Die Sambre haben wir 2021 teilweise und nun 2023 vollständig in beide Richtungen befahren. Zeit also für eine Bilanz. Bis 2021 war die Sambre auf französischer Seite 15 Jahre lang nicht mehr befahrbar. Also ein recht „junges“ Revier.
Schleusen
Auf 300km verteilt, zwischen Namur und Compiègne, gilt es 80 Schleusen und einige Hebe- und Drehbrücken zu überwinden.
Berufsverkehr trifft man im wesentlichen auf der belgischen Seite auf der unteren Sambre, zwischen Namur und Charleroi. Der Berufsverkehr beschränkt sich in Frankreich auf den Canal St. Quentin und einige Kilometer auf dem Canal de l’Oise à la Sambre.
Die restliche Strecke beidseitig der Grenze ist ausschließlich dem Bootstourismus gewidmet.
Für die Schleusen findet man (zurzeit) unterschiedliche Bedienvorgänge :
- Bedienzentrale und Kommunikation über VHF
- Schleusenwärter
- Fernbedienung
- nur zum Öffnen der Türen , Bedienung mit Hilfe einer grünen Stange an der Kammerwand
- zum Öffnen der Türen und zum Starten der Schleusung (diese Methode wird auf französischer Seite weiter ausgebaut)
Es ist anzumerken, dass es in vielen der kleineren Schleusen kaum (oder keine) Festmacher in den Wänden gibt. Dies ist vor allem störend bei tieferen Schleusen mit „Stangen-Bedienung“. Man muss dann hochklettern, um die Leine festzulegen. Wenn sich dann noch die Leiter auf der gegenüberliegenden Seite der Stange befindet, wird es umständlich , das Boot festzumachen und gleichzeitig die Schleusung zu starten. Zum Glück werden einige tiefere Schleusen noch von hilfreichen Schleusenwärtern bedient.


Liegeplätze
Auf belgischer Seite gibt es einige nette Häfen und ausreichend Stege zum Übernachten. Teilweise handelt es sich um Schwimmstege.
Gut liegt man in Erquelinnes, Thuin und Landelies.



Diese sollte man bei regnerischem Wetter bevorzugen. Die Sambre kann schnell anschwellen. Als wir z.B. im Mai unterwegs waren, war die Sambre auf französischer Seite für die Navigation wegen Hochwasser für einige Tage gesperrt.
Gut ausgestattete Häfen findet man auf französischer Seite nur in Chauny und in Hautmont. Da dieser Streckenteil jahrelange vernachlässigt war, ist es nicht überraschend, dass gute Infrastrukturen noch sehr begrenzt zu finden sind. Die Schleusenwärter sind allerdings sehr hilfreich und geben gute Tipps. Allerdings muss man oft auf Strom und Frischwasser verzichten.

Gute Anlegemöglichkeiten mit Strom und Wasser findet man in Etreux und Landrecies, Berlaimont. Wer den französischen Käse „Maroilles“ mag (man kann ihn nur lieben oder hassen!), der sollte hier eine Rast einlegen. Mit dem Fahrrad ist der Ort in 30′ erreichbar.


Landschaft
Wenn man einen Vergleich wagen darf, die Landschaft erinnert an die Somme und die Ardennen, sowohl von Landwirtschaft als auch von Industrie geprägt.


Allerdings wie sooft in Grenzgebieten, machen die Orte und Städte eher einen traurigen Eindruck. Vieles verfällt, die Geschäfte in den Orten wurden durch grosse Supermärkte in der Peripherie ersetzt. Dieser Eindruck wird im Sommer noch verstärkt!. Denn auch wenn offiziell der Tourismus Priorität n°1 ist, macht die Bevölkerung im Juli – August Ferien. Somit sind auch die wenigen, noch existierenden traditionellen Restaurants wegen „Fermeture annuelle“ weitgehend geschlossen!
In einem früheren Beitrag haben wir schon auf die Industrielandschaft um die Stadt Charleroi berichtet. Für den Fotografen gibt es dort interessante Motive. Hier sieht man wie aus der ehemaligen Stahlindustrie eine neue „Recycling-Industrie“ entstanden ist. Nicht unbedingt schön, aber sehr sinnvoll.

Fahrbedingungen:
Die obere Sambre und ihre Kanäle sind leicht und problemlos zu befahren. Vorsicht gilt allerdings auf der von Berufsfahrern stark befahrenen Strecke zwischen Namur und Charleroi.
Probleme kann es geben bei Booten mit grösserem Tiefgang. Es gibt Stellen, wo wir nur 20 cm Kielfreiheit hatten. Dies trifft vor allem im Ober- und Unterwasser der Schleusen zu, dort wo die Sambre die Kanalstrecken kreuzt. Da wir nur 1m Tiefgang haben, hatten wir keine Schwierigkeiten. Einige Bootsbesitzer haben uns berichtet, dass sie mehrmals den Grund berührt haben. Der Grund ist wohl meist sandig, somit kommt es zu keinen grösseren Schäden.
Da inzwischen die „Maas-Strecke“ in Frankreich oft nicht oder nur teilweise befahrbar ist, bietet die Sambre eine gute Alternative für Frankreich-Törns.