2022 #18 Randmeren, diesmal von Osten kommend

2019 hatten wir die Randmeren zum ersten Mal besucht. Die Landschaft und die ehemaligen Fischerdörfer und Städte gefielen uns sehr gut und sind uns in guter Erinnerung geblieben.

Beim Besuch in einer Botter-Werft verweilen wir vor einer alten Karte. Sie zeigt die Situation vor dem Deichabschluss (1932). Man kann sich heute nur schwer vorstellen, dass Urk eine Insel war und die Fischerorte an den Randmeren am offenen Meer lagen. Daher ist es nur verständlich, dass die Leute hier die Traditionen noch sehr pflegen.

Der Ausdruck „Randmeren“ ist eigentlich ein Sammelbegriff. Jeder Teilabschnitt trägt einen eigenen Namen. Dieser findet sich auch in den Kennungen der Betonnung (fettgedruckt). Insgesamt werden 6 Wassergebiete unterschieden (von Ost nach West) :

  • Ketelhaven > Harderwijk : Veluvemeer VM
  • Harderwijk > Ermelo : Wolderwijk WW
  • Ermelo > Nijerk : Nuidernauw NN
  • Nijkerk > Spakenburg : Njkerkernauw NK
  • Spakenburk > Huizen : Eemmeer EM
  • Huizen > Naarden : Gooimeer GM

Damals waren wir im August von Amsterdam kommend dort in Richtung Friesland unterwegs. Diesmal kommen wir von Osten, haben morgens die Sonne im Rücken und sind wieder auf dem Weg nach Amsterdam. Es ist wieder August, also Hochsaison. Es mag an der Pandemie liegen, es kommt uns vor, als ob die Anzahl der Schiffe sich vervielfacht hat. Die Situation ist mit 2019 nicht zu vergleichen.

Wir verlassen den Ketelhaven gegen 8h00. Wir haben die Randmeren noch nicht erreicht, schon werden wir eingeholt und überholt. An den beiden Schleusen, die heute auf unserem Weg liegen, sammeln sich immer mehr Schiffe auf beiden Seiten.

Als wir die zweite Schleuse verlassen, es sind noch gut 30′ bis Elburg, beginnt ein regelrechtes Rennen um die „besten Plätze“. Gasgeben heisst jetzt die Devise. Einige vergessen dabei die guten alten Seemannssitten.


Unser erstes Ziel ist die Hansestadt Elburg, die wir sehr mögen.

Wie zu erwarten, ist in Elburg schon einiges los. So wählen wir den ersten freien Platz am Steg im Hafenkanal und versuchen erst gar nicht bis zum 500m entfernten alten Hafen weiterzufahren, um dort im Doppel- oder Triplepack zu liegen. Zudem ist heute „Markttag“. Die Stadt wimmelt nur so von Sommergästen. Das schöne Wetter hat nicht nur die Bootsfahrer angelockt.

Elbrug // Gemeinde Hafen

Dass die Stadt weiterhin eine grosse Anziehungskraft ausübt, ist leicht verständlich. Sie bietet diese typische Atmosphäre, die allen diesen ehemaligen Hafenstädten innewohnt. Das ursprüngliche Stadtbild ist vollständig erhalten. Sicherlich kann man die heutigen Städte nicht mit den ursprünglichen Fischerdörfern vergleichen. Der Tourismus hat definitiv den Fischfang ersetzt.

Wie bei unserem letzten Aufenthalt lassen wir uns einen Besuch im Nationalen Orgelmuseum nicht nehmen. Sehenswert sind auch das Jüdische- und das Stadtmuseum. Jedes erinnert auf seine Art an die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner: ob es sich um das Leben, die Vertreibung und die Vernichtung der Juden oder die frühere Geschichte der Stadt handelt, als sie noch am Zuiderzee lag, und vor allem vom Fischfang lebte. Das jüdische Museum befindet sich in der ehemaligen Synagoge. Das Stadtmuseum ist in einem früheren Kloster untergebracht.

Auch wenn wir die Stadt jetzt gut kennen, wird uns die Zeit nicht langweilig. Immer wieder gibt es, etwas zu entdecken. Man braucht nur die Hauptachsen mit ihren Geschäften und Restaurants zu verlassen und schon fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.


Nach Elburg führt uns die Fahrt nach Harderwijk.

Seit 2019 hat sich die Stadt stark verändert. Vor allem das Hafenviertel und die Umgebung um das Delfinarium wurde umgestaltet und neu angelegt. Ferienhäuser mit Bootsgarage entstanden am Kanal zum Stadthafen.

Es herrscht Hochbetrieb. Mehr als in Elburg gleicht der Hafenbereich jetzt einer Feriensiedlung.

Der Zugang zu einem der zwei Becken des Stadthafens erfolgt jeweils über eine von 3 Hebebrücken (siehe Skizze). Jede Brücke hat eine andere Bedienungszeit (8h-20h in der Hauptsaison):

  • (A) Waterfrontbrug : Alle 60′ „Volle Stunde“: 8h, 9h, 10h,…
  • (B) Delfinarium: Alle 30′ : 8h30, 9h00, 9h30,…
  • (C) Vischpoortbrug: Alle 30′ : 8h45, 9h15, 9h45,…
Harderwijk // Skizze Stadt-Hafen > Anfahrt

Am schönsten und ruhigsten liegt man im Becken hinter der Waterfrontbrug. Dort befindet sich auch der neue Havenkantoor (1) inklusive Waschräume. Als wir ankommen, sind dort alle Plätze schon belegt. Die Delfinariumbrug (B) wird gerade gehoben. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren zum anderen Hafenbecken in Richtung Vischpoort Brücke (C). Auch hier liegen die Boote schon zu einem erheblichen Teil im Doppelpack. Trotzdem finden noch ein kleines „Loch“, den letzten freien Platz. Das Anlegen verlangt diesmal Millimeterarbeit. Es ist windstill , wir nehmen uns Zeit. Nach einigem Hin- und Her und der Hilfe des Eigners vor unserem Bug liegen wir nun sicher in der Lücke (siehe Bild).

Die Liegeplätze und die Stromanschlüsse sind numeriert (siehe Bild: Platz 64022). Bezahlen kann man mit der App aanUIT.net. Wem das nicht gefällt, kann es auch im Hafenbüro oder direkt am Steg beim Hafenmeister erledigen. Nach Bezahlung des Liegeplatzes mit der App erhält man via SMS und Email einen Zugangscode für die Sanitärräume und Müll (der Zugangscode ist natürlich auch beim Hafenmeister erhältlich). Ein zweites Sanitärgebäude (2) befindet sich auf der Seite des Delfinarium. Wie das Hafenbüro so sind die hier gelegenen Sanitäranlagen neu. Allerdings sind sie nicht unbedingt für den aktuellen Ansturm in den Sommermonaten dimensioniert. Morgens früh vor 8h hält sich der Andrang in Grenzen.

In Elburg war der sommerliche Trubel im wesentlichen auf das historische Stadtzentrum beschränkt. Hier in Harderwijk sorgt das nahegelegene Delfinarium für einen permanenten Touristenstrom im Hafen.

Das lebhafte Geschehen nimmt abends sehr schnell ab. Sobald die Restaurants an der Hafekade schliessen, wird es auch hier ruhig.

Wir nutzen die Zeit zu einer Radtour nach Flevoland auf die nördliche Seite der Randmeren, hier Wolderwijk. Auf dem Hinweg geht es über die Autobahnbrücke (N302), für den Rückweg nehmen wir die Fähre in Zeewolde.

HINWEIS: Knotenpunkte zum Radfahren (im Gegenuhrzeigersinn): 82 > 11 > 29 23 > 22 > 21 > Fähre > 07 > 09 > 82

Wie alle Städte in Flevoland wirkt auch Zeewolde recht neu, auf dem Reissbrett geplant.

Ermelo // Fähre Zeewolde

Am zweiten Tag besuchen wir das Stadtmuseum, das wir schon von unsere ersten Reise kennen. Zu unserer Überraschung stellen wir fest, dass die Zeit des Corona-Lockdown sinnvoll für einen komplette Erneuerung genutzt wurde. Auf sehr orgineller und spielerische Weise wird nun die jüngere Geschichte der Stadt dargestellt. Es beeindruckt uns immer wieder mit welcher Kreativität heute versucht wir Museen „einladender“ und für breitere Bevölkerungsschichten zu gestalten. Schon deswegen lohnt sich ein Rundgang. Für uns, die wir die nIederländische Sprache nicht beherrschen, sind die Animationen in Niederländisch, nur ansatzweise zu verstehen.

Harderwijk // Museum

Am nächsten Tag geht es weiter nach Spakenburg. Wir verlassen den Hafen mit 4 Schiffen um 8h. Nach 1h30 erreichen wir die Schleuse Nijkerk. Dort herrscht grosses Gedränge. Der Schleusenwärter kommt zur Schleusenkammer, um etwas Ordnung zu schaffen. Nach 30′ verlassen wir mit neun Schiffen die Schleuse.

Spakenburg errreichen wir gegen 11 h. Als wir im Hafen anrufen, empfiehlt man uns, direkt im Hafenkanal einen Platz zu suchen.

Dort finden wir am westlichen Kai einen Liegeplatz mit direktem Blick aufs Wasser. Zum Stadtzentrum sind es nur ein paar hundert Meter. Die Plätze auf der gegenüberliegenden Seite haben den Nachteil, dass der Weg zur Stadt wesentlich länger ist. Wer dort festmacht und vorhat länger zu bleiben, legt sich so bald es möglich ist auf die andere Seite.

Spakenburg // Westpier

Reges Treiben herrscht in der Stadt. Wir erfahren, dass das 50igste Jubiläum der „Spakenburger Tage“ bevorsteht. Der historische Hafen ist regelrecht vollgestopft mit den traditionnellen Fischerbooten, den sogenannten „Botter„. Traditionnelle Kleidung, Fischerboote, Musikanten werden in 2 Tagen das Stadtbild prägen. Bis dahin ist es noch Zeit, gemütlich die Stadt zu geniessen. So machen wir noch einen kleinen Abstecher ins Museum für Traditionnelle Kleidung. Wir stellen uns die Frage, wie lange diese Traditionen noch gepflegt werden. Ausser dem Interesse oder Willen dazu, setzen sie handwerkliche Kenntnisse und viel Fingerfertigkeit voraus, die heute kaum noch jemand besitzt, geschweige denn, erlernen möchte.


Der Weg führt uns weiter nach Huizen. Es ist unser erster Besuch. Nachdem wir die Fahrrinne verlassen haben, fahren wir vorbei am Yachthafen ‚t Huizerhoofd zum Gemeentehaven. Dort finden wir einen Platz an der Hafenkade. Als wir ankommen ist noch für 5 – 8 Boote Platz. Strom und Wasser wird über die App aaUIT.net bezahhlt, die Liegegebühren mit Hilfe der App i-Marina abgerechnet. Die Strom- und Wasseranschlüsse an der Kade werden nur während der Hauptsaison aktiviert.

Das Interesse an der Stadt beschränkt sich für uns auf das „Hafen- Viertel“. Das eigentliche Zentrum liegt gut einen Kilometer landeinwärts. Es hat nicht den Charme von Elburg oder Spakenburg. Warum sich ein Aufenthalt hier dennoch lohnt, erfahren wir bei einer Radtour in die nahegelegene Heidelanschaft : Goois Natuurreservaat Limitische heide und Nieuw Bussumerheide .

HINWEIS: Radweg : Knotenpunkte im Gegenuhrzeigersinn : 77 > 78 > 79 > 80 > 77.


Nach zwei Tagen fahren wir zum Yachthafen Naarden, den wir schon von unserer ersten Reise her kennen. Dort haben wir für eine Woche einen Liegeplatz gebucht. Wir erwarten Besuch mit einem Kleinkind. Der Hafen bietet jeden denkbaren Service. So ist er als Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Randmeren, zum Markermeer, zur Vecht oder auch Amsterdam gut geeignet.

Zunächst gilt es jetzt das Boot „kinderfreundlich“ zu machen. Dazu bringen wir ein Netz an der Reling an. In Naarden bleiben wir eine Woche.


Zusammenfassung:

  • Ketelhaven > Elburg : 19 km, 2,3 Mst.
  • Elburg > Harderwijk : 21 km, 2,4 Mstd.
  • Harderwijk > Spakenburg : 23 km, 3,1 Mstd.
  • Spakenburg > Huizen : 12 km, 1,5 Mstd.
  • Huizen > Naarden : 10 km , 1,3Mstd.

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