Wikipedia lehrt uns, dass wir das Spui schreiben sollen. Was wohl darauf hindeutet, dass es nicht als „richtiger“ Fluss betrachtet werden soll.
Das Gewässer zweigt bei Oud-Bijerland von der Oude Maas ab und endet im Haringvliet. Seine Strömungsrichtung hängt von den Gezeiten an der Nordseeküste ab. „Das Wasser fließt, je nach Ebbe oder Flut, in Richtung Haringvliet oder Oude Maas“ (Quelle: Wikipedia).
Aber wie soll man den Satz verstehen? Bei Ebbe Richtung Haringvliet ? Bei Flut Richtung Oud-Bijerland?
Für erfahrene Kapitäne ist das natürlich alles selbstverständlich. Das Rhein-Maas-Delta stellt eine etwas komplexere geographische Situation dar, als zum Beispiel die Schelde oder die Seine. Oude Maas, Nieuwe Maas, Noord, Dordsche Kil, …
Nach guter Ingenieur-Manier, versuchen wir uns, die Sache vereinfacht vorzustellen. Also summieren wir einfach die Flussströmung der Oude Maas mit dem ablaufenden Wasser bei Ebbe. (Hochwasser > Niedrigwasser).
In unserem Fall ( > Ebbe) fliesst das Wasser der Spui Richtung Oude Maas. Das ist zumindest unsere Annahme.
Was heisst das nun konkret:
Ziel ist Oud-Bijerland am Spui
Wir fahren nach Hochwasser in Hellevoetsluis los und wollen vor Niedrigwasser in Oud-Bijerland ankommen.
20km liegen zwischen beiden Orten.
Unsere gewöhnliche Geschwindigkeit im Wasser liegt bei 10km/h.
Erfahrene Kapitäne hatten uns gewarnt, dass die Strömung „recht stark sein kann„. Jetzt wollen wir wissen, ob unsere Annahme richtig ist!
Als wir ins Spui einbiegen, erhöht sich unsere Geschwindigkeit schlagartig. Wir werden förmlich angezogen.
Wir haben es heute nicht eilig und reduzieren die Drehzahl des Motors auf Leerlaufniveau!
Nach 1h30 kommen wir an der Schutzschleuse von Oud-Bijerland an. Unsere Annahmen haben sich also bestätigt!
Wer es genauer wissen will:
Hoek van Holland (18. August 2025) Referenz-Wasserstand:
HW: 4h16
LW: 10h51
Oud-Bijerland:
HW: HvH +1h35 => 5h51
LW: HvH + 2h00 = >12h51
Die Strömung ist im allgemeinen am stärksten 2-3h nach Hochwasser oder vor Niedrigwasser (in unserem Falle zwischen 9 und 11h).
Wir starten um 8h30 und machen im gemütlichen Hafen von Old-Bijerland gegen 11h fest.
Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Gesamtstrecke lag bei etwa 14km/h.
Für den Rückweg vom Veerse Meer zur Oosterschelde sehen wir nur eine Etappe in Wolphaarthsdijk vor. Dort lagen wir auch schon auf dem Hinweg. Der Hafenmeister weist uns die gleiche Box am D-Steg zu. Das Festmachen gelingt dieses Mal besser. Man spürt kaum Wind und wir haben unsere Fahrräder schon vorsorglich am Wartesteg von der Badeplattform entfernt.
Grüne Strecke = beschriebene Strecke in diesem Beitrag (6)-(10); Rote Strecke (0)-(5) = siehe Beitrag 2025 #18
Am nächsten Morgen starten wir gegen 9h. Bis zur Zandkreeksluis brauchen wir etwa 30 Minuten. Als wir dort ankommen, warten schon 3 Boote in der Schleuse.
Bei bestem Wetter und guter Strömung fahren wir auf direktem Weg entlang der schönen Zeelandbrücke nach Zierikzee. Dort haben wir vorsorglich einen Liegeplatz im WSV ZIERIKZEE direkt hinter der Schutzschleuse reserviert.
Wir bevorzugen diesen ruhig(er)en Hafen. Er wurde uns von unserem Freund Thom empfohlen. Von dort aus bis zum Stadtzentrum sind es mit dem Fahrrad nur ein paar Minuten. Die Liegeplätze in der Stadt sind immer sehr gefragt. Doppelpack ist dort Standard, zumindest im Hochsommer.
Ganz so ruhig war es dann doch nicht, zumindest für eine kurze Zeit . Während unseres Aufenthaltes geriet im Hafen ein Segelboot in Brand, der die Feuerwehr, die Seenotretter und die Polizei mobilisierte.
Wir bleiben hier drei Tage und nutzen das schöne und ruhige Wetter zu Ausflügen in die Umgebung.
Warum gerade Zierikzee in ganz Zeeland „the place to be“ sein soll, verstehen wir nicht ganz . Natürlich sollte man den Ort besuchen, aber andere Städte „bieten“ mindestens genauso viel. Aber das ist wohl auch eine Frage der Interessen, die man so hat.
Vielleicht liegt es an den noch aktiven Muschel-Fischern, die täglich ein und auslaufen. Wer sich näher für die Geschichte der Stadt und der Umgebung interessiert, sollte dem Museum im alten Stadhuis einen Besuch abstatten. Wer es bis zur oberen Etage schafft, der wird mit der Sicht auf den handwerklich, aussergewöhnlich kunstvollen Dachstuhl belohnt.
Die Fahrt nach Sint Annaland erweist sich als ziemlich „holprig“. Auf den auffrischenden Wind sind wir vorbereitet. Jedoch überholt uns in der Nähe von Stavenisse eine grössere, rasende Yacht unverschämt nahe. Dem Kapitän geht es wohl darum, uns zu zeigen, dass Plastik-Gleiter im Wasser schneller sein können als Stahl-Verdränger. Uns dabei kräftig durchzuschütteln, scheint ihm schnurzegal. Bis zu diesem Zeitpunkt wussten wir auch noch nicht, dass unser Tisch einen Salto machen kann.
Nach 2h30 Fahrt erreichen wir den grossen und sehr gut ausgestatteten Hafen in Sint Annaland. Der Ort lebt vom Sommertourismus. Wir bleiben dort nur eine Nacht. Zeit genug, um ein paar Einkäufe im nahegelegen Supermarkt und Bootsshop zu tätigen.
Als nächste Etappe auf unserem Weg zum Haringsvliet wählen wir Willemstad. Stadt und Hafen kennen wir gut. Schon öfter haben wir hier ein paar Tage verweilt: 2017, 2019, 2023
Aber zunächst geht es an Bruinisse vorbei, denn das Grevelinger Meer lassen wir dieses mal „links liegen“. Wir fahren mit der Strömung und kommen gut voran.
In der Krammerjachtensluis warten schon einige Boote. Wir fahren als Letzte ein.
25 Minuten später verlassen wir die Schleuse. Gegen 12h30 erreichen wir die Volkerakschleuse.
Den Hafenmeister in Willemstad hatten wir am Vortage informiert, dass wir Willemstad voraussichtlich gehen 13-14h erreichen werden.
Als wir an der Schleuse ankommen, sehen wir, dass sich im Vorhafen schon eine grosse Anzahl von Motor- und Segelyachten angesammelt hat. Geduld ist angesagt.
Erst beim dritten Schleusengang nach 2 Stunden sind wir dabei. Den Hafen erreichen wir kurz vor 16h.
Auch dieses Mal ist das Hafenbecken in der Stadt überfüllt. Wir liegen wie immer ausserhalb der Festungsmauer.
Wie schon so oft führt uns der erste Spaziergang zum Wassersportgeschäft am Hafen. Dort stellen wir leider fest, dass auch dieser gut sortierte Laden schliesst.
Nach 3 Tagen verlassen wir früh am Morgen Willemstad und nehmen Cap auf Hellevoetsluis. Da es unser erster Besuch ist, befragen wir unseren Freund Thom nach einem Liegeplatz. Er empfiehlt uns die Marina Hellevoetsluis, die, wie wir erfahren, angeblich keine Passanten mehr aufnimmt. So versuchen wir, einen Platz im Gemeente Hafen zu finden. Aber dort ist kein freier Liegeplatz in Sicht. Wie wir später erfahren, war am Vortag ein Hafen- und Stadtfest.
So entscheiden wir uns für die Marina Cape Helius. Dort wird uns ein schöner langer Steg zugewiesen. „Epsilon“, gute Bekannte aus unserem Winterhafen in Maasbracht liegen am gleichen Steg. Dies gibt uns die Gelegenheit unsere letzten Reiseerfahrungen auszutauschen.
Der Hafen liegt ausserhalb der Festungsstadt. Die Innenstadt erreicht man in wenigen Minuten mit dem Fahrrad. Wir nutzen unseren Aufenthalt zu einem Rundgang über die Festungsanlagen, zu einem Besuch im Trockendock und einer Radtour nach Stellendam über das Deltageul-Sperrwerk.
Während unseres Aufenthaltes in Willemstad, haben uns Bekannte von ihrem Plan erzählt, nach Amsterdam zur Sail zu fahren…. Obwohl dies bei uns absolut nicht auf dem Programm stand, fahren wir kurz entschlossen von Hellevoetsluis per Rad, Bus und Bahn nach Amsterdam.
Als wir 2015 in den Niederlanden unterwegs waren, hatten uns viele Leute von der „SAIL“ in Amsterdam berichtet. Damals fragten wir uns, was es da so Tolles und Billiges zu kaufen gibt. Erst später erkannten wir unseren Fehler: nicht „SALE“ sondern SAIL. Ha, Ha,…