Unser Boot ruht sich jetzt mal vor der Rückreise noch ein wenig aus.
Auch hier in Potsdam erweisen sich unsere Fahrräder nicht nur als sinnvoll, sondern auch notwendig, um die vielen sehenswerten historischen Orte, Plätze und Parks in und um die Stadt zu besuchen.
Da es für uns unser erster Besuch in Potsdam ist, sind die Eindrücke wohl besonders stark. Wer sich für Geschichte interessiert, wird hier auf seine Kosten kommen.
Auf unserem Programm stehen:
Park Sanssouci
Schloss Sanssouci
Historische Mühle
Chinesisches Haus
Neues Palais
Schloss Charlottenhof
Orangerieschloss
Drachenhaus
Friedenskirche
Neuer Garten
Marmorpalais
Schloss Cecilienhof
Park Babelsberg
Schloss Babelsberg
Flatowturm
Schloss Glienicke (sichtbar vom Park aus)
Stadt Potsdam
Dampfmaschinenhaus
Holländisches Viertel
Nikolaikirche
Brandenburger Tor
Barberini Museum
Russische Kolonie Alexandrowka
etc.
Gute Vorschläge für Radtouren findet man auch unter dieser Adresse.
Die Landschaft ist schlicht einzigartig. Immer wieder halten wir mit den Rädern an, und geniessen den Ausblick.
Es sei noch angemerkt, dass Potsdam und Versailles eine Städtepartnerschaft pflegen. Überraschend ? Nein! Beide Städte, so unterschiedlich sie heute sind, haben vieles gemeinsam. Sie liegen im Südwesten und grünen Gürtel der Hauptstädte Berlin und Paris. Und vor allem, sie waren das Zentrum und der Schauplatz der europäischen Geschichte. Sie zählen heute zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten.
Mit viel Aufwand wird heute noch überall renoviert und instand gehalten, damit all diese Bauten und Parks nicht wieder zu Ruinen werden. Dazu zählen auch die Privatinitiativen einiger Mäzen, wie z.B. Hasso Plattner (Mitbegründer von SAP).
Heute ist es endlich soweit. Am Vorabend unserer Reise überprüfen wir wieder die Fahrbedingungen in und um Berlin auf ELWIS. Wir liegen in Spandau. Im Prinzip führen zwei Wege von hier zur Stadt:
eine nördlichere Route über den Berlin-Spandauerschifffahrts-Kanal und die Schleuse Plötzensee zur Spree
eine südlichere Strecke über die Schleuse Spandau, Spree und Schleuse Charlottenburg
Da die Schleuse Charlottenburg „bis auf weiteres“ für Sportboote gesperrt ist, fällt unsere Wahl auf die Nordstrecke. Aber es gibt für die Strecke über den nördlicheren Kanal ebenfalls eine aktuelle Sperr-Warnung bis Ende August wegen Brückenarbeiten…. !!! Sollte unser Vorhaben schon wieder scheitern? Der Hafenmeister empfiehlt uns den Schleusenwärter in Plötzensee anzurufen. Gesagt getan: Ja es besteht eine Sperre, aber Sportboote werden „durchgelassen…“.
Schleuse Plötzensee
So legen wir um 7h30 in Spandau ab. Unser Plan ist es, zunächst nach Berlin-Mitte zu fahren und dann in 4 weiteren Etappen wieder nach Potsdam zu gelangen : zunächst die Stadt, dann die Berliner Seen im Osten und zurück über den Teltow-Kanal im Süden.
Etappe 1: Berlin-Mitte
Wir wollen Berlin Mitte noch vor 10h erreichen, bevor die Fahrgastschiffe ihre täglichen Runden beginnen. Die Fahrt erweist sich als absolut problemlos. Nur ein paar Sportboote, die Berlin verlassen, begegnen wir.
Die Spree in Berlin ist kurvenreich und teilweise unübersichtlich. Zu beachten sind die oft engen und niedrigen Brücken.
Wir erreichen „Berlin-Mitte“ bei schönstem Sommerwetter kurz vor 10h. Noch ist es ruhig auf dem Wasser : Bundeskanzleramt genannt „Waschmaschine“ auf Steuerbord, der Hauptbahnhof auf Backbord und dann der Reichstag.
Wir peilen die Sportbootliegestelle Schiffbauerdamm an. Dort sind Plätze für 4-5 Boote vorgesehen. Falls man Glück hat und eine Lücke findet, kann man dort 24h bleiben.
Wir kommen zur rechten Zeit dort an. Ein Platz wird frei, zwei andere Boote rücken freundlicher Weise näher zusammen und so können wir und BALU anlegen.
Vor 10h und nach 19h ruht der starke Verkehr der Fahrgastschiffe, die hier tagsüber unaufhörlich vorbeifahren. Der Platz liegt zwar ausgezeichnet mit direktem Blick auf den Reichstag, ist aber recht unruhig. Erstaunlich ist, dass es im Stadtbereich nur eine sehr begrenzte Zahl von Anlegemöglichkeiten gibt, von Liegeplätzen zum Übernachten ganz zu schweigen.
Es sei noch vermerkt, dass der innere Bereich von Berlin nur von mit Funk ausgestatteten Booten befahren werden darf. Die Wasserschutzpolizei ist sehr präsent.
Etappe 2: Köpenick
Bevor wir weiterfahren, überlegen wir uns, ob wir nicht noch einen Tag länger verweilen ? Andere Plätze gibt es nicht (oder kennen wir nicht), zentraler geht es nicht, es gibt viel zu sehen,… ABER wir sind nicht die Einzigen, die dort gerne liegen möchten. 24h sind 24 Stunden!!! Das soll auch für uns gelten !
Die Fahrt auf der Spree in Richtung Köpenick führt uns vorbei an den historischen renovierten Prachtbauten der Stadt. Man wird es einfach nicht satt, die Bauwerke vom Wasser aus zu bewundern: Museumsinsel, Humboldtforum, Dom,…
Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir die Schleuse Mühlendamm, wo wir unverzüglich geschleust werden.
Die Schleuse wirkt wie eine Grenze zwischen dem historischen Kern und den modernen Vierteln weiter östlich.
Nach etwas Suchen finden wir einen Liegeplatz für die Nacht in Köpenick bei einem Gebrauchtboothändler und Yachtcharterer. Um es kurz zu sagen, da hier die Plätze für Passanten eher selten sind, muss man mit erhöhten Kosten fürs Übernachten rechnen. Überhaupt fällt uns auf, dass trotz der Unzahl von Häfen, für Passanten kaum Liegeplätze zur Verfügung stehen. Es mag auch daran liegen, dass hier viele Charterboote unterwegs sind.
Etappe 3: Grosser und Kleiner Müggelsee
Die Erfahrung in Köpenick hat uns dazu bewogen, den nächsten Tag auf dem kleinen Müggelsee zu ankern. Ankern scheint hier im Allgemeinen beliebt zu sein, und nicht nur wegen der Kosten! Die Gewässer bieten unzählige Möglichkeiten.
Auch wenn das „Rumliegen“ in der Sonne auf dem Wasser nicht unser Ding ist, ist es eine gute Gelegenheit sich zu erfrischen und zu schwimmen. Wir bleiben hier die Nacht umgeben von mindestens 10 anderen Booten.
Kleiner Müggelsee
Die Seenlandschaft um Berlin hat einiges zu bieten und wir verlassen sie mit Bedauern in Richtung Teltow-Kanal.
Etappe 4: Tempelhof
Der Teltow-Kanal ist keine Augenweide, zumindest im Osten, nach Westen hin wird es lieblicher. Wir steuern den Hafen Tempelhof an, der uns architektonisch ein wenig an die Marina Rotterdam erinnert.
Ein altes Hafenbecken, Kräne aus einer anderen Zeit und ehemalige Lagerhäuser, in denen man heute Geschäfte, Restaurants und Wohnungen findet. Erwähnenswert ist die ehemalige Druckerei des Ullstein-Verlags gegenüber, heute ein modernes Bürogebäude.
Etappe 5 : Potsdam
Der Weg führt uns weiter über den Kanal zu unserem Ausgangspunkt Potsdam. Nur die Schleuse Machnow liegt noch auf dem Weg.
Nach kurzer Wartezeit werden wir dort zusammen mit Balu und einem anderen Sportboot geschleust.
Eine abwechslungsreiche Rundfahrt endet nun: Stadt, Land, Wasser. Alles gibt es hier, auf jeden Fall empfehlenswert!
In den nächsten Tagen werden wir Fahrrad, Zug und unsere Füsse als Verkehrsmittel unserem Boot vorziehen. Jetzt steht Tourismus auf dem Programm. Dazu gibt es dann zur Abwechslung statt Fahrbericht, nur ein paar Bilder,…
Wir haben den Mittellandkanal verlassen und fahren weiter auf dem Elbe-Havel-Kanal in Richtung Brandenburg. Der Kanal wirkt hier eher wie ein ruhiger Fluss. Es gibt kaum noch Spundwände und der Wasserlauf wirkt „natürlicher“.
Unsere erste Etappe führt uns nach Genthin wo wir gegen 15h eintreffen. Wir legen gemeinsam mit BALU am „nur für Lidl-Kunden Anleger“ (!) an.
Am nächsten Morgen starten wir schon um 7h30 in Richtung Brandenburg, zu unserem Tagesziel. Zwei Schleusen liegen auf dem Weg. Auch heute haben wir Glück, die Wartezeiten sind kurz. Sobald wir den Kanal verlassen und in den „Grossen Wendsee“ einfahren, empfinden wir Ferienstimmung. Wir begegnen Hausbooten, Charteryachten, Passagierschiffen und Padlern. Alles sehr gemütlich. Frachter werden selten. So erreichen wir den Hafen „Havel Marin“ kurz nach Mittag.
Wir bleiben 2 Tage in Brandenburg. Zeit genug, um einen ersten Eindruck der Stadt und der Umgebung zu bekommen. Wenn man mit den Einwohnern spricht, hört man vor allem 2 Dinge: Brandenburg an der Havel ist ein beliebtes Ferien- oder Ausflugsziel, die Immobilienpreise sind stark gestiegen, seitdem es Berliner ins Umland zieht.
Uns erinnert vor allem die Architektur an eine vergangene Zeit. Viel ist erhalten, einiges zerfällt …
Von Brandenburg aus geht es weiter über die Havel nach Potsdam. Wir wählen die etwas längere aber landschaftlich reizvollere Strecke über Werder. Potsdam wird Start -und Endpunkt unserer Reise in und um Berlin sein.
Auch wenn die Fahrrinne durch Betonung gut gekennzeichnet ist, muss man die vielen Fischernetze , denen man unterwegs begegnet, im Auge behalten.
Wie erreichen den Yachthafen Potsdam gegen Mittag und finden einen schönen Platz am Gästesteg mit direktem Blick aufs Wasser.
Für uns ist es unser erster Besuch in der Stadt. Hier ein paar Schnappschüsse.
Der Weg führt uns weiter nach Spandau. Nach unserer Berlintour werden wir uns mehr Zeit für Potsdam nehmen. Es wird dann für einige Tage unser „Basislager“.
Der Weg über die Havel und deren Seen verwöhnt uns mit einer einzigartigen Landschaft. Leider regnet es in Strömen, und wir können teilweise ihre Schönheit nur erahnen. Gegen 10h lässt der Regen nach, das Wetter bleibt wechselhaft. Bei „km 1“ gibt es am linken Ufer (Fluss aufwärts) Bunkerschiffe, die neben „rotem Diesel“ auch GTL anbieten. Vom Tankwart erfahren wir, dass auf den Berliner Gewässern kein klassischer weisser Diesel für Sportboote mehr angeboten wird. Somit bunkern wir 180 ltr. GTL-Kraftstoff.
An der Schleuse Spandau erhalten wir vom Schleusenwärter eine gründliche Belehrung ! Im Unterwasser gibt es eine spezielle Ampel für Sportboote. Nachdem die zu Tal geschleusten Schiffe alle ausgefahren sind, machen wir die Leinen los, um uns der Schleuse etwas zu nähern. Dabei behalten wir die Ampel an der Schleuseneinfahrt im Auge. Wir wollen, wie gewohnt, das grüne Freizeichen an der Schleuse abwarten. Aber das war ein eigensinniges Fehlverhalten !!!. Es ist das erste Mal (es gibt immer ein erstes Mal!), dass uns auf unseren 16 000 Bootsfahrkilometern eine solche spezielle Sportboot-Ampel begegnet. Natürlich hat der Schleusenwärter recht, wenn er auf die Regeln auf seine persönliche Weise hinweist, … “ Sie halten doch auch mit ihrem Auto an der Ampel, wenn sie rot ist, ODER... „. Also zurück zur Warteposition!
Direkt hinter der Schleuse finden wir für 2 Tage Platz im „Spandauer Altstadt-Hafen“.
Von der „Alt“-Stadt Spandau ist wohl nach 1945 nicht viel übrig geblieben. Vom Hafen aus, ist die Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert leicht zu erreichen.
Über den Kanal haben wir schon viel gehört und gelesen. Langweilig, eintönig, Spundwände, endlos,…
10 Jahre hat es gebraucht, bis wir uns endlich ein eigenes Bild machen können. Ja der Kanal ist 325 km lang. Oder sollten wir besser sagen, die Wasserstrasse ändert ihren Namen auf der gesamten Strecke nicht?
Der Bau am Mittellandkanal wurde 1905 begonnen. Erste Überlegungen gehen auf die Mitte des 19 Jahrhunderts zurück. Die 325km lange Strecke wurde 1938 fertiggestellt. Er verbindet den Rhein, die Ems, die Weser, die Elbe, die Havel und die Oder miteinander. 20 000 Schiffe benutzen ihn jährlich.
Es ist auch kein Zufall, dass das VW Werk direkt am Kanal entstand und hier ab 1938 der „Käfer“ (oder sagen wir genauer der Porsche V60) gebaut wurde.
Der Kanal beginnt am „Nassen Dreieck“ , dort kreuzt er den Dortmund-Ems-Kanal im Westen, und endet an der Schleuse Hohenwarte im Osten, der in den Elbe-Havel-Kanal übergeht.
Aber kommen wir zurück zu unserer Fahrt.
Zunächst einmal fallen die vielen Anlegemöglichkeiten auf. Alle 10 – 15km liegen sie meistens am Ende (oder Anfang) der Parkplätze für Frachter und sind speziell „Nur für Kleinfahrzeuge“ oder „Nur für Sportboote“ gekennzeichnet. Dort finden im Allgemeinen 2 bis 3 Sportboote Platz. Sieht man von wenigen Ausnahmen ab, gibt es dort weder Wasser noch Strom. Die Häufigkeit nimmt hinter Wolfsburg nach Osten hin allerdings ab.
Liegestelle am Kanal
Zusätzlich findet man am Kanal ausreichend und teilweise gut ausgerüstete Häfen. Man hat also die Wahl zwischen Liegeplatz an einer Spundwand oder einem Hafen. Bei manchen Häfen sollte man auf den Schwell, der von Frachtern hervorgerufen wird, achten. Dies gilt besonders beim Ein- oder Ausfahren. Manche Häfen besitzen eine Sperre am Eingang. Diese wird bei Bedarf gehoben und soll den Schwell verringern. Die Häfen sind im allgemeinen recht klein und bieten kaum Platz für grosse Schiffe. Eine Voranmeldung hilft, schlechte Überraschungen zu vermeiden.
Hafen Hannover
Wir haben Glück und finden problemlos Plätze für beide Boote. Bei Stadt-Besuchen ziehen wir die Häfen vor. Oft findet man gute Einkaufsmöglichkeiten in direkter Kanalnähe.
Im Gegensatz zu unseren Erfahrungen aus Frankreich, Belgien oder Niederlanden, liegt man an den Liegestellen im Kanal trotz des recht starken Frachtverkehrs überraschend ruhig. Die vollgeladenen Schiffe halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Kaum einer fährt schneller als 12 km/h, häufig auch weniger. Der Verkehr nimmt zusätzlich nachts stark ab.
Da es auf den ersten 174 km keine Schleusen gibt, kommt man gut voran. Hier sind vor allem Schiffe (80 – 90 m) und Schubverbände (über 135m) aus Deutschland, Polen, Tschechien und den Niederlanden unterwegs.
Auf dem ganzen Kanal gibt es nur 3 Schleusen. Nach 174 erreichen wir die erste Schleuse Anderten. Sie liegt etwa 10km östlich von Hannover und hat eine Fallhöhe von fast 15m. Zur Zeit wird wegen Renovierungsarbeiten nur die „Nordkammer“ bedient.
Schleuse Anderten
Die zwei folgenden Schleusen haben Fallhöhen zwischen 6 (Zerben) und 19m (Hohenwarthe). Die Schleusen sind als „Sparschleusen“ entworfen, um den hohen Wasserbedarf zu begrenzen (40 000 m3/Schleusung).
Prinzip einer „Sparschleuse“
In den Schleusenwänden von Anderten befinden sich auf der ganzen Länge und auf der ganzen Höhe Speicherbecken, die nacheinander entweder geleert (beim Füllen der Kammer) oder gefüllt werden (beim Leeren der Kammer). Bei der Schleuse Anderten sind es 5 x 5 x 2 Wasserspeicher.
Ein besonderes Schauspiel bieten auch die Kanalbrücken in Minden über die Weser und bei Magdeburg über die Elbe. In beiden Fällen erlauben Schleusen vom Kanal zum jeweilen Fluss (und umgekehrt) zu kommen.
Bei der Überfahrt über die Elbe-Kanalbrücke bei Magdeburg ist darauf zu achten, dass Sportboote nur im Konvoi hinter Frachtern die Brücke überqueren dürfen. Am besten meldet man sich über Funk VHF 01 an, egal ob ein Frachter in der Nähe ist oder ob man alleine ist. Der Verkehr wird von der nahegelegenen Schleuse Hohenwarte gesteuert. Bei der Fahrt von Osten nach Westen informiert der Schleusenwärter vorab über die Fahrsituation auf der Brücke.
Mit dieser beeindruckenden Schleuse endet der Kanal. Sie ist mit Schwimmpollern ausgestattet (bei Talfahrt auf der Steuerbordseite)
Ausser der Technik bietet der Kanal auch eine Menge an sehenswerten Orten.
Bemerkenswert finden wir Bad Essen (Erholung und Freizeit), Hannover (Kultur und Einkauf) und Wolfsburg (Automobil).
Bad EssenHannoverWolfsburg
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich etwas Zeit für die 325km zu nehmen. Es gibt viel zu sehen und zu tun. Abwechslung bieten nicht nur die Städte, auch die Landschaft verändert sich von Westen nach Osten kontinuierlich. Irgendwie kann man noch den Ursprung des Kanals spüren: Stahl für den Osten, Weizen für den Westen!
Uns bleibt ja noch die Rückfahrt. Aber bevor es so weit ist, gibt es noch viel zu entdecken in den 3 Wochen, die uns bleiben in und um Berlin.
Es geht wieder los. Nach einem „auto- und bootsfreien“ Monat Pause sind wir mit dem Zug wieder in Oldenburg angekommen.
Nach langem „Hin und Her“ haben wir entschieden, wie es weitergehen soll. Die Geschichte erinnert uns ein bisschen an unsere Zeit, als wir noch mit unserem VW-Campingbus unterwegs waren. Damals hatten wir immer die grünen MICHELIN-Reiseführer dabei. Darin gab es gute Vorschläge für abwechslungsreiche und interessante Rundreisen. Diese „Circuits“ hatten eine Richtung, meistens waren sie im Uhrzeigersinn vorgeschlagen. Ingenieure, Physiker und Mathematiker haben aber von ihrer Ausbildung her, eine Vorliebe für den Gegen-Uhrzeigersinn,…. Wir fuhren meistens „links rum“ 🙂
So geht es uns jetzt auch hier wieder 🙂 !
Noch im Juni hatten wir vor via Bremen im Uhrzeigersinn über die Weser Richtung Mittelland-Kanal zu fahren,…
Jetzt fahren wir den Küstenkanal von Oldenburg aus wieder zurück zum Dortmund-Ems-Kanal, wo wir das Boot BALU und seine Crew in Haren wieder treffen. Auf der Strecke gibt es in diesem Zeitraum keine geplanten Sperrungen.
Hinweis:
Die Schleuse Dörpen ist wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Schleuse wird verlängert:
17.06. – 05.07.2024
12.08. – 30.08.2024
18.10. – 06.12.2025
Die Schleuse Oldenburg wird vom 26.06 – 27.07.2024 nur von 7h00 bis 16h00 bedient.
Es geht somit am 10.07. von Oldenburg zunächst zurück nach Dörpen in Richtung Dortmund-Ems-Kanal.
In Oldenburg auf der Hunte, ist am 10. Juli Hochwasser um 7h49 und Niedrigwasser um 14h35. Um 7h20 brechen wir in Richtung Schleuse Oldenburg auf, wo wir uns gehen 7h40 über VHF20 anmelden. 2 Frachter haben Vorfahrt.
Erst kurz nach 9h verlassen wir die Schleuse.
Der Küstenkanal ist ein Vorgeschmack zum Mittellandkanal. Auf den fast 70km gibt es kaum Abwechslung. Von der umliegenden Landschaft sieht man wenig. Der Kanal ist zum grössten Teil von Bäumen und Hecken gesäumt.
Zwischen Oldenburg und Dörpen gibt es kaum Anlegemöglichkeiten zum Übernachten. Nach 7 Stunden erreichen wir den kleinen netten Clubhafen in der Nähe der Schleuse. Dort finden wir Platz am Gästesteg. Zunächst stellen wir fest, dass es keinen Strom gibt. Der starke Regen der letzten Tage hat wohl dafür gesorgt,… Gegen Abend kommt der Hafenmeister, und das Problem ist schnell behoben. Wir nutzen seine Anwesenheit, um das Liegegeld zu entrichten. Wie so oft haben wir kein Kleingeld,…. Auf der Hinfahrt haben wir schon einen 20 Euros Schein in einem dafür vorgesehenen Umschlag hinterlegt. (Die Liegegebühr für unser Boot beträgt eigentlich 16,50€).
Die nächsten zwei Tag sind wir auf dem Dortmund-Ems-Kanal in Richtung Mittellandkanal unterwegs. Einige der Schleusen sind mit Spundwänden ausgestattet. Man findet aber auch Schleusen mit glatten Wänden, entweder gemauert oder aus Beton.
Wir sind auf der ganzen Strecke alleine und der Schleusenvorgang geht ruhig vor sich. Daher erweisen sich auch die Schleusen mit Spundwänden für uns als problemlos.
Zur Mittagszeit erreichen wir Haren, wo wir BALU und seine Crew wiederfinden. Zur Begrüssung bleiben wir auf Distanz. Bei uns ist seit ein paar Tagen mal wieder CORONA angesagt….
BALU ist schon seit 3 Tagen in Haren. Da es noch früh am Tag ist, entscheiden wir uns weiterzufahren. Bis Meppen liegen noch 23 km und 2 Schleusen vor uns. Wir haben Glück. Wir werden ohne Zeitverlust „durchgeschleust“.
Schon gegen 15h machen wir dort fest. Es gibt einen Liegeplatz für ein Boot 1 km vor der Schleuse am linken Ufer. Es wäre eigentlich Platz genug für zwei Schiffe, aber es fehlt an Festmachern.
Für den nächsten Tag hat der Wetterdienst eine Regenwarnung für die Region ausgegeben. Tatsächlich ist die Meldung nicht übertrieben. Es regnet den ganzen Tag. Auf dem Weg von Meppen nach Altenrheine gibt es kaum vernünftige Anlegestellen. 6 Schleusen liegen vor uns.
Wir melden uns über Funk frühzeitig an den Schleusen an. Die Schleusenwärter erweisen sich als sehr freundlich. So kommen wir zügig voran.
Das ändert sich aber als wir um 11h30 die Schleuse Gleesen erreichen. Der Schleusenwärter teilt uns einfach mit, dass wir im Unterwasser warten sollen, „bis er uns aufruft„. Hier gibt es einen Wartesteg. Er bietet einem Sportboot Platz. So legen wir uns in Doppelpack mit BALU und warten bei strömendem Regen. Kurz vor 13h ist es dann soweit. Inzwischen ist der Regen noch stärker geworden. Aber wir haben keine Wahl. Jetzt heisst es weiterkommen.
Um 16h30 erreichen wir unseren Liegeplatz im Oberwasser der Schleuse Altenrheine. Für die 50 km haben wir 8 1/2 Stunden gebraucht. Erschöpft und völlig durchnässt freuen wir uns auf unser Abendessen.
Der nächste Tag führt uns zum „Nassen Dreieck„. So nennt man den Ort auf dem Dortmund-Ems-Kanal an dem der Mittellandkanal beginnt. Hier gibt es auch eine Bunkerstation, die wir nützen wollen, um unseren Tank zu füllen. Schon am Vortage haben wir uns angemeldet, was sich als sinnvoll erweist. Strategisch gut gelegen, ist die Bunkerstation sehr gefragt. Als wir ankommen, müssen wir zunächst warten. Die Berufsschiffer haben Vorrang. Vom Tankwart erfahren wir, dass das nächste Schiff schon wartet,…. Aber er versichert uns, dass wir „bald“ dran sind. Also Geduld! Nach 1 1/2 Stunden können wir dann wieder loslegen und biegen in den Mittellandkanal ein. Wir fahren noch bis Bramsche an diesem Tag.
Jetzt wo wir in Ostfiesland angekommen sind, betreten wir „Neuland“. Wir kennen Norddeutschland sehr wenig. In Oldenburg waren wir noch nie. Da scheint es gut, dass wir jetzt mal eine Pause einlegen und uns die Zeit nehmen, um die Stadt Oldenburg etwas näher kennenzulernen. Auch ein kurzer Abstecher mit dem Zug nach Bremen steht auf dem Programm. Zum letzten Mal waren wir dort vor 35 Jahren,…
Zunächst aber ein paar Zeilen zum Hafen. Der „Stadthafen“ macht seinem Namen alle Ehre. Er liegt zentral in der Stadt. Alles wesentliche findet man in direkter Nähe: Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten, Parks und Gärten, historische Bauten…
Der Hafen wird geführt vom Oldenburger Yacht Club OYC. Der Club-Hafen liegt etwas ausserhalb der Stadt, nicht weit entfernt von der Schleuse Oldenburg. Der Stadthafen bietet „technisch“ gesehen ausser Wasser und Strom (1 €/kWh) keine speziellen Serviceleistungen. Dusche und Toiletten liegen ausserhalb in einem Wohnhaus in der Nähe. Der Hafen ist abgeschlossen und über einen Code zugänglich. Auf dem Steg gibt es einen Stellplatz für Fahrräder.
Am Steg herrscht eine sehr sympathische und freundliche Atmosphäre. Dafür sorgen nicht zuletzt, der Hafenmeister Addi und seine Frau Inge. Sie sind ein Beispiel positiver Energie: er 89, sie 86 Jahre alt. Wenn man es nicht wüsste, würde man es nicht glauben. Ein Alter in dem andere schon lange nicht mehr ans Arbeiten denken. Den Beiden scheint der Kontakt mit dem Bootsfahrern, ein wahrhaftiges Lebeselexir zu sein. So herzlich und gutgelaunt wird man selten empfangen. Beide kommen meistens nachmittags zum Stadthafen, um nach dem Rechten zu schauen und Neuankömmlinge zu begrüssen.
Die Stadt bietet einiges an Sehenswertem: der Botanischer Garten, der Schlossgarten, eine lebendige Innenstadt, die Wochenmärkte, die Sankt Lamberti-Kirche, einige Museen, das Schloss und der Prinzenpalais, der Bahnhof und vieles mehr. Für fast jeden Geschmack also etwas. Uns gefällt besonders der Schlossgarten und Botanische Garten. Die Lamberti-Kirche ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Ob sie gefällt, ist eine andere Sache.
Wir unternehmen einen Abendspaziergang entlang der Hunte zur Eisenbahnbrücke, eine Klappbrücke. Technisch gesehen ist es eine Rollklappbrücke. Sie wurde 1954 erbaut. Die erste Brücke aus dem 19. Jahrhundert wurde während des II. Weltkrieges zerstört. Eine ähnliche Brücke findet man auch in Antwerpen.
Uns machen diese Eisenbahnbrücken immer etwas Angst bei der Durchfahrt mit dem Boot. Eine gute Synchronisation zwischen Brückenbedienung und Zugverkehr sorgt dafür, dass Unfälle zum Glück selten sind.
Vor unserer Abreise und zum Abschluss der ersten Hälfte unserer diesjährigen Reise, unternehmen wir noch einen Tagesausflug mit dem Zug nach Bremen. Der Tripp ist als „Vorgeschmack“ gedacht, falls wir unsere Reise im Juli in diese Richtung fortsetzen. Das entscheiden wir dann, „zeitnah“ wenn wir es „auf dem Schirm“ haben, wie man heutzutage sagt. Da ist also noch „Handlungsbedarf„.
Jetzt ist erst mal Sommerpause. Wir melden uns in ein paar Wochen zurück.
Ah, da wär noch was!
Wir hätten noch einen paar Fragen an unsere treuen Leser:
hat jemand Erfahrung mit der Weser bergauf? Also die Strecke von Bremen zum Mittellandkanal ?
In Zwolle sitzen wir zusammen , um mal wieder über die Weiterfahrt nachzudenken. Unsere Erfahrung mit der Strömung auf dem Niederrhein bringt uns zum Zweifeln, ob das Fahren auf der Weser stromaufwärts mit unserem Boot sinnvoll ist. Je nach Jahreszeit soll die Strömung auf der Weser auch recht stark sein. 140 km gegen den Strom fahren? Mmmh,…. Wir denken über Alternativen nach.
Wenn es jetzt direkt in Richtung Mittelland-Kanal gehen soll, so ist die Route über die kleinen Torfkanäle die naheliegende Wahl. Aber wir wissen auch, dass der Haren-Rutenbrock-Kanal bis Ende Mai wegen Baggerarbeiten gesperrt ist. Bis dahin sind es noch 2 Wochen. Warten wollen wir nicht!
Vier Wege haben wir uns ausgedacht, um es sowohl gemütlich als auch schön anzugehen.
über die kleinen Kanäle in Drenthe via Assen (1)
über die kleinen Kanäle in Drenthe und Friesland via Leeuwarden (2)
über die Seen und friesischen Kanäle (3)
über das IJsselmeer (4)
Wir entscheiden uns für Friesland (3), obwohl wir die meisten Wege dieser Route schon mehrmals gefahren sind (2017, 2019, 2022). Der direkte Weg (1) würde einen zu langen Aufenthalt in Groningen bedeuten. Die Variante (2) müssen wir ausschliessen, da die Wasserkarten nur eine Wassertiefe von 1,10 angeben. Bliebe der Weg über das IJsselmeer, aber der ist sehr wetterabhängig.
Für die Strecke von Zwolle nach Groningen sehen wir 8 Etappen vor.
Kurz vor 10h, nach 4 schönen Tagen, verlassen wir Zwolle im Konvoi mit 8 Schiffen. Sonntags werden die Brücken von 10 – 18h gehoben.
Nach nur einstündiger Fahrt legen wir an der Kade in Hasselt an. Bei früheren Reisen haben wir die Stadt von Zwartsluis aus mit dem Fahrrad besucht. Jetzt liegt VAGABOND zum ersten Mal hier. Es gibt Strom am Steg für 50 Cent das kW. Ob hier kein Liegegeld verlangt wird, wissen wir nicht. Einen Hafenmeister sehen wir auf jeden Fall nicht.
Nachmittags wird es unruhig. Jetskis, schnelle kleine und grössere Schiffe wühlen das Wasser kräftig auf.
Hasselt
Am nächsten Morgen legen wir vor 9h wir gemeinsam ab, BALU übernimmt für den kurzen Weg nach Zwartsluis die Führung. Obwohl das diesjährige „Schlepperfest“ beendet ist, ist noch Einiges los im Passantenhafen.
Zusätzlich sind einige Plätze gesperrt oder reserviert. Wir finden Platz an der Kade. Dort gibt es Strom aber kein Wasser.
Die Fahrt von Zwartsluis nach Ossenzijl führt durch eine schöne Naturlandschaft. Sie erinnert auch an die Vecht. Die Häuser sind hier allerdings „ländlicher“. Man spürt nicht die Nähe zur Metropole Amsterdam.
Nach einem „Lunch-Stop“ in freier Natur beschliessen wir in der Nähe des Ortes Ossenzijl am Kanal zu übernachten.
Am nächsten Tag soll es weitergehen nach Sloten. Unterwegs entscheiden wir uns für einen direkteren Weg in Richtung „Norden“. Es ist sehr windig und wir denken, dass es sinnvoller ist, einen guten Hafen anzusteuern. Nach 6 Stunden erreichen wir Grou. Das Anlegen gestaltet sich schwierig. Siehe Anlegen bei Wind.
Unser nächstes Ziel ist Leeuwarden, wo wir ein paar Tage ausruhen wollen. Die Stadt ist uns in sehr guter Erinnerung. Sie hat viel zu bieten: schöne Liegeplätze, gute Museen, Ambiente und gute Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe des „Prinsentuin„.
Liegegebühren werden über die App i-Marina abgebucht.
Das Wetter ist sehr wechselhaft. Regenschauer wechseln mit sonnigem Wetter ab.
Bei einem unserer Spaziergänge erhalten wir eine schlechte Nachricht vom Skipper der Balu. Yvonne hat sich beim Radfahren verletzt: Diagnose Armbruch! Für Yvonne und Thomas endet unsere gemeinsame Reise vorerst in Leeuwarden. Schweren Herzens entscheiden wir uns, alleine weiterzufahren. Da die Öffnung des Kanals Ende des Monats Mai aber ungewiss bleibt, entschliessen wir uns nun, in Richtung Delfzijl zu fahren. Wenn das Wetter es zulässt, werden wir den Weg über den Dollard wählen.
Die Brücken am Prinsentuin werden ab 9h gehoben. So starten wir zeitgleich: BALU fährt Richtung Sneek, VAGABOND bricht nach Dokkum auf.
Wie die Male zuvor geniessen wir die Strecke zwischen zwischen Leeuwarden und Dokkum.
Dokkum haben wir so „voll“ noch nie erlebt: Pfingstwochenende, schönes Wetter, schöner Liegeplatz.
Auf dem Weg nach Zoutcamp erweist sich die App „Watersport“ als sehr praktisch, um das Heben der Brücken anzufordern. Sobald man in der Nähe der zu hebenden Brücke angekommen ist, genügt ein einfacher Klick auf der Karte (Bildschirm), und die Anfrage ist gespeichert.
Unseren geplanten Stopp in Zoutcamp können wir vergessen, dort ist Hafenfest,…
Zoutcamp
Zusammen mit drei anderen Booten ziehen wir weiter. Bis Groningen ist es noch ein Stück. Der Wetterbericht hat für den späten Nachmittag eine Gewitterwarnung ausgegeben. Daher entscheiden wir uns, für eine Nacht in Garnwerd man Zee zu bleiben. Hier gibt es einen ruhigen kleinen Hafen im Reitdiep.
Am nächsten Morgen erreichen wir den Osterhaven in Groningen schon um 11h. Christa, die Hafenmeisterin erinnert sich noch an uns. 2022 lag hier unser Boot 10 Tage.
Kaum angekommen, erreichen uns eine neue schlechte Nachricht. Auf dem Dortmund-Ems-Kanal sind zwei Schleusen bis Mitte Juni wegen Wartungsarbeiten gesperrt. Dieses Revier ist Neuland für uns! Der Kanal besitzt Schleusen mit jeweils zwei Kammern. ABER, was man leicht übersieht, ist die Tatsache, dass an manchen Schleusen nur noch eine Kammer in Betrieb ist!!! Das ist der Fall der beiden gesperrten Schleusen. Was jetzt???
Weiterfahren oder Abwarten. Hinzukommt, dass wir Ende Juni für zwei Wochen einen Break einlegen, und wir nicht wissen, wann BALU wieder auf Reisen gehen kann. Nichts tun, ist keine Lösung.
Am nächsten Morgen erleben wir die nächste schlechte Überraschung. In der Nacht wurde versucht, unsere Fahrräder von der Badeplattform zu stehlen. Zum Glück wurde der Dieb von unserem spät zurückkehrenden Bootsnachbarn daran gehindert. Was passieren kann, wird irgendwann geschehen,…. frei nach Murphy
Wir lassen uns unsere Stimmung nicht vermiesen. Wie sagt man zurecht in Frankreich „il n’y a pas mort d’homme„.
Nach zwei Tagen brechen wir zum Aussenhafen in Delfzijl aus. Die kleine Seeschleuse ist ausser Betrieb. Nach etwas Wartezeit werden wir mit 5 Sportbooten und einem Frachter geschleust.
Beim Anlegen bei kräftigem Wind passiert das nächste kleinere Unglück. Christines Sonnenbrille (mit korrigierten Gläsern) fällt ins Wasser. Ein Geschenk für die Muscheln.
Dort warten wir auf ein günstiges Zeitfenster zur Überfahrt nach Deutschland. Es gilt Tiede, Windrichtung und Wetter zu beachten! Hier erfahren wir, dass die Schleusen zu den Yachthafen in Emden und Papenburg … gesperrt sind. Mmmmh. Es bleibt spannend.
Gemeinsam mit 4 Yachten verlassen wir Leer. Wie vereinbart, bedient die Hafenmeisterin die Hebebrücke um 13h30. Am Vorabend hat sie die Seeschleuse über unseren Wunsch um 14h nach aussen geschleust zu werden informiert. Das Schleusen dauert nur ein paar Minuten, die Zeit die Schleusentore zu schliessen und zu öffnen.
Die Ems hat erwartungsgemäss Hochwasser.
Um 17h00 erreichen wir die Schleuse Herbrum. 3 Yachten haben die Schleuse schon hinter sich. Es wird wohl ein langer Tag werden. Nach Herbrum liegen noch 2 Schleusen vor uns.
Der Schleusenwärter teilt uns mit, dass wir auch die nächste Schleuse auf dem DEK gemeinsam mit einer Yacht und einem Frachter nehmen werden. Es gilt also dranzubleiben.
Um 19h00 erreichen wir gemeinsam den Küstenkanal. Über Funk erfahren wir, dass es an der Schleuse Dörpen noch „etwas dauern wird“.
Vor ihr gibt es keine Anlegemöglichkeit für Sportschiffe. Der wartende freundliche Berufschiffer erlaubt uns, an seinem Kahn festzumachen. Es folgt eine nette Unterhaltung über die guten alten Zeiten der Binnenschifffahrt.
Um 21h erreichen wir endlich den kleinen Clubhafen in Dörpen.
Dieses Mal musste das Feierabendbier lange im Kühlschrank warten!
Am nächsten Morgen hinterlegen wir für die Übernachtung noch 16€50 in einen Umschlag. Dann geht es auf die lange langweilige Fahrt über den Küstenkanal bis zur Schleuse Oldenburg.
Als wir nach gut 6 Stunden dort ankommen, warten unsere drei niederländischen Begleiter noch auf die Schleusung. Dann geht es endlich bergab. Auf der Hunte ist jetzt Niedrigwasser.
Um 16h machen wir am langen Schwimmsteg des Stadthafens OYC fest.
Dort wird VAGABOND eine Weile auf seinem schönen Platz verweilen im ständigen Auf und Ab der Tide.
Für die Fahrt über den Dollard steht nichts im Wege. Die Bedingungen sind gut: In Delfzijl haben wir Hochwasser um 7h33. Von unserer Überfahrt nach Emden 2022 wissen wir, dass man etwa 2h wartet und dann mit der optimalen Strömung losfährt. Das Wetter spielt dieses Mal auch mit. Die Sonne scheint und den Wind spürt man mit 2 bft. kaum. Allerdings weht er von Ost-Süd-Ost. Selbst bei geringem Wind, stauen sich doch die Wellen am Bug.
Ursprünglich wollten wir Emden ansteuern. Bei einem Anruf an der Nesserlander-Schleuse erfahren wir jedoch, dass zur Zeit wegen Wartungsarbeiten keine Bedienung möglich ist. Eine Alternative wäre die Grosse Seeschleuse.
Nach einem Gespräch mit zwei niederländischen Yachten im Hafen von Delfzijl entscheiden wir uns, bis nach Leer zu fahren. Für die Strecke sehen wir 4h vor. Die See-Schleuse bei Leer wird drei Mal am Tag bedient: 8h, 14h und 17h30. Eine Schleusung um 14h sollte möglich sein.
Wir legen um 9h30 im Konvoi mit den 2 schönen Grouwerster Vlets ab.
Nach einer halben Stunde verlassen wir den Zeehavenkanaal. Sofort werden wir von der Strömung gepackt. Da das Wetter gut ist, gilt es nun nur die Bewegungen der Seeschiffe und Fähren zu überwachen.
Um 11h fahren wir mit 12 – 15 km/h an Emden’s Hafeneinfahrt vorbei. Inzwischen haben wir unsere zwei Begleiter aus den Augen verloren, obwohl wir unser Bestes gegeben haben….
Sperrwerk auf der Ems
Als wir gegen 13h20 nach 35km uns Leer nähern, finden wir die Zwei und eine deutsche Yacht am Wartesteg auf der Leda. Der Steg bietet Platz für 3 Boote (3 x 12 m). Für uns bleibt der „Doppel-Pack“ mit einem kleinen deutschen Boot. Wegen der starken Strömungen hier (Leda, Ems und Tiede), gehen wir das Manöver vorsichtig an. Wir warten noch fast eine Stunde, bis wir in die Schleuse einfahren können. Vorrang haben die ausfahrenden Schiffe, heute sogar ein grosser Schwimmkran, der von einem Schlepper gezogen wird.
Seeschleuse Leer
Im Hafenbecken angekommen, werden wir von der netten Hafenmeisterin empfangen. Heute sind wir mit allem zufrieden: eine gute und problemlose Fahrt, schönes Wetter, auch wenn der Wind jetzt mit 4 bft. etwas kräftiger weht, und natürlich der schöne Platz an der Uferpromenande.
Anleger Leer
Jetzt gilt es, sich an das hier übliche „MOIN“ zu gewöhnen, was uns eher gut gefällt. Auf jeden Fall besser als das heute übliche und weitverbreitete amerikanische „Hallo„.
In Leer bleiben wir 3 Tage.
Bevor wir weiterfahren, überlegen wir uns noch, wo wir unser Schiff für unseren „Break“ Mitte Juni lassen können:
Papenburg
Oldenburg
Bremen
Zunächst denken wir an Papenburg. Wir fragen zunächst bei Hennings-Yachtvertrieb nach. Sehr schnell erhalten wir eine positive Nachricht. Allerdings ist die Schleuse nach Papenburg ab Montag, den 27. Mai für 2 Wochen ausser Betrieb. Somit müssten wir unsere Reise sofort abbrechen. Zeitlich gesehen wäre ein ruhiger Hafen in der Nähe von Bremen eine gute Lösung. Da wir uns noch nicht im Klaren über unsere Weiterreise im Juli sind, ziehen wir es vor, in Oldenburg „Etappe“ zu machen.
Es weht ein kräftiger Wind von 5 bft. Ist man auf kleinen Kanälen unterwegs, so spielt das keine grosse Rolle, solange keine Schleusen oder Brücken zu überwinden sind. Anders ist es auf offenem Wasser. Wer das IJsselmeer schon mal bei 4 bft überquert hat, weiss was es bedeutet.
Ähnlich unangenehm wie starke Strömung kann Wind beim Anlegen sein.
Grundsätzlich gilt beim Bootsfahren das gleiche wie für Flugzeuge beim Starten und Landen: immer gegen den Wind! Daher haben Flughäfen meistens mindestens zwei Start -und Landebahnen, die in die Hauptwindrichtungen ausgerichtet sind.
Wenn man gegen den Wind (oder die Strömung) fährt, bleibt das Gefährt besser unter Kontrolle.
Nach einer längeren Fahrt hat man oft die Tendenz, das Anlegemanöver schnellstmöglich zu erledigen. Bei Wind lohnt es sich jedoch, die Situation zunächst abzuschätzen. Nach dem Motto: Besser einen sicheren als einen schönen Platz! So die Theorie. Jetzt zur Praxis.
Als wir im Passantenhafen von Grou ankommen, befolgen wir unsere guten Vorsätze nicht…!!! Wir überlegen nicht lange und steuern die erstbeste Box an. Die Stege dort sind sehr kurz. Ohne Wind würden wir sicherlich mit dem Heck „achtern“ anlegen. Da das Boot einfacher nach vorne zu steuern ist, steuern wir die Box mit dem Bug nach vorne an.
Der Wind weht von Hinten-Steuerbord. Somit drückt uns der Wind sowohl nach vorne als auch nach Backbord (1).
Solch eine Situation endet schnell mit ein paar Kratzern am Rumpf (2). Zumal Bug- und Heckstrahler bei Windböen über 4-5 bft sich als nutzlos erweisen (zumindest bei unserem Schiff).
Jetzt gilt es auf dem Sprung zu sein, die Fender richtig zu platzieren, damit die Berührung des Rumpfes mit dem Steg (Backbord) verhindert wird und gleichzeitig , darauf zu achten, dass der Bug nicht in den Steg knallt. Da hilft nur die Schraube!
Besser und einfacher wäre es gewesen, sich Zeit zu lassen und einen einfacheren Platz anzufahren. Zum Beispiel am gegenüberliegenden Steg, gegen den Wind.