Wer von Antwerpen aus nach Middelburg fahren will, dem stehen zwei Wege zur Verfรผgung:
- Der direkte Weg รผber die Schelde und Westerschelde
- Die Alternative รผber Rijn-Schelde-Kanal, Oosterschelde und das Veersemeer.

Wie man auf dem Schema sehen kann, entscheiden wir uns fรผr die lรคngere Strecke. Vor allem das schlechte Wetter (Regen, Wind, geringere Fernsicht) der nรคchsten Tage beeinflusst unsere Wahl.
Wir verlassen im Konvoi das Willemdok gegen 8h30 zur รffnungszeit der Londonburg. Die Freigabe zur Ausfahrt aus dem Asiadok erhalten wir rund eine Stunde spรคter via VHF 5 (siehe Beitrag #17).
Dann geht es zรผgig durch die drei Sektoren des Hafens. Mehrmals werden wir รผber Funk auf mรถgliche Gefahren fahrender oder kreuzender Schiffe und Frachter hingewiesen. Um 11h15 melden wir uns am der Nordlandbrug ab, jetzt geht es weiter zur Kreekraksluis und anschliessend zum Hafen in Tholen, den wir gehen 14h erreichen. Wir kennen das ehemalige Festungsstรคdtchen Tholen und den Hafen schon von frรผheren Reisen. Der ursprรผngliche strategische Charakter fรผr Bootsfahrer ist geblieben, denn der Hafen ist ein guter Ausgangspunkt zur Oosterschelde und eine Etappe zwischen dem Hollandsche Diep und Antwerpen.


Das alte Hafenbecken ist zurzeit fรผr lange Boote (รผber 16m) reserviert, somit bekommen wir eine Box zugewiesen.
Wegen des weiterhin schlechten Wetters, empfiehlt uns die hilfreiche Hafenmeisterin, auf bessere Fahrbedingungen auf der Oosterschelde zu warten. Damit meint sie vor allem Tide, Strรถmung und Wind. Denn regnen wird es noch ein paar weitere Tage.
Wir nutzen die Zeit zu einer Fahrt mit dem Bus nach Bergen op Zoom.
In der Innenstadt herrscht ein lebhaftes Treiben, es ist Markttag. Wir suchen die Ruhe im Markiezenhof, dessen Besuch sich lohnt.



Zwei Tage spรคter nutzen wir das fallende Wasser (3 h vor Niedrigwasser) bei mรคssigem Querwind von Norden, um nach Westen aufzubrechen. Zunรคchst geht es zur Bergsediepsluis, wo wie nach 30 Minuten ankommen. Die Schleuse misst 34m. Der Schleusenwรคrter weist uns an bis zum vorderen Tor vorzufahren, damit noch zwei weitere Motoryachten mitgeschleust werden kรถnnen. Nach einigem Gerangel entscheidet das letzte Boot sich zurรผckzuziehen.
Wie erwartet, weht eine leichte Brise aus Nord-Westen auf der Oosterschelde , die kleine Querwellen erzeugt. Diese bringen uns leicht zum Schaukeln. Die Tidestrรถmung des fallenden Wassers geben uns noch zusรคtzlich 2km/h Schwung. Auf halber Strecke entscheiden wir nicht nach Yerseke, sondern direkt nach Wemeldinge zu fahren. Die Distanz der mehr im Westen liegenden Stadt ist zwar grรถsser, aber wegen der betonnten Fahrrinde, ist der Weg kรผrzer. Ausserdem erwartet uns im UPS-Servicepunkt am Hafen von Wemeldinge ein wichtiges Pรคckchen ;-).
Wir bekommen im Binnenhafen eine Box zugewiesen. Mit unserem Motorboot kommt man sich hier fast wie ein Exote vor ;-). Die Oosterschelde ist vor allem ein Segelrevier, in dem viele belgische Wasserfreunde unterwegs sind und ihren festen Liegeplatz haben.


In Wemeldinge gibt es ausser dem Hafen nicht viel zu sehen. Der Hafen besitzt zwei Becken. Wir liegen im ruhigen „Binnenhafen“ hinter der alten Schleuse, die offen steht.
Mit dem Bus unternehmen wir eine Tagesfahrt nach Yerseke. Die Bushaltestelle liegt ganz in der Nรคhe des Hafens.
Yerseke zieht viele Touristen wegen der Muscheln- und Austern-Zucht an. Im Restaurant hat man dann die Wahl zwischen niederlรคndischen, irischen und franzรถsischen Austern aus Olรฉron. Natรผrlich probieren wir die „Lokalen“.


Auch hier gilt das Gleiche wie fรผr Wemeldinge, sieht man mal vom Hafenbereich und den nahegelegenen Austernzuchtbecken ab, bietet der Ort nicht sehr viel.
In Goes hoffen wir nun das zu finden, was wir an den Niederlanden besonders mรถgen, die kleinen, gemรผtlichen, gepflegten Stรคdtchen.
Fรผr die nur 10km von Wimeldinge bis Goes brauchen wir 2 Stunden.

Nach einer kurzen Wartezeit an der Schleuse Goes Sas fรผhrt uns der Weg weiter direkt zur Stadt. Allerdings liegen noch 3 Brรผcken auf, oder besser, im Weg! Zwei der Brรผcken werden einmal pro Stunde gehoben.
An der Ringbrug mรผssen wir die รffnung um 11h abwarten. Einige Boote nutzen die Wartezeit zum Einkauf im nahegelegen Supermarkt Albert Hijn.
Dann geht es im Wechselbetrieb im Konvoi zum Hafen. Vorfahrt haben die rausfahrenden Schiffe. Je nach Tageszeit kรถnnen es eine ganze Menge sein.



Das kleine Hafenbecken liegt mitten in der netten lebhaften Stadt, ganz in der Nรคhe des Marktplatzes. Abends ist er wahrlich „vollgepackt“. Dreierpacks sind am Lรคngssteg die Regel.
Wir haben Glรผck, wir liegen am Lรคngssteg an einer Engstelle. Selbst fรผr Doppelpack reicht hier der Platz nicht. Da es uns gut gefรคllt, bleiben wir ein paar Tage in Goes und nutzen die Zeit zum Besuch des Stadtmuseums und einer Fahrt mit dem Zug nach Middelburg.
Unser nรคchstes Ziel ist das Veersemeer. Um 8h45 legen wir los, wie auch beim Ankommen in Goes geht es jetzt im Konvoi aus dem Hafen. Wir bemรผhen uns nicht sonderlich zu den ersten zu zรคhlen, die den Hafen verlassen. Die Ringbrug wird um Punkt 9h gehoben. Wie sich an der Schleuse Goes Sas spรคter zeigt, wรคre es besser gewesen zu den ersten Booten zu gehรถren, sofern man es eilig hat. Als wir dort ankommen, ist die Schleuse schon voll belegt und wir mรผssen einen weiteren Schleusenzyklus abwarten, bevor uns der Weg รผber die Oosterschelde westwรคrts zur Zandkreeksluis fรผhrt. Diese erreichen wir gegen halb zwรถlf.
Auf dem Veersemeer sind wir nicht alleine.

Eine halbe Stunde spรคter machen wir in der Box „Delta 14“ im sehr gut ausgestatteten Hafen WSV Wolphaartsdijk fest. Zum Festmachen am Steg dienen hier Ringe,… Beim Rรผckwรคrts-Einfahren ist das vor allem bei Wind eine Herausforderung. Einerseits will man langsam und vorsichtig in die Box reinfahren, anderseits muss man an die Ringe auf dem Steg kommen,… Der Wind erschwert die Aufgabe. Ein netter Segler am Steg eilt zur Hilfe. Jetzt geht alles ganz schnell. Das ist auch gut so, denn der Wind legt krรคftig zu.
Ein Hafen in der Natur ist zur Abwechslung auch ganz nett. Alles wesentliche zum Bootsfahren findet man hier, nicht zuletzt eine Waschmaschine ๐

Nachdem sich das Wetter verbessert hat, fรผhrt uns der Weg weiter zur Stadt Veere, die im Westen des Veersemeers und am Kanaal door Walcheren nach Middelburg und Vlissingen gelegen ist.
Wir erreichen den kleinen engen Stadthafen gegen 11h. Als wir einfahren wird gerade ein passgenauer Platz am Steg frei. Um uns herum liegen die Yachten schon im Doppelpack. Der Hafenmeister empfiehlt, rรผckwรคrts ins Hafenbecken zu fahren. Zum Ende hin , gibt es kaum Mรถglichkeiten zu wenden.

Wir entscheiden uns sofort, mehrere Tage hier zu verweilen. Allein der Hafen lรคdt schon dazu ein. Zum Buchen des Platzes (inklusiv Strom und Wasser) dient die App i-Marine. Man kann allerdings auch direkt beim Hafenmeister buchen. Im Preis sind Wasser und Strom enthalten.
Als wir nach dem ersten Rundgang durch den Ort wieder im Hafen ankommen, sehen wir, dass wir inzwischen im Dreifach-Pack liegen. Das gehรถrt hier wohl dazu, zumindest in der Hochsaison.
Grundsรคtzlich muss man sagen, dass wir bisher auf der ganzen Reise รผber die Oosterschelde immer einen Liegeplatz gefunden haben. Natรผrlich ist es empfehlenswert, sich vorher beim jeweilen Hafenmeister frรผhzeitig anzukรผndigen, auch wenn Reservieren oft nicht immer mรถglich ist und es keine Platzgarantie gibt.

Ausser dem sehr gefragten Hafen, hat die kleine Stadt und ihre Umgebung noch einiges zu bieten. Sie lรคdt zum Bummeln und ausgedehnten Spaziergรคngen und Radtouren ein.






So nutzen wir die Zeit auch zu einer Tour zum 9km langen Oosterschelde Sperrwerk, welches vor Sturmfluten schรผtzen soll. Die Wehre werden nur bei Sturmflutgefahr geschlossen. Somit herrscht auf der Oosterschelde weiterhin Ebbe und Flut. Ursprรผnglich sollte auch die Oosterschelde eingedeicht werden. Das hรคtte aber das gesamte รkosystem massiv beeinflusst.

Nach drei Tagen verlassen wir Veere und brechen nach Middelburg auf.
Zum Hafen gehรถren mehrere Becken, die รผber Brรผcken zu bestimmten Zeiten zugรคnglich sind. Wir finden Platz am Steg am Hafeneingang vor den Brรผcken und ganz in der Nรคhe des Bootsausstatters, wo wir auch tanken. Hier liegen wir ruhig und sind nicht auf die Hebezeiten der Brรผcken angewiesen.






Wir nutzen unseren dortigen Aufenthalt zu einem Abstecher mit den Rรคdern nach Vlissingen. So sehen wir die Westerschelde , und in gewisser Weise auch den Ausgangspunkt, wo unsere Reise zum Veersemeer hรคtte beginnen kรถnnen.
Besonders gefallen hat uns das MuZEEum. Sehr empfehlenswert, wenn man sich fรผr die marine Geschichte Zeelands nรคher interessiert.
Natรผrlich lohnt auch ein Spaziergang an der „Wasserfront“. Dort kann man das stรคndige Kommen und Gehen der Fรคhren, Lotsenboote und Frachter bestaunen.






Jetzt heisst es umkehren und die Rรผckreise nordwรคrts anzutreten.
ZUSAMMENFASSUNG (28 – 33) :
- 28 Antwerpen > Tholen : 38km, 1 Schleuse, mehrere Brรผcken, 5,8Mh
- Tholen > Wemeldinge : 16km, 1 Schleuse, 2,4Mh
- Wimeldinge > Goes : 14km, 1 Schleuse, 3 Brรผcken, 1,9h
- Goes > Wolphaartsdijk : 15km, 2 Schleusen, 3 Brรผcken, 2,6Mh
- Wolphaartsdijk > Veere : 14km, 1,6Mh
- Veerse > Middelburg : 6km, 1,3Mh



















































































