2023 #3 Die Maas aufwärts nach Süden

Bevor es auf grosse Fahrt geht, bleiben wir noch ein paar Tage in Maasbracht und Umgebung. Wir nehmen uns die Zeit für ein paar Einkäufe, ein paar Runden mit dem Boot und Spaziergänge in der Natur und den schönen kleinen Orten in der Nähe.

Aber zunächst heisst es nochmal putzen. Das Boot kam vor 2 Wochen ins Wasser. Dementsprechend sieht es auch aus ;-).

Am 3. Mai soll es losgehen in Richtung Süden. Diese Strecke kennen wir gut von unseren Bootsaisons nach Frankreich und Belgien 2014, 2016, 2018, 2020 und 2021.

Zunächst wird uns die Fahrt nach Namur führen. Wie schon erwähnt, wollen wir dort über die Weiterfahrt entscheiden: Sambre oder Ardennen.


Maasbracht > Maastricht:

Diesmal wählen wir das „Bassin“. Als wir uns der Stadt nähern, rufen wir den Schleusenwärter an. In 10′ sei er an der Schleuse, bestätigt er uns.

Für Frankreich, wo auf den meisten Kanälen eine Höhenbegrenzung von ungefähr 3,50m besteht, haben wir einen Messstab am Bug des Bootes befestigt. Jetzt wird er eine sinnvolle Hilfe sein. Die Einfahrt zum Hafen ist durch eine Brücke auf etwa 3,60m Durchfahrthöhe begrenzt. Je nach Wasserstand kann es auch mal weniger sein,… Auf der Steuerbordseite (zu Tal) der Kammer befindet sich ebenfalls eine hilfreiche Höhenmarkierung (siehe Bild).

Auch beim Herausfahren sollte man vorsichtig sein. Der Wasserstand im Hafenbecken kann sich wegen der Schleusungen tagsüber verändern. Also besser etwas Sicherheitsabstand vorsehen oder „einfach“ das Cabrio ablegen (das gilt natürlich nicht für SEDAN Freunde).

Schleuse 20 Maastricht Einfahrt t’Bassin

In Maastricht bleiben wir 3 Tagen im t’Bassin. Für Strom braucht man die „Service-Karte“. Falls man noch keine besitzt, kann man sie im Hafen am Automaten kaufen und aufladen. Wir verbrauchen etwa 2kW/Tag für etwa 3 – 4€. Die Übernachtung kostet jetzt für 2 Personen und unser Boot (11m) 19,25€

Für die nächsten Tage ist Regen angesagt. So profitieren wir noch vom recht sommerlichen Wetter bevor es weiter nach Lüttich geht.

Maastrich > Lüttich:

Zur unserer Zufriedenheit stellen wir fest, dass an der Schleuse von LANAYE die 3. kleinere Kammer wieder in Betrieb ist. Dort lernen wir die Crew von SK206 aus Sneek kennen. Auch sie ist Richtung Paris unterwegs. Sie begleitet uns bis Namur, von wo sie am 9. Mai nach Dinant weiterreist. Sie haben vor, den Ardennen-Kanal zu befahren. Die verfügbaren Informationen sind wie so oft recht vage. Wir vereinbaren unsere Erfahrungen und Informationen über den Ardennen-Kanal auszutauschen.

Im „Port de Yacht“ ist erstaunlich viel Platz. Wie auch 2021 ist kein Hafenmeister aufzufinden. Das Hafenbüro scheint verwaist, auch wenn ein paar Kontrolleuchten rötlich im Dunkeln flackern. Echt bedauerlich! Der Hafen liegt zentral. Der Bahnhof mit guten Verbindungen nach Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ist zu Fuss zu erreichen.

Das Wetter hat sich auch verschlechtert und lädt nicht gerade zu einem längeren Aufenthalt ein. Trotzdem lassen wir uns einen Stadtbummel nicht entgehen.

Lüttich > Huy > Namur:

Die Strecke bis Huy erinnert an frühere Zeiten. Alte Industrieanlagen werden „rückgebaut“ oder einfach abgerissen. Wie an anderen Orten, hat hier Kohle und Stahl einst eine bedeutende Rolle gespielt.

In Huy bleiben wir auch nur einen Tag, obwohl wir hier häufig etwas länger verweilen. Das Restaurant hat seit 2021 einen neuen Besitzer. Das Ambiente ist jünger und die Küche spanisch angehaucht. Wir erhalten den letzten Tisch an diesem Sonntag.

SK206 im Oberwasser der Schleuse Andenne

Am nächsten Tag geht es recht zügig bis nach Namur. Bei den beiden Schleusungen haben wir Glück, so dass wir fast reibungslos an unserem Ziel ankommen.

Wie gesagt „fast“,….

Grundsätzlich kann man in Namur an zwei Stellen anlegen, entweder am linken Ufer an der Kai-Mauer oder auf der anderen Seite im Hafen an den Schwimmstegen. Wer nur einen Tag bleiben will, sollte die Kai-Mauer ansteuern. Das Anlegen ist problemlos. An manchen Stellen fehlen allerdings ein paar Festmacher.

Für die schönere Sicht bietet sich der Hafen von Jambes, direkt gegenüber gelegen, an.

Namur

Je nach Jahreszeit und Strömung kann das Anlegen hier etwas problematischer sein. Der Hafen liegt auf der Talseite des Flusses nur 300 m vom Wehr der Schleuse „La Plante“ entfernt.

Schema SG 2023 Anfahrt gegen die Strömung Hafen Namur (Jambes)

Wenn man „Zu Berg“ unterwegs ist, empfiehlt es sich, zunächst die Stärke der Strömung abzuschätzen. Im Zweifelsfalle ist die Kaimauer immer die einfachere Wahl!

Jeder hat natürlich seine eigene Technik.Was hier geschrieben ist, soll nur als Tipp verstanden werden und auf keinen Fall als allgemeingültige Anleitung betrachtet werden!!

So fahren wir zunächst weiter stromaufwärts in Richtung Wehr und drehen auf halber Länge des Hafens. Man muss zügig in die Box einfahren. Dabei zielt man den Steg steuerbordseitig an. Sobald man in der Box ist, lässt man sich an den Steg auf der Backbordseite treiben. Dann gilt es, das Boot schnell unter Kontrolle zu bekommen, bevor es wieder von der Strömung erfasst wird,…..

Wenn dann das Wetter stimmt, geniesst man die wunderbare Aussicht auf die Zitadelle und die Brücke nach Jambes.


Ein paar Zahlen

Maasbracht > Maastricht: 41km / 6h / 3 Schleusen
Maastricht > Lüttich : 29km / 5h / 1 Schleuse
Lüttich > Huy : 37km / 5h / 2 Schleusen
Huy > Namur : 34km / 5h / 2 Schleusen

2021 #10 Nadelöhr

Wer über die Maas nach Süden will, der kommt an der Schleusenanlage von Lanaye in Belgien nicht vorbei.

Nach 3 Tagen in Maastricht im t’Bassin brechen wir in Richtung Lüttich auf.

Erstes Hindernis, die Grenzschleuse von Lanaye, wo wir kurz nach 10h ankommen.

Hier gibt es 4 Kammern unterschiedlicher Grösse. 2015 wurde die grösste der vier Schleusen in Betrieb genommen. Sie misst 225mx25m.

Nach einem schweren Unfall im Jahre 2018, ist die zweitgrösste Schleuse (136mx16m) ausser Betrieb. Die 2 kleinen 55mx7,50m werden schon länger nicht mehr bedient. Somit bleibt nur die grosse Schleuse, um das hohe Verkehrsaufkommen an diesem Verkehrsdreieck zu regeln. Einerseits handelt est sich um die Route der Maas (Belgien <> Niederlande) und ausserdem endet hier der Verbindungskanal von und nach Antwerpen.

Daher ist hier immer viel Berufsverkehr unterwegs.

Aus der Sicht des „HobbyKapitäns“ heisst das, Geduld haben. Wartezeiten bis 2h sind nicht unüblich.

Wenn man die Schleuse zum ersten Mal nimmt, wird dem Boot eine M.E.T. Nummer zugeteilt. Für jede Benutzung erhält man ausserdem eine „Transit“ Bescheinigung: z.B.: Lanaye (B) > via Hastière > Givet (F).

Als wir dann, nach etwa 1h30 Stunde, an der Reihe sind, fahren wir als letztes Boot in die schon voll gepackte Schleuse ein:

  • 2x 110m auf Backbord,
  • 2x 86m auf Steuerbord
  • und eine kleine Yacht aus Friesland.
Schleuse 225x25m Lanaye (B) zu Berg

Die kleine Yacht macht sich am letzten (direkt vor dem Schleusentor) Schwimmpoller fest. Für uns bleibt zunächst nur die Möglichkeit an der Yacht „festzumachen“ oder zu versuchen, sich zwischen die Yacht und den zweiter Frachter auf Steuerbordseite zu stellen.

Aber wo festmachen?

Beide Möglichkeiten erweisen sich als schwierig (und gefährlich): die kleine Yacht hat eine bauchige Form und ist etwa 3m kürzer als unser Boot. Der nächste (vorletzte) Poller ist vom Frachter belegt…. Auch wenn der Schleusenwärter uns anweist, uns festzumachen, damit er das Tor schliessen kann, zeigt er sich geduldig und verständig.

Wir sind ratlos!

Aber wir haben grosses Glück. Die Crew der kleinen Yacht erweist sich als sehr erfahren (wir sagen dazu „alte Segler“). Sie entscheiden sich spontan und ohne lange Diskussion nach vorne zu bewegen und am vom Frachter belegten Poller vorne festzumachen. Somit ist Platz für uns am letzten Poller vor dem Schleusentor. Aber das Manöver stellt sich als nicht so einfach heraus. Der Abstand zwischen dem vorletzten und letzen Poller beträgt etwa 25m.

Die kleine Yacht kämpft sich nach vorne immer darauf bedacht die hintere Leine an „unserem“ Poller nicht loszulassen. Die Distanz ist bei weitem zu gross für eine Leine. Nach mehreren Versuchen und 4 geschickt zusammengeknoteten Leinen gelingt es.

Wir sind sowohl dankbar als auch begeistert von der Erfahrung der Crew. Was wir wieder lernen ist zweierlei: 1./ Ruhe bewahren 2./ Man kann nicht genug Leinen an Boot haben.

Skizze Situation

Als wir dann „oben“ sind, entscheidet der Kapitän der kleinen Yacht die Festmacher zu wechseln und sich am vorhandenen Geländer zu sichern. Der Frachter vor ihnen ist nur 1m weg. Zunächst fahren die zwei 110m Frachter und der vordere 86m Frachter aus.

Der Kaptän des Frachters vor der kleinen Yacht schlägt uns beiden netterweise vor, die Schleuse vor ihm zu verlassen.

Leider haben wir unsere „Partner“ nicht mehr gesehen, sie hatten es sichtlich eilig. Wir wollten ihnen für ihre tolle Hilfe danken!!

Um 12h30 verlassen wir die Schleuse und setzten unsere Fahrt in Richtung Lüttich fort. Dort laufen wir um 15h in den Hafen ein. Des gibt kaum freie Plätze hier. Eine Hafenmeister gibt es seit 2 Jahren auch nicht mehr.