Vor ein paar Wochen kam es in Belgien zu einem tragischen Unfall. Bei Bauarbeiten an einer Brücke, ist diese eingestürzt und blockiert seitdem den Canal du Centre Grand gabarit. Ein Arbeiter wurde dabei getötet und drei weitere verletzt.
In der Folge wurde der Kanal für die Navigation gesperrt.
Quelle: Avenir.net 7.3.2025
Somit stellt sich für uns die Frage, ob unser aktueller Reise-Plan noch machbar sein wird. Sicherlich bis Mitte Mai haben wir noch ein wenig Zeit. Allerdings sprechen die Umstände des Unfalls eher für eine längere Sperrung: Unfallursache, Verantwortung, Beseitigung der Trümmer etc.
Nun sind wieder am Anfang unserer ursprünglichen Überlegungen zur Routenplanung angekommen. Vor ein paar Wochen hatten wir uns für die „Südtour“ entschieden.
Die Frage stellt sich somit: Wie können wir unseren Plan anpassen, um weiterhin flexibel zu bleiben?
Wir könnten beim Start die Hoffnung beibehalten, dass die Sperrung Anfang Mai aufgehoben wird, dann wären die Varianten (1) und (2) sinnvoll. In beiden Fällen starten wir auf der Maas und entscheiden in Charleroi je nach Situation, ob :
die ursprünglich geplante Route dann freigegeben ist und wir über den Canal du Centre fahren
es zunächst weiter über die Sambre und den Canal du Nord nach Frankreich geht
wir über Brüssel Richtung Schelde fahren.
Im Falle der Variante (3) ändern wir allerdings den Plan von Anfang an. Von Maasbracht geht es dann über den Zuid-Willemsvaart und Albert-Kanal in Richtung Nete. Das würde dann in etwa der ursprünglichen Option [2] entsprechen.
Falls wir uns für die Alternativen (2) oder (3) entscheiden sollten, hätte dies auch Konsequenzen für die weitere Reise. Da unser Sommerziel „Antwerpen“ heisst (und wir nicht zwei Mal dort vorbei kommen wollen), könnten wir dann zunächst entweder die Dender flussaufwärts fahren oder den Weg über Gent nach Dünkichen wählen.
Aber mit wie es so schön heisst „Kommt Zeit, kommt Rat…“ Es bleiben uns ja noch 6 Wochen bis die Frage konkret wird.
Am 25. April geht es jetzt erst mal aufs Boot. Dann sehen wir weiter. Dort gibt es noch einiges zu tun, bevor es dann richtig losgeht. Dazu mehr, wenn es dann so weit ist ;-).
Wir haben uns entschieden, eine neue Informations-Seite auf unserem Blog hinzuzufügen.
Die Seite beschränkt sich im wesentlichen auf Fahrwasser-Informationen aus Frankreich. Unser besonderes Interesse gilt Nord-Ostfrankreich. Viele unserer „Bootskollegen“ starten in Deutschland, Belgien oder den Niederlanden. Der Zustand der dortigen Wasserstrassen ist somit oft ein Thema, wenn man eine Reise nach Frankreich plant.
Oft erhalten wir zu diesem Thema Anfragen. Das war der Grund für diese Erweiterung.
Zur Zeit gehen wir davon aus, dass der Törn nach Nordfrankreich unsere erste Reise der Saison 2025 sen wird. Bevor es in die detaillierte Planung geht, machen wir uns jetzt erst mal ein paar Gedanken über unsere Reiseroute. Wie schon erwähnt im letzten Beitrag soll Dünkirchen unser Ziel sein. Vielleicht machen wir von dort auch noch einen Abstecher nach Calais. Aber diese Entscheidung hat noch Zeit. Ausserdem müssen wir uns Gedanken machen, wo wir unser Boot während unseres „Sommerpause“ liegen lassen wollen.
Wie die Karte zeigt, haben wir uns für den Start drei Varianten überlegt, von Maasbracht ausgehend, wo sich unser Winterlager befindet. Das Boot wird Mitte April ins Wasser kommen.
Die 3 Optionen:
[1] die Südroute: Flussaufwärts über die Maas und Sambre Richtung Charleroi
[2]die Westroute: durch Belgien Richtung Antwerpen über die kleinen Kanäle in Brabant [2.1] oder über den Albertkanal [2.2] Richtung Antwerpen
[3] die Nordroute: durch die Niederlande über die Maas [3.1] oder den Zuid-Willemsvaart Richtung Volkerak
Wir haben alle Strecken, teilweise schon mehrmals, befahren. Welche Kriterien sollen wir berücksichtigen für die Wahl des Weges ?
Wichtig sind dabei eigentlich nur die folgenden Punkte:
Welche Weg bevorzugen wir, z.B. wegen der schönen Landschaft, des geringen Berufsverkehrs oder der Anzahl der Schleusen,…
Wo wollen wir das Boot während unserer sommerlichen Unterbrechung lassen?
Wollen wir die „Nord-Frankreich“ Tour am Anfang oder in der zweiten Hälfte dieser Saison unternehmen?
Welche geplanten Wegsperrungen werden unsere Entscheidung beeinflussen?
Kurzfristig wird dann natürlich auch das Wetter eine Rolle spielen (zum Beispiel mögliches Hochwasser auf der Maas oder Sambre).
Da wir uns langsam aber sicher vorstellen mit Nordfrankreich die Saison zu starten, und da wir für die zweite Reise Nordholland anpeilen, kann man schon mal die Nordroute [3] ausschliessen.
Die Entscheidung zwischen den beiden anderen Wegen ist schon schwieriger.
Option 1 : Südroute
Option 2: Westroute
Option 3: Nordroute
Der Weg über Antwerpen ist direkter und weniger Hochwasser gefährdet. Im Frühjahr haben wir auf der Meuse schon öfters Schwierigkeiten bekommen.
Die Maasstrecke gefällt uns landschaftlich besser. Anderseits muss man dann die Sambre bis Charleroi flussaufwärts fahren, eine echte „Durststrecke“ mit viel Verkehr, einigen Schleusen und wenig Anlegemöglichkeiten. Dieser Weg erleichtert allerdings die Möglichkeit die Route weiter südlich nach Frankreich fortzuführen.
Im weiteren Verlauf unserer Reise wollen wir auf jeden Fall die Dender entdecken. Dort waren wir noch nicht! Als wir 2021 in Belgien unterwegs waren, gab es leider einige Wegsperrungen auf der Strecke. So wollten wir das Risiko nicht eingehen, dort blockiert zu sein. Die Sender (Denker) wird im südlichen Teil von Wallonie und im nördlichen Teil von Flandern verwaltet. Dies muss man berücksichtigen. Vignette für Flandern, FD-Nummer für Antwerpen (und AIS) sowie MET Nummer für Wallonie!
Wie ich uns kenne, wird es dann letztlich entschieden, wenn wir im April auf dem Boot sind. Sicher scheint jetzt schon mal, dass wir nach Maastricht fragen. Dort füllen wir ins immer wohl, ob am Anfang oder am Ende der Saison. So, das wars fürs erste.
Langsam aber sicher, wird es Zeit sich mal ein paar Gedanken zur neuen Saison zu machen. Genaue Pläne haben wir noch nicht. Eure Vorschläge sind immer gern gesehen!
Nachdem es uns 2024 nach Deutschland, genauer bis nach Berlin und Umgebung trieb, wollen wir dieses Jahr wieder in für uns bekannteren Gewässern und Landschaften unterwegs sein. Das stimmt natürlich nicht ganz. Auch wenn die Reise mal wieder nach Belgien, Frankreich und Holland gehen soll, lassen wir uns noch etwas Zeit für die detaillierte Planung. Natürlich werden wir auch eine gute Portion „Neuland“ befahren und entdecken.
Zwei mögliche Ziele haben wir uns für diese Saison überlegt:
Dünkirchen in Nord-Frankreich
Den Helder in Nord-Holland.
Viele Fragen sind noch ungeklärt:
Fahren wir zunächst nach Frankreich (Mai – Juni) oder nach Nord-Holland (August – September) ?
Welche Strecke wählen wir, um nach Nord-Frankreich zu kommen: über Belgien oder über Zeeland ? Beide Varianten bieten noch viele Möglichkeiten.
Wo lassen wir VAGABOND im Juli während unseres „Sommer-Break“ ?
Welchen Weg wählen wir nach der Unterbrechung, um auf möglichst neuen Wegen (das schliesst auch Umwege ein) zum 2. Törn zu gelangen?
Als Entscheidungshilfen stehen uns zur Verfügung:
Karten und Führer. Für Frankreich benutzen wir die praktischen Führer der Editions du Breil
die Informationen der belgischen, französischen und niederländischen Wasserwegeverwaltungen zu den jeweiligen geplanten Sperrungen und Wartungsarbeiten:
Kurzfristiger sind auch die Wasserstandsinformationen und die Wetterberichte einzubeziehen. Vor allem die Maas und die Sambre können sich schnell in reissende Ströme verwandeln. (Siehe unsere Erfahrungen im Frühjahr 2020). Starker Wind kann bei offenem Wasser schnell zu Problemen führen.
Ratschläge von Freunden und Bekannten, die die angedachten Reviere schon kennen.
Besonders müssen wir beachten, dass von Mitte Juni bis Mitte Juli einige Wegstrecken in Nord-West Frankreich gesperrt sind.
Grundsätzlich stellt sich uns eine Frage bezüglich der Westerschelde. Dieses Revier kenne wir nicht. Ist es sinnvoll oder gar „machbar“ mit einem kleinen Boot wie unserem (Länge 11 m, 75 PS Motor, kein Radar… )? Wind, Strömung, Tiede und Berufsverkehr sind zu beachten. Da zögern wir noch!
Es bleibt ja auch noch etwas Zeit. In einem nächsten Beitrag werden wir genauer auf die möglichen Streckenführungen eingehen.
VAGABOND ging ins Wasser. Die Nagelneue LINSSEN YACHT „New Classic Study 32 AC“ stand bereit.
Den Wunsch mit einem Boot, Europa vom Wasser aus zu erkunden, hatten wir schon lange. Oft bewunderten wir Segelboote und Motoryachten vom Lande. Das geschah auf den Reisen, die wir damals mit unseren VW – Campingbus unternahmen. So fuhren wir kreuz und quer durch Europa. Platz zum übernachten fanden wir oft am Wasser.
Jetzt, Ende 2024, schauen wir nun auf wunderbare 10 Boots-Saisons zurück. Gerne blättern wir im Winter, wenn unser Boot in der Halle liegt, in unseren 10 Foto-Büchern.
Wie viele, machten wir unsere ersten Erfahrungen bei der traditionellen „Ostertour“.
Sehr schnell merkten wir, dass wir nicht der einzige Anfänger waren. Damals hatten wir viele Fragen, das fing schon an mit der Registrierung des Schiffes. Sehr schnell sahen wir, dass wir nicht die Einzigen waren, für die das Bootsfahren auf den Kanälen, Flüssen und über die Küstengewässer Überraschungen barg.
Warum erzähle ich das ?
Ja, weil genau das die Idee zu dieser Webseite war. Wir hatten uns damals vorgenommen, unsere Erfahrungen auszutauschen. 10 Jahre später ermutigt uns der Erfolg weiterzumachen. Seit dem Start erweisen uns jedes Jahr mehr als 5000 Besucher Ihre Treue und sprechen ihr Interesse aus. Dabei rufen sie rund 20 000 Seiten auf, oft in der Hoffnung einen interessanten Hinweis zu finden, dabei stehen unsere Frankreich-Erfahrungen klar im Vordergrund.
Unsere erste grössere Fahrt führte uns 2014 nach Paris, in unsere Heimat.
Das schien gewagt für Neulinge wie uns. Der eigentliche Grund war ein anderer. Nach vielem Hin-und Her sollte unser in den Niederlanden gekauftes Schiff, in Frankreich zugelassen werden. Somit mussten wir das Boot für eine gewisse Zeit nach Frankreich bringen. Somit hiess unser Ziel Paris!
Seitdem ist unser Boot eine Firma!. Das ist kein Witz (oder Fake-News, wie man heute sagen würde). VAGABOND wiegt leer etwas mehr als 10 000 kg. Also ist es nach französischem Recht eine Firma. Den Papiergrams hätten wir auch per Post machen können, es galt allerdings auch dem Zoll, spricht der Steuerbehörde, zu beweisen, dass das Schiff mehr als 25 Motorstunden während des ersten Monates nach der Zulassung in Frankreich weilte.
10 Jahre später sind wir immer noch von Mitte April bis Ende September jedes Jahr unterwegs, mit VAGABOND wohlgemerkt ;-).
20142015201620172018201920202021202220232024
Jedes Jahr wählen wir uns ein neues Ziel für die nächste Saison. Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland… Aber oft kommt dann irgendwann etwas dazwischen und die Planung beginnt von vorne.
Bootsfahren bleibt also spannend.
Wie schon erwähnt, erstellen wir jedes Saison ein Fotobuch unserer Reise.
Hier ein Link zu den Büchern. Bitte nicht falsch verstehen: es soll keine Aufforderung zum Kauf sein. NEIN, einfach nur Spass beim Blättern bringen und Lust auf die nächste Saison 2025 geben. Viel Spass!
Der Kreis schliesst sich. So langsam geht für uns die Saison zu Ende. Jedes Mal wenn wir nach einer längeren Reise wieder in unserem Winterhafen ankommen, fühlen wir uns fast wie „zuhause“. Seit 10 Jahren spielt sich nun schon das gleiche Ritual ab. Sagen wir „fast“, denn entweder erreichen wir unser Ziel von Norden über Venlo oder von Süden von Maastricht kommend, wo wir die letzten Tage geniessen. Dieses Jahr gönnen wir uns uns noch einen Abstecher nach Roermond, in die neue „City Marina„.
Wie in Amsterdam (wo es ebenfalls eine „City-Marina“ gibt), muss man „City“ nicht ganz beim Wort nehmen. Auch hier sind es ein paar Kilometer bis zur Stadt. Um dieser Kritik vorzubeugen, stellt der Hafen kostenlos Fahrräder zur Verfügung, was die Entfernung zum Stadtzentrum zu ein paar Minuten schmelzen lässt.
Die Fahrt nach Maasbracht dauert 1h20.
Im Winterhafen angekommen, bleibt uns noch das Boot für den Winter vorzubereiten und sauber zu machen.
Dieses Jahr stehen etwas mehr Arbeiten an als gewöhnlich.
So wollen wir das Cabrio austauschen und die Vorhänge waschen lassen. Für das Cabrio haben wir uns für einen Austausch entschieden: gleicher Stoff, gleiche Farbe, gleiche Aufteilung. Nur für die „Fenster“ haben wir uns nach Beratung mit Herrn Gommans für eine bessere Qualität entschieden. Das gewählte Material ist dicker und soll trotzdem durchsichtiger sein. Warten wir es mal ab!
Auch das Schiff selbst braucht ein paar Wartungsarbeiten. Nichts Aussergewöhnliches nach 10 Jahren:
Steuerbordtür neu streichen
VAGABOND Namensschilder neu streichen
Neopren am Rand des Achterdecks ausbessern
Motorwartung 2500 h
Schwimmwesten prüfen
und einiges mehr.
So werden wir im April 2025 wieder ein startklares Boot vorfinden.
Auch dieses Jahr genießen wir die Stunden vor dem Sonnenuntergang. Nach einer gemütlichen Woche im Hafen, geht es jetzt entspannt zurück in „die Heimat“.
Für die Zeit „an Land“, gibt es dann noch einige Punkte nachzuarbeiten, wie z.B. die „Liegeplatz“ Seite, die aktualisiert werden muss. Dieses Jahr sind einige Häfen und Liegeplätze in Deutschland dazugekommen.
Auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Vielleicht sehen wir auch im nächsten Jahr wieder einige unserer treuen Leser, die auch in dieser Saison auf uns zugekommen sind und uns ansprachen, wie in Leeuwarden, Bad Essen, und Maasbracht. „Sie sind doch „VAGABOND„. Ja das sind wir, und wir haben uns riesig gefreut, mit allen direkt sprechen zu können.
Eine Zusammenfassung der Saison 2024 findet ihr hier.
Wir haben uns zwei Tage für die Rhein-Waal-Strecke bis zur Maas vorgenommen. Eine erste Etappe von Wesel bis nach Lobith, und am nächsten Tag bis nach Linden an der Maas. Es ist richtig, dass man den Weg auch an einem Tag bewältigen kann. Es liegen ja nur 45 Kilometer und eine Schleuse vor uns. Selbst für unser „Motörchen“ soll das kein Hindernis ein. Zumal wir mit der Strömung zu Tag unterwegs sind.
So machen wir es vom Verkehr und Wetter abhängig.
Vor der Abfahr machen wir unser Boot „hochseetauglich„: alles Bewegliche verstaut, der Tisch, Schubladen und Türen verriegelt, Fenster verschlossen, Schwimmwesten angelegt.
Obwohl Wochenende ist, bekommen wir sehr schnell einen drückenden Berufsverkehr in beide Richtungen zu spüren. Bei 5km/h Strömung weht uns ausserdem eine leichte Brise von 4 bft entgegen, die das Wasser noch zusätzlich aufwühlt.
Mit dem Fernglas und AIS überwachen wir den Verkehr. Worauf wir besonders achten, sind die Monsterschubschiffe VEERHAVEN, HERKULES und VEERLE. Seit 2018 wird in Deutschland keine Kohle mehr gefördert. Da aber weiterhin Kohle und Eisenerz für die Stahlerzeugung gebraucht wird, kommt die Kohle jetzt aus Übersee via Rotterdam und den Rhein ins Ruhrgebiet. Diese Riesen, die 24h/7 unterwegs sind, drücken bis zu 9 Frachtkähne, jeder 110x11m. Dabei entwickeln die 3 Motoren mit 5800 PS enorme Heckwellen (NB: auf Google findet man genügend Bilder zu dem Thema).
Ingesamt werden uns 5 dieser Monster mit dem „Drachenschwanz“ begegnen. Mehrmals haben wir Glück. Der starke Berufsverkehr führt dazu, dass uns überholende Frachter bei der Begegnung wie ein Schutzschild wirken.
Die Monsterwellen werden klein gehackt.
Da Glück aber nicht grenzenlos ist und statistisch gesehen nicht immer 2 oder mehr Frachter sich kreuzen, wenn gerade ein Drachen in der Nähe ist, kommt es zu der unvermeidlichen Begegnung. Um es kurz zu fassen, selbst das IJsselmeer bei schlechtem Wetter hat uns nicht so zugesetzt. Minutenlang kämpfen wir mit 2m hohen Wellen. Trotz allem können wir froh sein, dass uns das Schubschiff entgegenkommt. Der Wellenschlag kommt quer zum Bug. Auch wenn das Schiff mit dem Bug im Wasser mehrmals verschwindet, können wir die Richtung halten und somit das gefährliche Rollen vermeiden. (NB: von dieser Szene gibt es aus verständlichen Gründen keine Bilder).
Nach diesem Erlebnis steht fest, wir machen Etappe in Lobith.
Leicht gestresst begeben wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Maas. Um es vorwegzunehmen, die Fahrt verläuft sehr ruhig. Auch an diesem Tag sind wir auf der Lauer. Ein VEERLE nähert sich langsam. Auch er zu Tal unterwegs. Wir haben Glück. Von weitem schon sieht man die 9 Lastkähne. Sie sind leer. Auf Talfahrt wird wegen der geringeren Schubkraft eine weitaus kleinere Welle erzeugt.
Nach etwas weniger als 2 Stunden tauchen die Brücken von Nijmegen auf.
In Nijmegen gibt es zwar eine Anlegemöglichkeiten am linken Ufer nahe der Brücke, jedoch nur einen Kai ohne Service. So entscheiden wir uns, bis nach Linden zu fahren und die Stadt von dort aus zu besuchen.
Auf UKW Kanal 4 informieren wir den Verkehrsposten, dass wir zur Maas wollen. Frei Fahrt. Noch eine Schleuse, dann sind wir auf der Maas.
Wie gewohnt fahren wir zum Clubhafen WSV de Kraaijenbergse Plassen unweit der Stadt Cuijk.
Am nächsten Tag fahren wir mit den Rädern zur Zugstation „Mook-Molenhoek“. Von dort erreicht man Nijmegen in 10′.
In Hannover entdeckten wir die „Rote Linie“. Ein Wegweiser auf dem Boden, der durch die Stadt an den Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.
Hier treffen wir auf die „Grüne Linie“. Sie zeigt uns den Weg durch die Stadt. Der Weg ist abwechslungsreich und bietet interessante Perspektiven der sehenswerten Stadt.
Am 19. August verlassen wir Potsdam in Richtung Westen. Wie in früheren Beiträgen erwähnt, war unser Wunsch, über die Weser flussabwärts den Rückweg in die Niederlande anzutreten. Leider ist die Schleuse Dörpen auf dem Küstenkanal bis Ende August wegen Bauarbeiten gesperrt. Da wir vorhaben, spätestens Mitte September im Winterhafen einzulaufen, erscheint uns diese Route riskant. Die Sperrung könnte verlängert werden und der Weg über Friesland ist länger als die direkte Verbindung über den Rhein zur Maas.
Somit wählen wir die schnellere und hoffentlich sicherere Alternative. Aber zunächst heisst unser „Programm“ wieder Elbe-Havel-Kanal und Mittellandkanal.
Nach 7 Tagen und 400 km erreichen wir ohne Schwierigkeiten bei gutem Wetter und mäßigem Berufsverkehr den Dortmund-Ems-Kanal am Nassen Dreieck. Auf der Hinfahrt sind wir den Mittellandkanal etwas gemütlicher angegangen. Da hatten wir 10 Tage gebraucht, was wir für einen guten „Richtwert“ halten.
Wir wollen 2 Tage in Münster verweilen. Die Stadt kennen wir noch nicht. Wir steuern den „Stadthafen“ an. Grundsätzlich mögen wir es, direkt in Städten festzumachen.
Als wir dort ankommen, der Hafen wird inzwischen „Party-Meile“ genannt, ist die Enttäuschung gross. Bei der Renovierung des alten Industriehafens haben die Städteplaner wohl nicht daran gedacht, dass ein Hafenbecken auch für Freizeitschiffer attraktiv sein kann. Das war wohl nicht das Ziel der Planer. Es fehlt an jeglicher, sonst üblichen Infrastruktur. Nur ein paar alte weit auseinanderstehende Festmacher erinnern noch an einen Hafen.
Kein Boot, keine angepassten Festmacher, keine Stromanschlüsse, nichts !
Dafür aber Partystimmung. Die Stühle der Restaurants und Bars gehen bis an den Wasserrand. Wir drehen eine Runde, auf der Suche nach einer möglichen Anlegestelle für die Nacht. Die Blicke unzähliger Gaffer gibt uns den Rest, wir drehen ab. Später bestätigen uns andere Freizeitschiffer, die wir unterwegs treffen, dass es richtig war, abzudrehen.
Etwa 10 km südlich der Stadt finden wir bei km 59 dann einen guten und ruhigen Platz am Kanal, unweit einer Gaststädte mit Biergarten. Wir entscheiden uns 2 Tage dort zu bleiben. Denn ein Stadtbesuch steht weiterhin auf dem Programm!
Von unserem Liegeplatz aus erreichen wir am nächsten Morgen mit dem Rad in 20′ die Stadt. Kurz gesagt, der Besuch lohnt sich.
Am nächsten Tag führt uns der Weg weiter nach Datteln. Dort liegen wir in einem grossen Hafenbecken, wo für Sportboote genügend Plätze zur Verfügung stehen. Hier gibt es die gleichen Stromanschlüsse, wie man sie auch auf dem südlichen Teil des Dortmund-Ems-Kanal häufig findet. Um sie benutzen zu können, braucht man die „App“ Ease2pay / Walstroom. In unserem Fall reicht das aber leider nicht! Jeder Anschluss-Schrank kann normalerweise von 2 Verbrauchern genutzt werden. Jedoch an unserem Liegeplatz ist der einzig freie Anschluss „ausser Service„,…. Die Schränke bieten im allgemeinen Anschlüsse für 16A und 32A und 64A an.
Mit dem Fahrrad kann man in 30′ zu den Henrichenburg Schleusen und den historischen Hebewerken fahren. Das alte Hebewerk wurde zu einem Industriemuseum umfunktioniert. Für Technikinteressierte ein MUSS.
Jetzt trennt uns nur noch der Wesel-Datteln-Kanal vom Rhein. Der Berufsverkehr nimmt gegen Ende des Kanal stark zu. Für den Kanal haben wir 2 Tage vorgesehen. Wir übernachten in Dorsten, wo wir 2 Tage bleiben, da wir einen Abstecher nach Essen ins Ruhrgebiet vorhaben.
Am Abend sind nicht nur Frachter unterwegs, sondern auch Standup Paddler, was manchmal auch Hupkonzerte zur Folge hat.
Die Stadt Essen ist mit dem Zug in 25′ zu erreichen. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Besuch in der ehemaligen Zeche „Zollverein“ aus. Ebenfalls ein MUSS, wenn man sich für die Industriekultur des Ruhrgebietes interessiert. Lang ist’s her,…
An die letzte Schleuse vor dem Rhein werden wir uns noch lange erinnern. Wir erreichen sie gegen 12h45. Recht schnell merken wir, dass wir Zeit zu einem schnellen Mittagessen haben. Dass wir aber erst kurz nach 16h die Schleuse verlassen, hätten wir uns nicht vorstellen können. Aber das ist nicht das einzige Aussergewöhnliche an diesem Tag.
Wir sollen in der grossen Kammer mit zwei Frachtern und einem zweiten Sportboot schleusen. Wir machen uns wie üblich hinter den Frachtern fest und warten auf das zweite Sportboot.
Die anscheinend unerfahrene Crew lässt sich von Wind und möglicherweise etwas Strömung überraschen. Ihr Boot stellt sich bei der Einfahrt quer und nimmt die ganze Breite der Schleuse ein. Es dauert eine Weile bis die Crew ihr Boot unter Kontrolle bekommt. Am Ende bleiben ein paar Kratzer am Rumpf. Das ist zwar ärgerlich, aber es hätte schlimmer ausgehen können.
30′ später erreichen wir unser Tagesziel, den Hafen in Wesel am Rhein, wo uns eine weitere Überraschung erwartet. Unweit des Hafens findet das „Bulli-Fest“ statt. Als ehemalige VW-Campingbus Enthusiasten kann man eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Der Abend wurde dann länger als geplant. Ein guter Abschluss. Morgen gehts zurück in die Niederlande.
Vor ein paar Tagen haben wir die Rückreise begonnen. Da wir den Mittellandkanal schon auf der Hinreise erwähnt haben, werden wir jetzt darauf verzichten, wieder im Detail darauf zurückzukommen.
Oder doch?
In diesem Beitrag geht es um Liegeplätze, denen wir auf unserem Weg in Deutschland begegnet sind, mit Schwerpunkt Mittellandkanal, Berlin und Umgebung.
Am Kanal:
Zunächst mal zu den Kanälen, hier findet man genügend „Liegeplätze für Sportboote„. Nach Wolfsburg nimmt die Dichte allerdings ab. Sie bieten eine praktische und billige Alternative zu Häfen, vor allem, wenn diese rar sind, und falls man auf Strom und Wasser verzichten kann.
Unsere Erfahrung ist eher positiv. Die meisten (von uns aufgesuchten Plätze) liegen in ruhiger Umgebung. Der Berufsverkehr hält sich in Grenzen. Der Schwell wirkt kaum störend, da die Frachter hier mit gemäßigter Geschwindigkeit unterwegs sind. Die beschilderten Plätze sind auf den üblichen Karten markiert. So kann man seine Etappen gut planen. Allerdings bieten die markierten Zonen im allgemeinen nur Platz für maximal 3 Boote. An besonders gesuchten Stellen kann es dann an ein paar Metern Spundwand fehlen. An den markierten Liegeplätzen sind diese oft verkleidet, was das anlegen und festmachen sicherer gestaltet. Unterwegs trifft, man auch auf „Dauercampern„, die diese Stellen als Abstellplätze benutzen.
In Minden, am Wasserstrassenkreuz, ist es schwierig, eine freie Lücke zu ergattern. Weder auf der Hin- noch auf der Rückreise gab es einen Zentimeter Platz! Obwohl dort die Wasserschutzpolizei darauf achtet, dass die Schiffe nicht länger als eine Nacht verweilen.
In Berlin
Hafen in der Innenstadt auf der Spree ? Fehlanzeige!!!
In der Nähe des Reichstags gibt es am rechten Ufer einen „Kai“ mit ein paar Festmachern und 4-5 Plätzen zum Anlegen. Die Liegedauer ist auf 24 Stunden begrenzt. Mit etwas Glück, kann man dort einen Platz ergattern.
Es gibt dort wenigstens einen Müllcontainer. Aber das wars dann auch für die Bundeshauptstadt! Man findet noch Häfen an der Peripherie, z.B. auf dem Teltow-Kanal. Wenn man das Pech hat, keinen Platz in Berlin Mitte zu finden, bleibt nur die Rückfahrt nach Spandau oder weiter zu den Seen im Osten.
Auf den Flüssen und Seen im Umfeld der Stadt
Auf den ersten Blick könnte man sagen, SUPER! Soviel Häfen gibt es selbst in Friesland nicht pro Quadrat-Kilometer. Stimmt, ABER, es sind meistens Privat -oder Clubhäfen, die den Begriff „Gast“ oder „Passant“ nicht kennen.Wenn Plätze vorhanden, so sind sie meistens von den unzähligen Charterbooten belegt.
Natürlich gibt es Ausnahmen, wie in Brandenburg, aber telefonische Voranmeldung ist geraten. „Meldestege“ sucht man im Allgemeinen vergeblich. Es bleibt das Ankern auf den wunderschönen Seen. Da ist die Auswahl schlicht endlos.
Zum Abschluss ein Beispiel: In Köpenick fanden wir in einem Hafen einen freien Platz. Wir fragen nach, „ja klar, Sie können hier eine Nacht bleiben, die Charterboote sind gerade unterwegs,…“. SUPER! Dann die Überraschung beim Bezahlen: 40 € (vierzig!) Festpreis. 40 ? „Ja, ich mache mir die Mühe nicht nach Grösse abzurechnen„.
In den wenigen Häfen, die Gastplätze anbieten, sind die Preise zwar „angemessener„, aber auch hier ist man vor Überraschungen nicht sicher: Preis = Bootslänge + Strom + Wasser + Anzahl der Personen (Kinder unter 4 Jahren kostenfrei) + Dusche + etc. Da kommt am Ende auch ein stattlicher Betrag zusammen.
Die von uns benutzten Häfen werden auf der Seite „Liegeplätz/Deutschland“ erwähnt und vorgestellt (z.Z. im Bau).
Es gibt viele Möglichkeiten, eine Stadt wie Berlin zu erkunden: nach der schönen Bootsrundfahrt wollen wir jetzt mehr „erfahren“ über die frühere Berliner Mauer.
Kurz nach ihrem Fall, glich das heutige Zentrum Berlins eher einer verwahrlosten „Banlieue“, die man eher von den Stadträndern kennt als vom Stadtzentrum.
Der Potsdamer Platz war 1945 ein Ruinenfeld, zwischen 1961 und 1989 dann Teil des sogenannten „Todesstreifens“ der Berliner Mauer.
20 Jahre später erkennt man den Platz nicht wieder! Moderne Hochhäuser umgeben die Eingänge des modernen S-Bahnhofes.
Ausgestellte Fotos erinnern dort an dessen Zustand zur Zeit der Mauer.
Jetzt zurück zur Mauer. Man braucht nicht lange zu suchen, bis man ihre „Spur“ aufnehmen kann.
Gut zu erkennen sind die „Narben“ der Geschichte als „Spur“ auf dem Boden in Form einer doppelten Pflastersteinreihe, die den Weg weist.
Zur Orientierung helfen zusätzlich Schilder mit der Aufschrift „Mauerweg“ und Informationstafeln. 28 Jahre lang teilte die Mauer Berlin von Nord nach Süd auf 50km.
Unterwegs und zur Vorbereitung erweist sich eine Broschüre der Berliner Senatsverwaltung als sehr hilfreich.
Da wir zu Fuss unterwegs sind, beschränken wir uns auf einen kürzeren Abschnitt von etwa 10 km zwischen dem Brandenburger Tor [12] und der Oberbaumbrücke [17].
Läuft man den Mauerweg ab, so, stellen sich viele Fragen:
wer entschied über den genauen Verlauf nach 1945 ? Der Weg verläuft manchmal gradlinig entlang einer Strasse, teilweise kurvig oder führt im Zick-Zack hin- und her. An bestimmten Orten, wie z.B. am Brandenburger Tor oder am Verlauf der Spree, ist eine gewisse Logik zu erkennen: Symbolik (Brandenburger Tor), Natur (Spree), Stadtbezirke.
Wo war Ost-Berlin, Wo war West-Berlin? Diese Frage begleitet uns auf dem ganzen Weg. Sieht man mal von der geogafischen Orientierung und den markanten Punkten der Stadt ab, hilft ein Blick auf die Wohnblöcke links und rechts der Strasse. Dort wo früher die Mauer und der Todesstreifen waren, stehen heute moderne Wohnanlagen. Gegenüber sieht man die typischen Bauten der Nachkriegszeiten, die man auch aus anderen Städten im Westen kennt.
wie sähe die Stadt heute aus, wenn die Mauer noch da wäre oder wenn es die Mauer nie gegeben hätte?
…
Auf dem gesamten Weg gibt es Informationstafeln, die an die dramatischen Ereignisse erinnern. In der Niederkirchenstrasse führt der Weg vorbei an der permanenten Ausstellung „Topographie des Terrors, für die wir uns etwas Zeit nehmen.
Danach gehen wir zunächst wortlos weiter.
Auf unserer Reise haben wir auf einigen Banderolen und Plakaten lesen können:
„Nie wieder ist jetzt…„
Die S-Bahn S1 bringt uns wieder nach Potsdam, wo wir uns von diesem anstrengenden und interessanten Tag ausruhen.