2020 #12 Nichts läuft nach Plan

Nach unserem Aufenthalt in Charleville-Mézière treten wir gezwungenermaßen unsere Rückreise flussabwärts auf der Meuse an. Wie schon berichtet, ist die Maas flussaufwärts ab Sedan wegen Wassermangel und Algenbefall bis auf weiteres gesperrt.

Wir entschliessen uns, wieder an unseren gewohnten Liegeplätzen festzumachen, und dort jeweils 2 Tage zu verweilen: Monthermé, Laifour, Revin, Vireux-Wallerand.

Halte in Laifour

Als wir in Laifour uns gegen Mittag gemütlich unter den Bäumen in den Schatten setzen, erhalten wir per email folgende Nachricht des wallonischen Wasserstraßenbetreibers:

Accident

Meuse, à partir du 12 août 2020 pour une durée indéterminée.
Ecluse de Hun (cumulée 28.453).

Interruption de navigation suite à un accident d’un bateau avec le vantail de porte amont droit.

Durée d’intervention inconnue à ce jour vu les dégâts importants nécessitant de gros travaux (démontage, réfection avec bétonnage, remontage de la porte).

Schleuse Hun auf unserer Bergfahrt (bei Dinant)

Über eine belgische Facebookgruppe erfahren wir schnell genaueres. Die Bilder zeigen die Schäden.

Ein mit Sand beladener 86m Frachter hat die bergseitige Schleusentür und deren Verankerungen stark beschädigt. Die Spekulationen über die Dauer der Unterbrechung überschlagen sich: 2 Wochen, 4 Wochen, Saisonende…

Das belgische Fernsehen ist vor Ort. Ein Sprecher des Betreibers erklärt, dass die Arbeiten mindenstes eine Woche, voraussichtlich aber länger dauern werden. Erst ab Namur, flussabwärts gibt es auf der Maas Mehrkammerschleusen.

Für uns bedeutet das, dass wir bis auf weiteres festsitzen. Der einzig mögliche Rückweg ist somit zur Zeit gesperrt. Wir hatten uns noch überlegt, ab Namur über die Sambre einen Abstecher über Brüssel zu machen. Aber auch dort sind Arbeiten in den nächsten Wochen vorgesehen.

Unsere Vignette für die französischen Gewässer läuft am 26. August ab. Somit werden wir versuchen, einen provisorischen „Warteplatz“ auf der belgischen Maas zu ergattern. Da wir allerdings nicht alleine sind mit unserem Problem, wird es wohl schwierig werden einen Liegeplatz an den 3 möglichen Anlegestellen: Waulsort, Anseremme oder spätestens Dinant zu finden.

Fürs erste haben wir uns mal für ein paar Tage in Revin installiert. Wie schon erwähnt, gibt es auf diesem Teilstück der Meuse nur Passantenhäfen ohne Schwimmstege und nicht hochwassergeschützt….

Bis Ende August fahren auch, wegen Wartungsarbeiten, keine Züge. Wir hatten diese Möglichkeit bei früheren Reisen auf der Maas schon genutzt, um nach Hause zu fahren, wenn eine Sperrung die Weiterfahrt für längere Zeit verhinderte. So geschah es 2018. Damals wegen Hochwasser.

Also, die bekannte Devise bestätigt sich mal wieder: Man weiss, wann man losfährt (mit dem Boot), man weiss aber nicht, wann man ankommt.

Halte fluviale Revin

2016 #12 Schleusen mit Überraschung

Wenn man mit dem Boot nach Frankreich fährt, kommt man nicht umhin  eine Menge Schleusen zu benutzen . Die meisten von ihnen stammen aus dem 19. Jahrhundert und entsprechen dem „Gabarit Freycinet„, einer Grösse  von Schleusen, die den Massen der „Péniche“ angepasst ist.

Im allgemeinen ähneln sich alle Schleusen: Gleiche Länge, gleiche Breite, gleiche Konstruktion…. Allerdings gibt es auch manchmal auch Ausnahmen.

Fast alle Schleusen haben Ihren ursprünglichen Hub beibehalten. Er variiert zwischen etwa 1m und 4m. Das bekannte Hebewerk in Arzwiller ersetzt 17 alte Schleusen.

2016 Tour-1-52

Eine andere weniger bekannte, aber um so beeindruckendere Schleuse ist die Ecluse von Rechicourt-le-Chateau auf dem Rhein-Marne Kanal.  Sie überwindet 15 Höhenmeter in einer einzigen Kammer und ersetzt 6 Schleusen.

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Schwimmpoller und eine ausgeklügelte Füll- und Leerungstechnik erlauben eine problemlose Schleusung.

Eine andere Besonderheit oder Eigenart sind die Schleusentore aus Composite-Material. Einige wurden im Vogesen-Kanal und bei Nancy installiert.

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Zunächst einmal fallen sie durch ihre ungewöhnliche Farbe auf.  Eine „Verschlimmbesserung“!  Die üblichen Stahltore sind viel schwerer und damit auch robuster. Die üblichen Eichenbohlen verschleissen mit der Zeit sind aber dicht.

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Im Mai dieses Jahres war die Schleuse 25 bei Nancy 4 Wochen ausser Betrieb, da die Tore blockiert waren. Auch wir mussten den „Service von VNF“ in Anspruch nehmen, als nach unserer Einfahrt  das hintere Tor nicht richtig schloss….

2016 Schleusen-6Da lob ich mir doch die alten Schleusentore, … und wenn sie noch manuell bedient werden, weil sie noch nicht automatisiert sind,  da ist man wenigstens sicher, dass sie funktionieren.

2016 Schleusen-9

Wenn man den Vogesen-Kanal an der Schleuse 47 (Messein) verlässt, um zur Mosel zu fahren muss man die „Telecommande“ an der Kontrollschleuse abgeben. Üblicherweise nimmt ein VNF-Mitarbeiter diese entgegen. Diese Geräte werden für die Benutzung der automatisierten Schleusen gebraucht. Weit und breit ist niemand zu sehen…

Allerdings werden wir auf einen Kasten aufmerksam, der für das Einsammeln der Geräte vorgesehen ist. In gewisser Weise, eine zusätzliche  Automatisierung, die auch das Einsammeln ohne menschliches Zutun ermöglichen soll. Leider haben wir Pech, unsere Telecommande ist nicht für die Automatisierung geeignet. So  muss doch ein VNF-Mitarbeiter zur Schleuse kommen, um das Gerät in Empfang zu nehmen.

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