2025 # 18 Von Antwerpen nach Middelburg

Wer von Antwerpen aus nach Middelburg fahren will, dem stehen zwei Wege zur Verfรผgung:

  • Der direkte Weg รผber die Schelde und Westerschelde
  • Die Alternative รผber Rijn-Schelde-Kanal, Oosterschelde und das Veersemeer.

Wie man auf dem Schema sehen kann, entscheiden wir uns fรผr die lรคngere Strecke. Vor allem das schlechte Wetter (Regen, Wind, geringere Fernsicht) der nรคchsten Tage beeinflusst unsere Wahl.

Wir verlassen im Konvoi das Willemdok gegen 8h30 zur ร–ffnungszeit der Londonburg. Die Freigabe zur Ausfahrt aus dem Asiadok erhalten wir rund eine Stunde spรคter via VHF 5 (siehe Beitrag #17).

Dann geht es zรผgig durch die drei Sektoren des Hafens. Mehrmals werden wir รผber Funk auf mรถgliche Gefahren fahrender oder kreuzender Schiffe und Frachter hingewiesen. Um 11h15 melden wir uns am der Nordlandbrug ab, jetzt geht es weiter zur Kreekraksluis und anschliessend zum Hafen in Tholen, den wir gehen 14h erreichen. Wir kennen das ehemalige Festungsstรคdtchen Tholen und den Hafen schon von frรผheren Reisen. Der ursprรผngliche strategische Charakter fรผr Bootsfahrer ist geblieben, denn der Hafen ist ein guter Ausgangspunkt zur Oosterschelde und eine Etappe zwischen dem Hollandsche Diep und Antwerpen.

Das alte Hafenbecken ist zurzeit fรผr lange Boote (รผber 16m) reserviert, somit bekommen wir eine Box zugewiesen.

Wegen des weiterhin schlechten Wetters, empfiehlt uns die hilfreiche Hafenmeisterin, auf bessere Fahrbedingungen auf der Oosterschelde zu warten. Damit meint sie vor allem Tide, Strรถmung und Wind. Denn regnen wird es noch ein paar weitere Tage.

Wir nutzen die Zeit zu einer Fahrt mit dem Bus nach Bergen op Zoom.

In der Innenstadt herrscht ein lebhaftes Treiben, es ist Markttag. Wir suchen die Ruhe im Markiezenhof, dessen Besuch sich lohnt.

Zwei Tage spรคter nutzen wir das fallende Wasser (3 h vor Niedrigwasser) bei mรคssigem Querwind von Norden, um nach Westen aufzubrechen. Zunรคchst geht es zur Bergsediepsluis, wo wie nach 30 Minuten ankommen. Die Schleuse misst 34m. Der Schleusenwรคrter weist uns an bis zum vorderen Tor vorzufahren, damit noch zwei weitere Motoryachten mitgeschleust werden kรถnnen. Nach einigem Gerangel entscheidet das letzte Boot sich zurรผckzuziehen.

Wie erwartet, weht eine leichte Brise aus Nord-Westen auf der Oosterschelde , die kleine Querwellen erzeugt. Diese bringen uns leicht zum Schaukeln. Die Tidestrรถmung des fallenden Wassers geben uns noch zusรคtzlich 2km/h Schwung. Auf halber Strecke entscheiden wir nicht nach Yerseke, sondern direkt nach Wemeldinge zu fahren. Die Distanz der mehr im Westen liegenden Stadt ist zwar grรถsser, aber wegen der betonnten Fahrrinde, ist der Weg kรผrzer. Ausserdem erwartet uns im UPS-Servicepunkt am Hafen von Wemeldinge ein wichtiges Pรคckchen ;-).

Wir bekommen im Binnenhafen eine Box zugewiesen. Mit unserem Motorboot kommt man sich hier fast wie ein Exote vor ;-). Die Oosterschelde ist vor allem ein Segelrevier, in dem viele belgische Wasserfreunde unterwegs sind und ihren festen Liegeplatz haben.

In Wemeldinge gibt es ausser dem Hafen nicht viel zu sehen. Der Hafen besitzt zwei Becken. Wir liegen im ruhigen „Binnenhafen“ hinter der alten Schleuse, die offen steht.

Mit dem Bus unternehmen wir eine Tagesfahrt nach Yerseke. Die Bushaltestelle liegt ganz in der Nรคhe des Hafens.

Yerseke zieht viele Touristen wegen der Muscheln- und Austern-Zucht an. Im Restaurant hat man dann die Wahl zwischen niederlรคndischen, irischen und franzรถsischen Austern aus Olรฉron. Natรผrlich probieren wir die „Lokalen“.

Auch hier gilt das Gleiche wie fรผr Wemeldinge, sieht man mal vom Hafenbereich und den nahegelegenen Austernzuchtbecken ab, bietet der Ort nicht sehr viel.

In Goes hoffen wir nun das zu finden, was wir an den Niederlanden besonders mรถgen, die kleinen, gemรผtlichen, gepflegten Stรคdtchen.

Fรผr die nur 10km von Wimeldinge bis Goes brauchen wir 2 Stunden.

Nach einer kurzen Wartezeit an der Schleuse Goes Sas fรผhrt uns der Weg weiter direkt zur Stadt. Allerdings liegen noch 3 Brรผcken auf, oder besser, im Weg! Zwei der Brรผcken werden einmal pro Stunde gehoben.

An der Ringbrug mรผssen wir die ร–ffnung um 11h abwarten. Einige Boote nutzen die Wartezeit zum Einkauf im nahegelegen Supermarkt Albert Hijn.

Dann geht es im Wechselbetrieb im Konvoi zum Hafen. Vorfahrt haben die rausfahrenden Schiffe. Je nach Tageszeit kรถnnen es eine ganze Menge sein.

Das kleine Hafenbecken liegt mitten in der netten lebhaften Stadt, ganz in der Nรคhe des Marktplatzes. Abends ist er wahrlich „vollgepackt“. Dreierpacks sind am Lรคngssteg die Regel.

Wir haben Glรผck, wir liegen am Lรคngssteg an einer Engstelle. Selbst fรผr Doppelpack reicht hier der Platz nicht. Da es uns gut gefรคllt, bleiben wir ein paar Tage in Goes und nutzen die Zeit zum Besuch des Stadtmuseums und einer Fahrt mit dem Zug nach Middelburg.

Unser nรคchstes Ziel ist das Veersemeer. Um 8h45 legen wir los, wie auch beim Ankommen in Goes geht es jetzt im Konvoi aus dem Hafen. Wir bemรผhen uns nicht sonderlich zu den ersten zu zรคhlen, die den Hafen verlassen. Die Ringbrug wird um Punkt 9h gehoben. Wie sich an der Schleuse Goes Sas spรคter zeigt, wรคre es besser gewesen zu den ersten Booten zu gehรถren, sofern man es eilig hat. Als wir dort ankommen, ist die Schleuse schon voll belegt und wir mรผssen einen weiteren Schleusenzyklus abwarten, bevor uns der Weg รผber die Oosterschelde westwรคrts zur Zandkreeksluis fรผhrt. Diese erreichen wir gegen halb zwรถlf.

Auf dem Veersemeer sind wir nicht alleine.

Eine halbe Stunde spรคter machen wir in der Box „Delta 14“ im sehr gut ausgestatteten Hafen WSV Wolphaartsdijk fest. Zum Festmachen am Steg dienen hier Ringe,… Beim Rรผckwรคrts-Einfahren ist das vor allem bei Wind eine Herausforderung. Einerseits will man langsam und vorsichtig in die Box reinfahren, anderseits muss man an die Ringe auf dem Steg kommen,… Der Wind erschwert die Aufgabe. Ein netter Segler am Steg eilt zur Hilfe. Jetzt geht alles ganz schnell. Das ist auch gut so, denn der Wind legt krรคftig zu.

Ein Hafen in der Natur ist zur Abwechslung auch ganz nett. Alles wesentliche zum Bootsfahren findet man hier, nicht zuletzt eine Waschmaschine ๐Ÿ˜‰

Nachdem sich das Wetter verbessert hat, fรผhrt uns der Weg weiter zur Stadt Veere, die im Westen des Veersemeers und am Kanaal door Walcheren nach Middelburg und Vlissingen gelegen ist.

Wir erreichen den kleinen engen Stadthafen gegen 11h. Als wir einfahren wird gerade ein passgenauer Platz am Steg frei. Um uns herum liegen die Yachten schon im Doppelpack. Der Hafenmeister empfiehlt, rรผckwรคrts ins Hafenbecken zu fahren. Zum Ende hin , gibt es kaum Mรถglichkeiten zu wenden.

Wir entscheiden uns sofort, mehrere Tage hier zu verweilen. Allein der Hafen lรคdt schon dazu ein. Zum Buchen des Platzes (inklusiv Strom und Wasser) dient die App i-Marine. Man kann allerdings auch direkt beim Hafenmeister buchen. Im Preis sind Wasser und Strom enthalten.

Als wir nach dem ersten Rundgang durch den Ort wieder im Hafen ankommen, sehen wir, dass wir inzwischen im Dreifach-Pack liegen. Das gehรถrt hier wohl dazu, zumindest in der Hochsaison.

Grundsรคtzlich muss man sagen, dass wir bisher auf der ganzen Reise รผber die Oosterschelde immer einen Liegeplatz gefunden haben. Natรผrlich ist es empfehlenswert, sich vorher beim jeweilen Hafenmeister frรผhzeitig anzukรผndigen, auch wenn Reservieren oft nicht immer mรถglich ist und es keine Platzgarantie gibt.

Ausser dem sehr gefragten Hafen, hat die kleine Stadt und ihre Umgebung noch einiges zu bieten. Sie lรคdt zum Bummeln und ausgedehnten Spaziergรคngen und Radtouren ein.

So nutzen wir die Zeit auch zu einer Tour zum 9km langen Oosterschelde Sperrwerk, welches vor Sturmfluten schรผtzen soll. Die Wehre werden nur bei Sturmflutgefahr geschlossen. Somit herrscht auf der Oosterschelde weiterhin Ebbe und Flut. Ursprรผnglich sollte auch die Oosterschelde eingedeicht werden. Das hรคtte aber das gesamte ร–kosystem massiv beeinflusst.

Nach drei Tagen verlassen wir Veere und brechen nach Middelburg auf.

Zum Hafen gehรถren mehrere Becken, die รผber Brรผcken zu bestimmten Zeiten zugรคnglich sind. Wir finden Platz am Steg am Hafeneingang vor den Brรผcken und ganz in der Nรคhe des Bootsausstatters, wo wir auch tanken. Hier liegen wir ruhig und sind nicht auf die Hebezeiten der Brรผcken angewiesen.

Wir nutzen unseren dortigen Aufenthalt zu einem Abstecher mit den Rรคdern nach Vlissingen. So sehen wir die Westerschelde , und in gewisser Weise auch den Ausgangspunkt, wo unsere Reise zum Veersemeer hรคtte beginnen kรถnnen.

Besonders gefallen hat uns das MuZEEum. Sehr empfehlenswert, wenn man sich fรผr die marine Geschichte Zeelands nรคher interessiert.

Natรผrlich lohnt auch ein Spaziergang an der „Wasserfront“. Dort kann man das stรคndige Kommen und Gehen der Fรคhren, Lotsenboote und Frachter bestaunen.

Jetzt heisst es umkehren und die Rรผckreise nordwรคrts anzutreten.


ZUSAMMENFASSUNG (28 – 33) :

  • 28 Antwerpen > Tholen : 38km, 1 Schleuse, mehrere Brรผcken, 5,8Mh
  • Tholen > Wemeldinge : 16km, 1 Schleuse, 2,4Mh
  • Wimeldinge > Goes : 14km, 1 Schleuse, 3 Brรผcken, 1,9h
  • Goes > Wolphaartsdijk : 15km, 2 Schleusen, 3 Brรผcken, 2,6Mh
  • Wolphaartsdijk > Veere : 14km, 1,6Mh
  • Veerse > Middelburg : 6km, 1,3Mh

2025 #5 Rรผckblick in Bildern 2014 – 2024

Zehn Jahre schon!!! Boot fahren und bloggen…

Die Zahl der Besucher unseres Blogs ist von 294 im Jahre 2014 auf 9161 Ende 2024 stetig gewachsen. Dabei wurden im letzten Jahr 32 000 Seiten angeschaut. Im Jahr 2022, als die Maas Hochwasser fรผhrte, hatten wir sogar 39 000 Zugriffe. Diesen Erfolg hรคtten wir uns nie gedacht.

Zur Erinnerung und in Erwartung der in wenigen Tagen startenden neuen Saison hier ein paar Bilder von unseren Fahrten mit unserer LINSSEN YACHTS „New Classic Stundy 36 AC“ alias der VAGABOND.

2014 : Paris

2015 : Vecht

2016 : Maas – Mosel -Saar

2017 : Friesland – Amsterdam

2018 : Seine – Somme – Schelde

2019 : Zeeland – Randmeeren

2020 : Ardennen

2021 : Belgien

2022 : Groningen – Emden

2023 : Sambre, Yonne und Meer

2024 : Berlin

2023 # 17 Von Antwerpen Richtung Grevelingen

Von Antwerpen aus kommt man nach Zeeland รผber die Westerschelde oder รผber den Rhein-Schelde-Kanal. Wir wรคhlen den Weg รผber den Kanal. Bei der Fahrt durch den Hafen gilt es einige Regeln zu beachten. Die Strecke zwischen der Siberiabrug und dem Rhein-Schelde-Kanal ist in 3 Sektoren eingeteilt:

  • 1/ Sektor WELL (Kai 100 – 415): Ansage auf VHF 20 / Kanal 62: Hรถren
    • Name des Bootes: VAGABOND
    • FD-Nummer des Bootes „11 22 33
    • Anzahl der Personen an Bord : 2
  • 2/ Sektor DONK (Kai 415 – Lillobrug) : Ansage auf VHF 22
  • 3/ Sektor POLDER (Kai 415 – Rhein-Schelde-Kanal): Ansage auf VHF 2

Wir starten um 8h20. Die Londonbrug wird um 8h30 gehoben, die Siberiabrug um 9h00. Im Konvoi fahren wir mit 6 Freizeitschiffen in Richtung Rhein-Schelde-Kanal. Unter ihnen eine niederlรคndische Yacht mit Namen Vagebond, was anfangs etwas zur Verwirrung fรผhrt. Da wir aber kein Niederlรคndisch sprechen, sondern in Franzรถsisch mit der Hafenรผberwachung reden, ist das Problem schnell gelรถst. Ausserdem hilft natรผrlich die AIS-Erkennung und die FD-Nummer.

Nach 2 Stunden Fahrt erreichen wir den Kanal. Der Kanal ist sehr breit. Trotz des hohen Verkehrsaufkommens verlรคuft die Fahrt bis zur Schleuse Kreekracksluis recht ruhig.

Geschleust werden wir mit 4 Frachtern in der 320m langen Schleusenkammer. Wir stehen direkt hinter einem Frachter, der wรคhrend des gesamten Vorgangs seine Schraube laufen lรคsst.

Eine Stunde spรคter, finden wir im netten Club-Hafen WSV Kogge in Tholen am Passantensteg „Sandettie“ wieder, eine Linssen-Yacht, die wir von Charleville-Meziรจre her kennen. Der Hafen von Tholes bietet viel Platz. Wir waren aber nur zu zweit am Passantensteg. Ein Rundgang durch das Stรคdten lohnt sich. Direkt am Hafen liegen ein paar Cafรฉs und Restaurants.

Tholen

Gegen 8h30 legen wir am nรคchsten Morgen los. Es ist noch sehr diesig. Wir mรผssen wachsam sein. Sobald wir auf dem Kanal sind, spรผren wir den starken Berufsverkehr. Vor allem Tankschiffe sind unterwegs. Der blaue Kegel signalisiert entflammbare Ladung.

Trotzdem kommen wir bis zur Kramer-Schleuse gut voran. Wir sind nicht die einzigen, die in Richtung Oosterschelde unterwegs sind. Alle wartenden Schiffe kรถnnen ohne Verzug geschleust werden.

Anders sieht es dann aus an der Grevelingen-Schleuse. Hier mรผssen wir รผber eine Stunde warten. Da der Wartesteg vor der Schleuse schon vollgepackt ist, als wir ankommen, drehen wir ein paar Runden.

Zumindest ein Kapitรคn in der Warteschlange wacht peinlich darauf, dass ihn keiner รผberholt. Als wir auf gleicher Hรถhe im Wind treiben, bekommen wir „die gelbe Karte“ gezeigt.

Als die Wartezeit dann endlich vorรผber ist, lassen wir ihnen hรถflich den Vortritt.

Um kurz vor 13h legen wir im Club-Hafen WSV BRU am Aussensteg an, wo wir zwei Tage lang das Hafen- und Schleusenkino geniessen.

WSV BRU // Bruinisse

Zusammenfassung:

  • Antwerpen > Tholen: 39km, 5h, 1 Schleusen
  • Tholen > Bruinisse: 29km, 3h30, 2 Schleusen.

2023 #16 von der Sambre nach Antwerpen

Von der Sambre aus fรผhrt der Weg nach Antwerpen รผber den Canal Charleroi-Bruxelles. Ab Brรผssel geht er in den Zeekanaal-Bruxelles รผber. Bei Willebroek hat man dann zwei Mรถglichkeiten fรผr die weitere Reise:

  • weiter รผber den Kanal zur Rupel, die in die Zeeschelde mรผndet.
  • direkt zur Rupel. Von dort aus bieten sich dann wieder zwei mรถgliche Wege an:
    • Zeeschelde > Antwerpen
    • Beneden Nete > Netekanal > Albertkanal > Antwerpen.

Wir haben uns fรผr die letztere Variante entschieden. Sicherlich die gemรผtlichere Lรถsung. Die Reise dauert zwar einen Tag lรคnger, allerdings ist die Rupel und Nete trotz Gezeiten einfacher zu befahren. Hier findet man kaum Berufsverkehr und die Fahrt im Gezeitenwasser dauert gerade mal 1h20 (Strรถmung bei etwa 3 km/h) von Schleuse Klein Willebroek nach Duffel.

Skizze : Gewรคsser Sambre > Antwerpen

Unsere erste Etappe fรผhrt uns von Thuin nach Seneffe (43 km, 9 Schleusen). Bemerkenswert ist zunรคchst die Schleuse Monceau s/ Sambre. Von der Hinfahrt schon wissen wir, dass es in den Wรคnden keine Festmacher gibt. Der Schleusenhub betrรคgt 5m. Unsere Leinen sind 10m lang. Das reicht auf keinen Fall. Zwei Lรถsungen:

  • Verknรผpfung zweier Leinen (so kann man sie um den Poller legen)
  • Schleusenwรคrter macht die Leinen am Poller fest, und wirft sie nach der Schleusung runter (wir sind auf Talfahrt).

Die Fahrt fรผhrt uns zรผgig weiter nach Seneffe, wo wir im Clubhafen festmachen. Die Strecke bei Charleroi haben wir schon an anderer Stelle mehrmals erwรคhnt.

Am nรคchsten Tag legen wir schon recht frรผh los, da wir uns einen Abstecher zu den historischen Aufzรผgen des historischen „Canal du Centre“ vorgenommen haben. Wir wollen die 4 Aufzรผge zu Tal befahren und anschliessend den modernen Aufzug von Strรฉpy-Thieu hochfahren. Als wir uns รผber Telefon am ersten Aufzug melden, mรผssen wir leider erfahren, dass zurzeit nur 3 der 4 Aufzรผge benutzt werden kรถnnen…. Nach kurzer รœberlegung wenden wir und fahren zurรผck zum Canal Charleroi-Bruxelles.

Zur Entschรคdigung steht jetzt der Schrรคgaufzug, der „Plan inclinรฉ de Ronquiรจres“ auf dem Programm. Vielleicht ist der Aufzug von Strรฉpy noch beeindruckender, aber auch hier muss man die Ingenieur-Kunst loben. Hier werden 68m auf 1,5km in rund 30′ รผberbrรผckt. 10 Schleusungen mit dem auf dem Kanal รผblichen Hub von 7 Schleusen wรผrden da wesentlich lรคnger dauern….

Nach etwa 1h Wartezeit (zur Zeit wird nur eine „Wanne“ benutzt) werden wir zusammen mit einem Frachter und Freitzeitboot „geschleust“ oder wie sagt man da?!.

Gegen 13h legen wir im Yacht-Hafen von Ittre im Oberwasser der gleichnamigen Schleuse an. Es scheint uns, dass Passanten zwar gern gesehen sind, aber hier wohl seltener anlegen.

Die nรคchste Etappe fรผhrt uns nach Brรผssel. Sieht man mal von der Durchfahrt von Brรผssel ab, gefรคllt uns der Kanal recht gut. Es gibt nur wenig Berufsverkehr, an manchen Stellen fรผhlt man sich wie auf einem offenen Fluss. Bemerkenswert sind einige historische Bauwerke und moderne „Streetart-Malereien“.

7 Schleusen liegen vor uns. Sie gleichen sich alle. Ausser der Schleuse von Ittre, die mit 14 m Hub aus der Reihe fรคllt.

Ittre nยฐ5

Wenn man sich dann Brรผssel nรคhert, versteht man besser den schlechten Ruf dieser Strecke.

Bezรผglich des Hafens mรถchten wir nur einen guten Freund zitieren: das einzig „Kรถnigliche“ am Hafen ist sein Namen. Zur Ehrenrettung muss gesagt werden, dass der Hafenmeister รคusserst zuvorkommend und freundlich ist. Ausserdem gebรผhrt dem Restaurant im Clubhaus Lob. Die Preise sind gehoben, wir wurden aber nicht enttรคuscht.

Am nรคchsten Tag fahren wir bei diesigem und regnerischem Wetter nach Willebroek, wo wir nach 3h vor der Schleuse festmachen.

Ein niederlรคndisches Segelboot, hat hier ebenfalls angelegt. Wie wir wollen sie am nรคchsten Tag nach Lier fahren. Nun haben wir Zeit, zusammen die Gezeitentabelle von Antwerpen zu studieren.

Am 19. August ist Ebbe um 9h18 in Antwerpen. Dann steigt das Wasser wieder bis um 15h22. In Willebroek steigt das Wasser 3h nach der Ebbe wieder.

Wir nutzen die Zeit zum Brotkauf in der am anderen Ufer liegenden Stadt Boom, die wir mit einer kostenlosen Fรคhre erreichen.

Da wir mit auflaufendem Wasser flussaufwรคrts fahren wollen, nehmen wir am nรคchsten Tag um 12h30 die Schleuse, die wir um 12h50 verlassen (Antwerpen LW +3,5h). Nach 1h20 kommen wir an der Schleuse Duffel bei einer Strรถmung von etwa 2 – 3km/h an.

Zu spรคt nach Niedrigwasser, sollte man die Fahrt wegen der Durchfahrthรถhen unter den Brรผcken nicht beginnen. Bei Hochwasser sind es bei der „Baanbrug Duffel“ nur noch etwa 3,50m. Zu frรผh, ist auch nicht zu empfehlen, da die Einfahrt zur Schleuse Duffel bei Niedrigwasser nicht mรถglich ist.

Wir รผbernachten am Passantensteg in Lier. Von hier ist die Stadt, dessen Besuch sich immer lohnt, in ein paar Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen.

Die Weiterfahrt nach Antwerpen ins Willemdok bedarf auch etwas Planung. Grundsรคtzlich gibt es zwei Mรถglichkeiten, um zum Yachthafen zu gelangen, รผber die Schelde oder den Albertkanal. Wie schon berichtet, haben wir die Strecke รผber den Kanal gewรคhlt. Es sei noch erwรคhnt, dass in Antwerpen eine sogenannte FD-Erkennungsnummer und ein AIS-Sender am Schiff vorgeschrieben sind.

Wir starten kurz nach 11h in Lier. Die Siberiaschleuse, die zum Willemdok fรผhrt, wird nachmittags von 15h45 – bis 18h bedient. 2 Schleusen liegen auf der 32 km langen Strecke.

Es sei noch angemerkt, dass wir in der Schleuse Wijnegem unsere Leinen verlรคngern mรผssen. Dort wo wir stehen, vor dem Frachter Wilani , direkt an der vorderen Tรผr, gibt es keine Poller in den Wรคnden.

Unsere Rechnung geht auf! Um 15h40 erreichen wir die Brรผcke, die wir mit 2 Freizeitschiffen passieren.

Drei Tage werden wir hier verweilen. Zeit, um neue „Ecken“ in der Stadt zu erkunden. Willemdok ist immer ein guter Platz.

Zusammenfassung:

  • Thuin > Seneffe : 43km, 7h, 9 Schleusen
  • Seneffe > Ittre: 25km, 5h, Plan inclinรฉ
  • Ittre > Brรผssel: 30km, 5h, 7 Schleusen
  • Brรผssel > Willebroek: 13km, 3h, 1 Schleuse, m. Hebebrรผcken
  • Willebroek > Lier: 14km, 2h30, 2 Schleusen
  • Lier > Antwerpen: 32km, 5h, 2 Schleusen, 2 Hebebrรผcken.

2018 #23 Auf der Schelde nach Antwerpen

Die Schelde ist ein GezeitenfluรŸ. Die Tiede bei Antwerpen betrรคgt etwa 6m. Von Gent nach Antwerpen sind es rund 80km. Auf den ersten 30 km gibt es keine Anlegemรถglichkeiten. Hier ist die Schelde noch recht schmal und sehr kurvenreich. Die Innenkurven sind meist versandet und man muรŸ mit Berufsverkehr rechnen, so steht es in den Navigationsfรผhrern.

Aber zunรคchst heiรŸt es mal die Reise vorbereiten. Seit unserem Saisonstart Anfang Mai lief unser Motor gute 300h. VOLVO-PENTA empfiehlt den Impeller alle 200h oder einmal pro Jahr, am Anfang der Saison, zu wechseln. Es ist also an der Zeit den den Impeller zu ersetzen, was wir noch im Hafen von Gent tun. Nach 30 Minuten lรคuft die Machine wieder in gewohnter Art.
Jetzt heiรŸt es zunรคchst einmal die Gezeitentabelle zu studieren, um den optimalen Abfahrtszeitpunkt zu wรคhlen.

Gezeiten

Unsere รผbliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 9-10km/h oder bei 1600 – 1800 Motorumdrehungen/min. Ohne Gezeiten mรผssen wir also mit einer Fahrzeit von 8 Stunden rechnen, vorausgesetzt man will den Weg auf einmal hinter sich bringen.
Aus der Gezeitentabelle erfahren wir, daรŸ an unserem geplanten Reisetag um 6h33 Hochwasser in Antwerpen ist. 3h30 braucht es bis zur Gezeitenschleuse in Gent. Dann ist dort der Hochwasserpegel bei 4,83m. Wenn wir also von der zurรผcklaufenden Flut voll profitieren wollen, mรผssen wir gegen 10h00 losfahren (allerdings dauert es etwa 1 Stunde bis die Strรถmung beim Rรผckfluss spรผrbar wird. Um 13h30 ist wieder Niedrigwasser in Antwerpen und die nรคchste Flute beginnt schon. Anders ausgedrรผckt, um ausschlieรŸlich von der Flut profitieren zu kรถnnen, mรผsste man in Antwerpen vor 13h30 ankommen, also nach 3 ein halb Fahrstunden mit mehr als 22km/h Geschwindigkeit,… was in unserem Fall nicht realistisch erscheint. So muรŸ man sich darauf einstellen, jeweils einen Teil der Strecke mit und gegen die Strรถmung zu fahren…
Der Hafenmeister weist uns darauf hin, dass wir mit einer maximalen Strรถmungsgeschwindigkeit von 5 – 6km/h rechnen kรถnnen oder auch mรผssen. Er empfiehlt uns, um 8h vom Hafen loszufahren. So kommen wir gegen 9h an der Gezeitenschleuse Merelbeke an. Die Anzeige an der Schleuse zeigt an, dass das Wasser noch am Steigen ist, was durch einen grรผnen nach oben zeigenden Pfeil angezeigt wird. Der Pegelstand wird mit 3,83m angegeben. ErwartungsgemรครŸ ist es noch eine Stunde bis zum maximalen Pegel.
Um kurz nach 9 fahren wir gemeinsam mit einer anderen Yacht aus der Schleuse aus und bekommen recht schnell, eine Gegenstrรถmung von 4 – 5 km/h zu spรผren. Nach einer Stunde Fahrt bei effektiven 5 – 6 km/h haben wir den Scheitelpunkt รผberschritten. Zunรคchst stabilisiert sich die Geschwindigkeit bei etwa 10 km/h. So fahren wir fast strรถmungsfrei eine Stunde, bis dann schrittweise die Strรถmung immer deutlicher wird und sich bei 4 – 5 km/h einpendelt, so dass wirย  gute 3 Stunden bei 14 – 15km/h in Richtung Antwerpen fahren.
Die Strรถmung bekommt man leider auch auf eine zweite Art deutlich zu spรผren. Mit der Hochwasserwelle schwimmen unsย  sehr viel Holz, Abfall und sonstige Gegenstรคndeย  entgegen. Auf den ersten 20km gleicht unsere Fahrt eher einem Slalom. Obwohl wir sehr aufpassen, kรถnnen wir nicht immer ausweichen. Irgendwann kracht es dann auch krรคftig. Was wir da berรผhrt haben, bleibt allerdings unklar. Wir sind wohl mit ein paar Kratzern davon gekommen.

2018-358

Gegen 14h30, nach etwa 50km beginnt sich unsere Fahrt wieder zu verlangsamen. Der Pegel hat sich auch schon deutlich verringert.

 

30 Minuten spรคter bekommen wir wieder die volle Gegenstrรถmung zu spรผren. Es sind jetzt noch 15km bis zum Hafen. Inzwischen wird auch der Frachtverkehr dichter.

 

Gegen 16h30 erreichen wir die Kattendijkbrug mit Schleuse, vor derย  schon 2 andere Boote auf der Schelde kreuzen. Direkt davorย  gibt es absolut keine Festmachmรถglichkeiten. รœber Funk wird uns eine Wartezeit von 30 – 40 angegeben. Es bleibt uns nichts anderes รผbrig als Warteschleifen zu fahren, wobei man nah an der Schleuse bleiben sollte. Leider ist man gleichzeitigย  dem starken Berufsverkehr ausgeliefert. Um in die Schleuse einfahren zu kรถnnen, muรŸ zunรคchst eine bewegliche Brรผcke einer recht stark befahrenen StraรŸe bedient werden. รœber Funk werden wir aufgefordert, so schnell wie mรถglich einzufahren, aber 2 sich kreuzende Frachtkรคhne hindern uns am schnellen Einfahren. Als wir endlich wieder am Schleusenkanal ankommen, schaltet die Ampel schon wieder auf Rot. รœber Funk bitten wir noch einfahren zu dรผrfen, was uns mit der Aufforderung „Vite, Vite VAGABOND“ erlaubt wird.

Nach dem Schleusen erfahren wir, daรŸ die „Londenbrug“ (das letzte „Hindernis“ vor dem Hafen) gegen 18h15 bedient wird. Der Schleusenwรคrter empfiehlt uns die Wartezeit in der Schleuse zu รผberbrรผcken. Gegen 18h10 kommt Bewegung auf und wir hรถren die Klingel der Brรผcke, die den Hebeprozess ankรผndigt. Mit uns wollen noch 8 – 10 Boote einen Platz im Hafen.

 

Als wir um 18h30 endlich den Motor nach fast 11 Stunden abstellen, ist uns noch nicht bewuรŸt, daรŸ uns der Hafenmeister einen der schรถnsten Liegeplรคtze im Hafen zugewiesen hat.

Geschafft!!! รงa y est!!