Heute mal etwas ganz Anderes, aber ebenso Wichtiges. Dazu ist mir der Werbespruch, neuerdings „Baseline“ genannt, meines bevorzugten Kamera-Herstellers in den Sinn gekommen.
„Die Beschränkung aufs Wesentliche„. Was braucht ein Fotograf zum Fotografieren ? Mehr ist nicht unbedingt besser! „Was nehme ich mit auf eine einsame Insel ? usw.
Was ist eigentlich das Wesentliche für eine gelungene Bootsfahrt ?
Schönes Boot, gutes Wetter, funktionierende Schleusen und Brücken …. oder doch etwas anderes?
Aus unseren Erfahrungen haben wir gelernt, dass es auf ganz andere Dinge ankommt. Natürlich macht es mehr Spass mit einem schönen Boot, gutem Wetter und problemloser Fahrumgebung!
Wir nennen es „BEWEGLICHKEIT„. Also die Fähigkeit, in Bewegung bleiben zu können.
Das betrifft ebenso das Boot wie die Crew!
2016 waren wir in Frankreich mit zwei befreundeten Schiffen unterwegs. Einer der Skipper hat sich damals beim Radfahren das Bein gebrochen. Die Reise endete abrupt.
2022 wurde uns selbst bewusst, wie wichtig es ist, mobil zu sein. Damals hatten wir ein Problem mit der Dieselversorgung auf der IJssel. Beweglichkeit bedeutet auch, Kontrolle nicht ausser Acht zu lassen .
2024 verlor eine gute Freundin, die mit uns auf ihrem eigenen Boot unterwegs war, auf rutschiger Strasse die Kontrolle über ihr Fahrrad. Fazit: die Reise musste ein paar Wochen unterbrochen werden.
Jetzt hat es uns erwischt!
Bei einem unglücklichen Sturz habe ich mir einen Muskelriss des „Hamstrings“ zugezogen. Sportler wissen da sofort, was damit gemeint ist ;-).
Es hätte viel schlimmer ausgehen können!!! Stürze in unserem Alter haben oft schlimmere Folgen als nur ein paar Schmerzen und ein paar Gehbeschwerden. Meine „Beweglichkeit“ ist somit für ein paar Tage eingeschränkt,…. und die des Bootes ebenfalls.
So gönnen wir uns nach dem ersten Schreck mal ein paar Tage Ruhe im gut gelegenen Passanten-Hafen „la Coupure“ von Brügge. Der Name des Hafens passt sehr gut zu unserer Unterbrechung der Fahrt oder des Riss des Muskels :-).
Wenn ich zum Schluss wieder auf „das Wesentliche“ zurückkomme, würde ich sagen:
Beweglichkeit ist Nummer 1. Was die Crew anbelangt, kann man das auch allgemeiner mit Gesundheit gleichsetzen.
auf zweiter Stelle folgt : Flexibilität (Planung ja, aber die Anpassungsfähigkeit sollte im Vordergrund stehen),
das Bootsfahren sollte weiterhin der ganzen Crew Spass machen, also Gemeinschaftssinn.
Es sei noch vermerkt, dass die medizinische Versorgung (Transport, Behandlung, Versorgung) ausgezeichnet war. Besonderer Dank geht an die Ambulanz der Feuerwehr in Nieuwpoort sowie dem Personal im Hospital von Ostende.
Ohne die liebevolle Unterstützung meiner „besseren Hälfte“ , wäre wohl die Tour 2025 hier zu Ende gegangen!
Falls „Murphy“ sich nicht etwas anderes für uns ausdenkt, geht es im nächsten Bericht um die Reise von Nieuwpoort, Brügge und Gent nach Antwerpen.
L’Aa canalisée – Canal de la Haute Colme – Canal de Lynck à Coppenaxfort – Canal de Bourbourg – Canal de la Jonction – Canal de Furnes – Kanaal Nieuwpoort-Duinkerken – IJzer – Kanaal Plassendale-Nieuwpoort
Wie schon beschrieben, fahren wir zunächst von Arques direkt nach Veurne in Belgien (West-Flandern).
Bevor wir loslegen, versuchen wir, uns über die Höhenbeschränkungen auf den Kanälen im Stadtgebiet von Dünkirchen zu informieren. Die Angaben der Karten geben keine eindeutige Auskunft. Teilweise entspricht die Durchfahrthöhe dem genwohnten Freyzinet-Mass, sprich 3,50m, teilweise scheint dies aber nicht garantiert. Beim Canal de Jonction variieren die Angaben von 3,20 bis 3,45m.
Mehrere Anrufe im Hafen von Dünkirchen und bei VNF helfen uns nicht weiter. Scheinbar will sich keiner festlegen.
So entscheiden wir uns, vor der Abfahrt das Cabrio zu legen. Wie wir dann später feststellen, wäre es bei zwei Brücken wirklich eng geworden… Unsere Erfahrung 2018 auf dem Ardennen-Kanal hat uns gelehrt, vorsichtig zu sein.
Die Strecke von Arques nach Dünkirchen führt durch eine liebliche Sumpfgegend mit vielen kleinen Kanälen, die in die Aa münden. Es begegnen uns an diesem Morgen kaum Frachter und kein einziger Freitzeit-Schiffer.
Auf dem Weg liegen drei Schleusen. Die erste wird fernbedient. Als wir ankommen, steht sie für uns bereit. Diese Schleuse besitzt wie die Schleuse Cuinchy horizontale und vertikale Spundwände.
Die zwei anderen Schleusen sind „automatisés„. Wer die französischen kleinen Kanäle und Schleusen kennt, der weiss, dass dieses Wort vielfältige Interpretationen erlaubt.
Wir nähern uns der Schleuse „Jeu de Mail„, finden aber keine Erklärung, wie hier der Schleusenvorgang ausgelöst wird. Eine „Télécommande“ wurde uns nicht ausgehändigt, eine Drehstange sehen wir zunächst nicht,… Ein Anruf bei VNF gibt uns auch keine weitere Erklärung. Die Schleuse sei halt „automatisée„. Da wir so nicht weiterkommen, wird ein Mitarbeiter zur Schleuse geschickt, um nach dem Rechten zu schauen.
Als er nach einer Viertelstunde am Boot erscheint, fragt er uns „ob wir die Leine gezogen hätten? “ Welche Leine ? Dann der Ahhh-Effekt! Der VNF-Mitarbeiter zeigt in Richtung Kanal, wo wir dann tatsächlich eine hängende Kette in Ufernähe sehen.
Quasi zeitgleich nähert sich ein Frachter, der das Schleusentor mit einer Fernbedienung öffnet ;-).
Wir gehen jetzt davon aus, dass die letzte Schleuse des Tages auch mit einer Zugleine bedient wird (oft sind es Stangen, die gedreht werden müssen ;-)). Als wir uns der Schleuse Furnes im engen Canal de jonction langsam nähern, halten wir Ausschau nach einer solchen Leine. Diesmal öffnet sich das Schleusentor ohne unser Zutun. Da rund um die Schleuse Überwachungskameras uns zuschauen, erwarten wir, dass diese Schleuse auf Distanz von einer Schaltzentrale aus gesteuert ist. Dem ist aber nicht so! Nach einigen Minuten rufen wir VNF wieder an, dort werden wir an den Hafen von Dünkirchen verwiesen. Den versuchen wir über UKW73 zu erreichen (Der Kanal wird von VNF verwaltet, jedoch diese Schleuse steht unter der Aufsicht des Hafens).
Anscheinend hat uns jemand gehört, denn nach 20 Minuten kommen zwei Angestellte. Diese machen uns auf ein gelbes Kästchen mit zwei Bedienknöpfen an der Backbordwand der Schleuse aufmerksam. Rot sei für NOTFÄLLE, Schwarz für START. „Warum gibt es kein lesbares Schild ? oder eine Erklärung ? Darauf die Antwort: „Ja, das stimmt, das wäre sinnvoll!„
Dann steht auf dem Weg nach Veurne fast nichts mehr im Weg. Bis zur belgischen Grenze wird der Kanal von VNF verwaltet.
Als wir uns der ersten Brücke nähern , werden wir von einem VNF-Mitarbeiter empfangen. Zunächst erklärt er uns, dass unser Anruf überflüssig war, „da er uns auf AIS gesehen hat,… Er sei aber vor allem gekommen, um unsere Fahrinformationen zu notieren…“.
Kurz vor 17h machen wir im Passantenhafen von Veurne fest, wo wir zwei Tage bleiben, um uns die flämische Stadt anzuschauen.
Die meisten, wenn nicht alle Städte in West-Flanden haben sehr unter dem 1. Weltkrieg gelitten. Es ist bemerkenswert, das man dort die alten Stadtzentren nach dem Krieg im flämischen Renaissance-Stil wieder erbaut hat.
Dann geht es weiter nach Nieuwpoort.
Vor der Weiterfahrt nach Nieuwpoort erkundigen wir uns beim dortigen Schleusenwärter nach dem besten Zeitpunkt für das Schleusen. Wegen der variablen Wasserstände werden die dortigen Gezeitenschleusen nicht zu jeder Tageszeit bedient.
Er empfiehlt uns spätestens 2 Stunden nach Hochwasser dort anzukommen. Wir einigen uns auf 1h30.
Die erste Schleuse Veurne führt vom Kanal zur IJzer, die in Nieuwpoort in die Nordsee mündet. Dort liegen drei Yacht-Häfen im Gezeitengewässer. Da wir ins Binnengewässer wollen, müssen wir noch die Gravensluis nehmen.
Jetzt hat man die Wahl zwischen zwei Binnenhäfen. Beide tragen das Wort Westhoek im Namen, was zu Verwirrungen führen kann. Die Marina Westhoek liegt direkt im Kanal nach Ostende und Gent. Wer vorhat, wie wir, noch über die IJzer einen Ausflug nach Dixmuide zu machen, der bevorzugt den gut ausgestatteten Klubhafen VVW Westhoek in ruhiger Lage. Dort gibt es auch ein Restaurant. Bis dorthin trennt uns nur noch die Schleuse Sint-Joris. Dort werden wir schon erwartet.
Im Hafen werden wir nett empfangen. Wir bleiben hier vier Tage. Zeit genug zu Ausflügen nach Nieuwpoort-Bad, Ostende und De Panne mit unseren Kindern, die uns hier besuchen.
Ebenfalls auf dem Programm steht ein Ausflug mit dem Boot über die IJzer nach Dixmuide bevor es weiter nach Brügge gehen soll.
Die IJzer schlängelt sich durch eine flache Agrarlandschaft. Dort finden wir einen recht grossen Stadthafen mit Tankstelle.
Wer sich für Geschichte interessiert, der sollte auf diesen Ausflug nicht verzichten. Der Besuch des Museum aad der IJzel erweckt in uns schreckliche Parallelen zur heutigen Zeit.
Zum Abschluss noch eine allgemeine persönliche Betrachtung. Ein Thema, das uns auf dieser Reise mal wieder beschäftigt : die Benutzungsgebühren der Wasserstrassen. Da wir dieses Jahr ein bisschen im Zig-Zag-Kurs unterwegs sind und natürlich auch die Wegsperrungen im Auge behalten müssen, versuchen wir die anstehenden Kosten zu optimieren.
Frankreich : kostenpflichtig, wählbare Dauer: 1 Woche, 1 Monat (160€), 1 Jahr, kurze Zeiten sind teurer
Niederlande : kostenlos, ausser Kauf des „Almanachs“
Obwohl wir in Frankreich keinen Monat (nur 15 – 20 Tage) ohne Unterbrechung unterwegs sind, buchen wir 1 Monat (billiger als 3 Wochen). Obwohl wir in Flandern kein Trimester (8 Wochen) ohne Unterbrechung unterwegs sind, buchen wir 1 Trimester etc.
Es sei noch vermerkt, dass es keinen direkt erkennbaren Zusammenhang zwischen den Kosten und dem Service gibt.
Canal de la Deûle – Canal de l’Aire – Canal de Neufossé
Für die Fahrt von Wambrechies nach Aire sur la Lys warten wir den nächsten regenarmen Tag, der allerdings als sehr windig angesagt wird, ab.
Früh, noch vor 8h machen wir uns auf den Weg. Der Wind soll erst gegen 11h stärker werden, dann aber kräftig mit Böen bis zu 8 bft. Heute geht es uns vor allem darum, ein Stück voranzukommen. 70km und 3 Schleusen liegen vor uns. Nach wenigen Kilometern erreichen wir die erste Schleuse. Wir können sofort einfahren. Bei der Schleuse „Don“ haben wir weniger Glück. Dort müssen wir zwei Schleusungen abwarten. Es soll die einzige Verzögerung an diesem Tag bleiben.
2018 hatten wir im Oberwasser der Schleuse Don übernachtet. Da der Berufsverkehr zwischen 22h und 6h unterbrochen wird, kann man zur Not an einer Kai-Mauer im Kanal übernachten. Häfen sind hier selten. Die Gegend zwischen Lille und Douai ist von Industrie geprägt. Das lädt natürlich nicht zum Verweilen ein.
Als wir nach fast 4 Stunden in den Canal de l’Aire abbiegen, wird die Landschaft lieblicher. Die Schleuse „Cuinchy“ erreichen wir gehen 12h30. Die Kammerwände bestehen aus senkrechten Spundwänden und waagrechten Stahlschienen (ähnlich wie Leitplanken an Autobahnen).
Illustration: Kai-Mauer im Stil der Wände der Schleuse Cuinchy
Beim Schleusen achten wir drauf, Abstand zu den Wänden zu halten. Da wir flussabwärts unterwegs sind , gelingt das recht gut.
Auf dem Kanal treffen wir nur auf etwas Berufsverkehr. Freizeitkapitäne sind hier wohl weniger unterwegs. Das ändert sich, als wir uns unserem Zielhafen in Aire sur la Lys nähern. Dies liegt am Zufluss der Lys, einem typischen Freizeitgewässer.
Dort finden wir einen völlig neu gestalteten, modernen Yacht-Hafen, der fast jeden Service bietet. So gibt es neben Wasser und Strom an allen Stegen festinstallierte Fäkalienpumpen. Das Hafengebäude bietet neben den Sanitäranlagen und Waschmaschinen auch eine kleine Bar, an der nordfranzösisches Bier serviert wird.
Die gepflegte Anlage ermutigt uns, hier drei Tage zu verweilen. Wir nutzen die Zeit zu einem Stadtbesuch und einer Fahrt nach Saint Omer. Fernab von Paris werden überall in der französischen Provinz grosse Anstrengungen unternommen, um diese Regionen attraktiver zu gestalten. In Aire fliessen 4 Bäche und Flüsse zusammen. Die Stadt Aire lebt vor allem von Agrarindustrie. Noch heute arbeitet hier eine der grössten Mühlen im Norden Frankreichs.
Wir fahren mit dem Bus nach Saint Omer. Das klingt zunächst einfach, ist es aber nicht. Vergeblich versuchen wir, jemanden zu finden, der uns Auskunft geben kann: wann und wo fährt der BUS ab? Gibt es überhaupt eine Busverbindung? Im Zentrum von Aire treffen wir auf einen älteren Herrn, der unser Rätsel löst: Ja es gibt einen Bus, Ja es gibt eine Bushaltestelle „dort, wo der Müllkorb steht,…“ . Ob und wann der Bus fährt, weiss er allerdings nicht. Wie mancherorts, ist das Auto noch das bevorzugte Verkehrsmittel.
Am nächsten Morgen wollen wir es versuchen. Wir haben Glück, um 9h21 naht der Bus 511, der uns nach St. Omer bringt. Viel Zeit bleibt uns nicht zum Bummeln. Der Bus fährt kurz nach 12h wieder zurück.
Bei der Touristen-Information erhalten wir eine Karte mit einigen Rundweg-Vorschlägen. So nutzen wir die 2 Stunden, die uns bleiben, zu einem ausgedehnten Spaziergang durch die Stadt, entlang der sehenswerten historischen Bauten: Cathédrale Notre-Dame, Vestiges de l’Abbaye Saint-Bertin, la Grande Place. Auf den Besuch der Brauerei Saint Omer müssen wir leider verzichten.
Nach Arques fahren wir am nächsten Tag mit dem Boot. Die Stadt liegt unweit von Saint Omer am anderen Ufer des Canal de Neuffossé. Arques ist weltweit bekannt durch seine Cristallerie d’Arques. Heute wird hier noch Glas für industrielle Anwendungen produziert.
Die grosse Schleuse Fontinettes steht für uns bereit. Die Talfahrt der über 13m tiefen Schleuse geht recht zügig voran. Nach weniger als 30 Minuten verlassen wir die Kammer. Nur einen Kilometer entfernt liegt die Schleuse „Flandres“. Auch sie steht bereit.
Einen halben Kilometer hinter ihr finden wir in einem Seitenarm die „Base nautique d’Arques„. Wir sind das erste Boot an diesem Tag, das dort am Längssteg festmacht. Später gesellen sich noch drei niederländische Schiffe hinzu.
Wir nutzen den Nachmittag zu einem Besuch des ehemaligen Schiffshebewerks „Fontinettes“. Das Hebewerk mit Freycinet-Massen (38,50×5,05) aus dem Jahre 1888 ersetzte eine Schleusentreppe von 5 Schleusen. 1967 wurde es durch eine grosse Schleuse im Europa-Format (144×12) ersetzt. Die Dauer des Schleusens ist zwar ähnlich, allerdings können 6 traditionelle Péniches gleichzeitig geschleust werden. Das war zumindest bis in die 80ger Jahre so. Heutzutage verkehren hier grössere Kähne. In den nächsten Jahren soll eine zweite Kammer die Schleuse ergänzen.
Das Hebewerk kann besichtigt werden. Technikinteressierte sollten sich den Besuch nicht entgehen lassen.
Nach reichlicher Überlegung entscheiden wir uns in Arques, den Hafen von Dünkirchen „links liegen“ lassen zu lassen.
Nicht etwa aus zeitlichen Gründen oder weil ein Besuch von Dünkirchen uninteressant wäre. Nein, dies hat eher rechtliche Gründe. Unser Schiff ist in Frankreich für „Binnengewässer“ in Paris angemeldet und bei der zuständigen Behörde registriert. Wer ins maritime (französische) Wasser möchte und unter französischer Flagge fährt, braucht eine sogenannte „Francisation“ (Französisierung). Abgesehen von der recht aufwändigen Prozedur, zieht dies auch jährliche Kosten nach sich (in unserem Fall 342€ z.Z.). Dies zusätzlich zur „Vignette“, die von VNF für die Nutzung der französischen Wasserwege anfällt (556€/Jahr in unserem Fall). Auf der Seine haben wir schon vor Jahren die gleiche Situation erlebt. Ab der Stadt Rouen gilt Seerecht. Somit endete unsere Bootsreise auf der Seine in der Stadt Rouen ! 80km von der Küste entfernt.
Wir lassen es also nicht darauf ankommen, im Hafen vom Zoll kontrolliert zu werden und entscheiden uns direkt über den Canal de Furmes nach Belgien zu fahren.
ZUSAMMENFASSUNG:
17./ Wambrechies > Aire sur la Lys: 65km, 3 Schleusen, 7,6Mh 18./ Aire sur la Lys > Arques: 16km, 2 Schleusen, 1,9Mh
Noch in Kortrijk bereiten wir die Reiseroute für den nächsten Tag vor. Es soll weiter über die Lys bis zum Canal de l’Aire gehen. Beim genaueren Anschauen des Weges auf der App Waterkaarten stellen wir fest, dass in Melville bei einer Brücke die freie Höhe mit 2,60m (!) angegeben ist. Dies entspricht nicht den Informationen der anderen Führer und Karten…. Ein Anruf bei VNF genügt, um zu verstehen, dass eine Durchfahrt ohne Abbau des Cabrios und der Scheiben nicht garantiert werden kann. Der aktuelle niedrige Wasserstand soll etwa 2,80m Durchfahrthöhe ergeben,…. Das ist uns zu ungewiss. Zudem soll es in den nächsten Tagen kräftig regnen. Eine Fahrt ohne Cabri ist nicht so unser Ding! (Nachtrag: Zwei Tage später lesen wir in einem „Avis de batellerie„, dass die Weiterfahrt über die Lys wegen Versandung ausgeschlossen ist (Wassertiefe 0,50m!).
Gesagt getan, so fahren wir von der Lys zum Canal de la Deûle in Richtung Lille, „la Metropole du Nord“ wie die Stadt sich gerne nennt.
Von unserer Reise 2018 wissen wir, dass es nur wenige geeignete Liegeplätze gibt, an denen man geschützt mehrere Tage verbringen kann.
Wir steuern den kleinen Hafen von Wambrechies an.
Der Hafen besitzt nur 2 – 3 Plätze für Passanten und man muss tagsüber starken Schwell wegen des vorbeifahrenden Frachtverkehrs in Kauf nehmen. Als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass alle Plätze belegt sind. Auch sonst gibt es keine Anlegemöglichkeit. Eins der Boote auf den Passantenplätzen am Eingang des Hafens sieht sehr vernachlässigt aus. Wir machen uns an ihm fest, bis wir einen vernünftigen Platz mit dem Hafenmeister ausmachen können.
Schon vor der Ankunft hatten wir mehrmals die verschiedenen Telefonnummern erfolglos angerufen. Auch jetzt kein Lebenszeichen im Hafen. So machen wir uns auf den Weg, um den Hafenmeister zu suchen. Ein Kunde des direkt im Hafen liegenden Restaurants bringt uns auf seine Fährte,…. Wenig später finden wir ihn in dem nahgelegenen „Café-Tabac„.
Schnell stellt sich heraus, dass der Mann sehr hilfreich ist. Er erlaubt uns an der schönen alten Peniche „Butskop„, Baujahr 1925, festzumachen. Das Anlegen erweist sich schwieriger als erwartet! Das Hafenbecken ist verschlammt und die Wassertiefe variiert zwischen 1,2m und 80cm. Als wir uns dem vorgesehenen Platz nähern, versinken wir im Schlick. Nur mit viel Mühe und dank der Hilfe des Hafenmeisters gelingt es uns, das Boot zum geplanten Platz zu ziehen. Der Wasserfilter der Kühlung braucht später eine intensive Reinigung und der Kühlkreislauf verlangt nach einer gründlichen Spülung.
Trotz allem sind wir mit dem Liegeplatz im Doppelpack zufrieden. Jetzt liegen wir ruhig und geschützt mit freier Sicht auf die Terrasse des Restaurants.
Der Hafen selbst entspricht nicht dem Standard, den man von den Niederlanden gewohnt ist, trotzdem ist es ein Platz, an dem man ein paar Tage verweilen kann. Das liegt vor allem an seiner guten Lage mitten im Ort. Direkt am Hafenbecken liegen Restaurants, Bars uns kleine Geschäfte. Überhaupt überrascht uns die Qualität der Lebensmittelgeschäfte hier. Es liegt wohl auch an der Nähe zur Stadt Lille, die man mit einem Bus in rund 30 Minuten erreicht.
Vom Hafenbecken geniesst man die Sicht auf ein schönes renoviertes Schloss, dessen grosser Park lädt zum Spaziergang einlädt.
Wir nutzen die nächsten Tage zu zwei Besuchen der Stadt Lille. Dorthin bringt uns der Bus L1. Die Haltestelle befindet sich nur 100m vom Hafen entfernt. So kann man alle 30 Minuten direkt ins Zentrum fahren.
Zum Ende hier ein paar Eindrücke: La Grande Place, La Gare Flandres, L’Hospice, Musée des Beaux Arts, La Nouvelle Bourse, L’Ancienne Bourse.
Die Stadt steht zur Zeit im Zeichen der kulturellen Veranstaltungen „Lille 3000„.
Nimy-Blaton-Peronnes Kanal – Schelde – Bossuit-Kortrijk Kanal – Lys
Das Wetter soll sich für die nächste Woche verschlechtern. Da sind sich alle Modelle einig, Regen und vor allem Wind. Regen wäre gut für die Natur. Wind brauchen wir mit unserem Motorboot weniger. Böen bis 8bft, da liegt man besser sicher in einem geschützten Hafen. Trotzdem entscheiden wir uns nicht in Peronnes zu verweilen und zunächst einmal weiterzufahren. Wir wollen schrittweise entscheiden, wann und wo wir dem schlechten Wetter trotzen.
So legen wir recht früh ab, mit der Absicht, als nächstes Ziel Kortrijk anzusteuern. 42km und 7 Schleusen, das dürfte machbar sein.
An der ersten Schleuse „Peronnes“ müssen wir die Schleusung eines Frachters abwarten, bevor es weitergehen kann. Ein paar Kilometer hinter der Schleuse, flussabwärts auf der Schelde liegt auf der Steuerbordseite die Bootstankstelle „Neptunia“ . Dort bunkern wir 172 Liter Diesel (Verbrauch : 2,8 l/h).
Auf der Schelde, vor und nach Tournai, herrscht reger Berufsverkehr. Die Durchfahrt durch die Stadt ist im Wechselverkehr über eine Ampelsteuerung geregelt. Als wir uns der Einfahrt nähern, warten schon zwei Frachter auf die Durchfahrterlaubnis. Bei unserer Durchfahrt werden wir von drei Frachtern begleitet. Alle fahren vorsichtig mit etwa 5km/h.
Somit werden wir von vorne gebremst und von hinten etwas geschoben ;-).
Der alte, völlig neu renovierte, Torbogen, das Nadelöhr der Stadt, ist zwar schön, verlangt allerdings von den Frachtern äusserste Vorsicht.
Ähnlich langsam geht es voran an den beiden Schleusen Kain und Herinnes. Auch hier kommt es zu Staus. Da die Schleusen nur Platz für einen Frachter bieten, bleibt gerade noch Platz für uns.
Von Peronnes bis zur Einfahrt des Bossuit-Kortrijk Kanals sind es nur 27km. Die Wartezeiten führen dazu, dass wir erst kurz vor 15h an der Einfahrt zum Kanal ankommen.
Wir melden uns über UKW Kanal 20, erhalten aber trotz mehrerer Versuche keine Auskunft. So greifen wir zum Telefon. Der Anruf führt dann nach längerem Läuten zum Erfolg. Ein netter Angestellter von Vlammse Waterweg bemüht sich, uns in Französisch Auskunft zu geben:
Die Schleusen werden für Freitzeitschiffer nur zu festen Zeiten bedient (Ausnahme: man hat die Möglichkeit, mit einem Frachter geschleust zu werden)
Montag – Freitag: 9h, 12h, 14h, 17h, 20h, 21h45
Samstag: 10h, 12h, 14h, 17h
Wir haben Glück! Da noch ein Frachter auf Talfahrt in Richtung Schelde unterwegs ist, dürfen wir ausnahmsweise ausserhalb der angegebenen Zeiten flussaufwärts die Schleusen Bossuit und Moen nehmen.
Jedoch ist es schon zu spät, um noch alle Schleusen bis Kortrijk nehmen zu können. Daher empfiehlt uns der Schleusenwärter, an der Kaimauer in Zwevegen festzumachen. Von dort bis zur Schleuse sind es nur 500m. Dies ist die letzte grosse Schleuse auf diesem Kanal.
Wir nutzen den Rest des Tages zu einem Spaziergang zum nahegelegenen ehemaligen Kraftwerk. Der Ort wird heute als Kultur- und Freizeitpark genutzt, den wir sicherlich nicht besucht hätten, wenn wir früher auf dem Kanal gewesen wären.
Zur Weiterfahrt nach Kortrijk am nächsten Tag ist eine Schleusung für uns um 10h in Zwevegen angesagt. Die drei letzten Schleusen n° 9, 10 und 11 werden manuell von einem Schleusenwärter bedient. Wie am Vorabend an der Scheuse Bossuit vereinbart, sollen wir um 11h30 an der Schleuse 9 bereit stehen.
Wir erreichen die Schleuse schon kurz vor 11h.
Als wir dort eintreffen, sehen wir, dass eine Yacht in der Schleuse n°9 kanalaufwärts geschleust wird. Diese verlässt die Schleuse kurz nach 11h. Wir können anschliessend einfahren und brauchen nicht bis 11h30 zu warten. Der junge Schleusenwärter begleitet uns bis nach Kortrijk.
Am Tag sind drei Schleusen -„start“- zeiten möglich:
Kortrijk > Bossuit: 7h30, 10h30, 14h
Bossuit > Kortrijk: 9h,12h30, 16h.
Da wir heute keine Energie haben, um unser Cabrio zu legen, können wir nicht den ruhig liegenden Passantensteg aufsuchen. Wir fahren weiter zum anderen, offenen Liegeplatz der Stadt. Hier muss man allerdings auf Schwell und die sehr geringe Wassertiefe achten.
Es gibt zwar Strom und Wasser, aber den Strom können wir nicht nutzen, da er ausgefallen ist und keiner einen Schlüssel für den Sicherungskasten hat,…
Die Stadt ist immer einen Besuch wert. So nutzen wir die Zeit zu einem Spaziergang durch die lebhafte Innenstadt. Sehenswert ist vor allem der Begijnhof.
Zum Abschluss des Tages können wir noch miterleben, dass Standup-Paddeln nicht bei jedem Wind einfach ist.
Obwohl die Stadt stark unter dem ersten Weltkrieg gelitten hat, zeugen noch einige Gebäude um den grossen Platz von einer glorreichen Zeit des Seehandels.
Das Stadtzentrum liegt etwa einen Kilometer von unserem Liegeplatz entfernt. Wir nutzen den Ausgang, um ein paar Einkäufe zu machen.
Am nächsten Tag geht es die Dender flussaufwärts. Wie weit wir fahren wollen oder kommen, steht bei der Abfahrt noch nicht fest. Auf dem Weg liegen eine ganze Reihe von Schleusen und Hebebrücken.
Ausser den beiden ersten, werden sie alle von insgesamt fünf Teams von Vlaamse Waterweg bedient und betreut.
Es mag am fehlenden Regen liegen, dass der Fluss vor allem in den kleinen Schleusen einer Kloake gleicht.
Wir lassen Aast schnell hinter uns und finden eine liebliche, hügelige Naturlandschaft. Das Flussbett der Dender wird zunehmend schmaler und kurviger.
Der erste mögliche Anleger befindet sich in Ath. Vorab hat man uns von diesem Platz abgeraten. Als wir dort ankommen, entscheiden wir sofort weiterzufahren. Der Anlegekai liegt direkt an einer Strasse und die industrielle Umgebung wirkt nicht sehr ansprechend.In Ath geht die Dender in den Ath-Blaton-Kanal über.
So entscheiden wir uns zur Weiterfahrt nach Geraadsbergen.
Nach 7,5h erreichen wir unser Ziel, Geraadsbergen.
Der Hafen liegt direkt hinter der Schleuse am rechten Ufer. Er besteht aus einem einzigen Längssteg. Angeblich soll es hier sechs Passantenplätze geben. In Wirklichkeit weist uns der Hafenmeister den letzten der beiden verfügbaren Plätze zu. Hinter uns hat auch „Summerwind“ festgemacht, ein Boot, das uns in Dendermonde begegnet ist.
Wir bleiben einen Tag im Ort, um uns etwas auszuruhen. So nutzen wir unseren Aufenthalt zu einem Rundgang durch die recht lebhafte Stadt. Es ist Marktag, also Gelegenheit den Kühlschrank wieder etwas zu füllen. Zu Mittag gibt es ein frisch gebratenes Hühnchen.
Die nächste Etappe soll uns von Geraadsbergen bis nach Ladeuze führen. Ein Tipp vom Hafenmeister in Geraadsbergen.
Der Weg erinnert uns an die kleinen Kanäle im Nord-Osten Frankreichs.
„Summerwind“ begleitet uns bis zum Nimy-Blaton-Peronnes-Kanal. Sie wollen die Somme besuchen.
Jedoch nach einigen Kilometern streikt Summerwinds Motorkühlung und der Kapitän muss ins schmutzige Wasser tauchen.
Sowohl auf der Dender als auch dem Ath-Blaton-Kanal ist die Wassertiefe gering. Unter dem Kiel haben wir kaum mehr als einen Meter. Oft weniger. Das trockene Wetter hat die Situation noch verschärft. So tut das schmutzige Wasser den Rest. Nach einer Stunde gelingt es dem Kapitän, den „Stopfen“ aus dem Ansaugrohr zu entfernen.
Die geringe Wassertiefe soll uns ein paar Kilometer später auch überrumpeln. Die Schleuse „Papignières“ liegt hinter einer engen unübersichtlichen Linkskurve.
Da wir auf der rechten Kanalseite unterwegs sind, fahren wir fälschlicherweise auf das Wehr zu. An dieser Stelle gibt es kein Hinweisschild, das die Einfahrt zur Schleuse kennzeichnet.
Auch wenn wir noch genügend weit entfernt sind, um nach links in Richtung Schleuse einzubiegen, erfasst uns der vom Wehr angeschwemmte Schlamm. Bums, wir sitzen fest! Jetzt heisst es, ohne Hektik und möglichst ohne Bug- und Heckstrahlruder (!), nur mit der Schraube, das Boot wieder loszubekommen. Nach einigen Vorwärts – rückwärts Manövern, gelingt es uns, wieder in tieferes Wasser zu gelangen. Aber auch hier haben wir nur 10 bis 20 Zentimeter unter uns.
Als wir die Schleuse erreichen, amüsieren sich die Schleusenwärter über uns. „Ihr seid nicht die ersten, die hier auf Grund laufen…„. Dass kein Schild auf die Situation hinweist, finden sie auch nicht gut. Aber „So ist es nun mal,… der Kanal wird kaum befahren,… „
An dieser Stelle sei noch vermerkt, dass die Durchfahrthöhe an manchen Brücken, vor allem an drei Brücken in Ath, recht gering ist (Wasserkarten Information: 3,60m). Dank der niedrigen Wasserstände müssen wir das Cabrio nicht legen. Es hat auch etwas gutes ;-).
Nach acht Stunden finden wir den netten, ruhigen und empfehlenswerten Liegeplatz von Ladeuze.
Letztes Ereignis des Tages ist ein aus der Schleuse „21“ gefischtes Fahrrad. Glücklicherweise haben wir es nicht berührt.
Von Ladeuze aus trennen uns nur noch 10 km vom grossen Kanal. Nur noch ? Auf dem Weg gilt es noch 14 Schleusen und einige Hebebrücken zu überwinden. Das Letzte der 5 Teams begleitet uns auch hier. Manuell bediente Schleusen haben immer noch ihren Charme. Es kommt leicht zum Gespräch und man hat Zeit zum Putzen.
Insgesamt sind uns auf der ganzen Fahrt von Dendermonde bis Blaton 3 Freizeitschiffe begegnet.
Nach etwa 20 km auf dem Nimy-Blaton-Peronnes Kanal legen wir um 17h im Hafen von Peronnes an, genauer gesagt an der Aussenseite der neuen „Mole“. Das Wetter verschlechtert sich. Für die nächsten Tage sind Regen und Wind angesagt. Erst am nächsten Morgen, wollen wir entscheiden, wann und wie es weitergeht.
Städte wie Dendermonde und Geraadsbergen sind einen Halt wert. Trotz schlechter Wasserqualität und recht alten, aber gut funktionierender Schleusen lohnt sich die Fahrt über die Dender und den Blaton-Ath-Kanal . Die Begleitteams sind nett, sie lieben ihre Arbeit und stehen der Automatisierung und Fernbedienung der Schleusen und Brücken kritisch gegenüber. „Aber bis dahin sind wir in Rente,…„.
Es ist nicht unsere erste Fahrt auf der Seeschelde, also im Gezeitengewässer. Bei unserer letzten Fahrt 2021 von Klein Willebroek nach Gent, sind wir zunächst über die Rupel flussabwärts zur Schelde gefahren, um dann anschliessend flussaufwärts nach Gent zu gelangen.
Dieses Mal wählen wir den einfacheren Weg über die Seeschleuse Wintam. So umgeht man das auflaufende Wasser auf der Rupel, was zu einer zusätzlichen Verlängerung der Reise beiträgt.
Die Gezeitentabelle sagt uns, dass am 16. Mai um 13h28 in Antwerpen Niedrigwasser ist. Hochwasser wird gehen 19h05 erreicht.
An der Schleuse Wintam ist der Wasserstand 34 Minuten später erreicht. Um auf der rund 30km langen Strecke möglichst lange die maximale Strömung des auflaufenden Wassers nutzen zu können, entscheiden wir uns 3h nach Niedrigwasser in Antwerpen (oder 3h vor Hochwasser!) loszufahren.
Die Fahrt von Klein Willebroek bis zur Schleuse dauert etwa eine Stunde. Wir haben Glück und müssen nur eine Viertelstunde auf drei Frachter warten.
Wir verlassen die Schleuse um 16h40, was ungefähr unserem Plan entspricht. Dann geht es bei sehr geringem Berufsverkehr „in einem Rutsch“ bei durchschnittlich 13,5 km/h in Richtung Dendermonde.
Kurz nach 19 h erreichen wir die Schleuse Dendermonde. Sie wird während der Woche von 6h bis 22h bedient (am Wochenende von 10h-18h). Als wir den Schleusenwärter über UKW Kanal 20 mehrmals anrufen, erhalten wir keine Antwort.
Hier zeigt sich wie so oft die Nützlichkeit der App „Waterkaarten“. Dort finden wir eine Handynummer, mit der wir den Schleusenwärter erreichen. Nachdem der Schleusenwärter überprüfen konnte, dass wir angemeldet sind und die Maut-Gebühr bezahlt haben, öffnet er uns das Schleusentor.
30 Minuten später legen wir im „Doppelpack“ an einem Dienstschiff der Vlaamse Waterweg nahe Dendermonde an, da es sonst keinen freien Platz am Passantensteg gibt. Wir bleiben in Dendermonde bis Montagmorgen.
ZUSAMMENFASSUNG:
10/ Klein Willebroek > Dendermonde: 36km, 2 Schleusen, 4,5Mh, 4,5h
Auf Sambre, Canal Charleroi-Bruxelles und Zeekanaal Brussel-Schelde
Unsere erste Etappe führt uns von Namur nach Charleroi. Gegen 8h legen wir vom Kai in Namur ab. Da Sonntag ist, gehen wir davon aus, dass wir auf geringen Berufsverkehr stoßen werden.
Als wir guten Mutes an der Schleuse „Salzinnes“ ankommen, müssen wir zunächst feststellen, dass sonntags die Schleusen auf der Sambre nur zwischen 9h und 18h bedient werden. Unser Anruf auf UKW 20 bleibt ohne Antwort. Da wir auf Bergfahrt sind und 7 Schleusen vor uns haben, zählt jede Stunde.
Um Punkt 9 öffnet „Salzinnes“ ihre Tore und wir verlassen die letzte Schleuse „Marcinelle“ kurz vor 16h. Heute begegnen wir keinem Berufsschiffer. Ein Zwischenstopp irgendwo unterwegs ist somit am heutigen Sonntag nicht nötig. Keine der sieben Schleusen ist mit Schwimmpollern ausgestattet.
Dieser Teil der Sambre geniesst bei Freizeitschiffern nicht den besten Ruf. Dafür gibt es sicherlich einige Gründe: nur wenige Anlegemöglichkeiten bieten sich an; nähert man sich Charleroi, wird die liebliche Landschaft von weitreichenden Industrieanlagen abgelöst; die Durchfahrt durch Charleroi, ist nicht sehr einladend und bei Berufsverkehr kann es hier eng werden.
Nach der letzten Schleuse fahren wir die Sambre noch ein paar Kilometer weiter flussaufwärts. In Marchienne au Pont finden wir einen Passantensteg für die Übernachtung. Diesen Platz haben wir uns bei unserer Fahrt 2023 Richtung Paris gemerkt.
Den Tag beenden wir mit einem Spaziergang durch den Ort. Ein Platz zum Verweilen ist es nicht. Die wirtschaftliche Neuausrichtung der Region ist hier noch nicht angekommen. Viele Häuser und Geschäfte stehen leer.
Der nächste Tag führt uns zum Hafen von Seneffe. Bis dahin gibt es noch drei Schleusen zu überwinden. Die ersten Zwei, „Marchienne au Pont“ und „Gosseliers“ sind mit Schwimmpollern ausgestattet. Der Hub beträgt bei allen drei Schleusen etwas 7m. Auch hier sind wir alleine unterwegs.
Bei schönstem Wetter erreichen wir den Hafen nach 4 Stunden, wo wir auch zwei Yachten wiederfinden, die uns seit Maasbracht begleiten.
Für unseren jetzigen, dritten Aufenthalt nahe Seneffe haben wir uns fest vorgenommen, das Säender Schloss zu besuchen. Allerdings ist Gewitter für den späten Nachmittag angesagt. So fahren wir direkt nach dem Mittagessen mit unseren Fahrrädern los. Das Schloss ist zwar zu besichtigen, aber wir beschränken uns auf die Aussenanlagen.
Wir profitieren von unserem Ausflug und machen noch ein paar Einkäufe im nahegelegenen Supermarkt „Intermarché„. Als wir wieder aufs Rad steigen, wird der Wind stärker und die ersten Tropfen begleiten uns auf der Rückfahrt zum Hafen.
Vor unserer Weiterfahrt erkundigen wir uns noch ein letztes Mal beim Hafenmeister, ob nicht doch der „Canal du Centre“ wieder für die Schifffahrt freigegeben ist. Er meint, „da wäre vor September nicht damit zu rechnen und selbst das wäre nicht garantiert„
Die nächste Etappe bis Ittre ist recht kurz, nur 16km trennen uns vom Ziel. Allerdings liegt auf dem Weg der „Plan incliné de Ronquières„. Da dort schon seit längerem renoviert wird (eine Wanne wird nicht bedient), kann es dort zu erheblichen Wartezeiten kommen. Solange die Bauarbeiten anhalten, besorgt der „Steuerbordtrog“ sowohl den Tal- als auch den Bergbetrieb.
Diesmal haben wir Glück, die Ampel steht auf grün als wir ankommen. Beim Anmelden werden wir vom Schleusenwärter angewiesen, noch einen älteren Kahn abzuwarten, bevor wir in den Trog einfahren. Dies tun wir natürlich gerne. Die Talfahrt auf der 1,5 km langen Strecke dauert alles in allem etwa 40 Minuten.
Wir verlassen die Schleuse kurz nach 11h. Eine halbe Stunde später machen wir an einem der „Visitor„-Stege des Hafens in Ittre fest. Er liegt direkt vor der letzten wallonischen Schleuse Ittre. Die Capitainerie mit Kneipe ist ein beliebter Biker-Treff.
Wir unternehmen eine kleine Tour mit den Rädern zum Ort. Wie auch in den Niederlanden findet man hier das praktische „Knooppunt“-Netzwerk.
Das dortige, in privater Hand befindliche Schloss kann man leider nicht besichtigen.
Als wir von unserem Ausflug zurückkommen, macht gerade neben uns, zu unserer Überraschung ein alter Bekannter, die Yacht „Sandettie“ fest. Das niederländische Boot „Sandettie“, eine Linssen Yacht 41SL, haben wir zum ersten Mal 2022 in Charleville-Mezières getroffen.
Der Kapitän erzählt uns von seiner aktuellen Irrfahrt. Sie waren von den Niederlanden kommend über die Schelde nach Namur unterwegs. Die Information der Sperrung des Canal du Centre in Belgien hatten sie nicht. So sind sie zurück nach Gent gefahren, um dann via Brüssel zur Maas zu gelangen. (Zusatz: 3 Tage später finden wir sie wieder in Willebroek,… sie sind nur bis zur Schleuse Viesville gekommen, jetzt ist auch der Canal Charleroi-Bruxelles gesperrt.) Da zur Zeit einige Wege nicht befahrbar sind, schmerzen unvorhergesehene Sperrungen doppelt! Jetzt versuchen sie, über die Rupel zum Albertkanaal zu gelangen, um so nach Maastricht zu kommen. Wir drücken ihnen die Daumen.
Zum Abschluss des Tages trinken wir noch ein kühles Bier am Hafen.
Der nächste Tag beginnt mit der 13m tiefen Schleuse Ittre, die letzte in Wallonien. Nur auf Backbord sind die Schwimmpoller funktionstüchtig.
Von Brüssel trennen uns jetzt noch 7 Schleusen auf Talfahrt.
Obwohl es recht zügig vorangeht, kommen wir erst gegen 16h im Brüsseler Hafen an, da es in Anderlecht an der Schleuse noch zu Verzögerungen kommt. Da es keine Wartestege gibt, machen wir an einem „Party-Kahn“ fest, was einer Person sichtlich nicht gefällt. Ob es sich um den Besitzer handelt, haben wir nicht feststellen können.
Alle Schleusen werden von der gleichen Schaltzentrale gesteuert.
Der neue Hafenmeister weist uns einen Platz am Passantensteg zu. Dort gibt es Strom und Wasser, beides im Preis des Liegeplatzes inbegriffen.
Nur die Tankstelle gibt es nicht mehr. Sie war nicht mehr normgerecht und die Kosten ihrer Erneuerung waren dem Hafen zu viel. Sichtlich fehlt es nicht nur an der Tankstelle an genügend Mitteln. Dem Hafen würde eine Renovierung gut tun.
Dafür ist das Restaurant immer noch ein angenehmer und gemütlicher Ort.
Die letzte Etappe bis zur Schelde bringt uns nach Klein-Willebroek. Wie schon die südliche Umgebung von Brüssel, ist auch der Norden von Flusshandel und Industrie geprägt. Man merkt, dass man sich langsam Antwerpen nähert, die Grösse der Containerschiffe nimmt stetig zu. Die grosse und einzige Schleuse Zemst an diesem Tag nehmen wir mit einem niederländischen Frachter, der es sichtlich eilig hat, zur Schelde zu kommen. Glücklicherweise finden wir an zwei Schwimmpollern einen sicheren Platz und Halt.
Wir legen kurz vor der Rupelschleuse am linken Ufer in einer kleinen Lücke an.
Jetzt gilt es die Gezeitentabelle zu studieren, aber dazu mehr im nächsten Beitrag.
Unser VAGABOND ist seit dem 22. April im Wasser. Wir kommen am Ende der gleichen Woche in Maasbracht an.
Als erstes fahren wir zu „Frencken„, um unsere gewaschenen und reparierten Gardinen abzuholen. Zum Ende der Saison 2024 hatten wir uns für eine Reihe grösserer Reparatur- und Renovierungsarbeiten entschieden: Cabrio, Gardinen, Neopren-Fugen auf Teakdeck etc.
Nachdem die Gardinen wieder ihren Platz gefunden haben, gehen wir die ersten Tage im Hafen eher gemütlich an. Jetzt heisst es erst mal bunkern, bunkern,… Schon seit langem bringen wir ausser sauberen Kleidern kaum noch Dinge aus der Heimat mit.
Dann steht noch der Fahrtest an. Wir haben einmal den Fehler gemacht, einfach los zu starten. Das hat uns viel Ärger und Geld gekostet,…
Bevor es dann wirklich losgehen soll, machen wir noch unseren traditionellen Spaziergang an der alten Maas um Stevensweert.
Am 1. Mai geht es dann in Richtung Maastricht. Da wir keine Lust haben am ersten Tag schon unser neues Cabrio abzubauen, entschliessen wir uns zur Maastricht Marina zu fahren. Seit unserem letzten Besuch hat der Besitzer gewechselt, zum 3. Mal in 10 Jahren.
Ein Besuch auf dem Markt am Samstag gehört zum Standardprogramm.
Wir bleiben einen Tag in Maastricht, dann müssen wir für ein paar Tage in die Heimat. Das war nicht geplant!. Wir nutzen die gute Zuganbindung von Lüttich. Von dort sind es nur etwas mehr als zwei Stunden mit dem Zug nach Paris.
Am 7. Mai starten wir durch: Abfahrt kurz nach 8h. An der Schleuse Lanaye haben wir Glück. Zur Zeit funktionieren zwei Schleusen. Ohne Wartezeit werden wir in der kleineren Schleuse 3 mit einem Schubschiff geschleust. Den Hafen in Lüttich erreichen wir gehen halb Zwölf.
Entgegen unserer Erwartung finden wir den Passantensteg fast leer vor. Reservieren kann man nicht, auch wenn dies auf der WEB-Seite des Hafens angeboten wird.
Liegt es nur an der frühen Jahreszeit oder liegt es am schlechten Image? Der Hafen hat immer noch keinen „richtigen“ Hafenmeister. Ab Mitte Mai soll abends gegen 19h jemand vorbeischauen,… Neuerdings findet man jetzt am Tor und an der Capitainerie einen QR-Code. Wenn man ihn scannt, wird man auf ein Formular geleitet, das zur Berechnung der Übernachtungskosten dient. Wie dann aber abgerechnet wird, bleibt ein Geheimnis. Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier ohne Bezahlung übernachten.
Im Hafen erfahren wir, dass ein neuer Yachthafen gebaut wird. Er soll der Entlastung des aktuellen Hafens dienen und Ende dieses Jahres eröffnet werden.
Der aktuelle Hafen liegt sehr günstig, unweit vom Bahnhof und nahe des Stadtzentrums. Ein Rundgang durch die historischen Viertel der Stadt empfiehlt sich immer. In der Stadt wurde einiges neu gestaltet und neuerdings gibt es sogar eine Tram. Einige interessante Rundwege sind ausgeschildert. Wir haben uns „die Terrassen“ ausgesucht.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Huy. Es ist erstaunlich wenig Verkehr unterwegs, weder Freizeitschiffer noch Lastkähne. Von Maasbracht bis Huy sind alle Schleusen mit Schwimmpollern ausgestattet. Das erleichtert das Aufwärts-Schleusen wesentlich. Als wir im Hafen von Statte nach fünf Stunden Fahrt ankommen, sind wir der erste Passant an diesem Tag.
Später gesellen sich noch ein paar Schiffe dazu, die wir bis Namur unterwegs sehen.
So kommt es, dass wir bei der Weiterfahrt nach Namur zu mehreren schleusen.
Am 9. Mai erreichen wir Namur. Obwohl die Meuse zur Zeit kaum Strömung hat, bevorzugen wir, am linken Uferkai festzumachen.
Da wir Besuch von Freunden bekommen, bleiben zwei Tage in Namur. Bei sommerlichem Wetter fahren wir mit der Seilbahn zur Festung. Im empfehlenswerten Restaurant „Panorama“ genießen wir nicht nur die tolle Aussicht aufs Meusetal.
Am Sonntag soll es dann stromaufwärts auf der Sambre nach Charleroi weitergehen.
Die Zahl der Besucher unseres Blogs ist von 294 im Jahre 2014 auf 9161 Ende 2024 stetig gewachsen. Dabei wurden im letzten Jahr 32 000 Seiten angeschaut. Im Jahr 2022, als die Maas Hochwasser führte, hatten wir sogar 39 000 Zugriffe. Diesen Erfolg hätten wir uns nie gedacht.
Zur Erinnerung und in Erwartung der in wenigen Tagen startenden neuen Saison hier ein paar Bilder von unseren Fahrten mit unserer LINSSEN YACHTS „New Classic Stundy 36 AC“ alias der VAGABOND.