2024 #17 Richtung Rhein

Am 19. August verlassen wir Potsdam in Richtung Westen. Wie in früheren Beiträgen erwähnt, war unser Wunsch, über die Weser flussabwärts den Rückweg in die Niederlande anzutreten. Leider ist die Schleuse Dörpen auf dem Küstenkanal bis Ende August wegen Bauarbeiten gesperrt. Da wir vorhaben, spätestens Mitte September im Winterhafen einzulaufen, erscheint uns diese Route riskant. Die Sperrung könnte verlängert werden und der Weg über Friesland ist länger als die direkte Verbindung über den Rhein zur Maas.

Somit wählen wir die schnellere und hoffentlich sicherere Alternative. Aber zunächst heisst unser „Programm“ wieder Elbe-Havel-Kanal und Mittellandkanal.

Nach 7 Tagen und 400 km erreichen wir ohne Schwierigkeiten bei gutem Wetter und mäßigem Berufsverkehr den Dortmund-Ems-Kanal am Nassen Dreieck. Auf der Hinfahrt sind wir den Mittellandkanal etwas gemütlicher angegangen. Da hatten wir 10 Tage gebraucht, was wir für einen guten „Richtwert“ halten.

Wir wollen 2 Tage in Münster verweilen. Die Stadt kennen wir noch nicht. Wir steuern den „Stadthafen“ an. Grundsätzlich mögen wir es, direkt in Städten festzumachen.

Als wir dort ankommen, der Hafen wird inzwischen „Party-Meile“ genannt, ist die Enttäuschung gross. Bei der Renovierung des alten Industriehafens haben die Städteplaner wohl nicht daran gedacht, dass ein Hafenbecken auch für Freizeitschiffer attraktiv sein kann. Das war wohl nicht das Ziel der Planer. Es fehlt an jeglicher, sonst üblichen Infrastruktur. Nur ein paar alte weit auseinanderstehende Festmacher erinnern noch an einen Hafen.

Kein Boot, keine angepassten Festmacher, keine Stromanschlüsse, nichts !

Dafür aber Partystimmung. Die Stühle der Restaurants und Bars gehen bis an den Wasserrand. Wir drehen eine Runde, auf der Suche nach einer möglichen Anlegestelle für die Nacht. Die Blicke unzähliger Gaffer gibt uns den Rest, wir drehen ab. Später bestätigen uns andere Freizeitschiffer, die wir unterwegs treffen, dass es richtig war, abzudrehen.

Etwa 10 km südlich der Stadt finden wir bei km 59 dann einen guten und ruhigen Platz am Kanal, unweit einer Gaststädte mit Biergarten. Wir entscheiden uns 2 Tage dort zu bleiben. Denn ein Stadtbesuch steht weiterhin auf dem Programm!

Von unserem Liegeplatz aus erreichen wir am nächsten Morgen mit dem Rad in 20′ die Stadt. Kurz gesagt, der Besuch lohnt sich.

Am nächsten Tag führt uns der Weg weiter nach Datteln. Dort liegen wir in einem grossen Hafenbecken, wo für Sportboote genügend Plätze zur Verfügung stehen. Hier gibt es die gleichen Stromanschlüsse, wie man sie auch auf dem südlichen Teil des Dortmund-Ems-Kanal häufig findet. Um sie benutzen zu können, braucht man die „App“ Ease2pay / Walstroom. In unserem Fall reicht das aber leider nicht! Jeder Anschluss-Schrank kann normalerweise von 2 Verbrauchern genutzt werden. Jedoch an unserem Liegeplatz ist der einzig freie Anschluss „ausser Service„,…. Die Schränke bieten im allgemeinen Anschlüsse für 16A und 32A und 64A an.

Mit dem Fahrrad kann man in 30′ zu den Henrichenburg Schleusen und den historischen Hebewerken fahren. Das alte Hebewerk wurde zu einem Industriemuseum umfunktioniert. Für Technikinteressierte ein MUSS.

Jetzt trennt uns nur noch der Wesel-Datteln-Kanal vom Rhein. Der Berufsverkehr nimmt gegen Ende des Kanal stark zu. Für den Kanal haben wir 2 Tage vorgesehen. Wir übernachten in Dorsten, wo wir 2 Tage bleiben, da wir einen Abstecher nach Essen ins Ruhrgebiet vorhaben.

Am Abend sind nicht nur Frachter unterwegs, sondern auch Standup Paddler, was manchmal auch Hupkonzerte zur Folge hat.

Die Stadt Essen ist mit dem Zug in 25′ zu erreichen. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Besuch in der ehemaligen Zeche „Zollverein“ aus. Ebenfalls ein MUSS, wenn man sich für die Industriekultur des Ruhrgebietes interessiert. Lang ist’s her,…

An die letzte Schleuse vor dem Rhein werden wir uns noch lange erinnern. Wir erreichen sie gegen 12h45. Recht schnell merken wir, dass wir Zeit zu einem schnellen Mittagessen haben. Dass wir aber erst kurz nach 16h die Schleuse verlassen, hätten wir uns nicht vorstellen können. Aber das ist nicht das einzige Aussergewöhnliche an diesem Tag.

Wir sollen in der grossen Kammer mit zwei Frachtern und einem zweiten Sportboot schleusen. Wir machen uns wie üblich hinter den Frachtern fest und warten auf das zweite Sportboot.

Die anscheinend unerfahrene Crew lässt sich von Wind und möglicherweise etwas Strömung überraschen. Ihr Boot stellt sich bei der Einfahrt quer und nimmt die ganze Breite der Schleuse ein. Es dauert eine Weile bis die Crew ihr Boot unter Kontrolle bekommt. Am Ende bleiben ein paar Kratzer am Rumpf. Das ist zwar ärgerlich, aber es hätte schlimmer ausgehen können.

30′ später erreichen wir unser Tagesziel, den Hafen in Wesel am Rhein, wo uns eine weitere Überraschung erwartet. Unweit des Hafens findet das „Bulli-Fest“ statt. Als ehemalige VW-Campingbus Enthusiasten kann man eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Der Abend wurde dann länger als geplant. Ein guter Abschluss. Morgen gehts zurück in die Niederlande.


Zusammenfassung:

  • Havel:
    • Potsdam – Brandenburg : 5,2h, 70km, 1 Schleuse
  • Havel-Elbe-Kanal :
    • Brandenburg – Haldersleben : 10h, 94km, 3 Schleusen
  • Mittellandkanal:
    • Haldersleben – km 210 (MLK) : 10,5h, 1 Schleuse
    • km 210 – Hannover : 4,6h, 48km, 1 Schleuse
    • Hannover – km 89 :7,8h, 75km
    • km 89 – Bad Essen: 2,9h, 28km
    • Bad Essen – Stichkanal Ibbenbüren : 5,2h, 57km
  • Dortmund-Ems-Kanal
    • Stichkanal Ibbenbüren – km 59 (DEK) : 6,3h, 58km, 1 Schleuse
    • km 59 – Datteln : 4h, 36km
  • Wesel-Datteln-Kanal :
    • Datteln – Dorsten : 5h, 33km, 4 Schleusen
    • Dorsten – Wesel : 8h, 30km, 2 Schleusen

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