Im letzten Beitrag haben wir die „Bergstrecke“ von der belgisch-französischen Grenze bis zum Ort Etreux beschrieben. Am 20. Mai geht es weiter talwärts. Während der 5.Etappe erreichen wir nördlich von Compiègne die Oise.
Auch wenn hier die meisten Schleusen mit Fernbedienung aktiviert werden, begleiten uns auf diesem Teil die Schleusenwärter(innen) von VNF. Es gibt ein paar Hebe- und Drehbrücken zu bedienen. Das überlässt man noch nicht einem Automaten!


Unsere Schleusenwärter sind ausgesprochen nett, motiviert und hilfsbereit. Zum Muttertag gibt es sogar Blumen für die Mütter an Bord der beiden Schiffe BALU und VAGABOND.

Auf der ersten Etappe zwischen Etreux und Vadencourt liegen 19 Schleusen und 3 zu hebende Brücken. Auch wenn die Strecke recht kurz ist, brauchen wir dazu gute 6 Stunden.
Auf der kanalisierten Sambre liegen die Wehre und Schleusen nah beieinander. Da vor einer Woche hier noch Hochwasser war, ist der Wasserstand noch hoch. Wir sind auf Talfahrt, so stört die Strömung beim Ausfahren aus den Schleusen wenig.

Die Fahrt verläuft entspannt. Die Strecke stellt keine besonderen Anforderungen. Berufsverkehr trifft man kaum. Nur wenige Frachter verkehren hier (noch). Dies ändert sich aber auf der l’Oise und der Seine.






Erst 2021 wurde die gesamte Strecke von der Meuse in Namur bis zur Oise bei Pont L’Evèque wieder eröffnet. Die Hoffnung auf den Bootstourismus ist gross. Ohne den Willen der Regionalverwaltung zu Investitionen, wäre der Kanal wohl geschlossen geblieben. Neue Kanalbrücken waren nötig, um die Schiffbarkeit wieder herzustellen.
Auch hier ist die Landflucht gross, manche Orte wirken wie Potemkinsche Dörfer. Trotzdem, oder gerade weil es so ist, lohnt sich die Reise über die malerische Sambre. Der Weg ist geruhsam, und bildet eine gute Alternative zur Meuse (eventuell Ardennenkanal) und Marne nach Paris.
Es fehlt allerdings noch an gut ausgestatteten Liegeplätzen. Häfen wie Hautmont oder Chauny sind eine Ausnahme. Oft haben wir an einer Kai-Mauer gelegen.



In la Fère gibt es in 10 Minuten Entfernung vom Kai einen Supermarkt Leclerc und einen Lidl.
Die Stadt Chauny wurde im 1. Weltkrieg völlig zerstört. Im Anschluss wurde sie wieder vollständig, teils im Art Déco Stil, aufgebaut. Viele Gebäude, wie etwa das Rathaus oder der Bahnhof, zeugen noch von dieser prachtvollen Zeit. Damals wurden die Kanäle noch ausschliesslich für den Frachtverkehr gebraucht. Mit dem Niedergang der industriellen Blütezeit war auch dies zu Ende.


Wir nutzen die Zeit im kleinen, gemütlichen Clubhafen in Chauny zum Waschen und Ausruhen (BALU und VAGABOND crew).


2 Tage bleiben wir in Chauny. Der Hafen liegt am Stadtrand. Zum Besuch der Stadt benutzen wir unsere Fahrräder.
Zusammenfassung:
- Teil 1: Bergstrecke (flussaufwärts von Belgien kommend)
- Erqueliennes > Hautmont : 18 km, 3h, 3 Schleusen
- Hautmont > Landrecies : 38 km, 5h30, 7 Schleusen
- Landrecies > Etreux : 20 km, 3h, 3 Schleusen
- Teil 2: Talstrecke
- Etreux > Vadcourt: 13km, 6h, 19 Schleusen
- Vadencourt > Ribemont : 19 km, 4h, 9 Schleusen
- Ribemont > La Fère : 18 km, 3h, 8 Schleusen
- La Fère > Chauny : 11 km, 2h, 4 Schleusen
- Chauny > Compiègne : 40km, 6h, 4 Schleusen