2025 #7: Zur Schelde

Auf Sambre, Canal Charleroi-Bruxelles und Zeekanaal Brussel-Schelde

Unsere erste Etappe führt uns von Namur nach Charleroi. Gegen 8h legen wir vom Kai in Namur ab. Da Sonntag ist, gehen wir davon aus, dass wir auf geringen Berufsverkehr stoßen werden.

Als wir guten Mutes an der Schleuse „Salzinnes“ ankommen, müssen wir zunächst feststellen, dass sonntags die Schleusen auf der Sambre nur zwischen 9h und 18h bedient werden. Unser Anruf auf UKW 20 bleibt ohne Antwort. Da wir auf Bergfahrt sind und 7 Schleusen vor uns haben, zählt jede Stunde.

Um Punkt 9 öffnet „Salzinnes“ ihre Tore und wir verlassen die letzte Schleuse „Marcinelle“ kurz vor 16h. Heute begegnen wir keinem Berufsschiffer. Ein Zwischenstopp irgendwo unterwegs ist somit am heutigen Sonntag nicht nötig. Keine der sieben Schleusen ist mit Schwimmpollern ausgestattet.

Dieser Teil der Sambre geniesst bei Freizeitschiffern nicht den besten Ruf. Dafür gibt es sicherlich einige Gründe: nur wenige Anlegemöglichkeiten bieten sich an; nähert man sich Charleroi, wird die liebliche Landschaft von weitreichenden Industrieanlagen abgelöst; die Durchfahrt durch Charleroi, ist nicht sehr einladend und bei Berufsverkehr kann es hier eng werden.

Nach der letzten Schleuse fahren wir die Sambre noch ein paar Kilometer weiter flussaufwärts. In Marchienne au Pont finden wir einen Passantensteg für die Übernachtung. Diesen Platz haben wir uns bei unserer Fahrt 2023 Richtung Paris gemerkt.

Den Tag beenden wir mit einem Spaziergang durch den Ort. Ein Platz zum Verweilen ist es nicht. Die wirtschaftliche Neuausrichtung der Region ist hier noch nicht angekommen. Viele Häuser und Geschäfte stehen leer.

Der nächste Tag führt uns zum Hafen von Seneffe. Bis dahin gibt es noch drei Schleusen zu überwinden. Die ersten Zwei, „Marchienne au Pont“ und „Gosseliers“ sind mit Schwimmpollern ausgestattet. Der Hub beträgt bei allen drei Schleusen etwas 7m. Auch hier sind wir alleine unterwegs.

Bei schönstem Wetter erreichen wir den Hafen nach 4 Stunden, wo wir auch zwei Yachten wiederfinden, die uns seit Maasbracht begleiten.

Für unseren jetzigen, dritten Aufenthalt nahe Seneffe haben wir uns fest vorgenommen, das Säender Schloss zu besuchen. Allerdings ist Gewitter für den späten Nachmittag angesagt. So fahren wir direkt nach dem Mittagessen mit unseren Fahrrädern los. Das Schloss ist zwar zu besichtigen, aber wir beschränken uns auf die Aussenanlagen.

Wir profitieren von unserem Ausflug und machen noch ein paar Einkäufe im nahegelegenen Supermarkt „Intermarché„. Als wir wieder aufs Rad steigen, wird der Wind stärker und die ersten Tropfen begleiten uns auf der Rückfahrt zum Hafen.

Vor unserer Weiterfahrt erkundigen wir uns noch ein letztes Mal beim Hafenmeister, ob nicht doch der „Canal du Centre“ wieder für die Schifffahrt freigegeben ist. Er meint, „da wäre vor September nicht damit zu rechnen und selbst das wäre nicht garantiert

Die nächste Etappe bis Ittre ist recht kurz, nur 16km trennen uns vom Ziel. Allerdings liegt auf dem Weg der „Plan incliné de Ronquières„. Da dort schon seit längerem renoviert wird (eine Wanne wird nicht bedient), kann es dort zu erheblichen Wartezeiten kommen. Solange die Bauarbeiten anhalten, besorgt der „Steuerbordtrog“ sowohl den Tal- als auch den Bergbetrieb.

Diesmal haben wir Glück, die Ampel steht auf grün als wir ankommen. Beim Anmelden werden wir vom Schleusenwärter angewiesen, noch einen älteren Kahn abzuwarten, bevor wir in den Trog einfahren. Dies tun wir natürlich gerne. Die Talfahrt auf der 1,5 km langen Strecke dauert alles in allem etwa 40 Minuten.

Wir verlassen die Schleuse kurz nach 11h. Eine halbe Stunde später machen wir an einem der „Visitor„-Stege des Hafens in Ittre fest. Er liegt direkt vor der letzten wallonischen Schleuse Ittre. Die Capitainerie mit Kneipe ist ein beliebter Biker-Treff.

Wir unternehmen eine kleine Tour mit den Rädern zum Ort. Wie auch in den Niederlanden findet man hier das praktische „Knooppunt“-Netzwerk.

Das dortige, in privater Hand befindliche Schloss kann man leider nicht besichtigen.

Als wir von unserem Ausflug zurückkommen, macht gerade neben uns, zu unserer Überraschung ein alter Bekannter, die Yacht „Sandettie“ fest. Das niederländische Boot „Sandettie“, eine Linssen Yacht 41SL, haben wir zum ersten Mal 2022 in Charleville-Mezières getroffen.

Der Kapitän erzählt uns von seiner aktuellen Irrfahrt. Sie waren von den Niederlanden kommend über die Schelde nach Namur unterwegs. Die Information der Sperrung des Canal du Centre in Belgien hatten sie nicht. So sind sie zurück nach Gent gefahren, um dann via Brüssel zur Maas zu gelangen. (Zusatz: 3 Tage später finden wir sie wieder in Willebroek,… sie sind nur bis zur Schleuse Viesville gekommen, jetzt ist auch der Canal Charleroi-Bruxelles gesperrt.) Da zur Zeit einige Wege nicht befahrbar sind, schmerzen unvorhergesehene Sperrungen doppelt! Jetzt versuchen sie, über die Rupel zum Albertkanaal zu gelangen, um so nach Maastricht zu kommen. Wir drücken ihnen die Daumen.

Zum Abschluss des Tages trinken wir noch ein kühles Bier am Hafen.

Der nächste Tag beginnt mit der 13m tiefen Schleuse Ittre, die letzte in Wallonien. Nur auf Backbord sind die Schwimmpoller funktionstüchtig.

Von Brüssel trennen uns jetzt noch 7 Schleusen auf Talfahrt.

Schon 2023 haben wir diesen Weg gewählt und die schönen, märchenhaften „Graffitis“ (oder soll man sagen Streetart-Gemälde) des Künstler Bozik beim Vorbeifahren bewundert. https://vagabond4you.com/2023/08/20/2023-16-von-der-sambre-nach-antwerpen/

Obwohl es recht zügig vorangeht, kommen wir erst gegen 16h im Brüsseler Hafen an, da es in Anderlecht an der Schleuse noch zu Verzögerungen kommt. Da es keine Wartestege gibt, machen wir an einem „Party-Kahn“ fest, was einer Person sichtlich nicht gefällt. Ob es sich um den Besitzer handelt, haben wir nicht feststellen können.

Alle Schleusen werden von der gleichen Schaltzentrale gesteuert.

Der neue Hafenmeister weist uns einen Platz am Passantensteg zu. Dort gibt es Strom und Wasser, beides im Preis des Liegeplatzes inbegriffen.

Nur die Tankstelle gibt es nicht mehr. Sie war nicht mehr normgerecht und die Kosten ihrer Erneuerung waren dem Hafen zu viel. Sichtlich fehlt es nicht nur an der Tankstelle an genügend Mitteln. Dem Hafen würde eine Renovierung gut tun.

Dafür ist das Restaurant immer noch ein angenehmer und gemütlicher Ort.

Die letzte Etappe bis zur Schelde bringt uns nach Klein-Willebroek. Wie schon die südliche Umgebung von Brüssel, ist auch der Norden von Flusshandel und Industrie geprägt. Man merkt, dass man sich langsam Antwerpen nähert, die Grösse der Containerschiffe nimmt stetig zu. Die grosse und einzige Schleuse Zemst an diesem Tag nehmen wir mit einem niederländischen Frachter, der es sichtlich eilig hat, zur Schelde zu kommen. Glücklicherweise finden wir an zwei Schwimmpollern einen sicheren Platz und Halt.

Wir legen kurz vor der Rupelschleuse am linken Ufer in einer kleinen Lücke an.

Jetzt gilt es die Gezeitentabelle zu studieren, aber dazu mehr im nächsten Beitrag.


ZUSAMMENFASSUNG:

5/ Namur > Marchienne au Pont: 51km, 7 Schleusen (zu Berg), 6.9Mh, 8h
6/ Marchienne au Pont > Seneffe: 25km, 3 Schleusen (zu Berg), 3.9Mh, 4h
7/ Seneffe >Ittre: 16km, Plan incliné, 2Mh, 2h40
8/ Ittre > Brüssel: 29km, 7 Schleusen (zu Tal), 1 Hebebrücke, 5,5Mh, 7h
9/ Brüssel > Klein Willebroek: 21km, 1 Schleuse, 7 Hebebrücken, 3Mh, 3h30

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