2021 # 23 Von Gent nach Mons

Wir verlassen Gent schon recht früh. Es wird unsere erste Fahrt auf der Bovenschelde. Unser Freund Guy hat uns ein paar Tipps für die Fahrt gegeben.

Die Anlegemöglichkeiten sind hier begrenzt. Guy’s Rat im schönen Städtchen Oudenaarde zu übernachten, geht leider nicht in Erfüllung. Die Zufahrt zum Passantenhafen ist gesperrt. Die Ampel steht auf ROT. Ein Anruf an der nahen Schleuse ergibt nichts. Später erfahren wir, dass man beim „Havenmeister“ anrufen muss, damit die Einfahrt freigeschaltet wird.

Wir fahren also weiter bis Kerkhove. Dort finden wir nach 5 Stunden Fahrt im Dock eines kleinen Clubhafens unseren Liegeplatz. Bei unserer Ankunft ist die Einfahrt zum Besuchersteg durch 2 Berufsschiffer im „Doppelpack“ stark verengt. Für unseren Vagabond kein Problem, aber für das uns folgende Schiff mit 4,5m Breite wird es sportlich!! Der Passantensteg liegt hinter einer Mühle mit Ladekai!

Hafen Kloron (Kerkhove)

Am nächsten Morgen geht es weiter auf der Bovenschelde bis zur Einmündung des Kanals Nimy – Blaton -Peronnes. Die Fahrt auf der kanalisierten Schelde erweist sich als sehr angenehm. Es ist ein ruhiger Fluss mit einer Strömung von knapp 1 km/h und mit eher geringem Berufsverkehr. Nach Süden kommend wechselt die Umgebung ihr Bild: Die Landwirtschaft wird von Industrie abgelöst.

Die enge Durchfahrt von Tournai ist Ampel gesteuert. Es herrscht also Einbahnverkehr.

Zur Zeit wird die gesamte Durchfahrt dem wachsenden Verkehr der 110 m Frachter angepasst. Beeindruckend sind die Arbeiten am „Pont des Trous„.

Die Fahrt führt uns weiter, vorbei am Passantenhafen, dessen Steg durch eine Mauer etwas vor Schwell geschützt ist.

Passantenhafen (Tournai)

Ob dies wirkungsvoll ist, können wir nicht sagen, da wir nach Antoing weiterfahren. Dort nützen wir die Gelegenheit, um bei „Neptunia“ Diesel zu bunkern (ein weiterer Guy Tipp, ;-)).

Unser Verbrauch ist erwartungsgemäss etwas höher als üblich. Unsere gewöhnliche Reisegeschwindigkeit (Wasser) beträgt 9 km/h, was 1600 U/m für den Motor bedeutet. Seit dem Beginn unserer 2. Kertwende in Namur, nachdem wir der Sambre den Rücken gekehrt haben, fahren wir mit 10km/h oder 1800 U/m. Der Verbrauch erhöht sich um etwa 0,5l/h. 1800 U/m entspricht übrigens dem besten Drehmoment des Motors. Hört man genau hin, so stellt man fest, dass der Motor dann besonders vibrationsarm und ruhig läuft. Es sei noch erwähnt, dass eine Steigerung der Geschwindigkeit auf 12 km/h den Verbrauch verdoppelt!

Es sind nur wenige Kilometer von Antoing bis zum Kanal Nimy – Blaton – Peronnes. Wir verlassen die „Haute Escaut“ nach 6h30. So heisst die Bovenschelde übrigens hier in Wallonie und in Frankreich.

Schleuse Peronnes 2 zu Tal (Kanal Nimy – Blaton – Peronnes)

Die 2. Schleuse ist recht hoch mit 12m, verfügt allerdings über Schwimmpoller. Beim Hochfahren, nach etwa 6m, wird es recht ungemütlich, da der Schleusenvorgang nun beschleunigt wird. Es kommt zu Wirbelströmungen. Vorsicht ist geboten!

Gegen 15h30 verlassen wir die Schleuse und fahren zum Hafen „Avanti“ in Peruwelz. Der Hafen von Peronnes ist zur Zeit wegen Arbeiten für Besucher gesperrt.

Schleuse Peronnes 2

Hafen Avanti (Peruwelz)

Der Kanal ist streckenweise mit Wasserlinsen übersät, deshalb überprüfen jetzt alle 10 Minuten die Motorkühlung.

So interessant ein Besuch des historischen Stadtkerns von Mons sein kann, so enttäuschend ist der Passantenhafen. Dies ist nicht unbedingt ein Vorzeigeobjekt für les „Voies hydroliques de Wallonie„.

Am Wochenende geht es hier recht laut zu. Die Autobahn ist nicht weit weg, Jetskis drehen ihre Runden, laute Musik ist zu hören bis spät in die Nacht.

Der Clubhafen verfügt über Schwimmstege, der Zugang ist aber nur für Clubmitglieder möglich. Empfehlenswert ist allerdings das Restaurant. Die Seescholle und der Rinderspiess sind köstlich.

Im Passantenhafen ist zwar noch ein Platz frei, aber das Echolot zeigt noch gerade 20 cm an. So legen wir direkt am Restaurant an. Hier sind es wenigstens 60cm. Allerdings ist der Stromanschluss defekt. So wie wir hören schon länger!

Als wir erfahren, dass die nächste Schleuse zur Zeit ausser Betrieb ist und mindestens vor Montagnachmittag nicht bedient wird, legen wir uns am nächsten Morgen in den Passantenhafen um, wo inzwischen ein Platz freigeworden ist.

Passantenhafen (Mons)

2021 #22 Die Rückreise beginnt

Wir verlassen Brügge zunächst in Richtung Gent am 17. August. Bevor wir die Rückreise nach Maasbracht antreten, bleiben wir noch 2 Nächte im Passantenhafen Lindelei. Wir haben uns vorgenommen Anfang September in unserem Winterhafen einzutreffen.

Lindelei (Gent / Gand / Ghent)

Das Wetter ist weiterhin „herbstlich“. Wir nutzen die Zeit zu 2 Museumsbesuchen. Wie auch in den Niederlanden machen wir in Belgien ausgiebig von der „Museumskarte“ Gebrauch.

In Gent besuchen wir das Museum Dr. Guislain (Museum über Psychiatrie) und das schöne Musée des beaux-arts genannt „MSK“.

Im MSK waren wir schon bei unserem ersten Besuch in Gent. Das Museum Dr. Guislain bemüht sich, ausser dem medizinischen Bereich, auch die Nähe zur Kunst hervorzuheben. Das bekannteste Bespiel hierzu ist wohl Van Gogh (hier nicht ausgestellt).

Bevor wir weiterfahren, gilt es zunächst, sich über den Rückweg Gedanken zu machen.

Wir haben die Wahl zwischen 4 Möglichkeiten, sogar 5, allerdings schliessen wir die Reise über die Wester – und Osterschelde aus.

  • Zeeschelde > Antwerpen > Albertkanal…oder
  • Bovenschelde > Kanal Nimy – Blaon -Peronnes >
    – Dendre > Zeeschelde … oder
    – Kanal Charleroi – Brussel > Zeeschelde oder
    Canal du Centre > Sambre > Meuse >
    – Julianakanal oder
    Zuid-Willemvaart (vorausgesetzt wir kommen dort vor dem 2. September an = Ende der Gültigkeit unseres „Permis de navigation“ für Flandern!)

Wir entscheiden uns für die „Südstrecke“, für uns Neuland! Der Rückweg über die Zeeschelde wäre eine schnellere Lösung, hat aber den Nachteil, dass wir wegen der Tiede bis mindestens Sonntag den 22. in Gent „warten“ müssten, um die Strömung des fallenden Wassers ausnutzen zu können.

Die Strecke über die Dendre fällt aus Zeitgründen aus. Die Variante „Brüssel“ hat zwar ihr Interesse, würde uns aber wieder zur Rupel zurückführen.

Auch wenn wir den Weg über die Meuse/Maas schon oft befahren haben, bietet sie landschaftlich am meisten! Es bleibt die „Durststrecke“ Charleroi > Namur. Doch zuvor reuen wir uns darauf den Canal du Centre zu entdecken, der technisch viel Interessantes bietet.

Aber zunächst geht es in Richtung Tournai, Mons….