2023 #13 Anlegestelle gesucht!?

Wie schon an anderer Stelle berichtet, sind die Anlegemöglichkeiten auf der Seine und Oise begrenzt.

Wir beschränken uns hier auf die Strecke zwischen Cergy (Mündung der Oise in die Seine) und Arsenal (Stadthafen Paris).

In Paris ist ausserhalb des Stadthafens Arsenal und der am Canal St. Martin liegenden Steganlage „La Villette“ das Festmachen und Übernachten grundsätzlich nicht erlaubt. Auf der Marne im Osten von Paris sieht es da schon besser aus. Dort gibt es einige gute Häfen und einfachere Anlegestellen.

Jeder der im Westen von Paris auf der Oise und der Seine unterwegs ist, stellt sich zwangsläufig immer wieder die gleiche Frage: Wo kann man übernachten?

Jetzt könnte man einwenden, dass in den bekannten Bootsführern auf verschiedene Häfen und Anlegemöglichkeiten aufmerksam gemacht wird, aber diese sind meistens nicht zugänglich, unbrauchbar für Schiffe über 8m Länge und bieten oft gerade mal Platz für ein Schiff.

Es sei erwähnt, dass auf der Oise der recht neu angelegte Hafen von Isle d’Adam eine gute Alternative zu Cergy bietet. Er liegt rund 20km flussaufwärts Richtung Compiègne.

Zwischen dem Hafen in Cergy und Arsenal liegen rund 80km und 4 Schleusen (wie schon berichtet, bietet der kürzere Weg über die Kanäle im Nord-Westen der Stadt keine echte Alternative). Je nach Strömung und Wartezeiten an den Schleusen ist das durchaus auf Talfahrt „machbar“.

Zu Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass es noch eine nette Haltestelle beim Restaurant Portobello in Herblay, ein Paar Kilometer von Conflans entfern gibt. Dort ist Platz für ein bis zwei Boote. Allerdings ist dieser Anleger nur für einen kurzen Aufenthalt zum Essen oder übernachten gedacht.  

Rueil-Malmaison // Quelle Google Maps 2023

Wir ziehen es vor, für diesen Weg zwei Etappen vorzusehen.

Auf etwa halber Strecke liegt die beliebte „Halte fluviale de Rueil-Malmaison„. Flussabwärts liegt sie 5km vor der Schleuse von Bougival, im Seine-Arm „Bras de Marly“. Am rechten Ufer, gegenüber der Anlegestelle liegt die Isle des impressionnistes. Sie hat einige bekannte Maler inspiriert, wie Monet ou Renoir.

Dort gibt es Platz für 3 Boote. Strom und Wasser sucht man allerdings vergebens. Es ist nicht überraschend, dass dieser Anleger trotz seiner spärlichen Ausstattung von Juni bis September stark gefragt ist. Einerseits ist er kostenlos und zudem liegt er sehr günstig.

Von hier aus, ist man mit der S-Bahn (RER A) in 15 Minuten im Zentrum von Paris. In der Nähe gibt es Restaurants und einige Geschäfte für den täglichen Bedarf.

Das Problem bleibt aber seine geringe Länge und Seltenheit. Seit neuem, hat sich hier auch noch ein Bootsführerschein-Unternehmen etabliert und belegt einen Teil des Stegs (auch wenn es offiziell heisst, dass man dort max. 48h bleiben darf,…) für seine Unterrichtsstunden!

Als wir Anfang Juni dort recht früh ankamen, hatten wir Glück, es gab genügend Platz. Jetzt Ende Juni sieht es hier aus wie in Lemmer (Friesland) an einem sonnigen Wochenende. 7 Schiffe haben sich heute hier eingefunden. Wie es scheint, schreckt einige der hohe Preis im Sommer von Arsenal ab.

Wenn man sich die anhaltende Beliebtheit der Bootsreise nach Paris ansieht, ist es nicht nachvollziehbar, wie wenig dafür getan wird!

Ein weiteres Beispiel bietet dazu der Bootsausrüster in Billancourt. Ein gutes Geschäft für jeglichen Bootsbedarf, nur anlegen kann man dort nicht,…

Paris ist zwar wie Berlin oder Amsterdam am Wasser gebaut, aber der Tourismus für Privatboote bleibt ein Waisenkind.

Besserung ist vorläufig nicht in Sicht. Gerechterweise muss allerdings gesagt werden, dass ein neuer Hafen im Westen von Paris an der Seine in Planung ist. Die geplante Anlage ähnelt dem Konzept des Hafens von Cergy. 2028 soll der Hafen fertig sein. Ob es dort viel Platz für grössere Schiffe geben wird, muss man dann sehen.

2023 #9 Zum Arsenal über die Kanäle im Norden von Paris

Als wir gegen 10h von der Seine kommend an der Schleuse n° 7 „La Briche“ des Canal Saint Denis eintreffen, dauert es etwa 15 min. bis die Schleuse auf „grün“ schaltet. Vorab haben wir uns über Telefon angemeldet. Wir sind auf Bergfahrt.

Canal St. Denis (zu Berg) 1. Schleuse von der Seine kommend „La Briche n°7“

Es gibt auf der ganzen Strecke des Kanals für jede Schleuse 2 Kammern unterschiedlicher Grösse. Allerdings erfahren wir später, dass einige kleine Kammern zurzeit ausser Betrieb sind.

Als wir nun in die erste grosse Kammer mit einem Hub von mehr als 4m einfahren, suchen wir Festmacher, oder gar Schwimmpoller, zunächst vergebens. Im Vorderteil der Kammer finden wir auf der Steuerbordseite auf etwas 2m Höhe einen Haken. Da VAGABOND als Erster einfährt, können wir ihn zu unserem Glück benutzen. Für BALU gibt es nichts!!!. Für dieses Boot bleibt nur Motor und Buck- und Heckstrahler.

Nur oben gibt es Poller am Rand der Kammern.

Dort erwarten uns zwei Angestellte (einer für VAGABOND, einer für BALU ;-)). Wir werden aufgefordert zur Registrierung ein Formular auszufüllen. Ob wir die Reise als „Freizeitschiffer“ über die beiden Kanäle bezahlen müssen, ist noch nicht ganz klar.

Diese Kanäle werden nicht von VNF, sondern von der Stadt Paris verwaltet. Die beiden Angestellten klären uns nun über den hier angewendeten Schleusenprozess auf.

Alle Schleusen des Kanals besitzen die gleiche Konzeption (siehe Zeichnung). Zwischen den beiden Kammern, zentral gelegen, befindet sich die nicht mehr benutzte Bedienkabine und die Ventile zum Füllen oder Leeren der Kammern. Die Lage der grossen und kleinen Kammern, links oder rechts vom zentralen Teil kann wechseln. Bei der ersten Schleuse (n°7), die wir nehmen liegt sie z.B. rechts (also auf Steuerbordseite).

Bei allen Schleusen des Canal Saint Denis wird das Wasser immer von der Mitte aus (zwischen den beiden Kammern) von unten in die jeweilige Kammer gepumpt.

Um Schwierigkeiten in der Kammer zu vermeiden, sollte man sich immer an der zentral gelegenen Mauer anlegen oder festmachen, falls dies möglich ist! Das einfliessende Wasser strömt zunächst unter dem Boot zur gegenüberliegenden Mauer, wird dort zurückgespült und drückt anschliessend das Schiff gegen die zentral gelegene Wand. Wenn man versehentlich auf der falschen Seite liegt, wird man von der Wand weggedrückt!

Dies kann gefährlich werden. BALU hat einige Schwierigkeiten, die Kontrolle zu behalten. Da das Wasser von „unten“ und nicht von vorne einströmt, spielt es auch keine Rolle, ob man sich vorne oder hinten in der Kammer befindet. Wichtig ist es, einen „Haken“ in der Wand zu finden!

Unterwegs auf dem Kanal ruft uns ein Berufsschiffer über VHF Kanal 10 an. Er möchte wissen, „warum wir diesen „dreckigen“ Weg eingeschlagen haben?“

Die Frage ist durchaus berechtigt!!!

  • Die Schleusen sind nicht für Freitzeitschiffe ausgestattet.
  • Es gibt kaum Festmacher, in den Kammern sind es oftmals Haken in der Schleusenwand. Man kann sich leicht daran „verfangen“.
  • Viel Abfall schwimmt im Wasser.
  • Der Weg führt durch die sogenannte „Banlieue„. Anders gesagt, der Kanal ist kein Platz zum Verweilen.
  • Es herrscht ziemlich viel Berufsverkehr; hier haben einige „Recycling Firmen ihre Werke.

Als wir aus der letzten Schleuse „Porte de Flandre“ n°1 rausfahren, sind wir alle erleichtert.

Ganz anders der Canal Saint Martin, den man an der „Villette“ erreicht. Dort haben wir am Anleger zwei Plätze reserviert. Von Rueil-Malmaison bis hierhin, haben wir 5 anstrengende Stunden gebraucht.

Der Anleger ist gut ausgestattet und durch eine Tür gesichert. Zum Öffnen der Tür und für die sanitären Anlagen benötigt man einen „Passe„.

Wir nutzen den Rest des Tages zu einem Ausflug in den nahegelegenen Parc de la Villette.

Am nächsten Morgen melden wir uns wieder über Telefon (+33 1 43 41 39 32) beim Kontrollposten des Canal St. Martin an.

Vor uns, bis zum Hafen Arsenal liegen 8 Schleusen abwärts, zwei Drehbrücken und einen Tunnel. Die Schleusen sind jeweils in 2 Stufen angeordnet: 1 & 2, 3 & 4, 5 & 6, 7 & 8. Dadurch geht das Schleusen recht zügig voran. Die Schleusen werden ab 8h05 bedient. Es ist zu empfehlen, früh zu starten und am besten am Wochenende. Ab 9h30 wird der Kanal häufig von Passagierschiffen benutzt, die Vorfahrt haben.

Problemlos kommen wir voran. Gegen 9h30 erreichen wir die letzte Schleuse Ecluse du Temple n°1 vor der Einfahrt in den Tunnel. Hier befindet sich auch der Kontroll-Posten.

Schon vor der Abfahrt haben wir unser Schiff auf die Fahrt durch den etwa 2 km langen Tunnel, genannt „la voûte„, vorbereitet, Scheinwerfer angebracht, Cabrio runter gelegt und eine warme Weste bereit gelegt. Der Tunnel hat eine Durchfahrthöhe von 4,27 m, ist beleuchtet und belüftet. Sein Fahrwasser bietet genügend Platz. Die Einfahrt und Ausfahrt sind auf beiden Seiten etwa 1m enger. Kein Vergleich mit einem Tunnel wie den „de Ham“ bei Givet auf der Meuse!

Die maximal zugelassene Durchfahrtzeit ist auf 20 Minuten begrenzt ( etwa min. 6km/h).

Direkt nach der Einfahrt ist man begeistert. Der Eindruck ist überwältigend, absolut nicht bedrängend. Sehr schnell ist der Canal St. Denis vergessen. Wie so oft, gibt es die Belohnung zum Schluss!

Nach der Ausfahrt aus dem Tunnel melden wir uns sofort im Hafen über VHF 9 an. VAGABOND bekommt Platz B124 zugewiesen. BALU liegt direkt gegenüber auf der anderen Seite des Hafenbeckens, dort wo die grösseren Schiffe längsseitig ihren Platz finden.

Hier bleiben wir 4 Tage.


Zusammenfassung:

  • Rueil-Malmaison > Villette : 22 km, 5h30, 7 Schleusen, eine Hebebrücke
  • Villette > Arsenal : 5 km, 2h, 8 Schleusen, zwei Drehbrücken