2025 #7: Zur Schelde

Auf Sambre, Canal Charleroi-Bruxelles und Zeekanaal Brussel-Schelde

Unsere erste Etappe führt uns von Namur nach Charleroi. Gegen 8h legen wir vom Kai in Namur ab. Da Sonntag ist, gehen wir davon aus, dass wir auf geringen Berufsverkehr stoßen werden.

Als wir guten Mutes an der Schleuse „Salzinnes“ ankommen, müssen wir zunächst feststellen, dass sonntags die Schleusen auf der Sambre nur zwischen 9h und 18h bedient werden. Unser Anruf auf UKW 20 bleibt ohne Antwort. Da wir auf Bergfahrt sind und 7 Schleusen vor uns haben, zählt jede Stunde.

Um Punkt 9 öffnet „Salzinnes“ ihre Tore und wir verlassen die letzte Schleuse „Marcinelle“ kurz vor 16h. Heute begegnen wir keinem Berufsschiffer. Ein Zwischenstopp irgendwo unterwegs ist somit am heutigen Sonntag nicht nötig. Keine der sieben Schleusen ist mit Schwimmpollern ausgestattet.

Dieser Teil der Sambre geniesst bei Freizeitschiffern nicht den besten Ruf. Dafür gibt es sicherlich einige Gründe: nur wenige Anlegemöglichkeiten bieten sich an; nähert man sich Charleroi, wird die liebliche Landschaft von weitreichenden Industrieanlagen abgelöst; die Durchfahrt durch Charleroi, ist nicht sehr einladend und bei Berufsverkehr kann es hier eng werden.

Nach der letzten Schleuse fahren wir die Sambre noch ein paar Kilometer weiter flussaufwärts. In Marchienne au Pont finden wir einen Passantensteg für die Übernachtung. Diesen Platz haben wir uns bei unserer Fahrt 2023 Richtung Paris gemerkt.

Den Tag beenden wir mit einem Spaziergang durch den Ort. Ein Platz zum Verweilen ist es nicht. Die wirtschaftliche Neuausrichtung der Region ist hier noch nicht angekommen. Viele Häuser und Geschäfte stehen leer.

Der nächste Tag führt uns zum Hafen von Seneffe. Bis dahin gibt es noch drei Schleusen zu überwinden. Die ersten Zwei, „Marchienne au Pont“ und „Gosseliers“ sind mit Schwimmpollern ausgestattet. Der Hub beträgt bei allen drei Schleusen etwas 7m. Auch hier sind wir alleine unterwegs.

Bei schönstem Wetter erreichen wir den Hafen nach 4 Stunden, wo wir auch zwei Yachten wiederfinden, die uns seit Maasbracht begleiten.

Für unseren jetzigen, dritten Aufenthalt nahe Seneffe haben wir uns fest vorgenommen, das Säender Schloss zu besuchen. Allerdings ist Gewitter für den späten Nachmittag angesagt. So fahren wir direkt nach dem Mittagessen mit unseren Fahrrädern los. Das Schloss ist zwar zu besichtigen, aber wir beschränken uns auf die Aussenanlagen.

Wir profitieren von unserem Ausflug und machen noch ein paar Einkäufe im nahegelegenen Supermarkt „Intermarché„. Als wir wieder aufs Rad steigen, wird der Wind stärker und die ersten Tropfen begleiten uns auf der Rückfahrt zum Hafen.

Vor unserer Weiterfahrt erkundigen wir uns noch ein letztes Mal beim Hafenmeister, ob nicht doch der „Canal du Centre“ wieder für die Schifffahrt freigegeben ist. Er meint, „da wäre vor September nicht damit zu rechnen und selbst das wäre nicht garantiert

Die nächste Etappe bis Ittre ist recht kurz, nur 16km trennen uns vom Ziel. Allerdings liegt auf dem Weg der „Plan incliné de Ronquières„. Da dort schon seit längerem renoviert wird (eine Wanne wird nicht bedient), kann es dort zu erheblichen Wartezeiten kommen. Solange die Bauarbeiten anhalten, besorgt der „Steuerbordtrog“ sowohl den Tal- als auch den Bergbetrieb.

Diesmal haben wir Glück, die Ampel steht auf grün als wir ankommen. Beim Anmelden werden wir vom Schleusenwärter angewiesen, noch einen älteren Kahn abzuwarten, bevor wir in den Trog einfahren. Dies tun wir natürlich gerne. Die Talfahrt auf der 1,5 km langen Strecke dauert alles in allem etwa 40 Minuten.

Wir verlassen die Schleuse kurz nach 11h. Eine halbe Stunde später machen wir an einem der „Visitor„-Stege des Hafens in Ittre fest. Er liegt direkt vor der letzten wallonischen Schleuse Ittre. Die Capitainerie mit Kneipe ist ein beliebter Biker-Treff.

Wir unternehmen eine kleine Tour mit den Rädern zum Ort. Wie auch in den Niederlanden findet man hier das praktische „Knooppunt“-Netzwerk.

Das dortige, in privater Hand befindliche Schloss kann man leider nicht besichtigen.

Als wir von unserem Ausflug zurückkommen, macht gerade neben uns, zu unserer Überraschung ein alter Bekannter, die Yacht „Sandettie“ fest. Das niederländische Boot „Sandettie“, eine Linssen Yacht 41SL, haben wir zum ersten Mal 2022 in Charleville-Mezières getroffen.

Der Kapitän erzählt uns von seiner aktuellen Irrfahrt. Sie waren von den Niederlanden kommend über die Schelde nach Namur unterwegs. Die Information der Sperrung des Canal du Centre in Belgien hatten sie nicht. So sind sie zurück nach Gent gefahren, um dann via Brüssel zur Maas zu gelangen. (Zusatz: 3 Tage später finden wir sie wieder in Willebroek,… sie sind nur bis zur Schleuse Viesville gekommen, jetzt ist auch der Canal Charleroi-Bruxelles gesperrt.) Da zur Zeit einige Wege nicht befahrbar sind, schmerzen unvorhergesehene Sperrungen doppelt! Jetzt versuchen sie, über die Rupel zum Albertkanaal zu gelangen, um so nach Maastricht zu kommen. Wir drücken ihnen die Daumen.

Zum Abschluss des Tages trinken wir noch ein kühles Bier am Hafen.

Der nächste Tag beginnt mit der 13m tiefen Schleuse Ittre, die letzte in Wallonien. Nur auf Backbord sind die Schwimmpoller funktionstüchtig.

Von Brüssel trennen uns jetzt noch 7 Schleusen auf Talfahrt.

Schon 2023 haben wir diesen Weg gewählt und die schönen, märchenhaften „Graffitis“ (oder soll man sagen Streetart-Gemälde) des Künstler Bozik beim Vorbeifahren bewundert. https://vagabond4you.com/2023/08/20/2023-16-von-der-sambre-nach-antwerpen/

Obwohl es recht zügig vorangeht, kommen wir erst gegen 16h im Brüsseler Hafen an, da es in Anderlecht an der Schleuse noch zu Verzögerungen kommt. Da es keine Wartestege gibt, machen wir an einem „Party-Kahn“ fest, was einer Person sichtlich nicht gefällt. Ob es sich um den Besitzer handelt, haben wir nicht feststellen können.

Alle Schleusen werden von der gleichen Schaltzentrale gesteuert.

Der neue Hafenmeister weist uns einen Platz am Passantensteg zu. Dort gibt es Strom und Wasser, beides im Preis des Liegeplatzes inbegriffen.

Nur die Tankstelle gibt es nicht mehr. Sie war nicht mehr normgerecht und die Kosten ihrer Erneuerung waren dem Hafen zu viel. Sichtlich fehlt es nicht nur an der Tankstelle an genügend Mitteln. Dem Hafen würde eine Renovierung gut tun.

Dafür ist das Restaurant immer noch ein angenehmer und gemütlicher Ort.

Die letzte Etappe bis zur Schelde bringt uns nach Klein-Willebroek. Wie schon die südliche Umgebung von Brüssel, ist auch der Norden von Flusshandel und Industrie geprägt. Man merkt, dass man sich langsam Antwerpen nähert, die Grösse der Containerschiffe nimmt stetig zu. Die grosse und einzige Schleuse Zemst an diesem Tag nehmen wir mit einem niederländischen Frachter, der es sichtlich eilig hat, zur Schelde zu kommen. Glücklicherweise finden wir an zwei Schwimmpollern einen sicheren Platz und Halt.

Wir legen kurz vor der Rupelschleuse am linken Ufer in einer kleinen Lücke an.

Jetzt gilt es die Gezeitentabelle zu studieren, aber dazu mehr im nächsten Beitrag.


ZUSAMMENFASSUNG:

5/ Namur > Marchienne au Pont: 51km, 7 Schleusen (zu Berg), 6.9Mh, 8h
6/ Marchienne au Pont > Seneffe: 25km, 3 Schleusen (zu Berg), 3.9Mh, 4h
7/ Seneffe >Ittre: 16km, Plan incliné, 2Mh, 2h40
8/ Ittre > Brüssel: 29km, 7 Schleusen (zu Tal), 1 Hebebrücke, 5,5Mh, 7h
9/ Brüssel > Klein Willebroek: 21km, 1 Schleuse, 7 Hebebrücken, 3Mh, 3h30

2025 #5 Rückblick in Bildern 2014 – 2024

Zehn Jahre schon!!! Boot fahren und bloggen…

Die Zahl der Besucher unseres Blogs ist von 294 im Jahre 2014 auf 9161 Ende 2024 stetig gewachsen. Dabei wurden im letzten Jahr 32 000 Seiten angeschaut. Im Jahr 2022, als die Maas Hochwasser führte, hatten wir sogar 39 000 Zugriffe. Diesen Erfolg hätten wir uns nie gedacht.

Zur Erinnerung und in Erwartung der in wenigen Tagen startenden neuen Saison hier ein paar Bilder von unseren Fahrten mit unserer LINSSEN YACHTS „New Classic Stundy 36 AC“ alias der VAGABOND.

2014 : Paris

2015 : Vecht

2016 : Maas – Mosel -Saar

2017 : Friesland – Amsterdam

2018 : Seine – Somme – Schelde

2019 : Zeeland – Randmeeren

2020 : Ardennen

2021 : Belgien

2022 : Groningen – Emden

2023 : Sambre, Yonne und Meer

2024 : Berlin

2023 #7 Von der Sambre zur l’Oise (Teil 2)

Im letzten Beitrag haben wir die „Bergstrecke“ von der belgisch-französischen Grenze bis zum Ort Etreux beschrieben. Am 20. Mai geht es weiter talwärts. Während der 5.Etappe erreichen wir nördlich von Compiègne die Oise.

Auch wenn hier die meisten Schleusen mit Fernbedienung aktiviert werden, begleiten uns auf diesem Teil die Schleusenwärter(innen) von VNF. Es gibt ein paar Hebe- und Drehbrücken zu bedienen. Das überlässt man noch nicht einem Automaten!

Unsere Schleusenwärter sind ausgesprochen nett, motiviert und hilfsbereit. Zum Muttertag gibt es sogar Blumen für die Mütter an Bord der beiden Schiffe BALU und VAGABOND.

Auf der ersten Etappe zwischen Etreux und Vadencourt liegen 19 Schleusen und 3 zu hebende Brücken. Auch wenn die Strecke recht kurz ist, brauchen wir dazu gute 6 Stunden.

Auf der kanalisierten Sambre liegen die Wehre und Schleusen nah beieinander. Da vor einer Woche hier noch Hochwasser war, ist der Wasserstand noch hoch. Wir sind auf Talfahrt, so stört die Strömung beim Ausfahren aus den Schleusen wenig.

Die Fahrt verläuft entspannt. Die Strecke stellt keine besonderen Anforderungen. Berufsverkehr trifft man kaum. Nur wenige Frachter verkehren hier (noch). Dies ändert sich aber auf der l’Oise und der Seine.

Erst 2021 wurde die gesamte Strecke von der Meuse in Namur bis zur Oise bei Pont L’Evèque wieder eröffnet. Die Hoffnung auf den Bootstourismus ist gross. Ohne den Willen der Regionalverwaltung zu Investitionen, wäre der Kanal wohl geschlossen geblieben. Neue Kanalbrücken waren nötig, um die Schiffbarkeit wieder herzustellen.

Auch hier ist die Landflucht gross, manche Orte wirken wie Potemkinsche Dörfer. Trotzdem, oder gerade weil es so ist, lohnt sich die Reise über die malerische Sambre. Der Weg ist geruhsam, und bildet eine gute Alternative zur Meuse (eventuell Ardennenkanal) und Marne nach Paris.

Es fehlt allerdings noch an gut ausgestatteten Liegeplätzen. Häfen wie Hautmont oder Chauny sind eine Ausnahme. Oft haben wir an einer Kai-Mauer gelegen.

In la Fère gibt es in 10 Minuten Entfernung vom Kai einen Supermarkt Leclerc und einen Lidl.

Die Stadt Chauny wurde im 1. Weltkrieg völlig zerstört. Im Anschluss wurde sie wieder vollständig, teils im Art Déco Stil, aufgebaut. Viele Gebäude, wie etwa das Rathaus oder der Bahnhof, zeugen noch von dieser prachtvollen Zeit. Damals wurden die Kanäle noch ausschliesslich für den Frachtverkehr gebraucht. Mit dem Niedergang der industriellen Blütezeit war auch dies zu Ende.

Wir nutzen die Zeit im kleinen, gemütlichen Clubhafen in Chauny zum Waschen und Ausruhen (BALU und VAGABOND crew).

2 Tage bleiben wir in Chauny. Der Hafen liegt am Stadtrand. Zum Besuch der Stadt benutzen wir unsere Fahrräder.


Zusammenfassung:

  • Teil 1: Bergstrecke (flussaufwärts von Belgien kommend)
    • Erqueliennes > Hautmont : 18 km, 3h, 3 Schleusen
    • Hautmont > Landrecies : 38 km, 5h30, 7 Schleusen
    • Landrecies > Etreux : 20 km, 3h, 3 Schleusen
  • Teil 2: Talstrecke
    • Etreux > Vadcourt: 13km, 6h, 19 Schleusen
    • Vadencourt > Ribemont : 19 km, 4h, 9 Schleusen
    • Ribemont > La Fère : 18 km, 3h, 8 Schleusen
    • La Fère > Chauny : 11 km, 2h, 4 Schleusen
    • Chauny > Compiègne : 40km, 6h, 4 Schleusen

2021 #25 Vorbei an Charleroi nach Namur

Wir haben schon viel gehört von diesem Teil der Sambre. Vor allem in Revin sind im Sommer oft Belgier aus Mons oder von der Sambre. Sie kennen diesen Weg genau. Wenn man dann nachfragt, lautet die kurze Antwort: „Fahrt schnell an Charleroi vorbei…“ Vor dieser Stadt wird immer wieder gewarnt, vergleichbar mit Creil an der l’Oise: „nur nicht halten…“.

Bei genauerer Betrachtung gilt zunächst Folgendes zu notieren:

  • die Strecke ist sehr kurvenreich und teilweise unübersichtlich
  • die Sambre ist eine wichtige Verbindung für den Frachtverkehr zwischen der Meuse/Maas und dem Nord-Westen Belgiens
  • zwischen Seneffe am Canal Charleroi-Bruxelles im Westen und Namur an der Meuse gibt es keinen Hafen und nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten

Wir entscheiden uns, den Weg in einer Etappe zurückzulegen. Es gilt, 10 Schleusen in Talfahrt zu überwinden. 3 auf dem Kanal und 7 auf der Sambre.

Für die 48 km werden wir rund 11 Stunden brauchen.

Somit brechen wir schon früh, kurz nach 7h auf. Noch ist es ruhig auf dem Wasser.

Canal Charleroi-Bruxelles bei Seneffe

Gegen 11h erreichen wir die Sambre im Westen von Charleroi. Der Berufsverkehr hat stark zugenommen. Die Kohle -und Stahlindustrie wurde grösstenteils durch Chemie und Recycling Unternehmen ersetzt.

Schleuse Marcinelle

Grüne oder rote Pfeile weisen beim Zusammenfluss des Kanals und der Sambre auf Gegenverkehr hin. Hier gilt es aufzupassen! Es geht sehr eng zu.

Zusätzlich muss man berücksichtigen, dass zwischen den Schleusen Montignies s/ Sambre und Roselies Linksverkehr vorgeschrieben ist! An den Brücken und Schleusentoren wird darauf aufmerksam gemacht.

Schleuse Roselies

Ab der Schleuse Roselies öffnet sich das Tal etwas, auch wenn die Sambre kurvenreich bleibt. Jetzt wechselt die Industrielandschaft mit landschaftlich schönerem Umfeld ab.

Man kann abschliessend sagen, dass nur Charleroi eine Durststrecke ist, die allerdings nach knapp einer Stunde vergessen ist.

Wer den Weg in 2 Etappen zurücklegen will, dem bleiben insgesamt 4 Haltemöglichkeiten:

  • Halte bei Auvelais (hier sind wir nach ~ 6,5h)
  • Oberwasser der Schleuse Auvelais (hier sind wir nach ~ 7h)
  • Oberwasser der Schleuse Mornimont (hier sind wir nach ~8h30)
  • Halte bei Florifoux in der Nähe der Abtei von Floreffe (hier sind wir nach ~9h)

An den Schleusen liegt man wahrscheinlich am besten. Dort fahren die Frachter mit geringer Geschwindigkeit. Ausserdem ist dort der Landzugang sichergestellt.

Noch etwas kann auf der Sambre überraschen!!

Wie schon erwähnt ist die Sambre auf der gesamten Strecke nicht sehr breit. An einigen Stellen gibt es spezielle Umkehrbecken. Trotzdem fahren einige grosse 110m Frachter von Namur kommend die Sambre rückwärts zu Berg!!! Hier kann der UKW Kanal 10 und ein gutes Fernglas sich als sehr hilfsreich erweisen.

Rückwärts fahrender Frachter (kein Linksverkehr!)

Gegen 17h kommt die Abtei von Floreffe in Sicht. Wenn man Zeit hat, kann man hier am Steg einen Stopp machen und die Abtei besichtigen.

Wir fahren vorbei, weiter nach Namur, wo wir gegen 18h ermüdet aber zufrieden an der Kaimauer festmachen. Gerade rechtzeitig zum Feierabendbier!

2021 #18 Ziellos nach Norden

Am 31. Juli wurde die Navigation auf der Meuse und Maas wieder komplett freigegeben.

Unseren ursprünglichen Plan über die Vogesen in Richtung Lyon zu fahren, haben wir längst aufgegeben (1).

Plannung 2021

Unser Plan B war, über den Canal des Ardennes in Richtung Paris zu fahren. Aus Zeitgründen hatten wir uns dann entschlossen, nicht mehr nach Paris sondern „direkt“ zur Sambre aufzubrechen. Von dort aus sollte es dann flussabwärts über Belgien zurück ins Winterlager (2).

Daraus wurde dann auch nichts, weil der im Frühjahr wieder eröffnete Ardennenkanal, nach den Hochwasserschäden und des Algenbefalls erst Anfang August nur bis nach Attigny geöffnet werden sollte. Die Durchfahrt bis zur l’Aisne und Sambre sollte dann wieder ab Mitte August möglich sein, …nach VNF Angaben frühstens ab dem 9!! . An 2 Stellen kam es durch das Hochwasser zu Ufereinbrüchen. Diese Wahl hätte unsere Wartezeit um mindestens 2 weitere Wochen verlängert (NB: am 15. August haben wir immer noch keine gesicherte Information über die Wiedereröffnung).

So brechen wir am 31. Juli (wie die vielen Boote, die mit uns in Charleville-Mézières in Warteposition waren, wieder nach Norden auf: zunächst Richtung Namur (3).

Dort treffen wir am 2. August ein, nachdem wir in Revin, Vireux und Dinant jeweils Etappe gemacht haben.

Diesmal übernachten wir an der Kaimauer. Auch hier hat das Hochwasser seine Spuren hinterlassen. Einige Festmacher sind aus ihrer Verankerung gebrochen.

Es regnet weiterhin ohne Unterbrechung bis am nächsten Morgen. Die Strömung der Meuse ist immer noch stark.

Da wir dieses Jahr unbedingt zur Sambre wollen, denken wir, von Namur ausgehend, flussaufwärts über die Sambre in Richung Frankreich zu fahren (NB: Die Sambre ist seit dem 1. Juli nach 15 Jahren wieder vollständig befahrbar).

Schon recht früh um 8h legen wir an der Kaimauer in Namur ab, und brechen gemeinsam mit dem niederländischen Boot „COFELICA“ zur Sambre auf.

Als wir von der Meuse kommend in die Flussmündung der Sambre einbiegen, bekommen wir eine ungewöhnlich starke Gegenströmung zu spüren. Unsere Geschwingigkeit sinkt auf 4 – 5km/h. Es regnet wieder stärker.

Die Sambre ist normalerweise ein eher ruhiges und schmales Flüsschen. Trotzdem ist sie eine wichtige Verbindung für die Berufschifffahrt zum industriellen Zentrum um Charleroi.

Gegen 9h ruft uns „COFELICA“, ein ehemaliger Berufschiffer, über Funk auf Kanal 77 an, um nachzufragen, ob „wir es für sinnvoll halten unter diesen Bedingungen die Reise fortzusetzen„.

Man muss hinzufügen, dass auf der kurvenreichen Strecke nur ein bis zwei Haltemöglichkeiten existieren. Es gibt keine Häfen. Die Gegend gilt als „unsicher“. Um an Charleroi „vorbeizukommen“ braucht man unter normalen Bedingungen mehr als 5 Stunden.

Wären wir alleine gewesen, hätten wir schon früher umgekehrt. Somit war die Entscheidung schnell gefällt . RÜCKZUG NACH NORDEN! aber zunächst noch ohne Ziel.

Die Angst vor neuem Hochwasser treibt uns soweit wie möglich nun die Meuse flussabwärts.

Wir steuern Huy an, unsere übliche Etappe zwischen Namur und Lüttich. Zwischenzeitlich, seit der Schleuse Andenne, gesellt sich auch „EVA“ (ein belgisches Boot) zu unserer kleinen Gruppe. Als COFELICA und EVA an Huy vorbeifahren, schliessen wir uns frag -und fast willenslos an und fahren weiter.

So geht es bis zur belgisch-niederländische Grenze. Wegen der Hochwasserschäden ist der Hafen in Lüttich für Besucher gesperrt.

Nun heisst es zu entscheiden. Weiter auf der Maas und zurück nach Maasbracht und Ende! oder zum Albertkanal in Richtung Antwerpen. Unsere beiden Begleiter biegen in den Albertkanal ein, wir folgen (4).

Ohne eine genaue Vorstellung, wie es weitergehen soll, machen wir im kleinen aber guten Hafen „Kanne“, etwa 2km, nach der Abbiegung nach Antwerpen, fest.

Dort finden wir auch „EVA“ wieder. Die Crew von EVA ist sehr hilfsbereit. Sie sind aus der Gegend von Brügge und helfen uns bei unserer Entscheidung. „COFELICA“ hat es weitergetrieben,…

Der Hafen ist abgeschlossen und besitzt den üblichen Service. Das Restaurant am Platz ist gut besucht.

Hafen Kanne

In Kanne ruhen wir uns 2 Tage aus. Zur Stadt Maastricht ist es ein Katzensprung mit dem Rad. Der Weg ist zwar etwas länger zum Zentrum, verglichen mit dem Hafen Maastricht Marina in Pietersplas, aber schöner, ruhiger und gut zu befahren.

Brücke bei Kanne, Richtung Maastricht

Das neue Ziel steht nun fest : die historischen Städte in Flandern: Gent, Brügge,… Antwerpen werden wir wohl auslassen aus Zeitmangel. 2018 waren wir dort.

Albert – Kanal mit Sicht auf den Hafen Kanne

Nach 2 Tagen brechen wir über die kleinen Kanäle in Richtung Westen auf.

Zunächst noch ein paar Zahlen:

Charleville-Mézières > Revin : 5h / 20km / 7 Schleusen
Revin > Vireux : 3h30 / 20km / 6 Schleusen / 1 Tunnel
Vireux > Dinant : 5h / 30km / 7 Schleusen / 1 Tunnel
Dinant > Namur : 4h30 / 27km / 6 Schleusen
Namur > Kanne : 11h / 74km / 4 Schleusen

2021 #7 Ca y est!.. presque

Man kann sich immer beschweren, kritisieren und fragen: warum so, wieso das, wann endlich, wo…..? Man kann sich aber auch darüber freuen, dass die Impfkampagne langsam Fahrt aufnimmt und somit das Ende dieses Tunnels in Sicht kommt, auch wenn noch vieles im Ungewissen bleibt. Die Gesundheit aller hängt mehr denn je von der Vernunft des Einzelnen ab.

Was uns anbelangt, unsere Impftermine stehen fest!

2020 war die Lage zur gleichen Zeit noch nicht so klar. Erst am 30. Juni haben wir das Boot wieder ins Wasser gelassen. Mitte Juli ging es dann los, auch wenn wir wegen den Wegsperrungen nur bis in die Ardennen kamen. Trotzdem haben wir es voll genossen, unterwegs auf dem Wasser, zu Fuss oder mit dem Fahrrad.

Die Aussicht auf die baldige Impfung vereinfacht die Planung! Bis zum Saisonende bleiben somit noch etwa 4 – 5 Monate bis Oktober. Auch wenn die Infektionszahlen noch hoch sind, fangen einige Länder an, über „Öffnungen und Lockerungen“ nachzudenken. Somit kann man auch wieder ans Reisen denken. Das ist zur Zeit der Fall in den Niederlanden, Belgien und Frankreich. In Frankreich wird die 10 km Beschränkung am 2. Mai aufgehoben und die „Terrassen“ öffnen Mitte Mai.

Wie schon vormals erwähnt, wird es für die grosse Deutschlandtour wohl trotzdem nicht mehr reichen. Wir wollen uns einfach Zeit nehmen für diese Reise: beim Fahren, beim Besichtigen,… beim Verweilen.

Auch in Belgien , Frankreich und den Niederlanden bleiben uns noch ein paar „weisse Flecken“ und viel zu sehen:

  • Die Sambre und einige Kanäle in Belgien mit ihren tollen Hebewerken z.B.
  • Die Kanäle und Flüsse südlich von Paris bis zum Mittelmeer
  • Der Niederrhein in den Niederlanden östlich des Amsterdam-Rhein-Kanals
  • usw.

Im Sommer soll der Sambre-Oise-Kanal nach 15 Jahren wieder voll befahrbar sein. Soweit wir informiert sind, steht das genaue Datum noch nicht fest. Es handelt sich übrigens um ein Projekt, dass von verschiedenen Organisationen gefördert wird, um den lokalen Tourismus (wieder) anzukurbeln. Man kann es nur wünschen und hoffen, dass es wie auf der belgischen Maas, zwischen Namur und der französischen Grenze, viele Besucher und Boote anlockt.

Der Ardennen-Kanal soll voraussichtlich im Mai wieder nach 2 Jahren Sperrung geöffnet werden (AVIS A LA BATELLERIE N° FR/2020/03473). Die Schleusentreppe im Ardennenkanal mit ihren 26 Stufen auf 6 km sollte man schon mal bei schönem und schlechten Wetter befahren haben. 8 Stunden werden benötigt. Bei gutem Wetter sind die 8 Stunden aber kein Problem, da man genügend Zeit findet, um die schöne Landschaft zu erleben. Anhalten ist übrigens nur auf halber Strecke nach Absprache mit VNF möglich.

!!! Noch ein Rat aus eigener (schlechter) Erfahrung: die übliche Durchfahrthöhe von 3,50m ist auf dem Ardennen-Kanal nicht garantiert. Es sind eher 3,45m… Wir haben es einmal ohne vorsorglich gelegten Cabrio versucht….. Gleich in der ersten Schleuse nach Le Chesne blieben wir beim Ausfahren unter der Brücke hängen. Nach dem ersten Ärger und dem üblichen „Es hätte auch schlimmer kommen können…, hat „Powertap“ dann für den Rest der Reise sehr gute Dienste geleistet (siehe Bild).

Beschädigtes Cabrio (Halte Attigny)

Beide wieder zur Verfügung stehenden Alternativen, Sambre (sowie der Sambre-Oise-Kanal) und Ardennen-Kanal, geben wieder mehr Freiheit und Sicherheit. Das öffnet wieder neue interessante Wege durch die Natur in Nordfrankreich. Auch wenn die Sambre in Belgien zum Teil durch eine, wenig attraktive Industrielandschaft führt.

Somit zeichnet sich auch unser Plan langsam ab:

Wie jede Saison lassen wir ein paar Tage verstreichen, nachdem wir unser Boot wieder in Besitz genommen haben, bevor wir „in See stechen„.

Zunächst gibt uns die Maas zwei Richtungen vor: nach Norden flussabwärts, also Niederlande und Deutschland, nach Süden nach Belgien und Frankreich.

Wenn die Corona-Beschränkungen auch über den Sommer in den Niederlanden in Kraft bleiben sollten, kann man davon ausgehen, dass die Fahrsituation 2021 der von 2020 ähnelt. Damals war wenig Bewegung, die Eigner blieben grossteils in ihren Heimathäfen. Somit gab es wenig Platz für Passanten. In diesem Falle werden wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach flussaufwärts auf der Maas bewegen.

Zunächst mal Richtung Süden! also und aus Gewohnheit im Uhrzeigersinn 🙂 🙂

Paris (auf der Seine)

Die Sache mit dem Uhrzeigersinn ist nicht nur ein Spleen des Kapitäns sondern hat auch einen praktischen Grund. Sieht man mal von Hochwasser ab, sind die Wasserstände im Mai noch korrekt auf der Maas und recht problemlos zu befahren. Im Herbst führt im Osten Frankreichs der Wassermangel oft zu Beschränkungen oder gar zur Schliessung der Kanäle. Das Risiko dann irgendwo festzusitzen, ist dem entsprechend höher.

Mit anderen Worten: Im Frühjahr nach Süden über die Kanäle im Osten. Die Rückreise im Herbst über die Wasserwege im Westen (Seine, Oise, Canal du Nord, Sambre…).

Zunächst auf der Maas von Maasbracht bis nach Namur.

Namur

In Namur angekommen, stellt sich spätestens die 1. Frage: Wie weit ist die Maas / Maas-Kanal befahrbar?

Vorläufiger Törnplan 2021 // Stand April 2021 // Vagabond
  • Bis zur französischen Grenze oder weniger > je nach Lage, Abzweigung zur Sambre in Namur,
  • Bis Charleville-Mézière > Abzweigung Ardennen-Kanal oder weiter
  • Bis Toul?

Wenn alles offen ist, werden wir zunächst weiter auf der Maas bleiben und nicht zur Sambre ausweichen.

Charleville-Mézière

In Charleville-Mézière, falls sich nichts geändert hat, muss dann die Enscheidung fallen (2. Frage) weiter nach Toul via Verdun oder zum dann hoffentlich geöffneten Ardennen-Kanal?

!!! Da auf der Strecke bis Toul kaum Möglichkeiten bestehen Diesel zu bunkern, nutzen wir die Tankstelle von „Ardenne Nautisme“ in Pont à Bar. Dazu muss man etwa 1 km in den Ardennen-Kanal reinfahren.

Ardennen-Kanal

Die Ardennenstrecke bietet zwei Optionen in Richtung Paris. Entweder bis zur l’Oise, d.h. Seine aufwärts von Westen kommend oder durch die Champagne via den L’Aisne-Marne-Kanal von Osten kommend zur Marne.

Sillery (Kanal L’Aisne-Marne)

Lagny (Marne)

Beide Wege sind interessant aber sehr unterschiedlich. Da der „Rückweg“ aus oben genannten Gründen oft über die l’Oise und den Canal du Nord führt, ist wohl die Marne Strecke die 1. Wahl. Ausserdem ist der Ardennen-Kanal bis zur Abzweigung in Richtung Marne sehr ruhig und idyllisch. Die Champagne hat ihren Champagner,… Frachtverkehr ist hier auch geringer als auf der Seine und l’Oise im Westen.

Der Weg nach Toul lohnt sich auch, landschaftlich und geschichtlich. Er ist die erste Wahl, wenn man weiter in den Süden will.

Verdun (Liegeplatz am Kanal)

Man sollte auf jeden Fall in Verdun einen Stop einplanen. Der Liegeplatz ist zentral gelegen und alles Sehenswerte, ist zu Fuss oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Im Sommer sind die Plätze hier gefragt und gezählt. „3er Päckchen sind dann keine Seltenheit.

Ab Verdun sind die Schleusen nicht mehr automatisiert. Sie werden noch von einem Schleusenwärter oder Wärterin bedient. Diese fahren dann von Schleuse zu Schleuse und erwarten das Schiff an der nächsten. Die Anzahl der manuel bedienten Schleusen nimmt von Jahr zu Jahr ab, da die Automatisierung schrittweise weiter ausgebaut wird.

Canal de la Meuse (Ex-Canal de l’Est)

Der Hafen von Toul ist sehr gut gelegen und gut geführt. Hier findet man auch in der Nähe eine Tankstelle. Kanister nicht vergessen! Das gilt übrigens für ganz Frankreich. Die Zahl der Bootstankstellen hat sich in den letzten Jahren sehr stark verringert!

Falls man die Reise für ein paar Tage unterbrechen will, liegt der Bahnhof in Sichtweite. Es lohnt sich auch mit Zug oder Bus in die naheliegende Stadt Nancy zu fahren. Wie so oft, sind Häfen auch wunderbare Kulissen für romantische Hochzeitsfotos.

Hafen in Toul

In Toul (3. Frage) hat man jetzt die Qual der Wahl: nach Osten in Richtung zum Rhein durchs Elsass,

Hebewerk „Plan incliné“ in Azwiller

nach Süd-Osten in die Vogesen, nach Westen nach Paris oder weiter in den Süden durch die Bourgogne, warum nicht bis zum Mittelmeer!

Die Enscheidung hängt dann wie so oft von der verfügbaren Zeit und dem Zustand der jeweilen Wasserwege ab,… 2016 waren wir das letzte Mal in Toul.

Falls man sich entschieden hat bis nach St. Jean de Losne zu fahren, muss man dort (4. Frage) den Weg nach Paris wählen: entweder durch die Bourgogne oder an der Loire entlang. In beiden Fällen erreicht man so etwa 80 – 100 km südlich von Paris die Seine.

Hafen Arsenal (Paris)

Zur Planung ein paar Vergleiche (basierend auf unserer persönlichen Erfahrung und Fahrweise):

  • Maasbracht> Paris (via l’Oise) : 3 – 4 Wochen
  • Maasbracht > Toul : 3 Wochen
  • Toul > Strasbourg : 2 Wochen
  • Toul > St. Jean-de-Losne : 2 Wochen
  • Toul > Paris (via Marne) 3 Wochen
  • Toul > Paris (via St. Jean-de-Losne) : 6 Wochen

Als Beispiel könnte man dann folgenden Törn machen:

Maasbracht > Toul > St. Jean-de-Losne > Paris : 9 Wochen.

Noch haben wir die Qual der Wahl, die nahe Zukunft wird uns zeigen, was, wann, wie und wo passieren wird…

Falls wir dann nach Süden im Uhrzeigersinn fahren werden, wäre es für die Rückreise sicherlich schön, wenn dann die Sambre offen wäre und wir uns für diesen Weg entscheiden könnten.

Hafen Cergy (L’Oise)
L’Oise > Canal du Nord

Also …. die 5. Frage > Paris > Compiègne > zur Sambre statt über den Canal du Nord. Ab dann entweder weiter über die Sambre nach Namur und über die „klassische Variante“ (Maas) zurück nach Maasbracht oder über die belgischen Kanäle nach Brüssel und Maastricht auf Entdeckungstour.

Aber, manchmal stellen sich die Fragen einfach nicht, weil die aktuelle Lage einfach den Weg vorschreibt.