die Sportboot-Fahrrinne mit grünen Bojen gekennzeichnet. Die Strömung und der Verkehr lassen etwas nach und wir kommen mit etwa 5km/h voran.
Trotz des starken Verkehrs auf dem Waal gibt es auch noch Momente, die Natur zu geniessen.
Nach 3 Stunden konzentrierter Fahrt biegen wir in den Pannerdens Kanal ein, nachdem wir die Verkehrszentrale von unserer Absicht informiert haben.
Sofort nehmen wir rasante Fahrt auf und es geht mit 16km/h in Richtung Ijssel bis zum Hafen in Giesbeek, den wir gegen 15h30 nach einer abwechslungsreichen und interessanten Fahrt erreichen.
In 4 Tagestouren geht es über 80km von Heusden nach Gouda.
Heusden > Woudrichem : 2,1h
Woudrichem > Vreeswijk : 5,5h
Vreeswijk > Oudewater : 3,9h
Oudewater > Gouda: 2,5h
Von Heusden geht es weiter über die Andelse Maas. Eine sehr ruhige Fahrt, vielleicht weil es sonntags war. Es kreuzen uns 2-3 Frachtschiffe und ein paar Motoryachten. An der Wilhelmina-Schleuse ist etwas mehr Betrieb. Sie regelt den Pegelunterschied zwischen Maas und Waal.
Wilhelmina-Schleuse
Wir fahren bis Woudrichem. Dort übernachten wir im historischen Hafen.
Historischer Hafen Woudrichem
In manchen Törnführern steht, dass der Historische Hafen für Privatboote nicht zugänglich sei, dies ist aber nicht(mehr) so. Man muss an den alten Segelschiffen vorbeifahren. Am hinteren Ende liegt der Passantensteg.
Achtung: Es ist sehr eng, und man fährt am besten rückwärts rein. Es gibt Platz für 10-12 Boote. Am Kai bekommt man Strom. Am Hafen selbst liegt ein nettes Restaurant. Duschen im angrenzenden Campingplatz.
Die historische Stadt lohnt einen Rundgang. Es gibt ein paar nette Restaurants.
In Richtung WaalWoudrichem Zentrum
Von Woudrichem, am linken Rheinufer liegend, geht es nach der Rheinüberquerung abwärts Richtung Gorinchem. Hier wird der Rhein Waal genannt. Es sind etwa 3km zu überbrücken. Es herrscht sehr starker Frachtverkehr. Der Waal ist sehr breit und man muss die Überquerung ruhig und überlegt angehen. Die Frachtkähne fahren flussab und aufwärts im Abstand von 500-700m.
Containerschiffe auf dem Waal (Rhein)
Selbst wenn man wachsam ist, sollte man die grossen Schubcontainerboote meiden.
Anschliessend geht es weiter über den recht ruhigen Merwedekanal. Wenige Frachtschiffe kreuzen uns, man sieht vor allem Motoryachten auf dem Kanal und ansonsten viel Natur. Schöne Liegeplätze am Kanal gibt es bei Meerkerk. Wir fahren jedoch weiter bis nach Vreeswijk. Nach der Schleuse von Vianen kreuzt man den Lek und weiter geht es auf dem Merwedekanal bis Vreeswijk, wo wir im Passantenhafen übernachten.
Passantenhafen Vreeswijk
Ein recht neuer Hafen mit korrekter Ausstattung und nettem Empfang: Strom, Wasser, Dusche. Die Übernachtung kostet 10,45€. Strom, Wasser, Dusche sind extra.
Wir haben die Nähe des Hafen zur Stadt Utrecht genutzt, um die Stadt zu besichtigen. Direkt am Hafen liegt eine Bushaltestelle. Die beiden Buslinien 65 un 77 fahren alle 30 Minuten zum Hauptbahnhof (Central Station) von Utrecht. Die Fahrt dauert ebenfalls 30 Minuten. Der Bahnhof liegt im Stadtzentrum.
Oude Gracht Utrecht
Utrecht mit dem Boot zu befahren ist nur möglich für Boote, deren Höhe 3,20 nicht überschreitet. Trotzdem ganz es eng werden… wir haben vorgezogen , die Stadt „zu ergehen“.
Oude Gracht in Utrecht
Die Stadtbesichtigung lohnt sich auf jeden Fall, sei es Kultur, Geschichte oder einfach Bummeln.
Dom
Winkel van SinkelWinkel van Sinkel
Einen ganzen Tag sollte man sich für die Stadt schon vornehmen.
Am nächsten Tag geht’s weiter über den Doorslag zur Holländischen Ijssel in Richtung Gouda weiter.
Achtung: Die Flusstiefe beträgt auf der ganzen Strecke nur 1,70m.
Die Strecke ist landschaftlich sehr lieblich und sehr geruhsam.
Holländische Ijssel
Im modernen Yachthafen von Marnemoende gibt es jeglichen Service. Etwas weiter in Montfort findet man auch eine Tankstelle. Wir fahren allerdings bis Oudewater weiter. Auf der Strecke gibt es viele Übernachtungsmöglichkeiten. An einigen Haltepunkte kann man auch für 0,50€ Frischwasser bunkern.
An der Holländischen IJssel
Die Landschaft ist sehr lieblich mit hübschen Häusern direkt am Ufer gelegen.
Bei Oudewater
Wir übernachten in Oudewater, einer der ältesten Städte der Niederlande.
Ab hier zahlt man Brückengeld. Die Regel, wann und wieviel bezahlt werden muss, bleibt ein Rätsel. In Oudewater zahlt man z.B. für mehrere Brücken, die fernbedient werden, an der letzten 4,50€.
Im Ortskern findet man alles Notwendige. Mittwochs ist Markttag.
Weiter geht’s 2,5 Stunden lang nach Gouda.
Ab der Schutzschleuse Waaier kommt man in Gezeitengewässer. Der Tidenhub beträgt hier 1,7m. Achtung beim Anlegen, nicht überall gibt es Schwimmstege.
Wir fahren über die Schleuse Mallegat, wo 4,50 € Schleusen-und Brückengeld erhoben wird, in die Stadt und legen am Turmsiegel an. Hier findet man gute Übernachtungsmöglichkeiten, mit Strom und Wasserstellen. In der Nähe gibt es auch Duschen. Die Übernachtungsgebühr von 11,45€ bezahlt man beim Hafenmeister, der 2x täglich vorbeikommt.
Donnerstags ist Käsemarkt (für die Touristen). Eine Stadtbesichtigung lohnt sich. Gouda ist weniger beeindruckend als Utrecht, aber die Grachten, der Marktplatz und vor allem der Dom sind sehenswert.